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Weißeritz-Zeitung : 19.03.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192503193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19250319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19250319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1925
- Monat1925-03
- Tag1925-03-19
- Monat1925-03
- Jahr1925
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 19.03.1925
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KBatzlt zu werde« brauchte«. Ek» weiterer Ausruf M a« die elsässischen Bürgermeister gerichtet und Mtrdert diese aus, den Anordnungen der Unterpräfekten hinsichtlich der Streikbewegung nicht nachzukommen. Berhast««» vo« SchatzgrSber-Schwindler« Der Dänischen Polizei ist es gelungen, eine Bande von Schatzgräber-Schwindlern in Madrid zu verhaften. Dabe» konnte festgestellt werden, datz die Bande über Hn vollständiges Büro verfügte, in dem die wich tigsten Adreßbücher aus zahlreichen Ländern für ihre Einecke ausgewertet wurden. Heber 5000 geschriebene »nd bereits frankierte Briese wurden vorgefunden. Aö hat sich dabei herausgestellt, datz die Mitglieder der Banoe durch ihre Schwtndelbriese eine laufende «erhebliche Einnahme verzeichnen konnten, da noch immer trotz aller Warnungen Adressaten dieser Schwindelbrrefe den ihnen gemachten Angaben Glau ben schenkten Wenn auch zu hoffen steht, dah durch Wiesen Fang der Madrider Polizei eine der gefähr- Echsten Schatzgräber-Schwindelbanden unschädlich ge macht worden ist, so kann doch damit gerechnet werden, daß auch weiterbin von anderen Schwindlern die ein- rragltche Methode fortgesetzt werden wird. Anschlag auf den Schnellzug Rom—Mailand. Bet Pisa in Italien wurden vier eiserne Pfähle, die »eben dem Bahngeleise lagen und bei der Elektrifi zierung dieser Eisenbahnstrecke als Träger der elektri schen Leitung verwendet werden sollten, quer über die Schienen gelegt. Die Maschine des Schnellzuges Nom—Mailand schnitt den ersten Pfahl entzwei und schleuderte die beiden folgenden beiseite. Bevor der Vierte Pfahl überfahren wurde, konnte die Maschine hum Stillstand gebracht werden. * * Ei« Kabel Italien- Amerika eingeweiht. Das «ordamerikantsche und das italienische Volk sind jetzt durch ein neues Kabel Anzio —New York verbun- hen, das in Anwesenheit der italienischen Minister, des Mnertkanischen und spanischen Botschafters feierlich ein- Heweiht wurde. Der Berkehrsminister hielt im Na me« der italienischen Regierung die Einweihungsrede. Mahlreiche Depeschen wurden gewechselt zwischen dem Röntg von Italien und Coolidge, dem Kardinal Gasparri im Namen des Papstes, dem Kardinal Hayes V«d dem König von Spanien. " so»« Sahre alte Fischerdörfer In Wien Mud in letzter Zeit urgeschichtltche Funde gemacht Gorden, die für die Vorgeschichte des Bodens der Stadt hon großer Bedeutung sind. Die von dem Direktor des «aturhistortschen Museums eingeleiteten Arbeiten er- »aben an einer Stelle Brandgräber aus dem Beginn Wer Hallstattperiode (etwa vom 9. oder 8. bis 4. Jahrhundert vor Christo) und an einer anderen Stelle »roße Wohnstätten einer späteren Phase derselben Kul- »urepoche mit reichem keramischem Inhalt. Wie noch durch Ausgrabungen an einigen anderen Stellen fest- Bestellt werden konnte, trat jetzt eine dichte Besiedlung He» FwridSdorfer Donauusers deutlich in Erscheinung. Nach diesen Feststellungen handelt es sich um Fischer dörfer aus der Zeit um das Jahr 1000 und das Jahr Odd vor Christi Geburt. i Kleine Nachrichten. * 3« Berlin-Tharlottenbura starb im Aller vvu 75 Mphren Max Thier. In jungen Jahren wandte er sich der Philatelie z« und wurde die weitaus bedeutendste Welt- WNwrität aus dem Gebiete der Briefmarkenkunde. * Ha» Lübecker Lehrerseminar ist nach 118 jährigem Bestehen geschloffen worden. * Der Kreuzer „Berlin" ist von seiner mehrmonatigen UuSlandSreise zurückgekehrt und wohlbehalten im Kieler Hafen eingelaufen. * In Dresden beging die mitteldeutsche Gruppe des Gerein» deutscher Eisen- und Stahlindustrieller die Feier G-e» SV jährigen ««stehen». * Die Bevölkerung Australien» beträgt nach der letzte« Kühlung 5873 Millionen. Da» bedeutet «ine Zunahme mn I«4vöü im letzten Jahre. Der Erbe. i- Roman von v. Ulst«. „W»« ich bitte Sie, mein verehrter Herr von NlKwero! Welche Gedanken! Quälen Sie sich doch Micht mit solchen Hirngespinsten! Das wird sich spä- alle» schon regeln. Verlassen Sie sich nur auf W^h- .Ich werde schon alles in Ordnung bringen. Ach hab« schon größere Verwicklungen entwirrt! Wissen W-E- -wischen welchen Menschen die größte Feindschaft WrHieht^ f „Nun?"' »Zwischen Ehegatten, die sich im Zorn getrennt haben. Hahaha. Und doch habe ich solche Feind schaften mehrfach ausgeglichen. Ja, ja, — dlwegen G Ihre Lage ein Kinderspiel. Nur Vertrauen müssen Oe zu mir haben — unbedingtes Vertrauen! Und -war nicht nur al» Arzt, sondern auch als Mensch, als Freund! Und ich werde Ihr Freund sein — daraus können Sie sich verlassen! Aber um Vertrauen muh ich Sie bitten. Wollen Sie mir vertrauen?" Er hielt Rolf die Hand entgegen, in welche dieser langsam die seinige legte. Warm und weich, fast wie eine Frauenhand, schmeichelnd und doch fest schloß sich die Hand des Arztes um die Rechte Rolfs, und es war diesem, al» entspringe dieser weichen, sanften Hand «ine seltsame Wärme, die wie ein Fluidum durch seine Adern r eselte und seinen Willen etnzuschläfern schien. Dabei sahen ihn die großen, etwas vorstehenden, blauen Augen Dr. Winters durchdringend an, während um seinen breiten Mund ein süßliches Lächeln spielte. Und Rolf mußte seine Augen senken? er vermochte sich »em Einfluß dieser grellen, blauen Augen nicht zu «nt-lehen. „Ich habe keinen Grund, Ihnen zu mißtrauen," fvgte Rolf wett weniger schroff, al» im Anfang. „Und ich danke Ihnen für die Freundschaft, die Sie mir ent- Segenbringen." „Bravo!" rief der Arzt und schüttelte dem jungen Mann herzlich die Hand. „Und jetzt kein Wort Wetter über diese Angelegenheit, die Sie nur in Erregung bringt. Kommen Sie! In zehn Minuten sind wir zu Ei« gute», leichte» Abendessen, ein gemütliche» DUawerftandthen und Vann um PM MO tM EU Betti Da» ist bet «n» die Hausordnung." ,Ach werd« kaum um halb zehn Uhr schlafe« können." „Dafür lassen Sie mich nur sorgen, mein lieber Freund — Sie gestatten mir doch, datz ich Eie so nenne! Ich sorge überhaupt für alle». Ich nehme Ihnen jede Sorge ab. Sie leben nur Ihrer Gesundheit, dem Frieden und der Ruhe de» Körpers und der Seele Karten Sie nur, Sie werden bald sagen: Dieser Doktor Winter ist ein famoser Kerl! Er hat mich gesund an Leib und Seele gemacht!" Damit faßte er Rolf unter den Arm und führt« den junge« Mann, der ihm willenlos, wie in eine, leichten Betäubung folgte, mit sich fort. 8. Kapitel. Wen» Rolf von Riedberg erwartet hatte, in der Erholungsstätte Waldfrieden ein einfaches, stilles, idyllisch gelegenes Landhaus zu finden, so sah er sich arg enttäuscht. Ein stattliches Gebäude, einem moder nen Hotel-Palast ähnlich, erhob sich inmitten schöner, wenn auch neuer Gartenanlagen; der Turm, welcher das Gebäude krönte, gab demselben fast da» Aussehen eines Schlosses. „Ich habe das Sanatorium im vorigen Jahre ganz neu erbaut," erzählte Doktor Winter seinem neuen Gast, als sie durch die Anlagen dem hellerleuchteten Hause zuschritten. „Die alte Anstalt, die mein Schie- gervater errichtet und geleitet hat, war nicht mehr zeitgemäß. Mein Schwiegervater — er wohnt jetzt unten im Dorf in einer kleinen Nilla — war ein Arzt der alten Schule. Er wollte die Menschen durch engsten Anschluß an die Natur kurieren — hahaha! Das mochte hingehen in der guten alten Zeit, in der noch der Postwagen den Verkehr vermittelte. Aber heut« im Zeitalter der Elektrizität, der Röntgenstrahlen, der Luftschiffahrt und der vorgeschrittenen Technik über haupt, ist ein solches einfaches Mittel nicht wirksam genug, um die Nervosität der Menschen zu heilen. Da müssen den Luft- und Sonnenbädern elektro-magne tische Kuren, Bäder und Bestrahlungen zu Hilfe kom men. Kunstgemäße Bcwegungskuren, Massagen und dergleichen müssen die erschlafften Nerven wieder stär ken — kurz, alle die Mittel der modernen Naturheil- kunde müssen zu Hilfe gerufen werden. Sie werden sehen, daß alle diese Mittel in meinem Sanatorium in höchster Vollkommenheit vorhanden sind. Morgen werd« ich Sie in meiner Anstalt umherführen und Ihnen aller zeigen. Aber da sind wir ja schon. Im Speisesaal ist unsere Gesellschaft schon versammelt! Bitte, treten Si< ein und seien Sie herzlich willkommen!" Ueber eine mit Oleander- und Kirschlorbeer bäumen besetzte Terrasse traten sie in den Speise saal, der durch eine elektrische Krone hell erleuch tet war. Erstaunt blieb Rolf von Riedberg stehen. Er glaubte sich in ein elegantes Restaurant der Friedrich straße Berlins oder in den Spetsesaal eines modernen Hotels versetzt. An einer reich mit Blumen geschmückten Tafel faßen etwa zwanzig Damen in eleganten Kleidern; einige Herren in Smoking mit weitausgeschnittener Weste unter ihnen. Einige kleinere Gesellschaften hatten an separaten Tischen Platz genommen. Eine lebhafte Unterhaltung schwirrte durch den Saal. Bei dem Eintritt des Doktors und Rolfs ver stummte sie auf einen Augenblick. Dann aber erhoben sich fast sämtliche Anwesende — namentlich die Damen — und umringten unter stürmischen Begrüßungen den Arzt. „Wo bleiben Sie denn, bester Doktor?" „Wir haben mit dem Essen auf Sie gewartet!"" „Ohne Sie schmeckt e» uns doch nun einmal nicht!" „Sehen Sie doch, wir haben Ihren Platz mit Blumen geschmückt!"" So schwirrten die Ausrufe der Damen, die sich eng um den kleinen Doktor scharten, durcheinander. Namentlich eine große, starke Dame, deren elegantes Schleppt!eid ziemlich weit ausgeschnitten war und die vollen Schultern und einen üppigen Hal» sehen ließ, schmiegte sich fast zärtlich an den Arzt. „Aber, meine Damen, meine Damen — ich bitte, nicht so stürmisch!" rief der kleine Doktor mit stolzem Lächeln. „Bedenken Sie Ihre Nerven! Die bedürfen doch der Ruhe! Frau Professor, Sie werden e» morgen büßen müssen!"' Damit ergriff er die Hand der starken Dame und streichelte sie liebevoll. „Ach ja, ich fühle meine Nerven schon," erwi derte die Frau Professor mit gefühlvollem Augen- aUfschlag. „Aber Ihre Hand beruhigt mich, teuerster Doktor!" „Nun, meine Damen und Herren, so lassen Sie mich Ihnen unsern neuesten Gast vorstellen," fuhr Dok tor Winter fort. „Herr Rolf von Riedberg wird einige Wochen unser Hausgenosse sein. Frau Professor Dannebaum, wollen Sie Herrn von RieLberg in Ihren Schutz nehmen'?"" „Mit dem größten Vergnügen," entgegnete die starke Dame mit sehr liebenswürdigem Lächeln. „Darf ich um Ihren Arm bitten, Herr von Riedberg? Neben mir ist noch ein Platz frei!" Willenlos, betäubt fast bot Rolf der Dame, die wohl feine Mutter hätte sein können, den Arm, auf den die Frau Professor ihre weiße, fleischige Hand mit zärtlichem Druck legte. Dann führte sie den neuen Gast zu seinem Platz an der Mitte der Tafel. „Und nun, meine Herrschaften, lassen Sie sich nicht stören!" rief Doktor Winter, am oberen Ende der Tafel Platz nehmend. „Herr von Riedberg, der von der Eisenbahnstation zu Fuß hierher gegangen, wird auch hungrig sein. Meine Liebe," wandte er sich an eine einfach gekleidete, schlicht frisierte Dame, oie be scheren am unteren Ende der Tafel saß, „willst du ser vieren lassen?"' Die Anaeredete, augenscheinlich die Gattin de» Arztes, gab den aufwartenden Mädchen, die schwarze Kleider und weiße Schürzen trugen, einen Wink und da» Abendessen beaann. Roh erstaunte vo« neuem. Da» «Hup« m«. einfach, aber gut -«bereitet, und bestand au» ein« kräftigen Suppe, einem leichten Fleischgericht und eine» schmackhaften süßen Speise, welcher ein Dessert vo» allerlei Obst folgte. Getrunken wurde leichter Net» oder Sauerbrunnen. Nur «ine Gesellschaft an ein«» der separaten Tischchen ließ eine Flasche Champagne» kommen. „Eine Flasche will ich gestatten, meine Herren," sagte der Arzt mit gutmütigem Lächeln. „Na, na, Doktor," entgegnete einer der Herren, „Sie sind doch sonst kein Kostverächter!" „Alles zu seiner Zeit, mein verehrter Herr Kom merzienrat," erwiderte Doktor Winter und zwinkerte dem betreffenden Herrn mit schlauem Lächeln zu. Das Gespräch wurde wieder allgemein. Der Doktor überschaute mit frohem, behaglichen Lächeln den Tisch und die lebhaft plaudernden Gäste. „Kennen Sie unsern Doktor schon lange?" fragte Frau Professor Dannebaum Rolf, indem sie dem kleinen Arzt einen liebevollen Blick zuwarf, der ebenso liebe voll erwidert wurde. „Ich sah ihn heute zum ersten Male," entgegnete Rolf. „SanitätSrat Bernhardt empfahl mich hierher." „Ach, der liebe Sanitätsrat Bernhardt! Er hat auch mich hierhergeschickt, und ich kann es ihm nicht genug danken! Sie können nicht glauben, wie herunter gekommen ich war! Jetzt fühle ich mich wie neu belebt." Zweifelnd betrachtete Rolf die üppige, schein bar von Gesundheit strotzende Erscheinung der Fra« Professor. „Sie glauben mir nicht, weil ich so blühend au»- sehe? Aber das ist alles nur Schein. Meine Nerve« waren total erschöpft! Jetzt fühle ich mich aber frisch und stark, und das alles verdanke ich unserm liebe« Doktor Winter. Sie werden in ihm einen seltene» Mann und Charakter kennen lernen! Einen Arzt, wie es keinen zweiten gibt! Er heilt nicht nur den Leib, sondern vor allem die Seele. Die feinsten Regungen der Seele und des Nervensystems weiß er zu deuten. Die gesunde, frische, starke Seele bedingt auch die Gesundung des Körpers: TaS ist sein Grundsatz. Und er hat recht — oh, so recht! Ich fühle es an mir selbst. Nur mutz man sich ihm ganz hingeben, auf seine Ideen eingehen, seinem Einfluß nicht widerstreben. Ei nige gehen darin allerdings etwas zu weit. Sehe« Sie dort jene Dame," fuhr sie im Flüsterton fort, „ich meine die im blauen Crepe-de-Chine-Kleid — str ist ganz vernarrt in unsern lieben Doktor. Sehen Sie nur, wie sie ihn anschmachtet! Ich hasse diese Damel Sie ist die Gattin eines Berliner Bankiers — finde« Sie ihre Toilette nicht sehr extravagant?" Frau Bankier Löwenthal, die etwa» jünger fei« mochte, als Frau Professor Dannebaum, war eine schöne Frau, die ein Reformkleid aus blauem, duftigen StoA trug, das ihre volle Gestalt allerdings sehr zue Geltung brachte. Rolf meinte lächelnd, daß das lichte Blau ihr«» Kleides sehr gut zu dem dunklen üppigen Haav passe. „Sie ist eine Erzkokette, sage ich Ihnen!" flüsterte Frau Dannebaum, und ihre Äugen funkelten in eifer süchtigem Zorn. „Kennen Sie Frau Doktor Winter schon?" fragt« sie nach einer Weile. „Ich habe nicht die Ehre." „Jene Frau in dem einfachen, grauen Kleide «M Ende des Tisches. Ich begreife nicht, wie der Doktor zu einer solchen Frau gekommen ist. Spießbürgern«» in jeder Beziehung! Sie paßt gar nicht zu ihre» genialen Gatten und sie versteht ihn auch nicht. Abm eine gute Haushälterin und Köchin soll sie sein — nun, das ist immerhin etwas wert in einem so große« Etablissement. Auch soll sie Vermögen besitzen. Doch das hat bei unserm lieben Doktor sicherlich keine Roll» gespielt. Er ist der aufopferndste Mann, den ich kenne« gelernt habe." Im weiteren Verlaus des Gespräch», da» allen? dingS zum weitaus größten Teil von der Frau Pro fessor weitergeführt wurde, erfuhr Rolf noch manche» lei Einzelheiten über die buntzusammengesetzte Ge sellschaft dieses Sanatoriums. Da war der vornehm aussehende, würdevolle, ab» halb vertrottelte Geheimrat, der an hochgradig« Arterienverkalkung litt. Da war ferner ein finfle» dreinstierender Major a. D-, ein Alkoholiker, der vo» momentanen Wutanfällen ergriffen wurde, sonst ab«r ein ausnehmender Damenfreund war — besonders i« Bezug auf die Zimmermädchen. Der joviale Kommev- zienrat war nur als Begleiter seiner Gattin, einer zarten hysterischen Dame, da, die sich sehr unglücklich und unverstanden fühlte und Hypernaturaltstische No vellen schrieb. Ein überarbeiteter Privatdozent was so begriffsstutzig geworden, datz er zeitweise selbst seine« Namen vergaß — kurz, ein jeder der Herren schien eine faule Stelle in seinem Seelenleben zu haben, di» Doktor Winter heilen follte. Und nun erst die Damen! Welche Sonderbarkeit«» Frau Professor von ihren lieben Mitschwestern zu ir- zählen wußte, das überstieg alle Grenzen! Daß Fra« Löwenthal „männertolr' war, stand für sie bomben fest. Datz das spindeldürre, vierzigjährige Fräulei« Maddtg dagegen die Männer in unverdienter Weife haßte und dabei die größte Klatschbase der Welt war, war eine Entdeckung, die Frau Dannebaum kürzlich g«» macht hatte. Und dah Frau von Sandbeck, die dort drüben an einem Tischchen mit zwei reizenden Töchtern von zehn und acht Jahren saß, vor Hochmut verrückt geworden war, hatte die kluge Frau Professor auch herausgefunden. Die übermäßig dicke Frau ein« reichen Fabrikan ten aus Leipzig wollte schlank werden, die überzart« Gattin eines Amtsgerichtsrats dagegen wollte an Kör perfülle zunehmen. Diese litt an nervösen Herzzu ständen, jene an den Folgen einer schweren Operation. Eine andere litt an krankhafter Verschwendungssucht, und jene schöne, junge Dame dort, die so angelegent lich mit dem vergeßlichen Privatdozenten plaudert«, sollte sogar mit der seltsamen Krankheit der Klepto manie behaftet sein.
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