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Weißeritz-Zeitung : 09.02.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192602096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19260209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19260209
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1926
- Monat1926-02
- Tag1926-02-09
- Monat1926-02
- Jahr1926
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 09.02.1926
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eigen Grunde gelegen hat, ist im Bodentetl und an dem Steven noch sehr gut erhalten, nur die Seiten- »andungen sind größtenteils verfallen. Das Boot wurde dem Museum in Stralsund überwiesen. * * Die rheinländische Stadt Engers hat eine wei tere Besetzung von fünf Kompagnien sowie eine fran zösische Maschinengewehrabteilung erhalten. Für die Offiziere und verheirateten Unteroffiziere sind wieder fünf Wohnungen beschlagnahmt woroeu. Die betroffe nen Familien mußten entweder ihre Wohnungen gänz lich räumen oder sich auf wenige Zimmer beschränken. * * Beim Turnen tödlich veruuglückt. Anläßlich eines Familienfestes des Turnvereins in Unter breizbach (Rhön) wurde auch ein Schauturnen ver anstaltet. Dabei stürzte ein 22jühriger Schmied bei einer Vorführung am Barren so unglücklich ab, daß er bald danach an den erlittenen schweren Schädel- und Kieserverletzungen verstarb. * * Unter Schupobewachung zum Standesamt. Un längst bot sich in Halle (Saale) ein recht ungewohntes Bild bei einem Gang zum Standesamt dar. Der Bräu tigam trug eiserne Ketten um die Hände und eS folgten ihm zwei Schutzleute. Die Braut kam in einem hübschen Kostüm und ließ sich durch die eigenartigen Umstände in ihrer Seligkeit keineswegs beeinträchtigen. Nach »ollzogener Trauung wurde der Bräutigam dann wie- >er sofort ins Untersuchungsgefängnis eingeliefert. Mittlerweile hat nun die Gerichtsverhandlung statt- »efunden, wo sich ergab, daß die Braut als Hauptbe lastungszeugin geladen worden war, die jedoch nun »ls Ehefrau des Angeklagten vom Recht der Zeugnis- Verweigerung Gebrauch machen konnte. * * Neues von gustaf nagel. Eine der letzten Nummern des „Magdeb. General-Anzeiger" enthält sol lende kleine Anzeige: „erfarene Haushälterin sucht bald zustaf nagel, Wanderprediger und tempelwächter, »rendse, altm." — Hoffentlich wird gustaf nagel bald »ie rechte Haushälterin mit der ausreichenden erfa- rung finden. * * Zur Nachahmung empfohlen! Der Gemeinderat »on Zeulenroda (Thüringen) beschloß, den Rein gewinn der Stadtspar- und Girokasse für das Rech nungsjahr 1924 dem Reservefonds zur Verwendung -»ei der Aufwertung von Sparkassenguthaben zu über- veisen. * * Zwei Millionen Mark Fehlbetrag. Regierungs- »nrtlich wird jetzt festgestellt, daß der Bernburger HaushaltSabschluß für 1924-25 mit einem Fehlbeträge »on rund 2 Millionen Mark abschließt. Bet den auf 19,5 Millionen Mark veranschlagt gewesenen Ausgaben hat sich eine Ersparnis von allerdings rund 900 000 Mark ermöglichen lassen. Dem steht aber in den außer- »rdentlichen Ausgaben eine Mehrausgabe von 224 YOO Mark gegenüber, so daß eine Ausgabenersparnis von rund 675 000 Mark vorhanden war, die Einnahmen sind aber gegenüber dem Voranschlag um 2,5 Millionen Mark geringer gewesen. Daraus ergibt sich dann der sorgenannte MinVerbetrag. * * Fußball mit Besenstieltämpfeu. Bei einem Futzballwettspiel zwischen Pirmasenser Vereinen kam es zu tätlichen Auseinandersetzungen, die zu einer blutigen Schlägerei ausarteten. Mit Besenstielen und Zaunpfählen wurde gekämpft. Die Polizei mußte die Ordnung wieder Herstellen. Gegen die Hauptbeteiligtcn wurde ein Strafverfahren eingeleitet. * * Ueber hundert Schafe umgekommcn. In Winnweiler (Pfalz) brachen nachts mehrere Hunde in einen großen Schafstall ein und verletzten zahlreiche Tiere durch Bisse tödlich. Unter den erschreckten Tieren brach eine Panik aus. Die Schafe drängten sich derart »ufeinander, daß viele junge Schafe und Mutterschafe totgedrückt wurden. Dem Vernehmen nach sind von etwa 200 Schafen über die Hälfte vernichtet, wodurch Sem Landwirt ein erheblicher Schaden entstanden ist. Zn den letzten Wochen haben sich mehrere Vorfälle zleicher Art in der nördlichen Pfalz zugetragen. * * Absonderliches Doppelleben. In einem Vor- »rt von Genf (Schweiz) fand man einen als Geizhals »erschrienen 62jährigen Mann in seiner Wohnung vor sinem alten Reisekosser in kniender Stellung als Leiche «uf. Der Koffer enthielt 300 000 Franken Bargeld und ein Sparkassenbuch über 90 000 Franken. In seiner Gemeinde arbeitete der Geizhals als Tagelöhner und klagte über schlechte Zelten. Wie sich nun herausge stellt hat, nannte der „Tagelöhner" in Genf mehrere Häuser und Grundstücke sein eigen. Dort war er auch in den Vergnügungslokalen unter einem andern Namen eine sehr bekannte Persönlichkeit, die mit dem Gelde »heraus verschwenderisch umging. Von diesem Doppel leben war in seinem Wohnort nichts bekannt. * * Das Allerneueste: Die Rettichsteuer. Als Ku riosum der Steuerbestrebungen in der Tschechoslowakei teilt die „Reforma" mit, daß einer in der Nacht in »en Prager Gasthäusern Rettich verkaufenden Frau SOO Kronen als Steuer vorgeschricben worden sind. , -l- Luc erste Laguna deö evangelische« KirchensenatS. Am 4. und 5. Februar hielt der Kirchenscnat der evanae- Aschcn Kirche der altureuhischen Union seine erste Tagung «ach der Generalsynodc ab. Es wurden Ausschüsse gebildet ittr die Neubearbeitung der Agende, für Reform der Vor bildung der Geistlichen, für die Ausstellung von Richtlinien zur Sicherung der Ueberetnstimmung des Religionsunter richtes der Schulen mit den Grundsätzen der Kirche lArtikel 149 der Neichsverfassungi und ein Ausschuß für soziale An gelegenheiten. Nach dem Beschluß der Generalsynodc soll in Würdigung der Bedeutung der Kirchenmusik für das kirch liche Leben ein kircheumusikalischcr Fachberater bet dem euanaelischen Oberkirchen rat berufen werden. * Eine zurzeit in Sevilla (Spanien) tagende Konfe renz erörtert die Einrichtung der Zcppclinlinie Sevilla— Buenos-Aires. - AN m:o oe Fnneirv und die spanischen Ozcan- Neger mit dem Tornier-Wal wohlbehalten eingelrosfen. s» wurde ihnen eine jubelnde Begrüßung zu teil. * * LauviNkg tütes deutsch n FNcgers tu Liam. < An einem der letzten Tage ist in Gangtok (Siam) ein i Zunkersflugzeug, Typ I 3, geland.l. Ter deutsche Flug- > ieugführcr Röder unternimmt dieser Tage weitere ' Klüge in das Innere des Landes. ' * * Noch unübersehbare Verheerungen hat ein Wir- i vlsturm auf der Insel Madagaskar angerichtet. i Si mtliche Telephon- und Telegrapheuvcrbindungen s 'beuchen der Hauptstadt und anderen Orten der Ko- s nei sind unterbrochen. Die Stadt Balomandirv wird als vollkommen zerstört bezeichnet. Bis jetzt werden rin Toter und mehrere Hunderte von Verletzten ge meldet. * * Masferrtod »urch Bahram. Wie eine Meldung! aus Honolulu besagt, starben in einer Kaserne sechH amerikanische Soldaten nach dem Genuß von Bayrum« Auch sechs weitere Soldaten kämpften mit dem Tode» * Einer Madrider Meldüng zufolge wurde die Herzogin oo» Sevilla nach einer schweren Auseinandersetzung von ihrem Gatten, dem Oberleutnant Joe Maria Bourbon, durchs sechs Revolverschüsse getötet. * Unweit Bordeaux stürzte ein französisches Flugzeuz ab. Der Flieger war auf -er Stelle tot. Der Apparat ging vollkommen in Trümmer. * Laut einer Meldung aus LoS Angeles (Kalifornien), ist dort Roald Amundsen ernstlich erkrankt. Die Aerzte be fürchten, daß eine schwere Lungenentzündung vorltcgt. j Pfannkuchen sind das Spezialgebäck für den Zastuachtstag. Man bereitet sie vorzüglich nach sol lendem Rezept: Ein Psund Weizenmehl wird leicht an- zewärmt, vier Eier werden mit einer halben Tasse süßer Sahne gequirlt, und V« Pfund Butter wird geschmolzen. Aus diesen Zutaten, sowie 30 Gramm rester Hefe, Zucker und Zitronenschale wird ein Teig »ereitet, der sich leicht von der Holzkelle lösen mutz. Man lätzt den Teig aufgehen, aber nicht zu hoch, da onst die Pfannkuchen später beim Backen zu viel Fett mziehen. Nach dem Aufgehen wird der Teig auf mehl- »estreutem Brett geknettet, ausgerollt, mit dem Krapfen- lecher oder einem Weinglas zu Scheiben ausgestochen, mmer eine davon mit Füllung belegt, eine zweite Scheibe darüber gedeckt und mit dem Glase festgedrückt. Man läßt die Kuchen bis zum Backen in heißem Schmalz »och eine Weile stehen. Nach dem Backen bestreut man iie mit Zucker. Will man Punschpfannkuchen haben, o mischt man der Marmeladenfüllung ein wenig Punschextrakt bei und überzieht nachher die fertigen Pfannkuchen mit Punschglasur. /X Belege über den Steuerabzug vom Arbeits lohn. Für die Zwecke des Finanzausgleiches muß nach )en Ergebnissen des Kalenderjahres 1925 ein neuer Verteilungsschlüssel für die Einkommensteuer aufge stellt werden. Dazu müßten an sich, wie dies auch für >as Jahr 1922 geschehen ist, die Arbeitgeber Ueber- veisungsblätter ausstellen, die den Namen des Ar beitnehmers, den von ihm bezogenen Arbeitslohn und len davon einbehaltcncn Steuerabzugsbetrag cnthal- § len. Um aber die für die Wirtschaft daraus entstehende - Arbeitsbelastung auf das geringst mögliche Matz zu ? beschränken, hat sich der Reichsminister der Finanzen ! durch Verordnung vom 19. Januar 1926 damit ein verstanden erklärt, daß anstelle der Neberweisungs- slätter Uebcrweisungslisten in vereinfachter Form nur für die Arbeitnehmer eingercicht werden, die nicht in j der Beschäftigungsgemeinde selbst gewohnt haben, für - Vie Arbeitnehmer, die in der Beschäftigungsgemeinde > selbst gewohnt haben, sind irgendwelche Unterlagen vem Finanzamt nicht einzureichen. Die Vordrucke für > vie Uebcrweisungslisten werden von den Finanzämtern vcn Arbeitgebern auf Verlangen kostenlos zur Ver- ; sügung gestellt. — Gustav Eberlein 's. Im 79. Lebensjahre verstarb in Berlin der Bildhauer Prnstllcr Gustav Eberlein. Der Künstler hatte es verstanden, sich durch eine lange Reihe vvu plastischen Werken, die eine gefällige und schwungvolle Hand verrieten, schnell Ruhm und Erfolg zu verschaffen, die sich ihm später ein wenig versagten, als er in seinen Arbeiten zur Monumentalität strebte und dabei oft nur zu einem posenhasten Ausdruck gelangte. DaS FreihcitSdcnkmal in Buenos-AireS, sein aus Granit und Bronze gefertigter Brunen in Santiago und daö Goethe-Monument in Nom haben Eberlein über die Grenzen Deutschlands hinaus be kannt gemacht. Auch schriftstellerisch hat sich Eberlein be- tättqt. Preußischer Landtag. — Berlin, 6. Februar 1926. ! Der Preußische Landtag nahm am Sonnabend zunächst i einen Antrag Pieck (Kom.) an, daß der F e m e - A u s s ch u ß > auch mit der Untersuchung der Haltung der Staatsanwalt- . schäft im Falle Panier betraut wird. Hieraus wurde die ! zweite Lesung der Städteordnung beendet. DaS Hautz § stimmt noch einigen Entschließungen zu, in denen m a. eine , Novelle zum Kommunalbcamtengesetz i verlangt wird, durch die die Sicherung und Stärkung des : Berufsbeamtentums erreicht werde. Insbesondere sollen , die Dauer-Angestellten bald in das Beamtenverhältnis über- l führt werden. ES wird auch eine Denkschrift über die Rechtsverhältnisse und die wirtschaftlichen Auswirkungen der ? Gemeindegliedcr-Vermögen und Jntcrcssen-Vermbgcn ver- i langt. ! DaS HanS stimmt ferner einem Anträge des Ausschusses , für die Landwirtschaft zu, in dem verlangt wird, daß die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Ausländer auf das äußerste Maß im Interesse der deut schen Erwerbslosen und Optanten beschränkt wird ! — d » d l452 mj; üwsäou s2S4mj: , l-eip»Ler kunäkunk M-L! Mtt». — 10: Vu-lsokaNlurLodriLültzl!, Volt U2ä tr.iUlUNoNp5vi.Ri. « j 10.10—10.15: Vmtsrvvttordortekts äs, Laake. VsrkeirrJverdLuäoll. A 10.15: äts i brinet. 11.45: Vsttsrälvust llllä Vorau^sa^s äsr Wcttorvarlou H»8äoburk, Vsim»r. -ch 12: UtttLL»mu8ik aut äam üliitviä-?doiw!L. 12.55: Nn.usvsr Lsitrslodsll. 1-15: Lürs«»- «aä krvaasderlokt. v: LKUlävirvico. TViklllvkalkuaeo- rt-ktou. Visäork«nu»r. 6-15: NanävirlLed. Vtk1soiulN«i»ekrioiitsu: LliNsNuuzou KsIprlZvr Nossvamt—. LIlttMood, 10- ?odr. »: Vdertr. KönikftvusicrNttusell. ^c 4: Vrosävn titr kvläo >VvNou: Neue LLustlc. LHUv.: k. MnOemitk, k'rankturt, Dratsolie, x >^ron, Örssäan. Klavier. HtnävmltN: NratsvNenkoloövnale. — vüdussx: v1«r KlavlerstUekv. - Vlook: äer 8ui1o ktir Ilratsedv und Klavier. -4c 5: Vdvrtr. au» llamdur«. 4c 6.45- Punkbastvlstuudo. 4e 7: kupertnt. Vr. Mldert: ..Klrelrv und Volk." 4r 7 SO: krok. >Vitkovskl: „Ovsaktekte äe» doutsakon Drama» und do» 1'Ilvaters." 4< 8.15: Ltntonivkonrert. vlrisr.? 8r«nürel. 8olistvv: Id. vlumer. Vrosllvu. Klavier; I)r. L. I-atrko. Delmar, Klavier; Lintoalvoredester. Kael,: Konrert tilr »vvl Klaviere mit Orekester (6-moil) — Ilünäel: O«ne«rto ^rttsso tlir Violine unll 8tre!eiloreli«ster r^r. » (6-äur). - Mozart: Konrert kiir -ivei Klavier« mit Oreliester (ks-6ur). — Vvetdovev: Lvrette I-eoooren-Ouvertiire 16-aur). ^n- »cdiieLenll: l'ansmusitc. Die blonde Drossel. (21. Fortsetzung) „Ruth, sprich nicht davon! Du weißt, der Gedanke ! auf dem Podium zu sehr»! Jede Ausstellung einer weiblichen Person finde ich schon wenig wünschenswert,' aber wo cö sich um meine Braut handelt, will ich ganz und gar nichts davon hören." ( Einen Moment schwieg Ruth. Dann sagte sie gan» liebenswürdig: „Lieber Hermann, wenn du mein Gatte sein wirst, dann kannst du derartige Verfügungen treffen. Wer wir sind noch nicht einmal öffentlich verlobt.. „Das kann aber doch jeden Augenblick nachgeholt werden." ! „Ich wünsche cs vorderhand noch gar nicht. O, Hermann, sieh nicht so böse aus! Ich meine ja nur, da« eine jahrelange Verlobung mindestens zwecklos ist. Ueberhaupt diese Oeffentltchkeiten! Wir beide wissen Loch, -ab wir uns lieb haben, ist SaS nicht ge nug? Was geht cs die Außenwelt an?" „Hm — da wäre recht viel zu antworten. Aber ich sehe ein, daß ich kein Recht habe, auf irgend etwas zu pochen. Also, wie du willst, Ruth. Es geht auch ohne öffentliche Verlobung." „Ich wollte nur nichts überstürzen, sonst habe ich gar keinen Grund, mich zu sträuben, Hermann. We^u ich aber doch vorläufig noch angewiesen bin auf mich und meinen eigenen Erwerb, so mutz ich auch Rück sichten auf den Geschmack Ser Leute nehmen. Zum Bei spiel fände ich viel schwerer eine Stellung als Gesell schafterin, wenn ich „verlobt" bin." „Was für eine Gesellschafterin sollst du denn sein? Ich meine, ist es nicht viel bequemer und freier für -ich dort, wo du bist?" „Ich eigne mich nicht so besonders dafür, glaube ich. Und es strengt merkwürdigerweise auch tüchtig an. Immerfort lächeln und liebenswürdig sein und so weiter ..." „Und mutzt du -aL erst recht nicht in einem Privat- hausc?" „Nicht irr dem besonderen Fall, von dem mir Fräu lein Berber sprach. Es handelt sich um eine reizende ältere Dame, von der mir Therese schon viel erzählt hat. Sie ist ganz anders als sonst die reichen Damen, die eine Gesellschafterin halten. Frau Ulrich heitzt sie. Sie will mehr eine Haustochter als eine Fremde hoben. Ich soll nur gerade so viel tun, wie zum Bei- ipic! eine erwachsene Tochter tun würde. Und dann wü ich Musik machen — das gefällt mir freilich besser, als Lei Frau Trtbaldi dumme Solseggien singen und mich dabei zieren." „Zieren? Wieso?" „Ach, da soll man den Mund so und die Kehle so aufmachen, und dann auf die Gaumensegel achten und auf die Mundwandlungen. Und Schwelltöne machen, als ob man ein Nebelhorn sei. Es tut mir schrecklich leid um Franze Scbius, die ich so enttäuschen muß. Doch will ich lieber einer Stockberlinerin Vojkslicder- chen vorsingen, als mich zu einer Koloratnrmaschine ausbilden lassen." Kürow sprang auf und nahm Ruths Kops zwischen seine beiden Hände. „Sützes Herz, du bist entzückend. Ich sehe ja, das; du ganz ebensowenig Vorliebe für öffentliches Auf treten hast wie ich! Und vorhin wiesest du mich ganz gehörig in meine „Schranken" zurück, als ich so etwas sagte." „Nuu, das ist auch etwas anderes. Ich würde eine Verfügung über meine Perm« eben nicht mögen. Daß ich selbst trotz meiner Abneigung auch auftreteu würde, wenn es mir viel Geld einbrächte, das ist doch selbstverständlich." „Nein! Viel Geld zu verdienen, das soll und darf nie ein maßgebender Grund für deine Lebensführung sein! Denke doch, wie leicht das über alle Grenze» führen würde." Ruth sah stolz und unnahbar aus, als sie ver setzte: „Man läßt sich weder über alle, noch überhaupt über die selbstverständlichen Grenzen führen, wen« man Charakter hat." „Nun stehst du wieder ganz böse aus. Ich meine cs -och nicht schlimm, Nnthmädel." Da er seine große, feste Rechte über den Tisch reichte, schlug sie ein. „Du bist ja kein Philister, ich weiß cs," sagte sie. „Nein, bei allen Göttern! Doch so viel weiß ich, ich werde alles daran setzen, so schnell wie möglich unsere Verheiratung herbeizufnhren, denn du sollst überhaupt nicht arbeiten, sondern nur dazu da sein, glücklich zu sein und glücklich zu machen." Er war wieder aufgestanden, und plötzlich kniete er neben ihr, nahm ihre beiden Hände in seine eine und schaute mit unendlichem Ernst zu ihr auf. „Ruth, meine Braut", sprach er bewegt, doch ohne Heftigkeit, „ich habe noch niemals vor einer Frau ge kniet, und ich weiß nicht, ob ich es jemals wieder tu« werde. Aber ich will es dir einmal sagen, daß du mein Heiligstes auf der Welt bist und daß ich an dich glauben und zu dir aufschauen will wie zu dem Beste» in meinem Leben. Ich weiß, du kannst mich noch nicht so lieb haben wie ich dich. Aber versprich mir, daß du meine Liebe verstehen und sie hochhalten willst." Sie nestelte ihre Hände los und legte sie ihm um den Kopf. Ihre Augen waren feucht, als sie lachte: j „Hermann, mein Boy, was sprichst du? Wen» ich i dich nicht lieb hätte, würde ich dich nicht heirate» wollen, nicht wahr? Komm, sei zufrieden, auch we»» ! ich nicht gauz so zu dir bin, wie -u es möchtest." Ihr lieblicher Mund war so nahe dem seinen, «tt sie es sagte, daß er sich geschwind vorbeugte und sie küßte. Und dann sprang er auf, zog sie wieder vo» ihrem Sitz empor und rief: „Zieh' dich an, Liebchen, und komm mit mir in» ! Freie. Es ist zu eng hier in diesem Stübchen, und mich verlangt es, mit dir unter grünen Bäumen -» sein, wenn es auch nur ein paar armselige Berliner ; Bäume sind." Sie lieb sich nicht bitten, sondern griff flink nach ihrem Hut. Da klopfte eS, und auf ihr „Herein!" steckte Mrftir Bost aus Philadelphia den Kopf Verein. tFortftfMqj fo»M
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