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Erzgebirgischer Volksfreund : 20.05.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-186905205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18690520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18690520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1869
- Monat1869-05
- Tag1869-05-20
- Monat1869-05
- Jahr1869
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 20.05.1869
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458 diyen Anerkennung de» wahrhaft segensreichen Wirkens der Vorschuß-Vereine. Hiermit waren, so zu sagen, die EinlettungSformalitLten erlediget und man trat nunmehr in die eigentliche Tagesordnung rin. Zuerst erstattete, der festgestellten Tagesordnung gemäß, der Verband»« Direktor, Herr Fröhner aus Dresden, einen sehr ausführlichen Geschäfts bericht über das verflossene VereinSjahr. Dieser Vortrag, sehr klar und licht voll, währte über dreiviertel Stunden und wurde mit allgemeinster Theilnahme entgegen genommen. Wir müssen uns begnügen, nur folgende Data- au» diesem sehr umfangreichen Geschäftsbericht in Kürze mitzutheilen. Großenhain ist im verflossenen Jahre aus dem GenossenschaftS-Verbande freiwillig auSge- schieden, dafür aber sind dem Vereine beigetreten: Königstein, Sebnitz und die Aktien Bäckerei in Chemnitz. Der „sächsische Genossenschafts-Verband" zählt augenblicklich -19 Genossenschaften, so daß also der größre Theil der sächsischen Genossenschaften dem GenossenschaftS-Verbande noch nicht angehört. Beklagt wurde, daß bis diesen Tag mehre dem Verbände angehörende Vreine ihren Verpflichtungen gegen den Verein noch nicht nachgekommen seien und daß da- VereinSl latt „Zukunft" bis jetzt noch viel zu wenig Verbreitung unter den einzelnen Genossenschaften gefunden habe. Nun wurde der Vorschlag gemacht, die Benennung „Verband sächsischer Genossenschaften" in die Benennung: „Verband sächsischer Vorschuß-Vereine" umzuändern, weil die sächsischen „Eo n su m-Vereine" beabsichtigen, sich für sich als einen Verband zu constitui- ren. Der geehrte Sprecher ging nun auf sogenannte „Anregungen" über, die von der Vereins-Anwaltschaft den sämmtlichen GenoffenschaftS-Verbänden zur Erwägung und respect. Beschlußfassung empfohlen wurden. Wir heben aus diesen Anregungen nur folgende Punkte hervor: Wie die Verhandlungen eines allgemeinen VereinStageS am besten und sichersten allgemein veröffent licht werden können? — Ob eS nicht zu empfehlen sei, für die Zukunft einen Genossenschaft-Kalender heraus zu geben? — Die Steu erfrage, die jetzt von Berlin aus in so drohender Weise auch an unsere GenoffenschaftS-Ber- eine berantrete durch eine beabsichtigte BundeSwechsel- und Börsensteuer, scharf ins Auge zu fassen und sich deshalb in allerkürzester Frist mit einer Petition an den RcichSiag zu wenden, und in dieser Petition unumwunden auszuspre- chen, daß dir beabsichtigten Steuern auch das Leben und Wirken der Vor schuß-Vereine schwer treffen und schädigen würden, daß also der Reichstag sich kräftig gegen diese beabsichtigten Steuern auSsprechen möge. — Ob bei den jetzt in unserem Sachsen bevorstehenden Wahlbewegungen nicht auch aufsolche Männer als Abgeordnete mit Rücksicht zu nehmen sei, die warm für da- Ver- ein-wesen begeistert sind? — Ob eS nicht geboten erscheine, sich bei dem Säch sischen Justizministerium mit einem Gesuch dahin auözusprechen, daß Mün- del gelber auch m Vorschuß-Vereinen angelegt werden dürfen; eben so, daß todt daliegende Depositengelder gegen Darlegung von Staar-papieren den Vorschuß-Vereinen überlassen würden. Zum Schlüße deS Geschäftsberichte- sprach Herr Verbands-Direetor Fröhner nochmal- sehr warm und eindring lich sür eine sehr baldige Absendung der Petition in Bezug auf di« vom Norddeutschen Bund au- drohende Bunde-wechsel- und Börsensteuer. Diese warme Bevorwortung der in Rede stehende» Petition Seite» deS Herm Verband-DirectorS, wurde die Veranlassung, daß sich die Debatte so fort diese- Gegenstände- bemächtigte. Nach längerer, warmer Debatte, wobei Herr ParrisiuS aus Berlin dringend mahnte, die beabsichtigte Petition so rasch alS nur möglich an den Reichstag abgehen zu lassen, weil Ende diese- Mo nat- der Reichstag schon geschloffen werden soll, also in den allernächsten Tagen die Sleuervorlagen von d-m Reichstag schon berathen werden würden, n urde beschlossen, sofort eine Petitions-Commission zu wählen, die heute noch eine Petition zu entwerfen habe. Durch Akklamation wurde diese Commission aus den drei Herren Fröhner aus Dresden, Kirbach auö Plauen und Schmidt auö Döbeln zusammengesetzt. Nun schritt die Versammlung Punkt für Punkt zu der Bcrathung und resp. Beschlußfassung, über die anderen vom Herrn VcreinS-Director vorge- tragenen „Anregungen." Unser Bericht würde aber sür unser Blatt viel zu umfangreich werden, wollten wir den darüber geführten Debatten Punkt für Punkt folgen. Ader da- sei unS gestattet wohlmeinend bemerken zu dürfen, daß eö uns dünken wollte, alö habe man sich bei der Verhandlung über diese „Anregungen" zu lange aufgehalten, und so interessant diese Debatten auch waren, in so wahrhaft würdiger und wirklich brüderlichen Weise sie auch ge führt wurden, so meinen wir denn doch, der Herr Vorsitzende, der sonst sei nem heurigen Ehrenamte würdig vorstand, hätte hier eifriger und energischer dahin trachten sollen, diese Debatten mehr abzukürzen, zumal viele der Herren Abgeordneten, so wie auch eine Anzahl anderer Vorschuß-Vereinler, die dem Verbände nicht angehören, vorzugsweise deshalb erschienen waren, um sich Belehrung und Aufklärung zu holen bei den Debatten über Nr. 2 und 3 des Programms. Die wichtigen Nrn. 2 und 3 deS Programms wurden aber nunmehr auf die Nachmittagssitzung verlegt; allein da die Punkte 4 und 5 des Programms abermals zu längeren, aber in der That sehr interessanten und lehrreichen Debatten Veranlassung gaben, so trat endlich doch — wenn auch die Punkte 6—8 deS Programms rasch erledigt wurden — bei der Ver sammlung eine sichtliche Ermüdung ein, zumal die Uhr schon die fünfte RachmittagSstunde anzeigte, und nachdem noch die beiden letzten Nummern des Programms erledigt waren, mußte beschlossen werden, die zwei wichtigen Nrn. 2 u. 3 auf die deS andern Tageö stattfindende Versammlung zurück zu stellen. — Tie zwei letzten Nrn. deS Programms betrafen die Wahl deS Verband-DirectorS und deff-n Stellvertreters und die Bestimmung deS Orte-, für den nächsten Ver- LandStag. Nachdem vorgeschlagen worden war, Herrn Fröhne r aus Dres den, abermals als VerbandS-Director zu wählen, lehnte dieser eine Wieder wahl, für da- Vertrauen herzlich dankend, ab, und eS wurde nun Herr Bauer aus Chemnitz zum VerbandS-Director und Herr Dietrich aus Zwi ckau zu dessen Stellvertreter gewählt. Beide nahmen, dankend für daS ehrende Vertrauen, die Wahl an. Nachdem der Herr Vorsitzende ^och in warmen und herzlichen Worten den abtretenden HerrnVerbandS-Director Fröhner sür die tüchtige und umsichtige Leitung gedankt hatte, erhob sich die ganze Versamm lung, um diesem Danke volltönenden Ausdruck zu geben. — Der Verbands« tag im nächsten Jahre soll in Schandau abgehalten werden. Und nun er klärte der Herr Vorsitzende die heutige Versammlung für geschloffen. Morgen Vormittag sollen die Berathungen über Punkt 2 und 3 deS Programm» statlfinden. Abend- fand ein gemeinschaftliche-Souper im Casino statt, da- mit aller Hand fröhlichen Toasten und Tafelliedern gewürzt war. Heute Vormittag entspann sich eine längere Debatte insbesondere zwischen I über die Stellung der Vereine zu dem und da eine-TheilS eine Aenderung der den Herren Fröhner und ParrisiuS über den auf der Tagesordnung stehende« zweiten Gegenstand: „Beschlußfassung über die Stellung der Vereine zu dem sächs. Gesetze über juristische Per onen" und da eine-TheilS eine Aenderung der darauf bezüglichen sächs. Gesetze n Aussicht steht, andern TheilS bet der Abstim mung eine Stimmengleichheit stattfand, vertagte man diesen Gegenstand und soll beim nächsten BerbandStage wiederholt zur Spracht kommt». Da der dritte auf der Tagesordnung angegebene Gegenstand: „Berathung eine-Gta- tuten-Entwurfs" mit dem vorhergehenden in engster Verbindung steht, erlt- digt sich derselbe. Kaufmann und Soldat. (Fortsetzung.) Bald saß er mit Capitain Debarre wieder in der Kajüte und leerte einr Flasche Portwein und alö der Wein Beide vertraulicher gestimmt, fragte Eu gen plötzlich: „Aber jetzt lösen Sie mir da- Räthsel, warum dieser Verräther, der abscheuliche AhaSveruS mich zu Ihnen gebracht und was ich eigentlich in der neuen Welt beginnen soll? ferner, wie kommen Sie zu der Bekanntschaft dieses unheimlichen Menschen?" Debarre leerte bedächtig sein GlaS und hielt eS dann eine Zeitlang in der Hand, wie Einer, der ein Urtheil über die Güt« deS Weine- abgeben soll, dann nickte er lächelnd und erwiderte: „Loääaw 8irl wenn unsere Nationen sich auch einander anfeinden und bekämpfen, warum sollen wir Beide diesen Haß auf den Ocean forttragen? — Ich bin ein Engländer —" „Aber warum führen Sie denn einen französischen Namen, sowie ein fran zösische- Schiff?" fragte Eugen finster. „Warum gebraucht Euer großer blutgieriger Kaiser so manche verwerfliche Kriegslist, junger Mann? — 6ockä»m! ich bin erst 25 Jahre alt, aber a« Schlauheit soll es mir kein Franzose zuvorthun, das hat mein Vater mich gelehrt." Eugen schwieg einen Augenblick verdrießlich. „Run, so beantworten Sie mir doch meine ersten Fragenbegann «rauf'» Neue seinen Verdruß bekämpfend. „Ja, sehen Sie, guter Freund! warum haben Sie mich unterbrochen; ich bin also ein Engländer und heiße Richardson, Capitain der schönen Brigg Josephine; zum Teufel, Sir! damit meine ich nicht Napoleons Gemahlin, mein« Mutter hieß Josephine, eine prächtige Frau, sie ruht schon seit zwei Jahren in der Erde, — Gott habe fie selig!" Der rauhe Seemann wischte sich hastig ein Thräne au- dem Auge und schwieg eine Minute; Eugen dachte an seine Mutter und ein kalter Schauder zog durch seine Seele. „Mein eigentlicher Vater ist längst todt, 6ockä,w! weiß mich seiner nicht mehr zu erinnern. Aber 8ir! es gibt doch noch gute Menschen auf der Erde, so gute edle Menschen, daß ein gewöhnlicher Vater wie eine taube Nuß, was sage ich, 8ir, wie ei» Strick, weiter nichts, dagegen ist. Run kurz, so verhält es sich mit meinem tovten Vater, dem Capitain Richardson und meinem Pflege vater, dem braven 8ir Francis Hendrick. Dieser Mann hat meine Mutter vom Hungertodte gerettet." Um Eugens Mund spielte ein sarkastisches Lächeln. Der Capitain bemerkt« eS und fuhr wie ein angeschossener Eber empor. „Sie zweifeln an der Ehre meiner Mutter? — Lockckai»! Doch Sie sind ein leichtfertiger Franzose, — wie können Sie anders »«heilen, ich verzeihe Ihnen. Also 8ir Francis, ein reicher Gentleman, fand meine Mutter auf der Brücke von Dower, als sie eben die Nachricht erhalte«, daß das Schiff meines Vaters mit Mann und Maus untergegangen sei. Meine Mutter hatte seit anderthalb Jahren weder Nachricht noch Geld erhalten und jetzt war'S ganz auS; ich war dabei ein Bürschchen von 6 Jahren. Da verlor die gute fromme Mutter alles Vertraue» auf den mächtigen Capitain, der die Wolke» doit oben lenkt und das Steuer des Sturmes regiert. Sie wollte sich von der Brücke in den Kanal stürzen, versteht sich, allein; für mich, dachte sie, würde wohl gesorgt werden. 8»r FranciS Hendrick führte sie wieder ihrem Söhnchen zu und sorgte für uns, als wäre er der leibliche Vater. Wir sahen ihn lange nicht wieder; in Frankreich war es schon vorbei mit der Revolution, ich glaube wohl, eS war Anno 94, va sahen wir ihn zum ersten Male wie der, ich war ein Bürschchen von 16 Jahren und wollte grade zur See. Krank zum Sterben war der gute brave Mann und meine Mutter und ich haben ihn gepflegt Tag und Nacht; doch trübsinnig und düster blieb sein Gemüth und nur einmal verließ er Dower wieder, das war vor 4 Jahren, als ihn eine wunderliche Unruhe von dannen trieb. Ich fuhr schon lange zur See und in den letzten Jahren als Capitain, denn mein Vater, — sehn Sie, 8ir, veredle Francis hatte meine Mutter geheiratbet, — also mein Vater kaufte mir die stolze Brigg, welche ich nach meiner Mutter Josephine taufte. Der Capitain schwieg, indem er sein Glas aufs Neue leerte. „Aber wo ist denn jetzt 8ir FranciS Hendrick?" fragte Eugen aufmerksam. „Ich habe ihn in Hamburg zurückgelaffen, während ich Sie auf seinem Befehl nach Newyork bringe." „Wie AhaSveruS, der ewige Jude?" „Ist mein Pflegevater, der edle 8ir FranciS Hendrick, antwortete Capitain Richardson, sein Glaö hoch haltend, „Hoch dem wackern Menschenfreund, dem finstern Franzosenfreffrr!" setzte er lächelnd hinzu, indem er klingend an Eugen» GlaS stieß. „Jetzt freilich wird mir die Verrätherei klar," rief dieser finster, „darum drängten Sie sich in Hamburg mir auf und suchten alö LandSmann meine Freundschaft! — Aber jetzt vollenden Sie endlich, Capitain! und sagen mir, warum dieser 8ir FranciS Hendrick mich so unversöhnlich haßt?" Der junge Capitain lachte laut und rief: ,.6oäö«m! er Euch hassen, — doch still, ich weiß nichts von den Plänen meines Vaters und kann Ihnen nur sagen, daß Sie das unbedingteste Vertrauen zu ihm haben können. Jetzt, da Sie ruhig sind, Freund Harcourt, nehmen Sie diese Zeiten von seiner Hand." Er nahm aus seiner Brieftasche ein zusammengefalteteS Papier, welche» ' Zur Beachtung für Nähende. Bekanntlich nehmen Myerinnen, wie überhaupt Jeder, der sich niit Nähen viel beschäftigt, sehr häufig den Faden in de« Mund und lassen ihn ost längere Zeit mit der Mundslüsstakeit in Berührung. Wie höchst nachtheiltg dies« Angewohnheit sür die Gesundheit fein kann, wird der Betref fende ermessen, wen« er erfährt, daß durch Untersuchungen nachgewiesen ist. daß t» mancher schwarzen Nähseide beinahe 18 Procrnt Bleioxyd sich befindet. Man ver-
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