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Erzgebirgischer Volksfreund : 02.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-186907025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18690702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18690702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1869
- Monat1869-07
- Tag1869-07-02
- Monat1869-07
- Jahr1869
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 02.07.1869
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610 vielleicht auch einem ganzen wird man hören, daß diese 6 Seminaristen ent- lassen sind und zwar al- „wohlbestellte Schulmeister". Sie sehen, bei un- wird'S immer schöner. Oesterreich. Wien, 27. Juni. Lie Arbeitseinstellungen in Brünn sind durch eine geringe Erhöhung der Arbeitslöhne (circa j fl. pro Woche) beendet worden. In Wien haben die socialdemokratischen Agitationen die gute Folge gehabt, daß manche Fabrikanten sich sreiwiütg zu einer Herabsetzung der Arbeitszeit oder ei ner Erhöhung des Lohnes verstanden. Freilich sind das immer nur einzelne anerkennenSwerthe Ausnahmen und es wird noch harter Kämpfe bedürfen, um den egoistischen Widerstand der Mehrzahl der „Arbeitgeber" zu überwinden. In der jüngsten Generalversammlung der Wiener Bäckergehülfen wurde con- statirt, daß die gerechten Beschwerden der Arbeiter unerledigt bleiben. Die „Herren Meister" wollen nicht einmal auf daS Privilegium verzichten, die Ge- hülfen, welche bei ungenügendem Lohn 18 bis 20 Stunden täglich arbeiten müssen, mit dem „patriarchalischen" Du anzureden. Der von dem Stadtphy- stcat constatirte gesundheitswidrige Zustand der Schlafstätten bleibe unverändert derselbe. Nach lebhaften Debatten wurde mit großer Majorität beschlossen, daß die Bäckergehülfen Wiens der socialdemokratischen Partei beitreten. Dieser Beschluß ist um so bemerkenöwerther, da bisher das Schulze-Delitz'sche Prin- cip der Selbsthülfe unter den Wiener Bäckergeselle» die meisten Anhänger zählte. Frankreich. Paris, 26. Juni. ES haben gewisse osficiöse Journale sich bemüht, die Kaiserrede von ChalonS so darzustellen, als sei dieselbe weiter nichts als eine Art Ehrenerklärung sür das Heer, welche dem obersten Kriegsherrn durch die rabiaten Angriffe der Opposition gegen das Militär und das Militärwesen gleichsam zur heiligen Pflicht gemacht worden sei. „Wie," ruft daraufhin daS Journal deS DebatS auS, „die OppositionS-Candidaten hätten die Armee herabgezogen? Wo denn, wann denn? Die OppositionS-Candidaten sind ge gen die unnützen Kricke, gegen die fernen Expeditionen, wie z. B. nach Mexico, ausgetreten; dies allein ist wahr. Allein, wenn sie abenteuerliche Unterneh mungen, die durchaus überflüssig waren, getadelt, so hat sie nichts verhin dern können, dem Kriege, der Italien befreit hat, ihren Beifall zu zollen, und stets den Muth anzuerkennen, mit dem die Soldaten alle ihnen auferlegten Strapazen ertragen haben. In diesem Sinne haben nicht allein die Männer der Opposition, sondern auch die officiellen Candidaten zu den Wählern gesprochen. Auch sie erklärten sich für eine friedliche Politik, weil sie inner lich empfanden, daß eine solche Sprache allein den Wünschen und Bestrebungen der Nation entsprach. Niemand hat übrigens den Krieg unbedingt verworfen. Wenn jemals der Fall eintreten sollte, daß die Unabhängigkeit und die Ehre Frankreichs bedroht wären, so bedürfte die Ration wahrlich nicht der Hetze reien der „angenehmen" Blätter, um sich gegen den gemeinsamen Feind zu erheben und alle erforderlichen Opfer zu bringen. Aber so weit sind wir noch nicht, und man wäre beinahe, der zum mindesten unbesonnenen Sprache der Officiere nach, versucht, zu glauben, daß dieselben bezweckten, den Keim der Aufreihung in dem Herzen der Armee auSzustreuen, um sie gleichsam für alle Ereignisse bereit zu halten." Paris, 28. Juni. Rochefort erklärt in der „Reform", eS sei nicht wahr, daß er 2500 Eremplare seiner „Lanterne" nach Frankreich geschickt habe; sein Verleumder, Herr de Myarle, habe bei seinem Verleger für ca. 2500 Fr., die er aber selbstverständlich nie bezahlt, Eremplare aus Credit entnommen und dieselben auf eigene Rechnung in Paris verkaufen wollen. Daß man ihn, Rochefort, dafür verantwortlich gemacht, sei nur dadurch zu erklären, daß man ibn durch eine Veiurtheilung seiner activen und passiven Wahlrechte habe be rauben und für den gesetzgebenden Körper unmöglich machen wollen. Italien. Die vom Papst am Schluß deS 23. JabreS seiner Negierung gehaltene Allokution beklagt die Zersplitterung des Menschengeschlechts in Ruhestörer unv Gläubige; auf der einen Seite stehe die Revolution und der Socialis- muS, welche Religion und Moral, ja selbst Gott verleugneten, auf der ande ren Seite die Gläubigen, welche ruhig den endlichen Sieg der guten Princi- pien abwarteten; wie leicht, rut der Papst auS, könnten die Fürsten regieren, wenn sie diese guten Principien adoptiren wollten! Gott, welcher die ersten Revolutionäre, die Teufel, niedergeschlagen, werde auch die der Gegenwart niederwerfen. Wir können nur wünschen daß die Hochmülhigen, welche die Kirche verfolgen, gcdcmüthigt werden möchten. Ueberall nicht» als Ruinen und Thränen! Vielleicht wird im Augenblick der letzte Bischof in Polen ins Gefängniß geworfen oder ins Exyl gesandt. In Rom selbst gibt eS verlorene Seelen welche den Schatten für den Körper, die Lüge für die Wahrheit neh men, und welche den Pfad der Gerechtigkeit verlassend sich in den Wald wer fen, in 'welchem sich brüllende Thiere herumtreiben. Möge die Verwendung Maria'S die Anwesenden vor einem solchen Schicksal bewahren. Der Papst bedauert, daß ein der katholischen Kirche feindliches Gesetz die italienischen Geistlichen der Conscription unterworfen habe; daß ferner in Oesterreich und Ungarn die Kirche großen Schaden erlitten und viele Uebel zu ertragen habe, die Nachrichten auS Spanien betrübend seien und die russische Regierung die Kirche und die Bischöfe verfolge, welche den Befehlen deS VicarS Christi Folge leisteten. Der Papst schließt mit der an die Feinde der Kirche gerich teten Warnung, daß Gottes Gericht gegen sie fürchterlich sein werde u. s.«. Königreich Sachseh. Leipzig, 30. Juni. DaS Strike-Comite der Cigarrenarbeiter erklärt, daß bei dem AuSzuge der strikcnden Cigarrenarbeiter in Eutritzsch allerdings ein Streit stattgefunden habe, der jedoch in keiner Weise zu blutigen Thäl- lichkeiten und zu Zerstörung fremden Eigenthums auSgcartet sei, daß man denselben als „einen Act roher Sitten betrachten könne." Noch viel weniger seien in Delitzsch von den Ausgewanderten Störungen oder Exceffe vorgekom- men. Diese Arbeitseinstellung scheint sich übrigens auch dem Ende zuzunei- aen; wenigstens hat daS Strike-Comite, daö früher die Principale vor sein Forum cilirte und als diese begreiflicherweise nicht erschienen, auf dir Arbeits einstellung loötrieb, jetzt an dieselben ein Rundschreiben gerichtet, worin eS ihnen mittheilt, daß eö sich durchaus nicht als eine Behörde betrachte, die berechtigt sei die Lohnfrage zu regeln, sondern zu einer Verständigung der Principale mit ihren Arbeitern kein Hinderniß in den Weg lege, vielmehr Vor schläge, eS möge sich jeder einzelne Fabrikant mit seinen Arbeitern besonder- vereinbaren. — Inzwischen wollen die bei der Arbeitseinstellung Betheiligten und auf eigene Rechnung fabricirendcn Arbeitcr morgen ihren Cigarrenverkauf eröffnen. Bon dem V. sächsischen Schützenfeste in Altenburg, da- am 27. Juni begonnen, gehen sehr günstige Berichte über den Verlauf, die Frequenz und die Theilnahme der Bevölkerung ein. Ueber 700 Schützen haben sich am Schießen betheiligt. Eibenstock, 26. Juni. Herr Bürgermeister Friedrich Christian Funk hat heute sein Amt, nachdem er dasselbe 29j Jahr treu verwaltet, plötzlich niedergelegt. Chemnitz, 29. Juni. Unter dem Vorsitz desselben Hrn. Nendel, wel chen Fritz Mende vor 5 Wochen zu» Vicepräsidenten des Laffalle'schen Allge meinen Deutschen Arbeitervereins ernannt hatte, wurde gestern in einer Är- beiterversammlung im Apollosaale über die beiden Präsidenten Schweitzer und Mende Gericht grhalten und schließlich folgende von Freundschuh ausführlich bevorwortete Resolution mit großer Majorität angenommen: „In Erwägung, daß die fortgesetzten Inkonsequenzen, Principienbrüche und Charakterlosigkeiten der Herren v. Schweitzer und Mende den hohen sitt lichen Ernst der deutschen Arbeiterbewegung beeinträchtigen; in Erwägung, daß die von jenen Herren den beiden Lassalle'schen Fraktionen angesonnene Vereinigung nur als ein Act der brutalsten Diktatur angesehen werden muß und nur zum Zweck den persönlichen Eigennutz jener Herren hat; in Erwä gung, daß endlich durch diese Diktatur daS freie Bestimmungsrecht deS Vol ke-, das Princip der Demokratie in seinen Grundvesten erschüttert ist, beschließt die Versammlung: „Die Herren v. Schweitzer und Mende sind unwürdig an den Bestrebungen deS deutschen Arbeiterstunde- fernerhin Tbeil zu nehmen und eS ist Pflicht eine- jeden ehrlichen Arbeiter-, jenen Herren in tiefster Verachtung den Rücken zu kehren." Damit Mende mit seiner Versicherung, die hiesigen Lassalleaner ständen nach wie vor zu ihm und hätten sich einstimmig für die Einigung der beiden bisher bestandenen Vereine ausgesprochen, nicht totalster Lügen gestraft werde, mag bemerkt sein, daß Försterling allerdings ein kleines Häuflein Solcher, die jener „brutalen Diktatur" ferner anhängen wollen, gerettet hat. Kaufmann un- Soldat. (Fortsetzung.) 12. Die Prüfung. Und immerdar lastete die eiserne Hand der Gewaltherrschaft auf dem un glücklichen Hamburg; immer schwerer und brutaler legten sich die französischen Vampyre an die Brust der stolzen kräftigen Hammonia, um ihr daS Herzblut auszumugen und sie endlich vielleicht, ein starrer Leichnam, zu verlassen. Nicht ist es mir möglich, in dieser Erzählung, die auf streng historischen Thatsachen beruht, daS volle Material, welches uns die Geschichte in dieser Schreckensepoche liefert, zu bewältigen; — ich wollte nur ein kurzes oberfläch liches Bild von jener Zeit liefern, wo unser Vaterland so schmählich erniedrigt war unter dem Fußtritte der Fremden, von jener Zeit und jenen Helden deS Kalserthums, welche deutsche Dichter durch ihre Verherrlichung mit der Gloire des leicht bestechlichen RuhmS, deS EvelmuthS, ja aller strahlenden Heldenthaten umgeben haben, vom Usurpator Napoleon biS auf seine kleinen tyrannischen Satrapen herab; deutsche Herzen, deren Nation von diesem kleinen Kriegsgvtt zum Schemel seiner Füße benutzt, können ihn ob seine- wohlverdienten Geschickes auf der fernen Felseninsel im Ocean beweinen und England fluchen, daS mit kalter Berechnung ihm die Gastfreundschaft zum Erst umwanvelt«. So ist der Deutsche!! O! Hamburg ist nur ein kleines Stückchen deS großen Erdballs, aber eS liefert eine Geschichte der empörendsten, schamlosesten Bedrückungen von Seiten der großen ruhmvollen Nation, mit welcher sich fast keine andere Stadt messen kann. Hört Ihr daS Standrechtsblei knallen? — friedliche Bürger, welche den Verdacht einer Schmuggelei auf sich geladen, — ich sage den Verdacht, denn daS Standrechtsgericht fordert keine Beweise, — sie werden erbarmungs los aus dem Kreise der Ihrigen gerissen und — erschossen. Hörl ihr da- Angstgeschrei dort auf dem Markle? — Frauen, achtungSwerthe, unschuldige Frauen werden öffentlich gepeitscht, — weil sie — nun, weil sie eben einer nichtswürdigen Dcnunciation erlegen sind, eines Verdachtes, welcher von dem Spion vielleicht vollständig ersonnen ist, aus Haß, Rache und schadenfroher Bosheit. Die Zeit der Willkür und der Gewaltherrschaft lockt alle Dämonen deS MenschenberzenS auS dem geheimsten Winkel zur schwarzen That. Und so flog ein Jahr nach dem andern dahin, die Würgengel nisteten sich immer fester ein, bis der kleine Erdengotl mit einem Donner, der Europa'- Grundfesten zu erschüttern drohte, von seiner Höhe stürzte und die Fürsten und Tyrannen Hamburgs auS den Thoren jagte. Die Sonne bleibt nicht ewig im Meere der Nacht, sie steigt am Morgen prächtiger empor, die Leiden rauschen mit der Zeit vorüber; „die Stunde rennt auch durch den rauh'sten Tag!" Aber noch ist sie nicht emporgestiegen, noch kündet die Morgenröche keinen schönen Tag. ES war ja erst im November 1808, ein finsterer unfreundli cher Herbstabend, als Oberst Beauvert in seinem Mantel gehüllt, unbeweglich im Creuion stand und auf die hellerleuchteien Fenster deS schwarzen Hause- starrte. Wer bewohnte jetzt diese finstern Räume, wo tolle Lust und wilder Jubel in diesem Augenblick ihre lärmende Stätte aufgeschlagen? Beauvert machte eine unwillkürliche Bewegung, um in das schwarze Hau- zu eilen, als eine dunkle Gestalt auS der Thür schlüpfte und in einem Sprunge bei ihm war. „Herr Oberst! Herr Oberst!" flüsterte er athemloS, „daS ist da drinnen eine Höllenwirihschaft; s»ere! der Graf Chaban haus't im schwarzem Hause unv der junge Marquis, von dem Sie mir gesagt, sitzt an seiner Seite vor einer schwelgerischen Tafel, er nannte den jungen Mann, der die französische OsfizierSuniform trägt, emmal über da- Andere seinen lieben Eugen." Beauvert drückte die Feldmütze tiefer in die Augen und murmelte einen unverständlichen Fluch zwischen den Zähnen, dann fragte er hastig: „War er heiler, der junge Marqmö? — könntest Du ihm wohl unbemerkt diesen Brief zustecken? und hast Du nichts über Thomas Bertrand gehört? antwortete Iran?" „Verdammt viele Fragen auf einmal, Herr Oberst! — Ob er heiter war, der junge Marquis? hm! wie eS schien, lachte ein stolzer Triumph aus seinen Mienen und im Uedrigcn werbe ich das Briefchen wohl besorgen können; ge ben Sie nur her, Herr Oberst! Der alte Thoma- Bertrandt soll sich in seinem
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