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Erzgebirgischer Volksfreund : 12.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-186910127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18691012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18691012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1869
- Monat1869-10
- Tag1869-10-12
- Monat1869-10
- Jahr1869
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 12.10.1869
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(8197-98) SsKLlllltwL0KHIIS Nachdem durch die Vorschrift der Gewerbeordnung für den norddeutschen Bund H. 113 die gesetzliche Verpflichtung zur Führung von Arbeitsbücher« aufgehoben ist und daher an das gewerbliche Gehilfenpersonal keine Arbeitsbücher weiter ausgestellt werden, so find zum Behufe der Control« über dasselbe folgende Anordnungen getroffen worden: 1) Jeder Arbeiter und Gehilfe ist, wie bisher, von seinem Arbeitgeber binnen 24 Stunden, von seinem Arbeitsantritte an gerechnet, mittelst genü gender Legitimation des Arbeiters über seine Bundesangehörigkeit bez. sein Militärverhältniß, welche in einem Reisepässe, Heimathscheine oder in einem son stigen behördlichen Ausweise zu bestehe» hat, bei der unterzeichneten Polizeibehörde anzumelven. 2) ES ist jedem Arbeiter und Gehilfen gestattet, sich bei seinem Arbeitsaustritte von seinem Arbeitgeber ein Zeugniß über seinen Arbeitsantritt und ArbeitSauStritt, sowie über sein Betragen ausstellen und dasselbe von der unterzeichneten Polizeibehörde beglaubigen zu lassen. 3) Diese Beglaubigung erfolgt stempel- und kostenfrei. Lößniß, am 1. October 1869. Die Polizeibehörde der Stadt Lößnitz. vr. Krauße. Tagesgefehichte. Wochenschau. Deutschland, ja ganz Europa dürfen jetzt nicht sprechen: „Herr, bleibe bei uns, denn eS will Abend werden" denn eS tagt ja jetzt allenthalben. In Spanien ragen die EorteS, in Dänemark tagen die Kammern, im Kai' serstaate Oesterreich tagen siebenzehn Landtage zugleich, in Baden tagen die Kammern, in unserem Sachsen desgleichen und seit dem Oktober auch in Preußen. In Baiern sollte und wollte der Tag auch beginnen; allein nach einem achttägigen vergeblichen Bemühen für die U. Kammer einen Präsidenten Mammen zu bringen, sah sich die Regierung genörhigt, daS aufflackern wol lende Lichtlein wieder auSzublasen, damit es, wenn das Glück gut ist und die neuen Wahlen gut, d. b. im Sinne der Fortschrittspartei ausfallen, desto Heller aufleuchte. Also allerwärtS Tag — Tag, und doch .... klagt die Welt so vielfach über Finsterniß und behauptet, daß eö immer noch Mil lionen Köpfen an Licht fehlt; doch klagt die Welt, daß so Viele, welche den Völkern Führer und Wegweiser sein sollen, den rechten Weg nicht wandeln und auf Schleich- und Irrwegen voranschreiten; doch klagr die Welt, daß trotz aller der vielen Landtage manches Land keine wahrhaft glücklichen Tage erschaut. So gleich zum Beispiel in Spanien. Dort tagen die EorteS flottweg, aber in der Mehrzahl der spanischen Köpfe ist's und bleibtS finster. Die Schlägereien, über die wir vor acht Tagen in unserer Wochenschau aus Spanien zu berichten hatten, sind im Laufe der verflossenen Woche zu den ersten ernsten und bedenklich»» An fängen eines Bürgerkrieges angewachfen, denn die Republikaner treten seit Wochen mit jedem Tage entschiedener aus und greifen in Masst zu de» Waf fen. Jetzt erst erfüllt sich also in Spanien, was man schon vor einem Jah re fast mit Bestimmtheit erwartet hatte: eS kommt zu einem Bürgerkrieg! Monarchie oder Republik? das ist in Spanien immer noch die brennende Frage, die jetzt in prasselnde Lohe aufzuschlagen scheint. Prim, der Uner gründliche, war bekanntlich vor vierzehn Tagen in Paris. Jedenfalls hat er bei LouiS Napoleon einige Stunden Privatunterricht genommen. Dadurch ist vielleicht Prim's Muth und Selbstvertrauen gewachsen und so triit er jetzt als KriegSminister neu gestiefelt und gespornt auf. Bereits sind sechs Pro vinzen, alS: Catalonien, Aragonien, Ältcastilien, Andalusien re. von der Re gierung in Belagerungszustand erklärt. Zu mehrerem Ueberfluffe sind auch die Abgeordneten, welche der republikanischen Partei angehören, auS der Kam mer ausgetreten. Wohin aber soll daS führen? Sicher zu gar nichts wei ter, als daß die Reaction und das Pfaffenwesen noch einmal einen Sieg feiere, nachdem man sich auf beiden Seiten die Köpfe jblutig geschlagen und viel Unheil über'S Land gebracht hat. Mit dem neuen Throncandidaten, dem 15jährigen Herzog von Genua, scheint die Sache übrigens abermals — Es sig zu sein, denn die verschiedenen Parteien können sich schlechterdings nicht über ihn einigen. Frankreich und Paris wurden in der verflossenen Woche fast einzig von der Frage in Anspruch genommen: Welche Folgen wird eS haben, daß der Kaiser auf seinem Kopfe bestand, selbst gegen den Rath seiner Minister und den Gesetzgebenden Körper nicht, wie eS daS Gesetz vorschreibt, am 26. Octbr., sondern erst auf den 29. Nov. einberuft? Ganz Paris fragt deshalb: WaS wird man am 26. Oktober thun? Graf Keratry hatte in Anregung gebracht, daß sich an diesem Tage alle demokratischen Deputirten im Sitzungs saal» versammeln und selber konstituiren sollten. Zu Gunsten der von Ferry auf letzten Mittwoch anberaumten Vorbesprechung der Linken hat Keratry sei nen Vorschlag zurückgezogen. — Der „Rappel" schlägt vor, daß die 40 Mitglieder der Linken sich am 26. Oktober an der Bastille versammeln sol len, um über die Boulevards nach vem Sitzungssaal zu ziehen. Hunderttau- sende würden sich ihnen dann anschließen. Wahrscheinlich würde eine derar tige Demonstration einen blutigen Konflikt zur Folge haben. Ein Theil der Linken ist deßhalb gegen diese Demonstration, indem sie von der Meinung auSgeht, daß daS Kaiserthum sich selbst umbringt. Straßen- und Barrikaden kämpfe seien überflüssig. Wir pflichten dieser letzteren Ansicht ganz vollständig bei und behaupten heute wieder, wie bereits vor acht Tagen: Der Kaiser hat einen riesigen Fehler begangen, daß er den Gesetzgebenden Körper erst auf den 29. November einberust. Dieser große politische Fehler wird sich schwer rächen an dem Kaiser. Jedenfalls kaleulirt LouiS Napoleon also: Am 26. Oktober kommt eS in Paris zu einem Straßenkrawall, dann lasse ich kräftig dagegen einschreiten und erhalte auf diese Weise eine tüchtige Handhabe, die Zügel noch straffer anznzichen und man wird mir dann recht geben, wenn ich keine freiheitlichen Zugeständnisse mache. Allein der Kaiser wird älter und rechnet nicht mehr so richtig und sicher wie früher. Und so wird jetzt jedenfalls sein Excmpel auf einem falschen Ansatz beruhen und wird deshalb ein falsches Facit ergeben; denn die Oppositionspartei wird sich am 26. Oktober sicher und gewiß zu mäßigen wissen, Paris wird ruhig bleiben aber — wie eS dann vom 29. November an in der endlich eröffneten Kammer klingen, wie man dann der kaiserlichen Regierung die wuchtigsten Wahrheit sagen und den Text in schroffster Weise lesen wird, darüber werden wir seiner Zett sicher zu berichten haben! Uebrigen» wächst die allgemeine Unzufriedenheit mit jedem Tage. Für Italien d. h. für die — heilige Stadt Rom rückt da» vielbespro chene Concil immer näher. Das Sitzungslokal wo das Eoncil abgehallen werden soll, ist endlich fertig. ES hat aber leider! Die Probe schlecht b-stan den, denn als in der verflossenen Woche der heilige Vater daS Eihungalokal besucht«, mußte er sich zu seinem großen Verdruß« überzeugen, daß eS vt-' hoch und groß sei, so daß sich ein Sprecher darin unmöglich"" lich machen kann. SS soll nun eine Fehldecke eingezogen werden. Der aller erste Anfang ist sohin wenig Glück verheißend. Für Oesterreich war in der verflossenen Woche selbstverständlich das große Tagesereignis der Besuch des Kronprinzen von Preußen, der am 6. Oct. abends in Wien eintraf. Dieser Besuch ist natürlich ein sebr willkommneS ZeitungSfutter und wird deshalb auch von den Blättern aller Farben weidlich auSgenuht. Wirv eine Aussöhnung zwischen Preußen und Oesterrreich durch diesen kronprinzlichen Besuch «»gebahnt und zu Stande gebracht werden? Das ist die große Cardinalfrage. An Aufmerksamkeit und Artigkeit läßt eS, dem hohen Besuche gegenüber, der kaiserliche Hof allerdings nicht fehlen, ob aber ernstere, wichti gere Folgen auö diesen Artigkeiten empor sprießen, wer kann darüber etwa- Gewisses sagen? — Gegen die widerhaarigen Bischöfe geht die Regierung end lich mit einem Mittel vor, daS jedenfalls probat sein dürste: eS greift den re nitenten Bischöfen an den — Geldbeutel und hängt i hn etwas höher. So wurde aus Wien gemeldet, daß in einem Ministerrathe beschlossen wurde, die Temporalien des Bischofs von Linz, welche sich auf 36,000 fl. belaufen, zu sperren, und ihn auf seinen Gehalt vou 12,000 fl. zu beschränken. Dieser Be schluß hat bereits die allerhöchste Sanktion erhalten. Preußen. Die Thronrede, womit König Wilhelm den Landtag am 6. Oktober eröffnet hat, soll nicht bloS die Abgeordneten, sondern auch da- Land „sehre kühle" gelassen haben, denn daS Hauptthema der Thronrede war, daß sich die Finanzlage in Preußen nicht sonderlich gebessert hat, und daß um dasDeficit im Budget zu beseitigen, «in — Steuerzuschlag unvermeidlich sei. Der Fi- nanzmimster theilte nun am 8. Oktober dem Abgeordnetenhaus« mit, daßdaSDe- fikit auf 1869 sich auf 5 Mill. 140taus. Thlr. beläuft, daß aber dasselbe im Jahre 1870 jedenfalls 5 Mill. 400taus. betragen werde, eS bleibe sohin wei ter nichts übrig als die Bewilligung rineS Zuschlages von 25 Procent zur Einkommen-, Klaffen-, Mahl- und Schlachtsteuer. Diese Aussichten sind allerdings nicht rosig. — Graf Bismarck einstedelt immer noch auf seiner Besitzung Varzin. Gesundheitsrücksichten allein können eS nicht sein, die ihn dort so lang zurückhalten. In Baiern mußten die Kammern allerdings aufgelöst werden, wie wir vor acht Tagen schon vermutheten, da für die II. Kammer ein Präsident nicht fertig zu bringen war. „Nichts Neues unter der Sonne", trifft also hier doch nicht zu, denn dieser Fall ist neu. Sachsen. Der Rechenschaftsbericht, welchen unser Herr Finanzminister dem Landtag über die Finanzverwaltung von 1864 bis 1866 erstattet hat, enthält genaue Angaben über die Kosten, welche der Krieg von 1866 dem sächsischen Staate verursacht hat. Abgesehen von den Millionen Thlr. mit welchen das Land sich selbst die Kriegsentschädigungen gezahlt hat, und von den 34 Mill, welche nöthig waren, um die sächsische Armee zu reorga- nisiren und sie auf den norddeutschen Fuß zu bringen, betrugen die Baarkosten des Krieg- 17,069,300 Thlr. 7 Ngr. 2 Pf. Deutschland. Preußen. Berlin, 8. Oktober. Endgiltigen Endscheidungen zufolge ist jede diplomatische Begleitung des Kronprinzen, also auch die des Geheim- ratheS v. Keudell, nach Wien wie nach dem Oriente unterblieben und damit die Reise des Kronprinzen nach Wien wie zur Eröffnung des Suez-Canal» als mit keinerlei politischer Verhandlung verknüpft gekennzeichnet. Oesterreich. Wien, 9. Oktober. Der Kronprinz von Preußen ist heute früh 9j Uhr nach Venedig abgereist. Den heutigen Morgenblättern zufolge werden der Reichskanzler Graf Beust, der Hannelminister v. Plener und der Ungarische Minister v. Gorove den Kaiser auf der Reise nach dem Orient begleiten. Frankreich Paris, 7. Oct. Die Rede des Großherzogs von Baden hat hier einen tiefen Eindruck gemacht und man ist überzeugt, daß dieser alle eigene selbstständige Willenskraft entbehrende Fürst nicht eine solche der Stimmung seines ganzen Volkes zuwiderlaufende Rede gehalten haben würde, wenn er nicht dazu von dem seine Gemahlin inspirirenden Hofe von Berlin veranlaßt worden wäre. Man hat deshalb, und gewiß in richtiger Erkenntniß der Verhältnisse dahin sich gewendet, wo man mit Recht die bewegende Ursache vorauSsetzen mußte. Auf Befehl des Kaisers ist die telegraphische Anweisung an den diesseitigen Vertreter deS Botschafters in Berlin ergangen, dort zu er klären, daß die Sprache des GroßherzogS von Baden mit den völkerrechtlichen Stipulationen des Prager Frieden- in bestimmtestem Widerspruch stände, und daß di« practische Durchführung der in der badenschen Thronrede niederge- legten Grundsätze di» Intervention der an der Aufrechterhaltung deS Prager Friedens imeressirtcn Mächte zur Folge haben müsse. Man wisse indeß hier sehr gut, daß »inseitige Aeußerungen deS GroßherzogS, sowohl wegen dessen politischer als persönlicher Verhältnisse nur eine sehr geringe Bedeutung hätten und deshalb verlange man in Berlin »ine Antwort darauf, ob dort die An schauungen des GroßherzogS getheilt würden. Soeben ist nun die Antwort auS Berlin eingetroffen, welche dahin lautet: Die Rede de- GroßherzogS sei ganz bedkutungSlo». Sie sei Folge der persönlichen Ue- bcrschwenglichkeit d»S GroßherzogS, die man in Berlin nur beklagen könne. Man bade deshalb den Großherzog zurechtgewiefen und werde den begange nen Kux p», wiedrr in Ordnung bringen. Man bitte deshalb, hier der Rede weiter gar keine Bedeutung brizulegen. Darauf ist natürlich hier nur der Wunsch au»gedrückt, daß so etwas nicht wt»der Vorkommen möge, wobei n das Befremd»« üb»r die „Zurechtweisung" deS GroßherzogS von Baden " bat. Dieser Vorfall, der von hier sogleich auch in Wien mitge-
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