Sächsische Dorfzeitung : 08.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188411082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18841108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18841108
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-08
- Monat1884-11
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- Sächsische Dorfzeitung : 08.11.1884
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Jahrgang. - — - - ' — - Polittsche Weltschau. Deutsches Reich. Das von uns bereits dem Wortlaute nach mitgetheilte Testament des verstör- ! denen Herzogs von Braunschweig enthält, vom juristi schen Standpunkte aus betrachtet, weder eine direkte Erbeseinsetzung noch eine Bestimmung, die als solche gedeutet werden könnte. Aus diesem Grunde darf das ; Schriftstück als Testament keine Geltung beanspruchen und hat sich infolge dessen das braunschweigische Ge richt genöthigt gesehen, eine Erbschafts-Kuratel ein- tteten zu lassen, deren Aufgabe eS sein wird, den Nach laß für die in der letztwilligen Verfügung nicht ge nannten Erben zu erhalten. Als Kodizill könnte das Testament nur unter der Voraussetzung gelten, daß eS die sog. Kodizillarklausel enthielte, d. h. eine Willens erklärung des Erblassers, daß daS Schriftstück, wenn es alS Testament nicht sollte angesehen werden, als Kodizill Geltung behalte - oder daß eS überhaupt ohne Rücksicht auf jene Rechtsfrage befolgt werden solle. Ein Testament, das als solches errichtet ist, ohne diese Klausel zu enthalten, kann nach dem in Braunschweig gellenden Rechte aber auch nicht einmal als Kodizill Wirk samkeit äußern. In dem Testamente des verstorbenen Herzogs ist nun nichts enthalten, was als Kodizillar klausel aufgefaßt werden könnte. Danach fallen die Legate de§ Herzogs sämmtlich in fick zusammen. Auch der Umstand, daß das Schriftstück in Sybillenort ver- ! saßt ist, wird den Legatoren wenig Helsen, da der Wille des Herzogs klar zu Tage getreten ist, daß dasselbe als gerichtlich hinterlegtes Testament gelten soll. Sonst konnte die Bestimmung des preußischen LandrechtS in ! Frage kommen, welche formlose Kodizille in soweit auf recht erhält, als sie nicht den zwanzigsten Theil des Nachlasses übersteigen. Auf keinen Fall möchte hiernach der Herzog von Cumberland durch diesen Erbfall erhebliche Mittel zur Weiterführung des nach der Ansicht seines ver- ßorbenenVaters noch nicht beendigten Krieges mit Preußen gewinnen. — Sehr charakteristisch für die Ultramontanen in Deutschland ist der Umstand, daß sich ihre gesammten Preßorgane in rührender Uebereinstimmung sür die An sprüche des Herzogs von Cumberland auf den braun schweigischen Thron begeistern und nur schlecht den Aerger verhehlen, daß es, Dank der gegenwärtigen Ver- sasiung des deutschen Reichs und des energischen Han delns seitens des preußischen Kommandirenden in Braun schweig, bislang nicht zu eigentlichen Schwierigkeiten in der Lösung der entstandenen Erbfolgesrage gekommen ist. ! Mit der vielgepriesenen diplomatischen Schlauheit der Ullramontanen vertragt sich diese Haltung schlecht; denn wenn man auch bei dem Führer deS Centrums voraussetzen darf, daß die Treue für die Kurie und die für das Welfen- thum in seinem Gemüthe sich die Waage halten, so ist doch für den übrigen Theil der Ultramvatanen kein Grund vor handen, sich für die überdies protestantische Welfendynastie besonders zu erwärmen und wenn es trotzdem geschah, so verrieth man eben unwillkürlich, daß man stets bereit ist, gegen das Reich Partei zu ergreifen, mag nun die Gelegenheit paffen oder nicht. Welcher Vortheil aber daraus dem Ultramontanismus erwachsen soll, wenn er seine Karten in dieser Weise aufdeckt, das ist uns unver ständlich. Am ungeberdigften benimmt sich, wie immer, auch in dieser Lage die erlrem-ultramontane Presse Baierns. Welcker Unsinn dort dem gläubigen Publi kum geboten werden darf, das zeigt z. B. ein Artikel des „Münckener FremdenblatteS", dec nach einer längeren Deduktion über die Ungesetzlichkeit der v. Hilgers'schen Proklamation nichts Geringeres als die folgende Forde rung ausstellt: „ES darf mit Recht erwartet werden, daß die verbündeten Regierungen und zunächst Baiern ihre ihnen reichsverfassungsmäßig zukommenden autori tativen Stellungen im Bundesrathe einnehmen werden und die Regierung des BundeSstaateS Preußen wegen dieses reichsv-rfaffungsmäßig gar nicht zu begründenden Vorgehens zur Verantwortung ziehen werden, um dieser „Schneidigkeit" der Preußen einen verfassungsmäßigen Dämpfer aufzusetzen " Man sieht, die ewigen Hetzreden des Herrn Windthorst gegen Preußen sind in Baiern, soweit die Ultramontanen in Betracht kommen, auf fruchtbaren Boden gefallen. Zu den erfreulichsten Erscheinungen, welche bei der letzten ReichstagSwahl zu Tage getreten sind, gehört unzweifelhaft die aufrichtige Annäherung zwischen den Nationalliberalen und den gemäßigten Konservativen. Sofern man von den „agrarischen" Bestrebungen einer kleinen Clique der letzteren absiekt, besteht eigentlich in den wichtigen wirthschaftlichen und politischen Fragen kaum eine ernstliche Meinungsverschiedenheit zwischen diesen beiden Fraktionen und wenn jede der selben von dem aufrichtigen Willen beseelt ist, die Re gierung in dem Kampfe gegen die negirenden Elemente zu unterstützen, so wird der Verlauf der nächsten Reichs tagssession ein segensreicher werden. Deshalb ist es die Pflicht der Ordnungsparteien, bei den Stichwahlen unter keinen Umständen zu Gunsten eines Socialdemo kraten einzutreten, sondern Alles aufzubieten, um die Ordnungsparteien im Reichstage zu verstärken. — Der Zusammentritt der Kongo-Konferenz in Berlm ist nun mehr officiell auf den 15). d. M. anberaumt worden. Die Bevollmächtigten der eingeladenen Staaten werden einige Tage vorher in der Reichshauptstadt eintreffen und sich am genannten Tage zu einer kurzen Sitzung versammeln, um lediglich die Tagesordnung der Kon ferenz festzustellen, während die eigentlichen Berathungen wohl einige Tage später, etwa am 19. d. M., ihren Anfang nehmen sollen. Ebenso wie die übrigen Staaten wird auch Deutschland bei der Konferenz fachmännische Sachverständige hinzuziehen, welche sich mit den afrikanischen Verhältnissen an Ort und Stelle vertraut gemacht haben. Die Zahl dieser Sachverstän digen, welche dabei in Frage kommen könnten, ist recht groß und rekrutirt sich, abgesehen von Professor Or. Bastian und j sonstigen wissenschaftlichen Koryphäen, aus den Reihen der Mitglieder der verschiedenen Erpeditionen, welche sich die Erforschung Westafrikas zur Aufgabe gestellt haben. ! — Nachdem die Verhandlungen in Bezug auf den Zollanschluß von Bremen zu einem befriedigenden Re- ! sultate geführt haben, stellte der Bundesbevollmächtigte i für Bremen in der am Donnerstag Nachmittag stattge habten Bundesrathssitzunz den formellen Antrag Bremen j in den deutschen Zollverband aufzunehmen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Der Anschluß soll zur gleichen Zeit, wie der Hamburgs, also im Jahre 1888, ! erfolgen und der Zuschuß, den das Reich zu den Kosten dieses Anschlusses beizusteuern hat, beläuft sich auf Millionen Mark, während der Gesammtkostenbetrag auf 25 Millionen veranschlagt worden ist. Dem Reichs tage wird in Bälde eine diesbezügliche Vorlage zugeken. L^eHerr.-ttn^ar. LRonarcbie. In einer der letzten Sitzungen des Budgetausschusses der österreichüchen Delegationen gab der Minister Graf Kalnoky höchst in- ' tereffante Erklärungen über die augenblicklicken Be ziehungen deS KaiserstaateS zum AuSlande ab. Der l Redner konstatirte u. A., daß die auswärtige Politik der Monarchie seit Jahren auf die Herstellung friedlicher Zustände nack allen Seiten hin gerichtet sei. Hinsicht lich der neugeschaffenen Staatengebilte in Ost-Europa bemühe sich Oesterreich-Ungarn in Gemeinschaft mit den übrigen Großmächten, die neue Ordnung der Dinge zu befestigen und diesen Staaken Zeit und Muße zu geben, sich politisch konsolidiren und die Ent wickelung ihrer reichen Hilfsquellen durch die Siche rung des Friedens ermöglichen zu können. DaS Freund- schaftsverhältniß zu Italien bestehe auch heute ganz ungeschwächt fort und habe keinerlei Unterbrechung er litten. Das Bündniß mit Deutfckland, seit Jahrcn ungetrübt, übe allerwärts seine segensreichen Wirkungen auS und müsse nach seiner (Kalnoky's) Meinung fortan als eine unbestrittene Thalsache angenommen werden; dasselbe gewähre Oesterreich-Ungarn die sicherste Basis für die Entwickelung der Friedenspolitik allen Nack bar mächten gegenüber. Deutschland habe gleich Oesterreich- Ungarn eine langgestreckte gemeinsame Grenze und viel seitige Beziehungen zu Rußland und somit ein gleiches materielles und politisches Interesse an der friedlichen Gestaltung der wechselseitigen Verhältnisse. Die öster- Femllrton. Eine italienische Dorfgeschichte. Bon I. Friedmar. (5. Fortsetzung.) Zuletzt theilte er ihm noch die Neuigkeiten des Dorfes mit, von denen die zwei wichtigsten waren, daß Dora bei dem Doktor Alceste nach dem Tode seiner alten Magd Haushälterin geworden sel und daß die arme Thilde seit — (hier gab er genau den Tag von Valentrn'S Abreise an) an einer, wie man glaube, unheilbaren Geistesstörung leide, an einer harmlosen, stillen, anhal tenden Melanckolie, die ein Herz von Stein zu Mitleid bewegen müsse. Dann brach er klugerweise dieses Thema ab, sprach wieder von Dora und den vielen Schwatzereien, zu denen sie fortwährend Anlaß gebe, seitdem sie in den Dienst des Doktors getreten sei und den Leuten gegen über behaupte, bald dessen Frau zu werden. Der Brief, welcher einem Fuhrmanns zur Besorgung anvertraut wurde, gelangte nach wenigen Tagen in die Hände Valentin s, der inzwischen nur hier und da spär liche Nachrichten von seinem Vater erhalten hatte und von Thilden's trauriger Krankheit nichts wußte. Wie oft hatte er voll Wuth Thilde sich als die Geliebte des Doktors vorgestellt und bereut, sich nickt empfind licher an ihr gerächt zu haben! Jetzt traf ihn dieser Brief wie ein Donnerschlag und versetzte ihn in die größte Bestürzung. Seine Gedanken verwirrten sich; Kops und Herz geriethen in Streit Du hast recht gehabt, die Ungetreue sitzen zu lassen ', sagte der erstere, indeß das Herz ihm zuflüsterte: „Die Geistesstörung der Armen muß Dich überzeugen, wie ungerecht Dein Verdacht und wie groß ihre Lrebe war." Plötzlich trat vor seinen Geist das höhnische Gesicht Dora's und wieder erhob das Herz seine Stimme: „Siehst Du nicht, daß diese boshafte Kreatur Euch, die Ihr Euch Treue geschworen hattet, zu trennen ver suchte? Und jetzt lebt sie, die schamlose Kokette, mit einem Manne, den sie zu heirathen hofft." Aber von der Eigenliebe geblendet, glaubte er es seiner Würde schuldig zu sein, eine Festigkeit zu be weisen, die man geradezu Eigensinn nennen muß. Doch zur Ebre Valentin s sei es gesagt, sein Herz trug den Sieg davon und er machte sich sogleich auf den Weg, getrieben von einem Gefühle unendlichen Mitleids und tiefer Reue. Sich selbst aber wollte er glauben machen, er kehre nur nach Tirli zurück, um die Festtage mit den Seinigen zu verleben. Am Vorabende von Weihnachten, als der Barbier Johannes im Begriffe stand, seinen Laden zu schließen, denn es war schon spät und kein Kunde mehr zu erwarten, erschien auf der Schwelle Valentin. Die beiden Männer umarmten sich. Ohne auf des BarbierS Fragen nach seiner Reise und Gesundheit zu achten, sagte Valentin mit bewegter Stimme: „Und — wie geht es ihr?" „Wie gewöhnlich, mein Sohn, es ist nichts auS ihr heraußzubringen. Du kannst Dir denken, wie es auf dem Milckhofe zugeht! Thilde arbeitet nicht, redet nicht, beklagt sich nicht, wird nicht böse, nur neulich, als sie Dora in der Ferne sah, ward sie ganz roth im Gesichte und riß die Augen weit auf, wie vor Entsetzen. Sie steht und geht, wie eS ihr gefällt und gehorcht Niemandem, als ihrer Mutter, ohne daß diese nöthig hat, ein Wort zu lagen. Wenn die arme Frau sie mit Thränen in den Augen ansieht, folgt sie ihr wie ein Lamm; wenn sie sagt: „„Thilde, arbeite"", nimmt sie das Spinnrad oder daS Strickzeug und arbeitet wie im Fieber, aber nur kurze Zeit; dann fällt ihr die Arbeit aus der Hand und theilnahmslcser als vorher starrt sie vor sich hin. Komm' und sieh ." „Nein, nein, jetzt nicht!" rief Valentin erblassend. „Komm', sage lch Dir. Bei Gott, ist Dein Herz zu Stein geworden? Je eher, desto besser." Bei diesen ! Worten zog Johannes Valentin mit sich fort. „Aber wie kann ich jetzt so ebne Weiteres jeneS ! Haus betreten?" „Wer sagt, daß Du in jenes Haus sollst? Laß i Dich nur von mir führen. Um diese Zeit geht sie ge- j wöhnltch zu dem Vulkan." Ohne ein Wort zu sprechen, legten sie den Weg ! zurück. Als sie dort ankamen, sahen sie Niemanden, j Indessen läuteten die Glocken von San Lorenzo mit j langsamen Schlägen daß Ave Maria. Der westliche Himmel, glühend von blutig grellen Dünsten, in deren Mitte die Sonne hinter den Bergen versank, war mit ' violetten, sich nach und nach purpurroth färbenden Wölkchen bedeckt. Auf der entgegengesetzten Seite zog sich schwarzes Gewölk am Horizont zusammen; eS schien, als ob der empfindlichen Kälte der vergangenen Tage Regenwetter folgen sollte. Die Abendstunde, die schmucklose Landschaft, der düstere Himmel und der un fruchtbare, vom unterirdischen Feuer versengte Boden erfüllten die Seele mit Trauer und zugleich mit Schrecken.
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