8LLt I c l l >, nachtslied. Wer hals gespielt? Ich stand am Lenster vor unseren Quartieren, da klang bei Lerzenschein aus rauhen Lehlen das Lied von der heiligen Nacht. Wer hat es denen da drinnen geheißen? Ich schaute auf die Straße, da kam es Abend um Abend, in Wagen um Wagen: Listen und Pakete in schier unendlicher Zahl. Wer hat die hierher befohlen? Wer hat sie hsrgesandt? Daß die Eltern, die Geschwister, die Linder uns ein Weih nachten bereiten würden, das haben wir wohl gewußt, und daß ferne Verwandte, daß Freunde unser liebend gedenken würden, wer Hal daran gezweifelt? Aber wer hätte sich träumen lassen, wie weit der Lreis der uns treu Gesinnten geht. Und die andern, wer sind sie? Wer hat die 8jährige Schü lerin vorher gekannt, di? uns mit kritzelnder Hand einen Wcihnachtsgruß sandte, wer die vornehme Dame, die Päckchen zu Päck chen fügte, wer hat den bewogen zur Sen dung, der sich als Vater eines bereits Gefallenen unterschreibt. Und wer sind sie alle, die Ungezählten,Ungenannten,Namen losen, die uns Liebesgaben über Liebes gaben senden, wir w ss.n kaum, wohin damit. Und wenn wir uns dazu vorstellen, daß alle diese Pakete doch auch einmal ver schnürt werden mußten, daß ein jedes der Päckchen drinnen vorher umhüllt werden mußte und daß es doch nicht ohne Bedacht geschehe^ ist, wenn man Seidenpapier da zu nahm und blaue oder rote Bändchen darum wickelte, und wenn wir uns weiter vorstellen, wie viel Mühe es gemacht hat, den Raum so auszusparen, -aß sich alles uns Zugedachte hineinfügen ließ — wenn es so ausgepackt vor uns lag, haben wir uns ja oft gewundert, daß das überhaupt möglich war — und endlich wieviel Zeit, wieviel verlorene Wege, wieviel Suchen und Auswählen, wieviel freundliches, sorgendes Nachdenken dazu gehört hat, bis alle die wertvollen, nützlichen und uns erquickenden Sachen sich zusammenfanden.. Wer ist unter uns, -er we-er Vater noch Mutter noch sonst einen treuen Menschen daheim weiß, und auf den kein Strahl so heiliger allumfassender Liebe gefallen ' wäre. Wer ist unter uns, der daheim nicht" genug, oder wenigstens nicht gut genug bekommen konnte, und der es wagen wollte, angesichts so überwältigender Fülle noch mehr, noch Besseres zu begehren. Und ich wende mich an die tiefer Fühlenden und an die höher Denkenden unter uns — wer von uns hat auch nur eine Ahnung da von gehabt, daß die Summe der in un serem Volke aufgespeicherten Lraft an mitfühlender Sorge und mitteilender Liebe so groß sein würde. Wir sind reich, unendlich reich — wollte Gott, die drüben sähens mit eigenen Augen — und wir haben ja gar nicht gewußt, wie reich wir waren. Wir hatten Frieden, oder glaubten ihn wenigsten zn haben, da spalteten wir uns in Parteien und sonderten uns in Alassen. Aber nun wir wissen, daß wir zueinander gehören, fest, unlösbar: ein einig Volk von Brüdern. Und so verwebt sich der Glanz der Lerzen, die wir in den Händen tragen, mit denen in den Gräben drunten und in den Auar- tieren drinnen und er fügt sich zu dem von Ost und West und Süd und Nord, und alle Lerzen verbinden sich mit denen unserer Lieben daheim zu den Lichtern " eines riesenhaften gewaltig zum Himmel ragenden Weihnachtsbaumes, und zn Füßen sitzt das ganze deutsche Volk. Nacht war es im Stalle zu Bethlehem und bei den Hirten auf dem Felde. Nacht ist es um uns: die Wolken des Hasses und des Neides haben den Himmel unseres Vaterlandes in Dunkel gehüllt. von einem Lager aus Holz und Stroh ging die Wonne der Welt aus. Wir waten seit Monden durch Nässe und Schlamm bis über die Lnie. Aber eben an uns wird es wahr: „Das Volk, so im Finstern wandelt, siehet ein großes Licht". Uns ist wie den Hirten auf dem Felde: „Die Llarheit des Herrn leuchtete um sie". Unk wie die Hirten möchten wir uns fürchten, wenn wir die Größe des Augenblicks zn fassen versuchen. Weihnachten, du Fest der Liebe: Vor Ehrfurcht still, beten wir sie an, die Macht