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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193705082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19370508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19370508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZschopauer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1937
- Monat1937-05
- Tag1937-05-08
- Monat1937-05
- Jahr1937
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1937
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1»S 2. Beilage des Zschvvaurr Togrblotirö UN) Anregers s-nnab«n»,8.M-i 1,-7 ' MuLisrschafi N«ö Kindesliebe „Ich denke immer an einen ewigen Frühling, wenn ich an meine Mutter denke!" Vs gib« vielleicht kein schöne res Bekenntnis der Kindesliebe, als cs dieses Wort unseres alten, treuen Ernst Moritz Arndt ist. Er, der Sohn eines freigelassenen Leibeigenen, dankte cs seiner Mutter bis ins höchste Alter hinein, wie sie auf seine geistige und sittliche Entwicklung eingewirkt hat, „stets gleich im Glück, freudig im Unglück, still, fromm und tätig, mit einer reichen Phantasie und einem gesunden Herzen ausgerüstet, durch keine Geschicke so zu beuge», dass sie die Klarheit und Be sonnenheit je verlor." Es ist schön und rührend zu scheu, wie sich dem Zeugnisse dieses Mannes kleinbäuerlicher Her kunft das Dankcswort des Patrizicrsohncs Johann Wolf gang Goethe gleichlautend an die Seite stellt, denn in dem heiligen Verhältnis von Mutter und Kind gelten die glei chen ehrwürdigen Seclengcsctze bei arm und reich, wofern nur ein edler Blutstrom von der Mutter zum Kindes- Herzen führt. „Mir ward" — schreibt Goethe — „von meiner Mutter die Gabe, alles, was die Einbildungskrasl s hcrvorbringen und erfassen kann, heiler nnd kräftig dar- zustcllen, bekannte Märchen aufzufrischeu, andere zu erfin den und zu erzählen, ja, im Erzählen zu erfinden. Meine Mutter hat mich zur gesellschaftlichen Unterhaltung eigent lich recht ausgestattct." Aber auch die schlichteste Frau, die nicht hohen Geist oder seelischen Schwung an ihr Kind wcitcrzugebeu hah gibt ihm den sittlichen Ernst und das Pflichtgefühl mit, das sie unbewußt und selbstverständlich ihm durch ihr täg liches Vorbild in redlichem Tun einprägte; denn es gib! keine bessere Erziehung als die durch tätiges Beispiel. So kann neben den Müttern bedeutender Künstler, Gelehrter und Staatsmänner auch jene würdige Mutter stehen und bestehen, die Adalbert von Chamisso so trefflich in seinem Gedichte „Die-alte Waschfrau" schildert: „Sie hat in ihren jungen Tagen Geliebt, gehofft, und sich vermählt; Sie hat des Weibes Los getragen. Die Sorgen haben nicht gefehlt; Sie hat den kranken Mann gepflegt; Sie hat drei Kinder ihm geboren: Sie hat ihn in das Grab gelegt Und Glaub' und Hoffnung nicht verloren." Und bei all dieser Aufopferung, die rechte dcntschc Mütter — gerade die aus dem schlichten Volke — täglich an ihre Kinder wenden, ohne mit ihrem Geben und Tun zu prunken, ist es verwunderlich zu sehen, daß auch die zärtlichste Kindesliebe nicht an die Mutteropscr hcran- reicht. Auch da ist es in allen Volkskrcisen gleich bestellt, so daß ein Wort Bismarcks überall gilt: „Was eine Mut ter dem Kinde wert ist, lernt man erst, wenn es zu spät, wenn sie tot ist; die mittelmäßigste Mutterliebe noch, mit allen Beimischungen mütterlicher Selbstsucht, ist doch ein Riese gegen die kindliche Liebe." Ungckannt und ungchört folgt dann das liebevolle Mutterherz — Trennung ahnend — der Mahnung, kost bare Jahre zn nützen, so wie es Leopold Schefer in seinem „Laienbrevier" ausdrückt: „Geh' fleißig um mit deinen Kindern! Habe sie Tag und Nacht um dich, und liebe sie. Und laß dich lieben einzig schöne Jahre; Denn nur deu engen Traum der Kindheit sind Sic dein, nicht länger!" Das Leben fordert die Kinder von der Mutter, und nur zu os: lottern sich die Bande, die das Kind erst wieder im Geiste knüpft, wenn man „an Gräbern steht und klagt". Daun allerdings erwacht — wehmütig und leuchtend zu gleich — die Erinueruug an die Jahre, wo das Mutter auge wie eine Soune über dem Garten der Jugend lag! Und manchmal strahlt auch ein lustiges Lächeln über die trauernde Miene des nun erwachsenen, verlassenen Soh nes, wenn er an ein Allzuviel von Lieb' und Sorge von feiten des Mütterchens denkt, etwa wie der Pfarrer und Dichter Eduard Mörike cs in einem „Selbstgeständnis" genannten Gedichte tut: „Ich bin meiner Mutter einzig Kind, Und weil die andern ausgeblieben sind, Was weiß ich wieviel, die sechs oder sieben, Ist eben alles an mir hängen geblieben, Ich hab' müssen die Liebe, die Treue, die Güte Für ein ganz halb Dutzend allein aufessen. Ich will's mein Lebtag nicht vergessen. Vs hätte mir aber noch wohl mögen frommen, Hält' ich auch Schläge für sechse bekommen!" Bei dem Vergelten der mütterlichen Liebe — das sahen wir — reicht es auch bei der besten Kindesliebe nicht zu; deshalb muß die Mutter vom Herrgott anders ent schädigt werden. Und das ist dadurch geschehen, daß er ihr das Empfinden seliger Mutterschaft gab. Frau Aja, eine der gütigsten, klügsten, liebevollsten Mütter Deutschlands, soll uns das noch einmal ausdrücken, wie sie, die Mutter Goethes, es Bettina Brentano gegenüber tat, als sie von einer anderen, einer königlichen und doch so überaus schlichten Mutter höchst liebreich ausgenommen und aus gezeichnet wurde. Da sagte die Frau Rat auf dem Heim- wcgc voll innigster Rührung: „Alle Auszeichnungen, die mir wurden, das weiß ich, die hab' ich doch meinem Sohn zu danken, und wie soll das eine Mutter nicht freuen? Muttergefühl ist eine Wünschelrute, die schlägt in allen weiblichen Herzen an! Und die Frau Königin wird nicht ohne Absicht das Verdienst als Mutter in mir belohnt haben. Sie wird gedacht haben: wenn sie doch auch so cincu Sohn möchte zur Welt bringen, der diese mit seiner Unsterblichkeit könnte ausfüllen!" Und dieser Segens- wunfch Mutter Ajas der Königin Luise gegenüber hat sich dann ja auch erfüllt. Wir sehen also, daß Mutterliebe in allen Fraucn- hcrzcu gleich ist, und Mutterwürde mehr ist als Fürstcn- glanz. Das verkündet uns auch die rheinische Dichtcrprin- zessin Carmen Sylva, die ihr rumänisches Volk dankbar „Mama Regina — Mutter Königin" nannte. Sie schreibt in den Jahren junger Mutterschaft diese Verse nieder, die einen schmerzlichen Klang für sie selbst haben, für sie, die so früh ihr einzig Kind verlor: „Der schönst' Nam' im Erdenrund, das schönste Wort im Mcnschenmund ist: Mutter!" Müttervienfi „Ich will die Erziehung des Volkes in die Hände der Mütter legen", so hat der große Volkserzieher Pestalozzi einmal gesagt. Damit hat er treffend das Verhältnis der Mutter zum Volke uud umgekehrt gekennzcichuet. Unser Volk braucht zu seiucm neuen Aufstieg mehr denn je die Kraft seiner Mütter. Die Mütter stehen im Dienste ihres Volkes, und das Volk hat an seinen Müttern einen Dienst zu tun. Wir dürfen auch künftig niemals vergessen, was wir den Müt tern schuldig sind, die es in diefcn Zeiten ganz gewiß nicht leicht haben. „Wir Frauen spüren allmählich in Deutschland, daß wir immer näher zusammeurücken; wir erleben, das; die Frau, weil sie als Mutter selbstschöpferische Kraft ist, ganz besonders ihrem Volke heute verhaftet ist, weil sie cs er hält. Deshalb wird unser Weg auch immer bewußter zu all den Kräften führen müssen, die Leben gestalten und erhalten. Erde und Himmel als Symbole für Geburt uud Ewigkeit — für Kraft und Bestand — mögen in unseren Mädeln und Frauen immer lebendigere Gestalt anneh men, damit wir unserem Volk schenken für harte Zeiten: erdverwurzeltc, erdbejahcndc, goltgebundene, fröhliche Mütter." So denkt eine deutsche Mutter. So geben wir dem Muttertag seinen rechten Sinn und seine Berechtigung, wenn an diesem Tag über die Ehrung und Verehrung der einzelnen Mutter hinweg das Bekennt nis des ganzen Volkes zur urtümlichen Mutterkraft über haupt uns zum Bewußtsciu kommt, die iu Mutterschaf! und Mutterdicnst sich auswirkt. Dann geben wir dem deut schen Muttertag seinen nationalsozialistischen Sinn, dann halten wir ihn fern von bloßer Sentimentalität oder gar geschäftlichen Interessen. Wir denken an das Wort unseres Führers Adolf Hitler: „So groß die Tätigkeitsbereiche der Frau gezogen werden können, so muß doch das letzte Ziel einer wahrhaft organischen und logischen Entwicklung immer wieder in der Bildung der Familie liegen. Sie ist die kleinste, aber wertvollste Einheit im Aufbau des ganzen Staatsgefüges." So entsteht durch die Familie und durch die „nativ" — die Geburt — im tiefsten Grunde die „Nation" als der Inbegriff aller mit der Geburt gegebenen Bindungen und Bedingungen, die letzte Bedingtheit durch Blut und Leben. Im Gegenatz zu der „ratio", die das Vorrecht der Män ner sein mag. Aber die Frauen schaffen das Volk, die Mütter, die ihr Leben einsetzen im friedlichen Aufbau des Polles. Und auch stärker als alle Organisationen, die Cache der Männer ist, ist doch die organische Verbundenheit und Verflochtenheit, die durch den Geist und die Gesinnung der Mütter ein Volk zusammenschweißt. Mag auch gegenüber der Gefahr einer dauernden Mütterbindung das Verlan gen nach männlichem Einsatz berechtigt sein, so ist doch an dererseits das Reich der Mütter der stete und stille Schutz gegen bloß männlichen Machtrausch kriegerischer Leistung. Und vergessen wir nicht, daß die Mutter, die am An fang unseres Lebens überhaupt, so auch am Anfang ; unseres Innenlebens steht. Es gibt manchen furchtlosen Mann, der in ehrfürchtiger Dankbarkeit seiner alten, from men Mutter gedenkt. „Wem verdanken alle Männer bei nahe, die etwas Großes für die Menschheit wagten, ihre Kräfte? Keinem, als ihren Müttern! Du trägst beinahe alles zur Entwicklung meiner Kräfte bei, Mutter, und alles, was ich einst Gutes tue und wage, ist dein Werk und der schönste Dank, den ich dir bringen kann!" So schreibt Novalis an seine Mutter. Aus all dem ergibt sich, was wir unseren Müttern schuldig sind. Und die Würdigung der Mütter ist im Drit ten Reich eine ganz andere geworden. Mütterschutz und Mütterschulung, vereinigt im Neichsmütterdienst, sind neue staatspolitische Maßnahmen und zugleich ein Dank an die genesenden Mütter Deutschlands. Zu dieser äußeren Hilfe aber auch die innere Erstarkung des Muttergeistcs, innere Mutterertüchtigung bis hin zu der frommen Mut ter, wie sie in den besten Zeiten immer unseres Volkes Ideal und Symbol gewesen ist. Das ist etwas von dem Dank, den wir jetzt än unsere Mütter abzutragen begon nen haben. „Das Wohltun beginnt im Hause", so sagt ein Sprich wort. Auch im Hause, in der Familie die Mütter ehren, das wollen wir uns vornehmen zu ihrem Ehrentag und für alle Tage. Dann hat der Muttertag seinen Sinn und Zweck erst wirklich erfüllt. Dann werden wir wieder suche» und finden lernen, was wir so nötig brauchen: echte, deutsche Mütter! wutter! Von Oskar Bergien Ich sage: „Mutter", und es bleibt genug für mich und alle, Mutter, die dich kennen. Eo bleibt das Herz auch frei von dem Betrug und wird sich nie von deinem Bilde trennen. Ich sage: „Mutter" — dieses ist schon Wende — und wieder bin ich, Mutter, nur dein Kind, und fühle stumm den lieben Blick — die Hände, di- nicht mit Worten zu beschreiben find! Ich sage: „Mutter", und cs weht ein Wärmen in diesem Hauch hin durch das arme Herz, und kleine, liebe kleine Vögel schwärmen und singen ein den bittren Rcueschmcrz. Eo blüht, o Mutter, dir mein stilles Danken gesegnet zu und trifft wohl auch zu dir, denn dieses Blühen, dieses Licbesranken, kennt keine Schrank- zwischen dort und hier. Nimm hin, o Mutter, dieses kleine Licht, ; das dein unendliches doch erst entzündet: Ith hab mein Herz belauscht und dieses spricht, das; alle Lieb im Strom der Liebe mündet.
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