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Dresdner Journal : 18.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190201183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-18
- Monat1902-01
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- Dresdner Journal : 18.01.1902
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ve»»,«pret«: Beim Bezüge durch dl« » ^-Z-s- Lil kÄllllrl «uzelue Nummern 10 Pf ZMNMl Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Nerval nachm 5 Uhr Mrd Zurückfendung der für di« Schriftleitung bestimmt«, «der von Kiefer nicht eia» geforderten Beiträge bean- spracht, fo ist da« Popgeld veizufügen. <l»kt»dt«»»,»,e»»tzre«r Di« Zeile kleiner Schrift der 7mal gespaltenen Ankündi» guna« Seite oder derenRaum X) Pf Bei Tabellen» und Zisfernfatz 5 Pf «uftchlag ftir die Zeile Unterm Re- baktionästrich (Eingesandt) di« Textzeile mittler Schrift oder deren Raum 5V Pf Gebühren»Ermäßigung bei dfterrr Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 17 Uhr für die nach mittag» erscheinende Nummer. M14. Sonnabend, den 18. Januar nachmittags. 1902. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben den zum Konsul der Dominikanischen Republik in Leipzig ernannten Dunkan Hermann Weickert daselbst in dieser Eigen schaft anzuerkennen geruht. WekannLmachrrng, die Abhaltung der Kandidaten-Prüfungen an den Lehrerseminaren des Landes, an den Lehrerinnen - Seminaren zu Dresden und Leipzig, sowie der Wahlfähigkeits-Prüf ung am Lehrerinnen-Seminar zu Callnberg Ostern 1902 betr. Die SchulamtS-Kandidaten-Prüfungen an sämtlichen evangelischen Seminaren des Landes und an den Lehrerinnen-Seminaren zu Dresden und Leipzig, sowie die Prüfung von Lehrerinnen, welche nicht auf einem Seminar vorgebildet worden sind, finden in Gemäßheit des 8 4 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 in den letzten Wochen vor Beendigung des Schuljahres statt. Es werden daher diejenigen, welche zu diesen Prüfungen zugelassen zu werden wünschen, so- weitdieselben nicht auf Grund § 3, Abs. 1 der Prüfungsordnung von Einreichung besonderer An meldung befreit sind, hierdurch aufgefordert, sich spätestens bis zum 22. Januar 1S0L bei dem unterzeichneten Ministerium unter Beifüg ung der in 8 3 der Prüfungsordnung vorgeschriebe nen Zeugnisse rc. anzumelden, event. auch die nach 8 3, Abs. 4 der Prüfungsordnung vorgeschriebenen Angaben zu machen. Die WahlfähigkeitS-Prüfung am Lehrer innen-Seminar zu Callnberg findet nach Ostern 1902 zunächst sür frühere Zöglinge dieser Anstalt statt. Kandidatinnen, welche sich dieser Prüfung unter werfen wollen, haben spätestens bis zum 3. Februar 1902 ihre Gesuche um Zulassung bei dem BezirkSschul- inspektor ihres Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der mehrerwähnten PrüfungS-Ordnung vor geschriebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann von den Bezirksschulinspektoren die Anmeldungen an die Kanzlei des unterzeichneten Ministeriums bis spätestens zum 13. Februar 1992 einzureichen sind. Dresden, am 9. Januar 1902. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. 374 v. Seydewitz. Auerbach Gruenuuugeu, Bersetzuugeu rc. im öffeutl. Dienste. Ä» GeschiftSteretche des vttnifteriums de» Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu befetzen: die ständ. Lehrerstelle in Brabschütz Koll: das Ministerium dc» KultuS rc. 1230 M. Gehalt (einschl. 30 M. Gartennutzung), 10 M. v. Kirchendienste, 110 M s. Fortbildungischulunterricht, fr Wohnung u 36 M an die Frau de» Lehrer» bei etwaiger Uebernahme des Unterricht» in weibl Handarbeiten. Gesuche m. d. erfordert. Unterlagen (Angabe deS Militärverhältnifse» bei Hilfslehrern) bi» 31. Jan. an Bezirksschulinspektor sür Dresden II, Schulrat Fink, Gerokstr. 2», einzureichen; — die Lehrerstelle in Thanhof. Koll: die oberste Schulbehörde. Neben fr. Wohnung u. Gartennutzung 12V0 M. Gehali, LOS M. pers. Zulage bis zum Eintritt der ersten gesetzt AlterSzulage, 110 M f. Fortbildungrschul- u. kb M. sür Turnunterricht, sowie 40 M an die Frau de» Lehrer» f. d. Handarbeitsunterricht, fall» sie diesen erteilen kann Gesuche find unter Beisügung sämtl. Prüfung»- u Amt-sührungS- zeugnisse al» auch de-Nachweises betr Erfüllung der Militär- Pflicht bi» 31. Jan. beim BezirkSschulinspektor für Zwickau II, Schulrat Hörig, einzureichen; — zwei neuzuerrichtende ständ. Lrhrerstellen in Hohndorf. Koll.: der Gemrinderat Ge halt: 150V M einschl. 200 M. WohnungSgeld; steigend bi- «vvv M. m. d erfüllten 5V. Lebensjahre. Gesuche mit sämtl Zeugnissen bez. einem Militärdirnstnachweise sind bi» 27. Jan. beim Gemeinderate einzureichen. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Die Bewegung, die aus dem rednerischen Miß griff deS Ministers Chamberlain in Edinburgh um jeden Preis einen hochpolitischen Zwischenfall in den deutsch-englischen Beziehungen gemacht hat, scheint jetzt nach England verpflanzt worden zu sein. In Deutschland haben die Treiber der öffentlichen Meinung ihr Ziel erreicht; der Reichskanzler hat in seiner Granitrede das amtliche Siegel auf die Volksstimmung gedrückt. Als berechtigt ließ er sie aber nur gelten, soweit sie den Angriff oder doch den Schein eines ausländischen Angriffs auf die deutsche Militär-Ehre zurückweist. Er trat gleich zeitig für gute freundschaftliche Beziehungen zwischen dem deutschen und englischen Volke, wie zwischen den Regierungen ein und schüttelte den antisemiti schen Abgeordneten, der sich in Beschimpfungen deS britischen Heeres erging, unter allseitigem Beifall energisch von sich ab. In England bleibt man aber jetzt dabei, beleidigt worden zu sein und zwar nicht bloß durch die doch sofort geahndete Unschicklichkeit des Hrn. Liebermann v. Sonnen berg, sondern durch den Reichskanzler selbst. Hr. Chamberlain hat in einer neuen imperialistischen Rede in Birmingham eine höchst persönliche An gelegenheit zur Sache des britischen Volkes gemacht und von der englischen Presse ist, mit verschwinden den Ausnahmen, dieser Appell an die nationale Leidenschaft unterstützt worden. Als Fortsetzung der deutschen Bewegung gegen Chamberlain hat sich eine englische gegen den Grafen v. Bülow ent wickelt, und mit der Wahrheit nehmen es jenseits deS Kanals die Aufwiegler noch weniger genau als bei uns die Wortführer der britenfeindlichen Presse. Man schürt die Erregung der Massen durch falsche Ausstreuungen, wie beispielsweise, daß der deutsche Reichskanzler von einer Entschuldigung Englands wegen der Edinburgher Rede gesprochen habe. Nun ist aber in der Rede des Grafen v. Bülow lediglich darauf Bezug genommen, daß ihm die Abwesenheit jeder beleidigenden Absicht Chamberlains versichert worden sei. Diese Versicherungen kann man in England nachträglich nicht in Abrede stellen oder gar widerrufen. Die englische Presse scheint be reits vergessen zu haben, daß in ihren eigenen Artikeln zur Verteidigung deS Kolonialministers wie auch in den Erklärungen seines Sekretärs der An nahme einer beleidigenden Absicht entgegengetreten wurde. Hätte Chamberlain eine regelrechte Ent schuldigung ausgesprochen, so würde Graf v. Bülow dies dem Reichstage mitgeteilt haben. Die Rückzugs- linie des englischen Ministers nach dem Edinburgher Borstoße war aber gerade der Gedanke, weil er nicht habe beleidigen wollen, brauche er sich auch nicht zu entschuldigen. Noch weniger denkt selbstverständlich der Reichskanzler daran, die vom „Standard" ver langte Abbitte zu leisten. Dieser überhebende, spitzige Ton der englischen Presse erschwert mehr als das harmlosere Schellen in vielen deutschen Blättern die Verständigung, die doch in beiden Ländern alle ver nünftigen Leute wünschen und fordern müssen. Wenn nichts anderes, sollten schon die Ausbrüche nackter Schadenfreude in der französischen wie nicht minder der panslawistischen Presse die streitenden Vettern zur Besonnenheit mahnen. Wer blinden Haß gegen England predigt und als dessen natürliches Gegenstück unversöhnliche Feindschaft in England gegen uns her vorruft, versündigt sich an der Entwickelung der deutschen Weltinteressen. Wir wahren diese Interessen im friedlichen Wettbewerb, nicht aber durch gewalt same Erschütterung oder Zerstörung deS vom Grafen v. Bülow in wohlbedachten Worten zuerst namhaft gemachten Systems der Gegengewichte, das die Be ziehungen zwischen den großen Mächten fast selbst- thätig regelt und bedenkliche Schwankungen ausgleicht. Der leitende deutsche Staatsmann hat die Einsicht in die Notwendigkeit eines ruhigen freundschaftlichen Zusammenlebens mit England nicht verleugnet. Hoffentlich kommt diese Einsicht auch in dcr wohl unvermeidlichen Unterhausverhandlung über Herrn Chamberlain- Erlebnisse mit Deutschland besser als in der englischen Presse zur Geltung. Statt auf dieses für England doch keineswegs unwichtige Entgegenkommen des Reichskanzlers hinzuweisen, füllen die Londoner Blätter ihre Spalten lieber mit thörichten Erfindungen über die Ungnade deS Grafen v. Bülow, die Beurlaubung der Botschafter und die Verschiebung des Besuches des Prinzen von Wales, — alles Dinge, mit denen die öffentliche Meinung grundlos aufgeregt wird. Denn in Wirk lichkeit ist natürlich an der entscheidenden Stelle weder an einen Kanzlerwechsel noch an eine Unter brechung deS diplomatischen Verkehrs mit England gedacht worden. Der Prinz von Wales aber wird, wenn er, was ebenfalls nie zweifelhaft war, als will- kom'ienrr Gast zum Geburtstag Se. Maj. des Kaisers in Berlin weilt, sich gern überzeugen, daß unziemliche Ausschreitungen der für Deutschland wie für Eng land gleich freien Meinungsäußerung in Worten und Bildern auch bei uns in allen politisch reifen Kreisen verurteilt werden, und daß die knirschende Wut, in der sich, übrigens erst nach der letzten Rede Chamberlains in Birmingham, die „Times" gegen Deutschland gefallen, niemanden in Deutschland ver anlassen kann, dem Sohne des Königs Eduard mit verminderter Achtung zu begegnen. Daß übrigen- die amtlichen Beziehungen beider Reiche von allen den ihnen durch leidenschaftliche Verblendung an gedichteten Gespanntheiten und Schwierigkeiten frei sind, das darf auch aus den Eingangsworten der Thronrede geschlossen werden, mit der der König von Großbritannien und Irland am Donnerstag das Parlament zu London eröffnet hat. König Eduard VII. betont ausdrücklich: „meine Beziehungen zu den anderen Mächten sind andauernd freundschaftlicher Art", — eine Wendung, die auch, was Deutschland anbetrifft, durchaus keine leere Form bedeutet. Erfreulicher als dieses deutsch-englische Gezänk, das aber im Grunde nur zwischen der Presse der beiden Länder, nicht zwischen ven Regierungen weiter geführt wird, ist der Ausblick, der sich auf die fernere Gestaltung des Verhältnisses unter den Dreibund mächten eröffnet. Von allen Seiten wird jetzt an- Hunss und Wissenschaft. Konigl. Opernhaus. — Am 17. d Mt« : Viertes Symphonie-Konzert der Generaldirektion der König!. Musikalischen Kapelle und der Hoftheater. (Reihe 8) Für da« Verständnis der Richard Straußschen Ton dichtung „Don Quixote", die an erster Stelle de» Programm« stand, sind die bisherigen Aufführungen der „Feu««not" ohne Zweifel nicht ohne Bedeutung gewesen Beide Werke sind al« Ausfluß eine» modern- skeptischen Geiste« in mehrfacher Hinsicht und nicht »um wenigsten in dem ironisierenden Charakter ihrer Ton sprache verwandt. In beiden Tonschöpfungen wird mit rücksicht«loser Kühnheit ein realistischer Stil angewendet, der alle« Dagewesene übertrifft, in dem aber die natür liche und letzt« Konsequenz der „Musik al« Ausdruck" erkannt werden muß, und m beiden Tondichtungen wird, selbst unter Aufopferung alles Herkömmlichen, die abso lute Wahrheit deS Ausdrucks unbedingt über da« Schöne und Gefällige gestellt. So konnte den Besuchern de» Straußschen Bühnenwerke» innerlich eine neue Welt aufgehen, die ihnen die nötige Empfänglichkeit sür da» Neue, Unerhörte gewann und ihnen die Bedingungen für eine tiefere Aneignung dieser genialen, aber wunder lichen musikalischen Zukunftssprache verschaffte Aller dings droht bei der Dissonanzen auf Dissonanzen hiusenden WahnsinnSschilderung in «Don Quixote" die Aufnahmefähigkeit de» Ohre» zu versagen Aber auch für diesen Fall weiß rin begeisterter Strauß- Interpret Rat, indem er eine „horizontale", durch ein genaue« Verfolgen der einzelnen, kontrapunktisch freien und sich kreuzenden Stimmen zu erzielende Auffassung de» Klangbilde» empfiehlt Denn mit dem „landläufigen vertikalen" Hören, wonach die überein- audergrlegtm Stimmen eine» polyphonen Musikstücke« mehr oder minder zu Bestandteilen typisch feststehender Accorde „degradiert" werden, stehe die musiktheoretische Weisheit einem modernen Straußschen Tonsatze ziemlich hilflos gegenüber . . . Wie dem auch sei: da« neue, übrigens vor vier Jahren schon von Hrn I L Nicodö in Dresden zur Aufführung gebrachte und bei dieser Gelegenheit eingehend besprochene Werk wurde mit leb haftem Beifall ausgenommen. Die bedeutenden Schwierig keiten der Komposition, in der jedes einzelne Jnstrumcnt im Zusammenspiel oder im Solo bi« an die Grenze seiner technischen Leistungsfähigkeit geführt wird, boten der König! Kapelle unter der geist- und temperament vollen Leitung de« Hrn Generalmusikdirektor E v Schuch Gelegenheit zu einer erneuten, in zahlreichen anstrengenden Proben herbeigeführten Meister- und Musterleistung Al« Solisten zeichneten sich die Herren Petri (Violine), Spitzner (Viola) und Wille (Violoncell) in rühmlichster Weise au«. Die zweite Hälfte de« Konzert» brachte die willkommenen Klänge de« herrlichen Griegschen ä-moll-Konzert», das von Hrn Raoul Pugno, zur Zeit Professor am Pariser Konservatorium, mit den Vorzügen einer wahrhaft vor nehmen, technisch und musikalisch den höchsten Anforder ungen gerecht werdenden Künstlernatur vorgetragen wurde. Von edelster Poesie war die Wiedergabe de« Adagios erfüllt; rhythmisch fest, geistvoll in den Phrasierungen, fein und elegant in den Figurationen und Passagen er schien die Ausführung der Ecksätze. Seinen solistischen Darbietungen (Kompositionen von Händel, Scarlatti und LiSit) mußte Hr Pugno, dm man al« einen der gediegensten Pianisten der Gegenwart zu schätzen hat, nicht weniger al« vier Zugaben — darunter Chopins 8is-äur.Nocturne und da« 8-woII-Scherzo — feigen lassen. Der wundervoll klare und durchsichtige Vortrag de« sympathischen, dem Sturm und Drang der Jugend entrückten Künstler« erweckte freudige Erinnerungen an seine Land»männin Frau Klothilde Kleeberg Im Gefolge de« Griegschen Klavierkonzert«, dessen Orchesterbegleuung von Hrn Kapellmeister Kutzschbach gewandt und sicher dirigiert wurde, befand sich Schuberts köstliche, leider unvollendete Symphonie in H-moll. Den in ihrer zu treffenden Ausführlichkeit sehr dankenswerten Programm- Erläuterungen de« Hrn. vr. Rabl gebührt diesmal ein Wort besonderer Anerkennung U. S Zur Aufführung des Herakles. Der Dresdner Chorverein wird am 24. d Mt». zum ersten Male an die Oeffentlichkeit treten Geplant ist bekanntlich eine Aufführung de« Oratoriums „Herakles" von G F Händel in der Bearbeitung von Fr. Chrysander. Wir meinen, die Wahl de« Leiter» der neuen Chorvereinigung, Hrn W v Baußnern, konnte kaum günstiger fallen, al« gerade auf ein Werk de« Halleschen Meister«. Händel ist für unsere Zeit, entgegen der in den Kreisen der Fachmusiker herrschenden Ansicht, die gegenwärtig alle« Heil ausschließlich von Bach erhoffen, wohl sogar al« der geeignetere Führer anzusehen Ihn zum „Erzieher" auSzurufen wäre so Übel nicht, da in ihm noch alle die geistigen Werte, die jugendliche Kraft, die Lebensfreudigkeit und der edle Schönheitssinn der großen Renaissance gestaltend wirken. Anders Bach, dessen Innerlichkeit und Weltabgewandt- heit die Romantiker mächtig anzog und dm bezeichnender weise ein E. T. A Hoffmann wieder„mtdeckte". In seinem reichen Innenleben Beethoven geistesverwandt, ward er wie dieser tiefgründig, ja unergründlich und unerschöpflich, verlor aber doch die innige und lebendige Fühlung mit dem PulSfchlag de« Volke» in seiner All gemeinheit und stand adsrit« jener vorwärtsdrängenden Bewegung der Geister, die Händel so kräftig «faßte Gerade für unsere Zeit und besonders für unser Volk, da« doch noch im Zeichen seiner eigenen „Wiedergeburt" steht und da« politisch die Periode de« RomanticiSmuS erkannt, daß die offene Erklärung de» Grafen Bülow der Erneuerung dc» Bündnisses förderlich ist. Sie hat die Frage nach ium Werte des Dreibundes, die weniger in Deutschland als in Oesterreich-Ungarn und vor allem in Italien von der Presse ost ober flächlich behandelt worden war, ernstlich gestellt; und eine sehr erwünschte Klärung der Ansichten über diesen Punkt ist schon jetzt eingetreten. Die Wiener und Pesther Blätter haben das Schlagwort von der Vereinsamung Deutschlands schnell beiseite gelegt. In Italien aber beginnt man kritischen Blickes die Aeußerungen französischer Staatsmänner zu würdigen, worin da- junge Königreich zu einer Politik der kühnen That in Tripoli» mit Frankreich», in Albanien mit Rußlands Freundschaft ermutigt werden sollte. Zwar geht die Pariser „Autonts" entschieden zu weit, wenn sie die zweifellos vorhandenen Ab machungen zwischen den Kabinetten von Paris und Rom in der tripolitanischen Frage als ein bloßes Augenblicksbild bezeichnet. Die Frage aber, inwieweit Italien, wenn es in naher Zukunft zu einem Eingreifen in Tripolis genötig wäre, auf wirkliche Unterstützung Frankreichs zählen könnte, ist noch immer offen. Sv ost die Pariser Presse aus der Schule plaudert, zeigt sich, daß Frankreich nur den unthätigen Zuschauer machen will, während die Verpflichtung, ein Abkommen über das künftige Schicksal von Tripoli« zwischen Italien und der Türkei herbei- zuführen, auf Deutschland abgewälzt wird, lediglich um die Berliner Diplomatie als Beschützerin deS Sultans zu verdächtigen. Die Erhaltung deS Osmanischen Reiche» in seinen gegegenwärtigen Besitzverhältnissen liegt aber wegen der mit jeder Aenderung verbundenen allgemeinen Friedensgefahr ebensosehr, ja noch mehr im Interesse der für die Beerbung der Türkei in Betracht kommenden Mächte, al» im deutschen. Die Ungewißheit darüber, ob Italien für seine tripoli tanischen Zukunftshoffnungen von den französischen Staatsmännern Sicherheiten erlangt hat, die ihm der Dreibund nicht ebensogut bieten konnte, würde auch für die Italiener selbst nur durch Veröffent lichung der Abmachungen Visconti VenostaS und PrinettiS mit Hrn. Delcasss zu beseitigen sein. Vielleicht hat der sranzösische Minister de» Aeußeren sich diese Enthüllung für sein große Programmrede in der Deputiertenkammer Vorbehalten. In dieser Rede würde auch da» Dunkel erhellt werden können, da» noch über gewisse Aeußerungen de» französischen Ministers über Albanien ruht. Die „Agence Havas" hat zwar diese Aeußerungen überhaupt in Abredt gestellt, und die Botschafter der Republik in Rom und Wien, wohl auch in St. Petersburg und Konstantinopel, sind angewiesen worden, das Gleiche zu thun. Bei der Erfüllung dieses Auftrages ist aber mindestens der Wiener Botschafter, Marquis deReverseaux, nichtsehr glücklich gewesen und hat in der „Neuen Freien Presse" lesen können, daß seine Erklärungen für die österreichisch ungarische Regierung keine Ueberzeugungskrast gehabt haben. Hr. Delcasss findet daher hier noch ein dankbares Feld für nähere Erläuterungen. Auch über Marokko kann er vielleicht der politischen Welt diesmal mehr sagen als glatte Worte über die Erhaltung des status guv. Entspricht, kraft der Abmachungen zwischen Paris und Rom, eine italienische Anerkennung deS französischen Protektorat» über Marokko dem französischen „Verzicht" auf Tripolis zu Gunsten Italiens? Die Frage wird in der Presse der beiden Schwesternationen so lebhaft erörtert, daß ein Schweigen Delcassss in diesem Falle ebenso beredt sein würde wie eine erschöpfende überwunden hat, wäre der letzter« der rechte Mann Wie er im „Lichte de« Tage«" stand, fo find auch wir nicht mehr das Volk der Träumer. Wie er in einer Zeit gewaltiger geistiger Klärung lebte, so stehen auch wir in einer solchen Lernen können wir da von ihm, wie die Gegensätzlichkeit von Wissen und Glauben („Messias") nur eine scheinbare ist, wie wir nur die Kraft in uns finden müssen, einem maßlosen Ueber- schätzen der LerstandeSthätigkeit zu wehren Gerade da« letzt«« ist e« ja, da« unsere Zeit so unproduktiv im höheren Sinne macht. Nehmen wir die Dichtung de« Oratoriums an, das un« der Bach-Verein vorführen wird, so weist Fritz Volbach in den Erläuterungen, di« er zum „Herakles" anläßlich der Mainzer Aufführungen im Jahre 1895 schrieb, treffend darauf hin, daß hier wie beispielsweise auch bei Goethe« „Iphigenie" der Wert in der „lebendigen Wiedergabe de« Geiste« einer großen Zeitperiode" liegt, also in ein« wahren „Wieder- gebürt" Unsere besondere Zeit würde sich abmühen, unter Benutzung aller möglichen alten Quellen „Per sonen und Handlungen mit photographischer Treue wiederzugeben". E« lebt also im „Herakles" durchaus der Geist der Zeit Händels. Aber gerade auf diesem „anachronistischen Umwege" wird un« an der Hand lebendigen Menschentum« der Zauber des Griechentum« wieder erschlaffen Die Dichtung selber, von einem Geistlichen, Thoma» Broughton, verfaßt, stellt sich al« eine Umdichtung der „Trachinierinnen" von Sophokle« dar und behandelt die auch au« Ovid« Metamorphosen bekannte Geschichte von Herakle« und Desanira Ihr Inhalt ist in kurzen Zügen folgender: Dejanira harret in Sorge der Wiederkehr ihre« Gatten Herakles und sendet sihren Sohn Hyllu« zum Orakel de« Zeu«, da« drohende« Unheil verkündet Herakle« kehrt zwar al« Sieger zurück, aber da « die jugendlich schöne Tochter des überwundenen König« von Oechalia, Jole, mit sich führt, entbrennt Dejanira in Eifersucht.
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