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Dresdner Journal : 18.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190201183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-18
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- Dresdner Journal : 18.01.1902
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11 a lediat hat Dem Konzert schloß sich ein munterer Ball an * Zu Gunsten der WohlthätigkeitSvorftellung der Internationalen Artisten-Loge findet morgen im Viktoria-Salon nur eine Vorstellung, und zwar abend« H8 Uhr, statt, in der Mörbitz al« „städtischer Straßenkehrer" und sämtliche Künstler de« Januar programm« auftreten werden * Au« dem Polizeiberichte. Bei einem wegen verschiedener Strafthaten hier festgrnommenen 20 Jahre alten Arbeiter wurden ein Beil und eine kleine neue Handlaterne, wie solche von Frühstück«» auSträgern d^autzt werden (rotbraun lackiert), vor- gefunden Da« Beil will er Mitte Dezember v I am Terrassenufer von einem mit Holz beladenen Handwagen ««stöhlen, die Laterne zu derselben Zeit geschenkt er» halten haben; doch liegt betreffs der letzteren vermutlich auch Diebstahl vor. Anzeigen über dergleichen Dieb stähle sind aber bi« jetzt noch nicht erstattet worden Die Eigentümer werden ersucht, sich zu 6. IV. 83 bei der Kriminalabteilung zu melden * Im Panorama international, Marien- straße 20 I („Drei Raben"), wird diese Woche ein hock- rntereffanter Besuch deutscher Nordsee-Bäder, wie Borkum, Norderney, Helgoland rc, zur Schau au«- gestellt Nachrichten aus den LandesteUen. Leipzig, 18. Januar Für das neue Gymnasium, das zweite Staatsgymnafium, sind bis jetzt bereits 132 Schüler für alle Klaffen von Sexta bi« Unter sekunda zum Besuche angemeldet worden Für Sexta allein sind 62 Anmeldungen erfolgt, so daß die junge Anstalt sofort mit zwei Abteilungen der Sexta in« Leben tritt Zwickau Aus dem Nachlasse der von hier ge bürtigen, in Dresden verstorbenen Frau verw Haupt mann v Witzleben sind den Städten Dresden und Zwickau je 213193 M 57 Pf. zugefallen; Zwickau hat außerdem noch 48 wertvolle Bilder erhalten, die dem geplanten König Albert-Museum hier überwiesen werden sollen, da« außerdem 30 000 M aus der er erbten Gesamtsumme erhält Meerane 7800 M Bargeld verloren hat ein hiesiger Gastwirt auf der Bahnfahrt von Burkhardts dorf über Chemnitz nach hier Glauchau, 17. Januar. In seiner Versammlung im „Deutschen HauS" hat jetzt auch der konservative Wahlverein Stellung zur Landtagskandidatur des vom liberalen Verein aufgestellten Hrn Kommerzienrat- Ehret (natl) genommen. Die Versammlung beschloß einstimmig, die Kandidatur zu unterstützen, so daß nun Hr Kommerzienrat Ehret von beiden Ordnungsparteien einmütig als Kandidat für die Landtagsersatzwahl im hiesigen städtischen Wahlkreise aufgestellt ist. Au« dem Vogtland«. Für die am 10 und 11. Februar angesetzte Aufnahmeprüfung am Königlichen Lehrerseminar Auerbach haben sich bis jetzt bereits 70 Aspiranten gemeldet Schwarzenberg Da« von drei Familien besetzte Arbeiterwohnhau» in Hammerrittersgrün, der Firma Karl Breitfeld gehörig, ist gänzlich niedergebrannt. Den Bewohnern wurde durch da- schnell um sich greifende Feuer fast die gesamte, unversicherte Habe vernichtet Leider ist auch der Verlust eines Menschenlebens zu be klagen Der in eine, Bodenkammer schlafende 1 ^jährige Sohn de« Kutscher« Schneider konnte nicht mehr ge- rettet werden und verbrannte Meißen, 17. Januar. Sowohl in der Stadt, al» in ihrer Umgebung sind, wie gemeldet, in den letzten Wochen wiederholt Vergehen gegen die öffentliche Sicherheit vorgekommen. Vorgestern wurden ein 20jähriger Ofensetzer, ein 2Sjähriger Fabrikarbeiter und ein I Sjähriger Schlosser verhaftet, denen zwei solcher Vergehen zur Last fallen Sie haben früh einen zur Fabrik gehenden 17jährigen Arbeiter und am Sonntag früh in der dritten Stunde einen Tischler «»gefallen Letzterer konnte nach heftigem Kampfe entfliehen; bei ersterem fanden die Räuber nur einige Äpfel. >c. Cotta. Von der Macht des am Donnerstag wütenden Sturmes zeugt noch jetzt ein Trümmerhaufen an dem Dampfschiff-Restaurant des Hrn. Seidel; die fast meterftarken Thorsäulen, auf denen da« Firmenschild befestigt war, wurden wie Rohr umgebrochen. Eine gerade vor übergehende Frau entging nur dank warnenden Zuruf« der Gefahr, erschlagen zu werden Vermischtes. * Die elektrische Behandlung der Nasenröte wird von Ur Ferdinand Winkler in den „Wiener Medizinischen Blättern" besprochen Schon von verschie denen Forschern ist die rote Nase oder, wie der Fach mann sich ausdrückt, die ro^aeva als eine durch Elektrizität sicher zu beeinflussende Hautkrankheit be zeichnet worden, über die beste Art der Behandlung be stehen jedoch Meinungsverschiedenheiten Zunächst stellt sich gewöhnlich eine etwas stärkere Rörung ein, die mehrere Stunden oder höchsten« bi« zum übernächsten Tage anhält, dann aber einer blässeren Hautfarbe weicht. Nach Helbig follen die Sitzungen in Abständen von 2 bis 3 Tagen wiederholt werden, und zur vollen Heilung werden 10 bi» 15 Sitzungen al« notwendig bezeichnet. Die Anwendung eines zu starken Stroms führt zur Bildung von Bläschen Die Einwirkung de» elektrischen Strom« ist als eine leichte sehr oberflächliche Aetzung der Haut zu betrachten An den behandelten Stellen entstehen dünne Schorfblättchcn, die nach 3 bi» 5 Tagen absallen und Helle mit frischer Oberhaut bekleidete Stellen zu Tage treten lassen Auch mit Röntgen bestrahlung sind gute Erfolge erzielt worden In dem letzten Jahre hat die Behandlung der roten Nase durch den elektrischen Gleichstrom (Franclinisation) besondere Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, und zwar kann diese Art von Strom in der Form von Büschelentladung, al« Funken oder als sogenannter Mortonscher Strom benutzt werden Die Büschelentladung veranlaßt eine Blutverdrängung, die Funken und der Mortonsche Strom eine Blutüberfüllung der betreffenden Hautteile Schon au« diesem Grunde scheint sich die Anwendung der Büschelentladung am besten für den fraglichen Zweck zu eignen Nach den Erfahrungen Winkler« kann die Wirkung elektrischer Funken und de« Mortonschcn Strom« sogar zu einer Verschlimmerung führen, wenn sie nicht zeitlich sehr beschränkt wird Am besten ist e« vielleicht, zunächst nur für wenige Sekunden den Mor- tonschen Strom einwirken zu lassen und dann elektrische Büschelentladungen etwa 5 Minuten anzuwenden Bei täglicher Sitzung ist dann eine bleibende Nasenblässe in tiner Zeit von 4 Wochen zu erreichen * Ein Nasenungeheuer. Ein unselige« Geschenk von Mutter Natur hat ein Kind bei der Geburt mit bekommen, da« von vr Rutten in Lüttich untersucht worden ist E« besaß näml'ck eine seltene und höchst wunderbare Mißbildung der Nase Die Spitze der Nase war gespalten, wodurch da» Organ geradezu in zwei Hälften geteilt wurde Dagegen fehlte di« inn«r« Scheide wand vollkommen, sodaß nur eine einzige Nasenöffnung vorhanden war; al« einzige Spur der Scheidewand war eine kleine Hervorragung mit einer Furche in der Nasen höhle wahrnehmbar. Die genauere Untersuchung ergab, daß die beiden Nasenhöhlen normalerweise vorhanden waren, ebenso waren die Nasenknochrn vollkommen aus gebildet. Eine Warze auf der Spitz« der Nase voll endet« di« Häßlichkeit der Mißbildung Da« Kind war bei der Untersuchung fünf Wochen alt und erfreute sich — man ist wirklich versucht zu sagen: leider — einer ausgezeichneten Gesundheit * Zuckerbäckerei gehört zu den neuesten Lieb habereien der Londoner Gesellschaft, und wer gute Fon dant« und Marrons glacö« anzusertiaen versteht, darf den Kopf hoch halten. Die jetzige Hauffe in Süßig keiten ist nach „Lady'S Magazine" wahrfcheinlich der amerikanischen Einwanderung zuzuschreiben, deren Mit glieder au« einem Lande kommen, wo Eingemachte« und Kandiszucker zu den anerkannten Freuden de« Leben« gehören Dort ist da« Verfertigen derartiger Süßig keiten eine allgemeine Fertigkeit; ihr Talent weist die amerikanischen Damen auf diesen Zweig der kulinarischen Kunst hin und steck» ihre englischen Schwestern an, ihre Geschicklichkeit nachzuahmen. E« geschieht oft, daß eine neue Laune den Ursprung eine« neuen Beruf« bildet Die Konditorei gilt jetzt al« eine paffende und ein trägliche Beschäftigung für Frauen, und wer diesen Be ruf einschlägt und Takt, Geschmack, geschickte Finger und gute GeschäftSgewohnheiten hat, kann feine Talente sehr gut dabei verwerten In Pari«, Wien und Brüssel ist die Anfertigung von Süßigkeiten eine schöne Kunst ge worden Da» Färben und Würzen der verschiedenen Süßigkeiten erfordert viel Sorgfalt und geradezu künst lerische Geschicklichkeit, soweit da» Färben in Betracht kommt Die Hauptschönheit der besten Süßigkeiten ist die feine Abtönung, die dem guten Geschmack großen Spielraum gewährt Weibliche Konditoren finden in Theeläden viel Beschäftigung. Dieser Beruf hat noch das Gute für sich, daß er nicht überfüllt ist. * Der größte Blumenmarkt der Welt ist jetzt New-Dork. Dabei hatte diese Stadt noch vor zwölf Jahren einen kleinen Handel sowohl in Pflanzen wie in Schnittblumen; die Märkte für beide sind in New- Aork nämlich getrennt Der Handel in Pflanzen findet von 4 bis 6 oder ^7 Uhr vormittag« statt, und der für Schnittblumen beginnt um 6 Uhr vormittag« und ist thatsächlich in einer halben Stunde vorüber Der Schnittblumenhandel New-Aork« ist der größte in der Welt und beträgt fast 24 Mill M jährlich. In einem Umkreis« von 50 englischen Meilen ist die Stadt von Tausenden von Blumenfarmen umgeben Der Straßen- handel in Blumen wird von armen Griechen besorgt, die auch viele der tausend kleinen Blumenläden New- AorkS besitzen. Auch in eleganten Blumeng schäften können sich London und Pari« mit denen der Fifth Avenue und am Broadway nicht meffen. Hier giebt es Millionäre, die ihr Vermögen bei diesem Geschäfte erworben haben Die« wird nicht überraschen; denn zu Weihnachten werden Rosen mit 60 M. das Stück, etwa achtmal ihr Gewicht in Gold, bezahlte. Ein Blumenhändler, der jetzt Millionär ist erwarb seinen Reichtum hauptsächlich da durch, daß, er in einigen der größten Kontore New» Aork» Blumenbuden errichten ^kieß, in der Annahme, daß mancher reich« Geschäftsmann, der sich unterwegs nicht mehr aufhalten wollte, gern einen Strauß Veilchen für 8, 10 oder 12 M kaufen würde, wenn er ihn vor seiner Kontorthüre finden konnte. Nirgend« in der Welt sieht man so kostbare oder so schöne Blumen- dekorationen wie in New-Uork In Madison wachsen mannigfaltigere und prächtigere Rosen al« ander«wo, wunderbare Veilchen kommen au« dem Hudson-Thal und unschätzbare Orchideen au« New-Rochelle. * Der größte Tiefseefisch In jenen Abgründen de« Ozean«, in die kein Lichtstrahl mehr heraddringt, lebt, wie die Tiefseeforschung der letzten Jahrzehnte er wiesen hat, eine recht beträchtliche Zahl von Tieren, die noch deshalb besonder« da« Interesse der Wissenschaft auf sich lenken, weil sie gleichsam eine veraltete Lebe welt darstellen Sie zeigen nämlich eine innigere Ver wandtschaft mit den Geschlechtern, die früher einmal auch in den mehr begünstigten Teilen der Erde an der Oberfläche der Gewässer ihr Dasein verbracht haben, dann aber im Gange der Entwickelung zu Grunde ge gangen und ausgestorben sind Es ist schon eine Reihe von Jahren her, al» (im Jahre 1888) da« seitdem noch verschredentlich zu derartigen wissenschaftlichen Expeditionen benutzte amerikanische Schiff „Albatroß" in den süd» amerikaniscken Gewässern de« Stillen Ozeans mit mehreren Gelehrten an Bord aus der Fahrt begriffen war. Die Reise sollte zur Erforschung der Tiefsce und ihrer Wunder dienen Bei einem Netzzuge wurde zum großen Erstaunen der Forscher ein Fisch von gewaltiger Größe aus einer Tiefe von über 1000 Faden (etwa 2000 m) heraufgebracht Unglücklicherweise ging der Fisch wieder über Bord, aber es war wenigsten« vorher eine photographische Ausnahme von ihm gemacht worden Ein« wissenschaftliche Veröffentlichung über diesen Punkt geschah damals nicht, da man immer erwartete, später bei Gelegenheit ähnlicher Fahrten ein andere« Exemplar des Fische« zu fangen Aber bi« jetzt ist die Hoffnung vergeblich geblieben Man entschloß sich daher endlich, wenigstens die Photographie de« Fische« einem Sach verständigen zu übergeben, damit die wesentlichsten Eigenschaften de« Tieres festgestellt werden könnten, vr. Gill hatte diese Arbeit übernommen und be richtet nun über deren Ergebnis in der Wochenschrift „Science". Wegen seiner Länge und Größe hat das Tier den Namen blaoriao mit dem Beinamen amis8u» (der Verlorengegangene) erhalten. Der Fisch besitzt einen länglichen Kopf mit dicken Lippen und kleinen Zähnen. Der Körper ist fünf- bi« sechsmal länger al« hoch, der Kopf bildet etwa ein Viertel, der Schwanz ein Siebentel der Gesamtlänge Ganz zweifellos ist eS der größte Fisch, der jemals aus der Tiefsee herausgebracht wurde. Die Farbe war graulich, das Fleisch zeigte die eigen tümliche Weiche, die eS immer bei Tiesseefischen besitzt, sodaß der Fisch ganz seine natürliche Gestalt verlor, als er auf das Deck niedergelegt wurde Da kein Gefäß von genügender Größe vorhanden war, um ihn in Spiritu« zu setzen, wurde er in eine Kiste gelegt und eingrsalzen; durch ein Versehen wurde dieser Behälter dann später über Bord geworfen Die staatliche Fischerei kommission will demnächst da« Bild de« merkwürdigen Fische« nebst genauen Messungen de« Körper« veröffent lichen * Ueber ein seltsame» Fundobjekt wird der „V Z" geschrieben. Vor einigen Tagen fand ein Matrose von SamriShamn in Schweden bei seichtem Wasser südlich von besagter Stadt in der sogenannten MassakaSbucht einen Theelöffel au« Messing zwischen Steinen eingeklemmt Er nahm den Löffel mit und fand, nachdem er denselben gereinigt, auf dessen Innen seite ein Panzerschiff mit der Inschrift „Maine" darüber und „6600 Ton«" darunter eingraviert; der Löffel muß demnach au« dem Inventar de« amerikanischen Kreuzer» „Maine" stammen, der im Frühling 1898 im Hafen H,vanna« in di« Luft gesprengt wurde, und di, Meere», strömung brauchte vier Jahre, um den kleinen Löffel an die Küste de» südlichen Schweden zu treiben * Da« mächtigste Schlachtschiff der Welt. Da» in England gebaute japanische Schlachtschiff „Mikasa" verließ am 15 Januar Port-mouth für die vorgeschriebenen Probefahrten Diese Probefahrten werden den Zeitraum von zwei Monaten in Anspruch nehmen, und während dieser Zeit wird die „Mikaja" ihren Stand ort in Southampton haben. Sie ist da« mächtigste und schwerste Panzerschiff, da» augenblicklich existiert * Ueber amphibische Menschen veröffentlicht ein amerikanische« Blatt eine interessante Studie, der wir folgende Einzelheiten entnehmen: Die Perlenfischer de« Roten Meere«, die Beduinen und ihr« Negersklaven sind von bewunderntwerter Geschicklichkeit im Schwimmen und Tauchen. Witte März und Anfang April ziehen die Barken der Beduinen am frühen Morgen mit drei oder vier Negern hinaus. Hat ein Taucher am Korallen abhang oder auf einer Klippe eine Perlenmuschel erspäht, so springt er in« Meer ohne jeden Apparat, rudert sich, den Kopf voran, schwimmend in die Tiefe, reißt die Muschel ab und rudert sich, die Beute in der Hand, wieder empor. Diese stet« bereiten Taucher retten auch versunkene Waren und wenden sogar Brecheisen zwischen engen Felsspalten im Meeresgründe an, wenn die Stelle de« Versinken» nur einigermaßen bekannt ist Solche Meisterschaft haben sie durch unbarmherzige Ablichtung seit frühester Jugend erlangt Die Beduinen kaufen kleine schwarze Knaben auf dem Sklavenmarkt, fahren mit ihnen aufs Meer und befehlen den armen Kleinen, eine Muschel, die sie ihnen in der Tiefe zeigen, heraufzuholen. Bringt der geängstigte Knabe sie nicht, wird er aufs härteste geschlagen, geknebelt und gepeitscht DaS Erstaunlichste leisten die Sandwichinsulaner. Männer von dort sprangen bei einem Schiffbruch inS Meer und schwammen über sechs Stunden weit bi« zum Lande. Was die Hawaiier im Tauchen leisten, ist fast noch bewunderns werter. Einen versunkenen schweren Amboß z B. wälzten sie in einer Tiefe von zehn Faden etwa eine Halde englische Meile weit auf dem Meeresgründe hin und sie brachten ihn wirklich ans Land. Von den sechs auserlesenen Tauchern eines hawaiischen König« blieben vier nur vier Minuten im Wasser, der fünfte war fünf Minuten, der sechste aber, der au« Mund und Nase blutend an den Strand gebracht wurde, war 7 'L Minuten auf dem Meeresgrund« geblieben, und alle in einer Tiefe von etwa 30 Faden! Bei solchen Wasselkünstlern ist eS kein Wunder, wenn sie James Cook auf seiner dritten Weltreise die Nägel vom untersten Schiffsboden unter dem Wasser her wegstibitzten Es giebt Hawaiier, die oft den ganzen Tag auf dem Meere liegen wie andere Menschen im Grase. Sie schwimmen unbeweglich auf dem Rücken und rudern sich nur von Zeit zu Zeit höchst träge weiter. * Di« b«iden Schildwachen. Rom besitzt mancherlei Merkwürdigkeiten, die meist von den Fremden nicht genügend beachtet werden; dahin gehören u. a der ständige Katzenkongreß am AugustuS-Forum, der stet« um dieselbe Stunde auf demselben Pflastersteine der Piazza Colonna stehende Cavaliere Chicca, der um Mittag herunterfallende Zeitball auf der Küche S Ignazio, die Selbstmördermauer am Pincio und die beiden Schild wachen hinter der PeterSkirche. Ein aufmerksamer Be sucher der vatikanischen Antikensammlung bemerkt näm lich, wenn ihn nicht di« Begeisterung für Apoll und Laokoon gegen alle« andere blind macht, aus dem Wege hinter S. Peter und Vatikan her die Posten zweier Mächte, die wenige Schritte voneinander stehen Unter dem Hinteren Thore de« päpstlichen Palastes marschiert in seiner buntscheckigen LandSknechtStracht der Schweizer auf und ab, gravitätisch seine Feuersteinschloßbüchse schulternd, und auf der anderen Seite der Straße hält der italienische Infanterist mit dem kleinkalibrigen Magazingewehr vor dem König! Münzgebäude (Xeevs) Wache Die beiden Vertreter der alten und der neuen Zeit schauen einander Tag für Tag friedlich an und thun einander nie etwas zu leide; man munkelt sogar, daß sie, wenn sie unbeobachtet sind, miteinander plaudern und gar einen Trunk oder Imbiß auStauschcn. Einmal, e» sind 13 Jahre her, haben sie gleichzeitig wie auf gemeinsames Kommando vor einem alten Herrn, der in einer offnen Kutsche vorbeifuhr, das Gewehr präsentiert; es war Papst Leo XIU., der sieh ausnahmsweise auf diefem Wege nach seinem vatikanischen Garten hinüber begab. Durch diese« Ereignis erhielten die beiden Schildwachcn für ein paar Tage eine europäische Be rühmtheit. Jetzt droht diesem Kuriosum der Untergang, oder richtiger, dlm unzerttcnnlichkn Pollenpaar droht nach 32jähriger friedlicher Gemeinschaft die Trennung; bald wird der Schweizer vergeblich nach seinem üalieni- schen Kameraden auSschauen Der Vatikan geht nämlich mit der Absicht um, dem italienischen Staate die Aoeca abzukaufen, angeblich wegen der Feuersgefahr des Münz ofens für die nahe gelegene vatikanische Bibliothek, in Wirklichkeit wohl, weil er die dicht am päpstlichen Garten liegenden Gebäude gut gebrauchen kann Die Unterhandlungen zwischen dem Vatikan und dem italieni schen Schatzministerium sind bereit« im Gange, und wenn sie zum Abschluß gelangen, wird mit der Aseo» auch der italienische Posten aus der Nachbarschaft des Papstes nach einem andern Lokale vor Porta Salaria versetzt werden * Mekka-Pilgerfahrt Aus Konstantinopel berichtet man, daß in diesem Jahre eine besonder« starke Beteiligung der Mohammedaner au« Rußland und den unter der Herrschaft oder dem Protektorat dieser Macht stehenden Ländern Zentralasien« an der Mekka-Pilger fahrt zu konstatieren sei. Bisher haben schon ungefähr 5000 solcher Pilger die kürkrsche Hauptstadt passiert. Die« sei darauf zurückzuführen, daß in den letzten Jahren Rußland, teils au« politischen, teil« au« sani tären Rücksichten, die Pilgerfahrt nach Mekka gänzlich verbot oder nur in geringem Maße erlaubte, in manchen Jahren die Pilgerfahrt durch verschiedene strenge Be dingungen sehr erschwerte, oder wie im vergangenen Jahre, erst im letzten Momente gestattete Türkischer» seit« werden diesen Pilgern viele Erleichterungen ge währt und Aufmerksamkeiten erwiesen: Erleichterungen bezüglich der Reise und Unterbringung in Konstanti nopel, Aufmerksamkeiten insofern, al« ihnen gestattet wird, in großen Scharen dem Selamlik beizuwohnen, bei welcher Gelegenheit ihnen jede-mal durch den Kriegs» minifter Marschall Mehemet Riza Pascha Kaiserliche Grüße und meistens auch Geldgeschenke überbracht werden. * Karneval in Nizza Au« Nizza wird berichtet: Seit vielen Jahren hat die Riviera nicht so schöne« Wetter gehabt wie jetzt In den letzten Jahren hatten die Winter eine entschiedene Neigung, zu Zeiten feucht zu sein, mit vielen regnerischen Tagen, wolkigem und bedecktem Himmel und oft nur wenigen aufeinander folgenden Tagen ohne Regen oder kalte Bergwinde. Ja dieser Saison zeigt sich das Küstenland von seiner besten Seite, c« bleibt der Tradition treu, und die Vor bereitungen für den großen Karneval de« Süden« nehmen bei leuchtendem Sonnenschein ihren Fortgang In der ersten Woche nach Neujahr brachten die Züge viele Gäste au» dem Norde« Di« Hauptall«en u»d Plätze werde« für die kommenden Feste verschwenderisch «»«geschmückt, die am 26 Januar mtt der Ankunft König Karneval» XXX und ferne« Hofe« beginnen * Waldbrände al« Schiffah,t»hind«rni». Eine eigenartige Katastrophe geschah .vor einigen Wochen an den kanadischen Usern de« Huron-See« E« scheiterten dort durch einen Windstoß sechs Fahrzeuge, die der Küste zu nahe gekommen waren Die Schuld daran trug ein dichter Rauch, der den See bedeckte E« wurde später festgestellt, daß seit mehreren Tagcn in den benachbarte« canadischen Wälvern ein ungeheurer Waldbrand wütet«, der nicht nur den Huron-, sondern auch den Erie-Se« mit Rauch bedeckt und die Schiffahrt auf ihm fast unmöglich gemacht hatte Ein volle« Dutzend von Booten, die von der Stadt Detroit au« eine Ver- gnügung»fahrt unternommen hatten, war außer stände, bei ver herrschenden Finsterni« den Hafen wiederzuge winnen, und mehrere Hundert Ausflügler, die am Sonn abend nachmittag aulgefahren waren, sahen sich genötigt, die Nacht auf dem Wasser zuzubringen. De» Rauch der Waldbrände war übrigen« noch weiter über den Michigan- See gezogen und hatte die Großstadt Chicago in dicht« Wolken gehüllt Die Rauchmassen hatten sich also über eine ungeheure Entfernung verbreitet * Eisleben. Auf der Volkstedter Gemarkung wurden mehrere heftige Erdstöße verspürt * Hannover. Landrat v. Bennigsen ist gestern abend an der im Duell mit dem Domänen pächter Altenhagen erhaltenen Verwundung hier gestorben * Bremen Die Rettungsstation Kraxtepellen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger telegraphiert: Am 17 Januar von dem bei Nodem« gestrandeten deutschen Dampfer „Lourse", Kapitän Springer, von Rostock nach Königsberg bestimmt, 14 Personen durch den Raketenapparat der Station gerettet. * Wien. Wie die „Neue Freie Presse" aus Lem berg meldet, wurde in Podwoloczyska ein Handels mann unter dem Verdacht der Ausspähung zu Gunsten Rußlands verhaftet und nach Pzremysl eingrliefert, wo sein Sohn in der Mrlitärkanzlei de« Festung«. Artillerieregiments beschäftigt ist * — Der Sturm hielt auch gestern noch bi« nach mittag« 2 Uhr an. Zwei Personen wurden so heftig niedergeworfen, daß sie einen Schädelbruch erlitten und starben, zahlreiche Personen sind mehr oder minder sckwer verletzt worden Der Sachschaden ist beträchtlich, die Telephon- und Telegraphenleitungen sind vielfach zerstört * Brüx Seit gestern früh wurde da» Vordringen in dem Jupiterschachte fortgesetzt; obwohl wegen des heftigen Sturme« die obertägigen Versturzarbeiten unter brochen waren, konnte doch der Wasserstand in den Pingen gehalten werden In den Nachbargruben war ein starker Wasserzufluß nicht zu bemerken. In der Ridetzkygrube wurde in der Nacht gearbeitet * Kopenhagen. Die norwegische Bark „Arab Speed", von London nach Christiana unterwegs, ist mit ihrer ganzen aus 12 Mann bestehenden Besatzung in der Nordsee untergegangen. * Konstantinopel Der SanitätSrat hat die Auf hebung der Quarantäne für Provenienzen von Beirut angeordnet. * New-Aork. Eine in Laredo (Texas) eingetroffene Depesche aus Mexiko meldet, in Chilpancingo (Pro vinz Querrero) seien vorgestern durch ein Erdbebe« 600 Personen umgekommen. — Ein Telegramm aus Laredo (Texas) meldet, auch in anderen Gegenden ist vorgestern ein Erdbeben verspürt worden, das im allgemeinen 55 Sekunden dauerte. Die Meldung, daß in Chil pancingo 600 Personen umgekommen seien, hat eine anderweitige Bestätigung noch nicht gefunden In der Hauptstadt haben nur einige Häuser Risse erlitten, sonst wurde kein Schade angerichtet. Wucher schau. Zeitschriften-Litteratur. Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Litteratur und Kunst. 61 Jahrg. Leipzig, Verlag von Fr. Wilh Grunow. Die am 16. Januar ausgegebene Nr. 3 enthält folgende Auf sätze: Historische Versäumnisse — Die Jnkompetenz- erklärung des Haager SchiedSgerichtShoss — Vom mittelalterlichen Judenrecht — Die jüngsten Unruhen in Athen und die neugriechische Bibelübersetzung. Von A. Thumb. — Die PapyruSschätze Aegypten«. Von K. Busche — Doctor Duttmüller und sein Freund. Eine Geschichte auS der Gegenwart von Fritz Anders (Max Allihn ) — Drittes Kapitel: Auf der Kegelbahn. — Außerdem enthält die neue Nummer unter der Rubrik „Maßgebliche« und Unmaßgebliches" kleinere kritische Beiträge, darunter auch ein Urteil über die eigene Zeitschrift au« ihrer Anfangszeit vor sechzig Jahren von Karl Gutzkow Er schreibt au» Brüssel am 12. Mürz 1842 (Briefe au« Paris, I, 49): „Die flamändische junge Bewegung wird, von Frankreich zurück gewiesen, nur wählen können zwischen England und Deutschland. Zu befördern, daß sie Deutschland wählt, ist der Zweck einer hier vor wenigen Monaten von einem geistreichen und federkundigen deutschen Litteraten, vr. Kuranda, begründeten Wochenschrift Die Grenzboten. Diese Revue erscheint in wöchentlichen Heften und ver dient ihrer rein nationalen, Deutschland zur Ehre ge reichenden Tendenz wegen die allgemeinste Beachtung. Wie betrübend, daß eine so wichtige Zeitschrift m Deutschland äußere Hemmungen finden konnte! Sie er obert den deutschen Interessen ein neue» Terrain und wird aus diesem Gesichtspunkte sogar von der hiesigen Bank, die in materieller Hinsicht einen Anschluß Belgien» an Deutschland wünscht, unterstützt Kuranda besitzt zu gleich gesellige Formen genug, um hier in jeder Weife die deutsche Litteratur würdig zu vertreten." Bald darauf sind die Grenzboten nach Leipzig übergesiedelt, und von hier aus haben sie dann den nationalen Inter essen in allem Wandel der Zeiten gedient bi» zum heutigen Tage. * Es dürfte diejenigen, die beim Kongreß der Sitt lichkeitsvereine den Vortrag de« Hrn Geh Hofrat« Professor v vr. Sohm-Leipzig: Der deutsche Mann und die Sittlichkeit und den de« Hrn Hof prediger a D Stöcker: WaS lehren un« die Skandalprozesse der Gegenwart? gehört haben, interessieren, daß beide Vorträge im Verlage der Ge schäftsstelle der deutschen Sittlichkeit-Vereine in Berlin erschienen und für 20 bez 25 Pf in allen Buchhand lungen zu haben sind Vom gleichen Verlag ist auch ein Bericht über die Verhandlungen der Konferenz herau»- gegeben, der die Predigt und sehr ausführliche Auszüge der Vorträge enthält DaS Referat, da« Hr k lüe. Böhmer-Raben über die Frage: Wa» kann geschehen zur Hebung der Sittlichkeit in unserer gebil deten männlichen Jugend? gehalten bat, ist im Hinrichsschen Verlag in Leipzig unter dem Titel: „Die wahre Ehre der männlichen Jugend" erschienen
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