Dresdner Journal : 15.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190202153
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-02
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- Monat1902-02
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- Dresdner Journal : 15.02.1902
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ve,>,«pret«: diertellährlich Nummern LV Pf vtrd gurücksenduna der für di« Schristl eitun, bestimmten, »der »na dieser nicht etn- »esordertea Beiträge bean- Drucht, so ist dal Postgeld beijuiLgen. Dresdner JiNMÄ. HerauLgegeben vo« der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.« Anschluß Nr. 1298. Erscheine«» Werktag« nach« » Uhr. Ankstndtgongsgedsttzrrnt Di« Zeile Neiner Schrift der 7 »al gespaltenea Ankündi gung» Seite oder deren Naum do Ps Bei Tabellen» und Ziffern satz » Ps Aufschlag für dir Zeile Unterm Nr- daktiontstrich (Sinaesandt) die lertreiir mittler Schrift oder deren Nau» dv Pf Gebühren - Ermäßigung bei »fterer Wiederholung Annahme der An-eiaen bi» mittag« 17 Uhr für di« nach mittag« erscheinende Nummer M 38.Sonnabend, den 15. Februar nachmittags.1902 Amtlicher Teil. Dre-den, 15. Februar. Se Königs. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute früh 7 Uhr 58 Min. nach Weimar und Gotha gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, an Stelle des in den Ruhestand übergetretenen StaatSminister» v. Watzdorf dem StaatSminister vr. Rüger die Leitung der Generaldirektion der Königs. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft zu übertragen. Bei der Unterosfizierschule in Marienberg können im April d. I. ausnahmsweise durch direkte Einstellung einige Stellen besetzt werken. Junge Leute, welche das 17. Lebensjahr erfüllt, da» 20. Jahr aber noch nicht vollendet haben, körperlich geeignet sind und diejenige Schulbildung im Deutschen, Französischen und Rechnen sowie in Geographie, Geschichte und Naturkunde besitzen, wie sie durch den erfolgreichen Besuch einer achtktassigen Volks- oder Bürgerschule erworben und durch den Fortbildungsunterricht erweitert wird, und darüber Zeugnisse beizubringcn vermögen, können sich ehe- daldigst bei den Sächsischen Bezirkskommandos melden, wo auch daS sonst Erforderliche zu er fahren ist. Alle Amtsblätter werden um weitere Bekanntgabe ersucht. Dresden, den 15. Februar 1902. Kriegsministerium. rrrr von der Planitz. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Im Geschäftsbereiche Se«vltntftrrt«»S »er Ftu«»«en. Bei der Poft Lerwaliung find ernannt worden: straf, zeither PostprakNtant. al« Postlelretär im Bezirke der Kaijerl. Ober-Poftdirekiioa Leipzig; Llaußnttzer, zeither Ober- Poftassiftent, und Schulze, zeither Poftpraktikant, al- Post- sekretäre im Bezirke der Kaiser!. Ober-Poftdiiektion Dresden. Im Geschäftsbereiche »es Ministerium» »e» Kult«» un» äsieutltche« Unterrichts. Zu besetzen: die Filial- kirchschulkelle zu Leutewitz b. Riesa. Koll: die oberste Schulbehörde Außer sr. Wohnung u. Kartengenuß 1200 M. v. Schul-, 2S0 M. v. Kirchendicnste, NO M. f FortbildungS- schulnnterricht u. KO M. der Frau de« Lehrer« f. Nadel- «,beiten. Gesuche m. sämtl Zeugnissen sind bi« 28 Febr. beim BezirkSschulinspektor Sieber, Großenhain, einzureichen; — di« 2 ständ Lehrerstelle in Zadel. Koll.: da« Mini sterium de« Kultus rc 1«00 M. behalt, 55 M. Vergütung s. anteiligen FortbildungSichuluuterricht, 82,kV M f. Er teilung de« ruruunterricht«, sr. Wohnung u. Gartengenuß. Gesuche m sämtl. Plüsung-- u Amtssührung-zeugnissen u. MilitLidienstnachwei« bt« 28. Febr. (1 März) an Bezirkr- schulinspcktor Schulrat l)r. Gelbe, Meißen. ^Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile - Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. DaS bedeutsamste Ereignis in der auswärtigen Politik ist auf lange hinaus das in dieser Woche bekannt gewordene Bündnis zwischen England und Japan vom 30. Januar 1902. Durch diesen inhaltsschweren Vertrag, der einem neuen asiatischen Zweibund daS Leben giebt, wird zwar keine von Grund au» veränderte Lage geschaffen, wohl aber erhält damit eine bisher nur in gelegentlichen un gewissen Anzeichen erkennbar gewesine Gruppierung der Mächte in Ostasien ihren schärfsten und wn^ samsten Ausdruck. Wir mußten in diesen Ueber- sichten wiederholt darauf Hinweisen, daß alle auf richtig gemeinten Annäherungsversuche zwischen Japan und Rußland den in der koreanischen Frage für diese Mächte gegebenen Gegensatz wohl ab mildern, aber nicht beseitigen konnten. Neben den Bemühungen um die Aufrechterhaltung des btatu» guo in Korea durch unmittelbare Verständigung hat wohl jede der beiden Regierungen, die russische wie die japanische, England auf die eigene Seite ziehen oder wenigstens für den Fall einer offenen Streite» um Korea zur wohlwollenden Ncutralität bestimmen wollen. Der russischen Diplomatie stand aber hier bei da» tiefe Mißtrauen im Wege, da» in England, gleichviel ob mit Recht oder Unrecht, durch die Er oberung und Festhaltung der mandschurischen Pro vinzen erregt worden ist. Die Erfahrung, daß Ruß land in Nordchina unbeirrt seinen eigenen Weg geht und Interessen verfolgt, die mit den englischen nicht vereinbar sind, war der englischen Diplomatie aus den Vorgängen der letzten Jahre so handgreiflich entgegengetreten, daß auch ohne Bündnis England bei einem russisch-japanischen Zwiste seinen Platz an Japans Seite genommen haben würde. Auf eine derartige Entwickelung konnte man gefaßt sein. Neu aber und von nicht geringer Bedeutung ist e», daß Japan auf Grund de» Bündnisses unter allen Umständen auf die wohlwollende Neutralität und, bei Unterstützung Rußland» durch Frankreich, auf den thätigrn Beistand der noch immer stärksten Seemacht einen vcrtrag»wästigen Anspruch hat. Mit andern Worten: der europäische Zweibund kann in Ostasien fernerhin weter gegen England noch gegen Japan allein mit entschiedenem Uebergewicht auftretcn. Er sieht sich einem asiatischen Zweibunde gegenübcrgestellt, und einzig und allein die Feuerprobe de» Krieges kann darüber entscheiden, welche von beiden Gruppen, die russisch- französische oder die englisch japanische, der andern überlegen ist. Daß die beiden Vertrag-Mächte sich gegen die Unterstellung von Absichten verwahr,», die auf einen bewaffneten Zusammenstoß im fernen Osten hinauslaufen könnten, ist alsbald durch amt liche Erklärungen in London wie in Tokio außer Zweifel gesetzt worden. Auch vorsichtige Politiker dürfen diesen Versicherungen trauen. England und Japan wünschen eben dadurch, daß sie für den Kriegsfall vor aller Welt ihre Bundesgenvssenfchast erklären, den Angriff zu vermeiden, sicherlich den Stoß, der von Rußland kommen könnte, abzu schwächen, vermutlich aber auch einer Lage vor zubeugen, in der sie selbst zu den Waffen greifen müssen. Besonders Englands Kriegslust wird für Ostasien ziemlich gering einzufchätzen fein. Aber auch die japanischen Staatsmänner werden den Wert des Bündnisse- weniger in Thaten suchen, die Japan mit britischer Hilfe gegen andre vollbringen kann, als in der Warnung, die der neue Zwerbund dauernd einem Gegner vorhält, den bisher seine Uebermacht leicht zu gewaltsamen Schritt.n hätte verführen können. Anders denkt freilich dar leicht erregbare japanische Volk. Seine Gereiztheit gegen Rußlands Vordringen in Korea könnte gerade im Vertrauen auf die bundestreue Unterstützung Eng lands zu einer Politik drS rücksichtslosen Drauf« gehen» drängen, die sich von der japanischen Diplomatie nicht mehr meistern ließe und auch gegen den Willen der verbündeten Kabinette den Krieg entfesseln müßte. Die Besorgnis um einen solchen AuSgang kommt auch in der britischen Prt sse,trvtz aller Zu»immur g zu dem die Vereinsamung Englands beendigenden Bündnisvertrag, nebenher zum Wort. Für den DurchschnittSengländer ist r» ohnehin ein ungewohntes und nicht sehr behag liches Gefühl, kraft eines feierlichen Staatsaktes die Geschicke seine- Lande» unter gewissen Bedingungen auf Glück oder Unglück mit denen eine» fremden Volkes untrennbar verknüpft zu sehen. Gleichwohl ist in den DonnerStagr-Sitzungen beider Häuser des englischen Parlament- die Opposition gegen da» Abkommen ziemlich zahm geblieben, und e» gelang den Ministern Cranborne und Lansdowne unschwer, die abfälligen Kritiken einiger gegmrischen Redner zu entwaffnen. Wenn übrigens Lord Cranborne betonte, die deutsche Regierung hätte seinerzeit daS deutsch englische Abkommen so auSgelegt, daß e» nicht auf die Mandichurei anwendbar sei, so muß bemerkt werden, daß »S gerade Lord Salisbury war, der von vornherein daS letztgenannte Ab kommen nicht auf die Mandschurei bezogen wissen wollte. Es fehlt nicht an weiteren Stimmen, die der neugebackenen BundeSgenossenschaft kein sicheres Zu sammenhalten für den Einstfall verbürgen wollen. Aber wenn man die Festigkeit des englifch japani schen Zweibundes anzweifrl», so liegt doch die Frage nabe, ob dinn für die asiatijchen Ausgaben die Kohäsion der gegnerischen Gruppe, also des franko- russischen Bündnisses, schon als erprobt gelten kann. Die Aufnahme des neuen Vertrage- in der französischen Presse ermutigt nicht gerade zur Bejahung dieser Frage. Wo die Friedfertigkeit der Vertrags machte eifrig betont wird, bleibt im Hinter gründe die Beklemmung, eS könne vielleicht auch ander» kommen. Einige Blätter sprechen dagegen offen auS, wie peinlich den Fianzosen die Aussicht ist, sür die Handlungen Ruhlands in China wie für eigene einstehen zu müssen. Andere wieder können nicht verbergen, daß es ihnen eine kleine Genugthuung ist, den übermächtigen russischen Gönner in einer Lage zu sehen, wo er die Freund schaft Frankreichs brsser würdigen muß. ES war bekanntlich ein Franzose, der den Ausspruch gethan hat: im Mißgeschick unserer besten Freunde finden wir immer etwas, da» uns nicht zuwider ist. Das Richtige wird wohl dort geti offen, wo man ohne weiteres einräumt, der Bund vom 30. Januar 1902 sei in gleichem Maße gegen Frankreichs wie gegen Rußlands chinesische Pläne gerichie». In der That hat die französische Presse auf die bevorzugte, ja ausschließliche Machtstellung der Republik in Südchina gerade in neuester Zeit noch stä ker ge pocht, als eS gelegentlich in russischen Blättern mit Beziehung auf die Mandschurei geschehen sein mag. Man wird aber auch weiter schließen können, daß, wenn wirklich daS in seinem Wortlaute ja nicht be kannte franko-russische Bündnis bestimmte Linien für eine gemeinsame ostasiatische Politik beider Mächte vorzeichnen würde, die Sprache der Pariser Blätter mehr Sicherheit und Selbstbewußtsein aufmeisen müßte. Bekanntlich hat eS sich jüngst auch im europäischen Orient gezeigt, daß die Spritzfahrt des Admirals Carllard nach Mytilene von Rußland wenn auch nicht als bundeswidrig, so doch noch weniger als Bundeserfolg ausgefaßt wurde. Die „Nowoje Wremja" hat zwar versucht, dem Erscheinen der französischen Kriegsflagge nahe der Mündung des Schwarzen Meeres vom panslawistis^ en Stand- Kuust und Wissenschaft. Konzert. Da« Programm de« dritte«, durch den Besuch <Sr. Majestät de» König« und Ihrer König!. Hoheiten de« Prinzen Georg und der Prinzessin Mathilde au«gezeichneten Aufsührung«abend« de« Tonkünstler verein« brachte an erster Stelle ein Quintett (0-woU) für Flöt«, Oboi-, Klarinette, Horn und Fagott von Paul Taffanel (geboren 1844 zu Bordeaux, früher erster Flötist, dann Musikdirektor an der Großen Oper zu Pari», jetzt Professor am Konservatorium und Dirigent der an diesem altderühmten Institut stattfindendrn Kon zerte). Da« drrisätziae Werk bewegt sich durchau« in den Formen der klassischen Kammermusik, ist gewandt, wohlklingend und mit genauester Kenntni« der einzelnen Instrumente und ihrer Leistung»sähigk«t geschriebrn, er hebt sich auch in mehrfachen Momenten zu größerer Au»druck«fLhigknt, hinterläßt aber im allgemeinen mehr den Eindruck einer gelehrten und interesianten Arbeit al» die Wirkung einer erwärmenden, unmittelbar em pfundenen Tonschöpfung. Um die flüssige, wohlaut- geglichene und klangschöne Wiedergabe de» Quintett« machten sich die Herren Wunderlich (Flöte), R Schmidt, H Lange (Klarinette), Knochenhauer und Lindner (Horn) verdient Die zweite Nummer de» Programm» — die Liederreihe „Frau Sehnsucht" von Eberhard Ernst-Walter Rabl — mußte ausfallen, da Hr Kammer sänger Lnthe« am Vormittag heiser geworden war. An Stelle der Gesänge brachten danken«werterweise die Herren Bachmann, Kratina und Stenz Beethoven« L ckur Lrio (op 11) in vorzüglich abgerundeter, klang- vornehmer Ausführung zum Vortrag. Die reizvoll- jugendfrische Komposition ist bekanntlich ursprünglich sür Klavier, Klarinette und Violoncell geschriebrn und bringt im Schlußsatz« Variation«« über «in (zu stiner Zeit überau« beliebt«») Th«ma von Martini, dessen Oper „Uoa oosa rara" e» wagen durfte, mtt Mozarts „Hoch zeit des Figaro" zu konkurrieren, wie es in der Kammermusik und im Klavierspiel ein Steibelt (!) Beethoven gegenüber versuchen wollte. Den Schluß des Konzert« bildete Mozarts 6-woII-Streichquintltt, dessen Wohllaut, Klarheit und Formschönheit den Hörern in der ausgezeichneten Darbietung durch die Herren Grütz macher, Svedrofsky, Th. Bauer, Wilhelm und Naumann auch gestern wieder hohen Genuß und un getrübte Freude bereiteten. U S. WaS von Shakespeare in seiner Heimat mündlich überliefert wurde. 6. X. ES hat immer ein besonderer Interesse, zu beobachten, in welcher Weise die Erinnerung an einen genialen Mann in seiner nächsten Umgebung fortlebt, namentlich in früheren Jahrhunderten, wo di« Nach richten über die Leben«geschichte hervorragender Männer spärlicher fließen Die mündliche Shakespeare-Ueber- lieserung in Stratford behandelt Sidney Lee in einem fesselnden Artikel, der im „Nineteenth Century" ver öffentlicht wird. John Ward, ein Vikar au« dem 17. Jahrhundert, der sich 1662, 46 Jahre nach Shake speare« Tode, im Alter von 33 Jahren in Stratford niederließ und dort bi« zu seinem im Jahre 1681 er folgten Tode blieb, ist der einzige Einwohner de« OrteS im 17. Jahrhundert, der etwa« über die Lvkalckronik niederschrieb Ward war ein fein empfindender Mensch Seiner Ansicht nach stand e« einem Stratforder Vikar wohl an, seinen Shakespeare genau zu kennen; einmal hielt er sich direkt vor: „Denke daran, dich in Shake- sprare« Schauspiele zu vertiefen, und sei wohl bewandert in ihnen, damit du in diesen Sachen ja nicht unwissend bist!" Ward war ein autsührlicher Tagebuchschreiber und, soweit er Historische» berichtet, ein treuer Chronist. Shakespeare« letzte überlebende Tochter, Judith Quiney, starb gerade, al» Warv nach Snarsorb tarn; doch scheint er Shakespeare« Enkelin, Lady Barnard (den letzten Nachkommen de« Dichter»), die bi« 1670 in der Um gebung von Northampion lebte, gekannt zu haben Noch der lokalen Ueberlieferung berichtet Ward nun au« Shakespeare» Leben sechs wichtige Einzelheiten: daß der Dichter in seinen letzten Jahren nach Stratford zurückkehrte, daß er in seiner thätigsten Lebens periode in einem Jahre zwei Stücke schrieb, daß er ein so großes Einkommen au» seinen Dramen hatte, daß „er jährlich 1000 Pfund au«gebcn konnte", daß er kurz vor seinem Tode mit seinen litterarischen Freunden Drayton und Jonson „a meny Meeting" hielt und an dessen Folgen starb. Die meisten Touristen, di« nach Stratford gingen und dort mündliche Ueberlieserungen sammelten, kamen au« dem nur 36 Meilen entfernten Oxford. Der dort an sässige Aubrey hat außer den in Ward» Tagebüchern enthaltenen noch weitere sechs Punkte flüchtig notiert Danach hat Shakespeare al« Knabe seinem Vater bei der Au«übung seine« Fleischerhandwerks geholfen; einer der Jugendfreunde des Dichter«, der jung starb, hatte einen fast ebenso außerordentlichen „Mutterwitz" wie dieser selbst; Shakespeare verriet ferner s«hr früh Zeichen seine« dichterischen Geniu«; er machte, al« er auf der Höhe seiner Laufbahn stand, alljährlich Reisen in seine Heimat; er liebte e«, bei seiren Kneipereien John Combe, den reichsten seiner Mitbürger, den man wucherischer Geschäfte beschuldigte, aufzuziehen, und er starb im Be sitze eine« beträchtlichen Vermögen». Bi« zum Ende de« Jahrhundert« wurden die Reisenden, die Lxiord be suchten, von ein«m bejahrten Pfarrbrcmten, der auch manche» von Shakespeare zu erzählen wußte, rund um die Kirche gesührt Auf diese Weise lieferte der Alte zwei weitere Informationen: 1693 berichtet« danack ein Reisender, wie Shakespeare in seiner Jugend davonlirf und beim Theater anzukomu>en suchte „und auf diese punkte aus Geschmack abzugewinnen, ist aber dabei recht gründlich verunglückt mit der Erklärung, die französische Trikolore habe »nur* deshalb auf Mytilene wehen können, weil der zweiköpfige Adler unsichtbar über ihr schwebte. Nun wissen die Herren an der Seine, die au« eigener Kraft sich al« neue Kreuzfahrer gegen den Halbmond fühlten, wenigstens Bescheid. Wir können eS getrost der Pariser Presse über lassen, sich mit der russischen über die Rechte und Pflichten, die wechselseitig für Frankreich und Ruß land au» ihrem Bündniffe im nahen und, war jetzt wichtiger al- je werden dürfte, im fernen Osten bestehen, au-einanderzusetzen. Offenheit unter Freunden ist stets die beste Politik. Auch Deutschland hat im Laufe der Woche für da- amerikanrfche und daS englische Volk zur Beseitigung einer GeschichtS lüge rückhaltlose Aufklärungen gegeben. Es ist un» nicht darum zu thun, daß die Amerikaner dem britischen Botschafter Lord Pauncefote feine im „Reichsanzeiger* veröffentlichte Kollekttvnote für die Intervention der Mächte im spanisch-amerika nischen Kriege noch hinterher übelnehmen. E» muß uns aber freistehen, einen Verdacht, den man der deutschen Politik immer wieder aufzuhängen ver sucht, endgiltig zu zerstören. Ein Beispiel für die ernsten Wirkungen solcher ZwangSgedanken, die sich einem ganzen Volke suggerieren lassen, haben wir an Frankreich Der Wahn, daß in den siebziger und vielleicht noch rinmal in den achtziger Jahren die Republik nur durch Rußland vor einem deutschen Ueberfall bewahrt worden sei, steckt noch heute tief in den Köpfen gerade der friedliebenden Franzosen des Mittelstandes. Er hat entscheidend mitgewirkt, um die öffentliche Meinung bei unserem westlichen Nachbar für da- Bündnis mit den früher in Frankreich nicht eben sehr populären Russen und für die Uebernahme einer Vasallenrolle in den großen Weltfragen zu gewinnen, die von dem stolzen Lande der „Gloire* bei gesünderer Beurteilung der Verhältnisse unbedingt abgelehnt worden wäre. Erst in nrmster Zeit dringt auS der Pariser Presse schüchtern der Gedanke zu un» herüber, daß e» vielleicht ein Irrtum war, die gesamte auswärtige Politik Frankreichs auf die Abwehr einer gar nicht vorhandenen Gefahr, auf die eingebildeten Schrecken eines deutschen Angriffs zuzuschneiden. Ein ähn liches Mißverständnis hätte in Amerika fortwirken müssen, wenn beim Rückblick auf eine ernste Stunde in der Geschichte der Vereinigten Staaten unseren transatlantischen Freunden immer wieder, in der bengalischen Beleuchtung der englischen ZeitungS- mache, Großbritannien als Retter in der Not vor der angeblich drohenden deutschen Intervention er schienen wäre. Auch ehrlichen Engländern kann an solchen Entstellungen der geschichtlichen Wahrheit auf die Tauer nichts gelegen sein. Sie hätten jederzeit und gerade in einem Augenblicke entlarvt werden können, wo England davon weit empfind licher getroffen worden wäre, als gegenwärtig durch die in aller Freundschaft erfolgte Veröffentlichung des „Reichsanzeigers". Zu den in Frankreich bevorstehenden Depu tiertenwahlen ist auch au- dem Lager der Napo- leoniden eine Stimme gekommen; Prinz Viktor Napoleon hat in einem vom „Figaro" veröffent lichten Schreiben sein Programm entwickelt. Er hält sich von Uebertreibungcn fern,, befürwortet etwelche sozialpolitische Reformen und appelliert begreiflicherweise an die Nationalisten, wobei aber strenge Rücksicht auf die „Rechte des Volke-" Weise Gelegenheit hatte, va« zu sem, al« was er sich später erwie«"; und ein anderer Reisender teilte im folgenden Jahre in einem noch vorhandenen Brief an einen Freund mit, der „große Shakespeare" habe ge fürchtet, seine Gebeine könnten in da» zur Kirche gehörige Leichenhau« geschafft werden, und veranlaßt, ihm ein siebzehn Fuß tiefe« Grab zu graben; er habe auch «ine grobe Warnung gegen das Fortschaffen seiner Ueberreste geschrieben, die auf seinem Grabstein angebracht wurde und für die „un wissende Sorte Menschen" bestimmt war, deren Geschäft e« war, auf Begräbnisse zu achten. Durch eine Prüfung deS PfarrregisterS verschaffte sich dann Betterton noch einige nähere Angaben, da» Datum der Taufe und dergleichen mehr. DaS wertvollste Stück mündlicher Ueberlieserungen jedoch, wofür man seinen Forschungen dankbar sein muß, war der Bericht von Shakespeare» Wilddiebabenteuer in Charlccote Ein anderer Reisender schrieb diese Anekdote privatim und unabhängig davon zur selben Zeit nieder, doch beruft sich Rowe, der sie in seiner Biographie zuerst der Oiffentlichkeit über lieferte, au»schließlich auf Betterton Der Schauspieler Bowman, der etwa« später in Stratford Nachforschungen anstellte, lernte einen sehr angesehenen Bürger au» dem an Stratford angrenzenden Oertchen Bridgetown Namen« Sir William Bishop kennen, dessen Familie seit langer Zeit dort ansässig war. Sir William wurde 10 Jahre nach de« Dichter« Tode geboren und lebte bi» 1700 in der Stratforder Gegend. Er erzählte Bowman, daß der Charakter Falstaff» zum Teil nach einem Strat forder Mitbürger gebildet worden war, gegen de« Shakespeare wegen seiner Dickköpfigkeit in geschäftlichen Unternehmungen einen Groll hatte Wissenschaft. Physik. Einer wichtigen physikalische« Frage, deren Lösung ungewöhnlich großen Schwierig-
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