Dresdner Journal : 01.08.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190208017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-01
- Monat1902-08
- Jahr1902
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- Titel
- Dresdner Journal : 01.08.1902
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Vrz»,«»«t» Bit» Bez»» d«wch di« GchchästtKel« t»»«rß«k> l>r»»e»» «,bv w («ischl. g«t«g»ag), durch dt« U»» « Deilsche» Reiche » vtrrteljthrltch Nununer» »» Ps. Mdd Zurücks euduag der für GeEchnsUl-.lui-g ^i',,nmieo. «B» vo» diefer nicht ei» achorderten veiträae bea» -«ch», io ist da» Post^» lxizufüge». Dresdner Journal Hevmrgegchen von der Köckgl. Expeditüm de» Drerdner Journals, Dresden, Zwingerstraß, SO. — yeruspr.-Anschluß Nr. 123S. Or^cheiaen« Werkt»»« nach» » llhr. U»tü»»ttn»»S«e-ützre«: Lie Zelle Att«r Vchrift der 7 »al aespalteue» Ankündt- »«aaS.Seit« oder deren Nau» » Gs. Bei Tabellen. und Ztffer»sa« » Pf Nuffchla, str die Zeile Unter» Ne» d.>rnv»»stnch (Mnarsandt) di« Lextieile mittler k«1,nN oder deren Nan» SO Pf. Gebühre» - Grmößigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeige» dt, mittag, 1» Uhr für dt« nach» mittag« erscheinende Nummer ^176. 1S02 Freitag, den 1. August nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 28. Juli. Mit Allerhöchster Ge nehmigung hat die Wahl de- Geheimen Rate» Pro fessor vr. Wach in Leipzig zum Rektor der Uni versität daselbst für da» nächste Universitätsjahr die erforderliche Bestätigung erhalten. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem zum Direktor dc» Statistischen Bureau» bei dem Ministerium des Innern berufenen vr. Eugen Würzburger den Titel und Rang al» Regierungsrath zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachgenannten, in den Ruhestand ge- getretenen Beamten der StaalSeisenbahn-Verwaltung, und zwar: dem Güterverwalter I. Klasse Puruck- herr in Zwickau da» Ritterkreuz 2. Kl. vom Ver dienstorden, dem StationSassiftenten 11. Kl. Randig in Niederneulirch und dem Schirrmeister Finzel in Plagwitz-Lindenau da» Aldrechtskreuz, dem Packer Sickert in Böhrigen, sowie dm Weichenwärtern II. Kl. Haugk in Kieritzsch, Kühn in Burgstädt, Reumann in Putzkau und Schindler in Rade berg da» Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Königl. Kutscher August Wei-ge die ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Meiningen verliehene, dem Herzog!. Sachsen- Ernestinischen HauSorden angereihte Verdienstmedaille in Silber annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Restaurateur im Bayeri schen Bahnhofe zu Leipzig Julius Hirfch den ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachfen-Altenburg verliehenen Titel „Hoftraiteur" annehme und führe. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die nachgenannten Beamten der StaatSeisenbahnverwaltung die von Sr. K. u. K. Apostolischen Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihnen verliehenen Auszeichnungen, und zwar der Transport-Inspektor Klemm in Dresden den Orden der eisernen Krone s. Klasse, der Inspektions-Assistent Schmutzler daselbst das Ritterkreuz de» Franz JosepH Ordens, annehmen und tragen. Bekanntmachung. Dem Telegrapheninspektor Horrer in Dortmund ist vom 1. Oktober 1902 ab eine HülfSreferenten- stelle bei der Kaiserl. Ober-Postdirektion in Dresden übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen aus Grund von Artikel 50 Absatz IV der Verfassung des Deutschen Reiches zu dieser Anstellung die landesherrliche Bestätigung ertheilt haben, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 26. Juli 1902. Finanzministerium. Für den Minister: «»es vr. Ritterstädt. Gnte»»»«ge«, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. I» Geschäftsbereiche de, vitniftertumS -er Finanzen. Bei der Berg-Verwaltung sind ernannt worden: Pro fessor Braun-dors und Clauß als elatmäßige Maler und Zeichenlehrer bei der Köniql. Porzellanmanusaktur zu Meißen; Ringler und Era» als etatmäßige Modelleure daselbst; Lantzsch und Bebauer als etatmäßige Lagergehlllfen da- Lunst und Wissenschaft. Wissenschaft. * Da» Internationale Zentralbureau »ur Bekämpfung der Tuberkulose, dessen Arbeiten ihrem Abschluß nahegeführt worden sind, beruft alle seine Mitglieder zu einer Herbstkonferenz ein, die in den Tagen vom 22. bis 26. Oktober d. I». in Berlin stattfinden wird. Für di« Versammlung sind von ver schiedenen Seiten durch Bezeichnung von Beratungs gegenständen bereit» wertvolle Anregungen gegeben worden. Um inde» eine der jetzigen Lag« der gemein samen Bestrebungen entsprechende, für ihre ersolgrei^c Fortentwickelung förderliche Tage»ordnung festsetzen zu können, wird auf weitere Vorschläge aus dem Mit gliederkreis« gerechnet. Anmeldungen zu Vorträg«» und Mitteilungen find thunlichst bi» zum 1. September d. I». an die Geschäftsstelle (^V. Wilhrlm»platz 2) zu richte». E» wird beabsichtigt, zur allgemeinen Information der Teilnehmer noch vor der Konferenz den wesentlichsten Inhalt der Beratunglgegenstände bekanntzugeben Die Berichterstatter werden deshalb »«beten, Leitsätze oder ein» kurze Inhaltsangabe möglichst frühzeitig ei», senden zu wollen, damit für Ueb«fetzu»a, Drucklegung und Versand noch hinreichende Zeit zur Versagung steht. Au» Anlaß der Versammlung soll ferner eine Aus stellung von Gegenständen stattfinden, die auf die Tuberkulose-Bekämpfung Bezug haben Hierfür geeignet« Obj«kt« w«rdrn nebst genauer Bezeichnung der Gegen stände gern in Empfang genommen Zu gleicher Zeit versendet vr. Pannwitz, der Generalsekretär de» Zentral komitee» zur Errichtung von Heilstätten für Lungen- krank«, di« soeben im Druck erschienenen Verhandlungen de» genannten Komitee», da» am 14 April d I« im Pl»nar-Sitzung«saale de» ReichStag-haus«. in Gegenwart selbst; Mütze und Schurig al« etatmäßige Betriebraufseher vasrlbft Bei der Post-B«rw«ltung ist ernannt worden: K E Ränker, zeithrr etatm. PostaMent in Ronneburg, al« solcher im König». Sachse», u. zw. im Bez. der Kaiserl. Ober-Postdirettion Leipzig. I« Geschäftsbereiche -es «tntfterium« -e» Inner», verstorben: Sekretär Kirschen bei der 1. Minifterial« Rechnung« - Expedition. Pensionirt: BezirkSsekretär Weber bei der Amt«hauptmanuschaft Kamenz. Bei dem Landgendarmerie-Corp«. Versetzt: der Gendarmerie Brigadier Hirschberg und der Bendarm Holz» Weißig in Leuben nach Laubegast, die Gendarme Mähder in Hartha nach Marienberg, Leuchte in Elsterberg nach Hartha, Lhamisch m der Brigade Broßzschochcr al« Distrikts» gendarm nach Elsterberg, Zschiedrich in der Brigade Stötteritz ol« DistriktSgendarm nach Weißig bei Weißer Hirsch und Dutschke I in Lolchwitz nach Schönfeld (AmtShauptmann- schäft Dre-den-R). Angrstellt: der Vizefeldwebel Kunath al» Gendarm iu der Brigade Broßzschocher und der Wacht meister Richter al« Gendarm in der Brigade Stötteritz. — Bei der Polizeidirektion zu Dresden. Brsördert: der Bureau.Assistent Sernau zum Sekretär, die Expedienten Büttner und Stein zu Bureau-Assistenten. Entlassen: der Bureau-Assistent Graf. Angrstellt: der Sergeant Schultze al« Expedient, der Bizeseldwebel Birnstengel und die Sergeanten Kunze, David, Ihle, Krähmer, Bergemann, Petter», Leonhardt, Jentsch und Laternicht al» Stadtgendarme, die Straßrnbahnschasfner Henneberger und Börner und der Strumpfwirker Arnold al- Gesangen-Ausfet«. Pensionirt: BezirkSthierarzt Walther in Borna. AnaeIellt: Amtsthiecarzt Nietzold als BezirkSthierarzt in Borna. — Bei der Thierärztlichen Hochschule. An gestellt: Thierarzt Sieber al» Assistent und Prosektor am anatom Institute. Brandversicherung-kammer. Beim technischen Per sonal. Angestellt: die BaugcwerkSmeister Steude und Philipp als Braudversicherung»'Jnspektorat»-Assisteaten. (Behvrdl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leit. Die nächstjährigen Forderungen für die Kriegsmarine. Wenn jetzt bereits über die im nächstjährigen ReichShauShnUsetat vorzufindenden Forderungen sü, SchiffSneubauten der Kriegsmarine ganz sicher auf- tretende Mitteilungen verbreitet werden, so ist daran zu erinnern, daß mit dem Beainn des August über haupt erst das Stadium der Verhandlungen zwischen den in Betracht kommenden Reichsressort« damit, daß an das Reichsschatzamt die Neuanmeldungen eingereicht wurden, begonnen hat. Von irgend welchen endgiltigen Einstellungen in den ReichS- hauShaltsetat für 1903 kann demgemäß keine Rede sein. Was den N-ubau an Linienschiffen und Kreuzern betrifft, so ist dessen Fortsetzung durch das Flottengesetz genau begrenzt, und eS darf als sicher angenommen werden, daß wie bisher so auch jetzt die Reichsverwaltung sich in diesen Grenzen bewegen wird. Der Sollbestand an Linienschiffen beläuft sich nach dem erwähnten Gesetze auf 38, davon sind 31 vorhanden oder im Bau begriffen; der Sollbestand der großen Kreuzer beträgt 14, wovon der 12., „Ersatz Kaiser", im diesjährigen Etat bewilligt wurde; der Sollbestand an kleinen Kreuzern von 38 ist vor dem wirklichen noch um 5 Kreuzer voraus. Daß auch Neubauten von Schiffen, die in dem Flottengesetze nicht erwähnt werden, geplant wer den, dürfte, da sich ein Bedürfnis danach al- dringend notwendig herausgestellt hat, nach den „Berl. Polit. Nachr." als ziemlich sicher anzusehen sein, indessen ist es durchaus verfrüht, bestimmte Mitteilungen über die in dieser Richtung im nächstjährigen Etat austretenden Forderungen zu dringen. Im übrigen werden im nächsten Etat weitere Raten für 6 Linienschiffe, 2 große Kreuzer und 6 kleine Kreuzer verlangt werden. Die Be messungen dieser Raten stehen natürlich auch noch nicht fest, sie dürften aber fo eingerichtet werden, daß die betreffenden Bauten möglichst schnell ge fördert werden können. Des ferneren würden weitere Raten für den Umbau der Schiffe der Siegfriedklasfe und zu baulichen Verbesserungen an den Linienschiffen der Brandenburgklasse eingestellt werden. Der Umbau der Siegfriedklasfe ist aus nahezu 15 Mill. M. veranschlagt worden, wovon rund 10k Mill, bewilligt worden sind, die Ver besserung an den Linienschiffen der Brandenburg klasse auf 3 Mill. M., wovon 1k bewilligt sind. Auch für ein Kanonenboot und für eine Torpedo bootdivision werden weitere Raten eingestellt werden müssen. Daß auch im Etat für 1903 ganz beträcht liche Summen für Armierungszwecke werden ge fordert werden, ist als selbstverständlich anzusehen. Der Kronprinz, Fürst Bismarck und die Kaisersrage. Unter diesem Titel hat der Jenenser Historiker Ottokar Lorenz in den „Preußischen Jahrbüchern" eine Abhandlung erscheinen lassen, die um die Bemühungen de« Kronprinzen Friedrich Wilhelm, de« nachmaligen Kaiser» Friedrich III, Majestät, um die Wiederherstell ung eine« Deutschen Kaiserreichs eine voa der be kannten Darstellung de« Tagebuch« von Gustav Freytag abweichende Auffassung ausspricht. Prof. Lorenz schreibt: „Die erste amtliche Anregung, da» deutsche Kaisertum wiederherzustellen, ist in der Denkschrift der badischen Regier ung zum Ausdruck gekommen, die nach brieflichen Weisungen Sr. Königl Hoheit de» Großherzog» au» LampertSheim vom 28. und 28. August am 2 September in Berlin und gleich zeitig dem preußischen Gesandten in Karlsruhe übergeben wurde. Bor diesem Datum ist mir eine offizielle Erwähnung der Kaisersrage bis jetzt nicht bekannt geworden. Da nun aber von leiten der preußischen Regierung eine Beantwortung der ausgestellten Frage zunächst nicht rrsolgte, so setzte sich der Großherzog mit dem Kronprinzen iu eine Korrespondenz, an der auch die Frau Großherzogin teilnahm, an die ein Brief de» Kronprinzen gerichtet ist, au« dem seine Stellung zur Kaiserfragt Nipp und klar hervorgrht Am 80. Sep tember hatte der Kronprinz eine Unterredung über da» Kaisertum mit dem Könige zu FerriLre»; am K Oktober traf da» Hauptquartier des König» in Versailles ein, am 6. er wähnt da» Tagebuch eine Unterredung mit BiSmarck und am 10. heißt e» daselbst: „BiSmarck saßt die Kaiserfrage in» Auge, sagt mir, er habe 1866 gefehlt, sie gleichgiltig be handelt zu haben, er habe nicht geglaubt, daß das Verlangen im deutschen Volke nach der Kaiserkrone so mächtig sei, als er sich jetzt herau-stelle, und besorgt nur Entfaltung großen Hosglanze», worüber ich ihn beruhige. Der Herzog von Co burg will Wahl durch die Fürsten, di« an di« Stelle der Kurfürsten treten." Selten gelingt e« nun wohl der Geschichtschreibung, eine so unbedingte und sichere Bestätigung einer Auf zeichnung chronistischer Art beibringen zu können, al» dies durch den folgenden Brief de» Kronprinzen vom 15 Oktober an seine Schwester, die Großherzogin Luise, vo» Versailles aus geschieht. E» heißt oarin: .... meine Gedanken sind bei jedem Erfolg, bei jedem Erlebniß immer mit Dir und Fritz gewesen ..." .Jetzt will ich mich an die Beantwortung Deiner politischen Fragen machen, bemerke aber noch zuvor, daß ich die Dinge seit einigen Tagen al» in einer guten Bahn fahrend betrachte, so daß ich gegründete Uisache habe, anzunehmen, daß wir einen festen Bund hier in Versailles erst mit Abgesandten, dann mit Fürsten selbst schließen, dem Kaiser und Reich auch noch hier unmitteibar folgen müssen Mit Dir stimme ich voll kommen darin überein, daß der neue Bund hier auf dem Kriegsschauplatz geschlossen werden muß, weil sonst nach der Heimkehr aus vaterländischem Boden sosort di« alten Häkeleien wieder erwachen, namentlich wenn die Begeisterung sich gelegt Ihrer Majestät der Katferm tagte, worüber sernerzrit eingehend berichtet wurde. * Vo» dem unerschrockenen Forscher Harry de Windt, der mit seinen Begleitern nach unsäglichen Mühen seine Reise über Land vo» Pari« nach New-Mork durch da« östlichste Sibirien vollendet hat, ist jetzt wieder ein Brief an den „Daily Express" eingetroffen, der „Nordkap, Nördl. Eismeer, 4. Mai 1902" datiert ist und «ine Beschreibung seiner Fahrt an der Küst« de« Eismeere» mit fesselnden Schilderungen jener unwirtlichen Natur enthält Er schreibt darin: „Neu« Hunde waren in Nischni-Kolymsk leider nicht zu haben; dazu hatten wir infolge der Hungersnot, die dort herrschte, sehr wenig Proviant und keine Führer. Die dortigen Führer wollten nicht mitkommen, weil ein russischer Priester, der im vorigen Jahre das Land der Tschuktschen erreichen wollte, infolge von Entbehrungen auf dem Weg« umkam. Wir brauchten zehn Tage, um die Kolyma Führer zu bewegen, mit uns zu gehen, und dann wollten sie uns auch nur bi» Erktrik bringen. Die Eingeborenen sollten un« die übrigen 1200 Meilen bi« zur Beringtstraß« bringen. Wir kauften einige Handels waren und fügten unserem spärlichen Vorrat konden sierter Nahrung gefrorene Fische hinzu. Nächst der Nahrung war ich besonder» de» Obdach» wegen besorgt; den» unser kleine« Zelt war nicht für arktische Arbeit geeignet. So verließen wir da» im Schnee liegende Sukhamo, da« au« einem Blockhause besteht, un« später «der luxuriö» vorkam Wir verließen die Kolyma am 6 April in einem „Purga" oder arktische» Cyklon, der un« sehr hinderte. Die Hunde kauern erschreckt nieder und weirern sich, vorwärt« zu gehen, wenn die Lage g«- fih.lich wird. Ein Tschuktsche, der am Tage nach einem dieser Stürme eine» ungewöhnlichen Schneehügel be merkte, fand in dem Haufe« einen Schlitten: Führer und Hunde war«« erfroren, 20 Dard« von der Hütt« d«« Manne« entfernt Zwischen Sukhamo und der Brrmg«stratze liegt der gefrorene Strand, den nur 1500 Meilen entlang reisten Di« eintönig« Landschaft änderte sich nie. Gelegentliche Klippen verschwanden bald, »nd u»ser Weg führte über die im Sommer grünen „Tundra«", die im Winter »ine unbegrenzte weihe Wüste find Bei Nebelwetter bildeten Land und See einen undurchdring lichen Schleier ohne trennenden Horizont, aber an den leider seltenen klaren Tagen waren Himmel und Sonnenschein wie am Mittelmeere Diese zuerst unbewohnte, dann spärlich bevölkerte Schneewüste durchreisten wir ununter, brachen fast zwei Monate. Da» sanfte Gleit«» über die Tundras war angenehm, aber manchmal mußten wir über eine Bucht oder zur See eine Ecke ab schneiden, und dann ging e» mit den Schlitten über Klippen und Spalten Jeden Morgen brachen wir um 6 Uhr auf und fuhren bi« zum Abend, oder besser bi» zur Dämmerung; denn «» war nicht mehr dunkel Da» Lager wurde in der Nähe de« spärlichen Treibholze« errichtet Da« Zelt wurde ausgeschlagen, und nach einer hastigen Mahlzeit krochen wir in Echlafsäck«, die 15 bi« 40 Gr Fahrenheit unter Null hatten. Da« spärliche durchweichte Treibholz genügte nur, um den Inhalt de« Kessel« zum Kochen zu bringen Pelze und I^ißbeklcldunq waren derhalb nie trocken. Ein Eis- panzer, der sich während der ersten „Purga" auf unsern Ren»tierf«llen gebildet hatte, taute erst zwei Wochen später in einer TschuktschenHütte in Erktrik auf. Al« der gefrorne Fisch aufgegessen war, bestand di« täglich« Ration au« sechs Bi«kuit« und einem halben Pfund „Carnyl", da« un« drei Wochen vor dem Halbverhungern schützt«. Al« wir üb«r di«Tschaunbai kamen, befiel un» «in schrecklich«« „Purga", und nur durch str«ng« Straf« könnt«« di« Hund« zum W«it«rgehe» gebracht werden B«i d«m dr«istündiqen Blizzard schlug der Eissturm durch die schweren Pelz«, al« ob sie von Leinen wären, schließlich aber erreichte» wir erschöpft, doch sicher da« Land Am dreizehnten Tag« kamen wir nach Erktrik und haben wird. BiSmarck will die endliche Einigung Deutschland»; soweit mau überhaupt für seine Ansichten aufkommen kann, zweisle ich nicht an seiner «ufrichngkeil hierin Ebenso will erdieKaisersragerrgeln, mithin sind unsererseits keine Schwierig keiten mehr zu erwarten, um so mehr, al« ich Papa kürzlich aus die unabweislich» Kaiserfrage angeretet habe, ihm klar machte, daß dieselbe nicht mehr zu umgehen oder abzuweisrn sei, aber der preußischen Krone dadurch keineswegs zu nahe getreten wird, vielmehr ähnlich wie in Oesterreich Kronen neben- »inander bestehen könnten BiSmarck hat auch bereit» hier seinen Vortrag gehalten, und wäre denn soweit da» Eisen geschmiedet Ich thue mein Möglichste», um die Augen offen zu haften, und werde nichts unterlassen, um endlich diese große Frage hier auf französischem Boden zu Ende zu führen. Ich mache mir nicht die gelingst« Illusion übrr dir Schwierig, keilen, die alle Augenblicke sowohl hier als auch künftig im Vaterlande bei fernerer Regelung der ReichSfrage entstehen werden. Preußischer PartikulariSmu» wird da» Seinigr ebenso als Hemmschuh, wie auch die süddeutsch«» Staaten leisten; und e» wird beständig lavirt werden müssen. Doch ist der Kaiser einmal da, dann ist ein Faktum für Deutschland und dir Welt eingrsrtzt, gegen wrlchr» nicht mehr angestürmt werden kann, und «erdrn die Schwierigkeiten sich unter solcher Krone jedensallS leichter beilegen lassen, al» auf dem entsetzlichrn Wege weiterer Vereinbarungen. Einen allgemeinen Reichstag mit Fürstlichem Ober- und Staatenhause müssen wir sofort verlangen, und bin ich eben dabei, -mir die Bedingungen seiner Zusammensetzung klar durchzudenken. Ich glaube, daß jetzt der letzte Augenblick herbeigekommen ist, um ein Zwei kammersystem noch rinzuführrn, drssrn wir namentlich den allgemeinen Wahlen gegenüber bedürf»«." Niemand wird den Inhalt diese« Briefe» and«r» verstehen können, al« daß sich de, Kronprinz in der hohen und höchsten Gesellschaft, die in Verfaille« j«tzt versammelt war, al« den hauptsächlichen Träger de« Ge danken« betrachtet und zu erkennen giebt, wonach dahin zu streben wäre, da« Kaisertum aufzurichten Und er spricht die« rn einem Briese au«, der in vertraulicher Weis« an seine Schwester genchtet ist und nur den Zweck verfolgen kann, den Großherzog von Baden in seinen gleichen Bestrebungen zu stärken und zu er muntern Sozialdemokratisches. An der vor einigen Tagen an dieser Stelle be. sprochenen Schrift „Die soziale Revolution" drS sozial demokratischen Schriftsteller« Kauttky übt d«r «benfall« al« Theoretiker der Partei angesehene Schriftsteller Albert Bern stein in den „Sozialistischen Monatsheften" scharfe Kritik. Gegenüber der, wie Bernstein sich autdrückt, „wissen schaftlich ganz unberechtigten" Auffassung Kauttky«, der die soziale Revolutio» von der Eroberung d«r Staat«, gemalt durch eine bestimmte, vorher unterdrückte Klasse abhängig mache, die, zur Herrschaft gelangt, diese benutz«, um drn ganz«« politischen und juristischen Urberbau nach ihren Interessen umzuwälzen, sagt Bernstein: „Wäre da» richtig, so hätte e» bisher in der Geschichte so gut wie gar keine sozialen Revolutionen in größerem Um fange gegeben, denn wenn wir von den Klassenkämpfen und Umwälzungen in den Städtestaaten de« Altertum» und de« Mittelalter« absehen, die mehr lokalen Charakter trugen, werden wir nirgend« in der V«rgang<nheit auf soziale Umwälzungen stoßen, die zur ausschließlichen Herrschaft einer bestimmten Klasse führten. Immer war bi»her da« Ergebni« nur ein« mehr od«r mind«r stark« Verschiebung im Machtverhältnis der Klass«« zu einander, so daß wohl bestimmt«, bi«h«r zurückgesetzie Klass«« au«- schlaggtbenden Einfluß erhi«lten, aber dabei doch di« politisch« Macht mit andern Klassen teilen mußten . . . Wo eine Klasse wirklich an di« Herrschaft kam, ist diesem Aufstieg immer eine Periode vorhergegangen, wo sie eine wohl noch zurückgesetzte, aber nicht mehr politisch und ökonomisch unterdrückte Klasse war." Die Ausbeutung der Arbeiter soll nach Kauttky auch in England wachsen Bernstein «widert, daß Kauttky sich bei dem Nachweis für dies« Behauptung sogar mit sich selbst in direkten Widerspruch setzt „Der Satz von der steigenden Ausbeutungsrate läßt sich durchaus nicht ausrechterhalten", schreibt Bernstein Und er bemerkt weiterhin gegen die Anpreisung der „sozial«« Revolution": „Nach Kautsky« Darstellung müßte heut« überall wurden enblrch von menschlichen Wesen begrüßt; ab« ihre finstre Art war nicht beruhigend. In Jakan, nicht weit von Erktrik, wurde einer unsrer Leute vo« Tschuktschen mit einem Messer bedroht Von d« Kolyma bi« Halbweg« zur Beringsstraße ist die Küste vollkommen gesetzlo«; aber in der Nähe der Bering»- straße kennen die Erngebornen amerikanische Walfischfänge, und betrachten die Weißen mit weniger Argwohn. Erktrik be steht au« fünf od« sechs Hütten au» R«nnti«fellen, deren Ge stank überwältigend war, ehe man ihre Schwelle betrat. Eine geheimnisvolle Krankheit „Kor" (wahrscheinlich Pocken) wütete dort, und über jeder Hütte wehte eine große schwarze Fahne al« Trauerzeichen. Der Häuptling sagte, daß man am Nordkap Nahrung und Hunde finden würde, aber da« war noch zehn Tagereisen entfernt. Wir berrdeten also unsere Russen, bi« zur bequem ;» erreichenden Koljutschinbai di« Rtise fortzusttzen. Em viertägig«» Aufenthalt in diesem verpesteten Dorfe, un beschränkter Wutki und «ine Summe, di» wenigsten« eia Jahr Trunkenheit und Müßiggang bedeutete, gab dann auch den Ausschlag zu unseren Gunst»« Die vierzehn- tägige Reis« von Erktrik zum Nordkap war hauptsächlich EiSarbrit, zu der un« uns«« Schwäch« fast unfähig machte. Wir kamen äußerst langsam vorwärt« Einmal sahen wir einen Bären, aber «he wir ihn erlege» konnte», war er fort I» Emmati fanden wir schließlich Hunde futter und für un« fast »«fault«« Renntirrflrisch, da« un» trotzdem mundete Von hier bi» zum Nordkap wurden di« Dörfer häufiger und die Eingeborenen freund licher D« Anblick einer San Francisco« Zeitung er füllte un« mit Freude, obwohl sie schon zwei Jahre alt war Hier am Nordkap haben wir Mehl und Melaff« bekommen, und i» Thran gebacken« Ei«rkuch«n «schein«» un« al« „pvtit tour»" ..." Litteratur. * Dir oft brhandelt« Frag«, ob Heinrich Hein« französischer Bürg«, war, wirst Ernst Elster vo»
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