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Dresdner Journal : 07.08.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190208074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-07
- Monat1902-08
- Jahr1902
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- Dresdner Journal : 07.08.1902
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Erste Beilage zu 181 des AMNlülA. Donnerstag, 7. August 1902, nachm. Artliches. Dresde«, 7. August. * Von der ReichSpostoerwaltung ist eine Anzahl von Post» und Telegraphenbeamtrn in Berlin, Dresden und in oerschirdenen anderen großen Städten d«S Deutschen Reiche» zum Besuche der Ausstellung in Düsseldorf bestimmt worden Den Beamten werden für die Reise Tagegelder und Fabrkosten gewährt Sie sollen sich in Düsseldorf mit den neuen ausgestellten elektrotechnischen Anlagen für die Post- und Telegraphen verwaltungen vertraut machen, ebenso di« neuen Post eisenbahnwagen und dergleichen mehr besichtigen, die daselbst zu» Ausstellung gelärmt sind * Sonnabend, den 16. August, nachmittag» 4 Uhr findet auf der Werft der „Kette" in Urbigau der Staprllauf de» für die Kaiser! Marine erbauten Lootsendampfer« für Wilhelmshaven statt * Wie wir vernehmen, beabsichtigen die ehemaligen Angehörigen de« 7. KönigS-Jnfanterieregiment« dir. 10k, ' früher 7. König!. Sächsisches Infanterieregiment „Prinz Georg" Nr. 106, im Sommer 1903 in Chemnitz, der alten Garnisonstadt, den ersten all gemeinen Regimentsappell abzuhaltrn. Der um fangreichen Vorarbeiten halber erscheint e« jetzt schon geboten, darauf aufmerksam zu machen, daß die sich dafür interessierenden ehemaligen 106 er ihre Adressen rechtzeitig einschicken möchten. Der provisorische Vorstand hat seinen Sitz in Chemnitz und sind alle Anmeldungen an Kamerad F. Otto Graichen, Chemnitz, Chemnitzer Straße 6, zu richten. Da« 7. KönigS-Jnfanterieregiment Nr 106 begeht am 2 Juni 1908 in Leipzig sein 200jährige» Jubiläum. KriegSruhm von Jahrhunderten heftet sich an seine Fahnen und besonder» im letzten Kriege 1870/71 hat «8 sich unvergängliche Lorbeeren errungen, wir erinnern an die Tage von St. Privat, Beaumont, Villiers u. s. f., die jeden ehemaligen 106 er mit Stolz erfüllen müssen. Dieser geplante Regiments- tag dürfte schon deshalb auf eine starke Beteiligung zu rechnen haben, denn die treue Kameradschaft der 106 er hat sich noch immer bewährt und bethätigt. * Die nächste Ferienwanderung, die der Gemein nützige Verein veranstaltet, findet kommenden Montag nach der Niederlößnitz über Boxdorf statt. Die Knaben im Alter von 13 bis 14 Jahren haben sich, und zwar die Altstädter am Postplatze (Nähe de« Stadtcafö») LI Uhr, die Neustädter um 1 Ahr am Neustädter Bahnhofe zu versammeln Am Postplatz steht ein Extra wagen der Deutschen Straßenbahngesellschaft, der in freundlicher Weise ermäßigte Preise gewährt hat, bereit. Die beteiligten Schüler haben 35 Pf. und genügend Mundvorrat mitzubringen; im übrigen ist die Be teiligung unentgeltlich. Die Erlaubnis der Eltern ist nötig. * Man schreibt un»: Die Abfuhr und Ab lagerung de« Hausmülle (häusliche Adfallstoffe, wie: Asche, Speisenrcste, Scherben, Lumpen, Papierreste rc.) verursacht den Behörden der Großstädte schon lange große Sorgen. Die jetzigen Abfuhrmethoden genügen zum allergeringsten Teile den Anforderungen der modernen Hygiene. So z. B. ist heute in Dresden da» veraltete System der offenen Müllgruben auf den Höfen selbst im Innern der Stadt noch im Gebrauch. Diese Gruben sind der günstigste Nährboden für Krankheits keime und Miasmen, da der stickstoffhaltige Inhalt durch Regen sehr bald m Gährung kommt und fault. Außerdem bilden die Gruben den Lieblingsaufenthalt der Ratten und anderen Getiers. ES ist deshalb mit besonderer Freude zu begrüßen, daß die hier bestehende und seit einigen Wochen bedeutend vergrößerte „Deutsche Müll und Aschebehälterfabrik, Aktiengesellschaft," die Abfuhr de« Mülls durch auswechselbare Müllkästen nach Angabe der ersten Hygieniker in größerem Maßstabe mit billigen Preisen durchführen will. Es soll hier gleich der irrigen Ansicht entgegengetreten werden, daß dieses den höchsten hygienischen Anforderungen entsprechende System teurer ist, al« die Entleerung der alten Müllgruben. Gerade da« Gegenteil ist der Fall, diese Abfuhr stellt sich dank der neuen Organisation der Gesellschaft noch billiger und bequemer al« die alte Methode. Da« Unternehmen er freut sich de» Wohlwollens sämtlicher Behörden, und e« ist Pflicht jedes Hausbesitzer«, dem da« Wohl der Mieter nicht ganz gleichgiltig ist und der gleichzeitig Geld sparen will, sich diesem System, da« in allen größeren Städten mit größtem Erfolge durchgeführt wird und eine völlig geräusch- und geruchlose Entfernung de« Abfallstoffe« verlorenes Paradies. Roman von B. R i ed eZl - A h r tn s. ^«2 (Fortsetzung.) Plötzlich blieb sie aufhorchend stehen; durch die Sülle, die nur von Zeit zu Zeit durch ein schrilles Pfeifen von der Station herüber unterbrochen wurde, hörte sie den dröhnenden Hufschlag eines im Galopp daherrasenden Pferdes, und als sie noch gespannt lauschte, von welcher Richtung es näher kam, tauchten auch schon an der Biegung bei dem Bahnhofsschuppen die Umrisse von Roß und Reiter im trüben Dämmerlichte auf, mit Windeseile stürmten sie daher, und bald konnte man sie er kennen — es war Fried Westermann, mit dem der scheugewordene Fuchs durchging I Starr vor Entsetzen hingen Annelieses Blicke an dem toll vorübersausenden Tier, der Schaum flog ihm in Flocken von den geblähten Nüstern, weit aufgerissen stierten die großen Augen des zurück gebogenen Kopfes, — Fried saß, vornübergebeugt, anscheinend noch fest im Sattel, aber würde er sich halren können und das rasende Tier ihn nicht in der nächsten Sekunde zu Boden schleudern? Nun waren die beiden verschwunden, und angst getrieben eilte sie, ohne sich zu besinnen, hinterher, um das Ende dieser wahnsinnigen Rittes auf Tod und Leben zu erfahren; im Geiste fah sie schon die gräßlichsten Bilder: Fried blutüberströmt an der Erde liegend, tötlich verwundet, bis schließlich die Gewißheit, daß er als Reserveoffizier bei den Husaren für einen vorzüglichen Reiter galt, sie einigermaßen beruhigte. Trotzdem lief sie in atemloser Hast weiter, immer dem Geräusch der schwächer werdenden Hufschläge nach, weiter, weiter die sich schlängelnde Chauffe hinan, bis ei» mit einem Male verstummt war! Bedeutete das den Sturz? Anneliese erzitterte und wurde bleich bis in die Lippen. Zwei Frauen gingen vorbei, und hastig fragte sie nach dem durch bedingt, anzuschließen Wieviele Hau«, und Villenbefitze» geben im Jahr« vi«le Hunderte für Reparaturen an ihren Häusern au« und lasten diesen Bazillenherd unverändert, m nächster Näh« ihrer Wohnung und de« Spielplatz»« ihrer Kinder, bestehen! Eine Karte an die „Deutsch« Müll« und Aschebehälterfabrik" würde genügen, dieser beständigen Infektionsgefahr ein Ende zu bereiten. Bi« jetzt werden in Dre«den bereit» 800 Grundstücke mit 2000 Müllkästen zur vollsten Zufriedenheit der Abonnenten von der Gesellschaft bedient Die genannte Gesellschaft beabsichtigt, sobald die Abfuhr etwa 2000 Ztr Müll pro Tag beträgt, ein» »igrne industri»ll» Verwertungt anlage nach dem System Konrad Bauer zu errichten — Da« Comptoir der Gesellschaft befindet sich Moritz- straße 19, T»l»phon I, 4116. Interessenten erhalten genaue Auskunft von der Direktion daselbst. Nachrichten aus den Landesteilen. Leipzig. Gestern nachmittag ist e« gelungen, den Mörder de» achtjährigen Schulmädchen» Anna Klein in der Person de« zwanzig Jahre alten au« Leipzig gebürtigen Optiker« Wilhelm Grabich zu er mitteln und festzunehmen. Nachdem f«stgestellt worden war, daß die Kiste, die die Leiche de« ermor deten Kinde« geborgen hatte, aus dem Geschäft von Bernd, Reichsstraße 8, hier, herrührte, war durch einen Angestellten diese« Geschäft« bekannt geworden, daß eine solche Kiste vor kurzem an die Firma Grabich, op tische« Geschäft, Nicolaistraße 11, verkauft worden war. Die« führte zur Entdeckung de« Mörder«, dessen Ver haftung heute vormittag erfolgte. Dieser, der Sohn de» Geschäftsinhaber«, will da« arme Kind von Deuttich« Hof au« — Durchgang von der Nicolai- nach der Reichsstraße — mit nach einem im Kellergeschoß de« elttrlichen Geschäft» befindlichen Pack» raum unttr Versprechung einer Gabe gelockt haben Zu diesem Packraume besaß der junge Grabich, dessen Eltern zur Sommerfrische in den bayrischen Alpen weilen, den Schlüffe!. Nachdem er fern schändliche» Vorhaben auSgeführt hatte, erdrosselte er da» Mäd chen und trug den Leichnam in einer Kiste in den Hof Salzgäßchen 2, um sie dort hinzustellen. Der Mörder wurde der Königl. Staatsanwaltschaft zugeführt, seine hochachtbaren Eltern werden allgemein bedauert Nie mand hätte dem Mörder, der al» ein ruhig und be scheiden auftretender Mensch geschildert wird, die That zugetraut. Als einziger Sohn au» erster Ehe hatte er eine strenge, sorgfältige Erziehung genoffen. Er hatte die Realschule besucht und war dann für da» väterliche Geschäft ausgebildet worden. Auch nach Verübung der That, bi» zu seiner Verhaftung, soll er da» ihm eigene ruhige und gleichmäßige Wesen zur Schau getragen haben. Er ist von unter- setzte« Gestalt, etwas schwächlich, und man traut ihm auch schon au» diesem Grunde nicht die Energie zu, die er bei Ausübung seines Verbrechens an den Tag gelegt hatte. Seine Eltern sind selbstverständlich sofort von der schrecklichen That benachrichtigt worden. Gestern nachmittag, bald nachdem bekannt geworden war, wer den Mord an der kleinen Anna Klein begangen hatte, sammelten sich vor dem Grabichschen Geschäfts lokale in der Nikolaistraße sowohl als im Durchgänge von Deutrich« Hof große Menschenmengen an, die von der Polizei alsbald zerstreut wurden. Da sich die An sammlungen immer von neuem wiederholten, hielt man e» für geraten, da» Grabichsche Geschäftslokal noch vor 6 Uhr zu schließen. — Dem hiesigen Privatgelehrten Hrn Haeußler, der seinerzeit den Zeichnungsentwurf der Schkeuditzer Aork-Tafel mit erklärenden Zeitungsberichten (in Nr. 85 unsere» Blatte« vom 15. April d. I«. haben wir unter „Vermischtes" einen Bericht de» Hrn Haeußler über die der Errichtung der Erinnerungstafel zu Grunde liegende historische Begebenheit bekannt gegeben) an Se. Majestät den Kaiser nach Berlin geschickt hatte, ist folgendes Schreiben zugegangen: „Dresden, 22. Juli 1902. Se Majestät der Kaiser und König haben di« Meldung von der Errichtung einer Gedenktafel für den General Grafen Jork von Wartenburg im Ratskeller zu Schkeuditz entgegenzunehmen geruht und befohlen, daß Ew. Hochwohlgeboren bei Rückgabe der überreichten Zeichnungen und Zeitungen der Allerhöchste Dank für die Meldung ausgesprochen werde. Erhaltenem Auftrage gemäß beehre ich mich, diesem Allerhöchsten Befehle hier durch zu entsprechen. Der Königl. preußische Gesandte. Graf v Dönhoff." Markkleeberg. Eine aufregende Scene spielte sich gestern vormittag auf einem in der hiesigen Flur befindlichen Weizenfeld« ab. Daselbst arbeitete rin Fleischermeister von hier mit der Mähmaschine, al« plötzlich da» 3 Jahre alte Mädchen Herzog, Tochter eine« in Markkleeberg wohnhaften Arbeiter«, da« sich daselbst mit mehreren Kindern belustigte, plötz lich in die Messer der im Gang» befindlichen Maschine lief, wobei ihm der linke Unterschenkel abgetrennt wurde Da» unglücklich» Kind mußte sofort nach dem Leipziger Stadtkrankenhause gebracht werden OelSnitz i. E Mit welcher Unverfrorenheit manchmal Diebstähle au«geführt werden, beweist di« Thatsachr, daß vor einigen Tagen am Hellen lichten Tage mütaaö zwischen 11 und 12 Uhr au« einer Lowry auf hiesigem Bahnhofe 20 Zentner Kartoffeln gestohlen wurden Da» Geschirr, da» die Beute auf nahm, soll mit zwei Schimmeln bespannt gewesen sein und in der Richtung nach Hohndorf sich fortbewegt haben OelSnitz i. V. Hier verunglückte der zwölf jährige Schulknabe Wunderlich schwer, indem er un weit de» Güterbahnhofes eine Gla»flasche mit Kalk stückchen und Wasser füllte, sie dann fest verkorkte und nun auf da« Explodieren wartete. Ungeduldig geworden, untersuchte er nach kurzer Zeit di« Flasche, al» dies« mit einem Male zersprang und den Unvorsichtigen so schwer verletzte, daß er voraussichtlich das Augenlicht einbüßen wird. Brambach i. V. In Bärendorf brannte die Kraussche Gastwirtschaft, sowie zwei Scheunen und ein Wirtschaftsgebäude völlig nieder. Treuen i V. Bei Verrichtung einer häuslichen Arbeit trat hier die 11jährige Helene Fuchs auf den Deckel eines Kessel», der mit kochendem Wasser gefüllt war Der Deckel kippte um und da» Kind geriet mit den Beinen bi» über Kniehöhe in das Wasser. Die Ver brennungen sind derart, daß die Haut sich stückweise von den Waden löste. Plauen i. V Der Stadtgemeinderat hat in seiner gestrigen Sitzung 3000 M für einstweilige Unter stützung der bei dem Feuerwehrunglück am 27. Juli Betroffenen bewilligt. Einer der Verunglückten, der Zu schneider Falke, konnte vorgestern erfreulicherweise au» dem Krankenhause entlassen werden; in den nächsten Tagen wird voraussichtlich ein zweiter folgen können. — Einen dankenswerten Beschluß hat der Gemeinderat damit gefaßt, daß er während des Winterhalbjahre» an der hiesigen städtischen Kochschule einen Kursus Hauswirtschafts- lehre für unbemittelte Mädchen im Alter von über 16 Jahren eingerichtet hat. Die Teilnehmerinnen haben nur 5 M zu erlegen. Der Kursus dauert ein halbe« Jahr Der Unterricht wird an einem Wochentage von 7 bi« 10 Uhr erteilt. — Eine JrrenbeobachtungS- station soll in hiesiger Stadt errichtet und an das Krankenhaus angeschloffen werden Hainichen Zu der UnterschlagungSangelgen- heit des Ortskrankenkaffenvorstande« Lindner ist weiter zu melden, daß die Revision, die von je einem Beamten der LandeSversicherungsgesellschaft in Dresden und der Ortskrantenkafle zu Leipzig vorgenommen wird, bisher ein Defizit von etwa 13000 M ergeben hat, jedoch noch nicht völlig abgeschloffen ist, so daß sich der Fehl betrag noch erhöhen kann Die Unterschlagungen ent fallen ziemlich gleichmäßig auf die Invaliden- und auf die Krankenkaffe. Seine Unterschlagungen hat Lindner dadurch zu verdecken gewußt, daß er zu ganz eigenartigen Maßnahmen griff. So reihte er eine ganze Anzahl Mitglieder der Ortskrankenkaffe, die in hohe Klaffen steuerten, in niedrigere, bez niedrigste Klaffen ein, während er bei der Jnvalidenkaffe gleich für ganze Monate, die bezahlt wurden, nicht klebte. Als letzten Versuch, sich mit einem Schlage au» den Finanznöten zu befreien, kann man es wohl bezeichnen, daß Lindner allein im letzten Jahre gegen 1200 M für von ihm gespielte Lotttrielose verausgabte. Schandau Aus Fusch wird der „N Fr. Pr." be richtet: Hier ist da« Gerücht verbreitet, daß an dem Ableben de« Malermeister« Franz Müller au« Schandau, der auf der Pfandlscharte tot aufgefunden wurde, kein Unglücksfall, sondern ein Raubmord schuld war. Denn die Leiche Müller« hatte im Genick einen starken Striemen, wie er nur von einem Stock- schlage herrühren kann; ferner fehlte da« Geld täschchen, da« Müller aus Vorsicht stets in der Unter hose trug E» war herau«geschnitten, und so kam e«, daß man beim Untersuchen der Leiche in Heiligenblut nur 60 Kr. fand, wa» seine Frau telegraphisch be stätigte Auch da« Feuer soll der Unglücklich« nicht selbst angemacht haben, und e« dürft« die» ein raffi nierte« Stück de« Mörder« sein Der That verdächtig ist ein au« der Schweiz zugereister Bursche, der ein« halbe Stunde vor Hrn Müller Ferleiten verließ Bautzen Der Verband der Gewerbevererne der sächsischen Oberlausitz, mit dem Vorort Bautzen, ist am letzten Sonntag begründet worden Der be treffende Beschluß wurde auf Anregung de« Bautzner Gewerbeverein« in einer Versammlung de« Oberlausitzer Gewerbeverein« gefaßt, die anläßlich der Zittauer Aus stellung in Zittau stattsand. Schon im Jahre 1869 war im Anschluffe an die damals ebenfalls vom Zittauer Gewerbrverein veranstaltete Gewerbeausstellung in Zittau ein Verband der Gewerbevereine der Oberlaufitz ent standen, der sich jedoch nach kürzrrem Bestehen wieder auflöste. Zittau. Bei dem demnächst stattfindenden Wettin- Bundesschießen werden insgesamt 20 Scheiben auf gestellt — Die Chef« einer Fabrik in Zittau gewährten dieser Tag« ihrrm gesamt««, «Iwa 500 Köpfe zählenden Personal freien Eintritt in dieAuSstellung,Ermäßig ungen zum Eintritt in die MafferSdorfer Halle und in da« Panorama, und außerdem 2 M. Taschengeld für jede Person. Auch der volle Lohn für den arbeitsfreien Tag wurde ausgezahlt. Die AuSgab», die den Chef« hierdurch erwuchs, belief sich auf mehrere Tausend Mark. Mit Dank und Anerkennung nahm die Arbeiterschaft diese Vergünstigungen entgegen — bis auf eine Aus nahme. Einer sandte nämlich Eintrittskarte und Geld an di« Chef« zurück. vermischtes. * Für den großen Luftschisferkampf, der ge legentlich der Weltausstellung in St. LouiS stattfinden soll, werden jetzt die genauen Bestimmungen veröffent licht. Der Wettbewerb ist für Luftschiffe, Ballon« und Drachen eröffnet. Für Preise stehen 800000 M. zur Verfügung, wovon die Hälfte für einen ersten Preis bestimmt ist Die Zahl der Bewerber unterliegt keiner Beschränkung Die Ballons und Luftschiffe müssen je einen Passagier führen, und der Bewerber muß vorher eine Fahrt von nicht weniger als einer englischen Meile mit einer ähnlichen Maschine au«geführt haben, wie sie für den Wettbewerb angemeldet wird. Der Meldepreis ist auf 1000 M festgesetzt, wird jedoch zurückerstattet, wenn der Bewerber am angesetzten Tage erscheint. Die ganze Fahrt muß dreimal mit einer Geschwindigkeit von nicht unter 32 Km stündlich zurückgelegt werden und darf nicht weniger als 16 und nicht mehr als 24 Km erreichen. Die Wettfahrten sollen zwischen dem 1. Juni und dem 30. September 1904 stattsinden Bezüglich der Entwickelung der Luftschiffahrt verdient die That- fache Erwähnung, daß das britische Kriegsministerium neuerdings eine besondere Abteilung eingerichtet hat, um die Entwickelung der Ballontechnik für Kriegszwecke zu fördern Wie die Zeitschrift „English Mechanic" erfährt, hat jetzt der Luftschiffer Bacon zusammen mit dem Physiker Maskelyne ein Modell für einen Heißluftfeffel« ballon hergestellt, der sich zu Kriegszwecken als leistungs fähiger erweisen soll al» die BallonS mit dem umständ lichen Apparat, wie sie gegenwärtig in Benutzung sind. Der fragliche Ballon würde nebst allem Zubehör von nur zwei oder drei Mann transportiert werden können und binnen einer Viertelstunde nach einem neuen Ver fahren mit heißer Luft gefüllt werden. Er könnte dann bi« zu einer verlangten Höhe mit einem photographischen Apparat aufgelaffen werden, um eine genaue Aufnahme de« für die militärischen Operationen in Frage kommenden Geländes zu verschaffen. * Haartrachten auf den Fidschi-Inseln. Da« Haar der Papua» vereinigt die Eigenschaften de» wolligen Negerhaares mit der Steifheit des Haares der nord amerikanischen Indianer. Es lockt sich, wächst aber dennoch lang und drahtartig, e» steht radial von seiner Basis ab. So ist es von der Natur aus, da kommt «un aber der kunstgewerbliche Schönheitsbegriff der Insulaner in Frage, mit dem sie da» Haar bearbeiten, und da» führt zu erstaunlichen Erfolgen. Niemand hat in den letzten Jahren di« Fidschi-Inseln besucht, ohne die zahllosen Stilarten in den Haarg«bäuden auf den Köpfen der Papua« bewundert zu haben Sie sind alle a«nau geometrisch und künstlerisch hergefiellt und haben den Anschein von poliertem schwarzen Marmor. Man sieht architektonische u»d botanische Motive. Zu dieser gegangenen Pferde, — jawohl, man hatte es gesehen, mit dem Herrn darauf; sie wußten jedoch weiter nichts zu berichten, und stumpfsinnig setzten sie den Weg fort. Nun war sie auf den Punkt gelangt, wo der Blick das abwärts sinkende Thal umspannt, durch das die breite Landstraße sich wie ein weißliches Band hinzog, und mit ihren scharfen Augen an gestrengt durch die Dämmerung spähend, bemerkte Anneliese an einer entfernten Stelle eine schwarze Masse, in der sie bald eine Menschengruppe zu unterscheiden vermochte. War er gestürzt, ver sammelte man sich dort um einen Schwerverletzten? Kaum fünf Minuten später hatte sie den Platz erreicht, etwa zwanzig Leute umstanden das keuchende, noch immer unruhige Tier, und Erleichterung, ge mischt mit grenzenloser Beschämung bemächtigte sich ihrer. Dem Himmel sei gedankt, im blinkenden Lichte der sichtbar gewordenen Sterne sah sie Fried Westermann mit seinem hübschen, guten Lächeln heil und wohlbehalten dastehen, die Zügel seines Fuchses kurz gefaßt und ihm den schlanken Hals klopfend, während er den Feldarbeitern, denen es das Pferd aufzuhalten gelang, erklärte, sein Pferd sei, von dem ungewohnten Anblick eines vorbei fahrenden EisenbahnzugeS erschreckt, mit ihm davon gelaufen. Anneliese wünschte, daß er sie gar nicht be merke; bis jetzt war ihr Erscheinen ihm in der all gemeinen Bewegung und der schattenhaften Dämmer ung entgangen, und was würde sie darum gegeben haben, wenn eS gelänge, sich ungesehen wieder fort zustehlen; welch' eine Blöße gab eS ihr, ihm nach gelaufen zu sein! Doch ein Verschwinden ließ sich nicht mehr bewerkstelligen, sein Bemerken ihrer An wesenheit hing nur noch von Sekunden ab, — falls er nicht schleunig sein Tier besteigen und weiter reiten würde. Hinter den breitschulterigen Arbeitern stehend, verfolgte sie aufmerksam seine Bewegungen, und schon glaubte sie erleichtert aufatmen zu dürfen, denn Fried Westermann hob eben den Fuß, um ihn in den Steigbügel zu setzen, — da fiel sein Blick auf sie; sichtlich erstaunt zog er den Fuß zurück — sah noch einmal, als ob er zweifle, richtig gesehen zu haben, nach ihr hin — und wechselte dann einige Worte mit einem der zunächststehenden Männer, dem er ein Geldstück in die Hand drückte, worauf dieser die Mütze zog, den Fuchs am Zügel nahm und wegführte; die Gruppe verteilte sich. „Sie sind verwundert, mich hier zu treffen, Herr Westermann, aber die Sache geht sehr einfach zu; ich sah Sie bei der Station an mir vorüberrasen und fürchtete selbstverständlich, Sie in der nächsten Minute gestürzt und mit zerbrochenen Gliedern am Boden liegen zu sehen." „Und da hielten Sie eS doch für Ihre Pflicht, sich meiner anzunehmen", sagte Fried in feiner gut mütigen Weise, die keinen Hintergedanken vermutete oder selbst verbarg. „Ich danke Ihnen für Ihre Teilnahme, — die Geschichte lief ja noch einiger maßen ab, — ein rechter Hasenfuß, mein Fuchs, macht in seinen alten Tagen noch so dumme Streiche! Sie erlauben gewiß, daß ich ein Stück Weges mit gehe, — die Landstraße hier dürfte um diese Zeit für einzelne junge Damen doch nicht ganz ge heuer se»n." Sie mußte natürlich mit ihm gehen, da auf der langen Chaussee nichts weiter übrig blieb. „Sie waren bei RotheS", entgegnete Anneliese statt einer Antwort. Fried wurde vor Freude rot bei dieser Erwähnung, hatte sie ihn doch dort gesehen, und zweifellos würde der Mann ihr alles erzählt haben: nicht, daß er sich im entferntesten mit seinem Wohlthun brüsten wollte, aber, daß gerade sie davon wußte, war ihm der er wünschteste Lohn. „Ja, ich war dort; diesen armen Menschen ist mit so wenigem geholfen, daß eS eine Schande wäre, wenn man es nicht thäte; früher existierten diese Art geringen Leute kaum für mich, ich lebte recht gedankenlos ins Blaue hinein! Durch Sie, Fräulein Anneliese, habe ich erst Fühlung mit ihnen bekommen und erfahren, daß beinahe in allen ein guter, harmloser Kern steckt. Man sollte sich in der That em bischen mehr mit ihnen befassen, denn nur Not und Elend ist eS, was die Armen so verbittert und verstockt gemacht hat; und dafür werde ich Ihnen zeitlebens dankbar sein." Anneliese antwortete nicht, — sie rang mit sich in widersprechenden Gefühlen. „Ich bin überhaupt ein sonderbarer Mensch", fuhr Fried fort, als sie eigensinnig schwieg, „recht altmodisch, denn mein Ideal ist eine gemütliche Häuslichkeit, nach uralter, echt deutscher Art; die aber kann uns das Geld allein nicht schaffen, dar vermag nur die Liebe. Mir will eS zuweilen scheinen, als passe ich gar nicht in unsere Zeit hinein." „Solche Gemütlichkeit findet man doch noch häufig, Herr Westermann; zum Beispiel bei Amt manns, wo Sie gegenwärtig viel verkehren." Fried sah sie prüfend von der Seite an, — was gab ihr diese Aeußerung ein, — sollte eS eine Regung der Eifersucht sein? Ein heißes Glücks gefühl ließ ihn stille stehen, mit dem Versuch, so gut eS die Dunkelheit noch zuließ, in ihre Augen zu blicken, doch Anneliese wich ihm au». „Hat jemand meinen drei Besuchen dort irgend welche Bedeutung beigelegt?" „ES schien mir heute, als ob Fräulein Käthe, meine Schülerin, ziemlich viel Gewicht darauf legte; sie zeigte mir Ihr Bild und war so enthusiasmiert, daß ich schließlich glauben mußte, Sie ständen im Begriff, nähere Beziehungen mit der Familie an- zuknüpfen." „Glaubten Sie dar wirklich?" „Warum sollte ich eS nicht glauben? Ist nicht Käthe, was man ein allerliebstes Mädchen nennt?" entgegnete sie gepreßt, gegen sich selbst wütend. (Fortsetzung folgt.)
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