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Dresdner Journal : 27.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190209271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-27
- Monat1902-09
- Jahr1902
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- Dresdner Journal : 27.09.1902
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wenn er in der Eigenschaft eine« bisher nirgends vermißten UedenvachungSauSschusseS für die Erfüllung aller Kongreßbestimmungen von 1878 thätig werden wollte. Daß die deutsche Politik sich nicht wegen de» zufälligen Umstande» der Verhandlung und Unterzeichnung de» Vertrage» in Berlin zum Gen» dannen für seine Durchführung machen kann, mußte angesicht» verwirrender Ausstreuungen in der engli schen Presse schon betont werden. Auch die Angaben über die Haltung anderer Signatarmächte, vor allem Oesterreich-Ungarn-, sind durchaus unbeglaubigt. In Washington macht man sich anscheinend auf beson dere diplomatische Wirkungen auch garnicht gefaßt, nach einem Telegramm der „Times* erwartet man überhaupt keine formelle Antwort der Regierungen. Für Rumänien selbst enthält das Auftreten Eng lands und der Bereinigten Staaten in Verbindung mit den Drohungen des internationalen Groß- kapitaliSmuS immerhin die Mahnung, wohlmeinenden Ratschlägen für eine weniger aufreizend wirkende Behandlung der schwierigen Judenfrage ein besseres Gehör zu schenken. Auch ein deutsches Interesse ist hierbei im Spiele, sofern eS den ohnehin benach teiligten Inhabern rumänischer Papiere nicht gleich- giltig sein kann, daß der stark verschuldete Staat sich einer Boykottierung durch alle größeren Geld märkte auSsetzt, gleichviel ob diese Sperre ungerechter Weise oder mit gutem Grunde verhängt würde. Für England mag schon der Wunsch, Arm in Arm mit dem amerikanischen Vetter das Ende seiner glänzenden Isolierung der ungläubigen Welt dar- zuthun, zur Nachahmung, oder vielleicht richtiger auS- gedrückt, zur Anregung des amerikanischen Vorstoßes genügt haben. UebrigenS findet eS auch in Asien, und zwar neben dem noch für mehr als drei Jahre giltigen Bündnis mit Japan Gelegenheit zu zeigen, daß eS nicht die gemiedene, verstoßene Großmacht ist, als die eS naiven Gemütern im deutschen Vaterlande erscheint. In der siamesischen Frage hat eS auch in der heute ablaufenden Woche an lebhaften Auseinandersetzungen zwischen englischen und fran zösischen Blättern nicht gefehlt. Aber diese Wort gefechte endigen immer nach dem Satz de- alten Terenz: amantium irue aworio rväantv^rntio. Nach dem man sich gründlich die Meinung gesagt hat, kommt am Schlüsse die Versicherung der Gemein samkeit wichtiger Interessen, das Schwärmen für ein „friedliches Zusammenwirken* („Times*), für eine „Politik deS guten Einvernehmens* („DebatS"), die Zurückweisung jedes AuSkunftSmittelSin der siamesischen Frage, das auf die allgemeinen Beziehungen zwischen England und Frankreich ungünstig wirken könnte. Dieses Freundschaftsbedürfnis kommt aber in eigen artiger Weise und gegen die Wünsche der franzö sischen Kolonialpolitiker den bei ihren Verhandlungen mit Hrn. Delcasss noch immer harthörigen Siamesen zu statten. Man fürchtet die Reibungen, die ent stehen könnten, wenn Frankreich nach Unterdrückung der Selbständigkeit Siams auf Hunderte von Meilen zum asiatischen Landnachbarn Englands würde. Man fürchtet mehr noch die Mißhelligkeiten, die ein englisch-französisches Kondominat in Siam bringen würde. Und so ergab sich, daß zwischen den Kabi netten von Pari» und London Zusagen über die beiderseitige Aufrichtigkeit in der Erhaltung de» be stehenden Zustande» ausgetauscht wurden — eine unverdiente Wohlthat für die Regierung in Bang kok, aber eine Quelle bitterer Empfindungen für die Anhänger der „größeren Frankreich" in Asien. Gegenüber dem Auftreten der Engländer im Fürstentum Kelatan gefällt sich der „Figaro" neuerdings in der Miene der Gleichgiltigkeit. E» scheint, als habe Hr. Delcass« in seinen Unterre dungen mit Psya Soi diese englische Unternehmungs lust als ein Beispiel hingestellt, dar von Frankreich nachgeahmt werden könnte. Der „Figaro" redet gleichzeitig von „freundschaftlichen Besprechungen", die eine baldige Lösung erhoffen ließen. Nach dem Zusammenhänge kann dieser Ausdruck leichter auf England als auf Siam bezogen werden. Auch für Marokko ist England diplomatisch nicht isoliert. Die eilfertigen Ableugnungen, die von Madrid aus den Gerüchten über ein französisch- spanisches Bündnis entgegengesetzt wurden, waren in erster Linie darauf berechnet, in England wissen zu lassen, daß Spanien noch frei, noch für etwaige britische Eröffnungen über Nordafrika zugänglich fei. Auch der gereizte Widerspruch, der sich in der französischen Presse gegen die strategische Verwertung der den Spaniern gehörenden ChafarinoS-Jnseln erhoben hat, ist nicht geeignet, das Iberische Königreich im Hinblick auf kommende Entscheidungen am westlichen AuSgange des Mittelmeers bedingungslos in die Arme der Republik zu treiben. Der für Spanien verhängnis volle Augenblick, wo e- zwischen England und Frank reich zu wählen hätte, ist noch nicht gekommen, und jede spanische Regierung wird wünschen, er käme spät oder niemals. In Tanger hat sich die diplo matische Lage ruhiger gestaltet. Frankreich soll allerdings in seinen algerischen Grenzfragen die Re gierung des Sultans hart bedrängen, aber diese Ab grenzung ist an sich keine Frage, die andere Macht beunruhigen könnte. Die aufständischen Berberstämme haben sich bis auf weiteres der marokkanischen Re- gierungSgewalt wieder gefügt. Für die innere französische Politik hat der Ministerpräsident Combes durch seine öffentliche Richtigstellung der rednerischen Entgleisungen deS Generals Andrs und des „Admirals" Pelletan die Solidarität des Kabinetts notdürftig wiederhergestellt und die unbequeme Interpellation deS Abgeordneten DenyS Cochin beseitigt. In Frankreich selbst ist man mit den Erklärungen des Conseilpräsidenten weniger zufrieden als im Auslande. Am weitesten ging die Befriedigung in Italien. Hr. Pelletan ist nicht nur von der französisch-italienischen Liga in Paris als stets bewährter Freund der „italienischen Demokratie* gefeiert worden, er hat auch in der italienischen Presse, nicht zuletzt in offiziösen Kund gebungen der römischen Regierung, volle Absolution erhalten. Wir können damit zufrieden sein, daß unsere italienischen Bundesgenossen angesichts der ministeriellen Enthüllung des französischen Macht- willenS im Mittelmeere so gute Nerven bewiesen haben und wünschen nur derselben Unbefangenheit zu begegnen, wenn einmal, nicht ein deutscher Staats mann, sondern bloß eine deutsche Zeitung, ohne allen Zusammenhang mit amtlichen Einflüssen italienische Menschen und Dinge kritisch betrachtet. Nicht ohne Interesse ist der Umstand, daß in diesen Tagen, wo das durch Waldeck-Rousseau zu so hohem Ansehen gebrachte republikanische Regime sich abermals ministerielle Blößen gegeben hat, der ernstlichste An wärter auf ein drittes französisches Kaisertum, der russische General LouiS Napoleon Bonaparte in Paris weilte, und zwar als Gast seiner Tante, der für die ZukunftSpläne ihres Hause- sehr eifrigen Prinzessin Mathilde. Der Verlauf der politischen Woche hat eS auch an einigen bemerkenswerten Widerrufen nicht fehlen lassen. Alle jene listigen Leute zunächst, die über den Gedanken nicht hinwegkommen konnten, daß sich eine formelle Annäherung zwischen Deutschland und Holland vollziehe und diesem Thema Ab handlung über Abhandlung widmeten, um dabei gewisse ausländische Interessen mehr oder minder zu fördern, sahen sich durch die bündige Erklärung deS niederländischen Ministerpräsidenten in der Haager Kammer berichtigt, daß keinerlei Schritte geschehen wären, um irgendwelche, wie auch immer geartete, deutsch-holländische Abmachungen zu stände zu bringen. Seitdem ist eS über diese Sache still ge worden und so mancher brave Niederländer, den namentlich die Fabeleien in englischen Blättern in Besorgnis vor dem eroberungslustigen Germanien gesetzt hatten, wird durch die Worte de» Hrn. Kuyper seine Ruhe wiedergefunden haben. Wir sehen unsere wiederholten Zurückweisungen aller der in die» Gebiet gehörigen und zu deutschfeind lichen Zwecken erfundenen Gerüchte lediglich be stätigt. Unsere freundschaftlichen Beziehungen zu der meervertrauten Nation der Niederländer können nur dadurch gewinnen, daß die Nebel angeblicher Pläne Deutschlands gegenüber Holland ein für allemal verscheucht worden sind. — Zum neuern ist die Nachricht des „Reuterschen Bureaus", daß England den Hafen Motala an der Delagoa- Bai von Portugal erworben habe, dementiert und zugleich von der portugiesischen Gesandtschaft in Berlin erklärt worden, daß die Abtretung eine» Hafen» an der Delagoa-Bai nicht erfolgt noch im Werke wäre. In dieser Richtigstellung will man indessen eine Ungenauigkeit darum finden, weil jene erste Nachricht nur von einer Pachtung und nicht von einer Abtretung gesprochen habe. Eine Pachtung aber, meint man, würde zum mindeste» den Beginn der Herrschaft Englands an der Delagoa-Bai be deuten. Wir dürfen gegenüber dieser verschieden artigen Mitteilungen auf früher an dieser Stelle Gesagte» verweisen. Mit der gänzlichen britischen ,v^N- l.uuig an dem genannten Punkte SüdwestafrikaS wird über kurz oder lang zu rechnen sein, für welchen Fall sich Deutschland durch frühere Abmachungen mit Großbritannien bestimmte Rechte gesichert hat. — Wenn wir in diesem Zusammenhänge auch die südafrikanischen Dinge erwähnen, so ist des Auf rufes nicht zu vergessen, den die Burengenerale Dewet, Delarey und Botha von Holland aus an die gebildete Welt gerichtet haben und worin sie mit lebhaften Worten um Hilfeleistungen für da durch den Krieg in so tiefes Elend geratene Buren volk bitten. Begreiflicherweise hat diese Kundgebung in England starkes Mißfallen erregt, dem die Lon doner Blätter in teilweise harten Vorwürfen für die drei Burenführer Ausdruck geben. Man meint, jede Regung deS Mitleids in England für die Be siegten müsse Hinfort verstummen, und die „Time-" heben hervor, wie wenig der Aufruf der Thatsache entspreche, daß die Burenführer dem britischen Reiche den Treueid geleistet hätten. In Deutschland wird wahrscheinlich die englische Entrüstung um so weniger begriffen und verstanden werden, als man in dem Manifest der burischen Generale so etwas wie eine Antwort auf die Haltung deS Ministers Chamber lain in der bekannten Konferenz mit Dewet, Delarey und Botha zu erblicken geneigt sein dürfte. Doch kann man sich mit dem Schritte der Buren unter dem Gesichtspunkte, daß von ihnen al- eng lische Unterthanen eine gewisse Loyalität gegenüber England erwartet werden müßte, kaum ganz ein verstanden erklären, wennschon da- Kriterium der „hinterlistigen Feindschaft", daS die „Times" zu brauchen belieben, von einem unbefangenen Urteil sicherlich nicht angenommen werden wird. Tagesgcschichte. Dresden, 27.September. Se Majestät der König jagte heute, begleitet vom Oberhofjägermeister Frhrn. v. dem BuSsche-Streithorst und dem Ordonnanzoffizier Rittmeister v. Herder, auf Dresdner Revier. Mit Einladungen zu dieser Jagd waren beehrt worden: Ihre Excellenzen die StaatSminister v. Metzsch und General der Infanterie Frhr. v. Haufen, sowie Ge neralleutnant von der Armee v. Stieglitz. Ferner Zeremonienmeister Graf v. Rex, der Kommandeur des 1. (Leib) Grenadier-Regiments Nr. 100 Oberst v Criegern und der Kommandeur der Militär-Reit- Anstalt Major Graf Vitzthum v. Eckstädt. Die Zu sammenkunft erfolgte vormittag- 9 Uhr am Schnitt punkte der Radeberger Landstraße und Schneise 14. Nach Schluß der Jagd, der gegen 5 Uhr in der Nähe des Fischhauses stattfindet, wird Se. Majestät der König nach Villa Hosterwitz zurückkehren. — Nächsten Montag abend wird Se. Majestät der König Sich zu einem fünftägigen Jagdaufenthalte nach Schloß Rehefeld begeben. — Se Königl. Hoheit der Prinz Max hat die Königl. Villa Hosterwitz nach mehrwöchigem Auf enthalte heute früh wieder verlassen und sich 8 Uhr 6 Minuten ab Neustädter Bahnhof nach Stuttgart begeben. Dresden, 27. September. Das heute aur- gegebene 20. Stück des Gesetz- und Verord nungsblattes für da- Königreich Sachsen vom Jahre 1902 enthält: Verordnung vom 30. August 1902, die Zusammensetzung deS Eisenbahnrats betr.; Bekanntmachung vom 11. September 1902, betr. Zusätze zu der mit Bekanntmachung vom 15. Sep tember 1900 veröffentlichten Nachweisung der Regelung der Gerichtsbarkeit über die Stäbe der Kommandobehürden, die Truppenteile und Militär- behörden der Armee; Verordnung vom 19. September 1902 zur Ausführung de» Gesetze» über dir Zwang». Vollstreckung wegen Geldleistungen in Verwaltung», fachen, sowie Bekanntmachung vom 20. Septemba 1902, die Ausdehnung de» Geltungsbereich» der OrtStaxe auf Nachbarpostorle betr Deutsches Reich. Berlin Di« Mitglieder der Zolltarifko», Mission werden nach Beendigung der zweit,, Lesung, einer Einladung folgend, die Düsseldorf« Ausstellung besuchen — In den neuen Branntweinsteuer - L«, führungSbestimmungen ist «ine Definition de« g, griff« der landwirtschaftliche» Genoffenschast-bremu» gegeben Danach gilt eine Brennerei al» solch«, «q, mindesten« zwei Eigentümer oder Besitzer an ihr tu teiliat find und die vorgeschrieben« Brrpflichtung M Verfütterung d«r Rückstände und Verwendung da Dünger« von den Eigentümer» oder Besitzern nicht i» einer für gemeinschaftlich« Rechnung betriebenen Land- Wirtschaft, sondern in ihren für getrennt» Rechnung ge führten Landwirtschaftsbetrieben erfüllt wird Di« ge- fttzliche Forderung, daß die verarbeiteten Rohstoff« i» der Hauptsache selbst gewonnen sein müßen, gilt al» erfüllt, wenn wenigsten« neun Zehntel dieser Stoffe selbst gewonnen worden sind. Ueber die Beteilig»«» der einzelnen Genoffen an dem Unternehmen, über den Bezug der Rohstoffe sowie über die Abgabe von Rück- ständen haben die Ge»offenschaft«brennereien schreibunge» zu führen und den Steuer-Obrrbeamt» auf Erfordern vorzulege» In der Anweisung für die Abführung der Brennsteuer ist bestimmt, daß, wenn die Beennsteuerermäßigung beansprucht wird, der Brennereibesitzrr «in für alle Male oder für da» B«. triebSjahr schriftlich zu erklären hat, daß er ausschließlich Roggen, Weizen, Harfer «der Gerste verarbeiten wolle und daß ihm die Folgen de« Verarbeiten« anderer Stoffe bekannt seien Wird die Verpflichtung bezüglich der zu verarbeitenden Rohstoff« nicht innegrhalt«n, so unter- liegt der erzeugte Branntwein der Brennsteuer Für landwirtschaftlich« Brennrreirn, di« Zuschlag entricht«, beläuft sich die besondere Brennsteuer, sofern der Zuschlag weniger al« 16 M vom Hektoliter Alkohol beträgt, auf 3 M Di« auf den Sommerbrand ge legte Brennsteuer ist auch zu erheben, soweit in der Zeit vom 16 September bi« 15. Juni an mehr al» 25V Tagen Bottichbemaischungen vorgenommen werde» Für die Brennereien, die Maischbottichsteuer entricht«, ist die Brennstruer zunächst vorläufig unter Zugrunde legung derjenigen durchschnittlichen TageSeinmaischun« zu berechnen und zu erheben, die sich nach dem ersten, di« btsonder« Br«n»stru«r b«dingr»d«n Betriebsplan« n- giebt Die endgiltige Berechnung hat nach Beendig»»«« de« der besonderen Brennstruer unterliegenden Betrieb» in der Weis« zu erfolg««, daß auf Grund inzwischen z» führende, Anschreibungen für sämtliche der besonder« Brennstruer unterliegende» Einmaischungen die durch, schnittliche Tagereinmaischung ermittelt wird. — In dem neuen Mrlitärpe»sion«g«s»tz, da» in drr nächst«» Tagung dem Reich«tage z» gehen soll, wird nach der „Tägl. Rundsch " die wes«t> lichst« Aendciung darin bestehen, daß der Höchstbetra« der Pension nach 35 Dienstjahren erreicht werden soll, nicht wie bi«her erst nach 40 Dienstjahren. * In den Kreisen der deutschen Zucker.Industrie neigt man zu der Annahme, daß nach Durchberavmz der jetzt der französischen Kammer unterbreiteten Zucke» Vorlagen auch diejenige» Staaten drr Brüsseler Zucker-Konvention beitreten werden, die sich »och nicht zum Anschluß an dirse Konvention entschließ« wollte» — Al« ein« der Haupthindernisse für da« nne Krankenkassengesetz galt di« brabfichtigt« Ver- doppelung der Karenzzeit von 13 auf 26 Woche» Wie die „Nat-lib Korr." hört, habe» sich jetzt «Ile Emeelregierungen mit dieser Verdoppelung «inverfiand« erklärt. — Der Zentralvorstand der natioualliberale» Partei hat an den Sohn de« verstorbenen vr. Oechel- Häuser, den Generaldirektor v Oechelhäuser in Nieder walluf, folgende« Beileidstelegramm gerichtet: „Mit dem Tode Ihre« Bater« ist dem Baterlande wiederum einer der verdienstvolle« Männer entrissen morde», denen eS vergönnt war, in schöpferischer Zeit bei der Er weckung de« deutschen Einheutg-danken» und seiner Gestalt»»« mitzuwirken. Der Verstorbene hat von frühester Jugend ar seine hervorragende Kraft in den Dienst de» Baterlande» ge stellt und al» treue» Mitglied der nationalliberalen Partei deren Ziele im privaten und öffentlichen Leben unentwegt verfolgt. Seine politischen Freunde traurrn um ihn, nicht minder auch die weitesten Kreise des Lander, die durch sei« wurde; schließlich machte l)r Kötzschkr-Le.pzig Mlt- teilungen über den gegenwärtigen Stand der historischen Kartographie Deutschland«. Nach einem gemeinschaft lichen Essen im „Malkasten" war der Nachmittag den Verhandlungen der Einzelabteilungen gewidmet; ouv denen der 3 und 4 Abteilung, an denen Referent sich beteiligte, mögen die Vorträge von Prof vr v Below über die Theorie vom Ureigentum, von vr. Ribbeck über die Kölner Erzbischöfe und da« Stift Effen 1243 bi« 1388, von Bibliothekar Schall über Schloß Burg hervorgehoben werden. Einen vortrefflichen Abschluß de« Tage« bildete da« glänzende Fest, da» die Stadt Düffel, dorf im Kaisersaale der Tonhalle der Versammlung darbot Für Donner«tag wurde ein Ausflug nach Aachen an- gesetzt Gr lohnte die immerhin mehr al« zweistündig« Fahrt reichlich Dem Stadtarchiv und der Stadt bibliothek wurde zunächst ein Besuch abgestattet; be deutender war der Eindruck, den die unter kundiger Führung erfolgenden Besichtigungen de« alten Kaiser- Münster« mit dem berühmten Octogon und dem reichen Domschatz und de« auf dem Boden der alten Kaiser pfalz stehenden Rathauses machten Im Saale de« letzteren fand ein Festakt statt, der zugleich sich zur Schlußsitzung gestaltete; dabei hielt Prof. Frantzen einen Vortrag über die Baugeschichte de» Rathaus«« Nach einem von der Stadtverwaltung dargeboteaen Frühstück wurde eine Spazierfahrt durch und um die Stadt gemacht; sie endete auf dem Lou»berg, wo das gemein- same Mittagessen stattfand Die von der Badeverwaltug Aachen« den Gästen zu Ehren veranstaltete Italienische Nacht hielt einen Teil der Versammlung noch einige Stund«» in Aachen zurück — An d«mselb«n Tag« had«n in Düsseldorf die Verhandlungen der dritten Tagung für Denkmalspflege begonnen, die gestern fort- g«setzt wurden b Litteratur. * U«b«r neue dichtrrische Pläne O. E Hart» leben«, der anscheinend wieder völlig gesund ist, weiß die „N Fr Pr" zu berichten Am Gardasee, wo sich Hartleben in Sal > ein Häuschen g«kauft hat, will er im Winter eine Reihe von Werken vollenden So ge« denkt er »in antike« Ver«drama „Diogenr«" abzu schließen Ferner will er einen Märchensteff au« „Tausend und eine Nacht' in ein Drama kleiden und darau« ein morgenländische« Werk „Die Verstörten der Liebe" für die Bühne schreiben Seine Komödie „Der wahrhaft gute Mensch" beabsichtigt Hartleben umzu- ardeiten Schließlich will er eine Sammlung seiner Gedichte und Sinnlprüche, die letzteren unter dem Titel „Der Halkyonier", herauSgrben. Bildende Kunst. * Prof vr. Franz v. Lenbach hat der Gysi«- Monographie von Marcel Montadon (Leihagen u Klassing) ein Vorwort zum Gedächtnis sein«« unlängst v«rstorbenen Freunde«, de» au« Griechenland stammenden Maler« und Münchener Akademie-Profeffor« Nikolaus Gysis vorangeschickt E« ist eine Art künstlerische« Glaubensbekenntni«, in dem der Meister deutscher Bildni«malerei sich offen und entschieden üb«r moderne künstlerische Entwickelung äußert Der Meister schreibt: „Ich glaube nicht, daß irgend eine Epoche der ruhigen zielbewußten Entwickelung begabter Maler so ungünstig gewesen ist, al« die unsrigr Die fortlaufende Tradition ist jähling« unterbrochen Der erste beste Anfänger hält e« für da» einzig Richtige, direkt an die Natur zu gehen und sich von den „längst überwundenen Stand punkten" seiner Vorgänger thunlichst frei zu machen Wer keck genug ist, ohne Wahl und Geschmack sein Selbstgeschaute», wenn auch in abschreckender Weise, auf Leinwand zu bringen, der bildet sich ein, er habe die Kunst erfunden. Auf keinem anderen Gebiet» al« leider dem künstlerischen wäre e« denkbar, daß drr junge Nach wuchs die Erfahrungen der Generationen von früheren einfach mißachtete und dekretierte: „Mit mir fängt di« Entwickelung von vorne an " Wenigst««» würdr e« recht merkwürdige Folgen haben, wenn in Sachen der Wissen schaft oder Industrie jemand sich au» Selbständigkeit«- wahn nicht mrhr der schon gewonnenen Vorteil« bedi«nrn und di« Grundlagrn de« Handwerk« so außer Augen fttzen wollte, wie e« i» bezug auf unser« Kunstmitt«! geschieht Eich gründliche Krnntni« der Malttchnik zu verschaffen, gilt al« veraltet und ganz überlebt — und doch waren gerade di« gristigst««, im höchsten Sinne künstlerisch begabten alten Meist«» am m«isten jauf Vervollkommnung der Technik bedacht; aber sie wurden eben gewissermaßen schon in dem Wasser geboren, darin sie künftig schwimmen sollten, während sich heutzutage jeder da« Waffe», da« sein Lebenselement w-rden soll, erst mühsam selbst herbei- schleppen muß Beim Hinblick auf unsere heutige „originelle" Kunstjugend muß ich bisweilen an Goethe« Verse denken: „Ein Quidam sagt, ich bin von keiner Schule, Kein Meister lebt, mit dem ich buhle, Auch bin ich weit davon entfernt, Daß ich von Toten wa» gelernt. — Das heißt, wenn ich ihn recht verstand: Jq bin ein Narr aus eigne Handl" Jedenfalls ist die jetzige Methode, nach der e« nur noch Meister und keine Lehrlinge mehr giebt, sehr kraft- und zeitraubend, da der einzelne nicht mehr durch die Erfahrungen seiner Vorfahren, sondern, wenn überhaupt, erst durch eigenen Schaden klug wird. Da die Akademien auf eine gediegene technische Ausbildung und gründliche Kenntnis der Kunstmittel bei den Schülern nicht genug sehen, da ferner auch di« W«rke de, alten großen Meister, die allein al« leuchtende Vorbild«» für un» alle dienen können, oft nur in wenig würdiger Weise der Beschauung zugänglich gemacht werden, so daß sie nicht zu voller Wirkung -«langen und den Studierenden eher noch ver wirren, so ist dem letzteren sein Weg sehr erschwert. Gysi« war einer der wenigen, die al« Lehrer mit ganzer Innigkeit und Leidenschaft di« grundlegenden Prinzipien der Kunst, im Einklänge mit den großen Vorbildern der Verganginheit, der Jugend einzuprägen bestrebt sind Er wußte genau, daß man sich ni» sorgfältig genu- vorbereiten, nicht ener-isch genug nach der vollen Herr schaft über die Mittel streben kann, wen» man sich der höchsten Wirkungen versichern will Leider kennen wir von den Anfängen d«r Technik sehr wenig und noch weniger von der griechischen Malerei, die doch gewiß auf gleicher Stuf« mit d«r göttlich«» Plastik und Architektur der Grirchen stand. Wir haben ja bloß die Au«läufe» dieser Malerei in Pompeji und den Kaiserpaläste» (b«i Prima, Porta rc) und wissen nur, daß die Technik ni« ganz vrrlorrn ging, sich nach Byzanz flüchtrt« und durch da« Mittrlaltrr hin ¬ durch im Dunkeln fortbestand, bis sie in der großen Zeit der Renaissance eine völlige Auferstehung feierte. Der zuchtlose Geist, der nun durch die heutige Welt geht, bewirkt und begünstigt die Auskehrung gegen jede anerkannte höhere Macht und sieht ein Hindernis der freien Entwickelung in der Dankbarkeit gegen diejenigen, die der Menschheit durch ihr begeisterte« Schaffen die höchsten Genüsse bereitet haben. Wa« jene geleistet — me-nt man — möchte für ihre Zeit ganz löblich ge wesen sein —, sie aber, die Kinder der neuesten Zeit, dürften nicht rückwärts schauen, nicht« von den Alte« lernen, nicht einmal die Mittel von ihnen annehme», mit denen jene Großen ihre unvergänglich«» Wirkung» erzielt haben. Denn sie bilden sich ein: wenn sie sich an der Hand der bewunderte» Meister leiten ließ», den Weg zu Wahrheit und Natur nicht zu finden, der doch nicht zu verfehlen sei, wenn man nur den Mut habe, mit Scheuklappen gegen fremde Eindrücke vor d» Augen, der eigenen werten Nase nachzugehen. Nur neue«, nie dagewesene« muß probiert, Sensation muß gemacht werden Während selbst die Akademie» mit dem neuesten Symboli«mu«, unverstandenem NaturaliS- mu« und einer verrückten Violett- und Grünseherei infiziert sind, war Gysis im Gegenteil bedacht, durch die sanftesten, zartesten Mittel eine tiefe rührende Wir ung hervorzubringen " Musik. * „Germania", Franchetti« Oper, die bisher nur in Mailand aufgeführt wurde, wird nunmehr auch in deutscher Sprache in Scene gehen' da« Recht d«r deutsche» Erstaufführung hat Hr geh Hofrat Stäaemann für da« Leipziger Stadttheater er worben Mufiklitteratur. Die seit 42 Jahren bestehend« musikalische Zeitschrift „Die Sängerhalle" veröffent licht in ihren letzte» Nummern eine Reihe von „Musik, brirfen au« Dre«drn" (Uso Seifert), die einen Rück- und Urberblick auf die musikalisch«« Vorqäng« dr« letzten Wint«r« in der Oper und Operette, im Konz«itsaal« und in der Kirche bieten Probenummern der Zeit»»- können unentgeltlich dureb die Mufikalie». und Verlags- Handlung von C FW Siegel (R Linnemann) in Leipzig bezogen werden
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