Suche löschen...
Dresdner Journal : 03.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190206034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-03
- Monat1902-06
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 03.06.1902
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Blätter loben die Friedentbedingungen überein stimmend Die imperialistischen Zeitungen führen au«, auch die letzte Spur von Unabhängigkeit der Buren fei jetzt verschwunden, obgleich die Bedingungen für die Buren höchst günstige feien Die „Daily News" meinen, die Frieden«bedingungen bildeten einen denkwürdigen Sieg für die liberalen Prinzipien und stellten einen Ausgleich zwischen den gemäßigten Männern auf beiden Seiten dar Die ganze Ehre de« Erfolg» der Verhand lungen falle auf Lord Kitchener. „Standard", „Daily Telegraph", „Daily Mail" und andere Blätter über häufen Chamberlain und Milner, denen da« Reich be sonderen Dank schulde, mit Lob und zollen dem Genie und den Fähigkeiten Kitchener« hohe Anerkennung. „Daily Telegraph" nennt Kitchener den größten von allen hervorragenden militärischen Denkern seit Moltke. Die „Times" sagen: Die zahlreichen edlen Eigenschaften, die die Burgher« während de« Kampfe« entfalteten, haben einen tiefen Eindruck auf die Engländer gemach», die nun stolz darauf sind, sie unter ihrem Banner zu sehen. Die vereinbarten Bedingungen sichern uns den Besitz von Südafrika, legen aber auch den Grundstein für die Lage, in der wir auf unsere alten Gegner für die Erhaltung dieses unseres Besitzes werden zählen können E» wird unser Ziel sein, sie zu überreden, daß sie auf da« Reich, das König Eduard regiert, ihren ylänzenden Patriotismus übertragen, den sie für die kleinen Staaten gehegt haben, denen sie bisher an gehörten, und die Bedingungen, die wir ihnen gewähren, wenn sie sich dem britischen Reich ««schließen, werden unsere Aufgabe erleichtern müssen Endlich sei noch bemerkt, daß die Einstellung der Feindseligkeiten in ganz England mit großem Jubel ge feiert wurde Die englischen Minister, besonder« Balfour, und Chamberlain, wurden in London auch auf dem Wege zu dem Kabinettsrate, der gestern mittag statt fand, von der die Straßen erfüllenden Volksmenge warm begrüßt In mehreren Städten entließen die Polizei richter die ihnen vorgeführten Verhafteten Viele Fabriken und Schulen waren geschlossen In den Straßen fanden Aufzüge statt Der au« allen englischen Kolonien in London einlaufenden Telegramme berichten über eine allenthalben freudige Stimmung über den FriedenSschluß Das neue französische Marine-Dekret. Die Einteilung der französischen Kriegsschiffe je nach den ihnen im Ernstfälle bestimmten Aufgaben regelte sich bisher nach den Bestimmungen des De kret- vom 13. Juli 1884 und sah drei Kategorien von Reserveschifien vor. Die Schiffe erster Kategorie sollten auf der Reede vor Anker liegen, bemannt mit vollem Stabe und 60 Proz. der vollzähligen Mannschaft. Ihre kriegsmäßige Ausrüstung im Mobilmachungsfall mußte innerhalb von zwei Tagen beendet sein. Die Schiffe zweiter Kategorie sollten längs der Quais und in den Bassins ankern; sie hatten an Bord nur einen geringen Teil der Mannschaft und je 6 Offiziere; auch ihre Materialausrüstung war nicht vollständig. Zur Abfahrt im Mobilmachungsfalle sollten sie in 10 Tagen bereit sein. Die Schiffe dritter Kategorie endlich waren fast gar nicht ausgerüstet und hatten an Maschinen personal nur gerade soviel Leute an Bord, wie zur Instandhaltung der Maschinen und Kessel notwendig waren. Von der übrigen Besatzung waren nur einige Mann zur Reinigung der Schiffe vorhanden. Diese Schiffe sollten im Mobilmachungsfalle am 20. Tage seeklar sein. Schon seit längerer Zeit war man sich in den Marinrkreisen darüber klar, daß die Bestimmungen deS Dekrets aus dem Jahre 1884 nicht mehr den heutigen Ansprüchen, genügten und die Folge davon war gewesen, daß die in jenem Dekrete bezeichneten Reserveschiffe erster und dritter Kalegorie allmählich aufgehört hatten zu bestehen. An Stelle der alten Verfügung ist nunmehr eine neue getreten, die der Präsident der Republik gut geheißen hat und die weit umfangreicher ist als die bisherige. Sie kennt folgende Klasseneinteilung für sämtliche Schiffe: 1. im Bau befindliche Schiffe, nämlich: Schiffe auf Stapel, solche in naher Bau vollendung und solche mit erster Armierung zum Beginne der Probefahrten; 2. Schiffe in Dienst: Schiffe in voller Ausrüstung, verfügbare Schiffe, Reserveschiffe, nicht zur Verfügung stehendeSchiffe; 3. ab gerüstete Schiffe und 4. unbrauchbar gewordene Schiffe. Zu 1. Die im Bau befindlichen Schiffe unter stehen der Kontrolle und Leitung der betreffenden Werft. Zur Feststellung der einzelnen Baustadien und des Fortgangs der Arbeiten, über die an den Minister zu berichten ist, wird seitens des Marine- ministeriumS ein höherer Offizier designiert. Zu 2. Die in voller Ausrüstung befindlichen Schiffe müssen zu jeder Zeit zur Abfahrt bereit sein. Die zur Verfügung stehenden Schiffe haben einen verminderten MannschaftSetat; sie müssen seeklar sein, sobald sie auf volle Effektivstärke gebracht worden sind, und können, wie die armierten Schiffe, in Divisionen oder Geschwader ungeteilt werden. Für die zur Reserve bestimmten Schiffe sind zwei verschiedene Lagen inS Auge gefaßt: 1. die normale Reserve, deren Schiffe im MovilmachungSfalle inner halb zehn Tagen abfahrtsbereit sein müssen und die einen verminderten, aber dauernd in Dienst befind lichen Besatzungsetat haben; 2. die Spezialreserve, die aus Fahrzeugen von minderem militärischen Werte besteht, die zu Gruppen vereinigt werden können und einen Kern von aktiver Besatzungs mannschaft dauernd an Bord haben. Im Mobil- machungSfall müssen diese Schiffe in 14 Tagen völlig ausgerüstet sein. In die Kategorie der nicht ver fügbaren Schiffe fallen alle diejenigen, die lange- dauernden Reparaturarbeiten unterzogen werden müssen. Zu 3. Zu den abgerüsteten Schiffen gehören diejenigen, deren Material so einfach und solid ist, daß dasselbe in stand gehalten werden kann, ohne dazu eine Besatzung dauernd an Bord zu halten. Zu 4. Diejenigen Schiffe endlich, die entweder zum Verkauf gestellt oder vernichtet werden sollen, oder solche, die zur Schiffahrt für ungeeignet er achtet werden, aber zu Spezialdiensten immer noch für verwendbar gelten können, fallen in die Kategorie der „unbrauchbar gewordenen Schiffe". Nach vorstehender Klassifizierung werden sämt liche Kriegsschiffe, soweit ihre Ausrüstung und Kriegsbereitschaft in Betracht kommt, lediglich nach ihrem militärischen Werte verteilt. Sie werden da bei auf mehr oder minder hohem Grade der Bereit schaft erhalten, als von ihnen ein entiprechender Nutzen im Ernstfälle zu erwarten ist; das gilt ins besondere auch von den Reserveschiffen, von denen die besten zuerst ihre volle MannschaftSauSrüstung erhallen und in erster Linie zur Abfahrt sich bereit halten sollen. Tagesgeschichte. TreS-e», 3. Juni. Aus Sibyllenort wird unS mitgeteilt, daß Se. Majestät der König, bei Allerhöchstwelchem das alte Leiden wieder stäiker aufgetreten ist, gezwungen sind, einige Tage daS Bett zu hüten. Deutsches Reich. Berlin. Die vorgestrige Kaiser!. Abend täfel fand auf der Pfaueninsel statt. E« waren geladen Generalmajor Frhr. v Lyncker und Gemahlin, Oberst leutnant Gras Dohna-Echlobitten und Gräfin Dohna, Major Graf v Rothkirch-Trach und Gemahlin und Hof prediger Keßler — Gestern morgen unternahmen Se. Majestät der Kaiser einen Spazierritt auf dem Born stedter Felde, wohnten dort den Truppenübungen bei und hörten von 9 Uhr ab im Neuen Palai» die Vor träge de» preußischen Minister« der öffentlichen Arbeiten und de« Ches« de« Zivilkabinett». Von 1 Uhr ab nahmen Se. Majestät die Rapporte der Leibregimenter entgegen. Um s^2 Uhr fand eine Frühstückrtafel zu Ehren des Schah» von Perfien statt Bei der Frühstückstafel saßen Se. Majestät der Kaiser link« vom Schah Rechts von diesem saßen Prinz Eitel Friedrich, Prinz Friedrich Leopold, der persische Oberkammerherr, General v. Plessen rc. Links von Sr. Majestät dem Kaiser saß der persische Großvezier, ferner Staatssekretär des Auswärtigen Amt« vr Frhr. v Richthofen, der persische Hautminister und der Oberstallmeister Graf v Wedel Gegenüber den Majestäten saß Oberstkämmerer Graf SolmS-Baruth. Nach recht» folgten zunächst der persische Hofmeister, der Chef de» Zioilkabinetts, Wirk! Geh Rat vr. v. LucanuS, der persische Ober marschall und der zum Ehrendienst beim Schah kom mandierte General v. Lignitz; nach link» der hiesige persische Gesandte, der Oberhofmarschall Graf Eulen burg, der persische Oberhofmarschall und der Oberjäger meister Frhr. v. Heintze. Wie wir bereit« in einem Teil« unsrer gestrigen Auflage berichteten, ist der Schah von Perfien gestern nachmittag ^3 Uhr von Wildpark abgereist. Ee Majestät der Kaiser gaben dem Schah da« Geleit zum Bahnhof, wo sich auch Prinz Eitel Friedrich und Prinz Friedrich Leopold eingefunden hatten Nach herzlicher Verabschiedung erfolgte die Abreise, worauf Sr Majestät der Kaiser Sich nach dem Neuen Palais zurückbcgabcn. — Wie wir schon in einem Teile unser gestrigen Nummer meldeten, übersandten Se. Majestät der Kaiser dem Lordleutnant von Irland nachfolgende« Tele gramm: „Ich bitte Ew Excellenz, Meinen aufrichtigsten Dank entgegenzunehmen für den Meinem Bruder und seinem Geschwader bereiteten glänzenden Empfang und die gütig« Gastfreundschaft Möge der Besuch sich al« noch ein Band mehr in den Beziehungen der beiden Länder erweisen." — Wie au« Badenweiler gemeldet wird, haben Ihr« Majestät die Kaiserin gestern nachmittag Schloß Hausbaden verlaffen und sind gegen 3 Uhr 45 Min von Müllheim nach Berlin abgereist In Schloß Haul- baden verbleibe» Prinzessin Viktoria Luise, Prinz Joachim sowie die Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein — Ihre Majestät die Kaiserin gedenken morgen abend mit Sr. Majestät dem Kaiser nach Marienburg zu reisen, um an den dortigen Festlichkeiten teilzunehmen. Zu denselben hat auch der hiesige österreichische Bot schafter v. Szögyeny eine persönliche Einladung Sr Majestät de« Kaiser« erhalten Am Abend de« 5 d M werden Beide Majestäten Sich auf da« Rittergut Cadinen in Westpreußen begeben, um dort einige Tage Hof zu halten Am 7. Juni wird da« Kaiserpaar in Danzig erwartet und am Vormittag de« 8 wieder im Neuen Pilai« bei Potsdam eintreffen — Mit Rücksicht auf den Fischereibetrieb in der Ostsee hat der Generalinspekteur der Marine, Admiral v. Köster, durch Stationsbefehl eine Verfügung, be treffend da» Verhalten von Torpedobooten und Dampf fahrzeugen mit starker Heckwelle gegen Fischerboote, die auf flachem Wasser liegen, erlassen, in der bestimmt wird, daß vor dem und während de» Passieren» in der Nähe der Fischerboote die Fahrt so weit zu mindern ist, daß weder den Fischerbooten und ihrem Gerät, noch den in ihnen befindlichen Personen Schaden zu gefügt werden kann. Diese Bestimmung gilt für den ganzen Bereich der Ostsee und ist für den Seefischerei« betrieb von wesentlicher Bedeutung. — Unter der lleberschrift „Verschlechterung de» Ar beiterschutze»" bringt der „Vorwärt»" (Nr. 123 vom 30. Mai d. I) einen Artikel, in dem er ausführt, daß der Bundesrat bei der am 27. Mai d. I. beschlossenen Erneuerung der Bekanntmachung über die Beschäf tigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Ar beitern in Walz- und Hammerwerken eine Be stimmung über die Anrechnung kürzerer als einviertel stündiger Pausen neu eingefügt habe, die einen Rück schritt gegenüber der bisherigen Verordnung enthalte. — Thatsächlich hat e«, wie die offiziöse „Berl. Korr." ausführt, mit dieser behaupteten Verschlechterung des Arbeiterschutzes folgende Bewandtnis: Die al« eine tadelnswerte Neuerung bezeichnete Vorschrift war bereit« in der früheren Verordnung enthalten; sie ist au» dem Texte der letzteren, wie au» der Bekanntmachung des Reichskanzler« vom 1 Februar 1895 hervorgehl, wört lich übernommen Dagegen hat der Bundesrat in einigen anderen Punkten Aenderungen gegenüber der bisherigen Verordnung beschlossen. Diese Aenderungen erwähnt der „Vorwärts" nicht; sie zielen auf eine Erweiterung des den jugendlichen Ar beitern zu gewährenden Schutze« ab. Nach den neuen Bestimmungen beschränken sich nämlich die bisher allen Metall-, Walz- und Hammerwerken gewährten Ausnahmen von § 136 der Gewerbe ordnung auf die Werke, die Eisen oder Stahl ver arbeiten In den Betrieben zur Verarbeitung anderer Metalle werden daher die jugendlichen Arbeiter künftig den vollen Schutz de« tz 136 a a O genießen Indem ferner die neue Verordnung nur für die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter bei dem unmittelbaren Be triebe der Werke Erleichterungen eintreten läßt, hat sie die Wirkung, daß in denjenigen Werksabteilungen, die mit dem kontinuierlichen Ofenbetriebe nicht im unmittelbaren Zusammenhänge stehen, die Vorschriften de« Z 136 voll zur Durchführung gelangen. Thatsäch lich enthält sonach die neue Bekanntmachung keine Ver schlechterung, sondern eine Verbesserung des Arbeiter- schütze« — Die „Germania" dementiert die Meldung, daß der nassauische Bauernverein dem Hauptmann v Graberg dieWiesbadener Reichstags-Kandidatur ««getragen habe, der alleinige Zentrumskandidat sei vr. Dahlem« Oberstem. — Aus der Tagesordnung der gestrigen Sitzung deS preußischen Abgeordnetenhauses stand die Be ratung der Anträge der Abzg. Graf LiMburg-Stirum (kauf.) und Fehr v Zedlitz (freikons), betreffend Verstärkung deS landwirtschaftlichen Zollschutzes, unter Bezugnahme auf den gegenwärtig dem Reichstage vorliegenden Zolltarisentwurf. DaS HauS war sehr stark besetzt. Am Ministertische waren der Ministerpräsident Reichskanzler Gras v Bülow, sowie die Minister Frhr v. Rheinbaben und Möller anwesend. Sofort nachdem Präsident v. Kcöcher die Beratung eröffnet hatte, er hob sich der Reichskanzler, Ministerpräsident Gras v. Bülow und gab salzende Erklärung ab: Zu den vorliegenden Anträgen der Abgg. Gras zu Lim burg Siirum und Gen. und der Abgg. Frhr v Zedlitz und Neukirch und Gen. habe ich namenS der König!. Staals- regierung folgende Erklärung abzugeben: Die König!. StaatSregierung lehnt es ab, an der Beratung dieser An träge sich zu beteiligen. (Bravo l link» ) Der dem Reich«, tage vorliegende Entwurf eine« Zolltarif« bildet einen nach langen und mühevollen Verhandlungen unter den verbündeten Regierungen zu stand« gekommenen Kompromiß Nach der Reich-vtlsassung und insbesondere, nachdem de« Entwurf eine« Zolltarisgrsetze» nebst Zolltarif im Auftrage Sr. Maj.stät dr« Kaiser- nach erfolgter Zustimmung de- Bunde«rai« dem Reichstage zur verfassungsmäßigen BZchlußnahmr vorgelrgt ist und zur Zeit den Gegenstand der Beratungen der zu diesem Zwecke gewählien Zolltanskommisston bildet, gehört diese Ma- terir zur aucschließlichen Kompetenz de« Reichstag«. (Sehr richtig! link« ) Die gleichzeitige Beratung diese- Gegen stände« in rinzelstaatlichen Landtagen, und namentlich in dem jenigen de« größten Bundetstoate» (Sehr richtig! link«), kann nur den Zweck versolgen, von den parlamentarischen Körper- schast der Einzelpaaten auS eine Beeinflussung auf die Be- schlußsaffung de« Reich«tage« autzuüben. (Sehr richtig! link« ) Eine solche Tendenz würde dem Geiste der ReichSvrrfassung nicht entsprechen. (Sehr richtig! link«.) Wie der Bunde-rot sich bi-her von Beratungen über solche Gegenstände im Reichstage sern gehalten hat, die durch di« Reich-Verfassung dem Reiche nicht zugewiesen, also der Zuständigkeit der Einzelstaaten Vorbehalten sind, ebenso maß die König!. Staat-regierung ihrerseit- e« sich versagen, ihren übrigen- au zuständiger Sielle bereit- wiederholt und unzweideutig dar- grjegten Standpunkt in der hier zur Diskussion stehenden und zur Kompetenz de» Reiche- gehörenden Zollsrage in diesem Hohen Hause deS Näheren zu entwickeln. Die Erklärung wurde aus der Linken mit lebhaftem Bei fall ausgenommen Der Reichskanzler Gras v. Bülow, sowie dir Minister Frhr. v. Rheinbaben und Möller, verließen hierauf den Saal. Hierauf sprach Abg. v. Heydebrandt (k.) fein Bedauern über die Erklärung des Ministerpräsidenten au- und erklärte, da- HauS habe das Recht, rin Urteil darüber zu haben, wa» zur Kompetenz des Hause- gehöre. Seine Partei sei nicht gewillt, zuzulassen, daß noch weiter hinter ihre Forderungen zurückzegangen werde Abg. v. Zedlitz (frk) verliest eine Er klärung, wonach seine Partei ein Kompromiß au, einer Mittellinie wünsche, worin Preußen als größter Bundesstaat vorangehen solle. Da jedoch nach den heutigen Vorgängen wahrscheinlich sei, daß ein näheres Eingehen auf den Gegen stand die Erreichung deS gemeinsamen Zieles erschwere, wolle feine Partei an der weiteren Verhandlung sich nicht beteiligen, und, sallS der Antrag abgelchnt werde, bei weiteren Ab stimmungen sich der Stimme enihalten. Abg Herold (Z.) bestreitet, daß ein Druck aus den Reichstag auSgeübt werden solle. Abg. Richter (f. Vp) bestreitet, daß schon im Reichstag rine positive Mehrheit für den Zolllaris besiehe. Er müsse darauf Hinweisen, daß der Reichskanzler selbst über den Zolllaris hier im Abgeordnctenhause gesprochen habe Allerdings, merkwürdig finde er die vorliegenden Anträge, und eS sei wunderbar, daß das Zentrum den Antrag Lim burgs unterschrieben habe. In der Zolltanskommisston habe Spahn dem Zentrum seine endgiltige Entschließung aus drücklich Vorbehalten. Der Reichskanzler hätte gleich bei der ersten Lesung eine bestimmtere Stellung einnehmen sollen; Hrn. v. HeydebrandtS Ausführungen seien ein ZorneSauSbruch gewesen. Ob Sie (nach recht-) an Ihrer heute dargelegten Stellung sesthalten, ist doch zweiselhast. Graf Limburg habe seinerzeit gesagt, einen besseren Reichskanzler sänden die Agrarier nicht, und er habe recht Sie werden nehmen, Wa ste kriegen Sonst komme gar kein Zolltarif zu stände; dann würden die lausenden Zollverträge prolongiert und wir könnten das Weitere dem aus den Neuwahlen hervorgehenden neuen Reichslage überlasten. Abg. v Wangenheim entgegnet, die Wärme der Zuneigung des Reichskanzlers zu den Agrariern verflüchtige sich bei zunehmender Temperatur immer mehr. Sie wüßten aber jetzt, woran sie seien, und sähen die Lage sehr ernst an. Abg. vr. Sattler (nl.) ging in scharfen Angriffen gegen die Agrarier vor. Nach zeitweilig recht leb hafter DiSkufsion wurde diefe geschloffen. Nach einem Schlußwort des Grasen Limburg wurde zur Abstimmung geschritlen. Zunächst wurde der Antrag Zedlitz abgelehnt, sodann der Antrag Limburg mit 183 gegen 79 Stimmen bei 42 freikonservativen Stimmenthaltungen angenommen — Nächste Sitzung Miltwoch 12 Uhr. Main-Neckar-Bahn, Interpellation Pappenheim, betreffend kontraktbrüchige Ar beiter Wiesbaden. Der König von Dänemark ist zu längerem Kurgebrauch hier eingetroffe«. Oesterreich-Ungarn. Wien. Abgeordnetenhaus. Zur Verhandlung gelangte gestern ein Dringlichkeit«antrag des Ada. DadzynSki und Gen., worin die Regierung auf gefordert wird, über die gestrigen Vorgäng« in Lem berg, bei denen, wie verlaute, 15 Personen erschossen und 10 schwer verletzt worden seien, sofort Aufklärung zu geben. (Zu vergl Tagesgeschichte Lemberg) In der Begründung der Dringlichkeit führte' der Abg. DaSzynski unter heftigen Ausfällen gegen die Regierung, den Ministerpräsidenten und den Statthalter von Galizien aus, daß sich die ausständigen Bauarbeiter in Lemberg musterhaft benommen hätten. Mit dem Vor kehren der Bajonette und dem Schießen auf das Volk müsse es endlich ein Ende nehmen. In Lemberg seien gestern vormittag fünf Salven abgegeben worden. Das Blut der gefallenen Arbeiter werde nicht ungesühnt bleiben, und er verlange vor allem, daß der Minister präsident über diese Angelegenheit ungesäumt Auskläruvg gebe. Redner wird wegen eines die Armee beleidigenden Ausdruck« vom Präsidenten zur Ordnung gerufen, ebenso der Abg Eldersch wegen eines den Statthalter von Galizien beleidigenden Zurufes. — Ministerpräsident vr. v Koerber erklärte: Mir ist von dem Vorfälle, der sich heute vormittag in Lemberg zugetragen haben folgende Trauungen und die ihnen folgenden HochzertS- seste abermals reichlich Gelegenheit, Trachten und Sitten deS Landvolkes zu beobachten Hier erfuhr er auch Genauere« über einen Totenkultus, der in den nord östlichen Teilen Serbiens und den angrenzenden Be zirken Bulgariens und Rumäniens Sitte ist, in etwa» modifizierter Form auch in Nisch vorkommt und von Witwen fünf Jahre hindurch ihren verstorbenen Männern gewidmet wird Er besteht in einer Art Trank- und Speiseopfer und heißt das Pomanageben Nach Radu- jevac zurückgekehrt, fuhr Hr. Oberstabsarzt vr. Wilke aus der Donau aufwärts nach dem auf dem rumänischen Ufer gelegenen Turn-Severin, dar im Vergleich mit den serbischen Städten gleicher Größe einen wirklich vornehmen Eindruck macht, und gelangte dann über Verciovora und Orsova bi« zur Donauenge von Kasan Hier endete die Reise, deren Schilderung die Mannig faltigkeit der Eindrücke widerspiegelte, die sie dem Vor tragenden geboten hatte. Wissenschaft. * „Au« dem Reiche de» Mino»" ist ein fesselnder Artikel von Arthur Milchhoefer betitelt, den er in der „Deutschen Rundschau" veröffentlicht. Er faßt darin die bisherigen Ergebnisse der für die Kenntnis der ältesten Geschichte Griechenlands so außerordentlich wich tigen Ausgrabungen de« Engländer« I A Evan« zusamen, die gerade jetzt wieder durch neue Funde da« allgemeine Interesse aus sich lenken In dem gewaltigen Palast« von KnossoS, dessen bereit« auSgegraben« Hälft« allem über 100 m Länge und 50 m Breite hatte, nehmen die Reste de« bemalten Wandverputze« ganz besonder« die Aufmerksamkeit in Anspruch Da« Beste, wa« von den Malereien hier erhalten ist, verdankt man zum Teil einer technischen Unvollkommenheit. Der Kalk steinmörtel der äußersten Etuckflüchen war mit den Bruchsteinwänden durch eine schlecht haftende Lehmschicht verbunden, so daß sich größere obere Teile derselben während de« Untergange«, der zuletzt durch «ine große Feuersbrunst herbeigesuhn worden sein muß, abzulösen und mit verdeckter Bildseite auf dem Fußboden zu lagern vermochten. Da Eoanö beim Abtragen der Erde in horizontalen Schichten alle erdenk lichen Vorsichtsmaßregeln traf und die abgcsallencn Stuckfragmente erst von der Rückseite durch Gipsverguß festigte, gelang es, eine Reihe von Freskoblildern ou« dem höchsten Altertum wiederzugewinnen, die nicht nur zum Wertvollsten der Knossischen Funde gehören, sondern auf dem Boden des griechischen Altertums bis her fast einzigartig und jevenfallS unübertroffen dastehen. Die erhaltenen Proben monumentaler, dekorativer und künstlerischer Ausstattung deS Palaste» schließen sich bereit» zu einem sehr vielseitigen Bilde von dem Können und dem Geiste jene« Zeitalter«—Haupt bestandteile de« Baue« müssen bereit« der Zeit um da» Jahr 2000 angehören, die großen Wand bilder dem 15. Jahrhundert, und die Zerstörung fällt kaum später als in da« 13 — zusammen. Die, man darf sagen: sensationelle Thatsache bei diesen Malereien liegt auf künstlerischem Gebiete. „Die sichere und lebensvolle Zeichnung, die Reinheit und da« Eben maß der Züge", schreibt Milchhoefer, „hebt diese Leist ungen weit über den Stil und da« Können ägyptischer Maler hinaus; man muß nahezu den Sprung eine« Jahrtausend« machen und vor den Atelier« de« klassischen Griechentum» anklopfen, um Ebenbürtigem zu begegnen, und es will viel bedeuten, wenn sich heute mancher Archäolog, dem die attischen „Meisterschalen" durch langjährige Beschäftigung an» Herz gewachsen sind, da« Geständnis »bringt, daß diese Werke an sein- empfundener Ausführung seinen „streng rotfigurigen" Vasenbildern mindestens gleichkommen". Der „Thron saal", der den ältesten Thron Europa«, einen steinernen, mit hoher Rückkehr;« versehenen Sessel von sehr be merkenswerter tektonischer Gliederung auf niedriger Basis, enthält, war mit Freskomalereien geschmückt, die, den erhaltenen Resten zufolge, die freie Natur durch Flußlandschaft mit Fischen, Palmbäumen und GebirgS- Motiven versinnlichten. Monumentale Wanddckmationen enthalten auch breite Zugänge, so besonders ein von Evans „Corridor of Procession" genannter Hauptweg, dessen beide Wandflächen nnt lebensgroßen Figuren ge- fäßtragrnder, nur mit einem buntgemusterten Lenden schurz bekleideter Jünglinge, mit Männern in reicher Festtracht und mit Frauen, deren Geschlecht nur an der helleren Hautfärbung der nackten Teile erkennbar ist, bemalt waren. Wiederholt findet sich die Darstellung eine» Stiers, nicht nur in Malerei, sondern auch in relief plastischer Arbeit in GipSftuck mit hinzugefügter Poly- chromie; der wahrhaft monumentale, prachtvoll energische Ausdruck eine» ziemlich gut erhaltenen Kopfe« läßt be reit« erkennen, daß diese Werke überhaupt zu den besten Leistungen aller Tierbilsnerei gehört haben müßen. In fast pikantem Gegensätze zu diesen monumentalen Arbeiten stehen „Miniaturen", die aus reichlich gesammelten Stuckfragmenten gefunden wurden Diese Darstellungen geben sich al« große festliche Redouten, als Konversation«scenen mit elegant, ja kokett geputzten Damen, die vor den nicht minder zahlreichen Herren durchaus den Vorrang rinzunehmen scheinen Der Künstler, der sonst die feine, schwarze Umrißzeichnung mit Jirnenkolorierung anwendet, hat die dichten An sammlungen durch ein originelle« Abkürzung»verfahren au«gedrückt, indem er sich auf gedrängte Köpfe und Hälse beschränkte und bei den Gruppen der Männer gleich den ganzen Grund in dem braunroten Fleischtone gab. So empfängt man den Eindruck einer unendlichen Menge, die auf Höfen, Gärten, vor Mauern und Kult bauten sitzt, kauert, steht, gestikuliert und flirtet, auch Brlkon» und Fenster au«,»füllen scheint Besonder« sorgfältig coisfiert erscheinen die mit langen Zöpfen au«- gestatteten Damen; auch ihr Kostüm erweist sich als ein gerade,» rasfiniertc« Rokoko; der Oberkörper ist in der Regel bi« auf die Wespentaille herab mehr al« „de kolletiert", denn in der Vorderansicht erkennt man als einzige Bekleidung desselben nur weite Puffärmel, die auf der Rückenseite verbunden sein mußten Erst von den Hüsten abwärts breitet sich ,in bunter, mit Quer strichen, Bordüren oder Volant« besetzter Rock aus Im Hintergründe finden sich häufig Ausbauten und Geräte, die wohl durchweg religiösen Charakter tragen. Litteratur. * Ueber wieder aufgesundcne Gedichte Friedrich» de» Großen berichtet Wilhelm Mangold im Juni heft der „Deutschen Rundschau". Er hat in dem König lichen Geheimen Staatsarchiv zu Berlin eine Reihe von unbekannten Gedichten de« großen König« grfunden, di« meist au« der Rheinsberger Zeit, 1736 bi« 1740, stammen, au« der auch früher schon einige bekannt ge worden sind. DaS bedeutendste dieser französisch ge schriebenen Gedichte ist eine „Epistel über die Humanität" vom 10. Oktober 1738, die bisher nur dem Namen nach bekannt war Der Kronprinz sandte sie bald nach der Vollendung seinem Freunde Voltair« nach Cirey, und dieser sprach umgehend über den Fürsten, der in der Beglückung der Menschen sein eigenes Glück finde, sein Entzücken au«. Es ist die erste poetisch« Aeußerung Friedrichs über die großen Ideale der Humanität, die ihn beseelten. „Menschenglück", so giebt Mangold den Gedankengang deS Gedicht« wieder, „be ruht auf Tugend. Ehrgeiz, Liebe, Eigennutz, Ruhm gleichen Irrlichtern, Leidenschaften dem Palast Armida», dessen Zauber schwindet. Di« Tugend aber ist göttlicher Art und unsere feste Burg. Da« gemeinsame Interesse führt uns ihr zu, die menschliche Gesellschaft ist di« Quelle de« Glück«. Alles Heil der Welt beruht aus der Humanität, ohne die auch Tugend eitel ist Ei» Staat aber, in dem da» Laster herrscht, kann nicht ge deihen; da erheben Willkür, Haß, Rache, Verrat ihr Haupt, Unschuld und Recht werden mit Füßen getreten, Sejan stirbt durch einen geschickteren Verräter. Die Unmenlchlichkeit zeigt sich in den verschiedenartigst,» Verbrechen Wa« soll man thun, wenn man von seinem «igrnen Vater ver kannt wird und mit Schimpf und Schande beladen, traurig sein L«ben dahinschleppt?" Mit den letzte«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder