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Dresdner Journal : 22.07.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190207227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-22
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- Dresdner Journal : 22.07.1902
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Press« nachgerade die Erkenntnis Bahn, daß sie sich mit ihren „Hunneubriesen" gründlich in di» Nesseln ge setzt hat — Mitteilungen de« Kriegsministerium» über di« Fahrt der Truppentransportschiff«: Abgelöste Mannschaften de« ersten Bataillon« I. Ostasiatischen Infanterieregiment« und der Ostafiatischen Gebirg». batterie haben die Heimreise nach Bremerhaven auf dem ReichSpostdampftr „Sachsen" am IS Juli in Schanghai angetreten Tran«portführer Major Graham — Die gestern au«gegebene Nr 36 de« ReichS- Gesetzblatte« enthält: Gesetz vom 7 Juli 1902, be treffend die Abänderung de« Branntweinsteuergesetze« vom 24 Juni 1887/16. Juni 1895; Süßstoygesetz vom 7 Juli 1902, sowie Bekanntmachung vom 9 Jul, 1902, betreffend die Bereinbarung erleichternder Vorschriften für den wechfelseitigen Verkehr zwischen de« Eisenbahnen Deutschland« und Luxemburg«. Marienburg (Westpreußen) Ihr« Majestät die Kaiserin trafen gestern mit de« Prinzen und der Prinzessin und der Umgebung in Marienburg ein und kehrten nach Besichtigung de« Schlöffe« nach Cadinen zurück Prinz Eitel-Friedrich reist heute von dort zum Besuche der Ausstellung nach Düffeldorf. Ewinemünde Se König! Hoheit der Groß herzog von Oldenburg ist an Bord seiner Dampf, jacht „Lensahn" und zugleich mit ihm das Schulschiff „Großherzogin Elisabeth" Sonntag abend 11 Uhr hier eingetroffen Letztere» beabsichtigt, am 23. d Mt« zu Uebungen in der Eckernförde» Bucht weiterzugehen Kiel. Da« Schulschiff „Moltke" trat gestern vormittag kurz nach 11 Uhr feine Auslandsreise an. Da« Schiff geht nach Schweden und alsdann nach dem Mittelmeer«. München. Au« Rom wird jetzt die Ernennung de» Monsignore Macchi zum hiesigen Nuntiu« mit folgenden Worten amtlich gemeldet: Der bisherige Nuntiu» in Brasilien Monsignore Macchi ist zum Nuntiu» in München ernannt worden tsterreich-Uvgaru. Wien. Hiesigen Blättern zufolge haben gestern vormittag im Ministerium de« Auswärtigen unter dem Vorsitze de« Grafen GoluchowSki die Beratungen der österrreichisch»ungarischen Zoll- und Handel«» konferenz begonnen. Prag Der Landtag verhandelte gestern über den Bericht der Steuerkommission bezüglich de« Gesetz entwurf« betreffend eine Landesauflage auf den Bierverbrauch Der Statthalter Graf Coudenhove sprach sich in entschiedenster Weise gegen die von der Kommission beantragte Erhöhung der Bierauslage von 1 Krone 40 Hellern auf 2 Kronen für den Hektoliter au«. In der Debatte trat die Mehrzahl der Redner für den Antrag der Kommission ein, indem sie die Notwendigkeit der Sanierung der Landesfinanzen be tonten Frankreich. Pari« Nach der gestrigen Preisverteilung in den Privatschulen begab sich eine Anzahl von Müttern aus den Familien de« Stadtviertel« Saint-Roch in da« Elys«« und ließ der Gemahlin de« Präsidenten Loubet eine Petition überreichen, in der um Bei behaltung der Schulschwestern gebeten wird. Frau Loubrt ließ antworten, daß die Petition dem Mini sterium de« Innern überwiesen werden würde Die Polizei hatte große Mühe, die Frauen, die durchaus Frau Loubet sprechen wollten, zum Verlassen de« Elyss« zu bewegen — Ra« Makonnen begab sich gestern nach Fontainebleau, wo er da« Schloß besichtigte und den Schießübungen der Zöglinge der Artillerieschule bei wohnte Italien. Rom. Bei de, Abschiedsaudienz, die der Papst der von dem Zivilgouoerneur der Philippinen Taft ge führten besonderen amerikanischen Mission erteilte, überreichte er al« Zeichen seiner Befriedigung über den Erfolg der Verhandlungen jedem Mitgliede der Mission ein Andenken — Gegenüber der vielfach verbreiteten Behauptung, daß anläßlich de« Königsbesuch» in St Petersburg die Grund züge für einen Handelsvertrag zwischen Italien und Rußland sestgestellt worden seien, ver sichert eine der „Pol Korr" au« Rom zugehende Meldung, daß es überhaupt nicht zu Verhandlungen zwischen den Ministern Prinetti und Graf Lam»- dorff bezüglich einer derartigen Vereinbarung gekommen ift, da die russische Regierung beschlossen habe, vor der Entscheidung der Frage betreffend den Abschluß eine« Handelsvertrag« mit Deutschland in keinerlei handels politische Abmachungen einzugehen Groftbritanaieu. London Da» gestern vormittag 10 Uhr an Bord der König! Jacht ausgegebene Bulletin lautet: Da« Befinden de« König« ist ausgezeichnet Seine Kräfte kehr«« zurück; di« H«ilung d«r Wund« macht b«fri«. digrnd« Fortschritt« Der König könnt« sich gestern w«ge« d«s schlechien Wetter» nicht auf D«ck aufhalten. Da« nächste Bulletin wird am Donaer«tag au»geg«ben werden (Wiederholt) — Unterhau« Gibson Bowle« fragte an, ob die Regierung von Mitteilungen zwisch«« der französischen, italienischen und spanischen Regierung zur Begründung einer lateinischen Liga zur Regelung der politischen Lage im Mittelländische« Meere Kenntnis habe Cran- borne erwidert«, dir Rtgierung wiffr nicht« von irgend welchen derartigen Mitteilungen Labouchdr« fragte mit Beziehung auf den bevorstehenden Rücktritt Hick« Beach« an, ob die Regierung beabsichtige, seine Finanz politik bezüglich der Kolonien beizubehalten Balfour «rwiderte, soweit er wisse, sei kein Grund zu der An nahme, daß man von der vom Kabinett befolgten Politik abgehen werde, sobald Hicks Beach zurückgetreten s«i Auf eine Anfrage erklärte der Unterstaatssekretär Crandorne, daß da« Schied«gericht in der Angelegen heit von Waima in Westafrika (wo seinerzeit bei einem Zusammenstoß« zwischen französischen und eng lischen Truppen eine Anzahl englischer Offiziere getötet wurde) der britischen Regierung ein« Entschädigung von 9000 Pfd Sterl, zugesprochen habe. Rvtzlaud. St. Petersburg. Am Sonnabend stattete der Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg allen Großfürsten und Großfürstinnen Besuche ab Am Abend gab der italienische Generalkonsul Muser dem Kommandanten und den Offizieren der „Charlotte" ein Effen. Am Sonntag vormittag fand an Bord Gottesdienst statt, dem auch der Deutsche Botschafter Graf v. AlvenSleben, die Mitglied«» der Deutschen Botschaft und Vertreter der deutschen Kolonie bei wohnten Am Mittag empfingen der Kaiser und die Kaiserin den Herzog Paul Friedrich in Peterhof Der Herzog nahm am Frühstück teil, wobei der Kaiser ihm zutrank. Am Nachmittag besuchte der Herzog seinen Großonkel, den Großfürsten Michael Niko lajewitsch auf deflen Besitzung Michailowka. Am Abend gab Kommerzienrat Tillmanns auf seiner Be sitzung Pargola ein Diner, zu dem der Herzog von Mecklenburg, der Deutsche Botschafter, der Kommandant und da« Offizisrcorp« der „Charlotte", die Mitglieder der Botschaft und andere Gäste geladen waren. Gestern sah die OsfizierSmeffe der „Charlotte" die Spitzen der deutschen Kolonie zum Frühstück bei sich Am Abend gab die deutsche Kolonie zu Ehren de« Herzog« und de« Offiziercorp« der „Charlotte" ein Festesten. v aliarieu. Sofia Die bulgarische und die rumänische Regierung haben sich darüber verständigt, eine ge mischte Grenzregulierungskommission, an der je ein höherer GrneralstabSoffizier der rumänischen und der bulgarischen Armer teilnehmen werden, «inzusetzrn, die die Grenzlinie zwischen Bulgarien und Rumänien genau bestimmen und sodann eine neutrale Zone von 2 Icm Breite markieren soll, um allen Zusammen stößen der beiderseitigen Grenzwachen vorzubeugen. Die Kommission wird ihre Arbeiten demnächst beginnen. Serbien. Belgrad. Wie hiesige Blätter melden, werden der König und die Königin am 15 Oktober di« Reis« nach Rußland antreten. Türket. Konstantinopel. (Meldung de« Wiener Kaiser!. König! Telegr -Korresp-Bureau«) Infolge der von österreichifch - ungarischer und russischer Seite unter nommenen Schritte wurden in kommisfionell«» Beratung administrative und gerichtliche Maßregeln zur Verbesser ung der Zustände in den Vilajet« Kossowo, Monastir, Janina und Salonichi beschlossen und durch ein Jrade sanktioniert Die Verlautbarung soll demnächst erfolgen Amerika. New-Dork Wie ein Telegramm au« Willemstad meldet, har die Regierung von Venezuela den Hafen von Carupano für den Verkehr gesperrt « srtka. Susa (Tunis) Vor dem hiesigen Gericht begann heute die Verhandlung wegen der vor mehreren Jahren erfolgten Ermordung de« Marquis Mord«. An geklagt sind die Kabüen El Kheir Ben Abdel Kader und Hamma Ben Scheik König Albert als Musiker, i In dem strahlenden Kranze der Hrrrschertugenden de» Heldenkönig» war der leuchtendsten eine seine Lieb« zu» Kunst Wi« sie sich kundgab in einem regen und verständnisvollen Interest« für künstlerisch« B«strebunge« j«drr Art, wi« fi« anrrgrnd, förd«r«d und befruchtend wirkt« auf allrn G«birt«n, wa« si« zeitigt« im Aul- sttllung«-, im Bauwrse«, im gewerblichen Schaffe« tc., da« ist allgemein bekannt, und kaum jemal« zuvor ist d«nn auch der Stand de» künstlerischen Leden» im Sachsenlande ein glänzenderer aewes«n wie in den Tag«a der Regierung d«S hochseligen Monarchen Eine Kunst aber war e», der der Herrscher vor allem zugethan war, der, man kann e» wohl sagen, Sein Herz gehörte; da» war die Tonkunst. Eine holde Gefährtin auf Seinem Leben»weg«, stand sie Ihm tröstend zur Seite in Tagen de» Leide«, erfreute Er Sich an ihr in de« Stunden der Muße, s«i e« nun, daß Er Sich in Seinen Privat- grmächrrn in ihre Welt versenkt», sei e«, daß Er Sich ihrem Zauber überließ, wenn Er im Kreise der Familie weilte Diese hingebungsvolle Neigung de« Königlichen Herrn zur Musik aber wird man al« ein Vermächtnis be zeichnen können, überkommen von Dessen erlauchten Ahnen. Ist e» doch etwa« Eigen«» um den Musiksinn der W«ttin«r! Schon von Markgraf Heinrich dem Erlauchte» weiß die Geschichte zu berichten, daß er ihn beseste». Ja, eine Bulle de« Papste« Jnnocenz IV. vom Jahre 1254 giebt sogar Kunde davon, daß dieser edle Fürst zu Ehren der heiligen Jungfrau „einen neuen Gesang über da« R^rio slmson und da« Kloria in vxoolsis v«o" herau»gegeben habe Allgemeiner bekannt ist e«, wie alsdann alle die Herrscher, die nach Kurfürst Moritz, dem Gründer jener „Kantorei", i« der man die Anfänge der heutigen König! Kapelle zu erblicken hat, über die sächsischen Lande regierten, im besonder» der Musik ihr Mäcenatentum zuwandten und wie diese unter dem kunstsinnigen Friedrich August II (August III ) ein wahre» „goldenes Zeitalter" erlebte Dann ward vor allem die geistvolle Maria Antonia Walpurgi» die getreue Hüterin der großen Ueberlieserungen. Ihre Talente lebten in ihren Söhnen Friedrich August, Anton und Maximilian fort, die sämtlich sogar selbstschöpferisch sich auf musikalischem Gebiete betätigten Ersterer, der nachmalige König Friedrich August der Gerechte, wird von einer sicher beglaubigten Ueberlieferung u a. al« der Komponist jene» weihevollen kalvs Kessin» bezeichnet, da« zuerst bei seiner Bestattung gesungen wurde und seitdem bei jeder Beisetzung eine« Mitgliedes de« Königlichen Hause« zur Aufführung gelangt Noch ent schiedener musikalisch begabt war der Bruder de« Monarchen, Prinz Anton, dem sein dankbare» Volk al« König den Beinamen de« Gütig«» gab In ihm lebte, wie seine zahlreichen Kompositionen (Opern, Kantaten, Licenzen, Liede», Tänze, Märsche, auch Kirchensachen rc) beweisen, ein ausgesprochene» Talent für eine leicht ansprechende, gefällige und doch der Wärme nicht ent- ratende Melodik Im Prinzen Maximilian wiederum reichten sich ähnlich wie in feiner erlauchten Mutter die Schwesterkünste Poesie und Musik die Hand, ja vielleicht überwog der Sinn für die erstere in ihm den für die letztere Seine« Geiste« Erben wurden feine Kinder, und da spricht e« eine eindringlichere Sprache, al« jeder Kommentar, wenn Erwähnung findet, daß der hohe Herr am 12 November (und 19 Dezember) 1812 eine von ihm verfaßte und komponierte zweiaktige komische Oper „Va kamisslm kolios" mit den Seinen im häuslichen Kreise zur Aufführung bringen konnte Die Rollenbesetzung war folgend«: kiassssio, vsvokio ooutsäiuo Prinz Maximilian (Baß) Rosa > , Prinzessin Amalie (Sopran) Olivstt» s suoi kissli. . .4 - Marie (Sopran) Varlo I i - Ma»ieAnna(Eopran) Haräo, marito ä' Olivvtta Prinz Clemen« (Sopran) ^Ossvino, spvso 6i Rosa . Prinz Friedrich August (Sopran) 6ontaäivi » Ooutaäiuo . Prinz Johann, Prinzessin Josepha rc. Nicht nur daß da« ideal schöne Familienleben de« Sächsischen Herrscherbause« greifbar anschaulich vor Augen tritt, zeigt sich hier überzeugend auch, wie heimisch die Tonkunst in diesem erlauchten Kreise war. Und beides, Familiensinn und Liebe zur Musik, wirkten segenspendend weiter von Geschlecht zu Geschlecht Al« König Albert da« Licht der Welt erblickte, da stand die Pattiarchengestalt König Antons (gest 6 Juni 1836) noch inmitten der König! Familie. Ja da« frohe Ereignis wurde mit seinen Tönen verherrlicht Musikalisch redigiert vom Kapellmeister Reißiaer, kam die Kantate „Vs, nasoRa äel solo" (Text vom Geheimen Kämmerer Lorenzo Orlandi), die der Monarch al« Prinz zur Geburt«seier de« Prinzen Friedrich August (18 Mai 1797) komponiert hatte, im kleinen Opernhause am 8 Juni 1828, am Tage de« ersten Kirchgänge« der Prinzessin Amalia Augusta, der hohen Mutter des Prinzen Albert, zur Aufführung. Und neben dem betagten Könige lebte noch Prinz Maximilian, dessen Palai« der Mittelpunkt de» geistigen Geselligkeit de« engeren Familienkreise» war Dort nun, im Haus« seine« hohen Großvater» sind wohl die ersten künst lerischen Eindrücke zu suchen, die König Albert in feiner Kindheit empfangen haben mag; dort, wo vor ollem Prinzessin Amali«, die erlauchte Schwester König Johann», ihre Talent« erprobt«, unttr drn«n da« musi kalisch« nicht da« g«ri»gst« war. Aber dies« erste» Ein- drücke fanden dann ihre Vertiefung durch di« Erziehung im elterlich«» Hause König Johann war im strengeren Sinne de« Wort«« nicht musikalisch Mit vielrm Humor sprach «r in spätere« Jahren darüber, daß der Musik unterricht, den er wie seine Geschwister grnoffen habe, bei ihm erfolglo« gewesen sei Aber den Wert der Musik erkannte er gar wohl, und wie er sich selber, angeregt durch seine erlauchte Schwester, gleichsam dazu erzog, Geschmack an ihr zu find«», sei r» i« Konz«rt oder in der Oper, und wie er sogar fein« dicht«rische Be gabung wiederholt in ihren Dienst stellte, so war er auch darauf bedacht, daß die Seinen zu ihrem Ver ständnis und zu ihrer Pflege herangebildit und ange halten würden In diesem Bestreben aber fand er außer bei s«in«r hohen Gemahlin, einer Tochter de« König» Maximilian I. Joseph von Bayern, de» Gründer« der Münchener Akademie der Künste, verständni«vollste Unterstützung eben bei jener seltenen Frau, deren Wissen und Können auf dem Gebiete der Tonkunst weit über die Grenze» hinausging, die einer nur au« Liebhaberie betriebenen Pflege der Tonkunst gezogen find. Priuzesst» Amalie bethätigte, bevor der starke Erfolg ihre« Lust- spitl« „Der Oheim" (Erstaufführung am 19. Dezember 1835) sie veranlaßte, sich ganz dem rezitierende» Drama zuzuwenden, ihr unter Anleitung sowie durch Urteil und Rat trefflicher Musiker, wie Joseph Schuster, Franz Dunkel, Franz Anton Schubert, K M v Weber, Morlacchi u. a, geschulte« selbstschöpserisch«« musikalische« Talent in glücklichster Weise Nicht genug, daß ihre Opernschöpfungen im hohen Familienkreise zur Aufführ ung kamen, wurde eine von ihnen, der Einakter „Die Siegesfahne", auch im König! Hoftheater (am 8. No vember 1834) mit großem Beifall ausgenommen; und wie ihr einst ein in einer regelfesten Fuge ausklingende« Stakst matsr die bewundernde Anerkennung eine» K. M v Weber eingetragen hatte, so wurde ihr musik- dramatische« Schaffen de« ehrenden Lobe« keine« ge ringeren Musikkenner« teilhaftig al» de» Hofkapellmerster» Iuliu« Rietz Örtliches. Dresden, 22. Juli. * Au« amtlichen Bekanntmachungen Fabrik straße 6 ist eine „Oeffentliche Zentrale für Des infektionen" eingerichtet worden (Telephon I, 3475). die unter Aufsicht der Wohlfahrtspolizeibehörde steht. Diese Anstalt führt die wohlfahrtspolizeilich angeordnete», außerdem aber auch die von Privaten beantragten Des infektionen von Wohnungen oder Gegenständen durch geschulte« Personal nach einem vom Rate genehmigten Tarife au«, der in der Anstalt selbst eingesehen werden kann. — Im Stadtbezirke Dresden ist da« Ver graben, AuSkochen, Verbrennen oder jedwede andere Beseitigung der Leichen von Pferde», Rindern, Ziegen, Hunden, Katzen, Wildpret, größerem Geflügel und anderen größeren Tieren, sowie von größeren Mengen verdorbener tierischer Teile oder Ware» ver boten Die Beseitigung von Tierleichen und Teilen von Tieren der angeführten Art hat vielmehr aus schließlich durch die städtische Abdeckerei (Drescherhäuser 10) zu erfolgen. e Da» hiesige Stadtverordneten - Kollegium hat in seiner letzten Sitzung, wie berichtet worden ist, einstimmig eine» Anttag auf Verbesserung d«» städtisch«» Submissiontwesen« angenommen Wmn diese Vorschläge die Zustimmung de« Rate« finden, fo würden die Verbesserungen sich hauptsächlich in folgen den Linien bewegen Die Vergebung von Arbeite» und Lieferungen ohne jede «utschreibung bedarf besonderer Genehmigung Die freihändig zu vergebenden Arbeiten und Lieferungen sollen an geeignete Unternehmer mög lichst w einer gewissen Reihenfolge abwechstlad vergeben und die Vergebung an Generalunternehmer soll au»- geschloffen werden Umfangreichere Ausschreibungen werden thunlichst nach Berufsarten getrennt Bei ei»em Auistande ist die BollendungSfrist bez die LieferungS- zeit um dessen Dauer zu verlängern und eine durch ihn erzielte Lohnerhöhung verhältnismäßig im PrriSanschlage in Anrechnung zu bringen Die Frist für Einreichung der Angebote auf Arbeite» und Lieferungen soll für solche größeren Umfang» auf 2 bis 3 Woche», für solche geringeren UmfangS auf mindestens 1 bi» 2 Wochen bemessen werden Bei der Aufstellung der Bedingungen zuqezogene Sachverständige sollen in der Regel nrcht mit konkurrieren. Bei eine» Auswahl zur engeren Be werbung sind in der Regel nicht zu berücksichtige»: ») Personen und Firmen, die deutsche Geselle» (Gehilfe») und Arbeiter, soweit solch« vorhanden find und die nötige Befähigung besitzen, nicht vorwiegend und nicht in erster Linie vor Ausländern beschäftigen, k) Personen und Firmen, die ihre Arbeiten und Lieferungen ganz oder teilweise in Strafanstalten anfertigrn lasse«, o) Personen, die sich bereit» im Konkurs befunden und krankheiten und der Krankheiten der ÄtmungSorgane. Hervorragend beteiligt war er an dem Studium und den Versuchen zur Heilung de« Lungenemphysem«; die mrvizinische Wissenschaft verdankt ihm eine neue Methode der Heilung dieser Krankheit Die Ergebnisse seiner Forschungen und Versuche hat Gerhardt in einer ganzen Reihe wissenschaftlicher Werke niedergelegt, von denen hier genannt seien da« „Lehrbuch der Kinderkrankheiten", da« groß angelegte „Handbuch der Kinderkrankheiten" und da« „Lehrbuch der Auskultation und Permutation" Neben seiner wissenschaftlichen Thätigkeit fand Gerhardt noch Zeit und Kraft zur Ausübung einer ausgedehnten ärztlichen Praxis; seiner ärztlichen Kunst verdanken Hunderte Leben und Genesung Sowohl im Verkehr mit seinen Schülern wir mit seinen Patienten zeigte sich der bedeutende Gelehrte zugleich al» warmherzig«» Mensch, dem auch die persönlichen Sympathien derer, die mit ihm in Berührung kamen, nie fehlt«« Bildende K»uft. Kunftlitteratur. Mit der Heraulgabe eine» bedeut samen Lieferung«werke» hat der Verlag von E A See- mann-Leipzig soeben begonnen E» ist eine Sammlung, di» den Titel „Hundert Meister der Gegenwart" führt und, für einen sehr billigen Preis, farbig« Faksimile» nach Gemälden moderner deutscher Künstler bringt Da« Werk erscheint in 20 Hefte» mit je fünf Bildern und will in dies«« Rahmen von den wichtigsten und hervorragendste» Malern aus allen deutschen Kunstcentte», also au« Berlin, München, Dresden, Wien, Stuttgart, Karlsruhe, Düsseldorf, Worp-wede, je eia Werk in Reproduktion durch Drei farbendruck bieten Da» neue Unter«ehm«n Seemann» zeigt in dem soeben erschienenen ersten Heft mit wünschenswerter Deutlichkeit, wie sehr di» Malerei de» Gegenwart dem Dr»ifarbe»druckve»fahr»n «ntgegenkommt Dirs« AnfangSliefrrung stellt sich al« da« erste Münchner Heft oer Sammlung var und enthalt Faksimile« nach Lenbach (Bi«marckkopf), F. A v. Kaulbach (Weiblicher Studienkopf), Grützner (Falstaff), Leibl (Zeitungsleser) und Han« v Bartel« (Holländische Mädchen in den Dünen) Zu jedem Blatte hat Fritz v Ostini einen ausgezeichneten kurzen Text geschrieben, der den be- treffenden Künstler mit eindringlicher Knappheit charakteri siert Geradezu verblüffend ist da« Leibl-Blatt; man glaubt auf dem Papier die stark aufgesetzte« Striche und Tupfen zu sehen, die dem Original eigen find Die prims-Malerei diese« Manne« im Strohhut, der im Baum- fchatten ein«« Garten« seine Zeitung liest, ist fabelhaft echt herausgekommen, und e« ist nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß der Eindruck der Vervielfältigung thatsächlich unmittelbar an da« Werk de« Meister« selbst erinnert, daß er dem Eindruck de« letzteren so nah« kommt, wie man da» vor kurzem noch für unmöglich gehalten hätte, und Lenbach» Bismarck gehört zu den besten seinesgleich«« Wie der Prospekt zeigt, bringen die folgenden Liefer ungen alle Großmeister deutscher Malerei: Menzel, Knau», Thoma, Böcklin, Uhde rc Der Prei» einer Lieferung ist bei Abnahme de« Werke» auf 2 M be- meffen, so daß man für 40 M da» ganze umfangreich« Werk erhält Die Ausstattung de» Hefte« in Folio format ist elegant und der Würde de« Gegenstände« angemessen Musik. Musiklitteratur. Da« „Bayreuth-Heft" der Berliner Zeitschrift „Die Musik", aus dessen Er scheinen an dieser Stelle vor einiger Zeit hingewiesen wurde, liegt nunmehr in Gestalt eine« säst 150 Seite« starken Bande« vor, dem ein reicher Bilderschmuck, Faksimile» und al» Notenbeilagr der sogenannt« »Zürich«» Birlliebchen -Walzer (Albumblatt) Wagnir« beigegeben sind Seinem Umfange nach ein Dopp«lh«st darstellend, ist e» inhaltlich dazu bestimmt, für d«n „Bayreuther Gedanken" Propaganva zu wachen E« soll die, deren Ziel in diesem Sommer der Festhügel ist, einmal zum echten Genießen vorbereiten, dann ihnen al« Angedenken dienen. Wenn man sich die Objektivität de« Urteil« auch einem Wagner gegenüber ungetrübt erhielt, wird man allerdings nicht verschweigen dürfen, daß wohl etwa« zu viel gethan wird in der Verherrlichung d«« Meister« und seine« Schaffen«. Aber da« ist nun ein mal da» Kennzeichen der Gefolgschaft de« groß»n Romantiker«, daß si« einer Neigung zur Maßlosigkeit nicht zu wehren vermag, daß sie in Superlativen spricht und jeder auch noch so sorgsam abwägenden Kritik au» dem Weg« geht So wird also auch in dem „Bayreuth- Heft" fleißig kommentiert über Han» Sachsen« Schuster- lied, über Rousseau und Wagner und die Auffassung der Senta, au«- und untergelegt, und da kann e« denn sich wohl ereignen, daß Alfred Lor«nz-Gotha im Parnfal die bewußte „Berkörperung de» Ulbermensch- Gedanken»" erblickt, während vr Wilh Lubosch-Jena in seinem Artikel „Kuudry und d«r dritte Akt de» „Par- fisal"" auf Schopenhauer»: „Da» ist Sache de» Gnade" hmauSkommt und in diesem Werke da» „Drama d«r Gnade" erblickt Al» die int»r»ffantesten und wertvollsten Gabe» wird ma» di« Mitteilung d«» ersten Entwurf» zu den „Meistersingern von Nürnd«rg" (datiert Marie», bad, 16 Juli 1845), eine» geplanten Amnestie-Gesuch» Wagner« an die Sächsisch« Regieruvg, weiterhin di« de« Bayreuther Festspiel« „Künstlerweihe" von Pet«r Cornrliu« (1873) und die Aufsätze von Tappert über die verschiedene» Schlüffe de« Tannhäuser und von Komorzy»«ki über Grillparzer und Wagner bezeichnen. Letztere» zieht eine überraschende „poetisch« Parallele" zwischen der Trilogi« „Da« goldene VlieS" und der Tetralogie de» „Ring»«", der Tragödie „De» Meere« und der Liebe Wellen" und dem „Tristan" und der Operntextdichtung „Melufina" und dem „Tannhäuser" W«r sich ganz in den „Bay reuther Festspiel-Gedanken" »ersmk«« will, findet dazu besondere Gelegenheit in Houston Stewart Chamberlain« einleitendem Artikel über dieses Thema. Er begegnet ihm aber auch in den Betrachtungen über eine „Ent- operunq" de« „Rienzi" von Ptof vr Wolfgang Golter- Rostock, in dem „Wagnertum einst und jetzt" von Kloß- Berlin und in Han» v Wolzogen« „Bon der Musik al« Form und al» Ausdruck" Weiterhin wär« u a. zu gedenken der von Arthur Egidi-Beriin mitgeteilten „Gespräche mit Nietzsche", Hermann Ritter» Angaben über da« Wagner-Hau« in Würzburg und Franz Muncker» Aullaffungen über den Text de» Jugendwerke« „Die Hoch,eit". Utberdie» enthält da« Äoqreuth-Hest de« Schluß der Veröffentlichung von Briefen de» Wiener Hoskapellmeisters Heiarich Effer. Daß der Letzter« di« volle Bedeutung Wagner« noch nicht würdigen konnte, wird man ihm al« Zeit- und Zunftgenoff«» de« Meister« nicht allzu hoch anrechnen dürfen Hat er aber nicht etwa« prophetisch«» Blick verraten, wen« er in seinem letzte«, vom A Mai 1872 datierten Briese — er starb am 3 Juni de« gleichen Jahre« — schreibt: ,,Wa« aber dann, wenn dieser Mann tot ist? wenn er kein« neuen Werke mehr liefern kann? Dann werde« seine Nachbeter, die langhaarigen LiSztianer, in großen Scharen herbei rücke» und durch Uebertreibung alle« verderben, wa« der Meister »ach l«b«n»langer Arbeit aufgebaut hat"? — * Sech« noch ungedruckte Sonaten Mozart«, die man für verloren hielt, sind, so wird dem „Gauloi«" au« London berichtet, bei Reparaturen in der Bibliothek in Buckingham Palace von dem Bibliothekar wieder gefunden worden Die kostbaren R«liquien, di« mehrer« autographisch« Z«ilen de» Komponisten zeig««, waren der Königin Viktoria geschenkt worden In de» Bibliothek von Buckingham Palace befind«« sich auch ein Harmonium, auf dem M«ndel»sohn vor der Königin spielte, und ein Exemplar von „Athalir", da» von Mendel»sohn mit Aimerkungp» und Verbesserungen verseh«« ist
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