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Erzgebirgischer Volksfreund : 27.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-188206272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18820627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18820627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-27
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 27.06.1882
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Aus Frankreich brachte die verflossene Woche nicht- von Bedeutung. Italien bethätigt die Trauer um Garibaldi in so großartiger Weise, wie eS wohl noch kaum je eine Nation um einen ihrer Helden und großen Mann gethan hat. Nach neuntägiger, die Nationaltrauer um den Tod Garibald i'S ausdrückender Unterbrechung hat die römische Depu- tirten-Kammer ihre Arbeiten wieder ausgenommen. Der Sitzungssaal war inzwischen in das Trauergewand geklei det worden. Die Tische der Präsidentschaft, der Minister, der Kommissionen, die Sitze, die Treppen des Halbrunds 'aren mit schwarzem, stlbergerändertem Tuche drapirt wor- Der Sitz, welchen Garibaldi eingenommen, ist ganz -m-geschlagen. Auf der Lehne desselben ist ein gol- Pera, 24. Juni. Betreffs der Konferenz zeigte die . , Pforte offiziell die gestrige Konstttuirung an. Den Vorsitz gol- j führte Corti, der Sekretär ist bi- jetzt noch nicht ernannt. Lettische« Reiche ist anzuführen, daß Kaiser Wilhelm seit dem 1d. Juni im Bad Ems mit dem besten Erfolg eine Brunnenkur, wie alljährlich, gebraucht. — Der Reichskanzler, Fürst Bismarck, ist am SO. Juni mit Ge mahlin und dem jüngsten Sohn Wilhelm von Berlin nach Barzin abgereist, wo er für jetzt einige Wochen zu verblei ben gedenkt. — Es ist in der That merkwürdig und beach- tenswerth wie viel Preußen und damit im Zusammenhang da- deutsche Reich just Finanzminister verbraucht und ab nutzt. Der zeithertge preußische Finanzminister Bitters hat in der verflossenen Woche schon wieder sein Entlassungsge such eingereicht und zwar, wie behauptet wird, in Folge ei nes vom Reichskanzler an ihn gerichteten Schreibens, in welchem in sehr verständlichen Ausdrücken Bitter gefragt wird, warum er auf Rickert's Rede im Reichstage nicht ge antwortet und überhaupt an der Monopoldebatte sich gar nicht betheiligt habe. Ob der Kaiser das Entlassungsgesuch Bttter'S bewilligen wird, das hängt noch in der Schwebe. — Große- und schmenlicheS Aufsehen im ganzen deutschen Reiche hat in der verflossenen Woche der Landesverrath in Kiel gemacht. Der Obersteuermann in der Marine, Meiling mit Namen, hat für einen Judaslohn von mehr als 100,000 Rubel die Pläne der deutschen Küstenverthei- digung der . . . russischen Regierung ausgeliefert. Da die Sache natürlich so viel als möglich geheim gehalten wird, io ist man im Ungewissen darüber, von welcher Trag weite dieser Verrath ist, und ob es die wichtigsten Pläne sind, welche entwendet worden sind. Wie freilich die Offi ziösen versichern, handle es sich nur um Skizzen unterge ordneter Art. Ob diese Behauptung auf Wahrheit beruht, wer weiß das? Aus Oesterreich-Ungorn kommt die Nachricht, daß sich die Zustände in Bosnien und der Herzegowina entschie den zum Bessern neigen, und daß das Ergebniß der Re krutenaushebung in Bosnien ein sehr günstiges sei, insbesondere habe sich eine große Anzahl Freiwillige, unter denen sich auch Mohamedaner befanden, gemeldet. Einen wichtigen Beleg für die wesentliche Besserung der Verhält nisse böten die Rückkehr zahlreicher Flüchtlinge und die zahl reichen Gesuche um straffreie Rückkehr. Nach dem Bezirke Gazko seien 28 Einwohner zurückgekehrt, welche 800 Ge wehre den Behörden auslieferten. Von dem Aufstande sei keine Rede mehr, obwohl noch zeitweise Räuberbanden, wel che jede Gelegenheit zur Plünderung kleinerer Orte benutzen, austauchen dürften; doch werde die Befestigung geordneter Verhältnisse forrdauernd angestrebt. —In Ungarn fanden in der verflossenen Woche mehrfach satanische Aufregungen gegen die Juden vor, wobei es nicht an kleinern ungesetz lichen Ausschreitungen fehlte. Die Regierung trifft aber umfassende Vorkehrungen, um ernstere Versuche zu Thät- lichkeiten mit eiserner Strenge niederzuhalten. Die Türkei hat es endlich entschieden abgeschlagen, an der beabsichtigten Konferenz zur Regelung der egyptischen Frage Theil zu nehmen. Ob nun die übrigen Großmächte dennoch „konferenzeln" werden, darüber lauten die Nach richten sehr verschieden, sowie überhaupt alle die Nackrich ten über die Zustände in Egypten in der verflossenen Woche alle vierund zwanzig Stunden anders lauteten, so daß es unmöglich ist, sich ein zutreffendes Bild über die Lage in Egypten zu machen. Nur folgende Thatsachen sind verbürgt: Es wurde ein neues Ministerium gebildet, in welches aber der unver meidliche Arabi Bey als Kriegsminister mit ausgenommen wurde. Arabi Bey ist überhaupt fortdauernd noch „Hahn im Korbe" und will durchaus für Egypten eine selbststän dige, ganz unabhängige Regierung. Die vielen Euro päer, namentlich Engländer, Franzosen und Italiener, in Summa 1280 Köpfe, die in egyptischen Diensten stehen und meistens nur ganz gute Besoldungen beziehen, sollen nach und nach entfernt werden, da sich die Bezüge dieser 1280 Beamten jährlich auf die ganz ansehnliche Summe von 9,800,000 Franken berechnen, was die Eifersucht der Egyp- ter gewaltig aufstachelt. Deshalb ergriffen, namentlich seit dem Aufstand in Alexandrien, die Europäer die Flucht aus Egypten massenweise, so daß behauptet wird, in den letztern Wochen hätten gegen 50,000 Europäer Egypten verlassen.. In Rußland soll nach und nach die den Landmann und kleinen Handwerker so hart treffende Kopfsteuer ab geschafft werden, eine Reform die vcn vielen Millionen Rus sen mit der größten Freude willkommen geheißen werden wird. Die Kopfsteuer wurde bereits von Peter d. Gr. ein- aeführt und soll gegenwärtig jährl. 115 Mill. Rubel ein bringen. Adel, Geistlichkeit und Gildenbürger sind aber merkwürdiger Weise von dieser Steuer befreit. Wie der Ausfall der Kopfsteuer gedeckt werden soll, ist noch nicht festgestellt. — Mit dem 1. Juli tritt in Rußland der neue Zolltarif in Kraft. Nach diesem neuen russischen Zolltarif find die bisherigen Zollsätze, mit nur wenigen Ausnahmen, erhöht und fast alle zeither zollfreie Waaren mit Zöllen belegt. Für unser deutsches Reich wird dadurch leider! dem deutschen Handel ein großer Hemmschuh angelegt. — Der neue Minister des Innern, Graf Tolstoi, erließ vier scharf abgefaßte Circulaire, worin der Presse verboten wird, die Besprechung der Judenfrage, der Militärfrage, öffentli cher Skandalsachen und Bewegungen gegen das Kaiserhaus. — In der russischen Kirche bestehen bis heute nicht weni ger als . . . einhundertundsechszig kirchliche Fest- und Feiertage! Allgemein fühlt man endlich auch im from men Rußland, daß das denn auch des Guten gar zu viel sei, und so ist die heilige Synode jetzt am Werke, zu erör tern, wie diese große Anzahl der Feiertage zu vermin dern sei. denes Schild mit den Worten angebracht: „Die- war der Platz Giuseppe Garibaldi'-." Auch die Corniche, welche oben um die Rula läuft, und die Brüstungen sämmtltcher Tribünen sind mit schwarzem, filberbefranztem Tuche be- hängt. Die Wappen der italienischen Städte sind beflort. Alle Drucksachen rc. haben schwarz beränderteS Papier. — Freilich in Mantua kam e- bet einer Erinnerungsfeier an Garibaldi zu einer so großartigen und blutigen Schlägerei, daß sogar das Militär eingreifen mußte. Also auch eine Todtenfeier! In Ettglaud scheint es fast, als wollten die egypti schen Wirren eine Ministerkrisis Hervorrufen, denn der alte Gladstone hat sich allerdings arg blamirt und hat durch seine feige Politik Englands Ansehn im Orient schwer ge schädigt. (Vergl. den Leitari. in der vorgen Sonntagsnum mer unseres Bl.) Während in Alexandrien englische Unter- thanen hingemordet wurden, lagen englische Kriegsschiffe unthätig im Hafen und bekamen keinen Befehl, Leib und Leben der Engländer zu schützen. Diese Unterlassungssünde wird das stolze England seinem Premierminister Gladstone sicher anrechnen. Deutschland. Altona, 19. Juni. Das Verlangen der Handwerker nach Zwangsinnungen und ihr Verwerfen der sogenannten freien Innungen, weil dieselben von keinem wesentlichen Rutzen seien, äußert sich hier und in Holstein bei jeder Ge legenheit. Einen neuen Beleg dafür gab am 13. d. der Ottenser Gewerbeverein, in dessen Generalversammlung der Abgeordnete zum allgemeinen deutschen Handwerkertage in Magdeburg, Schornsteinfegermeister Strack, über die Thätig- keit der Magdeburger Versammlung Bericht erstattete. Die Anwesenden begrüßten mit allgemeiner Freude, daß soviel Neigung für die obligatorischen Innungen sich kundgegeben hätte. An demselben Tage hielt in Itzehoe der Verband der Bäckermeister, genannt „Norden", eine Abtheilung des Verbandes „Germania", seine fünfte große Versammlung. Als man zu Punkt 6 der Tagesordnung, Besprechung des vom Reichskanzleramte ausgegebenen Entwurfs eines neuen Jn- nungsstatuts, gelangt war, referirte darüber der Altonaer Bäckermeister Knüppel. Er forderte nach längerer Erör terung obligatorische Innungen und auf deren Grunde eine tüchtige Ausbildung der Lehrlinge, ohne welche nichts Ge deihliches erreicht werden könnte, und behauptete diesen Standpunkt gegen 2 Lübecker Meister, welche sich für freie Innungen aussprachen und die alten Zünfte, aus deren Zwange man sich heraussehnt, nicht wieder her gestellt sehen wollten, indem er auseinandersetzte, daß es sich nicht um einfache Wiederherstellung des Alten mit allen Mißbräuchen handelte. Seine Ausführungen erfreuten sich der Zustim mung der großen Mehrzahl, und der Vorsitzende gab den Rath, den betreffenden Entwurf in den einzelnen Innungen noch weiter gründlich zu berathen. Oefterr-ich. Wien, 21. Juni. Die gestern gemeldete Auffindung der Leiche der verschwundenen Esther Solymossy bestätigt sich nicht. Das Muttermal auf dem Rücken, an welchem die Mutter die Leiche als diejenige ihrer Tochter hat er kennen wollen, hat sich bei genauerer Untersuchung als ei nen Verwesungsflecken herausgestellt und die Mutter hat ihre Erklärung widerrufen. Der hohe Grad der Verwe sung macht die Erkennung überhaupt sehr schwierig. Die ärztliche Obduction aber hat ergeben, daß die gefundene todte Person zu Lebzeiten an der Lungenschwindsucht ge litten und wahrscheinlich auch daran gestorben sei, eine Krankheit, welche der Esther fremd war. Die Erkennung der Kleider, welche die aus der Theiß gefischte Leiche trug, als solche der Esther Solymossy dagegen wird allgemein aufrecht gehalten. Besonders ein farbiges Tuch, daß um den einen Arm der Leiche gewickelt war, ist dasjenige, wel ches die Esther am Tage ihres Verschwindens getragen. Möglicherweise liegt hier eine beabsichtigte Irreleitung der Behörden vor, vielleicht darauf hinzielend, die auf Auffin dung der Esther gesetzte Belohnung von 5000 Fl. durch Unterschiebung einer fremden, aus einem Spital oder Fried- Hofe entwendeten und in idie Theiß geworfenen Leiche, die allerdings bedeutende Aehnlichkeit mit der etwanigen der Esther hat, unrechtmäßig zu verdienen. Dieses als das Wahrscheinlichste angenommen, drängt sich indessen die Frage auf, wie es komme, daß die Thäter, welchen die ech ten Kleider der Esther zur Verfügung standen, nicht auch den echten Leichnam herbeigeschafft. Leider hat sich unter der Bevölkerung von Tisza-Eszler die Ansicht verbreitet, die Juden seien diese Thäter und hätten eine fremde Leiche in die Kleider der geschlachteten Esther gesteckt. Die Auf regung und Erbitterung gegen die Juden wächs stündlich Aus Nyiregyhaza, 22. d., bringt die „W. Allg. Ztg." folgende Nachricht: Die Untersuchung gegen jene Verbrecher, welche einen gestohlenen Leichnam mit den Kleidern der Esther Solymossy bekleideten und dann in die Theiß warfen, um die Behörden irre zu führen, ergab bereits ein über raschendes Resultat, doch ist es im Interesse der Untersuchung gelegen, dasselbe nicht vorzeitig zu veröffentlichen. So viel kann bekannt gegeben werden, daß für die nächsten Stunden zahlreiche Verhaftungen bevorstehen. In eingeweihten Kreisen hofft man sehr bald Licht in die ganze Affaire zu bringen. Dem „Budapesti Hirlap" wird aus Nyiregyhaza telegraphirt: Die Feststellung der Identität des gefundenen Leichnams dürfte erleichtert werden durch die Aussage eines Schäfers von Dada, Franz Birka, der in den ersten Tagen dieses Monats auf dem dortigen Friedhöfe vier bis fünf Juden ge sehen haben will, die bei seinem Erscheinen davoneilten. Er stand längere Zeit im Hinterhalte und will gesehen haben, daß die Juden zurückgekehrt seien; auf die Frage, warum er diese Anzeige nicht früher erstattet, gab der Schäfer »ur Ant wort, daß ihm seine eigenen Angelegenheiten dringenver seien als die anderer. Infolge dieser Aussage soll im Friedhöfe von Dada nachgeforscht werden. Wien, 23. Juni. Die „N. Fr. Pr." meldet aus Paris: Der französische Botschafter in Konstantinopel Graf Roailles zeigte an, daß Graf Corti für heute 3 Uhr Nach mittags die Konferenz einberufen habe. Türket. Ueber die Verhandlungen der Konferenz verpflichteten sich die Mitglieder z« absolutem Stillschweigen. Die nächste Sitzung dürfte erst nach dem Eintreffen weiterer Instruk tionen der Botschafter stattfinden. Egypten. Da- bereit» skizzirte Programm des neuen Ministeri um- bestätigt sich vollständig. Nach der Times hat nämlich der Ministerpräsident Ragheb Pascha ein Schreiben an den Khediv gerichtet, in welchem er die leitenden Grundsätze des CabinetS darzulegen verspricht. Wir haben nur als vierten Programmpunct nachzuholen, daß niemand bestraft werden rann außer nach den Gesetzen und durch ein com- petentes Tribunal. Die neuen Minister suchen den Khediv zu bewegen, wieder nach Kairo zurückzukehren; allein Tewfik fühlt sich im RaS-el-Tin, dessen Eingang von den europä ischen Geschützen bestrichen werden kann, sicherer als in seiner Residenz und beharrt auf seiner Weigerung. Man über zeugt sich mehr und mehr, daß er sowohl wie Derwisch Pascha sich geradezu nach Alexandrien gerettet hat. Unter diesen Umständen muß es überraschen, daß Derwisch auf des Sultans Befehl alles aufbieten soll, Arabi Pascha zu bewegen, noch vor dem Zusammentritt der Conferenz nach Konstantinopel zu gehen. Derwisch Pascha hat sein Ziel wiederholt unumwunden eingestanden; er möchte die Ober leitung der Armee Arabi entreißen und selbst in die Hand nehmen. Er hat dies aber bis jetzt nicht gewagt ; im Ge gentheil, er hat soeben mitwirken müssen, ein Cabinet zu Stande zu bringen, in welchem Arabi Krlegsminister ist. Diese Thatsachen zeigen seine Ohnmacht. Jetzt soll er Arabi ins Netz locken; er wird ihm von der Gunst des Sultans, von Orden und Titeln erzählen und ihm eine goldige Zu kunft an die Wand malen; aber Arabi müßte ein Narr sein, wenn er sich nicht erinnerte, wie oft die Europäer verlangt haben, daß er in Konstantinopel zur Rechenschaft gezogen werden müsse. Je länger die Dictatur des aben teuerlichen Generals dauert, um so fester schließt sich seine Partei zusammen und um so weniger darf der Sultan energische Schritte wagen, welche den Gegensatz zwischen den Türken und Arabern vertiefen könnten. Man muß nicht vergessen, daß das arabische Khalifat der Zukunft wie eine drohende Gewitterwolke am türkischen Himmel hängt. Ein Zufall kann möglicherweise genügen, um eine gewaltige Be wegung des arabischen Geistes zu entfesseln, welche dem Herrscher aller Gläubigen weite Gebiete entfremdet. Eben deshalb muß der Sultan den Mann, zu dem jetzt die Araber als zu ihrem nationalen Helden aufblicken, mit großer Vor sicht behandeln. Man fürchtet angesichts der starren Haltung der Pforte der Conferenz gegenüber in türkenfreundlichen Kreisen vielfach, daß der Sultan, der seine Figuren bis jetzt meisterhaft gesetzt hat, das Spiel zu weit auf die Spitze treibt. Der sehr durchsichtige Plan des Sultans, Arabi Pascha in seine Hand zu bekommen, ist mißglückt. Arabi erklärte sich in seiner Antwort auf die Depesche des Sultans bereit, der an ihn ergangenen Aufforderung, nach Konstantinopel zu kommen, Folge zu leisten, wies gleichzeitig aber auch da rauf hin, daß ihm die Armee nicht gestatten würde, das Land zu verlassen. Mit jedem weiteren Tage seiner Dik tatur vergrößert sich die Macht und der Einfluß Arabis, selbst über Aegypten hinaus, bis nach Arabien; daß der Sultan allmählig um seinen eigenen Thron zu sorgen, die Proklamirung eines anderen Kalifen zu fürchten anfänqt, ist schon öfter hervorgehoben. Der „Standards-Korrespon dent in Alexandrien schreibt Arabi ganz ungeheuerliche Pläne zu. Falls die Westmächte aktiv interveniren, wolle er den Suezkanal mit längst bereitem Dynamit und Torpedos spren gen, die Eisenbahn nach Kairo demoliren, der Landung europäischer Truppen Widerstand leisten und, wenn besiegt, nach der Wüste sich zurückziehen, wo 30,000 Beduinen als Parteigänger Halims ihn unterstützen würden. Es verlautet, das Ministerium werde diesen Plan aus patriotischen Grün den sanktiouiren. England. In dem Irländer Thomas Walsh glaubt die Lon- wner Polizei einen Hauptagitator der fenischen Bruder schaft und den ersten Beamten dieser Organisation in Lon don ergriffen zu haben; sie hofft, binnen kurzem noch wei tere wichtige Verhaftungen vornehmen zu können. Eine genauere Untersuchung der beschlagnahmten Gewehre hat ergeben, daß die Schafte an dem zweiten Ringe mit einer sehr feinen Säge schräg durchgesägt sind, sodaß der obere Theil des Schaftes mit dem Laufe durch Verschiebung des Ringes leicht abgenommen und dem unteren Theile, dem Gewehr kolben, beigelegt werden kann, wodurch die Waffe zum Zwecke leichteren Verpackens in viereckige, keinen Verdacht erregende Eisenwaarenkisten um so viel kürzer wurde. Ein großer Theil der Gewehre war so auseinandergenommen in einer Masse von Hobelspähnen besonders und sorgfältig verpackt. Sächsische und örtliche Angelegenheiten. Schneeberg, den 26. Juni 1882. — In früher Morgenstunde des heutigen Tages brach in Lindenau ein Schadenfeuer aus, durch welches das im untern Theile des Dorfes gelegene Schürer'sche Bauer gut vollständig zerstört wurde. Bet dem raschen Umsichgrei fen des Feuers konnte mit Ausnahme des Viehes nur sehr wenig gerettet werden. Bon auswärtigen Spritzen war, wie wir hören, die Schneeberger sowie die Neustädtler er schienen. — Die Ersatzreservisten 1. Klaffe, welche zu einer zehnwöchentlichen Uebung einberufen werden, sollen, sobald die Oberersatzkommisston sie als übungSpflichtig ausgemu stert hat, von der Vergünstigung Gebrauch machen und sich, wenn sie sich während ihrer UebungSdienstzeit selbst bekleiden, auSrüsten und verpflegen, ihre gewonnenen Kennt nisse auch im vorgeschriebenen Umfange dargelegt haben, den Truppenthetl, bet dem sie eingestellt werden, aussuchen dürfen. Die Nachsuchung dieser Vergünstigung muß inner halb vierzehn Tagen nach der Ueberweisung zur Ersatzre serve bei dem betreffenden Landwehr-Bezirkscommando, un ter Vorlegung der Papiere, erfolgen. Schwarzenberg, den 24. Juni. Gestern früh halb 2 Uhr brannte in Crandorf das Loui- Kaufmannsche Wohnhaus, welches z. Zt. nicht bewohnt war, bi- auf die
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