Sächsische Dorfzeitung : 17.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189310177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18931017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18931017
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-17
- Monat1893-10
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- Sächsische Dorfzeitung : 17.10.1893
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Hiitover 1893. 55. Jahrgang Politische Weltschau. Deutfedes Reich« Der Staatssekretär des Reichs- justizamteS, Niederding, hat an die Kommission, welche mit der zweiten Lesung des Entwurfes des allgemeinen bürger lichen Gesetzbuches betraut ist, bei der jüngsten Wiederauf nahme der Arbeiten die dringende Mahnung gerichtet, ihre Berathungen nach Möglichkeit zu beschleunigen, damit daS deutsche Volk in absehbarer Zeit endlich zu einem nationalen Gesetzbuche gelange. Man kann diele Mahnung nur mit hoher Befriedigung begrüßen. ES sei der dieser Gelegenheit daran erinnert, daß schon nahezu zwanzig Jahre verflossen sind, s.'it an dem Ent würfe eines bürgerlichen Gesetzbuches in Deutschland gearbeitet wird. Durch das ReichSgesetz vom 20 Decbr. 1873 wurde der Gedanke hierzu wachgerufen und durch den BundeSrathSbeschluß vom 22. Juni 1874 eine Kommission behuss Ausarbeitung des Entwurfes nieder- gesetzt. Am 17. September 1874 trat diese Kommission zum ersten Male unter dem Vorsitze des damaligen Reichs-Ober HandelSgerichts-PräM vr. Pope zu sammen. Durch einen BundeSrathSbeschluß vom 31. Januar 1888 ward dann die Veröffentlichung des in erster Lesung festgestellten Entwurfes angeordnet. Seit dem sind nahezu sechs Jahre verflossen und es ist an- »unehmen, daß es noch einer längeren Reihe von Jahren bedürfen wird, ehe es gelingen dürfte, den Entwurf in allen Einzelheiten fertig zu stellen, so daß er zur end- giltigen Beschlußfassung den gesetzgebenden Körperschaf ten unterbreitet werden kann. Durch einen Bundes- rathsbeschluß vom 4. December 1890 ist eme zweite Lesung des Entwurfes angeordnet und zu diesem Be- Hufe eine Kommission, bestehend aus 22 Mitgliedern — eS sind theils hochangesehene Juristen, theilS Ver treter der verschiedenen wirthschaftlichen Interessen — eingesetzt ^worden. Die Kommission hat ihre Arbeiten unter Vorsitz des damaligen Reichsjustizsekretärs vr. Bosse am 1. April 1891 begonnen und in den seither verflossenen zweieinhalb Jahren hat sie ungefähr die erste Hälfte des Entwurfes, insbesondere den allgemein nen Theil, nahezu fertiggestellt. Sollte die Kommission auch ferner im gleichen Schritte wie bisher arbeiten, so wäre zu befürchten, daß die Lesung der zweiten Hälfte, ! also des FamilrenrechteS und des Erbrechte-, noch min- ; bestens zwei Jahre in Anspruch nehmen würde. DaS ist eine ziemlich lange Zeit und eS erscheint daher die Mahnung des Staatssekretär- Nieberding, auf eine Ab kürzung der Berathungen Bedacht zu nehmen, vollauf gerechtfertigt. Selbstverständlich liegt un- — so bemerkt man hierzu von nationalliberaler Seite — die Absicht völlig fern, einer Ueberstürzung der Arbeiten da- Wort reden zu wollen; aber die Gründlichkeit der Berathungen haben ' nicht immer deren Weitläufigkeit zur Bedingung. Gründ. lichkeit und Beschleunigung sind keine Begriffe, die sich au-schließen und wir erwarten von der Ge chicklichkeit de- jetzigen Vorsitzenden der Kommission, deS Geheimen OderjustizratheS Küntzel, daß er.eS verstehen wird, den richtigen Mittelweg zu finden. Unter den Mitgliedern der Kommission herrscht völlige Einstimmigkeit darüber, daß die bisherigen Berathungen dank den hervorragen den Geisteseigenschaften der Mitarbeiter einen überaus anregenden und interessanten Verlauf genommen, daß sie zum Theile die RechtSavschauungen unsere- Volkes in sehr drastischer Weise wiedergespiegelt haben und zu wahren geistigen Schlachten geworden sind; trotz alle dem erscheint aber die Frage gerechtfertigt, ob denn diese ausgedehnten geistigen Kämpfe zur Vollendung der Auf gabe, die der Kommission gestellt ist, unbedingt noth wendig waren, ob sie nicht vielmehr zum Theile wenigstens weit über den Rahmen dieser Aufgabe hinausgegangen find. Wir halten es für dringend wünschenSwerth, daß die einzelnen Mitglieder der Kommission sich mehr wie bisher die Frage vorlegen und stet- vergegenwärtigen, ob ihre einzelnen Ausführungen und Anträge nicht gar zu sehr in das Gebiet der Kleinmalerei hinüverschweifen und deshalb geeignet sind, die Erfüllung de- vom deutschen Volke gehegten berechtigten Wunsche- nach einer baldigen Vollendung des deutschen bürgerlichen Gesetzbuches durch überflüssige Verschleppung und Ver zögerung zu gefährden. Gerade bei diefer Arbeit, die doch noch nicht EndgiltigeS schaffen, sondern dasselbe nur vorbereiten soll, muß jeder Mitwirkende sich stets Goethe'- Wort zur Richtschnur nehmen, daß in der Beschränkung sich erst der wahre Meister zeigt. Die „Deutsche Friedensgesellschaft" macht wieder einmal von sich reden, indem sie den nachstehenden Auf ruf an das Volk erläßt: „Bon den Thronen der Herr- scher und den Tribünen der Parlamente ertönen Worte des Friedens. Kein Volk will den Krieg. Jede Re gierung scheut sich, die Verantwortung für die entsetz lichen Folgen auf sich zu nehmen, die der nächste Feld zug im Gefolge haben müßte; aber ebenso stark wie der Wunsch nach Frieden bleibt die Furcht vor dem Kriege. Um diesen unerträglichen Zustand zu beseitigen, haben sich in allen gesitteten Ländern der Erde in den letzten Jahrzehnten Friedensgesellschaften gebildet, die allent halben mächtig emporstreben; nach Tausenden zählen ihre Mitglieder. Deutschland allein, das sonst rmmer unter den Vorkämpfern für alle idealen Bestrebungen zu finden war, ist in dieser Beziehuna zurückgeblieben. Wohl betheiligen sich auch einige deutsche Volksvertreter an den jährlich wiederkthrenden internationalen Friedens kongressen, aber die breiteren Schichten unseres Volke- haben noch keine Stellung zu dieser Bewegung ge ¬ nommen, trotzdem dieselbe einen sichtlichen Einfluß auf die Beziehungen der Nationen unter einander auSübt. Dadurch ladet das deutsche Volk den Schein auf sich, weniger friedliebend zu sein, al- andere Nationen. Dieser Verdacht aber, so grundlos er auch sein mag, birgt schon eine Kriegsgefahr in sich. Deshalb haben wir in der Hauptstadt des deutschen Reiches eine Friedensgesellschaft ins Leben gerufen. Sie soll einen BereinigungSpunkt für Alle bilden, denen eS wün- schenSwerth erscheint, daß die auf einander angewiesenen Staaten sich durch Verträge verpflichten, alle unter ihnen entstehenden Streitigkeiten durch internationale SchiedS- ! gerichte entscheiden lassen zu wollen. Ihre Selbstständig keit und der gegenwärtige Stand ihres Besitzes soll durch diese Verträge nicht angetastet werden. Daß dieses Ziel nicht unerreichbar und mit der Würde jede- sou- verainen Staates wohl vereinbar ist, beweist die wachsende Zahl der Fälle, in denen Streitigkeiten selbst zwischen den größten Mächten der Kulturwelt durch Schieds gerichte geschlichtet werden. Wir verfolgen diese Ziele mit praktischen Mitteln; von allen diesen Mitteln ist daS mächtigste aber die öffentliche Meinung. Wenn die Zahl der Mitglieder der FriedenSgesellschasten erst so groß geworden ist, daß der Ausdruck ihres Willens al ber Ausdruck deS VolkSwillenS erscheint, dann wird keine Macht der Erde mehr im Stande sein, einen Krieg zu entfesseln, dann dürste auch die Furcht vor dem Kriege und mit ihr die Ursache der zur unerträg lichen Last gewordenen militärischen Rüstungen ver schwinden, unter denen Europa zur Zeit seufzt. Wir fordern deshalb unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen, Welcker Partei sie auch angehören mögen, auf, durch ihren Beitritt zur deutschen Friedensgesellschaft die friedliche Gesinnung auch öffentlich zu bekunden, von der sie innerlich längst beseelt sind und so mitzuhelfen zur Verwirklichung einer Idee, von deren Durchführung das Wohl und Wehe unsere- deutschen Vaterlandes und der ganzen Menschheit abhängt." Der preußische Kriegsminister v. Kaltenborn widmet seinem nunmehr verstorbenen Vorgänger auf diesem Posten, dem General v. Kameke, im „Reichsanzeiger" einen Nachruf, dessen Schlußsatz lautet: „Die Armee betrauert in ihm einen im Frieden und im Kriege an den verantwortungsreichsten Stellen hervorragend be währten General, das Kriegs Ministerium einen Chef, der, schlicht und selbstlos, ein Musier und Vorbild in unablässiger, treuer Arbeit im Dienste seines König- und Kriegsherrn gewesen ist. In hohen Ehren wird sein Andenken fortleben." — Der Verstorbene stand, wie wir noch hinzufügen wollen, im 77. Lebensjahre. Die gegenwärtig in Preußen stattfindende Wahl agitation bietet da- Bild einer seltenen Zerfahrenheit Feuilleton vollständig in den dicken, farbensprühenden Velour- teppichen. Ueber dem in der Nähe de- Fenster- stehenden, durch eine prachtvolle Lapis - Lazuli - Platte glänzenden Schreibtische paradirte im reichvergoldeten Rahmen daS Porträt eines stattlichen ältlichen Manne- und eS bedurfte für den Eintretenden nur eines Blickes, um in diesen, von Humanität und Charakterfestigkeit durchgeistigten Zügen, deren Sehnlichkeit mit denen der Principalin nicht wegzuleugnen war, den Gründer deS Hause-, Mr. Frank Courton, zu erkennen. In ein weiße- Kaschmirkleid gehüllt, von dem sich die lange Reihe vergoldeter Knöpfe in sprühenden Blitzen abhob, saß die junge Dame auf dem kirsch braunen Plüfchdivan, die widerstrebende Lockenfluth zum Theil unter einem zierlichen Häubchen verborgen. Bor ihr auf dem runden Tische von Ahornholz war in reichem Silbergeschirr da- Frühstück servirt. Ein wunderbarer Hauch von poetischer Schönheit und vor nehmer Eleganz ruhte über diesem anziehenden BUde, aber eS erhob den Eintretenden nicht, eS schüchterte ihn ein und lebhafter al- je zuckte der Gedanke durch seine Seele: „Diese Fee aus „Tausend und eine Nacht" läßt sich nimmer zu Dir armen Sterblichen herab." Hatte Miß Fanny eine Ahnung von dem Wider streit feiner Empfindungen? Thatfache war, daß sie seinen ehrerbietigen Gruß mit bezaubernder Freundlich keit erwiederte, da- Papier au- seiner Hand entgegen nahm, eS gleich darauf aber auch al- eine nebensächliche Angelegenheit bei Seite warf und ihn mit den Worten zum Niedersetzen einlud: „Nehmen Sie einen Augenblick Platz, Sir. Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, Ihnen zu sagen, Alte und neue Welt. Roman von Karl Zastrow. li9 Fortsetzung.) „Nein", seufzte er vor sich hin, „dieser Engel, den man nicht lieben darf, den man gezwungen ist, schauernd zu verehren, wird nie und nimmer die Deine." Miß Courton hatte in der geräumigen Beletage, welche sie mit einer Schwester ihres verstorbenen Vaters, einer alten gichtleidenden Dame, bewohnte, ein eigene- Arbeitszimmer inne, wo sie alle in Hie Oberleitung ein. schlagenden Geschäftsangelegenheiten nach den ihr von ihrem verstorbenen Vater seiner Zeit bekannt gegebenen Vorschriften und Grundsätzen erledigte. Früher war dies häufig mit Zuziehung deS Disponenten geschehen. Seit der Rückkehr aber hatte die junge Dame eine auf- fallende Selbstständigkeit an den Tag gelegt und Mr. Wounsted wurde nur noch zu Rache gezogen, wenn die Principalin absolut nicht zur Klarlegung des Sach verhaltes durchdringen konnte. Zu chren hauptsäch lichsten Funktionen gehörte u. A. auch die tägliche Ent gegennahme und Prüfung der Rapporte über die Ein nahmen und Ausgaben deS vergangenen Tage-, welche Mr. Wounsted eigenhändig aufstellte und durch einen der jüngeren Klerk- allmorgentlich nach dem Arbeits zimmer der Herrin sandte. In da- Zimmer gelangte ledoch der Rapportbote höchst selten. Vielmehr wurde da- Schriftstück von Siddy, der kleinen Kammerzofe, in Empfang genommen und an die Herrin befördert. So war denn auch eine- Morgen- die Reihe des , „Rapportabtragens" an den Helden unserer Erzählung gekommen und, das sauber gefaltete Papier in der Hand, , stand er alsbald vor der mit einer Gardine verhangenen Glasthür, welche das Allerheiligste deS Hause- von den profanen Geschäftsräumen trennte. Siddy, welche die i Thür öffneie, führte ihn in den sogenannten Sprechsaal, I nahm aber gegen ihre Gewohnheit daS Papier nicht ab, sondern ging, die Anwesenheit deS Boten ihrer Herrin zu melden. Noch war er wegen dieser Abweichung von dem althergebrachten UsuS mit seinen Gedanken nicht im Reinen, als Siddy wieder erschien und die Meldung machte, daß Miß Courton heute die „Abrechnung" au- der Hand deS Boten selber entgegennehmen wolle. Gleichzeitig öffnete sie eine Thür, welche auf einen Hellen, sauberen Korridor hinausführte und von einer eigenthümlich süßen Empfindung durchzittert, schritt der Deutsche an einer Reihe offenstehender Zimmer vorüber, au» welchen ihm ein berauschender Wohlgeruch entgegen, strömte. Sein flüchtiger Blick traf auf Venetianische Spiegel, große Oelgemälde in vergoldeten Rahmen, reichvergoldete «erlich geschnitzte Möbel, Gobelintapeten und türkische Teppiche und wie befangen von einem magischen Zauber, trat er unter eine am Ende de- Gange- befindliche Seiden. Portiöre, deren schwere Falten Siddy soeben auseinanderrauschen ließ. Nun gelangte er in ein Helle-, freundliche- Zimmer, dessen Fenster auf den Hof hinaus gingen. Weiche, durchsichtige Vorhänge dämpften da- allzuscharf herein- l fallende Licht und da- Geräusch der Trittes verlor sich
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