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Weißeritz-Zeitung : 26.04.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193004269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19300426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19300426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1930
- Monat1930-04
- Tag1930-04-26
- Monat1930-04
- Jahr1930
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 26.04.1930
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Beilage zur Wecheritz-Jettung Nr. 97 Sonnabend am 26. April 1930 96. Jahrgang Mel MMs MWeiiMrilWjiti! Lin erfreulicher «einfall - Allerhand Sensationen — Rich tiges und falsches Sparen. — Neues Ansehen. Lernt rechnen! Ich möchte zu gerne einmal wissen, ob die amtlichen Wettermacher samt und sonders verheiratet sind! Wenn ich zum Beispiel daran denke, was daraus entstehen würde, wenn ich mir einmal erlaubte, meine teure Hälfte in der gleichen Weife zu verkohlen, wie dies die Wetteransager mit uns allen vor den Ostertagen gemacht haben, dann könnten am Johannistag meine lieben Freunde mein Grab mit Sommerblumen schmücken. Also so etwas von Daneben hauen war lange nicht da! Aber wir dürfen uns darüber ja gar nicht so beschweren, denn das Schnippchen, das die Ostersonne den Rittern der Glasröhre am Holzbrett geschla gen hat, das war ja für uns das schönste Ostergeschenk, das wir uns wünschen konnten. Nach bald zehn Tagen endlosen Regens konnte der Regenschirm gerade an den Festtagen in Urlaub geschickt werden, eine bessere Osterüberraschung konnte uns gar nicht bereitet werden. Der „holde, belebende Blick" der Ostersonne brachte denn auch das übliche Osterbild mit den „geputzten Menschen" zustande und verhalf vor allem den Gartenlokalen außerhalb der Stadt zu dem im Wirtschaftsprogramm dieser Unternehmungen nun einmal vorgesehenen Massenbetrieb. Verschiedentlich gab es auch schon diverse Sensationen. In Chemnitz war es am ersten Ostertag eine Kuh, die den Stall im Schlachthof mit der goldenen Freiheit ver tauschte und nach einem Spaziergang durch die verschiedenen Straßen, wobei sie sich mit einem Manne in einem von ihr siegreich bestandenen Boxkampf einlieb, unten am Schloß teich landete, von wo aus sie wieder in ihr so schnöde verlas senes Quartier zurückaeführt wurde. Wer weiß, in wieviel Küchen und Würsten das Tier heute seiner Endbestimmung entgegensieht! Im lieben Dresden hätte beinahe eine ganze Straße im Finstern dagelegen, weil irgend eine ir gendwo in irgendeiner Montage beschäftigte Hand frei weg 70 Meter Leitungsdraht gestohlen hatte. Da hat man wieder einmal einen sichtbaren Beweis dafür, wie finster das biß chen Leben vor einem liegt, wenn der notige — Draht fehlt! Was heutzutage alles gestohlen wird, das geht wirklich auf keine Kuhhaut. Oder haben Sie schon einmal eine Kuh mit einer Gartentüre gesehen? Wenn ja, dann benachrich- tigen Sie, bitte, jenen Gartenbesitzer in Leipzig, dem in diesen Tagen die Türe zu seinem Gemüseparadies gestohlen worden ist. An und für sich ist das Mausen einer solchen Tür ja weit einfacher als das Herstellen einer derartigen Eingangspforte in den umzäunten Landbesitz, aber so un eigennützig sind nun einmal die lieben Mitmenschen noch nicht, daß, sie solche Arbeit für andere verrichten. Letzten Endes ist der Verlust einer Gartentüre noch nicht so schlimm als der einer ganzen Scheune. Eine solche ist zwar noch nicht (bitte die Betonung auf das noch zu legen) gestohlen wor den, aber in Crimmitschau wurde in diesen Tagen eine gefüllte Scheune 22 Meter zur Seite gerückt. Man hat dort das ganze Gebäude mit 100 Zentnern Futtermittel und einer eingebauten Dreschmaschine auf Rollen gesetzt und dann beiseite geschoben als handle es sich lediglich um einen Kleiderschrank! Die ganze Arbeit hat neun Stunden ge dauert. Die Aussichten für Besitzer von „beweglichen" Sa chen werden immer trostloser, da werden in Zutunst nicht mehr die Kartoffeln sackweise, sondern gleich mit der Scheune gestohlen werden können. Doch sparen wir uns die Befürch tungen auf, bis es soweit ist. Mit dem Sparen ist es auch eine eigene Sache. Nicht jeder Rat und Beschluß in dieser Angelegenheit ist so aut wie der vor Ostern vom Stadtoerordneten-Kollegium inZwick- a u gefaßte Beschluß, die Redezeit der Herren Stadtväter in diesem Kreise auf 30 Minuten zu beschränken. Wohl ge merkt, nur im Kollegium sollen die Herren nur 30 Minuten zu jeder Sache sprechen — zu Hause dürfen sie das mitunter gar nicht einmal, aber am Stammtisch können sie sich aus- vorm. j. 8. 8cbvslbe 8- 8obn VKvMNttL L liefert MseiMilleii M ilt kür jeä«8 OelsII und jede Vsssermenge KksedrilllWikreKr MMtaMeKr 8MtW-, keelM- M MmlW ivoeni rias Nezepl möchte man am liebsten auch unserem hohen Reichstag empfehlen, schon aus dem Grunde, weil die dort gehaltenen Reden ja alle von amtswegen gedruckt werden. Selbst auf die Gefahr hin, daß dadurch die für diese Zwecke liefernde Papierfabrik Betriebseinschränkungen vornehmen müßte, würden wir einen solchen Beschluß aus Sparsamkeitsrücksichten doch empfehlen. Mit dem Sparen eng verwandt ist das Suchen nach neuen Einnahmequellen. Darüber können ja die Finanz minister der deutschen Staaten und die Finanzdezernenten der Gemeinden ein Liedlein singen. In Dresden hatte es der Hohe Nat wieder einmal auf die — Hunoe abgesehen. Ausgerechnet die armen Tiere sollten mithelfen, den Etat ins Gleichgewicht zu bringen. Das können die armen Tiere nun nicht durch Bellen oder Beißen erreichen, sondern nur durch die Steuern, die ihre Besitzer für sie bezahlen. Im allge meinen ist das Steuerzahlen füx andere ja nicht erlaubt, hier ist es direkte Vorschrift: es gibt eben keine Regel ohne Aus nahme! Wie sich die Steuermacher den Laden aber richtig besahen, wurde ihnen plausibel, daß sie die Rechnung wieder einmal ohne Rücksicht auf den Erfolg gemacht hatten. Durch die erhöhte Steuer wurden immer mehr Hunde abgeschafft und das Ende vom Liede war ein erhöhter — Fehlbetrag. Ob das mit den neuen Steuern, die der Reichstag dem deutschen Volke auf den Tisch des Hauses gelegt hat, auch der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Das eine steht heute schon fest, daß durch diese Steuern der Haushalt jedes Einzelnen belastet wird. Man hat das „oben" auch schon einaesehen und propagiert nun mit besonderem Fleitze den Gedanken der Pfennigrechnuna. Bisher war es ja so, daß der Pfennig leider keine große Nummer mehr hatte, es wurde alles auf glatte Fünfer oder Groschen abgerundet. Man hat ausge rechnet, daß durch diese Abrundung die Lebenskosten einer Berliner Arbeiterfamilie um 4—5 RM monatlich verteuert wird. Das soll nun anders werden, es soll wieder alles nach Pfennigen genau bezahlt werden. Allein bei der Reichsbank lagern rund 100 Millionen Zweipfennigstücke, die jetzt in Umlauf gesetzt werden sollen. Dazu kommen noch 50 Millio nen blanke Einpfennigstücke, die in diesen Tagen -en Weg von den deutschen Münzstätten in die Oeffentlichkeit antre ten, um den Kleingeldmangel.zu beheben. Es ist mit Freu den zu begrüßen, daß dadurch der Pfennig wieder an An sehen und Beachtung gewinnt, denn auch heute noch gilt das Wort unserer Väter, das ihren Aufstieg in der Vorkriegszeit nicht unwesentlich mitgefördert hat: „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert!"
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