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Dresdner Journal : 07.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190603076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1906
- Monat1906-03
- Tag1906-03-07
- Monat1906-03
- Jahr1906
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- Dresdner Journal : 07.03.1906
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430 Mathilde und Se. Hoheit der Herzog Karl Borwin zu Mecklenburg-Streliy mit den Damen und Herren der Hof- und Militärstaaten und des Ehrendienstes. Unter den weiteren Gästen befanden sich die am Königlichen Hofe beglaubigten Missionschefs mit den Leganonssekretären und den AttacheeS nebst Damen, die Herren StaatSminister mit Gemahlinnen, die Herren Präsidenten und Vizepräsidenten beider hohen Rammern der Stänüeversammlung, höhere Offiziere und Zivil-Staatsdiener, sowie Damen und Herren der Aristokratie. Die Versammlung der Gäste er folgte im großen Ballsaale, von wo aus dieselben später in den zum Konzertsaal eingerichteten Bankett saal eingeführt und daselbst placiert wurden. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften er schienen gegen 9 Uhr im Konzertsaale. Das Pro gramm zu den. nun folgenden, von Mitgliedern der König! Hosoper und der Königl. musikalischen Ka pelle unter Leitung des Generalmusikdirektors Geh. Hofrat v. Schuch ausgeführten Konzert war folgendes: 1. Teil. 1. Symphonie, 8-moII (unvollendet, erster Satz von Franz Schubert. 2. Arie ,,Xo, no, ckei non sei cspaes" von W. A Mozart. (Frau Wedekind) S Andante aus dem Violinkonzert Nr. S von L. Spohr. (Hr. Petri) U. Teil. 1. Duett aus der Oper , Dalibor' von Friedr. Smetana, (»lrau Nast. Hr. Burrian ) 2. Ouvertüre „Oarvoral romain" von Hector Berlioz. » Isoldens LiebeStod aus „Tristan und Isolde" von R Wag ner (Frau Wittich.) Nach Schluß der Vorträge folgte ein kurzer Cercle, wobei die ausführenden Künstler von den Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften mit An sprachen ausgezeichnet wurden. Hierauf schloß sich das Souper an, das an prächtig geschmückten Bufetts im Stucksaale und in den beiden Speise sälen eingenommen wurde. Gegen 11 Uhr zogen Sich Ihre Königlichen Majestäten und die Höchsten Herrschaften zurück. Heute früh 9 Uhr begab Sich Se. Majestät mit dem Hohen Gaste in den Königl. Marslall und nahm daselbst die Vorführungen des Königl. Zug- nnd Reitstalles in Augenschein. Denselben wohnte auch Ihre Majestät die Königin-Witwe und Ihre Königl Hoheiten der Prinz Johann Georg und die Prinzessin Mathilde bei. Vom Königl. Marstall aus begab Sich der Allerhöchste Gast, begleitet von Sr Majestät dem Könige, nach dem Hauptbahnhofe und verließ Dresden mit dem Schnellzuge um 10 Uhr, um nach Berlin zu reisen. — Se. Majestät der König empfing heute mittag die Departemcntschefs der Königl. Hofstaaten zum Vortrag. Dresden, 7. März Zur heutigen Mittags tafel bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe ist Se. Exzellenz der Wirkt. Geh. Rat Graf v Könneritz mit Einladung beehrt worden. Dresden, 7. März. Heute früh 7 Uhr 8 Min. trafen Se. Königl. Hoheit der Herzog und Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Herzogin Robert von Württemberg in Begleitung der Hofdame Freiin v. Freyberg-Allmendingen und des persönlichen Adjutänten Oberleutnants Frhrn. v. GaiSberg-Helfenberg zu mehrtägigem Besuche Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg hier ein. Die Württembergischen Herrschaften, die auf dem Hauptbahnhofe von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen begrüßt wurden, nahmen mit Gefolge im PalaiS Höchstdesselbcn Wohnung. Deutsche- Reich. Berlin. Se. Majestät der Kaiser traf gestern mit Automobil von Berlin um 7 Uhr 20 Min in Pots dam im Offizierkasino des Regiments GardcdukorpS ein und nahm an dem Alten Herrenabend des Osfizier- korps teil. — Dem Staatssekretär des deutschen Reichsamts des Innern Staatsminister Grafen v. Posadowsky- Wehner wurden aus Anlaß des Abschlusses des Handelsvertrags mit Deutschland vom 28. Juli 1904 die Brillanten zum Alexander - NewSkyorden verliehen. — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Die Reichs tagsverhandlungen sowohl des Plenums als auch der Steuerkommission nehmen einen sehr schleppenden Gang an. In parlamentarischen Kreisen schreibt man diesen ungünstigen Lauf der Dinge vornehmlich der Zentrums- partel zu, die dadurch den Nachweis für die absolute Notwendigkeit der Gewährung von Diäten zu er- ader noch nicht klar ist, wie er das, was ihn erfüllt, zum. Ausdruck bringen soll Leidlich gelungen ist ihm das Doppelbildni» eines Mannes und einer Frau, die ihm auch für die idyllische Szene des Zigeuners, der einem nackten Weib auf der Gitarre etwas vorspielt, und für die nackte Serpentintänzerin als Modell gedient hat. Alle drei Arbeiten sind ganz mangelhaft modelliert und flach gemalt, aber die Farbe entbehrt wenigstens einer gewissen Frische nicht, während da« gespensterhaste Grau der „Lucretia" geradezu abstößt In dem letzten Kabinett des Salons hat Doris am Ende eine große Fülle zum Teil farbiger Hand zeichnungen und Radierungen ausgestellt, zu denen noch fünf Ölgemälde kommen. Unter den ersteren hat uns die sich aeschickt in die Tiefe des Bildes hineinziehende Birken- alleö' und unter den Radierungen, die sich auf starken Gegensätzen von Hellen und dunklen Mafien ausbauen und manchmal an sogenannte moderne Kunstphotographien erinnern, die Blätter: „Im Sumpf", „Große Wäsche", „Blumige Wiese", „Hau« im Walde", „Am Moorteich" und „Am Kanal" am besten gefallen. Die Motive dürsten zum Teil au« Worpswede stammen, mit dessen Malern die Künstlerin mancherlei verwandte Züge besitzt. H. Ä. Lier. Wissenschaft. * Por einigen Jahren setzte die Akademie der Wissen schaften in Wien einen Ausschuß von Gelehrten ein, der dafür sorgen sollte, phonographische Urkunden von Sprachen und von Dialekten zu sammeln E« wurden besondere Expeditionen nach Kroatien, Elavonien und nach der Insel Lesbo« entsandt, die zahlreiche phono graphische Auszeichnungen dorther mitgebracht und in dem phonographischcn Museum in der Wiener Akademie niedergelegt haben Jetzt sind wieder einige sehr be merkenswerte Bereicherungen dieser einzigartigen Anstalt in Wien eingetroffen, und zwar 5" Proben deutscher Dialekte aus Nord-Tirol und Vorarlberg, sowie 47 auS Kärnten Außerdem aber sind auch wertvolle Beiträge bringen und einen starken Druck auf die baldige Ein bringung einer entsprechenden Vorlage zu üben gedenkt. Diese Annahme erscheint indessen recht zweiselhafter Natur, und zwar au» zwei Gründen. Einmal kann man doch ohne vollwertigen Beweis nicht annehmen, daß eine große Partei, wie das Zentrum, sich so fragwürdiger Mittel zur Erreichung ihres Zieles bedienen werde, dann aber ist man im Zentrum ja auch von dem Stande der Diätenfrage durchaus unterrichtet Man weiß dort sehr gut, daß diese Frage im Schoße der Verbündeten Regierungen nicht nur im positiven Sinne entschieden ist, sondern daß auch eine Vorlage in einer Gestalt zu er warten ist, welche die Zustimmung der Zentrumspartri finden wird. Daß unter diesen Umständen wegen einer Verschiebung der Einbringung um kurze Zeit zu dem Mittel der Verschleppung der Verhandlungen gegriffen werden sollte, erscheint deshalb kaum glaubhaft. Wenn im übrigen in der linktzliberalen Presse an die Nachrichten, daß die kommissarischen Beratungen zwischen den ver schiedenen preußischen Ressorts über die Diätenvorlage abgeschlossen seien und demnächst die Beschlußfassung des Staatsministeriums beoorstehe, eine unliebsame Kritik ge knüpft wird, so übersieht man, daß, wenn es sich auch nicht um eine Vorlage Preußens an den Bundesrat handelt, doch die Stellungnahme der preußischen Stimmen in dieser Körperschaft Gegenstand der Erörterung im StaatSministerium sein muß. Die linksliberale Presse wird sich demzufolge auch damit abfinden müssen, nicht nur, daß das Staatsministerium zu der Frage Stellung nimmt, sondern daß es auch seine Stellungnahme durch kommissarische Vorberatung vorbereiten läßt — Die vom 6 März ab ausgeoebene Nr. 13 des Reichsgcsetzblatts enthält die Kaiser! Bergverordnung vom 27. Februar 1906 für die afrikanischen und Südsee- schutzqebiete mit Ausnahme von Deutsch-Südmcstastika. Baden-Baden Der frühere Staatssekretär in Elsaß - Lothringen Max v Puttkamer ist in der ver gangenen Nacht hier gestorben. Darmstadt. In der Nachmittagssitzung der Zweiten Kammer erklärte Minister Braun, die Schürf- versvche in Vogelsberg hätten das Ergebnis gezeitigt, daß dort in absehbarer Zeit ganz erhebliche Kalilager erschlossen werden könnten Bezüglich Les Heimarbeiter wesens sührte der Minister aus, der Krebsschaden sei darin zu erblicken, daß Mittel und Wege gesucht und gefunden worden seien, die Lasten der Alters-, Unfall- und Invalidenversicherung auf eine Volksklafie abzu wälzen: darunter habe sie schwer zu leiden. Hier müsse der Hebel zu einer Besserung angesetzt werden. Die Heimarbeit ganz zu verbieten, sei heute nicht mehr möglich Es würden sich immer Leute finden, die unter noch elenderen Bedingungen arbeiteten. Eine Besserung müsse hier auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge ge schaffen werden; es müsse gelingen, eins ausreichende Kontrolle zu schaffen, und eine Festsetzung des Minimal lohnes müsse sich ermöglichen lasten Die Heimarbeiter müßten den Industriearbeitern gleichgestellt werden. Hier sei eine Politik des Herzen« angebracht. Geh. Staatsrat Krug v. Nidda erklärte in Angelegenheit der Schiff fahrtsabgaben nochmals, daß die Regierung vermieden habe, irgendwelche Stellung in der wirtschaftlichen Frage dieser Materie zu nehmen. Die Rechtsfrage sei gar nicht berührt worden. In den letzten Verhandlungen des Bundesrats sei ein Novum eingetreten, insofern, als die preußische Regierung auf Grund des Kanalgesetzes ein besondere« Vorgehen mit den süddeutschen Staaten in den hierauf bezüglichen Verhandlungen cingeleitct habe, nach denen zur Deckung der Kosten für notwendige zukünftige Kanalisationsarbeiten eine kleine Abgabe er hoben werden solle Dieses Novum habe die Regierung veranlaßt, die bestimmte Erklärung abzugeben, daß sie noch keine Entscheidung gefaßt habe. Sie werde dies erst tun, nachdem sie mit den Interessenten des Landes in weitestem Sinne in Verbindung getreten sei. Wie dies geschehen solle, müsse man der Regierung über lasten Unrichtig sei es, wenn man von einer Stellung nahme der hessischen Regierung oder von einem Umfallen derselben Preußen gegenüber spreche. Die hessische Re gierung werde ihre Entschließungen lediglich von den Jnterefien des Landes abhängig machen Österreich-Ungar«. Wien. Einem Communiquö zufolge beschlosten die deutsch-böhmischen Abgeordneten eine Resolution, die besagt, die Abgeordeten treten in die Beratung der Wahlreformvorlage ein, finden aber in dem vorliegenden Entwürfe eine Verschiebung der nationalen Kräfte zu ungunsten der Deutschen und müssen daher bestrebt sein, zu erreichen, daß dieser Wahlresormentwurf für die deutschböhmischen Abgeordneten annehmbar gestaltet werde Zyrantretch. Paris. Deputiertenkammer. In der gestrigen Nachmittagssitzuna wurde die Beratung des Marine- budgetS fortgesetzt Lockroy bezeichnete das Flotten programm als ungenügend; wenn man sich mit diesem Programm begnügen sollte, würde die französische Marine weniger stark sein, als die Deutschlands Man dürfe nicht vergessen, daß bei einem zukünftigen Kriege die Flotte eine beträchtliche Rolle zu spielen haben werde Wenn es unglücklicherweise zum Kriege zwischen Deutsch land unv Frankreich kommen würde, so würde der Krieg mit einer Seeschlacht beginnen Die französische Marine müsse also doppelt stark sein, weil Frankreich sich zu gleicher Zeit in der Nordsee und im Mittelmeer ver teidigen müsse Lockroy trat für einen einheitlichen Typ eine« schnellen und starken Panzerschiffes ein. Jedes Geschütz der Panzerschiffe müsse 200 Schuß abzugeben haben Redner erklärte schließlich, Stärkung der nationalen Wehrkraft sei die beste Bürgschaft für den Frieden Man müsse den Krieg vorbereiten, wenn man nicht ein feind liches Eindringen in das Land vorbereiten wolle Je mehr Frankreich Fortschritte mache auf sozialem Gebiet, desto mehr habe es die Pflicht, die Integrität seines Ge biets und die Gesamtheit seiner Freiheiten zu verteidigen. (Anhaltender Beifall; Lockroy wird vom Präsidenten Doumer im Namen des Hauses beglückwünscht ) Schweiz. Bern. Der Bundesrat beantragte bei der Bundes versammlung eine Verfassungsänderung betreffend Ein führung der Gesetzinitiative im Bunde. Danach sollen 50000 schweizerische Bürger das Begehren auf Erlaß, Aufhebung oder Abänderung von Bundesgesetzen oder allgemein verbindlichen Bundesbeschlüsten in dem Sinne stellen können, daß ein solches Begehren dem Schweizervolk zur Annahme oder Verwerfung vorgelegt werden muß. Solche Jnitiativbegehren sollen zulässig sein in Form einer allgemeinen Anregung oder eines ausgearbeiteten Gesetzentwurfs Die Bundesversammlung soll dem Schweizervolke gleichzeitig einen Gegencntwurf zur Abstimmung unterbreiten können Verfassungs widrige oder mit Staatsverträgen in Widerspruch stehende Jnitiativbegehren soll die Bundesversammlung von sich aus zurückzuweisen befugt sein, ohne ihnen weitere Folge zu geben. <>Sro^bri1-r««ie«. London Das Heeresbudget beläuft sich im ganzen auf 29 796 000 Pfd Sterl , weist also im Vergleich zum Vorjahre eine Abnahme um 17 000 Pfd. Sterl, aus. Trotz der um 220000 Pfd. Sterl, vermehrten Auf wendungen für die Reserve, deren Stärke 122 000 Mann erreichen soll und trotz der Mehrausgaben von 29 000 Pfd. Sterl, für die Bekleidungsmagazine, deren Überfluß an Vorräten aus dem südwestasrikan.schen Kriege ausgebraucht ist, sieht das Budget nur die Erhaltung des Heeres, in seinem gegenwärtigen Bestände für die Dauer eines weiteren Jahres vor, da Kriegsminister Haldane keine wichtigen Änderungen vornehmen will, ohne aus reichende Zeit zur Prüfung gehabt zu haben. Die Stärke de« Heeres soll um 5300 Mann herabgesetzt werden infolge der durch die Änderungen in der Verteilung der Flotte sich ergebenden Verringerungen der Garnisonen in den Kolonien. Alle regulären Streitkräfte sollen gegen Ende des Etatsjahrs 1906 07 mit dem neuen Gewehr ausgerüstet sein. R«tzla«d. St. Petersburg. In dem gestern veröffentlichten Kaiser! Manifest wird zunächst mitgeteilt, daß die in dem Manifest vom 30. Oktober anqekündigten gesetz gebenden Arbeiten betreffend die Reorganisation des Reichsrats und betreffend Abänderung des Reicheduma gesetzes zum Abschluß gekommen sind. Danach werden die Duma und der Reichsrat, der zukünftig zu gleichen Teilen aus vom Kaiser ernannten und aus gewählten Mitgliedern gebildet wird, alljährlich durch Kaiser! Ukas zu ihren Tagungen einberufen und ebenso durch Kaiser! UkaS vertagt. Duma und Reichsrat haben gleiche gesetz geberische Befugnisse, sie haben in gleicher Weise das Recht der Initiative bezüglich der Einbringung von Gesetzesvorlagen und ebenso das Recht, Fragen an die Minister zu richten. Jede Gesetzesvorlage muß, ehe sie dem Kaiser zur Sanktion vorgelegt wird, von der Duma und vom ReichSrat angenommen" sein. Gesetzesvorlagen, die von einer der beiden gesetzgebenden Körperschaften abgclehnt worden sind, werden dem Kaiser nicht zur Sanktion vorgelegt Duma und Reichsrat haben beide das Recht, die Wahl ihrer Mitglieder für ungültig zu erklären In dem Manifest wird dann angekündigt, daß der Befehl zur Ausarbeitung von Finnland und Ruß land gleichzeitig interessierenden Gesetzen durch besonderen Ukas ergehen wird; das Manifest schließt mit der Er klärung, der Kaiser hege die feste Hoffnung, daß die Teil nähme von Vertretern des Volkes an der Gesetzgebung zu der wirtschaftlichen Wohlfahrt des Reiches beitragen und die Einheit Rußlands festigen werde Gleichzeitig mit diesem Manifest sind Ukase veröffent licht worden, welche die neuen Gesetze betreffend Bildung der Duma und des Reichsrats enthaften. Die Wahl- mitglieder des Reichsrats werden für neun Jahre gewählt, alle drei Jahre finden für ein Drittel der Mit glieder Erneuerungswahlen statt. Jede Semstwover- sammlung in den Gouvernements wählt ein 'Mitglied. Sechs Mitglieder werden von den orthodoxen Synoden gewählt, sechs von den Vertretern der Akademie der Wissenschaften und der Universitäten, zwölf von den Vertretern der Handelsbörsen und der Industrie, 18 von den Vertretern des Adels und sechs von den als Kongreß in Warschau zusammenqetretcnen Vertretern der Grund besitzer Polen« Die Kongresse der Vertreter der Wissen schaft, des Adels, des Handels und der Industrie treten zur Wahl ihrer Mitglieder im Reichsrat in St Petersburg zusammen In den Provinzen de« europäischen Ruß lands, wo keine SemstwoS bestehen, treten am Hauptort der Provinz Kongresse der Vertreter der Grundeigentümer zusammen, um jeder ein Mitglied des Reichsrats zu wählen Die Mitglieder des Reichsrats müssen 40 Jahre alt und im Besitz des Abiturientenzeugnifies sein. Der Präsident und der Vizepräsident des Reichsrats werden vom Kaiser ernannt. Die gewählten Mitglieder de« Reichsrat« erhalten während der Tagung eine Entschädi gung von 25 Rubeln pro Tag. Die Sitzungen des Reichsrats wie die der Duma sind öffentliche Der Schluß der Debatte kann durch einfache Stimmenmehr heit beschlossen werden. Weder Reichsrat noch Duma haben das Recht, Deputationen zu empfangen oder Bitt schriften entaegenzunehmen. Tie Minister können Mit glieder der Duma sein und haben dann auch das Recht, ihre Stimme abzugeben. Die von beiden gesetzgebenden Körperschaften angenommenen Gesetze werden der Sanktion des Kaisers durch den Präsidenten des Reichsrats unter breitet. Tie Mitglieder beider Körperschaften genießen während der Tagung persönliche Immunität und dürfen ohne vorherige Zustimmung de« Reichsrats bcz der Duma nicht verhaftet werden, ausgenommen wenn sie auf frischer Tat ertappt werden oder wegen in Ausübung ihres Amtes begangener Vergehen. — Wie die „Berl Morgenpost" erfahren haben will, soll neben dem Dumamanisest ein vertraulicher Erlaß er gangen sein, nach dem für alle künftigen Abgeordneten vor Zulassung zur Duma obligatorisch der Treueid für Kaiser und Autokratie gefordert wird Jede antimonarchische Haltung der Dumamitgliedcr wird eine Verfolgung wegen Meineids nach sich ziehen — An der gestrigen Börse wurde der Rücktritt Wittes bereits wie eine vollendete Tatsache besprochen. — Mit bezug auf die 'Nachricht ausländischer Blätter, daß Vertreter der amcrikanischen Kapitalisten Rockefeller, Gould und Flint gegenwärtig in Petersburg mit dem Ministerpräsidenten Grafen Witte über den Ankauf russischer Eisenbahnen verhandelten, ist das „Nutzlose Goßudarstwo" in der Lage mitzuteilen, datz die russische Regierung weder direkt noch indirekt in Besprechungen wegen des Verkaufs von Eisenbahnen eingetretcn ist und auch in Zukunft auf nichts derartiges eingehen wird. Tiflis. Ter Mörder des Generals Griaznow ist zum Tode durch den Strang verurteilt worden Gestern wurde hier in dem Palaste des Statthalter» ein Kongreß von Vertretern von Armeniern und Ta taren unter dem Vorsitze des Statthalters eröffnet, der die Beilegung der bewaffneten Zusammenstöße zwischen Armeniern und Tataren erwägen soll. Der Kongreß besteht aus je 28 Mitgliedern der Armenier und Ta taren. — Ter Statthalter hat über den Bezirk Bort- schalinsk den Kriegszustand verhängt und der Bezirk dem zeitweiligen Generalgouverncur von Tislis unterstellt. Marokko. * AuS Berlin wird der „Polit. Korr " berichtet: Die Versuche, Deutschlands diplomatische Stellung in der Marokko-Angelegenheit durch angeblich unternommene Schritte auswärtiger Mächte in Berlin als erschüttert erscheinen zu lassen, sind in ihrer Veranlassung und ihren Absichten so durchsichtig, daß sie eigentlich einer Widerlegung nicht bedürfen Es ist bereits mitgeteilt worden, daß keine maßgebende Stelle in Berlin an irgendwelche Verwickelungen im Anschluß an die gegen wärtigen internationalen Auseinandersetzungen glaubt. Man wird sich selbstverständlich auf allen Seiten mit den Ergebnissen zufriedenzugeben haben, die in Algeciras zu erreichen sein werden. Die deutsche Politik beab sichtigt bekanntlich nichts anderes, als möglichst starke und verläßliche Bürgschaften für die offene Tür in Marokko zu gewinnen, und mit diesen Ansprüchen fallen die Interessen Österreich-Ungarns völlig zusammen. Daraus allein und nicht aus irgendwelchen besonderen diplomatischen Verabredungen oder aus irgendwelchen Kommentaren zum Dreibundvertrag hat man sich das Zusammengehen der beiden verbündeten Mächte in Alge ciras zu erklären, die dort keine anderen Interessen, als die bei dem marokkanischen Problem direkt in Frage stehenden wahrzunehmen haben An dieser für die deutsche Politik sehr erfreulichen Tatsache vermögen un geschickte Erfindungen um so weniger etwas zu ändern, als man hier noch immer hofft, Frankreich selber werde es den die allgemeinen internationalen Bedürfnisse ver tretenden Mächten schließlich doch ermöglichen, unter Ausrechterhaltung der unter keiner Bedingung preis zugebenden Grundsätze, die zur Konferenz geführt haben, so viel Entgegenkommen zu beweisen, daß in allen auS fernen Ländern eingegangen, so aus Indien, wichtige Aufzeichnungen alter Sanskrit-Gesänge und auS Neu- Guinea 32 Phonogramme zur Veranschaulichung der Sprache und der Musik der dortigen Eingeborenen, unter denen die KriegSgesänge mit begleitenden Pauken ein besonderes Interesse beanspruchen Eine nach Australien entsandte Expedition ist jetzt auf der Heimkehr begriffen, und eine andere rüstet sich bald zur Abreise nach Grön land, um den dortigen Eskimos mit dem Phonographen zu Leibe zu gehen. Durch beharrliche Verfolgung solcher großartigen Pläne wird das phonographische Museum in Wien bald zu einem Archiv von höchster Wichtigkeit für Volks- und Völkerkunde werden * Aus Genf wird geschrieben: Der stetig zunehmende Besuch reichsdeutscher Studierender der Rechte an den Universitäten der französischen Schweiz hat die betreffenden Fakultäten dahin geführt, den besonderen Bedürfnissen des deutschen Elements Rechnung zu tragen. So hat die Genfer juristische Fakultät neuerdings das deutsche Rechtsstudium derart ausgestaltet, daß die deutschen Juristen nunmehr alle nach den deutschen Studienordnungen in den ersten drei Semestern erforder lichen Vorlesungen und Übungen in Gens vorsinden. Zudem wird die Mehrzahl dieser Vorlesungen in deutscher Sprache gehalten. Volkskundliche Literatur. Die „Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde", heraus gegeben von vr E Mogk und Prof, vr H Stumme, vollenden mit dem zuletzt erschienenen (12 ) Hefte ihren dritten Band. Auf Vereinsnachrichten und Bekannt machungen folgen in diesem Hefte zunächst Mitteilungen über den Verband deutscher Vereine für Volkskunde, deren Vertreter am 2. Oktober 1905 zum erstenmal tagten, und zwar in Hamburg, wobei die meisten Vereine deutscher Zunge vertreten waren, auch der sächsische (durch Prof Mogk fit Leipzig), aber nicht offiziell, weil er gleich dem bayrischen finanzieller Schwierigkeiten wegen noch nicht hatte beitreten können Durch den Beschluß, daß jedem Vereine seine Selbständigkeit gewahrt bleiben sollte, und den weiteren, daß Vereine, denen der Bei tritt zum Verbände aus finanziellen Gründen Schwierig keiten macht, ausgenommen werden dürfen, wenn sie einen Jahresbeitrag von wenigstens 30 M zahlen, sind die Schwierigkeiten beseitigt worden. Sehr erfreulich sind die Nachrichten über den guten Fortgang der für ver schiedene Zwecke der Volkskunde so wichtigen Flurnamen forschung in Sachsen, worüber vr. H Beschorner in Dresden berichtet; eine ganze Reihe von Mitgliedern hat sich zur Mitarbeit neu gemeldet Ferner sind an zwei Stellen Sachsens wichtige Ouellcn für die Flurnamenforschung zutage gefördert worden, indem sich in den Archiven der BezirkSsteuereinnahmcn Löbau und Grimma Akten bände gefunden haben, die sich als reiche Fundgruben für die „Benennungen der Parzellen" (Flurnamen und sogenannte „Flurbezeichnungen" oder Flurnamen zweiter Ordnung) in den meisten Orten dieser Bezirke erweisen. Die Verzeichnisse des Löbauer Bezirk« stammen auS dem Jahre 1844, die des Grimmaer jedoch erst aus den Jahren 1859 bis 1889, meist aber 1883. Weiter folgt der interefiante Vortrag von Pastor Helbig in Groitzsch „Die Steinkreuze im Königreich Sachsen", der aus der Hauptversammlung de« Verein« für Sächsische Volks kunde in Zwickau am 29 Oktober vergangenen Jahre« gehalten wurde Dem Verfasser sind aus ein schlägiger Literatur, mündlichen und schriftlichen Mit teilungen und eigener Anschauung etwa 180 Steinkreuze an 117 Standorten in Sachsen bekannt geworden Ein Teil davon ist als früher vorhanden gewesen einwand frei bezeugt, die meisten existieren noch Er bespricht einleitend die Form der Kreuze, aus vielen einaehauene besondere Zeichen (Kreuz, Schwert, Rad, Armbrust, Stab, Axt rc), vor allem aber ihre Bestimmung Sühne-, Mord- und Ehrenkreuze sind in Sachsen selten und fast ausnahmslos durch eure Inschrift oder ein besonderes Zeichen kenntlich gemacht Ändere mögen zur Bezeichnung einer Gerichtsstätte gedient haben, vielleicht die mit einem aus- oder eingehauenen Rade Die meisten Steinkreuz« in Sachsen jedoch sind nach Pastor Helbig Grenzbrzeichnungen, was durch ihre Verteilung im Lande bewiesen wird, und zwar für kirchliche Bezirke, hauptsächlich für die ehe maligen BiSt. mer Dies geht aus der Gruppierung der Steinkreuze hervor Es sind sechs Gruppen zu unter scheiden: die vogtländische, Meißner, Chutizi- (zwischen Pleiße und Parthe), Nisani- (östlich und südlich von Dresden), Bautzner und Zittauer Gruppe Eine An regung zur Feststellung der Baucrnhaustypen in Sachsen, Büchcrbrsprechungcn und kleine Mitteilungen bilden den Schluß des Heftes. Die „Mitteilungen" crweuen sich nicht bloß als die geeignetste Sammelstelle für Material zur sächsischen Volkskunde, sondern bringen auch in steigendem Matze Arbeiten, in denen gesammeltes Material wissenschaftlich bearbeitet ist Möge e« ihnen niemals an berufenen Mitarbeitern fehlen H G Literatur. Literatur. Der Hinweis auf eine Reihe von kleineren, aber gehaltreichen und wertvollen Ver öffentlichungen zur Literaturgeschichte wird am zweck mäßigsten mit dem bereits in zweiter Auflage vor liegenden „Fontane-Brevier" von Olga und Heinrich Spiero (Berlin, Verlag von F Fontane u Co ) er öffnet, das in 19 Abschnitten: „Religion", „Schein und Wesen", „8evtiveUe, proner xsrclv s vous!", „LebenS- reglement", „Ehe und Liebe", „Da« menschliche Herz", „Heldentum und Genie", „Sanspareils", „Deutsches, Preußisches, Märkische«", „Ausländisches", „Politik und Geschichte", „Persönliche und bürgerliche Freiheit", „Die Stände", „Der Alltag und die Leute", „Metier, Drama und Bühne", „Kritik", „Die Alten unv die Jungen", „Eigenes Leben und Schaffen" eine vortreffliche und fein sinnig« Auswahl Fontanescher Aussprüche aus seinen er zählenden Werken, Briefen, autobiographischen und kritischen Schriften barbieret Die Mehrzahl dieser Aus sprüche sind unmittelbare Bekenntnisse und Gedanken Fon tanes und auch die seinen dichterischen Gestalten in die Seele und den Mund gelegten, hier wiederholten, tragen das Gepräge seiner Weltanschauung Die ganze mannhafte wie liebens-
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