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Dresdner Journal : 23.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190603239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060323
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1906
- Monat1906-03
- Tag1906-03-23
- Monat1906-03
- Jahr1906
- Titel
- Dresdner Journal : 23.03.1906
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vezusSPreiS: Heim Bezüge durch dir Helckäst-ftea, innerkakS Dresdens 2,50 M (einschl. Zulrogung), durch die >m Deutschen Reiche » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummeni 10 Ps Wird Zurückjcnduna der für die Schriflleitung bestimmten, «der von diejer nicht crn« aesordertcn Beiträge bean sprucht, so ist das Postgcld beizufügen Dresdner Ämmml Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm 5 Uhr. — Originalbrrichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. «ukÜUdiguug-oebühre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung-Seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Ps. Aufschlag für die Zeile Unterm Re- daktionsstrich (Eingesandt) oie Texlzcilc initiier Schrift oder deren Raum 50 Ps. Gebühren - Ermäßigung bei östercr Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittag- 12 Uhr für die nach mittag- erscheinende Rümmer ^68. Freitag, den 23. März nachmittags. 1906. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Sr. König!. Hoheit dem Kronprinzen Ludwig Philipp von Portugal den Hausorden der Rautenkrone ver liehen und ihm die Insignien durch den Gesandten Wirkl. Geh. Rat Frhrn. v. Reitzenstein überreichen lassen. Sr»e«««nge«, Bersetzunge* re. im Uche« Dienste. Im «rschLft-bereiche d,» »tntsterium» de» Kultus u. öffrntl. Unterricht». Zu besetzen: die Schulstelle zu Reppen bet Oschatz. Kollator: die oberste Schulbehörde Außer freier Amtswohnung im Schulhause und Eartengenuß 1200 M vom Schuldienste, 165 M. für Überstunden in der Fortbildungsschule und im Turnen, 84 M. Heizung-entschädigung. Bewerbungen mit sämtlichen Unter lagen bis 2 April an den Königl. Bezirksschulinspektor in Oschatz tBehördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile. Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichte. Dresden, 23. März. Se Majestät der König hörte heute vormittag die Vorträge der Herren StaatSminister und des Königl. Kabinettssekretärs. Heute abend ^9 Uhr findet bei Sr. Majestät im Residenzschlosse ein zweites Hofkonzert statt. Dresden, 23. März Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde wohnte gestern abend ^dem Schlußkonzert der Dresdner Musikschule im Vereins- bauie bei. Deutsche» Reich. Berlin Se. Majestät der Kaiser empfing vor gestern abend den japanischen Botschafter, der einen Brief de» Prinzen Arisugawa an den Monarchen überreichte Gestern morgen begab sich da» Kaiserpaar nach dem Mausoleum in Charlottenburg, um dort, wie wir an anderer Stelle ausführlich berichten, am GeburtStaa Kaiser Wilhelms I. einen Kranz niederzmegen Der Kaiser be suchte später den Reichskanzler und hörte im Königl. Schloß die Vorträge des Präses der Artillerie-Prüfungs kommission Generalleutnants Kehrer, des Chefs des Ingenieur- und Pionierkorps Generalleutnants v. Beseler, deö Kricgsministers, des Chefs des Generalstabs der Armee und des Chefs des Militärkabinetts. — In der gestrigen Sitzung des Bundesrats wurde der Ausschußantrag zu der Vorlage betreffend den Entwurf von Vorschriften über die staatliche Prüfung von Krankenpflegepersonen angenommen — Dem Reichstage ist der Bericht der Reich» - schuldenkommission über die Verwaltung desSchulden- wefens des Deutschen Reiches, über den Reichskriegsschap, über die An- und Ausfertigung, Einziehung und Ver- nichrung der von der Reichsbank auszugebenden Bank noten und über die ihr übertragene Aussicht über die Verwaltung des NeichsinvalidenfondS zugegangen. Der JnvalidensondS, über dessen Sanierung in der laufenden Tagung vom Reichstage beraten wird, hatte Ende Januar 1906 einen Bestand von 209185800 M Diese Summe setzte sich aus 173305300 M. Schuld verschreibungen des Reiches und deutscher Bundesstaaten, aus 12025400 M Eiscnbahnprioritätsobligationen mit Staatsgarantie, 987 000 M. Nentenbriefe und 22868100 M. Schuldverschreibungen deutscher kommunaler Korporationen zusammen Dotiert wurde der Reichsinvalidenfonds be kanntlich mit einem Betrage von 561 Mill. M aus der französischen Kriegskostencntschädigung. Bei der Dotierung bestand der Fonds zum größten Teile aus Elsenbahn- Ailsaug April begumeit wir mit dem Ab druck des Romans „Kin Dcirnon" von Victor v. Schubert-Saldern. Kunst und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. Am 22. d. M : „König Richard II". Historisches Trauerspiel in fünf Auf zügen von Shakespeare übersetzt von A W. Schlegel. Nicht um die anerkannten und wiederholt nach Gebühr gewürdigten vorzüglichen Leistungen der Dar steller und Darstellerinnen unseres Schauspiels in „Richard II." einer Kritik zu unterziehen, sondern nur um der Befriedigung Ausdruck zu geben, daß, inmitten so vieler Sensationen und interessanter Versuche, die großen Dramen, die Basis, Mittelpunkt und Höhepunkt aller dramatischen Kunst sind und bleiben, nicht in den Hintergrund gedrängt werden, sei der gestrigen Wieder gabe der Shakespeareschen Königstragödie gedacht Goethe« bekanntes Wort über Shakespeare: „Alle« was bei einer großen Weltbegebenheit heimlich durch die Lüste säuselt, was in Momenten ungeheuerer Ereignisse sich in den Herzen der Menschen verbirgt, wird ausgesprochen; was ein Gemüt ängstlich verschließt und versteckt, wird hier frei und flüchtig an den Tag gefördert; wir erfahren die Wahrheit des Leben« und wissen nicht wie. Shakespeare gesellt sich zum Wcltgeist; er durchdringt die Welt wie jener, beiden ist nichts verborgen" leidet auf die Historie von dem unseligen legitimen Herrscher Richard II. und dem klugen Usurpator Heresord-Boling- broke besondere Anwendung. Gewollt oder nicht gewollt, erfaßt die in diesem Drama beseelte ungeheure Mannig- prioritätSobligationen ohne StaatSgarantie und aus Schuldverschreibungen nichtdeutscher Staaten. Sie be finden sich jetzt überhaupt nicht mehr im Bestände des Fond«. Dagegen machen die Schuldverschreibungen des Reiches und der Einzelstaaten, die sich bei der Fonds begründung auf noch nicht 100 Mill M beliefen, jetzt den größten Teil des Bestands und, wie oben dargelegt, noch 173,3 Mill. M aus — Unter dem Titel „Die junge Garde" soll vom 1 April ab eine sozialdemokratische Jugend zeitschrift als Organ des „Verbands junger Arbeiter Deutschlands" erscheinen, der im Februar d. I auf einer Konferenz in Karlsruhe gegründet wurde. Der „Vor wärts" veröffentlicht hierzu einen Aufruf, in dem cs heißt: Parteigenossen! Bis vor kurzer Zeit haben wir e- unserer Wellunordnung und den groben Puffern de- Kapitalis mus überlassen, die Kinder des Proletariat- in die Krmpf- reihen der Arbeiterbewegung zu bringen Daß wir un- damit nicht mehr begnügen dürfen, diese Erkenntnis bricht sich immer mehr Bahn in der Partei Ein berühmter Psychologe sagte: Im allgemeinen wird der Mensch sich in derjenigen Richtung-- ltnic weiter entwickeln, in die er zwischen dem fünfzehnten biS zwanzigsten Jahre hineingebracht wurde oder selbst hinein- grrirt Diese Erfahrung hat sich sowohl die katholische wie evangelische Kirche zunutze gemacht, indem sie Gesellenvereine, den Windthorstbund, Jünglingsvereine und andere Organi sationen gründeten, in denen sie das in der Schule begonnene Berdummungswcrk fortsctzen Er wäre eine Unterlassungs sünde, wollten wir diesen dunklen Bestrebungen nicht die Aufklärung der Jugend im sozialistischen Sinne ent gegensetzen. Die unausgesetzt wiederholten Versuche der Sozial demokratie, die Jugend in weiterem Maße als eS ihr bisher möglich war, der Pflicht gegen das Vaterland zu entfremden, werden, wie »vir nach den bisherigen Er fahrungen hoffen dürfen, auch durch diese neueste literarische Unternehmung trotz der großen und dreisten Worte, mit denen sie eingeleitet wird, keine wesentliche Stärkung erfahren. Frankreich. Pari«. Deputiertenkammer. Dar Hau« nimmt init Einstimmigkeit den Gesetzentwurf an, wonach der Minimalzolltanf, der durch Gesetz vom 21. Dezember 1905 mit der Schweiz festgesetzt wurde, verlängert wird De Ramel wünscht Auskunft über den Stand der Ver handlungen mit der Schweiz. Handelsminister Doumergue erwidert, die Verhandlungen seien in gutem Fortgange, die Interessen Frankreich« seien wohl ge wahrt Hierauf wird zur Fortsetzung der Beratung de« Finanzgesetzes geschritten JuleS Roche behauptet, daß der Unterschied zwischen den laufenden Einnahmen und den ordentlichen Ausgaben 91 Mill Frcs. betragen werde, der durch Anleihe gedeckt werden müsse, und schätzt die Erhöhung des Budgets seit dem Jahre 1879 auf 1 Milliarde 128 Millionen Frcs, die Vermehrung der Ausgaben auf Grund der von der Kammer an genommenen Gesetze auf 509 Mill. Frcs. Redner be ziffert das Gesamtsteueraufkommen sowohl von den Departement« wie von den Gemeinden auf nahezu 5 Milliarden Frcs. und die Gesamtschuld auf 44 Milliarden Francs. Roche beklagt dann ferner die ungenügende Amortisation, indem er auf das Beispiel Englands hinweist, und schließt seine Ausführungen damit, daß es notwendig sei, die Finanzlage durch Einschränkung der Ausgaben zu bessern. Dazu sei aber notwendig, in der Politik eine Änderung cintreten zu lassen (Bei fall) Finanzminister Poincar« erkennt die Angaben des Vorredners als richtig an, die finanzielle Lage aber sei das Werk aller, und man dürfe ihren Ernst nicht über treiben Gebieterische Pflicht des Finanzministers sei es, sich allen zu weit gehenden Ansprüchen des Parlaments und der Regierung in bezug auf neue Ausgaben zu widersetzen. (Beifall) Der Minister bespricht sodann das Budget für 1906 und erklärt, durch die Annahme verschiedener Gesetze hätten sich die vorgesehenen Aus gaben vermehrt und die Einnahmen verringert Poincars schätzt dar Defizit auf 57 Mill. FrcS., das durch Aus gabe von Obligationen mit siebenjähriger Umlausreit gedeckt werden müsse. Die Sitzung wird darauf ge schloffen. Großbritannien. London, 22. März. Oberhaus Im Laufe der Debatte über die Handhabung des Gesetzes über die Einwanderung von Fremden erklärte Lord Fitz morri», daß dem Auswärtigen Amte fortgesetzt Klagen über Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zugingen, die sich durch das Gesetz herausgestellt hätten E« könne im Interesse der Gerechtigkeit und der guten Beziehungen zu den auswärtigen Mächten notwendig werden, do« Gesetz abzuändern Rußland. St. Petersburg Die „St Petersb Tel-Ag." ver breitet folgende Meldungen: Das „Gesetzblatt" ver öffentlicht einen kaiserlichen Ukas, durch den die gesetz liche Regelung der Prüfung des Budgets des Reiches bestätigt wird. Das Budget soll am 14 Oktober dem Reichsrat und der Duma zur Prüfung vorgelegt werden und am 14. Dezember für das verflossene Jahr beendet sein. Fall« sich bei dieser Prüfung Meinungsverschieden heiten ergeben sollten, so wird der Punkt, hinsichtlich dessen eine Meinungsverschiedenheit vorliegt, einer aus Mitgliedern des Reichsrats und der Duma zusammen gesetzten Kommission zur Beurteilung überwiesen werden. Die Entscheidung der Kommission wird dann den beiden gesetzgebenden Körperschaften wieder mitgeteilt Sollte eine Einigung auch dann nicht herbeigeführt werden, so ist das Budget des verflossenen Jahres in Gestalt der Kreditzwölftel als rechtskräftig zu erachten. Kursk. Vor dem hiesigen Kriegsgericht hatten sich gestern der General DobrovolSky und der Fürst Bagratien zu verantworten, weil sie entgegen ihrer Pflicht als behördliche Vertreter picht eingeschritten waren, als am 30. Juni v I. die Menge auf dem Kursker Bahn hof einen Wagen in Brand setzte, in dem ein Offizier vor ihr Schutz gesucht hatte. Das Urteil lautete gegen den General auf zwei, gegen den Kürsten auf drei Monate Festungshaft Marokko. Algeciras („Agence Havas") Hier herrscht jetzt lebhaftes Treiben. Eine Versammlung von mehreren der am meisten interessierten Delegierten hat bei Nicol son stattgefunden. Die österreichisch-ungarischen Dele gierten sind sehr geschäftig und bemühen sich, ihre neuen Vorschläge mit der allgemeinen Meinung in Einklang zu bringen Wenn man den hier allgemein herrschenden Eindruck nimmt, würde die Verständigung auf folgender Grundlage zustande kommen: Frankreich würde als Ablösung für sein Vorzugsrecht drei Bankanteile, mit seinem Anteil also vier Anteile erhalten; dafür würde Frankreich aber Deutschland gleichfalls in der Bankfrage ein Zugeständnis machen. Doch würde ein solches Zu geständnis nicht in einem weiteren Bankanteil bestehen — Casablanca würde ebenso wie die übrigen Häfen der französisch-spanischen Polizei überlassen werden Die Stellung und die Befugnisse des Inspekteurs sollen scharf hervorgehoben werden Gegen die gemischte fran zösisch-spanische Polizei in jedem Hafen, die von einer auf der Konferenz vertretenen Macht vorgeschlaaen worden ist, kann ein stichhaltiger Einwand nicht erhoben werden, ausgenommen gegen ihren vom Standpunkt der Frage, ob eine solche Polizei wirksam sein wird oder nicht, wenig praktischen Charakter Wenn die Konferenz auf der gemischten Polizei besteht, so ist es möglich, daß man sich dahin einigen wird, in Tanger eine ge mischte Polizei zu organisieren und die übrigen Häfen unter die Franzosen und Spanier zu verteilen. — In dem vorstehend Gesagten ist weder etwas Offizielles noch etwas gewisses; es sind einfache Annahmen, die aber die meiste Wahrscheinlichkeit für sich haben Man befindet sich bezüglich der Herbeiführung einer Lösung im kritischen Moment und man kann nur angeben, in welcher Richtung die Lösung anscheinend gefunden werden wird. tätigten und cvewa>l o<r Be^evenyenen, tue eine er- schüttcrnde Katastrophe des Siaaislebevs zum Spiegel der gesamten Menschenlebens macht, jede empfängliche Phantasie und hebt in Regionen der Welterkcnntnis, wohin die Intimitäten des modernen Milieudramas eben nicht reichen. Eine Bühne, die Größeres will al« mit ihren Darbietungen zu unterhalten oder zu reizen, kann jener Wirkungen auf die Dauer nicht entraten A. St. Refidenzthcater. — Am22.d. MtS.: „Augen rechts!" Komödie in drei Akten von Jon Lehmann (Zum erstenmal) Im Residcnztheater wurde gestern abend das Werk eines bisher wenig bekannt gewordenen Bühnenschrist stellers zum erstenmal aufgeführt Erst die jüngste Ver gangenheit lenkte die Blicke lebhafter auf ihn; in Görlitz wurde vor einigen Tagen eine Komödie von ihm „Da» Lied vom braven Manne" erstmalig gespielt, der die Kritik nachrühmen konnte, daß sie „in flotter Szenenfolge mit lebendiger Charakteristik und bemerkenswertem Geschick in der Führung des humoristischen Dialogs wohlgclungene satirische Gegenwartsbilder (aus dem Milieu der Presse und des Theaters) zeichne" Diese Eigenschaften besitzt auch das gestern hier aufgeführt« Werk dieses Schrift steller« Lehmann ist ein Schriftsteller, der mit scharfem Auge ins Leben sieht, der die Gabe besitzt, lebendige Figuren zu formen und sie geschickt für seine Zwecke hin- und herzubewcaen Sein Blick gleitet über die Schwächen dieser Welt, über das närrische Tun der Menschen nicht achtlos hinweg, er sieht sie, aber er sieht sie mit dem Wohlwollen de« heiteren Philosophen, der diesen Schwächen und Narrheiten nicht mit dem schweren Ge schütze des Bubpredigers entgegentritt, sondern mit der leichten Waffe des Spotte«. Kraft und Ernst braucht ja auch diesem milden Besserung«mittel nicht zu fehl«n; in der Lehmannschcn Muse tritt bei allem Sinn für da» Vniere der rr»phatte «»runvlon, von vem ferne Dar stellung erfüllt ist, an wehr als einer Stelle de« Stückes charaktervoll in die Erscheinung, so charaktervoll, daß es oft nur einer einzigen poetischen Bewegung be dürfte, um den geschilderten Konflikt nicht komisch, son dern tragisch enden, um aus dem spottlustigen Bilde ein ergreifendes Scelcngemälde werden zu lassen In technischer Beziehung bleibt dem begabten Ver fasser dieser Arbeit für künftige Bühnendichtungen vor allem eines zu tun übrig: die ermüdende Länge der Dialoge zu vermeiden. Wohl ist Lehmann ein witziger, humorvoller Kopf, der es versteht, seine Figuren unter haltsam, ja fesselnd plaudern zu lassen; aber selbst der geistvollste Dialog muß schließlich ein Gefühl der Ab spannung und Ermüdung im Zuschauer Hervorrufen, wenn durch ihn die Handlung in ihrem Flusse behindert wird, wenn er nicht mehr als Mittel zum Zweck, sondern als Selbstzweck erscheint Im übrigen verrät das Stück kaum den Bühnenneuling Die Figuren sind in lebendiger Charakteristik gestattet, die Handlung ist in vortrefflicher Steigerung ausgebaut und flaut nur unwesentlich zum Schlüsse hin ab; die Sprache ist frisch und humorvoll. Wenn Lehmann seine zweifellos ganz beträchtliche dramatische Begabung mit Ernst wciterentwickelt, wenn er seine Kräfte nicht an banalen Sujets verzettelt, son dern höheren künstlerischen Zwecken zuführt, so wird von ihm noch manch' gutes Stück für die deutsche Bühne zu erwarten sein. Da« Stück wurde von den Residenzthcatermitgliedern famos gespielt Namentlich zwei Künstler traten mit ganz prächtig beschaffenen Leistungen hervor: Hr Richard Eivenack als der Darsteller eine» jener Gesinnungs lumpen, die unter der Maske de» Patrioten ihr unsaubere« Leben führen, und Hr Carl Fries« in der Rolle eine« guten Alten, dem das Schicksal beinahe einen recht üblen Streich spielt Neben diesen Künstlern sind noch Frk. Ernestine MUnchheim Hr. Karl Witt und Frau Amerika. Washington. In der Marinekommission de« Repräsentantenhauses beantragte Bonaparte den Bau eines Panzerschiffs von 19 000 t, wenn man nicht zwei Kreuzer von je 16 000 t bauen wolle. Er beantragte ferner den Bau von vier Torpedobootzerstörern, zwei Unterseebooten, einem Kanonenboot, zwei Flußkanonen- booten und zwei Aufklärungsschiffen, letztere seien aber nicht unumgänglich notwendig Lolonialpolitisches. * Samoa. Die wirtschaftliche Entwickelung der deutschen Samoainseln nimmt neuerdings, wie dem „Berl. Tagebl." aus Apia geschrieben wird, wieder einen nicht unerheblichen Aufschwung, der am besten dadurch gekennzeichnet wird, daß in den nächsten Monaten weitere 700 chinesische Kontraktarbeitcr von Hongkong nach Apia transportiert werden. Dadurch wächst die Zahl der jetzt aus Samoa arbeitenden chinesischen Kuli« auf etwa 1300 an Die Leute gehen einen dreijährigen Kontrakt ein, dürfen ihn verlängern oder müssen wieder nach China auf einem der Transportdampfer zurück kehren Das chinesische Arbeitermaterial hat sich ganz vortrefflich bewährt Der Kuli ist durchweg fleißig, ruhig und sehr bedürfnislos Von den Samoanern hält er sich ganz gesondert, so daß eine von übereifrigen Missionaren befürchtete ungünstige moralische Beein flussung seitens der Chinesen überhaupt ausgeschlossen ist Die Pflanzungstätigkeit auf Samoa wendet sich neuer dings vornehmlich der Kakao- und Kautschukkultur zu Es sind hier bereits annähernd 10 Mill M. deutsche« Kapital investiert. Vor kurzem hat sich außerdem noch eine große englische Kautschukkompanie hier gebildet, die mit Arbeiten im großen Maßstab bereits begonnen hat Für deutsche Einwanderer mit genügendem Kapital wäre jetzt ein günstiger Augenblick, sich auch an der kulturellen Entwickelung dieser außerordentlich fruchtbaren Insel zu beteiligen, nachdem hinsichtlich der Arbeiterbeschaffung alle Schwierigkeiten beseitigt sind. Die Landpreise sind augenblicklich billig, da die Erben des deutschen Großgrundbesitzers G. Kunst, der kürzlich in Hamburg starb, seinen dortigen Besitz möglichst bald verwerten wollen Die Zahl der jetzt auf Samoa lebenden Weißen beträgt 400, von denen die größere Hälfte Deutsche sind, gegenüber rund 32000 eingeborenen Samoanern Der Besuch des bekannten Kakaoexperten vr Preuß, des früheren Leiters der botanischen Versuchsstation in Kamerun, wird hier nächstens erwartet, und man hofft von ihm insbesondere eine Vervollkommnung in der Aufbereitung der Kakao bohnen, die für die Bestimmung des an und für sich schon recht hohen Preises des samoanischen Kakao» von großer Bedeutung ist. Vom Landtage. " ' Dresden, 23. März. Heute hielten beide Kammern der Ständeversammlnng Sitzung ab In der Sitzung der Ersten Kammer waren anwesend Se. Exzellenz der Hr. StaatSminister I)r. Rüger und mehrere Regicrungskommissare Es wurde zu nächst über Titel 13 des außerordentlichen StaatS- hauShaltsetats, Umbau der Leipziger Bahn höfe, von Hrn Kammerherrn Dr Sahrer v Sahr- Dahlen berichtet und die geforderte dritte Rate von 7350000 M. von der Kammer einstimmig bewilligt Sodann berichtete Hr. Oberbürgermeister Geh Finanz rat a. D. Beutler zum Teputationsantrage über Dekret Nr. 28, den Entwurf eines Gesetzes, eine anderweite Abänderung des Gesetzes über die Aufnahme einer 3"„igen Rentenanleihe Julie Nronttal für vorzügiich wicdergcgebene Typcn zu nennen W Dgs. Wissenschaft. * Ober die Tonhöhe der Sprcchstimme führte Pros. N. Barth-Leipzig nach der „Münch med. Wochen schrift" folgendes aus: Die Tonhöhe der Sprechstimme liegt innerhalb dreier Oktaven zwischen 0 und e'. Alle Untersuchten, darunter eine größere Anzahl Nichtdeutscher aus den verschiedensten Ländern Europas, Männer, Frauen und Kinder, sprechen in 0 äur, das heißt ihre Stimme liegt in e, 8 oder seltener in Die tiefe Oktave 0 bis e ist selten Die meisten Männerstimmen liegen auf e bi« c:', die Frauen- und Kinderstimmen auf e' bis c' Doch kommen nach oben und unten Aus nahmen vor Diejenigen Stimmen, und cs sind eine große Zahl der Männerstimmen, bei den Frauen vor allem die tiefer liegenden, deren Tonhöhe sich schwer be stimmen läßt, klingen nicht in einem Ton, sondern in zwei, manchmal auch in drei, also in Akkorden, die sich meist aus o und 8, seltener auch mit s zusammensetzen. Also e -t- 8 oder o-l-e 4-8 rc. Die Frauenstimmen sind meist nicht um eine Oktave höher als die Männer stimmen, sondern beide treffen sich in der Mehrzahl auf e'. Bei den Männerstimmen addiert sich dann zum Akkord das 8, o oder v, bei den Frauen das 8' oder hinzu Nach denselben Gesetzen findet auch daS Heben und Senken der Sprcchstimme beim gleichen Individuum während des Sprechens (Vortrag) sowie bei dem eigen tümlichen Singen in der Dialektsprache statt Die Stimmt steigt und fällt in Terzen, Quarten und Quinten zwischen e, «, 8, « Sehr häufig handelt es sich um Akkordklänge, bei denen durch Wegfall de» tiefsten oder Hinzunahme eine» höheren Tones die Stimme steigt; durch Wegfall eine« hohen oder Hinzu nahme eines tieferen Tone» fällt Also alle Menschen sprechen in O-ckur-Harmonie, nur ein weinerlich gestimmter Knabe sprach in moll, bi» er sein seelisch.«
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