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Dresdner Journal : 20.12.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190912205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19091220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19091220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1909
- Monat1909-12
- Tag1909-12-20
- Monat1909-12
- Jahr1909
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- Dresdner Journal : 20.12.1909
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I? der Romans, die tapfere, herziae Sopherl, zum erstenmal die „silberne Glocke", die in stillen Stunden besonderer Weihe jeder Menschenseele erklingt, aber erst an der Spree wird nach Jahren diese- Tönen ein Rufen zum Glück für die Wiener Professoren - Tochter, die sich so resolut zu innerer und äußerer Freiheit durch ringt. Mit einer heißen Liebe, wie sie nur au- starkem Heimatsgefühl geboren wird — Ro-ner ist von Geburt Wiener —, ist die sonnige Kaiserstadt an der Donau geschildert, die dem Buche seine beiden am tiefsten geschauten Figuren gibt, zwei Frauen von hohem Reiz der Persönlichkeit, da- Sopherl und seine Mutter. Die an feinen und intimen Zügen überaus reiche Darstellung de- ergreifenden Geschicke- dieser beiden Menschenkinder, die an dem gleichen Martyrium einer freudlosen Ehe leiden und schwer um ihr »bißchen Glück- kämpfen müssen, macht den Inhalt des fesselnden Buche- aus. Mit der gleichen Spannung verfolgt man den Aufbau der Erzählung wie die Entwickelung der Charaktere, die dem Leser bald ans Herz wachsen und immer stärker seine Teilnahme gefangen nehmen. Namentlich gilt das von der Mutter Sopherls, einer der schönsten und rührendsten Frauengestalten der neueren Romanliteratur, der ich in den letzten Jahren begegnet bin. Während diese still und müde der schweren Bürde des Daseins erliegt, rafft sich die Tochter zu der befreien den Tat auf und macht den großen Irrtum ihres Leben- gut, indem sie aus eigener Machtvollkommenheit, wie sie nur eine vollständig gefestigte Weltanschauung geben kann, ihre unglückliche Ehe löst. Eine Fülle von prächtig herausgearbeiteten Episodenfiguren, von denen mich der alte mosaische Doktor Goldschmied am stärksten entzückt und ergriffen hat, obgleich ich mich sonst völlig frei weiß von der Schwärmerei für die Gestalt des „guten Juden", wie sie neuerdings im Roman und Drama wieder Mode zu werden scheint, belebt den in vollen Farben gehaltenen Schauplatz der Erzählung, der von Rosner mit glänzendem Geschick festgehalten und wiedergegeben ist. Wie er da- Wien von heute, in dem noch immer, oft gar seltsam wunderlich, die gute alte Zeit längst vergangener Epochen aufklingt, in allerhand reizvollen Bildern vor uns aufsteigen läßt, und wie er daneben der gewaltigen Großzügigkeit des modernen Berlin in packenden Darstellungen der ewig hastenden Weltstadt gerecht wird, — das läßt in ihm einen Meister neuzeitlicher Erzählungskunst erkennen, dessen Stimme künftighin nicht mehr zu überhören sein wird. Daß seine „Silberne Glocke" überdies nicht nur ein ausgezeichneter Roman, sondern auch ein gutes Buch ist, das man ge trost allen in die Hand geben kann, weil jeder etwas anderes für sich aus ihm herauslesen wird —, soll als das Beste an dem jüngsten Rosner zuletzt erwähnt werden. P. A. * Musikalische Literatur. Just noch zur rechten Zeit, um von uns warm als Geschenkwerke für den Weihnachtstisch empfohlen zu werden, gehen uns zu: Carl Reineckes „Aus dem Reiche der Töne" (Verlag von E.A. Seemann, Leipzig) und „Das goldene Buch der Musik" (Verlag von W. Spemann, Stuttgart, Berlin). Ein goldenes Buch der Musik, so darf man eigentlich auch gleich das erst- genannte Werk nennen, das eine Sammlung von Aus sprüchen über Musik und Musiker von Luther an bis auf die Gegenwart, von Musikern und Musikgelehrten ver schiedener Nationalitäten und mannigfaltiger Richtung, von Dichtern und Denkern, auch von solchen, die nur Laien in der Musik waren, enthält; denn „goldene Worte" finden sich genug darin. Reinecke verfuhr aber durchaus tendenziös bei seiner Auswahl und Zusammenstellung, gewährte jeder Individualität und jeder Kunstanschauung die ihr zukommende Berechtigung, so daß man schließlich auch auseinandergehenden und wohl gar sich wider sprechenden Ansichten begegnen kann. Mancher Ausspruch hat vielleicht nicht mehr volle Gültigkeit in unserer Zeit, ein anderer wieder, aus so alter Zeit er stammen mag, erscheint heute noch zutreffend. An manchem wieder mag man nur erkennen, daß auch Ansichten und An schauungen wandelbar sind, und daß nicht immer die in der Gegenwart vorherrschenden auch unbedingt die richtigen sind. Wir denken z. B. an jene Worte Beet hovens über Händel: „Händel ist der unerreichteste aller Meister. Geht hin und lernt mit wenigen Mitteln so große Wirkungen erzielen" oder „Jeder Musiker sollte nach London fahren und an Händels Grab mit entblößtem Haupte knien." Wie wird heute der Schöpfer des „Messias" dem der „Matthäuspassion" gegenüber, so be rechtigt an sich dessen hohe und höchste Werteinschätzung ist, zurückgesetzt. Übrigens enthält das Buch ein Wort Bachs selber über seinen größten Zeitgenossen im Reiche der Töne: „Händel ist der einzige Mensch, den ich vor meinem Tode noch kennen lernen, und der ich sein möchte, wenn ich nicht Bach wäre." Aber das ist nur ein Beispiel dafür, wie anregend und manche irrige An schauungen korrigierend unter Umständen solch eine Aus- spruchssammlung zu wirken vermag. Gewiß, die Zeiten ändern sich und mit ihnen der Geschmack, aber wer sagt denn, daß gerade die jeweilige Gegenwart den einzig richtigen habe. Man erlebt es immer von neuem wieder, daß eine oder die andere Kunstgröße der Vergangenheit wieder lebendigere Beziehungen zu einem Zeitalter gewinnt. Auch hier ist nichts beständig als der Wechsel. Im übrigen zeichnet sich Reineckes Sammlung durch übersichtliche Anordnung des Inhalt- aus, wie auch ein sorgfältig zusammen- gestelltes Namenverzeichnis ihren Gebrauchswert wesent- lich erhöht. Durchaus auf diesen letzteren zugeschnitten ist nun seiner ganzen Artung nach das „Goldene Buch der Musik". Es ist ein Handbuch, oder wie es sich selber nennt „eine Hauskunde für jedermann", der näm- lich überhaupt mit der Musik zu tun bat. Das Buch vereint alle-, was man sich sonst ziemlich mühsam zu- sammensuchen muß. ES enthält einen Abriß der Kunst geschichte, von keinem Geringeren als Hugo Riemann verfaßt, ein Künstlcrlexikon, ein Verzeichnis der Konser- vatorien, Musikschulen, Musikakademien Deutschlands, Osterreich-Ungarns und der Schweiz rc., dann aber auch wieder Abhandlungen Über das Musittalent und seine Ausbildung (Bernhard Scholz), über die Musik um die Wende des Jahrhunderts (Hermann be- bilden, der selbst auf dem Gebiete der Forschungen ge^ Abert) u. a. m. In einem das Lemen l titelten Abschnitt findet man Einführungen in die Harmonielehre, Formenlehre, Jnstrumentenkunde re., man bekommt alles Wissenswerte mitgeteilt über den Klavier- so gut wie über den Gesangunterricht. Ja, auch ein kompletter kleiner „Führer durch den Kouzertfaal", eine Einführung in die Symphonien, Suiten, Serenaden, Ouvertüren, Opern »c. ist darin enthalten. Kurz, man möchte eigentlich lieber fragen, was denn nicht in diesem „goldenen Buch" steht. ES ist, wie in seiner Art das bekannte Riemannsche MusiNexikon (Verlag von Max Hesse, Leipzig), eine wahre Enzyklopädie der Tonkunst. » O. S. arbeitet und selbst empfunden hat, wie unendlich schwer und mühsam e» ist, geschichtlich Verborgene- an-^ta ges- licht zu ziehen. — In dem Stammicgister haben über 80» Familien in alphabetischer Ordnung Aufnahme gefunden. Man erhält zuverlässige Auskunft, zu welcher Zeit ihre Mit glieder in die verschiedenen sächsischen Regimenter eintraten, über ihre Beförderung, über Schlachten und Gefechte, an denen sie teUnahmen, ob sie verwundet oder gefallen sind, und welche Auszeichnungen sie sich erworben haben. Bei einer Arbeit von solcher Ausdehnung mußte sich der Hr. Verfasser ganz selbstredend begrenzen, und so zog er denn seine Grenzen dahin, daß er in da- Offizier- Verzeichnis nur die Familien aufnahm, deren Mitglieder spätestens im Jahre 1815 in die König!. Sächs. Armee eintraten, und von denen ein Angehöriger eine General stellung erreichte. Die Chronik gibt auch Kenntnis von dem GeburtS- und Sterbeort des einzelnen und von seinen verwandtschaftlichen Beziehungen. Bei den Adels geschlechtern enthält sie überdies die Beschreibung ihrer Wappen; auch ein Verzeichnis der Ritter des St. Heinrichs- ordenS ist angefügt. Abgesehen von diesen eben an gegebenen arbeitsreichen Aufzeichnungen führt sich dar Berlohrensche Werk in sehr interessanter und fesselnder Weise dadurch ein, daß es uns Kunde gibt über das Lehnswesen und den Übergang zu dem stehenden Heere, über Defensionswerk, Landmiliz und Kreisregimenter, über Rekrutierung, Werbung und Entlassung, über das Gerichtswesen, über die Wirt schaftsführung , Anstellung und Beförderung der Offiziere, über Garnisonverhältnisse und zum Schluß über Kriegsgefangene und gemachte Beute. In sehr sinnreicher Weise sind die Stammregister mit weißem Papier durchschossen, damit ein jeder darin Auf BerschiedeneS. * Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis -um Beginn des 20. Jahrhunderts. Bearbeitet von Heinrich August Verlohren, weilandKönigl.Sächsischem Oberst. Herausgegeben von Max Barthold, König!. Militärbaumspektor in Dresden, und Franz Verlohren, Sekretäs der Universitätsbibliothek in Leipzig. Verlag von Carl Beck, Leipzig. Stammregister und Chroniken erzählen in kürzester, einfachster Weise, nach der Jahres- folge geordnet, die Geschichte einzelner Stämme, Völker und Familien. Das hier vorliegende kulturhistorische Werk, im Grobquartformat, das eine Familienchronik völlig ersetzt, gründet sich auf tiefgehende archivalische und anderweitige Forschungen, die eure lange Reihe von Jahren in Anspruch nahmen. Zu einer solchen um fangreichen Arbeit gehört, soll sie, wie in dem vor liegenden Werke, zu einem guten Ende geführt werden, eine seltene geistige Ausdauer und geistige Frische, denn nur derjenige vermag sich ein richtiges Urteil zu genommene seine Chronik weiterzuführen in der Lage ist. Besonders durch diese enge Verkettung der Ver gangenheit mit der Gegenwart ist und bleibt das Werk für eine jede beteiligte Familie wertvoll. Sehr be trübend ist es, daß der Hr. Verfasser nicht mehr Zeuge ist, welche hohe Anerkennung sein mühevoll geschaffenes Werk findet. Er hat sich damit ein ehrenvolles Ge denken auch über sein Grab hinaus gesichert. Sch. * Das längst geschätzte Buch von Prof. vr. O. Weise „Unsere Muttersprache, ihr Werden und Wesen" ist soeben in siebenter, verbesserter Auflage erschienen (Leipzig undBerlin, B. G. Teubner, geb. 2,80 M.). Es verdientdie große Verbreitung, weil es auf streng wissenschaftlicher Grundlage ruht und in allgemein verständlicher Art eine Fülle nützlicher Beobachtungen mitteilt. Dabei zeichnet es sich durch warmes vaterländisches Gefühl aus. Die reichen Literaturangaben setzen den strebenden Benutzer in den Stand, seine Kenntnisse zu vertiefen. Auch in der neuen Bearbeitung sind sie wieder vermehrt worden, ein Beweis für die nimmermüde Sorgfalt des Verfassers. Ein paar Kleinigkeiten möchten noch gebessert werden. Das Friesische gehört nicht zu den niederdeutschen Mund arten, sondern ist eine selbständige Sprache. Als Wulfilas Todesjahr wird seit den Untersuchungen von SieverS 383 angenommen, nicht 381. Von einer mittelhochdeutschen Schriftsprcche darf man nicht mehr reden. Der Name Volkslied ist von Herder nicht erst 1778 geschaffen worden, sondern bereits in den Blättern von deutscher Art und Kunst. Die Ableitung des Wortes nassauern von den Studierenden der Universität Herborn scheint mir aus gemacht zu sein. Weise behauptet, Weibsen (--Weibsname) habe das sächliche Geschlecht von Weib oder Weibsbild er holten. Wie steht es dann mit Mannsen? So würde nian wohl noch allerhand Fragezeichen hinter einzelne Angaben fetzen können, aber das beeinträchtigt den Wert des schönen Buches nicht. Vermißt habe ich einen Hin weis auf Friedrich Kluges Vortrag über die sprachgeschicht liche Stellung Schillers („Bunte Blätter" 194 ff.) K. R. * Laura Frost, Uber den Verkehr mit erwachsenen Kindern. Berlin, Trowitzsch u. Sohn. Geb. 3 M. Ein inhaltschweres Thema, den Verkehr mit erwachsenen Kindern, behandelt Laura Frost in ihrem neuesten Buche. Sie nimmt Stellung zu den Fragen über Elternwille und Kindeswille, Dankbarkeit, Pflichten der erwachsenen Töchter, Jndividualitätserziehung, über „das Glück" und gibt am Schluß eine Sammlung von Aphorismen. Ent halten die ersten Kapitel auch nichts, was sich ein nach denkender, ernstlich bemühter Erzieher nicht selbst sagen könnte, so sind doch die Darlegungen mit warmer Über zeugung geschrieben und durch manche Erfahrung be kräftigt. Jedenfalls das Beste bieten die Abschnitte über die Berufswahl der Söhne und Töchter. Hier werden Erörterungen angestellt, Für und Wider erwogen, ver schiedene Berufsarten, besonders für Frauen, beurteilt, Auskunft über deren Einträglichkeit erteilt und Kosten anschläge gemacht. Dadurch kann manchem Suchenden ein Weg gewiesen werden. O. R. * Das große Welt-Pa norama der Reisen, Aben teuer, Wunder, Entdeckungen und Kulturtaten in Wort und Bild. Ein Jahrbuch für alle Gebildeten. Berlin und Stuttgart. Verlag von W. Spemann. 7 M. 50 Pf. Nach dem Worte Goethes „wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen" ist in dem Band eine Menge Unterhaltungsmaterial, z. B. allerlei Erzählungen, Schil derung merkwürdiger Erlebnisse, Jagd- und Seeabenteuer u. a. aufgehäuft. Er enthält aber auch Darstellungen aus dem Gebiete der Naturforschung, unterrichtende Auf sätze über die Fortschritte der Technik und bringt inner halb der 576 Seiten Textumfang eine Fülle interessanter Abbildungen, die größtenteils nach photographischen Auf nahmen aus allen Erdteilen hergestellt worden sind. Der der Unterhaltung und Belehrung dienende Band steht nach Inhalt und Ausstattung seinen Vorgängern nicht nach. * Die Bilder sämtlicher 91 Abgeordneten der Zweiten Kammer des neuen Sächsischen Landtages bringt in übersichtlicher Weise daS in Dresden erscheinende „Salonblatt" in seiner Nr. 51. Da den Bildern der Abgeordneten kurze biographische Notizen beigegeben sind, ist das Blatt ein ausgezeichnetes Auskunft-mittel für alle am politischen Leben unseres engeren Vaterlandes Interessierten. Der übrige Inhalt der neuen Nummer des „Salonblattes" ist, wie gewöhnlich, an Bildern unt» unterhaltendem Text außerordentlich reich. (Das „Salon blatt" ist durch alle Buchhandlungen, Postanstalten und die „Salonblatt"-Expeditionen Dresden und Chemnitz zu beziehen.)! Kalender re. Leipziger Kalender. Illustrierte- Jahrbuch und Chronik. Herausgegeben von Georg Merseburger. VII. Jahrgang 1910 Preis elegant gebunden 2 M. — Dieses infolge seines wertvollen literarischen Inhalts, seiner Fülle künstlerischer Bilder und seiner vornehmen Ausstattung geradezu hervorragende Jahrbuch ist bereits seit seinem ersten Erscheinen von uns wie von allen, die eS in die Hand nahmen, freudig begrüßt worden. Nicht nur in Leipzig selbst hat das neue Unternehmen hohen Anklang gefunden, sondern überall, wo die Kraft des deutschen Bürgertums mit seinem unermüdlichen Gewerb- fleiß, seiner tiefgründigen Wissenschaftlichkeit und seinen ästhetischen Bestrebungen auf den verschiedensten Ge bieten von Literatur und Kunst geschätzt wird, hat es sich als ein wertvoller Beitrag zur modernen städtischen Kultur, die zwar auf dem Boden des Historischen wurzelt, aber doch den fort schrittlichen Bewegungen der Jetztzeit Rechnung trägt, allgemeine Anerkennung erworben. Der vorliegende siebente Jahrgang erscheint in dem bisher präch tigen Gewände. Schon daS farbige Titelbild „Die Hochzeit" nach einem im Besitz des Städtischen Museums befindlichen Aquarell von Otto Wiener und fünf weitere Kunstbeilagen lassen den Wert des Werkes erkennen. Än Blick auf das zweiseitige Inhaltsverzeichnis zeigt die Mannigfaltigkeit der gebotenen Aufsätze und zeigt ferner, daß nur bedeutende Männer zu den Mitarbeitern des Buches zählen. Und wer in dem Jahrbuche selbst liest, wird reichen Genuß, vielfache und tiefe Anregungen und Belehrungen davontragen Man kann bei jedem in das Land hinausgehenden Bande des Leipziger Jahrbuches nur ausrufen: Vivant 86qu6nt«s! Kalender für das Erzgebirge und das übrige Sachsen. 1910. Herausgegeben von Volkmar Müller in Dresden. Verlag von Arwed Strauch in Leipzig. Preis 1 M. — Auch dieser Kalender ist ein Kind der neuesten Zeit; er erscheint im sechsten Jahrgange. Aber er ist ein frischer, lebenskräftiger und dabei ausnehmend hübscher Junge, dem man nur wünschen kann, daß er sich — und das steht zu erwarten — so prächtig weiter entwickeln möge. Er ist einer gesunden Ehe entsprossen; echte, innige und wahre Liebe zur Heimat und klüftige, schöpferische Künstlerschaft haben sich vermählt, ihn zu erzeugen. Die Müllerschen in Schwarz-Weiß- Manier gehaltenen Landschaften und Städtebilder müssen ja die Freude an den Schönheiten unseres Vaterlandes erwecken und beleben und zugleich veredelnd auf den Gefchmack des Volkes einwirken. Dasselbe gilt von den schriftstellerischen Beiträgen, teils Aufsätze erklärender und belehrender Natur, teils Gedichte und Geschichten, die, meist in einer jener anheimelnden einheimischen Mundarten, an denen unsere Gebirgs gegenden so reich sind, mit herzerquickendem Humor das Leben und Treiben ihrer Bewohner schildern. Möge das treffliche und dabei so wohlfeile Büchlein zu den früheren Freunden sich immer neue erwerben, zu Nutz und Frommen unseres sächsischen Volkes selbst. Heine-Kalender auf das Jahr 1910. Heraus- gegeben von Eugen Korn. Mit Schmuck von Anna Heinemann. Modernes Verlagsbureau, Curt Wigand. Berlin-Leipzig. — Der Kalender ist ein Versuch, dem nach seinem inneren Werte und seiner wahren Be deutung am meisten umstrittenen deutschen Dichter und wohl der problematischsten Natur der neueren Literatur zu einer verständnisvollen und möglichst gerechten Einschätz ung seines Wesens als Dichter, Denker und Mensch zu verhelfen. Es soll dies erreicht werden durch geeignete Auswahl von Proben aus der reichen Fülle von Heines literarischem Schaffen und ferner durch Wiedergabe von Urteilen Berufener über den Dichter und fein Werk selbst. Die Absicht des Herausgebers ist nicht, Heines Bild von allen störenden Flecken rein waschen zu wollen, sondern ihm ein Denkmal zu errichten, das seine wahren Züge zeigt, „je ähnlicher, desto ehrender für sein Andenken". Diese maßvolle und kluge Art, Heines dichterische Per- sönlichkeit zu beleuchten, erscheint uns als ein sehr richtiger Gedanke, um die Anteilnahme weiterer Kreise für ihn zu erwecken, namentlich wenn es so geschickt und mit so vornehmen Mitteln geschieht, wie es das vorliegende Jahrbuch mit seiner wohlüberlegten Anordnung, der guten Auswahl und der schönen, mit wertvollem Bild schmuck reich versehenen Ausstattung tuj> Ob Heinefreund oder Heinegegner, jeder wird das Werk mit Spannung in die Hand nehmen und mit Aufmerksamkeit lesen.
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