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Dresdner Journal : 20.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191407203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19140720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19140720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1914
- Monat1914-07
- Tag1914-07-20
- Monat1914-07
- Jahr1914
- Titel
- Dresdner Journal : 20.07.1914
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Wifirnschast und Kunst. Zentrattheater. (Engel-Horsts „Der Schrei nach dem Kind".) Daß zwei so bühneugewandte Dramatiker wie die Herren Alexander Engel und Iuliu- Horst ihre Zuslucht zur Schilderung sranzösifcher Kourti- sanenabenteuer nehme» müssen, nm einem Schwan! zum Leben zu verhelfen, stellt ihrer Erfiuduugskrast kein gutes Zeugnis auS. Man glaubt ein Wer! von Henne- quin oder BalabrSque zu sehen oder von FlerS und wie sie alle sonst von jenseits des Rheins heißen, die sich darin gefallen, drei Alte lang Schlüpfrigkeiten zu er zählen. Wir lehnen solche dramatische Arbeit ab, vor allem, wenn sie unS nicht al- Übertragung fremder Literaturerzeugnisse, sondern al- deutsche Dramatiker- tätigkeit vorgesetzt wird. Wir fühlen eS als eine Er niedrigung de- deutschen Schrifttum-, wenn sich Leute finden, die nichts Bessere- zu tun wissen, als sklavisch fremde Strupellosigkeiten «achzuahmen. Man suche den Franzosen, der das tut! W. Dgs. Wissenschaft. Der Lehrplan für das Winter semester der Universiät Leipzig ist soeben erschienen. Da- Semester beginnt am 1b. Oktober 1914 und endet mit dem 15. März 1915. Sein Lehrplan hat in den einzelnen Studienfächern durch Neuberusuugen und Er- Nennungen reichere Ausgestaltung erfahren. In der theologischen Fakultät ist lüv. ttwol. vr. xüil. Kramer mit Abhaltung von Übungen im alttestamentlich-exege- tischem Seminar beauftragt. Vio. tkeol. Krüger ist mit der Leitung der hellenistischen Abteilung des Ncutesta- mentlich-exegetischen Seminars beauftragt worden. In der juristischen Fakultät ist an Stelle des Geh. Regie- rungSrats Häpe der außerordentliche Professor vr. jur. Kormann berufen worden. Derselbe wird lesen. „Tas im Königreich Sachsen gellende Reichs- und Landesver- waltungSrecht" und „Staats- und Verwaltnngsrechtliche Übungen mit schriftlichen Arbeiten", der in der juristi schen Fakultät neuernannte Privatdozent vr.jur. Kraus wird „Völkerrecht", „Die Haager Konferenz und ihr Werk" und „Berühmte Fälle an- dem Völkerrecht" zum Vortrag bringen. Ein Nachfolger für den verstorbenen Geheimrat Strohal ist noch nicht ernannt. In der medizinischen Fakultät sind die Privatdozenten Vrvs. naeä. Wolfrum, Seefelder, Lichtenstein und Heller das erste Mal als außerordentliche Professoren verzeichnet, während die nenernannten Privatdozenten vr. mock. Frühwald mit der Vorlesung „Thecaphie der Haut- und Geschlechtskrankheiten" sowie „Pathologie und Theraphie der Syphilis", vr. mvd. Selter mit dem „Hygienisch-bakteriologischen Kursus für Vorbereitung für beamtete und Schulärzte" und „Gewerbe - Hygiene' und vr. moä. Bürgers mit „Serologische Übungen für Fortgeschrittene" sowie „Soziale Hygiene" erstmalig Ausnahme gefunden haben. In der philosophischen Fakultät ist an Stelle des verstorbenen Geh. Nat Chun Vr. xdLI. Meisenheimer als Ordinarius für Zoologie uud Direktor de- zoologisch-zootomischen Instituts und Museums mit den Vorlesungen „Vergleichende Anatomie und Morphologie nebst Demonstrationen", „Zootomischer Kur- für Anfänger", „Mikroskopischer Kurs für Fort geschrittene" neu im Verzeichnis ausgenommen. An Stelle de- nach auswärts berufenen Prof. vr. Schaum steht der außerordentliche Professor der Photochemie und wissen schaftlichen Photographie vr. xtnl. Weigert mit „Photo chemische Übungen", „Physikalisch-chemisches Kolloquium" und „Photochemisch-photographisches Praktikum für An fänger". Die neuernannten Privaldozenten vr. pkil. Brandes undvr.pUil.Smit h wurden ersterer mit den Vor lesungen „Die diluviale Eiszeit und der fossile Mensch", letzterer mit der Vorlesung über „Geschichte des Kriegs wesens im Mittelalter" neuaufgenommen. — Die Deutsche Geologische Gesellschaft hält ihre Hauptversammlung vom 5. bis 12. August n Hannover ab. Zahlreiche Exkursionen in das Solling vorland, in da- Eggegebirge und den Teutoburger Wald, nach dem Deister, Besichtigungen der Kaliwerke bei Hannover, der Asphaltgruben bei Limmer u. a. sind in Au-sicht genommen. Nach Schluß der Tagung finden vom 13. bi- 18. August noch größere Exkursionen iu das Harzgebiet sowie in das östliche und nördliche Harz vorland statt. — AuS Berlin wird unS geschrieben: Heute begeht der bekannte Anatom an der hiesigen Universität, Prof. Waldeyer, sein 50jähriges Dozenten- jubiläum. Im Jahre 1864 hat er sich in Breslau habilitiert, 1872 folgte er einem Rufe nach Straßburg 1883 kam er nach Berlin. — Man schreibt uns ans Wien: Die Wiener Akademie der Wissenschaften hatte bekanntlich eine wissenschaftliche Expedition zur zoologischen nnd botanischen Erforschung Albaniens entsandt, von der seit der Entstehung der Unruhen keinerlei Nach richt eingelangt ist. Endlich ist von dem Expeditions leiter vr. Penther eine private Nachricht nach Wien ge kommen, in der er mitteilt, daß er gegenwärtig an der montenegrinischen Grenze ungestört die Arbeiten fortsetzt. — Die schwedische Regierung hat ihre Zustimmung dazu erteilt, daß die Verteilung der Nobelpreise für 1914 in Physik, Chemie, Medizin und Literatur auf den 1. Juni 1915 verschoben ivird. — Ter Weltreisende Kapitän James Cook, der vor 135 Jahren ans den Sandwichinseln den Tod sand, hat nun in London ein Denkmal erhalten. ES erhebt sich iu schimmernder Bronze gegenüber der Admiralität, «in Werk des Bildhauer- Sir Thomas Brock. Die Festrede bei der Enlhülluugsfeier hielt Prinz Artur von Connaught. — Man schreibt uns aus Paris: In den ersten Tagen des August wird eine Fremdenarmee von nahezu 3500 Köpfen in Paris zusammenströmen und der Welt das Schauspiel eines regelrechten internationalen Parla ment- bieten: vom 2. bis zum 10. August tagt der 10. internationale Kongreß für Esperanto. Nach den jüngsten Anmeldungen kommen allein aus England 686 Delegierte, Deutschland entsendet 447 Abgeordnete, Österreich 222, Spanien 207, Rußland 100, Belgien 82, >ie Schweiz 55, Italien 41, Ungarn 39, Holland 34 uud Zänemark, Schweden, Norwegen, Portugal und die Salkanstaaten 20 bis 30 Delegierte. Molisres „Georges Dandin", Richets „Der Tod des Sokrates" und ein Ein akter von Tristan Bernard werde» in Esperanto übersetzt als Festvorstellungen in Szene gehen. Literatur. Lord Alfred Douglas, Oskar Wildes unheilvoller Freund, gibt soeben die letzte uud vollständigste Wilde-Biographie heraus. Sie heißt: „OSkar Wilde und ich" und gibt über die eifrigen veweise seines Einflusses auf Wilde hinaus eiu voll- läudigere» Bild von Wildes Wese», als die früheren Siographien Andr6 Gide- oder Robert Noß'. Lord Dougla- veröffentlicht übrigen- auch, ziemlich uneigen nützig, bisher unbekannte Abschnitte aus „ve krokunckis", die zeigen, daß ihn Wilde nach seiner Haft völlig abge schüttelt hat. Bildende Kunst. Aus München schreibt man uns: Im städtischen Ausstellung-Park aus der Theresien- höhe ist für die Monate Juli und August eine Aus stellung „Tas Plakat" eröffnet worden. Ter Umfang der Ausstellung ist begrenzt; es soll nur die zeit- geuös fische Produktion Münchens auf dem Gebiet der Plakat- und Reklamekunst gezeigt werden. Welchen Umsang dieses Gebiet angenommen hat, veranschaulicht aufs überzeugendste die Tatsache, daß trotz dieser Be grenzung nicht weniger al- 1200 Katalognummern von nur Münchner Künstlern und Kunsianstalte» verzeichnet sind. Für jeden Freund der „Kunst auf der Straße" ist der Besuch der Ausstellung deswegen inleressant, weil sich überraschende Vergleiche der Münchner und der Ber liner Plakatkunst ergeben, die von der Verschiedenartig keit der Plakat-Auffassung in diesen beiden Städten charakteristisches Zeugnis ablegen. — Eine „Susanna im Bade" von Pieter Last- mann, dem Lehrer Rembrandts, ist gescheukweise dem Kaiser Friedrich-Mnsenm iu Berlin gewidmet worden. Tas Gemälde stammt ans der Nachlaßversteigerung des Petersburger Kunstsamiulers Debarow und bietet manchen wichtigen Aufschluß über die künstlerischen Be ziehungen des großen Schülers zu seinem bescheidene» Lehrer. Musik. Eine Zusammenstellung der „Parsifal"- Aufsührungen in den deutschen Städten ergibt sür Berlin 48 Ausführungen, Charlottenburg 45, Cöln 28, Barmen 24, Frankfurt-Main 16, Leipzig 15, Dres den 15, Chemnitz 14, Kiel 14, Halle 13, Hamburg 12, Wiesbaden 12, Stettin 11, Freiburg 10, Straßburg 9, Hannover 8, Kassel 7, Nürnberg 6, Weimar 6, Augsburg 5, Posen 4, München 4 Aufführungen. An der Wiener Hofoper wurde er 27mal ausgeftthrt, an der Wiener Volksoper 35 mal, ferner 9 mal in Prag und 6 mal in Brünn. Die Berliner und die Charlottenburger Oper werden bis zum Jahresschluß je 60 „Parsifal"-A»ffüh- rungen erreicht haben. Theater. Unter dem Titel „Tyll Eulenspiegel- Thealer" sollen die Ka m m e r l i ch t sp ie l e in der Tauentzienstraße zn Berlin in ein intimes Theater der Kleinkunst umgewandelt werden und mit dem Namen „Tyll Eulenspiegel" auch ihr Programm erhalten. Der künstlerische Leiter Viktor Hartberg beabsichtigt, eine ständige Figur des Tyll Euleuspiegel auf die Bühne zn bringen, die, wie er schreibt, in lapidaren, drastischen Worten die Ereignisse und Auswüchse unseres modernen Lebens glossiert. Ähnlich wie im Pariser Theater „Grand Guiguol" soll ein buntes, künstlerisches Programm Musik, Gesang, Tanz und Vortragskunst in moderner Voll endung zeigen. * Das Königl. Kupferstichkabinett veranstaltet gegenwärtig ans Anlaß des Ablebens des ans Dresden gebürtigen Radierers Prof. Karl Köpping eine Ge dächtnisausstellung zu Ehren dieses Künstlers, in der seine graphischen Arbeiten in ausgewäyltcn Drucke» vor geführt werden. * Die Kunsthandlung Emil Richter, Prager Straße, zeigt gegenwärtig j» ihrem graphischen Fenster von dem verstorbenen Prof. Karl Koepping einen wertvollen ersten Künstlerdruck der Radierung nach Rembrandt „Der Prediger Anslo und seine Fran." f Geh. Hosrat Prof. vr. jur. et pdil. Robert Wuttke ist am Sonnabend nach längerem Leiden in einer hiesige» Klinik gestorben. Wuttke wurde 1859 als Sohn des bekannten Leipziger Historikers Heinrich Wuttke geboren. Er wandte sich dem Studium der Rechtswissen schaft und Nationalökonomie zu und wirkte seit 1895 als Dozent an der Gehe-Stiftung in Dresden. 1903 wurde er als Nachfolger Viktor Böhmerts an die Tech nische Hochschule zu Dresden für den Lehrstuhl der Volks wirtschaft berufen. Die deutsche Wissenschaft verliert in Prof. vr. Wuttke einen hervorragenden Gelehrten, dem insbesondere die sächsische Wirtschaftsgeschichte zahlreiche wertvolle Abhandlungen verdankt. Theater, Konzerte, Vorträge. * Mitteilung aus der Kanzlei des Residenztheater». Das fröhliche Spiel „Als ich noch im Fliigelkleide . . ." geht, mit Philine Tormin von der Wiener Bühne in Wien als Gast, am Dienstag und Donnerstag in Szene. Mittwoch und Freitag wird mit Carl Wallauer als Gast der erfolgreiche Schwank „Die spanische Fliege" gegeben. Mannigfaltiges. An» vem Reiche. Berlin, 19. Juli. Unter dem dringenden Verdachte, auf die Rentiere Jenny Meyer in der Xantener Straße denen Revolveranschlag verübt zu haben, ist heute ier 52 Jahre alte Pastor a. D. Albert Schmidt ver haftet worden. Nach seiner AmtSiederlegung in Fürsten walde leitete er ein Pensionat und hatte die Familie Meyer kennen gelernt. Er entspann sich zwischen der Tochter der überfallenen und dem ehemaligen Pastor ein Liebesverhältnis, das von der Mutter de» Mädchen- nicht gebilligt wurde. Eine Stunde vor dem Mordversuche in der Xantener Straße soll Schmidt eine Zusammenkunft mit der Tochter der Rentiere gehabt haben, gegen die der Mordversuch verübt wurde. — Heute abend wurde ein etwa 17 Jahre alte- Mädchen im Laubengelände tot aufgefunden. Ain Kopfe hatte es eine Wunde, die Bluse war zerrissen und der Oberkörper fast ganz entblößt. Ob ein Mord vor liegt, steht noch nicht fest. — An der Oberbaumbrücke auf der Oberspree reigne te sich heule abend gegen 12 Uhr auf einem Motorboot, das etwa 30 Ausflügler nach Berlin zurück- brachte, eine Benzinexlosion. ES gelang, alle Fahrs- gäste zu retten. Toch erlitten mehrere von ihnen Brandwunden. Der Bootsführer wird vermißt. Nordhausen, 19. Juli. Infolge Versagen- der Steuerung fuhr ein Automobil bei Ben ecken stein gegen einen Banin. Die fünf Insassen wurden auf die Straße geschleudert und blieben drei Stunden lang liegen, bis der Zufall Einwohner aus Benecken- stein an die Unglück-stelle führte. Ter Chauffeur war tot. Ein Insasse halte eine Gehirnerschütterung erlitten. Die übrigen Insassen hatten ebenfalls schwere Verletznngen davongetragen. Dortmund, 20. Juli. Nachts um 3 Uhr fuhr ein mit sieben Personen besetztes Automobil auf einer abschüssigen Straße in der Nähe von Dortmund gegen eineut Baum. Sämtliche Insassen wurden schwer verletzt. Einer ist seinen Verletzungen be reits erlegen. München, 19.Juli. In der Grube Bockheim bei Gastein sind ein Obersteiger und elf Bergleute durch K oh l en oxydga se u mgekom men. Aus vem Auslauve. Salzburg, 20. Juli. Gestern nacht wurde» i» den» Bergwerke am Nathausberg im Noßselb vier Ar beiter durch eine Explosion von Grubengasen ge tötet. Die Leiche» sind geborgen worden. Sieben Ar beiter werde» noch vermißt. Man befürchtet, daß sie ebenfalls umgekommen sind. Neapel, 19. Juli. Nach dem heute über das Be finden des Herzogs von Aosta ausgegebenen Krank heitsbericht hält die leichte allgemeine Besserung an. Die Nahrungsaufnahme ist befriedigend. Paris, 20. Juli. Frau Caillaux ist heule früh in die Couciergerie, da- beim Justizpalast liegende Gefängnis, gebracht worden, wo sie während der Prozeßverhondlungen bleiben soll. Ter heute mittag be- giuuende Prozeß ivird voraussichtlich noch eine größere Zahl von Vcrhandlungstagen in Anspruch nehmen, als von der Gerichtsbehörde in Aussicht genommen worden war. Man glaubt, daß der Urteilsspruch der Ge- schworeneu im besten Falle in der Nacht zum Sonntag verkündet werden ivird. Ein ganzer Verhandlnngstag wird durch die Aussagen der Chirurgen Potzi, Toyen llild Fraisse ausgefülli werden, die von den Verteidiger» der Frau Caillaux geladen worden sind, um darzulegen, daß Calmette durch einen chirurgischen Eingriff hätte gerettet werden können. Allgemein herrscht die Über zeugung vor, daß die Prozeßverhandlungen einen über wiegend polnischen Charakter annehmen werden uud daß der Gatte der Angeklagten, der ehemalige Minister präsident und Te.utierle Caillaux, die Gelegenheit be nützen werde, nm die von Calmette gegen ih» ge richtete» Angriffe im einzelne» zurückzuweisen. Der Nachfolger Calmettes in der Oberleitung de- „Figaro", der Akademiker Capus, schreibt: Cs scheint, daß die Partei, die Calmette ermordet hat, den Versuch machen wird, sein Andenken zu beschmutzen. Man hat dies be reits in Broschüren und Flugblättern angekündigt, welche die Geschworenen jeden Morgen vor ihren Türen finden. Man will beweisen, daß der heldenmütige Direktor des „Figaro" ein skrupelloser Mann war, der sein einflußreiches Blatt in den Dienst seiner persönlichenJnteressen und nicht seiner Überzeugung gestellt habe. Man will zeigen, daß das Leben, das man ihm genommen hat, voller Zügel losigkeiten und AnSschlveisnngeu war. Man schrickt vor keiner Nachforschung zurück, man achtet kein Geheimnis. Forderte man doch sogar den Fiskus auf, die Summe des von Calmette hinterlassenen Vermögens zu verraten. Diese Machenschaften können uns nur ein verächtliches Lächeln entlocken. Die Freunde Calmettes fürchte» nicht sür seine Ehre. Er wird sich fleckenlos ganz allein im Lichte der Prozeßverhandlung verteidigen. Die nationalistische „Libre Parole" sagt: Man will den Prozeß Caillaux in einen Prozeß Calmette umwandeln. Ter Prozeß Calmette soll der Prozeß der Journalisten im allgemeinen werden. Es gibt noch unabhängige Schriftsteller, die mit ihrer Feder die Gewaltigen des Tage- zu züchtigen wissen. Dies ist der Skandal, de» Frauen, wie die Gattin Caillaux und andere, zu ahnden verstehe». Man will sie, wie Charlotte Corday, verherrlichen. Die radikale „Lanterne" schreibt: Der Prozeß, der heute beginnt, ist nicht der Prozeß der Frau Caillaux, es ist der Prozeß der Demokratie gegen das Privilegium der Reichen. Man wird bald wissen, ob e- eine Justiz de- Volke- und für das Volk gibt. — Gegen den „Temps" wurde wegen der vor zeitigen Veröffentlichung der Anklageschrift des Oberstaatsanwalts gegen Fran Caillaux das Strafverfahren eingeleitet. Paris, 19. Juli. Bei dem im Tuilerien-Garteu erfolgten Aufstieg der Freiballons, die an dem Wettflug deS Große» Preise- des Aeroklubs von Frank reich teilnehmen, ereignete sich ein schwerer Unfall. Der französische Ballon „Toto", in dessen Korb sich der Luftschiffer Blanchet als Lenker und Duval als Fluggast befanden, stieß an einen Baum, sodaß das Netz zerriß. Der Ballon flog davon, während der Korb mit dem Netz zu Boden stürzte. Die beiden Luftschiffe! erlitten sehr schwere Ver letzungen. Der Zustand Duvals soll hoffnungslos sein. Paris, 20. Juli. Auf der Straße von Benisataf bei Oran stießen zwei mit zahlreichen Ausflügler» besetzte Kraftomnibusse zusammen. Drei Personen wurden getötet und mehrere schwer verletzt. Pari-, 20. Juli. In Bernay wurde der Pfarrer von Ventaine Heurteboud unter der Anschuldigung der Spionage verhaftet, weil er dem Station--
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