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Weißeritz-Zeitung : 26.01.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193501266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19350126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19350126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1935
- Monat1935-01
- Tag1935-01-26
- Monat1935-01
- Jahr1935
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 26.01.1935
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Die lustige Welt O § Beim Diner Eigentum scln blaß. Ich kann Wird Hut! Der mondsüchtige Akrobat „Angeklagter, sind Sie verheiratet? „Nein, Herr Gerichtshof!" „Na, da kann Ihre Frau aber wirklich von Glück sagen!" Neue Stenographie. „1zitz Geliebte! Du kannst noch 2scln an meiner 3. da doch mein Herz nur 4 Dich schlägt. — Unser Regiment lieg, in ütirchen und ötrablatt wird Dir sagen, daß ich tapfer socht und lein 7schlüser war. Ich nehme nun Urlaub; gib 8. ebe Du es ahnst, bin ich bei Dir; sage aber nicht S, wenn ich um Deine Hano an- haltc, denn mir wässern alle lUe nach Dir. Ich schreibe Dir in 11eriigkcil, denn es schlägt 12 und die Post geht ab. Dein Dich liebender Fritz, 13. Ge freiter bei der 14. Compagnie des 1S. In- ianterie-Negiments; am 16. April 1718. Der Aufsatz. Aufsatzthema: Was Faulheit? Untersekundaner Müller gibt ein leeres Heft >b. Am Ende der zehnten Leite steht; Arno bleibt die Spucke weg. Seit heute trägt Arno ein Mützchen. „Wat pseifste denn immer so vor meinem Laden, du Lümmel?" „Ru, ick hab' meinen Hund verloren." „Denkst du etwa, ich habe ihn?" „Dct kann ick nicht sagen; aber jedesmal, wenn ick pfeife, bewegen sich die Würste in Ihrem Schaufenster." Auslegung. „Was ist eigentlich .konsequent', Mutti?" „Ganz einfach, mein Junge! Konsequent ist: Henie so und morgen so — und nicht: Heute so und morgen so!" „Ach so!" erhebt sich der Dicke und gibt dem Hnt heimlich einen Fußtritt. Der Hut kullert drei Reihen weiter. Arno kriecht durch Bänke. Fünf Minuten Pause. Eine junge Dame nähert sich durch den Mittclgang. „SchSneS Mädchen!" schielt Arno. „Vielleicht habe ich Dlück!" Arno hat Glück. Die junge Dame setzt sich nevcn ihn. Und lächelt. Arno lächelt begeistert zurück. Erschrickt. " " „Mein Hut", besinnt er sich, „mein guter doch nicht von dem schönen Mädchen —" Arno bumbert das Herz. „Pardon!" sagt er dann leise und zerr« unter der Dame hervor. Der Hu« ist hin. Unwiderruflich hin. Am nächsten Morgen kauft sich Arno einen neuen Hut. „Was ein Hütchen werden will, biegt sich beizeitei!" stülp« er ihn über den Kopf. Geht am Abend damit ins Kino. Läßt ihn gewohnbeitsgemäß auf den Nebensitz gleiten. Ein «inner Blinder setz« sich darauf. Sagt „Pardon!", zeigt auf sein Schild: „Gänzlich erblindet!", und setzt sich eine Reihe weiter vor. Von Jo Hnnnö Rösler. Es gibt Menschen, die nie einen Hut tragen können. Jeder Hut wird in dem Augenblick, in dem sie ihn über ihren Kops ziehen, zum Hütchen. Arno trägt ein Hütchen. Seil zehn Jahren dasselbe. Schwarz nnd steif. Jedes Jahr lägt Arno cs auf Hochglanz putzen, schadhafte Stellen ver kleben, ein neues Stirnband einnähcn. Sei« zehn Jahren wiederholt Arno die Prozedur. Das letztemal flocht er ein Drahlgestcll unter den Filz. Von wegen Baufälligkeit. „Du mußt dir einmal einen neuen Hnt kaufen", bat die langjährige Brant eines Tages. „Einen Hui kaufen?" verliert für Arno die Weltgeschichte «hren Sinn. „Einen Hu« kaufen? Warum nicht gleich eine neue Taschenuhr? Oder Manschcttenlnöpse? Ein Hut, leichtfertiges Mädchen, reicht bei richtiger Pflege snnsnndzwanzig Jahre." Das Mädchen liest nicht locker nnd so beschloß Arno nach schlaflosen Nächten und reiflicher Ucberlcgung, seine Verlobung zu lösen. „Gestalten!" lüftet Arno eines Abends sein Hütchen. „Schönes Wetter heute!" „Danke!" ging das Mädchen weiter. „Stürzen Sie sich nicht In Unkosten. Bet dem Hut!" „Wer den Hut nicht ehrt, ist des Mannes nicht wert!" marschierte Arno in ein Kino. Arno lost eine Spcrrsitzkarte. Legt das Hütchen neben sich „Würden Sie bitte Ihren Hut an sich nehmen?" seht sich einer neben Arno. Arno nimmt das Hütchen an sich. In der Pause wird der Herr neben Arno leutselig. „Wenn ich mich aus Ihren Hut gesetzt hätte, wäre er falsch gewesen." „DaS gäb's! Da hätten Sie mir einfach einen neuen ge kauft". ist Arno wütend. „Sie sind reichlich jung. guter Mann! Kausen Sie sich doch kür Ihr Hütchen einen Sperrsitz, wenn Sie die Garderobe schinden wollen." Der Saal verdunkelte sich. Arno wälz« Pläne. „Gestatten Sic!" unterbricht er die Andacht seines Nachbars. „Die meinen also, wenn ich für meinen Hut eine Sperrsitz- karte löse und es setzt sich dann einer aus den Hut, must er ihn ersetzen?" „Das kommt darauf an." „Wieso? Auf meinen bezahlten Platz hat sich doch niemand zu setzen.. Er must für jeden Schaden auskommen." „Meinetwegen!" ist der Film für den Nachbar wichtiger Arno läßt nicht locker. „Wenn Sie im Zug einen Platz mit Ihrem Hut belegen, darf sich doch auch niemand auf den Hut scheu. Oder im Kafscchause. Oder in der Kirche. Oder bei der Dable ü doto." Arno stürmt znr Kasse. . „Noch einen Sperrsitz." „Bitte!" „Ich kann doch diesen Platz für eine verspätete Dame mit meinem Hut belegen?" ist Arno vorsichtig. „Gewiß, mesn Herr! Die Karte gilt aber nur für die nächste Vorstellung."' „Das genügt!" marschiert Arno in den Saal zurück. Arno setz» sich auf den zweiten Platz vom Mittelgang aus. Aus den ersten Stuhl baut er kunstgerecht sein Hütchen. Ein dicker Herr kommt. Fühlt das Hütchen. Wirs« es zu Boden. „Erlauben Sie mal", empört sich Arno, „mein guter Hnt!" „Legen Sie ihn gefälligst nicht aus fremde Plätze!" schimpst »er Dicke. „Das ist kein fremder Platz. Ich habe zwei Karten. Der Platz ist belegt." Er: „Ich möchte mal etwas, was ich nicht alle Tage habe! Sie: „Schade! Sonst hätte ich dir zu Ochsenzunge geraten! MM Mels erste Akte. Von Ulrich Kamen. Wcan verr Ottokar Kiebcl im sofort bezahlten, gut sitzenden Anzng, mit tadelloser Wäsche, mit einem feschen Hütcrl ans dem Kopfe und gelben Schuhen mit Gamaschen, von zehn Uhr vormittags ab durch die Strasten der inneren Sladt in Wien, . über den Opernring und Kärntnerring spazierte, da guckten ihm allerdings die jungen Mäderln nicht mehr nach. Die Zeiten waren für den vorgeschrittenen Fünfziger vorbei. Aber wenn der Herr Kiebcl in den Blumenladen trat, in den herrlich duftenden Blumenladen unweit des Naschmarktcs, und sich dort, je nach der Jahreszeit, ein Knopslochblümchen kaufte, da bekam die Verkäuferin, die dort schon dreißig Jahre Blumen verkaufte, ein rotes Gesichter!. Und wenn der Herr Ottokar Kiebcl in der ihm seit sciner Gvmnasiastenzeit bekannten Tabak- fabrit a.n Opernring sich seine Virginier holte, goldbraun, nicht so dnnkcl wie vor zehn oder fünfzehn Jahren, da lächelte ihn die Witwe des t. und k. Obersten, die fetzt Zigarren und Zigaretten verkaufte, gar holdselig an. Und es war an einem wunderbaren Frühlingstage, wie man sie nur in Wien erleben kann, als am gleichen Tage, fast znr gleichen Stunde, nur mit sechs oder sieben Minuten Unterschied, zuerst die Blumenverkäuferin am Naschmarkt und dann die Witwe in dem Tabakladcn den Herrn Ottokar Kiebel fragten, warum er denn eigentlich nicht heirate. Wo er doch so eine schöne Pension beziehe nnd so gut aussähe, ein Häuser! habe in Grinzing und so einsam und allein umhcrwandere in der schönen Wiencrstas«. Der Herr Ottokar Kiebel lachte beide Male verbtndlichsi und bildete sich gar nichts ans die Reden ein. Mit der Rederei übers Heiraten ist das so eine eigene Sache in Wien. Wenn aus der Straße, gleichgültig welcher, zehn Paare spaziercugehen. dann reden neun Paare vom Heiraten. Und das zehnte Paar unterhält sich über das Essen. Das war schon immer so. Aber als er abends dann in seinem Häuserl in Grinzing saß. mutterseelenallein, und zu ihm ins Zimmer der Duft der Veilchen drang, die üppig im Gärtchen wucherten, und von der Ferne her, wo lustige Menschen beisammen saßen, Musik er tönte. da kroch in dem alten Junggesellen eine ganz eigen artige Sehnsucht nach Familienleben hoch, die er bis jetzt gar nicht verspür« hatte. Bis jetzt hatte der Herr Ottokar Kiebcl ja auch gar keine Zeit gehabt, ans Heiraten zu denken. Bitte! Zehn, elf Stunden täalich im Dienst! Dann die Akten mi« nach Lause genommen. Der Jahresurlaub bei Verwandten im Waldviertel, wo man ihm drei Töchter ausdringlich aufdrängen wollte. Nicht alle drei zugleich! Aber immer eine nach der anderen. Und Herr Ottokar Kiebel schlug mit der Faust auf den Tisch, was er während seiner Dienstzeit niemals durste, nahm die Zeitung her. und hatte bald eine Anzeige entdeckt. „Dame, in den besten Gesellschaftskreisen verkehrend, empfiehl« sich zur Vermittlung von Ehen. Feinste Referenzen stehen zur Verfügung." Und an diese Dame schrieb Herr Ottokar Kiebel einen kurzen, in amtlichem Stil gehaltenen Brief, sauber mit seiner crakten Amtsschrist, ohne Schnörkel, ohne schief sitzende Pnnkte. So wie ein Mensch, der Beamter war, eben schreiben muß. Als Ottokar Kiebel den Brief in den Briefkasten geworfen hatte, ging er noch in ein Weinlokal. Natürlich war das eine Kellnerin, die den Herrn Kiebel, an diesem Tage also schon zum dritten Male, fragte, ob er, so ein fescher Kerl, nicht heiraten wolle. Wo doch im Prater die Bäume blühten. Und was das fade Frauenzimmer eben daherplauderte. Drei Tage später — Ottokar Kiebel war eben aufgeftanden und saß in seinem gelbgeblümten, setdengesütterten Schlafrock an seinem Frühstück, das ihm die Wirtschafterin rasch hingestellt hatte — erklang die Glocke an der Gartentür. Kiebel legte das halbe Kipferl weg und schaute zum Fenster hinaus. Eine Dame stand draußen, schlank, nicht mehr jung, aber doch voll, wie Ottokar Kiebcl. mit dem letzten Rest des Kipferls im Mund, konstatierte. Schnell zog Kiebel seinen Schlafrock aus und schlüpfte in seine Morgenjacke, die aus Samt und wie eine Lnsarenattila mit seidenen Schnüren verziert war. Wie ein Husarenrittmeister sah der Herr Ottokar Kiebel aus, als er durch den Vorgarten schritt und das Türl öffnete. „Mein Name ist Eva von Riebenkranz!" sagte die Dame vor dem Türl. Und lachte, wobei Otto Kiebel schöne, weiße Zähne sah, die auf keinen Fall falsch sein konnten. „Ich komme auf Ihren Brief!" „Aba!" sagte Kiebel und verneigte sich, wobei er. sich ärgernd, bemerkte, daß sein rechter Pantoffel über der Sohle zerrissen war. was nicht gut aussah. „Treten Sie näher, gnädige Frau, wenn ich Ditten darf!" Und die Dame trat näher, ging hinter Otto Kiebel her und betrat sein Haus. Mit einem jvütenden Blick empfing sic die Wirtschafterin Susi Kümmel, die justament auf dem Korridor scheuerte, was zu ihren, höchst unwillig verrichteten Obliegen heiten gehörte. „Also Sie wollen heiraten, nm gleich aus den Kernpunkt meines Besuches zu kommen!" sagte Frau Eva von Rieben kranz und warf einen mitleidigen Blick aus ein Lock in einer Gardine. „Ich habe einige gute Partien, die für Sie. Herr Kiebel. geeignet wären!" „Aber Frau Baronin!" sagte Kiebel und bemerkte mit Entsetzen, daß das Tuch, das seinen Tisch bedeckte, verschiedene Kasfceflccke anfwies. „Das hat >a gar keine Eile. Ruhen Sie sich aus von Ihrer Fahr« nach Grinzing. Wenn Sie vielleicht einen Kaffee haben wollen? Oder soll Ihnen die Susi Würstel holen und ein Vierter! Wein?" Eva von Riebenkranz lächelte. „Was für Ansprüche stellen Sie, Herr Kiebel, an die Frau, die Sie heiraten wollen?" fragte sie. „Ich kenne einige junge, das heißt für Ihr Alter passende junge Damen, teils mit etwas Vermögen, mit Ge schäft." Frau Eva zog aus ihrer Handtasche einige Bilder. Ihre Augen blickten prüfend auf den Mann, der vor ihr saß. Peinlich verlegen starrten die Augen Kicbels aus einen Tapetenfetzen an der Wand. Zwei SPinnengeweBe, die er sonst nie gesehen hatte, hingen in den Ecken. Und vor ihm saß die, schöne Fran, von der ein Dnft ausging gleich den Veilchen in seinem Gärtchen. „Wissen Sie was, gnädige Frau?" rief mutig Kiebel und stand auf, wobei ihm ein Kuopf von seiner Morgenjacke abfiel. „Wir fahren zusammen im Anto in den Prater. Dort können wir besser zusammen reden als hier!" Und sie fuhren zusammen an einem Frühlingstage in den Prater. Aber als Ottokctr Kiebel in einem feinen Kassechause klopfenden Herzens die Hand der schönen Frau ergreifen und ihr einen Hciratsantrag machen wollte, da stand die Frau Eva von Riebenkranz auf und rief: „Kommen Sic schnell, Herr Kiebel. Dort sitz» eine meiner Kundinnen! Scchzigtauscnd Schilling Vermögen, wenig Anhang. Tas trifft sich gerade sein. Muß sowieso noch zu einem alten Grasen nnd einen« Pensionierten Straßcnbahnkondukteur! Der Zettel mit meinen Bedingungen lieg*, auf Ihrem Tische!" Und weg eilte die schöne Fran, die wie die Veilchen duftete. Ottokar Kiebcl warf einen raschen Blick auf den Tisch, an dem die bezeichnete Dame saß. Die aber hatte sich abgewcnde«, sie schien nichts wissen zu wollen von ihm. Uno daraufhin ließ Ottokar Kiebcl das Heiraten sein. So lommt's, wenn man die Zeit versäum«.
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