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Weißeritz-Zeitung : 13.07.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193707139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19370713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19370713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1937
- Monat1937-07
- Tag1937-07-13
- Monat1937-07
- Jahr1937
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 13.07.1937
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Presseklede m» vesterreich Deutsch-österreichische Uebereinkunst Bei den vom 6. bis 10. Juli durchgcsührten deutsch- österreichischen Besprechungen im Sinne des Abkommens vom 11. Juli 1936 wurden auch die Fragen der gegen- seitige» Preffebezlehungen eingehend erörtert. Bel die sen Besprechungen war der Gedanke maßgebend, daß ge rade die Haltung der Presse in den beiden Ländern für eine gedeihliche Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Staaten von größter Bedeutung ist. Demgemäß wurde im Zug der in freundschaftlichem Geist geführten Unterhaltung die Beobachtung gewisser Grundsätze für notwendig erklärt. Es sollen künftig tm Nachrichtendienst und in der Presse keinerlei Nachrichten, die im anderen Land Anstoß erregen und eine Polemik entfesseln könnten, ungeprüft veröffentlicht und auch keine Nachrichten aus notorisch unfreundlich gesinnten Blättern und Agenturen übernommen werden. Ferner sollen sich die Berichterstattung und der Artikeldienst in loyaler Weise auch mit den positiven Leistungen in den beiden Ländern befassen und sich nicht ausschließlich in negati ver Richtung bewegen; insbesondere sollen Angriffe per sönlicher Natur unterbleiben. Fragen der Weltanschauung und der Staatsauffas sung sollen auch dort, wo Meinungsverschiedenheiten ge geben sind, sachlich und in nicht beleidigender Form be handelt werden. Die Presse soll sich jeder Unterstützung oder Ermutigung einer gegen den anderen Staat und dessen Regierung gerichteten Betätigung enthalten und sich der Verantwortung bewußt sein, die der Publizistik beider Staaten durch deren Zugehörigkeit zum deutschen Volk auferlegt ist. Liftabon weift lranröftsche Behauptungen zurva Anläßlich der Ankündigung Frankreichs, die inter nationalen Kontrollbefugnisse an der Phrenäengrenze aufzuheben, weist das Lissaboner Blatt „Diario de Noti- eias" bestimmt die französische Behauptung zurück, daß Frankreich sich auf den portugiesischen Sonderfall stützen fönne. Die Zeitung erinnert daran, daß die französische und portugiesische Grenzkontrolle völlig verschiedene Dinge seien und daß in Portugal keine internationalen Kontrollbeamten tätig waren sondern lediglich englische Beobachter, deren Aufgabe ganz andere gewesen seien als die der Kontrolleure. Rach dem Zwischenfall mit der „Deutschland" habe sich die portugiesische Regierung veranlaßt gesehen, ihre Haltung gegenüber den Beobachtern zu ändern, während diese Maßnahme England nicht zu einer Veränderung seiner Haltung bewogen habe. ! Das Blatt schließt: „Möge Frankreich seine Hand lungsweise rechtfertigen, wie es dies für richtig hält, aber niemals mit dem portugiesischen Präzedenzfall; denn die Stellung der französischen und portugiesischen Regierung sind de jure und de facto völlig andere, ge nau so wie ihre Haltung gegenüber den in Spanien liimpfenden Parteien verschieden ist." Schwere liämpse vor Peiping IKWU Ausbruch des offenen Krieges befürchtet Mit dem Beginn der neuen Woche hat sich der ernste japanisch-chinesische Konflikt so sehr verschärft, daß man beiderseits vielfach mit dem Ausbruch des offenen Krieges rechnet. In unmittelbarer Nähe von Peiping haben zwischen japanischen und chinesischen Truppen schwere nächtliche Kämpfe getobt, und auch jetzt, noch dauert die GefcchtstStigkeit an. Mehrere Dörfer sind teilweife zer stört worden. Die Japaner ziehen in aller Eile Truppen- verstSrkungen heran, und chineslscherseits befürchtet man, daß Peiping eingekreist werden soll. (Wagenborg-Archiv.) Die japanischen Truppen werden jedenfalls auf wich tige Punkte rings um die Stadt verteilt. Nachdem am Sonntag nach vierstündigem erbittertem Kampf südwest lich von Peiping der Ort Wangpeikinghsien von den Java ¬ nern eingenommen war, näherten sich in der folgenden Nacht die Gefechtshandlungen dem Vorort Papaoshan 10 Kilometer südwestlich der alten Kaiserstadt, über die das Krlegsrecht verhängt ist. Die Bevölkerung ist sehr erregt, und überall werden Hamsterkäufe vorgenommen. Nachts ist Geschützdonner und das Bellen der Ma schinengewehre zu hören ebenso wie das Rattern der an die Front fahrenden Tanks. Alle Unterhändler haben ihre Aufgabe niedergelegt, und die Chinesen haben ausdrück lich ihre Erklärung widerrufen, daß mit den Japanern eine Vereinbarung über die Znrückziehung der Truppen getroffen worden sei. Auch die Nankingregierung zieht in aller Eile Truppenverstärkungen heran. In ganz Japan herrscht Hochspannung. Der Kaiser ist plötzlich nach Tokio zurückgekehrt, bei den militärische» Kommandos und Stäben herrscht fieberhafter Betrieb, und» überall in Stadt und Land sind die nationalen Fahnen hochgezogen. Man ist überzeugt, daß diesmal Japan ent schlossen ist, die nordchinesische Frage endgültig zu löfen. Das japanische Hauptquartier in Nordchina teilte am Montagvormittag die bisherigen Gesamtverluste mit, die die japanischen Truppen in den Zwischenfällen der letzten Tage erlitten. Danach wurden getötet: 5 Unteroffiziere und 13 Soldaten; verwundet: 7 Offiziere, 5 Unteroffiziere und 29 Soldaten. Eine tzinefifthe Verlautbarung In einer vom chinesischen Auswärtigen Amt ver öffentlichten Erklärung lehnt der chinesische Außenminister die Verantwortung für die ersten Zwischenfälle sowie für die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten ab. China er strebe, so heißt es in der Verlautbarung, den wirtschaft lichen Wiederaufbau des Landes und die Erhaltung des Friedens und wünsche daher eine friedliche Regelung aller schwebenden chinesisch-japanischen Fragen auf dipolmati- schem Wege. China habe den ernsten Wunsch nach Ein stellung aller militärischen Aktionen und Zurückziehung der japanischen Truppen „gemäß Abmachung". Die An wesenheit japanischer Truppen bei der Marco-Polo-Brücke und die Abhaltung von Manövern verstoße gegen die Ver träge. Der Widerstand der Chinesen sei daher lediglich aus der Notwendigkeit der Selbstverteidigung erfolgt. Nach den mit den ausländischen Mächten getroffenen Ab machungen hätten ausländische Truppen in Nordchina zwar das Recht zu normalen kleineren Uebungen, aber nicht zu größeren Manövern. Die Bahnschutzbestimmun gen erstreckten sich lediglich auf die Linie Peiping—Tient sin. Fengtai und andere jetzt in die Kämpfe verwickelte Plätze.lägen jedoch an der Bahn Peiping—Hankau und fielen somit nicht unter die obenerwähnten Abmachungen Mruhen in Rordsyrien 6 Tote, über 20 Verwundete. Nach ven neuesten Meldungen scheinen sich Gerüchte zu bestätigen, wonach Unruhen in der nordsyrischen Pro vinz Hoch-Djesiret sechs Tote und über 20 Verwundete forderten. Die Lostrennungsbewegung von Syrien habe daS Ziel, eine dem Sandschak ähnliche Unabhängigkeit herzustellcn. Augenblicklich sei die Ruhe durch die Fran zose» wiederhergestellt. Die syrische Regierung hat alle Nachrichten an das Ausland über die Unruhen in Nordsyrien verboten. Be reits drei Zeitungen wurden deswegen verboten. Der Gouverneur von Djesirel, der der dortigen Bevölkerung untragbar erscheint, weilt seit drei Tagen in Damaskus, wo dauernd Ministerbesprechungen über die offenbar recht ernste Lage stattsinden. Wieder jüdischer Meuchelmord in Polen Zu den drei Meuchelmorden, die Juden in letzter Zeit an Polen begingen, und die die öffentliche Mei nung in ganz Polen in höchste Erregung versetz ten. ist am Sonntag ein vierter hinzugekommen. In dem Warschauer Vorort Otwock, einem bei den Juden fehl beliebten Villenort, stach ein jüdischer Fleischer in einer Meinungsverschiedenheit den Vorsitzenden eines polni schen Verbandes mit einem Fleischermesser nieder. Der lebensgefährlich verletzte Pole wurde in das Kranken haus gebracht und der Jude verhaftet. Die begreifliche Empörung der polnischen Bevölkerung über diesen neuen jüdischen Mord ist sehr groß. Die große Zahl jüdischer Kapitalverbrechen und Gaunereien veranlaßt das polnische Volk, Schutzmaßnah men in immer stärkerem Maß zu ergreifen. Die großen Fachverbände beginnen mit der Einführung des Arier paragraphen; der Berufsverband der Elektrotechniker be antragte Satzungsänderung bei den Behörden. Diese und viele andere Abwehrmaßnahmcn haben zu den frechsten Protesten der Juden geführt, deren Geschrei jedoch das Gegenteil von dem Gewünschten erreichte. Die Eisenbahn direktton in Kattowitz zum Beispiel hat, da sich die Juden wiederholt über das abweisende Verhalten der übrigen Fahrgäste beklagten, auf einer Hauptstrecke besondere Ab teile eingeführt. Die jüdische Presse ist über diese Lö sung des Problems „entrüstet" und beklagt sich darüber, daß die Eisenbahnbeamten jüdische Fahrgäste, die in andere Abteile einstiegen, mit Gewalt in die für sie bestimmten Sonderabteile beförderten. „Kriegsindustrie zu Friedenszeilen". „Giornale d'Italia" über die Riesenrüstungen Englands. Rom, 12. Juli. Di« Rüstungspolitlk Englands wird vom Di- rckkor des halbamtlichen „Giornale b'Italia" am Montag obend an Hand statistischen Materials einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Mit besonderem Nachdruck wird darauf hingewiesen, daß di« RüstungsauSgaben für die englische Flott« sich im laufen- den Rechnungsjahr gegenüber dem Jahre 1S29/3O bereits m«hr als verdoppelt hätten, und daß der ganze Mehrbetrag für Neubauten verwendet würde. Di« Ausgaben für di« Luftwaffe hätten sich gegenüber dem Vergleichssahr mehr als vervierfacht, währrendüie Hceresausgaben um das 2'/, fache gestiegen seien. Der Mehrauf wand betreffe auch in diesen beiden Fällen hauptsächlich die Mo torisierung des Heeres und die damit verbundene neuzeitliche tech nische Ausrüstung. Ohne zu dieser Entwickelung kritisch Stellung zu nehmen, macht der Direktor des halbamtlichen Blattes zwei Feststellungen: 1. daß damit die Hehmeldungen demokratischer Länder gegen den „Militarismus der faschistischen Staaten", die allein an dem Wettrüsten schuld sein sollen, gegenstandslos würden, 2. daß das Rohstoffproblem angesichts der englischen Milliar- denausgaben auf den Weltmärkten, mit denen England möglichst viele Rohstoffe für die Zwecke der stark vergrößerten englischen Rüstungsindustrie an sich reißen wolle, einen ganz anderen Cha rakter erhalten habe als das noch vor einem Jahr der Fall war, da England nicht nur seine Kriegsindustrien versorgen, sondern zu gleich auch di« Belieferung der übrigen Mächte, die ebenso wie England für ihre militärische Ausrichtung auf die Beschaffung von Rohstoffen angewiesen sind, unmöglich machen wolle. Auch müsse man sich fragen, gegen welche Nationen die Rüstungen ge richtet leien, mit denen der englischen Nation zum ersten Mal in der Geschichte in Friedenszeiten die Lasten einer bis ins einzelne organisierten Kriegsindustrie auferlegt werden. Freche Angriffe amerikanischer Juden gegen Polen. Washington, 12. Juli. Eine von dem Rabbiner Stephan Wise angeführte jüdische Abordnung sucht« am Montag Außenminister Hull auf und verlangte, von ihm einen diplomatischen Schritt bei der polnischen Regierung zum Schptze der über drei Millionen in Polen leoenden Juden, „deren Verfolgung", wie sich die Iuben- abordnung ausdrückke, „von der polnischen Regierung nicht nur geduldet, sondern gebilligt und sogar teilweise selbst betrieben werd«". Rabbiner Wise begründete die unverschämte jüdische For derung mit dem Hinweis darauf, daß der polnische Staat seiner zeit unter Mithilfe der Vereinigten Staaten und unter der Be gründung geschaffen worden sei, die Minderheiten mühten gleich berechtigt behandelt werden. Die Lage der Juden in Polen, jo behauptete Rabbiner Wise, sei Heuke schlimmer denn in irgend einem anderen Lande der Welt. 3m Anschluß besprach der Rab biner mit Außenminister Hull den Palästinaplan der Peel-Kom mission und brachte den schärfsten Protest der amerikanischen Ju den gegen die von England vorgeschlagene Teilung vor. Lansbury über feine Unterredung mit Mussolini. Rom, 13. 3uli. Der frühere Führer der englischen Labour- Party, Lansbury, gab nach seiner zweiten Unterredung mit dem italienischen Regierungschef Mussolini der internationalen Presse eine Erklärung ab. Nach seinem Eindruck würde Mussolini eine Friedenskonferenz über finanziell«, wirtschaftliche und territoriale Fragen begrüßen. Mussolini habe jedoch betont, daß eine solch« Konferenz sehr gründlich vorbereitet werden müßt«, da nach dem Scheitern der Londoner Weltwirtschaftskonferenz von 1S33 keine Regierung einen neuen Mißerfolg dieser Art riskieren könnte. Auch scheine es Mussolini fraglich, ob der gegenwärtige Zeitpunkt für eine solche Konferenz günstig sei. Soweit die Äüstungsfrage auf der Konferenz behandelt werden sollte, könnte nur eine Ein schränkung, nicht aber eine Herabsetzung der Rüstungen In Frag« nomm«n. Mit größtem Nachdruck hab« Mussolini in seiner zwei ten Unterredung mit ihm, Lansbury, am Montag erklärt, daß Italien auch nicht die leiseste Absicht habe, die Integrität Spa niens oder seiner Kolonien anzutasten. Mit dem gleichen Nach druck setzte Lansbury hinzu: „Das ist die klare und feste Politik Ler italienischen Regierung". Zwischen Italien und England sehe Mussolini nichts, was zu einem Konflikt führen müßte. Er würde es nur begrüßen, wenn italienische und englische Vertreter zusammenkommen könnten, um die zwischen den beiden Ländern schwebenden Fragen, darunter auch die Lag« in Abessinien und di« Anerkennung des italienischen Imperiums zu erörtern. Ohne jeden Vorbehalt hab« ihm Mussolini auf das entschie denste die Friedensliebe Itlaiens klargemacht. Italien brauche den Frieden zum Inneren Aufbau seines neuen nationalen Lebens. Jeder neue europäisch« Krieg wäre für ganz Europa und nicht nur für den einen oder anderen Staat eine Katastrophe und müßte die europäische Kultur vernichten. Der Anregung Lansbury, die vvn ihm geplant« Friedens konferenz zur Rettung Europas und seiner im Christentum ver ankerten Kultur in Rom abzuhalt«n, habe Mussolini nicht wider sprochen, doch habe er die Ansicht vertreten, daß die Initiative nicht von Italien ausgehen könne, sondern von anderer Seile kommen müsse. Lansbury, der am Mittwoch nach London zurückkehrt, teilte noch mit, daß er auch nach der Tschechoslowakei, nach Iugo- slavien und Polen zu reisen beabsichtige. Seine Hauptaufgabe werde aber jetzt in seinem eigenen Lande liegen, damit England, wenn möglich, die Initiative zu dieser Konferenz ergreift. Aeihilse zur Rassenschande Gefängnis für einen katholischen Pfarrer. Mit welcher Willkür sich gewisse Kreise der Römisch-Katho lischen Kirche über die Bestrebungen des nationalsozialistischen Staates hinwegsetzen, bewies eine Verhandlung, die vor dem Moabiter Einzelrichter gegen den 57 Jahre alten katholisches Pater Ulrich Kaiser von der St.-Paul-Kirche in Berlin- Moabit durchaeführt wurtze. Der Angeklagte hatte am 31. März 1935 die kirchliche Ehe zwischen einem evangelisch getauften Juden und einer deutsch- blütigen Frau geschlossen, ohne daß zuvor die standesamtliche Trauung erfolgt war. Dem Angeklagten war durchaus be kannt, daß von feiten der Standesämter damals in Fällen wie dem vorliegenden schon mehrfach die Genehmigung zur Ehe schließung verweigert worden war. Auch in dem zur Anklage stehenden Falle hatten das zuständige Standesamt und auch das Preußische Justizministerium die Genehmigung versagt. Es mußte K. alsv danach bekannt sein,' daß staatlicherseits ein Interesse bestaub, daß diese Ehe nicht geschlossen wurde. Er wußte Wetter, daß ein anderer katholischer Pfarrer diese Ehe schließung abgelehni hatte. Trotzdem glaubte er. sich darüber hinwegsetzen zu können,, und begründete sein Verhalten vor Gericht mit der Ausrede, daß in diesem Fall ein „sittlicher Notstand" im Sinne des 8 26 .deS Konkordates Vorgelegen habe, und berief sich darauf, daß daS Paar schon jahrelang in wilder Ehe zusammengelebt habe. Dieser „sittliche Not stand* hat aber tatsächlich zur Erfüllung der Konkordatsbestim- mung überhaupt nicht vorgelegen — es waren z. B. keine Kinder vorhanden —, und das Bischöfliche Ordinariat äußerte auch deshalb Bedenken, als der Angeklagte sich an diese Stelle wandte. Bezeichnend war aber wiederum die Taktik, die von feiten deS Ordinariats hier eingeschlagen wurde. Aus die telepho nische Anfrage, wie er sich verhalten solle, brachte der zustän dige Sachbearbeiter zwar seine Bedenken zum Ausdruck, er klärte aber schließlich, daß er dem Angeklagten selbst die Ver antwortung überlassen Müsse, und stellte ihm anheim, so zw handeln, „wie er es mit seinem Gewissen vereinbaren" könne: Pater Kaiser schloß darauf nach dieser jesuitischen Auskunft die Ehe. Der Staatsanwalt betonte, daß der Angeklagte von Glück sagen könne, daß sich der Fall noch vor dem Inkrafttreten oer Nürnberger Gesetze zum Schutz des deutschen BluteS unV der deutschen Ehre ereignet habe; denn sonst hätte er sich vov einem anderen Gericht wegen Beihilfe zur Nassenschande ver- antworten müssen, die er ja tatsächlich geleistet habe. Er habe dadnrch entgegen dem Geist des neuen Staates gehandelt, und- deShalb müsse ihn die höchst zulässige Strafe treffen. Der Staatsanwalt beantragte, gegen den Angeklagten wegen Ver gehens gegen 8 67 des Personenstandsgesetzes aus drei Mo nate Gefängnis zu erkennen. Das Gericht verurteilte den An geklagten zu dieser Strafe. Gercke KHMeckjckesM».
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