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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193804309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19380430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19380430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZschopauer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1938
- Monat1938-04
- Tag1938-04-30
- Monat1938-04
- Jahr1938
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1938
- Autor
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„Ich dachte, er sc! an deinen Vater gerichtet.* Horst übcrfiog ihn und wurde aschfahl. „Wie kannst du dir das znsammenreimen?" fragte sie. „Zie war also zweimal im Garten, denn nun weiß ich, daß sie cs war, die nachts dort über die Mauer stieg.* „Wann war das, weißt du es noch?* fragte er. „In der Nacht, als ich dich zur Bahn gebracht hatte.* Er fuhr zusammen. „Ja, ja, ich weiß, sie wollte mich noch einmal sprechen, nachdem wir Abschied genommen hallen. Sie schrieb, sie müsse mir noch etwas sagen, ehe ich ginge. Sie würde in den Garten kommen, wenn es dunkel sei, an die kleine Tür. Ich hatte ihr gesagt, ich fahre am Montagabend, aber ich fuhr schon Sonntags, und so fand sie mich nicht mehr und hat den Brief in die Mauer gesteckt. Sie verfolgte mich mit ihren Briefen.* „Hast du denn je für dieses Mädchen etwas übrig gehabt?* fragte sie. Er schwieg. „Anfangs ja", meinte er. „Sie war reizend und hübsch, und es war mal etwas anderes als die üblichen." „Und du hast gewußt, daß dein Vater sie kannte?" „Nein, Mama. Das habe ich erst später durch einen Zufall erfahren. Arme, liebe Mama." Er nahm sie bei den Schultern. „Es geht ja alles seinen Gang, aber wir müssen diesen Brief dem Gericht vorlegen." „Den Brief?" rief sie entsetzt. „Ich werde ihn ver nichten!" Aber er war aufgesprungen und nahm ihr den Brief aus der Hand. „Um Gottes willen! Es kann die Rettung sein." * Ein paar Tage nachdem die Sache in der Stadt bekannt geworden war, erschien Herr Lauferberg bei dem Rektor der Universität. Er bat, einige Erklärungen über Fräulein Pflug abgeben zu dürfen. „Verzeihen Sie, Herr Lauferberg", sagte der Anatom, „ich h-be sehr wenig Zeit und Sie wahrscheinlich auch. Weshalb soll ich etwas hören von einem nicht mehr leben den Menschen? Ich verstehe nichts von Malerei und von Hcimatkalendern erst recht nicht. Was hat es also für einen Zweck?" „Was es für einen Zweck hat?" Der alte Herr richtete sich auf wie eine Riesenschlange. Er hatte einen unendlich langen Oberkörper, sehr kurze Beine und einen zu kleinen Kopf mit hervorstehenden Augen, vor denen eine schwarze Brille saß; außerdem schielte er. Der Anatom sah ungern häßliche Menschen und schaute immer an ihm vorbei. „Hören Sie mich nur erst an. Ich höre nämlich auf ein mal von allen Seiten mit dem tiefsten Mitleid von dieser Dame reden, von Leuten, die sie nicht gekannt haben. Aber ich habe sie gekannt und möchte nur sagen: Gott sei Dank, daß ich da rechtzeitig einen Riegel vorgeschoben habe." „Einen Riegel, vor was?" fragte Mörk, und schob seine Bleistifte wie Soldaten in eine Reihe. „Na, vor di« Kasse! Es war nämlich fortwährend etwas los, seit die in meinem Geschäft tätig war. Geschickt war sie und schreiben konnte sie tadellos, und fix war sie auch, und gewandt wie eine Schlange. Die hat die Männer alle um den kleinen Finger gewickelt." „Sie auch?" fragte der Anatom. „Mich? Nee. Ich hab' rechtzeitig Schluß gemacht. Di« Skizzen und der Preis und vier Wochen im Büro und dann Schluß mit Fräulein Hede Pflug. Die brachte mir ja di« ganzen Männer durcheinander. Aber der wahre Grund, weshalb ich sie entlassen hab', war ein« ander« Sache, Herr Geheimrat. Und ich möchte, daß das unter uns bleibt. Als st« zu mir kam, hatte sie nur ein paar Fähnchen an. Die Schuhe, na! Ich hab' mir gedacht, st« ist arm; sie hat mir leid getan und weil dem Professor BMiMteit in litt NM Erzählung von Franz Braumann-Salzburg. Als der jung« Bauer Martin Wenger erwachte, zeigte di« Uhr kaum zwei Stunden nach Mitternacht. Sem Weib schlief gut im Bett neben dem seinen. Der Bauer drückte das Licht aus und dreht« sich wieder dem Fenster zu. Er konnte sich nicht deuten,- was ihn heute zu solch früher Zeit aus dem Schlaf geweckt hatte. Aber der Schlummer kam ihm nicht mehr. Jetzt, da sein Denken wach war, stieg ihm auch wieder der Groll auf, der die letzten Tag« über ihn gekommen war. Und sollte sich ein Bauer nicht grämen, wenn zu einer Zeit, da der große Obst garten in Hoher Blüte stand, schon den fünften Tag der Regen herniederrann? Jeden Morgen war cS beim Erwachen sein erstes gewesen, nach draußen zn horchen; und immer hörte er wieder das eintönige Rauschen der fallenden Tropfen auf die Holzschindcln seines Daches. Da Martin Wenger sich dessen erinnerte, richtete er sich ans im Bett und horchte. Das Fenster stand halb offen, die Nachtluft strich kühl herein. Vom Birnbaum vor dem Hause tropfte es vernehmbar und gleichmäßig auf die Straße. Aber der Regen rauschte nicht mehr aus das Dach! Mit einem Ruck sprang der Bauer aus dem Bett. 2lls er daS Fenster aufriß, hing der schwarze Himmel voller Sterne. Martin Wenger starrte eine Weile hinaus. Der Regen l>at anfgehört! Und die Apfelbäume - die Blüten hingen noch am Baum; vielleicht gab es doch wieder Obst in diesem Jahr! Er hatte allen Schlaf verloren, als er stumm in die Hose stieg und leise hinaustrat vor das Haus. Unter den Bäumen war cs kalt. Er griff in die schwarzen Neste und fühlte die verklebten, verwaschenen Bündel der Blüten. Jetzt sollt ihr cs besser haben! Die Sonne wird wieder kommen, die Bienen fliegen euch zu, der Wiud wird euch trocken blasen — morgen schon, morgen schon! So sprach er voll Tröstung hinaus iu die dunklen, stummen Bäume. Als er den Wald der Obstbäume ausgcschritten hatte und am Rain des Kornfeldes stand, fröstelte er. Es fiel ihm ein, was sein Knecht gesagt hatte: Oben in den Waldhöhcn sollte iu den letzten Tagen Schnee gefallen sein. Schnee! Das hätte noch gefehlt! Daun hingen jetzt schon die Blüten tot und erfroren. Als der Bauer Martin Wenger so weit war mit seinem Sinnen, fiel cs unvermittelt wie ein Schlag auf ihn: Naß und kühl ist die Erde, kalt und ohne Schirm der Wolken fällt die Lust herab aus der eiSnahcn Nacht — am Morgen wird Reif kommend ' 'Der Reif kommt! Bothmer viel daran gelegen schien, hab' ich sie genommen. Cmpfchlungcn waren keine da, Zeugnisse auck nicht. Ich dachte, Ich probier's mal, wenn sie so hübsch zeichnen kann. Na, und dann veränderte sich das Fräulein und wurde auf einmal elegant. Nur noch seidene Strümpfe, seidene Kleider, Wildlcderschuhe, pikfeine Hüte, und auf einmal hatte sie sogar einen Ning Aha, denk' ich, ein Freund! Und dann merkten wir den Schwindel Hier fehlte Geld, dort fehlte ^Geld, und immer gerade, wenn die anderen mal aus dem Zimmer waren. Und als ich sie ins Gebet nahm, wurde sie so wild, daß sie mir alles htnwarf und das Haus verließ. Und ihren Vorschuß hat sie auch mit genommen", sagte er erbittert. „Nun, den hätte- Sie ja zurückverlangen können", meinte Mörk. „Ich danke schön! Sich mit der noch herumstreiten vor dem Kadi?! Nee! Ich hab' den anderen ihre Fehlbeträge ausgezahlt und den Vorschuß in mein Kontobuch unter .Bruch' geschrieben. Aber wenn ich nun höre, daß sie aus diesem Mädchen nachträglich eine Heilige machen und die Augen verdrehen, so geht mir das gegen den Strich. Und wie sie getan hat, mit ihrer vornehmen Familie geprunkt, und dabei war die Mama Büglerin. Meine Mutter war auch Büglerin, Herr Geheimrat, ich brauch« mich dessen nicht zu schämen, und schäme mich nicht. Warum die nachts in den Bothmerschen Garten gestiegen ist und was sie da gesucht haben mag, weiß ich nicht. Aber waS Gutes war's sicher nicht. Und wenn es nun zur Verhandlung kommen sollte, dann werd' ich mich als Zeuge melden und aus sagen, was ich von der weiß. Ich verehre den Professor Bothmer. Ls hat mir einen Schlag versetzt, als ich hörte, WaS in der Nacht passiert ist. Aber dafür leg' ich die Hand ins Feuer: er ist ohne Schuld. Wenn Sie sie behalten hätten', sagen die Leute zu mir, .dann wäre das nicht passiert und sie lebte heute noch.' Jawoll, behalten! Ich kann nur ehrliche Arbeiter gebrauchen. Für die anderen, mein Herr, hab' ich nichts übrig. Und wenn ich höre, daß sie nicht mehr lebt, so kann ich das nicht bedauern. Es gibt Menschen, die graben sich selber ihr Grab. Und so eine war das..." Man war allmählich über die unaufgeklärte Sache, die im Bothmerschen Hause geschehen war, etwas ruhiger geworden. Bothmer tat seinen Dienst in seiner Klinik wie immer und fuhr nach der Irrenanstalt hinaus. Er war auf freiem Fuße belassen, weil kein Fluchtverdacht vorlag. Er hatte sich nur verpflichten müssen, eine Kaution zu hinterlegen und die Stadt einstweilen bis zur Schwurgerichtsverhand lung nicht zu verlassen. Jeder, auch die Richter, seine Kollegen und alle Patienten, die Schwestern und die Studenten waren über zeugt, daß es sich um einen unseligen Unglücksfall, einen Irrtum handelte. Aber zwei Umstände erschwerten dem Gericht die Beurteilung der an sich klaren Angelegenheit. Das offene Geständnis Bothmers, daß er das Mädchen näher gekannt habe und sich verschiedene Male mit einem größeren Interesse für sie eingesetzt hatte, als man ge wöhnlich Pattenten entg-genbringt, das hätte man Moch verständlich gefunden. Denn Bothmer hatte schon vielen Menschen, die ihn als Arzt ausgesucht hatten, in groß zügigster Weise weitergeholfen und sie mit Geld unterstützt. Aber die Frage, weshalb das Mädchen nachts in seinen Garten gekommen war und warum sie sich diese häßliche Regennacht dazu ausgesucht hatte, blieb rätselhaft. Als der Wachtmeister sie sand, lag sie in Bothmers Studierzimmer aus der Chaiselongue, wie er sie vom Garten hereingetragen hatte. Im Garten hatte er sie er schossen, aber der Regen hatte den Rasen so gründlich auf geweicht, daß in den Wasserlachen keine Spuren davon Da lief der Bauer mit hartem Schwung dem Hof zu. Der Knecht war bald auf di« Beine gebracht, er wußte gleich, Worum eS ging, als der Bauer in die Kammer brüllte: „Thomas, der Reif!" Auch an di« Schlafkammer der Magd trommelte er: „Aufstehn, Hanne, ausstehn!" Er war nicht aufgelegt, zu antworten auf di« verschlafene Frage: .Jetzt schon, in der halben Nackt?" DaS sollte ihr die Bäuerin, sein lungeS Weib, erklären, die zitternd in der Küche stand und Wortlos Zündholz und Späne auö der Holzlage riß. Martin Wenger war schon wieder aus dem Hause. Hinter der Holzscheune lag ein Haufen GraSset, die Enden der Tannen äste, welche im Winter aufgearbeitet worden waren zu Brenn holz. Mehr als eine Fuhr« lag da, das gab Rauchfcuer genug den Hang deS kleinen Talkessels entlang. Als er mit dem ersten Korb der grünen feuchten Zweige hinaufschritt an dem Wicsenhang, überdachte er sich, wo die Neiffeuer angebrannt werden sollten. Der schmale flache Tal grund mußte eingedeckt sein mit Rauch, wenn die Sonne cmporkam. Denn nicht die kühle Luft selbst schadete, sondern erst der unvermittelt einfallende warme Strahl der Sonne, der die erstarrten Blüten bräunte. Ucber dem Obstgarten sollten drei Feuer brennen, hinauf am Kornfeld zwei, drüben jenseits deS Grabens am Wicsenhang drei — so mußte von drei Seiten der Rauch in das Tal fließen. Vorn im Osten, wo sich die Niederung hob und der Grund trockener wurde, begann der Acker des Nachbarn. Der Bauer wurde kühler im Denken, als er an den Nach bar Peter Statter dachte. Dessen Haus lag dunkel vor ihm an der Himmelslinie. Der Nachbar hatte den Reif nicht zu fürchten, dort obcn zog der Wind über die Höhen und hob die letzten Tropfen Wassers aus den Blütenbäumcn. — Sie waren Feinde seit einem Jahr und waren cs geworden ohne ein Wort. Vor dieser Zeit hatten beide sich zusammen nach einer jungen Bänerin umgeschen. Und ihr Blick war auf das gleiche Mädchen gefallen, auf die Maria vom Hartcnegghof. Maria aber hatte sich für den kleineren Bauer im Tal, für Martin Wenger entschieden. An der Zurücksetzung trug Peter Statter schwer, und die nachbarliche Freundschaft war einer wort losen Feindschaft gewichen. Martin Wenger trug nicht leicht daran, aber er fand keinen Weg zn dem Nachbar, den er hätte gehen können. — Das wurde eine seltsame Arbeit in der schweigenden kalten Frühlingsnacht. Bauer und Knecht und Magd trugen stumm die Körbe voll grüner Nadclzwcigc vom Hofe weg. Nur die Sterne beleuchteten ihren Gang m der mondlosen Nacht. Als die vierte Frühstunde sich erfüllt hatte, lagen die acht Hansen Tanncnreisig feuerbereit an den Hängen. Der Hof stand verlassen im Talgrund, über die Blütenbänme strich das erste fahle Dämmern des neuen Tages, . D« mein Mer Nuder Nmiiks Aus den Tiefen bist du aufgestiegcn. Du mein grauer Bruder Namenlos. Deine Seele wurde totgeschwiegen, Und sie mußte tief im Staube liegen. Doch im Schweigen und im Staube Wurde deine Seele hart und groß. Und du bist durch tiefe Nacht gegangen. Durch SaS Dunkel dröhnte fchwer dein Schritt, Und von Qual und Bitternissen klangen Dein« Lieder, die die Massen sangen. Doch in Nacht und deinen Qualen Wußten wir, wie deine Seele litt. Mit dir schritten wir, und wir erkannten, Wie unsagbar schwer dein Leben ist. Und da wir dich laut mit Namen nannten. Lohten Flammen auf, die weithin brannten Plötzlich lodernd durch die Nächte, Bis wir wußten, wer du wirklich bist: Keine schönen Worte willst du hören, Weil du einfach bist und darum groß, Aber alle, die zu dir gehören. Sind dir Brüder, und die Brüder schwören: „Immer Heller soll dein Name leuchten, Du mein grauer Bruder Namenlos!" Peter Burlach. äufzufinden waren. Man mußte ihm glauben oder nicht glauben. Der Staatsanwalt würde ihm natürlich nicht glauben, dazu war er ja da. Der einzige Zeuge, der alte Stroh, hatte nur die Schüsse gehört und war erst dazu- gekommen, als das Mädchen schon in Bothmers Zimmer lag. Niemand hatte sie in dem Garten gesehen, das Pförtchen war verschlossen, das Schloß verrostet und schwer aufzubekommen, und die Mauer war mit Glasscherben besetzt. Ob eine junge Dame da so ohne weiteres darüber steigen konnte, ohne sich das Kleid zu zerfetzen, schien zweifelhaft. Die Personalien des Mädchens waren inzwischen fest gestellt worden. Ihre Angaben, die sie Bothmer gemacht hatte, erwiesen sich als unrichtig. Sie war die außer eheliche Tochter eines Sektreisenden, der schon vor ihrer Geburt außer Landes gegangen und verschollen war. Einen Stiefvater hatte sie überhaupt nicht und ihre Mutter war vor zehn Jahren gestorben und hatte sich durch Waschen und Plätten ernährt. Auch die Sache mit der Münchener Fabrik und den Namensunterschriften war nicht so harmlos, wie das Mädchen sie dargestellt hatte. Sie hatte allerdings bei einer Abendgesellschaft zum Scherz die verschiedensten Namen nachgemalt. Aber mit den acht hundert Mark hatte es sich anders verhalten. Ihr Ches hatte ihr, um sie vor der Gefängnisstrafe zu retten, das Geld, die achthundert Mark, zurückerstattet. Und sie halt« noch einige Zeit in seinem Büro weitergearbeitet, mit einem älteren Zeichner. Als diefer einmal ein paar Tage ver reist war und eine größere Geldsendung erwartete, hatte er sie gebeten, dieses Geld für ihn anzunehmen. Die Gelds sendung war gekommen, sie hatte sie angenommen, und (Schluß folgt). RMM Auflösung des Silben-Nätsels aus voriger Nummer des Zschopauer Sonntagsblattes: 1. Dante, Efe«, S. Insekts 4. NeuorleanS, 5. Echec, 6. Mittwoch, 7. Undine, 8. Tende«^ 9. Typograph, 10. Edda, 11. Rubel, 12. Student, 13. Polizei, 14. Rege«, 18. Abele, 16. Cranacy, 17. Hammer, 18. Eberesche 19. Dresden — Deine Mntterfprache Deutscher, halt' in Ehren! Da war eS an der Zeit, daß Martin Wenger Feuer an die grünen Reisighausen legte. Er führte die hohlen Fäust« an den Mund und pstff laut und scharf. Vier Hände hielten im nächsten Augenblick daS brennend« Zündholz unter di« Späne. AIS daS Feuer aufflackert«, liefen die HauSleute zu dem nächsten Haufen. Dem Bauer wurde leichter zumute, als die ersten qualmenden Rauchschwaden hangab strichen. Der Tcw däm merte herauf, da lag schon eine mannshohe Rauchschicht über dem Talgrund. Nur die Blütenbäume ragten noch darüber hinaus. Immer neue Reiser warfen die Leute auf di« Reif feuer, wenn eine Flamme züngelnd durchbrechen wollte. DaS Tal stillte sich höher und höher mit den warmen Schwade« des Rauches. Der Bauer sah es wie die Bäume langsam darin versanken. Die Sonne war nicht mehr weit, da kam von Osten her Bewegung in die Weiße Nebelwolke. Martin Wenger sah eS starrenden Auges, wie über die Gründe des Nachbarn die kalte Morgenluft hercinsank und den Rauch langsam hob. Feuer hinüber! Die Luft muß abgeriegclt werden! war sein erster Gedanke. Aber Feuer auf fremdem Grund, Feuer auf dem Grund des Nachbarn Peter Statter? Doch da riß der Bauer schon den Korb an die Schulter und lief keuchend über den aufgcweichten Haseracker. „Nack bar", würde er sagen, wenn am Morgen Pcter Statter di« Eigenmächtigkeit sah, „Nachbar, ich mußte es tun! Du bist ja auch Bauer und weißt, was es heißt, wenn der Garten in Gefahr ist!" Drüben warf er die Last auf den Acker und machte mik zitternder Hast Feuer. Als er die kleine Flamme angefacht hatte, hörte er Schritte hinter sich. Er hob sich nicht von den Knien, sagte nur: „Lauf, Thomas ein zweites Feuer!" Aber es hob sich kein eilend-r Schritt auf seinen Befehl. Da drehte er sich um. — Uud er sah dem Nachbar Pete« Statter ins Gesicht! Einen Augenblick standen die Männer schweigend. Dann sagte der Nachbar: ,Jch hab den leeren Hummel gesehen; da dachte ich an deine Bäume, Nachbar." Und er leerte seine« Korb mit Zweigen auf das Feiler. „Bei mir oben liegt noch genug Grasset. Schick deinen Knecht hinauf!" - Tie kalte Luft fand keinen Zugang mehr ins Tal. Und als sich die Sonne strahlend hob, hing der Rauch dicht wi« Siebel in den Bäumen. Ter Tag stand auf und forderte seine Arbeit. Marti« Wenger gab dem Nachbar die Hand zum Abschied. „Und scm auch deinem Weib 'inen Gruß!" sprach Peter Statter noch, Danu schulten die Nachbarn ihren Höfen zu. ,j Druck Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend: Richard Voigtländer tu Zschopau. Schriftleitung: Margarete Voigtländer in Zschopau.
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