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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193809246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19380924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19380924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZschopauer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1938
- Monat1938-09
- Tag1938-09-24
- Monat1938-09
- Jahr1938
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1938
- Autor
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ZsGopauer Gonntagsvlatt Beilage zum Zfchopauer Tageblatt und Anzeige» Sonnabend, den 24. September 1938 vekeimniM » Vf. ^M^gs! UM Nss (1. Fortsetzung.) s" Althaus sah forschend in das blasse Gesicht der Zeugin. Konnte man von ihr, die ja anscheinend doppelt beteiligt War, wahrheitsgemäße Angaben erwarten? „Der Tod er folgte durch einen Stich ins Herz. Die näheren Umstände sind leider unbekannt." Er machte eine Pause, ehe er vor- sichtig weiterging. „Sie sind mit Herrn Thurandt ver- lobt, Fräulein Tomary?" Erschrocken sah Ella den Kommissar an. „Ja, ich bin feine Braut — aber wo ist er denn, er wollte doch..." Beruhigend klang die sonore Stimme des Beamten. „Er ist hier in der Nähe. Sie dürfen ihn nachher sehen, wenn Sie wollen. Aber vielleicht können Sie uns kurz ein paar Fragen beantworten. Wenn Sie auch nicht vereidigt Werden, Fräulein Tomary, wäre es doch sehr wertvoll, Wenn Sie uns einige Aufschlüsse geben würden! Alles Würde ja dazu beitragen, den Schuldigen ausfindig zu machen. Wollen Sie aussagen?" Elka richtete sich in dem Lehnsessel hoch auf und warf den Kopf zurück. Ihre Hellen Augen wurden dunkel. „Ja — fragen Sie, Herr Kommissar!" „ Nach den einleitenden Fragen, die den Zeitpunkt des Aufbruchs des Professors, sein Ziel und seine vermut-' lichen Absichten bet diesem Besuch betrafen, ging Althaus »u dem Punkt über, der ihm die wichtigste H-^dhabe zn bieten schien. „War Ihr Vater mit Heßdorf verfeindet?" Elka schüttelte den Kopf. „Ich wüßte nicht! Es bestand Wohl einmal eine Mißstimmung meines Vaters gegen Heßdorf, aber keine Feindschaft!" „Und Sie haben keine Ahnung, um was es bet der heutigen Besprechung ging?" Elka runzelte die Brauen, sie dachte angestrengt nach. Warum hatte sie eigentlich so große Angst wegen des heutigen Abends gehabt? Das alles ließ sich nicht in Worte fassen; es war etwas Unbestimmtes, was dahinter- stand. „Mein Vater hatte vor ein paar Tagen einmal ge äußert, er müßte etwas von Doktor Heßdorf zurückhaben. Aber was es war, das weiß ich nicht." Interessiert beugte der Kommissar sich vor: „Erinnern Sie sich vielleicht, wie er sich ansdrückte?" . „Vater war in seinem Arbeitszimmer, ich wollte ihn zum Essen holen. Er hatte an seinem neuen Buch ge arbeitet, die Blätter lagen verstreut auf dem Schreibtisch. Als ich hereinkam, ging er gerade in tiefen Gedanken im Zimmer auf und ab. Mein Vater war sehr zerstreut und sprach ost laut vor sich hin. .Zurückhaben!' hörte ich ihn murmeln. .Wiedergeben...' — .Wer muß dir etwas wtedergeben, Vater, und was?' fragte ich leise und faßte ihn am Arm. .Der Heßdorf muß doch...', dann brach er ab; er war wohl aus seiner Abwesenheit erwacht. Daun hat er nicht mehr davon gesprochen." Der Beamte hinter dem Kommissar hatte eifrig Notizen gemacht. Doktor Weißbrod beobachtete Elka; er sah, daß die kaum zurückgekehrte Farbe wieder aus ihren Wangen, gewichen war. „Bitte überanstrengen Sie die Zeugin nicht, Herr Kommissar! Ich müßte sonst einen erneuten Rück schlag befürchten!" „Gewiß, gewiß, Herr Doktor! Wir sind gleich fertig für heute", beschwichtigte Althaus. „Vielleicht erzählt Fräulein Tomary uns noch, wann Herr Thurandt sie heute verließ und weshalb er hierher kam!" Elka versuchte ihre Gedanken zu konzentrieren. Was war nur mit Heino? „Er ging etwa um halb zehn Uhr von mir fort, auf meinen Wunsch. Ich bat ihn, meinen Vater hier abzuholcn." „Und bestanden vielleicht Spannungen zwischen Ihrem Verlobten und Ihrem Vater?" Elka überlegte. Spannungen? Oh, sie wußte, daß es mancherlei Aerger gegeben hatte. „Gewiß, es gab hin und wieder Streit, Herr Kommissar! Aber niemals um schwer wiegende Dinge. Aber warum?" „Herr Thurandt hat zwar die Polizei alarmiert. Aber er hat in der Zwischenzeit offensichtlich verschiedene Ver änderungen am Tatort vorgenommen; außerdem machte er so merkwürdige und widerspruchsvolle Aussagen, daß wir ihn wahrscheinlich in Haft nehmen müssen, wegen Verdunklungsgefahr." - Heftig erschrocken fuhrSlkaanf- Heino sollte ihren Vater,..? Nein, nein, das war nicht Möglich! AVer was Lnp^rigdt 1938 bv war mit Heßdorf — mit ihm mußte etwas geschehen sein —, war ihm etwas zugestoßen? Hatte nicht Heino erst vorhin seine Eifersucht auf Heßdorf deutlich zum Aus druck gebracht? Da Elka schwieg, fragte der Kommissar vorsichtig, tastend weiter: „Können Sie sich vorstellen, daß Ihr Ver lobter und Ihr Vater einen Streit gehabt hätten, der mit — nun, mit einer Gewalttat endete?" „Auf keinen Fall, Herr Kommissar!" erklärte Elka ent schieden. „Aber wo ist denn Doktor Heßdorf? Er würde doch über das alles Auskunft geben können!" „Das ist eben das Merkwürdige, Fräulein Tomary! Doktor Heßdorf ist verschwunden, und Herr Thurandt ver weigert jede Aussage über seinen Verbleib!" „Darf ich meinen Verlobten sprechen, Herr Kom missar?" Elka richtete sich entschlossen auf. „Gewiß, Fräulein Tomary! Ich werde ihn hierher bringen lassen." Der Beamte, der das Protokoll geführt hatte, stand auf und verschwand im Wartezimmer. Gleich darauf kam er mit Heino Thurandt zurück, der blaß und ruhig vor den Kommissar hintrat. Einen herausfordernden Blick warf er zu Elka Hinüber; sie erschrak. Hatte vielleicht Heino, in der Erregung, in der er sie verlassen hatte, sich zu einer unüberlegten Handlung htnretßen lassen? Eben wollte sie ihn bittend ansprechen, da fiel der Kommissar ihr ins Wort. „Herr Thnrandt, vielleicht er klären Sie uns jetzt, in Gegenwart Ihrer Braut, welche Veränderungen Sie vorhin hier im Zimmer vorgenommen haben und weshalb?" - Heino sah kurz zu Elka hinüber, die ihn beschwörend anblickte. Dann erwiderte er: „So viel ich gehört habe — und ich habe leider sehr gute Ohren, meine Herren! —, hat meine Braut danach gar nicht gefragt. Darum kann ich darauf jetzt ebensowenig antworten wie vorhin." Stirnrunzelnd wandte sich Althaus zu Elka: „Sie hören es, Fräulein Tomary! Ihr Verlobter belastet sich leider selbst durch seine unbestimmten Aussagen. — Aber, Herr Thurandt, wenn Sie so gut hören, so werden Sie auch wissen, daß Ihre Braut eine andere Frage gestellt hat, und ihr werden Sie vielleicht die Antwort nicht vor- enthaltenl Also ich frage Sie jetzt noch einmal: Wo ist Doktor Heßdorf?" Heino richtete wieder den Blick auf Elka, er sah ihre Augen in angstvoller Erwartung auf sich gerichtet. Seine Miene blieb unbewegt, ohne Zögern kam seine Antwort: „Ich kann meiner Braut ebensowenig wie Ihnen Aus kunft darüber geben, wo Doktor Heßdorf sich befindet." Jetzt konnte Elka sich nicht mehr zurückhalten, sie sprang auf: „Aber, Heino, warum willst du denn die Sache ver wirren, ich verstehe dich nicht! Heßdorf muß doch hier ge wesen sein, als du kamst." Ein höhnisches Lächeln erschien jetzt auf Heinos blassem Gesicht. „Ich verstehe dich, Elka, ich verstehe dich voll kommen! Aber eben deshalb kann ich auch nichts weiter sagen." Elka fühlte eine neue Schwäche aufsteigen, H sank in ihren Stuhl zurück. Sofort war der Arzt neben ihr und faßte ihren Puls. „Herr Kommissar, ich muß Sie bitten, für heute das Verhör zu beenden. Die Zeugin braucht dringend Ruhe, ich werde sie nach Hause bringen." Auch Althaus war aufgestanden: „Bitte sehr, Herr Doktor, es ist mir recht so!" Und nachdem der Arzt mit Elka, gefolgt von dem alten Josef, das Zimmer verlassen hatte, wandte er sich an Heino Thurandt: „Sie haben es sich selbst zuzuschreiben, Herr Thurandt: ich mutz Sie leider in Hast nehmen lassen!" Heino versuchte ein verbindliches Lächeln, das aller- ding« etwas verzerrt ausfiel. „Bitte, Herr Kommissar! Tun Sie, was Ihres Amtes ist!" , Milla Sanders war wie immer sehr früh aufgestanden, um ihren Sprechstundendienst bei Heßdorf pünktlich zu beginnen. Mit raschen Schritten ging sie an diesem strahlend schönen Matmorgen, der der^ regnerischen Nacht gefolgt Par, durch die Wallanlagen: da hatten die Kastq- 7 nien schon die ersten Kerzen aufgesteckt. Sie schritt mit frisch geröteten Backen, ein Liedchen summend, froh unH zuversichtlich geradeaus; es war ja Frühling, sie war jung, und sie hatte Arbeit, die sie liebte. Schnell hatte sie den Petriplatz überquert und läutete schon zehn Minuten vor acht an der Heßdorfschen Woh nungslür. Erschreckt sah sie auf, als an Stelle der Aus« Wartefrau, der flinken kleinen Frau Heinrich, ein uni« formierter Mann mit feistem Gesicht vor ihr stand. „Sie sind die Sprechstundenhilfe, Fräulein Sanders?" „Ja, die bin ich; aber...!" Milla trat ein; alles sah aus wie sonst, und doch er griff sie sofort eine Unruhe — es mutzte etwas geschehen sein. Sie nahm sich aber zusammen, Doktor Heßdorf würde ihr schon alles erklären. Und ohne den Beamten weiter zu beachten, ging sie rasch auf das Wartezimmer zu, um dort wie immer ihren weißen Kittel anzuziehen. Aber der Uniformierte hielt sie zurück: „Bitte dort hinein, Fräulein!" Und er öffnete die Tür zum Sprechzimmer. Blendende Morgensonne flutete durch die beiden großen Fenster in den strahlend sauberen Raum; an Heß dorfs Schreibtisch saß Kommissar Althaus, der die Ein tretende kurz begrüßte. „Wo ist Doktor Heßdorf?" rief Milla, jetzt endlich be unruhigt. „Setzen Sie sich, Fräulein Sanders! Hier haben wir zu fragen und Sie haben zu antworten." Milla glitt auf einen Stuhl. Was wollte man nur von ihr? „Wann war gestern die Sprechstunde zu Ende?" fragte jetzt der Kommissar; dabet sah er sie ruhig an, beide Hände breit auf den Tisch gelegt. „Ungefähr um sieben Uhr!" Milla hatte sich gefaßt und berichtete jetzt vollkommen ruhig. „Um sechs Uhr habe ich keinen Patienten mehr hereingelassen, aber das Warte zimmer war noch voll, da hat es ungefähr bis sieben ge dauert, bis alle abgcfertigt waren." „Und dann?" „Dann habe ich Ordnung gemacht — die Instrument? koche ich immer erst morgens aus —, habe mich von Herrn Doktor verabschiedet und bin nach Hause gegangen." „Wissen Sie, was Doktor Heßdorf für den Abend vop hatte?" Das Interesse des Kommissars an der jungey Zeugin begann zu erlahmen; es war ja kaum zu erwartens daß sie nennenswerte Aufschlüsse geben konnte. „Herr Doktor wollte noch zwei Besuche machen, in del Akazienstraße und in der Grubenstraße. Was er weite? vorhatte, kann ich nicht sagen." Sowohl die Akaztenstraße wie die Grubenstraße lagen im Arbeiterviertel, der Weg dorthin war kurz — so üben legte der Kommissar. Sehr wohl konnte also der Arzi bereits um halb neun wieder zurückgewesen sein. „Wissen Sie, ob er seinen Wagen benutzte?" Milla Sanders schüttelte den Kopf. „Für Besuche hier in der Nähe nimmt der Herr Doktor niemals den Wagens er ist sicherlich zu Fuß gegangen. Allerdings war ich schon fort, als er aufbrach; er wollte noch Abendbrot essen, glaube ich." Der Kommissar hob prüfend den Kopf: „Wissen Sie vielleicht, Fräulein Sanders, ob zwischen Doktor Heßdorf und Professor Tomary in letzter Zeit Spannungen und' Streitigkeiten bestanden haben?" Milla horchte auf. Professor Tomary! Sie kannte ihn nicht, aber sie hatte seinen Namen oft in der Sprechstunde gehört. Aber das war doch... Zögernd entgegnete sier „Ich darf über die Patienten nicht sprechen, Herr Doktor hat es verboten, er hat ja Schweigepflicht, und..." „Uns gegenüber gilt diese Schweigepflicht nicht, Fräu lein Sanders!" Wohlwollend betrachtete der Kommissar das junge Ding, das vor Eifer ganz rot geworden war« „Also was gab es?" „In den letzten Monaten sind oft Patienten zu Herrh Doktor gekommen, die vorher bei Professor Tomary ick Behandlung gewesen waren. Meistens hatte er sie operiertt immer haben sie furchtbar geklagt und haben erzählt, de« Professor hätte sie verpfuscht. Da war erst porgestem wieder dieser komische Mensch, der Kriegbaum. Das H «in alter Mann, so Mitte fünfzig, glaube ich." Deß
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