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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193807232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19380723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19380723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZschopauer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1938
- Monat1938-07
- Tag1938-07-23
- Monat1938-07
- Jahr1938
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1938
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Wer MW nit Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau uad Umgegend: Richard Voigtländer i» Zschopau, Sckriktkettuna: Maraarete votutländer tu Zschova«. Wir Ans Wir inS nit Zweisilbiges Rätsel. Die Erste ruft der Jäger zu Dem Hund, will er ihn bei sich sch'n, Die Zweite ein Artikel ist, Den käuflich keiner kann ersteh'»:. Als Dichter allen wohlbekannt. NW« Rätsel. Legst du den Ton auf meine Erste, So tragen sie als Namen mich, Legst du bei: Ton auf meine Zweite, Bin einer von zwölf Brüdern ich. Denn erst in allerhärtstsr Fron ' ' Wächst Kraft zu größten Werken! Fritz Kudnig. Der Simon iuhr sich mit »lle» Fingern Haar. „I hob an Reitensepp Mei gfragt E er iS gwen . . „UM du host dös glaabt?" Die Lacknerin schlug ei deobachtete den " trat. Neue Zw plötzlich die Rc er'S gwen iS, Mi'?* Der Simon und die AW Mxen h«Gm MMN bas Mädchen an. Ms unerschroMn Men Mtokn K* Segnete. ,,D' Leut sagn, an Limmer sR Batta iS qar »lt der Lackner gwen .. Von der LaMeriu höM Mm uur einen Lurgelnden sind in dieses Sein gestellt, höher zu gestalten. ' sind wie Saat in einem Feld, Da Gottes Kräfte walten. Erst wenn wir uns'rer Seele Haft Mit hartem Willen sprengen, Kann unsre Keim- und Wurzelkraft Empor zum Lichte drängen. Was tut's, wenn Sturm und Wetter brohn? Sie können uns nur stärken. l Die ReS war hetmgekommen — und doch nicht heim. Im Reitenleven ging ein anderer Wind. ES war nicht wie sonst. Die Reitenseppin war weg. Schon als die ReS in den Hausflur huschte, gam klein und bescheiden, den Kopf zwischen den Schultern ge duckt, wehte es ihr kalt und fremd entgegen. Sonst konnte niemand das HauS betreten, ohne sah die Mut- ker den Kopf aus -er Kucheltür steckte und nachschimte. Heute blieb alles stumm und leer. Die Reitenseppin war fort. Mit dem Frühzug. Zu verwandten in Niederbayern. Das holte die ReS müh sam aus dem tauben Wast heraus, der in der Kuchl auf dem kalten Herd saß. Und als sie nach der Dirn fragte, zuckte er die Achseln. Die hatte auch ihr Bündel geschnürt, war weggelaufen aus dem Dienst mitten lFortsetzung folgt). Dem Simon wurde dir ?*hle «yg. DaS HFle u hoch nicht erwartet. Klipp ünd klar umrf Hm sie MuttÄ den Strohsack vor die Lür. „Timmer!" mahnte bi« Lacknertrp ^Denkst gar gn dein Vattern?* l. .Mitten auftauchten, stapfte der Reitensepp hinuoer. Er wollte die Hütten durchsuchen. Der Simon schüttelte den Kopf. Da war die ReS nicht. Die war höher hinauf, viel, viel höher, die Gamö, die flinke I Ein leichter Wind kain herauf. NuS klaffendem Ge wölk lugte der Mond, der im Znnehmen war. Die Nacht wurde Heller, und ohne Zögern stieg -er Simon ein ins Gewäntz. Ten: Göll vorgelagert ist ein langer Felsrücken, ge- zähnt wie eine Säge. Seine Zacken stürze»: ab ii: wilde . Kars, eS dampft aus den Schlünden, wie Rauch vor: verborgenen Feuern, und das Felsenhaupt des nahen Göll grinst herüber wie ein Totenschäoel. Hoch oben, tief in die Latschen geduckt, wußte Ler Simon eine kleine Kapelle. Eigentlich mehr eine Fels spalte, notdürftig überdacht, die knarrende Bohlentür stand immer halb offen. Eine Lourdes-Madonna war darin »nit verblichener blauer Schärpe. Als der Simon näher kam, fiel ihn: auf, daß die Türe fest geschlossen war. Er rüttelte daran. Sic ließ sich nicht offnen. Jemand mußte von innen den Riegel vor geschoben haben. Da stieß der Simon einen wilden Jauchzer aus. „Res!" schrie er. „Res, du bist drin. Ganz gwitz bist drin! Madl, mach auf!" Aber nur daS Echo antwortete ihm. Er warf seinen Ruf vier- bis fünfmal zwischen den Wänden hin und her. Dann wurde eö still. „Wart nur!" sagte der Simon ingrimmig. „Glet wer' t di Ham!" Er tobte gegen die Türe mit schweren Nagelschuhen. Mit den Schultern warf er sich dagegen. Da krachte und splitterte das Holz. Ein heißes Lachen im Gesicht, griff er durch den entstandenen Spalt, faßte den Niegel und riß ihi: zurück. Die Türe sprang auf. Der Simon drang ein, seine Lungen keuchten wie bei einem flüch tiger: Tier, er bebte am ganzen Körper. Aber als er dann das elende kleine Bündel ins Frei« schleppte, war der Simon ganz blaß und still geworden« Die Res hatte die Augen zu. Es war nicht zu erkennen, ob noch Leben in ihr war. Der Simon r:ß den Rucksack von den Schultern und holte ein Steinbuttcl Enzran heraus, de»: die Lacknerin selbst zu brennen verstand. Ein paar Tropfen goß er dem Mädchen zwischen die Lippen, dann schüttete er vor: dein scharfen Zeug in seine hohle Hand und rieb ihr Gesicht damit. Wie ein toll patschiger Bär bemühte er sich um die Res, die plötzlich zu husten begann. Der Schnaps biß ihr in Gaunren und Kehle. Da geriet der Simon vor Freude rein aus dem Häuschen. Und als Res die Augen aufmachte und ihn 'pcrwundert anblinzelte, kauerte er neben ihr nieder und nahrn sie wie ein Kind in die Arme. Ueber ihren Kopf hinweg kramte er im Rucksack, holte Brot und Räucherspeck heraus und legte alles in ihren Schoß. „Esse::!" sagte er. „Fest essen! Daß d' wieda zu Kräften kimmst!" S:e tastete sogleich nach dem Brot, zitternd vor Be gier. Sie war völlig ausgehungert und ganz mager ge worden, ihre spitzen Schulterknochen spürte er an seiner Brust. Er brach ihr das schwere Bauernbrot und redete ihr gut zu, aber sie vermochte keinen Bissen zu schlucken, bis er das Brot arn Brünnlein durchfeuchtete und cs ihr in allerkleinsten Stücken bot. „Bist a Krankes, du!" sagte er weich. „Muaß di hoam- ?ragn in -ei Bett . . ." Aber da schauderte sie und wand die Arme um seinen l Vals. „Naa, nit hoaml I geh nimmer hoaml Meiner Leb tag nimmer ..." Der Simon batte seine liebe Not mit ihr. Sie wei- zerte sich hartnäckig, ins Tal zurückzukehren. Sie wollte wohnenbleiben zwischen den Felsen. „I mag roane Leut nimmer sehgn! I mog nimmer! Koa Menschengsicht nimmer! Bloß di . . ." Er gab vorläufig nach und hielt sie nur schweigend lind warm. Ihre Hand war in seine große, braune ganz hineingeschlttpst. Er vermochte ihr kein strenges Dort zu geben, obwohl er mit sich rang und ihr einen Ernst zeigen wollte. In dieser Sturze erst ging seine Liebe ganz ft Reife ein, sie erhielt die Zutaten, di« sie haben nm, .'duld, Güte, Mitleid. A liebte sie so Mr, daß eine »ast schmerzende Spannung tn sAner Brust entstand. Im gleichen Atemzug sagte auch die ReS: „I hob die soviel gern , ,, 'S Herz tuat ma weh, so gern .. / Da wußte er Süß sie für Augenblicke ganz eins ge wesen waren. Der Himmel wurde :m Osten hell, es begann ein Ge- »witscher tn den Latschen, die kleinen Bergmeisen Wvlrrlen schon vereinzelt umher. Tic kurze Nacht war tm Weichen. Ein feiert»^ "r Wind strich Mcr die Höhen. Und plötzlich übergof e..: Hochkalter ein MmmendeS Rot, die Watzmannsi..^» wurden »u Niescnfackeln, Lie Mühlsturzhörner brannten. ,,D' Sunn sSonne) kimmt!" sagte die ReS urft» sröstelte tn ihren» dünnen Nöcklrin Da wurde der Simon hart. „ReS, sei sichert, jetzt gehr: ma doam Eiskalte HLnd hvst, bist ganz ausgfrearr. KImml" Sie klammerte sich bettelnd an ihn, aber er stand auf und zog sie mit sich hoch Ueber ihr blasses Gesicht ranne»: die Tränen. Er schaure weg, um daS nicht sehen zu müssen. Aber als er sich bückte, nm den Rucksack aufzunehmen, wollte sie mit einem Sprung im Fels gewirr verschwinden. Die Latschen schlugen hinter ihr zusammen. Er schnellte herum und war mit einen: Satz hinter ihr her. Sie war noch taumelig auf den Beinen, und er sing sie schnell wieder ein. Nun machte er nicht mehr viel Federlesens. „Da bleibst!" schimpft« er. ,Zu mir ghörft! Und folgen tust jetzt!" Er trug und schleppte sie mehr, als sie ging. Tt«s im Tal läuteten die Morgenglocken. r Werfer weg, legt Gelb auf und soll nun, solange Tusch und Trommelwirbel andauern, kurz von links nach rechts die Reihe der Girls wegstreichen und zuletzt, das ist ja selbstverständlich, auf der Solistin haften bleiben. Aber diesmal, weiß der Himmel, hat den Scheinwerfer- mann die Verliebtheit ganz besonders gepackt. Und so bereitete er in einem Anfall von Zärtlichkeit seiner Molly eine Sondcr- ovation. Er laßt im Vorüberstreichen den Lichtkegel einen Mo ment, ein kurzes Momentchen, nur auf Molly ruhen, daß ihr hübsches, lacl-endes Gesichtchen, ihre schlanken, woblgeformten Beine hcrausgehoben werde»: aus der Dunkelheit, saß sie auf einmal allein zu stehen scheint auf Ler weiten Bühne. — Eine Sekunde nur — und, hu»ch, wischt der Scheinwerfer weiter über die Reihe. Wieder schrillt die Glocke: Pause! Im Direktionszimmer des Varietes steht die Solistin. Sie heult vor Wut. „ES ist eine unerhörte Frechheit", tobt sie. „Ich verlange Bestrafung des Be leuchters. Den ganzen Beifall hat er mir genommen. Ich tanze, ich arbeite, ich mühe mich ab, ich trage das ganze Programm, ich . . ." Und sie zetert und schreit und schimpft und empört sich so lange, bis der Direktor wutentbrannt hockst persönlich die steile Stiege hochklettert zum Schnürboden und dann durch eine kleine Tür in die Beleuchterbudc eindringt. „Mann, sind Sie wahnsinnig geworden", schreit er atemlos, „den ganzen Beifall haben sie ihr genommen — sagt die Tänzerin. — Sie sind entlassen, Mann! Ihre Papiere liegen im Büro bereit!" Und knallt die Tür in der Beleuchterbude zu, daß es durch daS Haus dröhnt. In der Bar ,Lum Paradies" geht's hoch her. Der Schlag zeuger wirbelt seine Trommelstöcke durch die Lust, daß es nur so eine Art ist. Tanzpaare gleiten in weichcm Rhythmus über daS Parkett, schöne Frauen, Artisten, Tänzerinnen aus Lem Bariert nebenan. Mai: lacht, wirft Blicke, summt die Melodien der Kapelle mit. Hier im „Paradies" trifft sich alles, was vom Bau ist, vom Bühnenarbeiter bis zum Star. Da öffnet sich die Tür, langsam, schlendernd schiebt sich der Scheinwerfermann herein, drückt sich an den Tanzpaaren vorbei zum Tisch da drüben, der noch frei ist. Er hat keinen Sinn heute für die Stimmung, die hier herrscht. Er ist nur aus Gewohnheit oa. So trinkt er seinen Schnaps und überlegt, waS er nun tun soll. Er ist ja entlassen. Neben :hm in einer kleinen Loge tuschelt cs verliebt. Laß sie tuscheln, was schert es ihn. Zurufe von anderen Tischen, von Freunden, von Kollegen treffen ihn. Er winkt ab. Er hat andere Sorgen, als jetzt zu scherzen. Nicht wegen der Stellung nein — es gibt noch andere. Aber die Molly — das ist es, die wird er nun nicht Wiedersehen. Sie weiß es nicht einmal, daß er nur ihretwegen sich diesen Streich erlaubt hat. Es wird lebhafter nebenan und lauter. Wenn er hinhören würde, könnt? er jedes Wort verstehen. Aber er will es ja nicht. Was schert ihn das Getuschel verliebter Leute. — Jetzt lachen sie, klingen die Gläser aneinander, trinken und flüstern wieder. Und dann sagt es auf einmal eine Helle Mädchenstimme, die das frische Glück anscheinend noch nicht ganz fasten kann, so deutlich und laut, daß er es nun wirklich nicht mehr überhören kann: „... und wie kommt es, du, daß du gerade mich — ich meine, unter den vielen Mädels.. „Aber, Kind", antwortete zärtlich eine männliche Stimme, „ist doch ganz klar, ganz einfach. Vielleicht war das ein Fehler in der Beleuchtung — der Scheinwerfer, weiht du — plötzlich standst du ganz allein auf der Bühne, ganz allem im strahlenden Licht — eme Sekunde nur, Kleines, aber die hat genügt. Tw warst so schön, so strahlend, so himmlisch.. Da beugte sich der Scheinwerfermann langsam hinüber zM kleinen Loge, zieht den Vorhang etwas zurück: Molly — daS iss Molly! Und da geht ihm auf emmal ein Licht auf, und da lach« er, daß die Leute an den Nachbarlichen erschreckt aussehen, Dan» steht er auf und geht hinaus. ' - ' " ' Liede im SAimerser ' Eine Geschichte vor: Florian M. Holt. - Auf der großen Varieckbühne Londons arbeiten dreißig Paar Beine wie die Kolben einer Maschine. Eins — und zwe: — und eins — und zwei...! Blitzsauber in der Ausrichtung, glänzend in: Rhythmus. Im Rampenlicht glitzern die Pailletten der Kostüme, bei jedem Ausschlag der Füße auf den Bühncnboden donnert es dumpf wie bei fernem Gewitter. Wenn man genau hinhört, kann man den Alem der Mädchen hören. Aber sie lächeln alle, mit blanken Zahnreihcn, mit leuchten den Augen. Ein süßes Ding diese Molly — denkt der Mann am Schein- jverfer. Ein verteufelt süßes Ding! Er :st verliebt in Molly, die vierte von links unter de»: dreißig Girls. Er ist zweifellos verliebt. Aber nur ans der siche re»: Emfermmg seiner Beleuchterbudc, bitte. Denn obwohl er diesen Tanz nun schon an die fünfzigmal in die Strahlen seiner Scheinwerfer nimmt, obwohl er Abend für Abend rot und grün und blau zu wundervollen Lichttvirlungcn mischt, ist er seiner Angebeteten noch »in: keinen Schritt näher gerückt. Leise schrillt hinter bei: Kulissen die Glocke des Inspizienten. Die Schlußizcne beginnt. Aus einem Vorhang heraus wirbelt die Solotänzcrin, fliegt leicht beschwingt vor der schnurgeraden Reihe der Girls einher. Bei jedem Aufschlag der dreißig Paar Beine schnellt sie federnd hoch, fällt zurück auf die Fußspitzen, dreht auf dem rechten Bein eine Pirouette, und dann auf dem linken, wirft plötzlich einen ganzen Wirbel hin und sinkt dann tief zusammen. Wohl zwanzigmal ist daS so geprobt worden, und in fünfzig Vorstellungen Hal es geklappt. Der Schcinwerfermann hat höllisch aufpasten müssen, daß er die Tänzerin nickt aus dem Lichtkegel verliert. ES ist ihm immer gelungen. Auch heute, bitte — cs ging einwandfrei. Und so nimmt er jetzt, während unten der Beifall aufrauscht, die roie Glasplatte vor dem Schein Di« Lacknerin traute ihren Augen kau in, als der Simon die Stubentür aufstteß uns die Res über die Schwelle schob. Zum erstenmal tm Leben versagte ihr die Zunge den Dienst. Die Lacknerin war starr. „Sol" sagte der Simon. „Da san ma jetzt. Guat Morgn beinandl" Die Stallbtrn, die noch an der Morgensuppe ffchlampte, prustete laut heraus. Da hatte der Simon plötzlich einen Zug im Gesicht, den die Lacknerin noch Nie an ihm gesehen hatte. Er ging langsam und wuchtig an den Tisch heran, faßte die feiste Dirn, der das Lachen jählings verging, am Oberarm und schob sie quer durch die Stube zur Tür hinaus. Indes stand die ReS verschüchtert an der Tür. Wie eine Landstreicherin sah sie aus. Zerdrückte Kleider, Lannennadeln im Haar, Harzflecken im Gesicht und an den bloßen Armen. Ihr Mund zuckte wie bet einem Kind, das gern weinen möchte, aber nicht den Mut dazu hat. „Lacknerin, trag mir nix nach!" bat die ReS. Ihre Stimme flatterte durch die Smbe wie ein gefangener Bogel, der mit dem Kopf an die Scheiben stößt. Sie sagte die Worte, die ihr der Simon aufgetragen hatte, geduldig und still. Aber ihre Blicke waren draußen vorm Fenster, wo die Freiheit lockte und die warme Morgensonne. Davonlaufen! dachte die ReS. Glet laus j wtüer davon. Die Lacknerin sagte immer noch nichts, und ihre Ruh« ivurde dem Simon unheimlich. Wenn sie geschimpft und getobt hätte, wäre ihm leichter gewesen. Aber so stand sie Sa, quittengelb im Gesicht, -er Bluterguß auf ihrer Stirn fing an, sich in dunklen Flecken zu verteilen. Sii citbar sah die Lacknerin aus, ein weiblicher Hau degen, der emmal den kürzeren gezogen hat. „Muatta!" sägte der Simon. „I hob dir ReS bracht. Schaug'S ol sSieh sie an!) Sie iS döS oanzige Matzl, -öS wo i mag." „Host koa änderns mehr gfundn?" „Muatta, wann'S dir nit recht iS — i geh und mach an Holzknecht ..." . „Bet dir iS schnell Fener am Dach. Aber i halt di ne^ Gch furt, wennst magst: Du mugtzt wissen, öb dös Matzt Lei Hoamatl wert tö." "' ... - Laut. Ihre FNM sPKtztSN sich. ES sah SM, SIS Wollte sie auf sie ReS loöfahren und diese freche, jung« Stimme würgen, btS sie still war. Aber dann stieg in ihr Gesicht unaufhaltsam eine Welle von Blut untz Merraun noch den welken, sättigen Hal-. Der Simon Darrte bi« Mutter an. Sr las die rote Lüg« von ihrem Gesicht. Und plötzlich begriff er, daß auch sie einmal ein Weib gewesen war, das tm vollen East gestanden hatte. Kin Weib, an einen Krüppel gefesselt. Der Simon schüttelte sich. Ihn grauste. Lieb«: blind durchs Leben tappen, als mitansetzen müssen, wie man von allen Setten belogen wird. Wem soll man denn noch glauben, wenn man selber als lebendiger Lug in die Welt gesetzt wird? >' Hinter seinem Rücken fiel die Türe ins Schloß. Di« Res war auf und davon. Er achtete nicht daraus, erst als er sie draußen durch die Wiesen laufen fah, riß er das Fenster aus und schrie ihr nach. Aber sie rann.tS Hals über Kopf dem Reitenlehen zu und winkte nur abwehrend. Ihr war himmelangst geworden üor Lem, »vaS sie wieLer angerfchtet hatte. Als sie tm Reitenlehen verschwunden war, wandte der Simon sich um uns schaute die Lacknerin an. Die Glut tn ihrem Gesicht war erloschen. So schaüen die Berge aus nach Sonnenuntergang, so grau uüb avge- Hlam. Dem Simon schien es, die Mutter wär« inner halb weniger Minuten um einen Kops kleiner aewor- ven. So verschrumpelt sah sie auö, uns so hilflos, daß ihn ein Mitleid überkam. So ein Weibl, ein altes! Darum es noch plagen mit Dingen, die lang vorbei waren? Aber er fragte doch: „Wer tS er nachat gwen — met Batta? ^„A b^^acknui^ " hamburgischen ,
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