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Sächsische Dorfzeitung : 28.05.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-187205287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18720528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18720528
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1872
- Monat1872-05
- Tag1872-05-28
- Monat1872-05
- Jahr1872
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 28.05.1872
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Endlich bestimmt Artikel 4 noch 3,500,000 Lhlr. für die Erweiterung der Dienstgebäude und Kadettenhäuser. Die dem Kongresse der nordamerikanischen Union vorgelegte diplomatische Korrespondenz liefert einen neuen Beweis von der reundlichen Beurteilung deutscher Verhältnisse durch den Bot- chafter Bancroft in Berlin: „DaS neue deutsche Kaiserreich — chreibt derselbe — erhält etwas mehr als 40 Millionen Men- chen, die fast ausschließlich einer einzigen Nationalität angehören; elbst in den neuen Provinzen Elsaß und Lothringen sind 1,350,000 Personen Deutsche und nur ungefähr 300,(XX) französischer Ab kunft. In Posen, im östlichen Theile des Reiches, ist die Mehr zahl der Bevölkerung polnisch, und ungefähr eine halbe Million Juden ist durch das Land zerstreut; aber alle diese sprechen die deutsche Sprache und waren seit Jahrhunderten in Deutschland ansässig. Diese Einheit der Nationalität liefert bereits den Be weis, daß sie die Politik deS Kaiserreichs beherrschen wird. Man erinnert sich, daß in lang verflossenen Jahrhunderten der deutsche Kaiser vorgab, der Nachfolger des römischen zu sein, und als solcher beständig in auswärtigen, hauptsächlich italienischen Krie gen zum Ruin deS Landes verwickelt war. Keine Pläne künf tiger Eroberungen werden jetzt gehegt, aber statt dessen sind die Kultur und die Entwicklung der homogenen Bevölkerungen die großen inS Auge gefaßten Ziele. Die Einheit der Nationalität bekundet sich bereits selber als die Garantie einer Friedenspolitik. Ich habe Niemanden angetroffen, der ein Territorium von Men schen einer andern Race und Sprache occupirt sehen will. Eine weitere Garantie des Friedens ist der Character der Armee, die, auS dem Volke zusammengesetzt wie bei uns, Abneigung gegen jeden Krieg, mit Ausnahme eines solchen der Selbstvertheidigung ver spürt. In der Bundesverfassung des Kaiserreiches findet man aber noch eine andere Garantie, indem die verschiedenen Regie rungen sich das Recht, befragt zu werden, ehe Krieg erklärt wer den kann, Vorbehalten haben." DaS Gesammtergebniß der Volkszählung vom 1. Dcbr. 1871 liegt jetzt aus dem ganzen deutschen Reiche vor. Dar nach hat Einwohner: 1) Königreich Preußen mit Lauenburg 24,693,066, — 2) Königreich Baiern 4,861,402, — 3) König- - reich Sachsen 2,556,244, — 4) Königreich Würtemberg 1,818,484, — 5) Großherzogthum Baden 1,461,428, — 6) Großherzog- thum Hessen 852,843, — 7) Großherzogthum Mecklenburg- Schwerin 557,897, — 8) Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz 96,982, — 9) Großherzogthum Oldenburg 314,995, — 10) Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach 286,183, — 11) Herzogthum Braunschweig 311,715, — 12) Herzogthum An halt 203,354, — 13) Herzogthum Sachsen-Meiningen 187,884, — 14) Herzogthum Sachsen-Koburg-Gotha 174,339, — 15) Herzogthum Sachsen-Altenburg 142,122, — 16) Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt 75,523,17) Fürstenthum Schwarzburg- SonderShausen 67,191, —18) Fürstenthum Waldeck und Pyrmont 56.218, — 19) Fürstenthum Reuß älterer Linie 45,094, — 20) Fürstenthum Reuß jüngerer Linie 69,032, — 21) Fürsten thum Schaumburg-Lippe 32,051, — 22) Fürstenthum Lippe- Detmold 111,153, — 23) Freie und Hansestadt Lübeck 52,158, — 24) Freie und Hansestadt Bremen 122,565, — 25) Freie und Hansestadt Hamburg 338,974, — 26) Reichsland Elsaß-Loth- rmgen 1,597,219. Demnach hat das deutsche Reich in Summa 41,085,916 Einwohner. Die weibliche Bevölkerung übersteigt die männliche um ca. 750,000. Die Zunahme der Bevölkerung seit 1867 beträgt absolut 951,185 oder 4- 2,37 pCt. Abnahme zeigt sich außer im Reichslande (—- 2,99 pCt.) in Lauenburg (— 0,65 pCt.), in Mecklenburg-Schwerin (—0,49pCt.), in Mecklenburg-Strelitz (-—1,81 pCt.), in Oldenburg (— 0,39 pCt.), in Schwarzburg-Sondershausen (—1,35 pCt.), in Waldeck und Pyrmont (—2,22 pCt.) und in Lippe-Detmold (—0,68 pCt.) Auffällig ist die Zunahme in Bremen und in Hamburg mit 4- 11^07 und 4- 10,59 pCt. «efterreichisch-Ungarische Monarchie. In dem Befinden der kaiserlichen Mutter, der Frau Erzherzogin Sophie, ist noch keine Besserung eingetreten. Die ausgegebenen Bulletins lauten ununterbrochen ziemlich hoffnungslos. — Im LandwehrauSschuffe des ReichSrathS begründete dieser Lage der Minister für LandeSvertheidigung die Regierungsvorlage betreffend die Reorganisation der Landwehr, mit der Erklärung, daß die Folgen deS letzten Krieges zwischen Deutschland und Frankreich in allen europäischen Staaten eine weitere Anspannung der Wehr- . kräfte deS Landes bedingen. Die Vorlage bezwecke eine festere Organisation der cisleithanischen Landwehr. Der Mehraufwand an Kosten werde eine Million betragen, jedoch daS Ordinarium und Extraordinarium für 1873 zusammen sich nicht höher als in diesem Jahre belaufen. Hinsichtlich der von einzelnen Mit gliedern des Ausschusses ausgesprochenen Wünsche verspricht der Minister Ausweise über den kompleten Landwehrstand und die Landwehrkosten vorzulegen. — Der Reichstag selbst debattirt ge genwärtig den Entwurf einer neuen Strafprozeßordnung. Die Vorlage, dem Geist des Fortschritts entsprechend, findet die beifälligste Aufnahme. Italien. Kronprinz Humbert weilt gegenwärtig in Berlin, um daS jüngste Kind deS deutschen Kronprinzen auS der Laufe zu heben. Natürlich zum Verdruß der Ultramontanen und der — Franzosen. Denn wie werden namentlich Letztere, welche für alle Aeußerlichkeiten ein lebhaftes Interesse haben, die Reise deS italienischen Prinzen auszubeuten wissen! Der Sohn des ex- kommunizirten Königs von Italien, ein katholischer Fürst, als ' Laufpathe eines protestantischen Fürstenkindes — das wird auch den Ultramontanen schwer aufs Herz fallen. Dazu kommt noch eine Rede Visconti-Venosta's im Parlament. Sie stellte un längst die Beziehungen Italiens zu Frankreich „recht befriedigend" hin, nannte aber Italiens Verhältniß zu Deutschland ein aus gezeichnetes, wie es besser nicht gewünscht werden kann. „Der Widerstand," schloß der Minister, „welchen die Regierungen sowohl in Deutschland als in Italien einer Partei entgegenzu setzen haben, die zu gleicher Zeit Feindin der staatlichen Autorität und der Freiheit ist, liefert kraft der Solidarität ihrer gemein schaftlichen Interessen eine neueGrundlage ihrer freundschaft lichen Beziehungen." n Frankreich. Dem Herrn Er-Vizekaiser Rouher ist man die Antwort auf seine Vertheidigung der napoleonischen Kreaturen nicht schuldig geblieben und zwar gab sie ihm derselbe Herzog von Audiffret-Pasquier, welcher ursprünglich mit seinem Bericht über Waffeneinkäufe und Lieferungen- dem kaiser lichen Advokaten die Zunge löste. Audiffret kottstatirNim Ein gänge seiner Antwort mit Befremden, daß Rouher, der lang jährige Wortführer der kaiserlichen Autokratie, jetzt plötzlich die Verantwortlichkeit der Minister vorschiebe, während die Schuld doch gerade in dem von dem Kaiserreich begründeten System liege. Die Akte der Regierung vom 4. September, sagt er, werden ihrer besonderen Prüfung unterzogen werden; aber man darf nicht verkennen, daß diese Regierung in der Nothlage, in welcher sie sich befand, die von der kaiserlichen Verwaltung ab geschlossenen Lieferungen und damit auch die ganze Rotte von Abenteuerern, deren sich diese als Vermittler bedient hatte, zu übernehmen gezwungen war. Die wahre Streitfrage ist jetzt die: Waren sie bei Beginn des Krieges wirklich, wie Sie unter den wahnwitzigen Rufen: Nach Berlin! verkündeten, bereit oder nicht? Ich habe die Beweise beigebracht, daß statt 10,000 nur 2000 Kanonen vorräthig waren und daß, wenn die Arsenale ihrer mehr beherbergten, sie wenigstens Niemand zu finden wußte. Wenn Sie jetzt jede eherne Röhre, die in unseren Sammlungen aufbewahrt wird, für eine kriegstüchtige Kanone ausgeben wollen, so können Sie allerdings zu anderen Resultaten gelangen. Dasselbe gilt von den Gewehren und Kartouchen. Wissen Sie, daß wir außerhalb Paris im Ganzen nicht mehr als fünf Millionen Kartouchen besaßen, höchstens genug, um zwei kleine Festungen auszustatten. Daher die Nothschreie der Bazaine und Ladmirault, der Pinoy, Uhrich und Denfert. Und Sie wollen jetzt versuchen, die Verantwortlichkeiten zu individualifiren, um eine durch die andere lahm zu legen? Ist denn in den Zufluchtsort, in welchem Sie sich verbargen, kein Echo unserer Leiden an Ihr Ohr ge drungen? Sahen Sie nicht den Rauch unserer in Flammen aufgehenden Hütten, hörten Sie nicht das Stöhnen unserer Verwundeten? Nun denn, wie „leichten GemütheS" auch Ihre Gönner im Schatten der Bäume von Chislehurst ausruhen mögen, sie können doch ihr Ohr dem Rufe nicht verschließen: VaruS, BaruS gieb mir meine Legionen, gieb uns unsere Provinzen,
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