— 194 -- Gockel als Lehrmeister. Heinz war ei» kleiner, etwas schmäch- tigcr Großstadtjunge, und im letzten Jahre, bevor fiir ihn die Schule begann, schickten ihn die Eltern mehrere Monate zu lieben Verwandten auf dein Lande. Der kleine Mann sollte in frischer Luft und bei guter Ernährung stark und widerstandsfähig werden. Onkel und Tante taten alles, ihn das Fehlen des Elternhauses nicht fühlen zu lassen. , Nicht nur, daß sie allerlei hübsches Spielzeug für ihren kleinen Gast bereit- Heste«» ^'tten, sie wachten auch treulich Aber ihn und seine Gesundheit. Für die «Ute Tante gab es nur einen Kummer. Heinz war ein schlechter Esser und von -er guten, reinen Milch, die es bei den Verwandten gab, wollte er überhaupt nichts wissen. Wie Heinz dann aber plötzlich ein fleißiger Milchtrinker wurde, davon will ich euch nun erzählen. Heinz liebte die Tiere in Halls und Hof und half, wo er konnte, sie zu be sorgen. Als er eines Tages zusammen mit der Tante der Hühnerfamilie Futter streute, meinte er: „Dein weißer Gockel da, Tante, ist doch wohl der Kräftigste und Stärkste von allen nicht wahr?" — „Das will ich wohl meinen!" erwiderte die Tante. „Weißt du wohl," und es ging plötzlich ein Leuchten über ihr Ge- ncht, „wie er so groß und stark gewor ben ist?" — Heinz wußte es natürlich nicht, und da Tantes Geschichte Wahrheit war, sollt auch ihr sie erfahren, „Als Gockel im vorigen Frühjahr aus dem Ei geschlüpft war, da war er der Schwächste und Kleinste unter seinen (Geschwistern. Bald bemerkte ich, daß die anderen Küchlein ihn stets vom Futternapf fortscheuchten, und da ich- doch wollte, daß auch er gut gedieh, ' fütterte ich ihn stets besonders. Meh rere Male täglich erhielt er sein Schäl-. - chen Milch, das schmeckte ihm so gut, und bald war er gar nicht mehr ängstlich, wenn meine große Hand kam und ihn zu seiner Extra-Mqhlzeit aus der Reihe der Geschwister herausgriff. Schnell . . . . wuchsen Gockels Kräfte, nach vierzehn Tagen schon ließ er sich nicht mehr von dem allgemeinen Futternapf verdrängen, . . da er sich aber so an mich gewöhnt hatte ' / und mir, sobald ich mich sehen ließ, -5- schon entgegenlief, erhielt er noch häufta . . sein Extra-Schälchen fetter Milch, und er dankte es mir, indem er in kurzer Zeit der schönste und kräftigste Hahn ' unseres Geflügelhofes wurde. Als ich - . dann im Herbst Ausschau hielt, wen ich / -- - - wohl zur Geflügel-Ausstellung schicken — 's , . solle, fiel mir dre Wahl nicht schwer. js. Gockel trat mit einigen Hennen die - Reise an, und wirklich haben ste mir ' - die „Silberne Medaille" heimgebracht." ? Heinz war begeistert. Groß und stark werden, das war sein Traum! Und am - Abend überraschte ihn die Tante, wie er . . betete: ' s ' „Lieber Gott, laß mich groß und stark . werden, so wie Gockel. Und Milch will ich nun auch immer trinken!" - '