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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193903253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19390325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19390325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZschopauer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1939
- Monat1939-03
- Tag1939-03-25
- Monat1939-03
- Jahr1939
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1939
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SWM fisSsNten Tas Zer WM Erzählung von B e „Ich hörte den Choral zum ersten Male, als ich müde und lrank an der Welt zu Hause bei Mutter lag", begann der See» mann und sah durch das Wirtsstubenfenster die Helle Mond sichel an, die nicht hoch über der Elbe stand. „Ja, verdammt, Jungens, ich hatte Katzenjammer; halte da eine Deern lieb gehabt, so eine blonde, große — aber ich war wohl nicht der Rechte, denn ich sah sie eines Tages mit einem anderen. Ich habe getrunken, als sic ihn bald darauf heiratete, viel getrunken und bin jeder Deern nachgejagt — ich war. nur ein elendiger bund noch, als meine Alte mich von der Straße aufgelesen hatte und ich in der alten Stube mit den schiefen, dünnen Wän den dort in einem der abgebrochenen Häuser Hinterm Fisch- markt, lag. Aber dann hörte ich den Choral eines Abends, .in alle vier Winde geblasen; die Kirche war nah. Ich hab' noch nie so ein sich ausströmendes Lied gehört. Abend um Abend habe ich gelauscht, und wie der da oben diese Töne so abend andächtig in den Himmel blies, das war schon etwas. Dann bin ich eines Tages, als ich auf der ,Elisa' angeheuert hatte, ins Kirchenbüro gegangen und habe nach dem Bläser gefragt nnd nach dem Namen des Liedes. Den Namen des jungen Organisten und den Namen des Liedes habe ich dann aber ver gessen, als wir Woche um Woche vor der Doggerbank lagen nnd die Heriugsnetze einholten, denn es war ein wildes Jahr, Vas sich manch einen Fisck'damvfer holte. Dann bin ich auf die Harpune' gezogen, den Walsischfänger, und in das Eism^r Knein, jahrelang und als Mutter dann einmal, als ich nach vlchcr Fahrt znrückkam, nicht mehr war, aina ich fort, weit sort. Eine Deern hielt mich ja nicht, und Mädchen, mein Gott, Vie lachen und mit einem trinken, die gab cs 'n Massen überall. Die Welt ist weit, und natürlich ist sie schön, je weiter sie wird, and das Heimweh ist bald abgcschüttelt nnd kommt mit der Zeit nur einmal im Jahr zurück, wenn cs Weihnachten wird, jür fünf Minuten an diesem Abend. So ein Abend war es dann auch. Mein Schiff, eine alte englische Hulk, lag in Brisbane. Am Morgen hatte sich ein deutscher Viermaster neben uns gelegt. Die deutschen Jungens, Kerle w-e Stahl und Sturm, hallen sich einen Lichlerbaum er richtet. Die unseren schüttkopflen, denn ich lungerie den ganzen Tag an d»r Geling herum n'-d starrte mm deutscben Scbisf hinüber. Wer wußte denn, daß ich kein Englischer war! Wir waren eine verwitterte Gesellschaft, es hatte ein jeder von uns seine Knochen Jahre hindurch durch alle Meere geschleift und dabei vergessen, von den Dinaen seines Herzens zu reden. Die Kameraden tranken Gin am Abend, rauchten Navycu'k. Drüben aber lohten die Jäckeln vom fahnengeschmückten höl zernen Baum, und die junge Mannschaft sang Lieder. Mir sind die Augen übergegangen, denn ich saß da mutterseelenallein, und man hätte doch sein Leben so ausrichten sollen, daß man solche Jungen sein nennen konnte. Aber wie das andere dann plötzlich kam, weiß ich nicht; nur noch, daß dort drüben dann, die Jäckeln waren wohl er loschen, jemand stand und ein Lied in die Nacht blies, Menschenskinder, das Lied, das eine, das mir alles wieder brachte: Mutter, Jugend, Liebste. Ich glaube nicht, daß ich laut geschrien habe, es kann aber dennoch sein. Ich bin dann aber sicher in ein Boot gesprungen, hinüber gerudert, denn ich stand wenig später auf Deck der Biermasterbark und dann vor dem Jungen. .Bist du aus Hamburg?' fragte ich ihn, .bist du vom Hafen, cte-Eve Minden. wo die kleinen schiefen Häuser um die^kirche herum stehen, vom Hafen? Wie heißt du?' Er nickte mit blitzenden Augen. Aber als er seinen Namen nannte, bin ich Wohl bleich geworden, denn er packte mich am Arm und sagte: .Hallo, old boy —?!' ,Ionnh Wcinbaum?', wiederholte ich, ,und ist dein Vater der Maat Wcinbaum auf der „Sylvia"?' Er lachte: .Käppen Wcinbaum von der „Humboldt".' Auch ich lackte, aber es war ein bitteres Lachen, denn die zwanzig vergangenen Jahre meines Lebens standen plötzlich riesengroß vor mir auf. Jawoll, Jungens, wenn man eine Deern kriegt, die man liebt, kann man Wohl Kapitän werden — Kapitän von der -Humboldt'. Kriegt man sie aber nicht — »Inge Burmester', sagte ich, .Inge Burmester heißt deine Mutter, nicht wahr? Grüße sie — grüße sie von einem alten Fahrensmann, weißt du, den sie einmal kannte, als er so alt wie du und noch einige Jahre danach.' .Gut', sagte Jonny Weinbaum und schlug in meine Hand, in neun Monaten könne das geschehen, aber käme ich früher als er in die Heimat, solle ich nur selber hingehen und den Gruß ausrichten und einen Gruß von ihm dazu. Wie er lachte, der Junge! Und ich weiß nicht, was ihm einfiel — er drückte mir sein Blasinstrument in die Hand und sagte: .Hier, als Andenken!' Und dann habe ich wieder auf dem englischen Steamer zwischen den Kameraden gesessen und Gin getrunken, viel Gin —. Danach aber kamen Wind und böse Wochen... Wir lagen vor Schanghai, cs war der fünfzehnte Tag nach Brisbane, und es gingen viel Gerüchte um von gesunkenen Schiffen. Am sechzehnten Tag wurde darunter der Name des deutschen Schulschiffes laut. Am siebzehnten brachten Funk- sprüche und Schanghaier Zeitungen den letzten BcscWd. Ja — abgesackt, der Vicrmaster, einfach abgcsackl — so viel deutsch, Jungens An einem Abend, viel später, bin ich dann, Jonny Wein- baums Instrument unterm Arm, am Hafen die Straßen um die Kirche herum gegangen. Sie waren fast alle abgerissen, die kleinen, schiefen Häuser und einige große dazu, und Inge Bur- mester wobme schon lange draußen in Flottbek. Ich gäbe lange nicht gewußt, ob ich Käppen Wcinbaum und seiner Frau den letzten Gruß ihres Jungen überbringen tollte. Als es dann aber zehn schlug und von der Kirche das alte Lied, wirklich das alte Lied klang, von des Organisten Sohn vielleicht schon ge spielt, bin ich in mein Gasthaus zurückgekehrt. Ich hatte Angst vor mir. Wer konnte ivissen, ob ich nicht, hätte ich Inge Bur mester das Letzte und Liebste ihres einzigen Sohnes überreicht, und sie in ihrem Jammer zusammenbrcchen sehen, gedacht oder gesagt hatte: Wir sind nun quitt, Inge Burmester!" Der Seemann hielt inne, trank das Glas l»ei:/bestellte eine neue Runde, sah, daß die Sichel des Mondes sich anschickte in das Wasser zu tauchen und sagte als letztes: „Darum liegt das Paket hier neben mir, Jungens, das morgen, fährt mein neues Schiff Cuxhaven und dem Panama zu, an Jonny Weinbaums Eltern geht." Er erhob sich. „Prost, Jungens!" Und lachend und laut: „Es lebe die Seefahrt!" Er leerte das Glas, nickte und trat dann die Kellertreppe empor auf die dunkle und kalte Straße hinaus» Mmnntes Brot Erzählung von Hans v. Olnhauscn. Es war wie im Märchen der Brüder Grimm von der ^ran Holle. Die junge Magd Anna Sieber auf dem Seehof stand vor dem Backofen, und ihr wurde heiß und kalt. Nein, es war gewiß kein Märchen, das Brot war kohlenschwarz ver brannt. Wie Mohrenköpfe hockten die Laibe in der niederen Ofenwölbung, und wer es etwa nicht sehen sollte, dem ver kündete der scharfe Brandgeruch, daß ein Unglück ge schehen war. Dieses Unglück, das ja trotz seiner Harmlosigkeit immer oon einer eigentümlichen Eindringlichkeit ist, verfehlte auch bei der jungen Großmagd des Scehofcs feine Wirkung nicht. Sie hatte schon in dem "Augenblick, als sie den Ofen öffnete, einen gellenden Schrei ausgeftoßcn und stand nun immer noch da, dic Hand auf das erschrockene Herz gepreßt, anstatt blitz schnell die Brotschaufel in Bewegung zu setzen und so zu retten, was noch zu retten war. Ja, um em Haar hätte sie den Ofen überhaupt wieder verschlossen und wäre davongelanfen, mochte geschehen was da wolle. Dieser Gedanke an die Flucht, wenn es überhaupt einer war, kani aber nicht daher, daß sie ihre Pflicht gröblich ver letzt hatte. Sie war an diesem Unglück ja so aut wie unschuld:g, nnd es war nichts wie eine innere Unruhe, die sie zufällig voin Garten herüber an den Ofen getrieben hatte. Eigentlich war cs Sache der Kleinmagd, das Brot aus dem Ofen zu ziehen. Es stellte sich hernach aber heraus, daß auch diese unschuldig war, denn der Bauer hatte sie Hals über Kopf zum Einkauf von Schmieröl in das Dorf geschickt, und auf dem Heimweg hatte das Fahrrad Bruch gemacht. So war es eigentlich ganz unklar, auf wen nun das Pech ausgcschüttet werden sollte. Die Kleinmagd hatte für diese Frage ein erleichtertes Lachen. Sie sagte, daß sie ihre Schuld schon mit dem streikenden Fahrrad gebüßt Habe. Dies sei doch wirklich Pech gewesen, wie man überall sage. Darüber hinaus sei es gar nicht so siä-er, daß das Pech es so genau nehme. Es komme ihm erfahrungsgemäß gar nicht so darauf an, daß es das richtige Haupt treffe. Aber Pech würde es bestimmt noch geben, das sei immer so gewesen, wenn verbranntes Brot im Hause sei, und da sei ja noch mehr als eine Woche Zeit. Da möchte sie keinen Ring zwischen ihrer Wäsche im Schrank liegen haben. Das war nun eine dumme, vorlaute Anspielung, und di« Großmagd hätte wohl daS Recht gehabt, der kleinen Schlange eins auszuwischen. Statt dessen aber wurde sie rot bis unter die Haarwurzeln und hatte Mühe, sich die Tränen zu ver beißen. War sie seither bedrückt gewesen, so wurde ihr jetzt unheimlich, und sie sah sozusagen den ersten Stein aus einer Mauer brechen, dem die anderen unweigerlich nachpoltern mußten, bis alles in Trümmer lag. Diese Mauer aber war ihre Liebe, die sie sich bis dahin nicht zn bekennen wagte, die nur in heimlichen Blicken, in heißen Wangen und nächtlichen Seufzern lebte; weil sie nur dem Schweizer im Viehstall des Seehofes galt und weil so ein Schweizer von eitlen Menschen leicht über die Achsel an gesehen wird. War es das allein? Nein, so unehrlich war die Anna Sieber nicht, daß sic sich das vormachte. Es war noch etwas anderes, das ein Wort mitredcic. Nämlich der Ning in ihrem Schrank, säuberlich zwischen der Wäsche versteckt und doch nicht genug verborgen. Was hatte sie dieser Ning schon gequält, und dabei halte sic einmal fest geglaubt, daß er das große Glück für sie sei. Ja, ihr eigensinniges Herz glaubte es heute noch, denn es war ja so verlockend, was hinter diesem Ring stand. Es war nichts weniger als ein vornehmes.Leben, wie die Magd es sich selbst nannte, ein Leben, in dem es viele schöne Dinge gab, die ein Stallschwcizer nun einmal nicht hatte und nie haben würde für seine Frau. Warum steckte sie sich dann nicht einfach den Ning an den Finger und war froh über das große Glück. Warum, das wußte sie eigentlich selbst nicht, cs war ja alles so sonderbar, sie kannte sich selbst nicht mehr aus. Da war ihre Liebe, und da war das Leben, und gleich daneben war ihr Herz, und ihre Liebe war nicht allein in ihrem Herzen, das Leben nistete noch stärker darin. Wie wirr war das alles, wie unübersichtlich, viel zu schlimm, als daß sie sich mit ihrem geringen Verstand darin znrcchtfindcn konnte. Und jetzt war gar noch das Brot verbrannt, und die Kleinmagd wußte von dem heimlich»» Ring in ihrcm Schrank. Es war wie ein Verhängnis, und tausendmal wünschte sich Anna Sieber Klarheit und Verstand, den richtigen Weg l)crauszufindcn. Was hatte der Mann geschrieben, besten Goldreif im Schrank lag? Nun, kurz gesagt alles, was sie sich nur wünschen konnte, ja, noch viel mehr! Auf seinen Händen wolle er sie iragen, sie sei seine Königin, sein ein und alles, und Tag und Nacht sei er bei ihr in Gedanken, und er hoffe, daß sie ihm den einen Wunsch nicht versage. — ,»Jm übrigen dient es ju nur unserem baldigen, glück lichen Zusammenkommen." Dies wiederholte der ausdrucks lose Mund ihr am Sonntag darauf so oft sie nur wollte, genau so, wie es ihr die aalglatte Handschrift schon im Brief ver lockend vor die Augen gestellt hatte. WaS kann ein armes Mädchcnhcrz darauf antworten als „ja"? Nichts, auch Anne Sieber wußte nichts anderes zu saaen. Sie wolle ihm daS Buch mitgeben, mit dem man das Geld am Schalter der Bank in Empfang nehmen könnte, und sie ließ sich nochmals ver sichern, daß die Möbel schon in der Wohnung sieben und daß das Auto nur noch auf ue als Herrin warte. Sah sie denn nicht, wie dieser Mund log? Nein, sie iah es nicht, sie war ja so verwirrt, ihre Liebe quälte sie ja so, daß fie kaum hörte, was der Mann da sprach, und ihr Herz war ia so betört von dem Leben, das sich da vor ihr ausbreitete. Und warum ging der Mann dann doch ohne das versprochene Buch, tiefergrimmt mit häßlichen Worten die Straße zur Station hinunter, als es Abend wurde? Da saß man in der Stube im Seehof beim Vesper, wie das immer so üblich war, wenn ein Besuch auf den Hof kam, und Anna dachte mit Grauen daran, daß nun das verbrannte Brot auf dem Tisch liegen müsse und den verwöhnten Gast gar schrecklich vor den Kopf stoßen würde, und sie Ipüne förmlich, wie der Makel an ihr hängen blieb. Aber sie war zu stolz, sich in Erklärungen und Entschuldigungen zu ergehen, weil es ja nur ein Verhängnis war und niemand etwas dafür konnte. Solche Redensarten waren indessen auch nicht nötig, denn es geschah ein Wunder. Der verwöhnte Gast stürzte sich nämlich mit einem Heißhunger auf die bitteren Scheiben, als gälte es einen Beweis anzutreten, nämlich den, den er nun auch mit seinem geschwätzigen Mund plump und dreist wiederholte: daß er verbranntes Brot für sein Leben gern esse, daß er nicht wisse, was andere Leute Schlechtes daran fändm, ja, daß es ihm geradezu ein Genuß sei, den er gewiß seiner geliebten Anna verdanke! Hörte er nicht wie dic andcren am Tisch kicherten, wie die Kleinmagd sich fast an ihrcm Bissen verschluckte? Ist das abscheulich gelogen, konnte Anna Sieber nur immer denken, als sie mit rotem Kopf daneben saß und sie schier die Scham erdrückte. Wer hätte das gedacht, daß er so dumm und so schlecht war! die in, sie konnte ihm das Buch doch nicht geben, es war ihr auf einmal alles so merkwürdig klar. Und wenn er für immer geht, das Buch bekommt er nicht, so frohlockte sie, und dabei blieb es ... „Da haben sie auch wieder einmal einen erwischt", sagte der Schweizer ein halbes Jahr später zu seiner jungen Frau. „Dreitausend Mark erschwindelt von lauter armen Mädchen und da? G»ld in schlechter Gesellschaft vcrvraßt." „Wie heißt er denn?" fragte sie zurück, und als sie den Namen hörte, erblaßte sie jäh. Aber dann lächelte sie schon wieder, denn sie sah das verbrannte Broi vor sich, und cs war ihr beute, als schimmere Gold unter seiner schwarzen Rinde, die ihr damals wie lauter Pech erschienen war. Mr MM in der EMsM Alles, was die Vorzeilforfchung erkundete, wurde aus den Erdschichten abgelesen, die sich im Lause der Iahrmillionen auf dem Grunde längst ausgetrockneler, durch Schollenerhebung zu Festland gewordener Urmeere übereinander ablagcrten. Wechsel seitig wird das Alter von Fußabdrücken riesiger Saurier, anderer- seits das Zeitalter von Gesteinsschichten an den Versteinerungen gemessen, oie sich hier vorfinden. Nun bedarf naturgemäß gerade die Erforschung Les deutschen Bodens nach Erdöllagern einer genauen Kenntnis des Alters der Schichten, die man gerade mit dem Bohrer erreicht, aber das Bohrgerät bringt nur Gestcins- stücke von geringer Größe, ost nur Gcsteinsbrei zutage, in dem sich Abdrücke — selbst wenn der Bohrer wirklich ein Saurier- grab durchstoßen haben sollte — nicht mehr erkennen lassen. Trotzdem helfen die längst loten Lebewesen der Vorzeit auch dem deutschen Erdölsucher bei der Altersbestimmung der durch, teuften Erdschichten, denn es lebten vor Iahrmillionen nicht nur übergroße Säuger, gigantische Reptilien und oielstockwcrk- hohe Urbaume, sonoern auch kleine und kleinste Lebewesen, primitiv kolonisierende, unter einem Millimeter große Mehr zeller. Ihre winzigen Versteinerungen sind um vieles zahlreicher al» die der großen Tiere, und seitdem man ihre Zugehörigkeit zu bestimmten erdgeschichtlichen Horizonten kennt, kann da« Alter einer Gesteinsschicht durch mikroskopische Untersuchuna de» Bohrmebls festgestellt werden. AM Ham Nd WA Rese Keine Ehefrau der Welt wäre entzückt, ihren Mann aus dem Büro mit einer dicken roten Pappnase heimkehren zu sehen, zumal ja die fröhliche Zeit des Karnevals längst vorbei ist. Und W kann man es denn auch der jungen Italienerin nicht verdenken, daß sie ihren Gatten höflich, aber bestimmt aufforderte, dieses scheußliche Ding abzunehmen und es dort Hinzulun, wo es nach ihrer Meinung hingehörte — nämlich in den Mülleimer. Aber der Ehemann weigerte sich beharrlich, dieser wohlgemeinten Auf- forderung nachzukommen. Selbst beim Essen entledigte er sich nicht des störenden Maskenballreauisits, und es verging kein Abend, an dem er nicht mit dieser üblen »Zier" heimgekehrt wäre. Er nahm sie nur ab, wenn er des Ndr-sis ins Büro ging. Dieses unverständliche Benehmen ging der jungen Frau auf die Nerven. Kurzerhand packte sie ihre Koffer und kehrte zur Mutter zurück, um ihr das eheliche Mißgeschick zu klagen. Die Mutter wußte auch keinen Rat — aber wozu ist denn da ein Polizeikommissar da? Ja, sicher, der Polizeikommistar mit seinen vielfältigen Erfahrungen hinsichtlich der Ehestreitigkeiten würde schon Abhilfe schaffen. Und so erhielt denn eines Tages der störrische Gatte eine Vorladung. Er stellte sich zn festgesetzter Stunde ein. Er war in recht heiterer Stimmung. Die drohen den Blicke, die Schwiegermutter, Schwägerin, Schwager und eine hübsche blonde Frau ihm zuwarfen, konnten ihn nicht aus einer Ruhe bringen. Höflich und nicht ohne Interesse hörte er ich die Vorhaltungen an,-die der Polizeikommistar ihm machte, und erklärte, als er nach dem Grund seines seltsamen Betragens befragt wurde, daß er die Nase sozusagen aus „moralischen Grün den" getragen habe. Der Herr Polizeikommistar möge sich,-bitte, einmal die seelische Erschütterung eines Mannes vorstcllen, der, wenn er abends nichtsahnend aus dem Büro nach Hause kommt, seine Frau statt mit kohlschwarzen Haaren — oh, der Herr Polizeikommistar könne sich gar nicht vorstellen, wie sehr er diese Haare geliebt habe! — mit platinblondem Hauptschmuck vorfindcn müsse. Lasse seine Frau sich, ohne ihn zu fragen, die Haare färben — so habe er gedacht —, könne er, der Ehemann, mit dem gleichen Recht eine falsche Nase tragen. Wenn seine Fran ihm aber hier vor Zeugen verspreche, wieder zu ihrer ur sprünglichen Haarfarbe zurückzukchren, so wolle er die Nase in die Rumpelkammer wandern und alles vergessen sein lassen. Die Sache, die als Tragödie begann, endete als Idylle: das Ehepaar verließ Arm in Arm das Polizcikommissarial, der Gatte schenkte 'die Pappnase dem nächsten Straßenjungen, und dic junge Frau eilte schnellen Schritts zum nächsten Friseur.
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