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Deutsche allgemeine Zeitung : 13.06.1843
- Erscheinungsdatum
- 1843-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184306138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18430613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18430613
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1843
- Monat1843-06
- Tag1843-06-13
- Monat1843-06
- Jahr1843
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 13.06.1843
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Leopoldordcn, Ritterkreuz: der kurhessische Ministerrcsibcnt am französi schen Hofe, Kammerherr v. Schachten.— Königreich Sachsen. Civil- Verdienstorden, Ritterkreuz: der Professor an der Akademie der bildenden Künste in Dresden Ernst Rietschel.- Herzogthümer Sachsen. Ernc- stinischer Hausorden, Ritterkreuz: der Landrath Wagner zu Schmal kalden. Beamte. Sardinien. GrafHyacinth Av c t ist zum ersten Staats- secretair und Minister der geistlichen Angelegenheiten und der Justiz an die Stelle des neulich gestorbenen Grafen Barbaroux ernannt worden. Todesfälle. Am I. Jun. starb in Göttingen der geh. Justizrath Prof. Bauer. Wissenschaft und «Kunst. * Die Universität Kasan. Obgleich Kasan mit seinen fast 50,000 Einwohnern zu den schönsten, gewühlvollsten und größten Städten Rußlands gehört und, zur Universität zugleich mit Charkow von Alexan der i. erhoben, als solche schon seit 1805 besteht, so möchte doch manchen Lesern der Deutschen Allgemeinen Zeitung der Name Kasan hier zum ersten Mal als Gegenstand von größerer Bedeutung entgegen treten, wenn nicht vielleicht der letzte Brand, der die halbe Stadt einäschcrte, oder die Nachrichten eines Humboldt, Ehrenberg, Rose, Klaproth, Kupfer und Anderer, die Kasan auf ihren Reisen nach dem östlichen Rußland be rührten, dazu geführt haben, diesem Ort in neuerer Zeit eine größere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Andere Leser dürften bei dem Namen Ka san sich ungefähr Dasselbe verstellen, was man sich bei dem Schreckens worte Sibirien zu denken pflegt: einen Ort, der eben so wüst, kalt und barbarisch als reich an Gold ist. Vielleicht führt die folgende gedrängte Schilderung, die sich indessen hauptsächlich nur auf die hiesige medici- nische Facultät erstrecken soll, zur Ueberzeugung, daß auch Kasan, obgleich den Grenzen Asiens sehr nahe, doch nicht zu fern liegt, um nicht einige, wenn auch nur die letzten Strahlen der europäischen Sonne zum gedeih lichen Anbau der Wissenschaften aufzufangen. Wie überhaupt Sitz und Oertlichkeit russischer Universitäten für die geistigen Bedürfnisse des Landes nicht zweckmäßiger gewählt werden konn ten, so entspricht auch die Ortslagd der kasanschen Universität ihrer Be stimmung aufs vollkommenste, da sie den Centralpunkt aller östlich von Moskau gelegenen Provinzen bildet, mithin, nebst den zu ihrem Lehrbezirke gehörigen Gymnasien (die Stadt Kasan hat deren zwei) und niedern Schulen, alle Bildungsmittel in sich schließt, die erfoderlich sind, um die unermeßlichen Strecken des nordöstlichen Theils des Reichs mit den nöthigen Beamten zu versehen. Trotz mancher, zum Theil durch die politischen Ereig nisse in den Jahren 1812 und 1813 herbeigeführten Hemmnisse, worunter besonders die Jahre 1819—>826 die verberblichsten waren,, doch nicht gänzlich verfallend, ging die kasansche Universität doch eigentlich erst seit den letzten Jahrfünften mit raschen Schritten ihrer gegenwärtigen Voll kommenheit entgegen; und daß dieser günstigere Umschwung der Dinge ganz besonders den Verdiensten des gegenwärtigen Curators, Geheim raths Mussin - Puschkin, beizumessen ist, der mit seltener Umsicht und Energie den Willen und die weisen Maßregeln des Ministeriums in Aus führung bringt, ist allgemein bekannt, ebenso, daß derselbe in seiner viel fältigen, höchst verwickelten Wirksamkeit durch den Rector der Univer sität, wirklichen Staatsrath Lobatschewski, aufs nachdrücklichste unter stützt wird. Um Wiederholungen zu vermeiden, sei hier ein für hlle Mal gesagt, daß an allen, später zu nennenden Einrichtungen und Verbesse rungen, die in den letzten 1'/, Decennien an hiesiger Universität ins Le ben traten, jener Staatsmann den wesentlichsten Antheil hatte, sodaß sein Name in der Geschichte derselben unstreitig den ersten Platz ein nehmen wird. Sehen wir nun auf die Mittel zur Bildung, mit denen die kasansche Universität in diesem Augenblick ausgestattet ist, so muß schon der flüch tigste Blick auf den LectionSkatalog und in die jährlich veröffentlichten Rechenschaften zur Ueberzeugung führen, daß hierin, mindestens exten-, siv, Kasan hinter keiner andern Lehranstalt wesentlich zurücksteht; na mentlich möchte kaum irgendwo anders eine solche Gelegenheit zur Er lernung orientalischer Sprachen sich darbieten als hier, wo Männer wie Frähn, Erdmann, Kowalewski, die der Welt hinlänglich bekannt sind, gewirkt haben und noch wirken. Es bestehen hier Katheder für die chine sische, arabische, persische, türkische, tatarische und mongolische Sprache, und erst seit kurzem find zu diesen noch die Sanskrit- und armenische Sprache hinzugekommen. Katheder für die griechische (Professor Friedr. Va ter), für die lateinische (Scharbe) und die slawonischen Mundarten Grigoro- witsch) datiren aus älterer Zeit, und unter den lebenden Sprachen sind die englische, französische und deutsche (für die beiden letztern sind zwei Lcctoren angestellt) zu nennen. Ein herrliches Münzcabinet, unter der Leitung des Professors Staatsraths Franz v. Erdmann, mit 1524 Stücken, Abdrücke nicht mitgerechnet, ist besonders in Beziehung auf den Orient wichtig. Die mathematischen Fächer, die in Rußland mit großer Vorliebe und bestem Erfolge gepflegt werden, besaßen hier einen Littrow und Bartels, deren Geist auf den scharfsinnigen Lobathewski, Kotelnikow und Simonow übergegangen ist. Vor kurzem erst ist auch ein Katheder für die Landwirthschaft (Docent Pell) eröffnet und bereits alle Anstal ten zu deren praktischer Betreibung getroffen. Ueberhaupt bestehen hier drei Facultätcn, die medicinische, juristische und philosophische, welche in zwei Abtheilungen, und jede derselben wieder in zwei Unterabtheilungen zerfällt. Dazu kommt Gymnastik, Tanz - und Reitkunst, Zeichnen, Mu sik, an deren Unterricht alle Studirenden ohne Unterschied Theil nehmen können. Die jährlichen Unterhaltungskosten betragen im Durchschnitt über 150,000 R. S., die thcils aus Etats-, thekls aus ökonomischen Summen bestritten werden. Die Zahl der Docenten ist gegenwärtig 59, darunter 23 Ordinarii, 8 Extraordinarii, 9 Adjuncte, 7 Lcctoren und noch 12 Docenten. Die Zahl der Studirenden beträgt 309, darunter Kronstudenten 67, Penfionaire 24; zur philologischen Abtheilung gehö ¬ ren 65, zur mathematischen 53, zur juristischen Facultät 90, zur mcbi- cinischen lOI. Die polizeilichen und ökonomischen Angelegenheiten stehen unter der Ver waltung des Direktoriums; die Beschaffung des Unterhalts und die Auf sicht über die Studirenden gehören vor das Forum des Inspektors mit den nöthigen Gehülfen. Die eigentlich gelehrten Angelegenheiten werden in den monatlichen Conseilsitzungen der Professoren, unter Vorsitz des Rectors, erle digt. Die Vorträge werden mit wenigen Ausnahmen in russischer Sprache gehalten und dauern von 8 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmittags, sodaß die Studirenden nach ununterbrochener sechsstündiger Anstrengung den Nach mittag frei haben. Weder die Vorlesungen noch die Prüfungen werden be sonders honorirt, und die geringe Summe von 14 R. 30 Kop. S., die jeder vermögende freie Studirende jährlich zu zahlen hat, wird zur Unter stützung armer Studenten verwendet. Bis jetzt fand die Einrichtung statt, daß die Studirenden sich unbedingt dem gesetzlich vorgeschriebenen Lehr plane fügen mußten; auch sind die Vorträge nicht auf Semester, sondern auf ein akademisches Jahr, das den Zeitraum vom 22. Aug. bis zum 12. Jun. umschließt, ausgedehnt und nur durch die Sommer-, Weih- nachts- und Osterferien unterbrochen, von denen die letztern 20 und 14 Tage dauern. Die Studienzeit der Mediciner ist auf fünf Jahre oder Curse festgesetzt, die der übrigen Fakultäten auf vier. Der Monat Mai ist für die Prüfungen bestimmt, die in allen Facultäten zugleich im gro ßen Hörsaale stattsinden, und denen sich sämmtliche Studirende, thcils um akademische Grade zu erlangen, theils um in höhere Curse überge führt zu werden, unterwerfen müssen. In den ersten Lagen des Juni findet dann der feierliche Actus statt, wo nach gehältener Rede und ab gelegter jährlicher Rechenschaft, goldene und silberne Medaillen an die jenigen Studirenden ausgetheilt werden, welche die gestellten Preisfragen am besten beantwortet haben. (Die diesjährige Preisfrage für die Medi ciner war: Ueber die Krankheiten der Schwängern und der Früchte als Ursachen des natürlichen Abortus in gerichtlich-medicinischer Hinsicht.) Von Zeit zu Zeit werden die fähigsten Candidaten zu ihrer weitern Ausbil dung auf andere Bildungsanstalten des In- und Auslandes geschickt und dafür gesorgt, daß die Studirenden an den nöthigen Handbüchern nicht Mangel leiden, zu welchem Ende eine besondere Studentenbibliothek ge gründet ist, die durch ein Geschenk von medicinische» Werken, die Prof. Äubowitzki, welcher auch noch außerdem sich Verdienste um die hiesige Uni versität erworben hat, dargebracht, um ein Ansehnliches vermehrt worden ist. Sie enthielt bis zum 1. Jan. 1813: 1731 Titel, 5179 Exemplare, 8486 Bände. Es sei schließlich noch bemerE^daß für die Studirenden ein eignes, wohl eingerichtetes Krankenhaus im Universitätsgebäude, mit einem besondern Arzte, sich vorsindet- Es muß einleuchten, daß bei der Entfernung Kasans von dem ge bildeten Europa der lebendige wissenschaftliche Verkehr vielen Beschrän kungen unterliegt. Einigen Ersatz für diesen fühlbaren Mangel gewäh ren gebildete Reisende, wenn ihr Weg sie durch Kasan führt. (Neulich reisten hier der Professor Middendorf und der Candidat Nöschelt durch; Ersterer, um das fernste Sibirien in naturhistorischer Hinsicht zu erfor schen ; Letzterer, um die Oertlichkeit der umliegenden Gouvernements, rück sichtlich der Möglichkeit, artesische Brunnen daselbst anzulegen, näher zu untersuchen. Kürzlich passirte der Senator Graf Tolstoi Kasan, auf einer Inspektionsreise nach Sibirien begriffen. Der kasansche Medicinal inspector Thiele, der sich in Angelegenheiten der Vaccination einen Namen gemacht hat, schloß sich dem Zug an, mit dem Auftrage, das Medicinal wesen des größten Theils von Sibirien zu rcvidiren.) Von größerm Be lang indessen, um sich auf dem Strome der Zeit aufrecht zu erhalten, sind die den Professoren mit Bereitwilligkeit gestatteten wissenschaftlichen Reisen im In - und Auslande; die Hauptsache jedoch bleibt die reiche Universitäts bibliothek, die am I. Jan. 1843 18,/82 Werke in 38,190 Bänden besaß. Am vollständigsten ist das medicinische Fach, mit ungefähr 5000 Werken, deren Stamm aus Peter Frank's kostbarer Bibliothek besteht. Der größte Theil der Werke ist in deutscher Sprache 6200, in französischer 3800, in lateinischer 3700, in russischer 3000 rc. verfaßt. Für Bücher wird jährlich die Summe von 2857 R. S. verausgabt, wovon 714 blos für Zeitschriften verwendet werden. Dazu kommt noch ein jährlicher Zu schuß von 300 — 5»0 R. S. aus der ökonomischen Summe und manche Geschenke. Wahrhaft nützlich indessen wird die Bibliothek erst durch eine Einrichtung, die durch den würdigen, höchst thätigen Biblio thekar Professor Voigt und dessen Gehülfen Whorow erst neulich ins Leben trat und darin besteht, daß sämmtliche Zeitschriften, 74 an der Zahl, bei den Docenten regelmäßig in Umlauf gesetzt werden. Ein an deres Mittel, wissenschaftliche Regsamkeit unter den Mitgliedern der Universität zu wecken, wurde durch die Begründung der Gesellschaft ka sanscher Professoren erzielt, die, nachdem sie ein Jahr privatim bestan den, seit einem Jahre die Genehmigung des Ministers, der jede wissen schaftliche Unternehmung aufs wärmste unterstützt und fördert, erhielt. Die Versammlungen finden alle 14 Tage, jedes Mal Sonnabends, im Saale des physikalischen Cabinets statt, und als Regel gilt, daß dieTheil- nehmcr der Reihe nach Vorträge halten, die dann Gelegenheit zur wissen schaftlichen Unterhaltung darbieten. Es ist in Aussicht gestellt, daß die besten Abhandlungen in besondern Annalen werden veröffentlicht werden. Ein von der Universität in der Regel in russischer Sprache herausgege benes Journal unter dem Titel „Gelehrte Memoiren", das vierteljähr lich in Heften von zehn bis zwölf Bogen erscheint, gibt den Docenten Gelegenheit, manche gelehrte Aufsätze zur öffentlichen Kunde zu bringen. (Fortsetzung folgt.) Petersburg, 3. Jun. Der Kaiser hat die Frist, binnen welcher die von Reisenden mitgebrachtcn Büch er, Zeichnungen, geographische Kar ten, Pläne rc. zur Durchsicht abgelieftrt werden sollen, von sechs Mona ten auf drei Monate herabgesetzt. — Durch kaiserl. Befehl vom 10. März ist die Gründung eines Seminariums für Stadt-und Landschullehrer angeordnet, welches seinen Sitz in Radzymin, nicht weit von Warschau,
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