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Deutsche allgemeine Zeitung : 23.02.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184402236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18440223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18440223
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-02
- Tag1844-02-23
- Monat1844-02
- Jahr1844
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 23.02.1844
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diese Reden nur, wo die beiden Parteilciterih« Ansichten in Bezug auf die für Irland nothwendigen Reformen darfiellen. Und hier tritt denn «in ziemlich charakteristischer Gegensatz hervor. Lord I. Russell erklärt sich bereit, die protestantische Kirche in Irland, wie sie gegenwärtig be steht, zu opfern und sie mit der katholischen auf den Fuß der Gleichheit zu stellen. Dagegen spricht «r sich fast eben so bestimmt gegen durchgrei fende Reformen in Bezug auf die Verhältnisse zwischen Grundeigcnthü- mer und Pachter aus. Er sagt es nicht so bestimmt wie einst Lord Pal merston, daß es sich hier um ein sociales Uebel handle und somit nichts zu machen fei, aber er kommt zu demselben Resultat, indem er behaup tet- man tausche sich sehr, wenn man sich einbilde, hier durch eine Par lamentsacte helfen zu können. Sir James Graham seinerseits schlägt dann fast den ganz entgegengesetzten Wea ein. Er hält Reformen in Be zug auf die Verhältnisse zwischen den Grundeigenthümern und Pächtern für möglich und sagt, daß die Regierung, um sie dereinst vorzuschlagcn die Commission Lord Devon's ernannt habe. Er deutet darauf hin, da «ine bessere Gerichtspflege für die Pächter, das Aufheben der Unter pacht, die Verpflichtung des Grundbesitzers, die vom Pachter vorgenom menen Verbesserungen zu ersehen, Reformen seien, die den Zustand der Pächter ändern würden und die nichts weniger als unmöglich wären. Alles DaS werde sich durch Lord Devon's CommiRon klar herausstellen müssen. Er geht dann weiter und verspricht einen Regierungszuschuß für das irländische National-ErzichungScollegium, dann sagt er, daß die Regie rung die Wahlfreiheit für die Grafschaften durch ein neues Einschreibungs- gcsetz zu vergrößern beabsichtige und daß sie auch für die Wahlfreiheit in den Städten Erleichterungen eintreten zu lassen gedenke, durch welche die Steuerpflichtigen nicht mehr wie jetzt l8 verschiedene Steuern für ihre Wahlberechtigung zu zahlen brauchten, sondern nur noch drei, dorouglr rate«, surz- rate« und poor rate«. Aber wenn der edle Baronet in Bezug auf die Civilrechte der Irländer sehr liberal ist, so bekennt er den religiösen Beschwerden Irlands gegenüber eine der Whigpolitik direct entgegengesetzte Richtung. Er war in dieser Beziehung so offen und ge rade heraus, wie dies bei Parteien in England seit langem nicht mehr der Fall ist. Die Bestrebungen der Landaristokratie in den letzten Zeiten haben gezeigt, wie stark dieselbe noch ist. Das Bewußtsein scheint auch «uf die Regierung übergegangen zu sein. Sir R. Peel erklärte, daß er keine Aenderungen in den Getreideacsetzen zulassen werde, Sir James Graham sagte, daß er sich jeder Reform in den kirchlichen Angelegen heiten in Irland widersehe: „be reseoteck oll tlin«v nostrum«". Er ging weiter und setzte hinzu: „Er betrachte jede dieser für die Kirchcn- vcrhältnissc vorgeschlagenen Reformen, selbst wenn sic durchführbar wä ren, als unverträglich mit der «Bevorzugung» (prokerence), die der protestantische Staat von England beschlossen habe, für die protestantische Kirche aufrecht zu erhalten. Dieser festen Erklärung folgte der unge- theilte Beifall aller Conscrvativen. Die Sache ist also sehr klar: So lange die Conscrvativen herrschen, ist an keine Reform der kirchlichen Beschwerden für Irland zu denken» sobald die Whigs an die Regierung kommen, werden die Reformen in Bezug auf die Verhältnisse zwischen Grundcigcnthümer und Pachter auf die weite Bahn geschoben, das ist die Wahl für Irland. Ach, sie ist noch schlimmer als sie aussieht, denn den Whigs ist es nicht recht Ernst mit den Kirchenreformen, und den Tories nicht recht Ernst mit den Reformen der Eigenthumsverhältnisse. Das ist die Lage Irlands den englischen Parteien gegenüber, rind darin wuchert — die unausrcißbarc Wurzel der Repeal. Charakteristisch ist cs dann wieder, daß Lord I. Russell O'Connell vertheidigen, ihn für einen Heros unserer Zeit erklären muß — während O'Connell selten die Verachtung zuriickhält, die er dem Leader der Whigs gegenüber hegt. Sir James Graham zeigte, wie die Angelegenheiten Irlands die Ursache waren, daß er und Lord Stanley sich von den Whigs trennten. Es ist bekannt, wie diese Trennung den Sturz der Whigrcgic- rung hcrbciführte — und somit Irland, das schon unter Canning und Castlereagh die Tories spaltete, dieselbe Wirkung auf die Whigpartci aus üble. Noch Eins. O'Connell hatte klug und tolerant seine Advocaten gro- ßcnthcils unter den freisinnigen Protestanten gewählt. Sir James Graham hat in diesem Umstand ein Mittel gesucht und gefunden, die Regierung, die stets Protestanten zu allen Aemtcrn wählt, durch das Beispiel O'Con- ncll'S zu vertheidigen. Und die Conscrvativen haben diese sehr kluge Advocatenfintc als ein Mcisterstückchen beklatscht, während sic nur klar wic der Tag beweist, daß-O'Connell und-die Katholiken in Irland ganz anders auf der Höhe unserer Zeit stehen, als dies mit den Leuten, die die „iirvterviioe" einer Religion im IS. Jahrhunderte noch zu einem Staatsgrundsatzc machen wollen, der Fall ist. Frankreich. Paris, 17. Fcbr. Die Stille im Innern dauert ununterbrochen fort und wird, wie die Parteiorgane versichern, immer unheimlicher. Die Pairökammer hat sich nach der Annahme des Gesetzentwurfs über die.Wegepolizei auf unbe stimmte Zeit vertagt; die Dcputirtenkammer beschäftigt sich noch immer mit der Bcrathung des Jagdgesetzes und stellt dabei allerlei Betrachtun gen über die Natur der verschiedenen Arten des Wildprets rc. an. In den geselligen Kreisen werden witzige Anspielungen und sinnreiche Aussprüche in Umlauf gesetzt, die aber meistens in der Form so wenig gelingen, daß sie nicht einmal einem geistreichen Träger zugeschrieben werden können. Un ter den Lcaitimisten soll ein angeblich von Laffitte herrührcndcr-Ausspruch' Glück machen, weil er die Stimmung- bezeichne, in der sich selbst ihre Gegner seit dcn stürmischen Erörterungen über die Brandmarkung befin den. „ Ludwig Philipp in keinem Fall, den Herzog von Bordeaux so spät als möglnhl" ümcket.dor.chUMnaMe. ABspM, -e» My» peyr Bankier d« Äullrevolutdo« icht:mchen, - - . - , — Bon den arabischen Gefangenen aifffd« Insel: Marguerite sind am 29. Jan. wieder SS nach Afrika cingeschifft wor den, um ihren Familien zurückaegeben zu werden, nachdem diese jetzt un terworfen sind. Im Namen Aller schrieb der Marabut Sidi-el-Asan-Ben- Asus, Exkhalifa des Emir, an den Kriegsmmistcr, um der Regierung für die wohlwollende Behandlung während ihrer Gefangenschaft zu danmr und sie zu versichern, daß er und seine Gefährten auch daheim, die Groß- muth und die Gerechtigkeit der Franzosen zu rühmen missen werden. Ei ner von den Frauen hatte es in Frankreich so Wohl gefallen, daß sie nicht zurückkehren wollte und sich versteckt hatte, als die andern emgeschifft wurden. Die Zahl der noch dort befindlichen Gefangenen ist jetzt auf 37S vermindert. ' ' - , — Die mit der zweiten Abtheilung der Mission nach China abgegan- acnc DampffregatteArchimede hat auch 15 Missionare mitgenommen. Anfangs war diese Reisegelegenheit nur für elf zugesagt, man hatte aber, um den für weitere vier nothigcn Raum zu gewinnen, lieber vier Mä rinezöglinge zurückgelassen, die auf dieser Fahrt ihre Üebungsschule ma chen sollten. chParis, 17. Febr. Der Verein zur Unterstützung h.ülfsbedürf- tiger Deutschen, zu dessen Errichtung vor vierzehn Tagen die ersten öffentlichen Schritte gethan sind, hat bis jetzt leider reinen sehr glänzen den Fortgang genommen- Die bisher gezeichneten Beiträge sind der gro ßen Mehrzahl nach einzeln genommen sehr geringfügig, und sie können daher auch kein bedeutendes Gesammtresuitat bilden. Die Personen, welche sich bei dem Hülfsvcreine beteiligt haben, sind mit wenigen Ausnahmen olche, welche mehr guten Willen als Kräfte haben, ihren nothleidcnden Landsleuten in Paris unter die Arme zu greifen. Denjenigen der hiesi gen Deutschen dagegen, welche die Geldkräftc in reichlichem Maße besitzen, cheint in neun Fallen von zehn der gute Wille durchaus zu fehlen. Diese Herren bewähren unglaubliche taktische Talente, so ost es sich darum han delt, ihre Börse gegen die Zumuthungen zu vertheidigen, die im Namen irgend eines deutschen Interesse an dieselbe gestellt werden können. Hat doch Einer derselben, welcher neben einem großen Vermögen einen öffent lichen Posten besitzt, der ihm jährlich I20,t)00 Fr. einträgt, sogar dfn unglaublichen Muth, die Auffoderung zur Theilnahme an dem Hulfsver- cin eigenhändig mit der schriftlichen Erklärung zu beantworten, „daß ihm "eine Mittel nicht erlauben, zu dem fraglichen Zwecke mitzuwirken!" Lir können bei dieser Gelegenheit nicht umhin, ein paar Worte über >as alberne Gerücht zu sagen, zu dessen Verbreitung sich mehre deutsche Zlätter hcrgcgcben haben und demzufolge der deutsche Hülfsverein eigent- ich ein Verein zur Unterstützung politisther Flüchtlinge sein sollte. Die lbgcschmacktheit einer solchen Behauptung ergibt sich handgreiflich aus einer Menge von Umständen, welche es nicht der Mühe werth ist alle auf- zuführcn. Wir wollen nur auf dcn einen Umstand Hinweisen, daß unter dcn zehn oder zwölf politischen Flüchtlingen, die sich noch in Paris befin den mögen, nicht ein einziger ist, der nicht durch Fleiß und Thätigkeit in den Stand gesetzt wäre, hülfsbcdürftigen Landsleuten Unterstützungen zu geben, statt Unterstützungen zu bedürfen und anzuyehmen. Wenn eine nit dieser Thatsache im Widerspruche stehende Nachricht durch die deßt- chen Zeitungen gelaufen ist, so können wir uns des Verdachts nicht ent ölten, -daß dieselbe von Leuten hcrrührt, denen es darum zu thun ist, ein gemeinnütziges Unternehmen zu vereiteln, das nicht von ihnen ausge- gaimen ist und von dem sie fürchten, daß cs ihrem jämmerlichen Knickcr- geiste doch zuletzt Gewalt anthun möchte. Belgien. * Krüssel, 16. Fcbr. Der so ungeschickt angeregte, mit so vieler Heftigkeit begonnene Sprachstreit zwischen dem alten und dem neuen in der That verbessert zu nennenden Flamändisch hat ein eben so schnel les wie für seinen Urheber unerwartetes Ende genommen. Die Jour nale haben Bericht von dem merkwürdigen und, wir zweifeln nicht, fol genreichen Act gegeben, der unter dem Namen der brusscler Sprachunion vor'einigen Tagen hier stattgesundcn hat. (Nr. 53.) Die erneuerte Ver pflichtung, welche alle flamändischc Schriftsteller—die zwei oder drei von einiger Bedeutung, welche sich zurückhiclten, können in der That nicht in Anschlag kommen—genommen haben, sich des von der Regierungscommis sion «»gestellten, von dcn Sprachcongressen in Antwerpen und Gent be stätigten Systems der Rechtschreibung zu bedienen, bringt die Frage der Wiedergeburt einer selbständigen flamändischen Literatur um einen großen Schritt weiter. Die so nothwendige Einheit der Schreibweise wird der Fortbildung der Sprache selbst , gewiß höchst nützlich und förderlich sein. Der Fortbildung aber bedarf sie, soll sic das geeignete Organ eigenthüm- lichen literarischen Schaffens werden, dem sie in ihrer jetzigen Form auf die Dauer unmöglich genügen kann. Die nächsten Bestrebungen aller da bei Bctheiligten müssen auf die Reinigung dcs Idioms von einer Menge fremder, besonders französischer Elemente gehen, die ihm durch unmittel bare Nähe und hauptsächlich durch den cigenthümlichen Charakter, den die lange Fremdherrschaft den geselligen Verhältnissen in diesen Provinzen gegeben, aufgedrängt sind. Es ist unglaublich, wie groß djeZahl djefcr Ein dringlinge besonders in der Sprache dcs gewöhnlichen.Lebens- ist;-dieselbe Zunge, welche eine Menge urdcutscher Worte in dcmKörmen hetz 13. und Ich-Jahrhunderts, ia in noch früher» bewahrt hat, pop: denen in der deut schen Schrift und Umgangssprache selbst geringe odM keine Spuren mehr vorhanden sind, dieselbe Zunge hat ganz und gar den. Gebrauch einer noch viel größern Anzahl deutscher Wörter und grade solcher, welche häu fig verkommende Gegenstände, drL gewöhnlichen^ des täglichen Be-
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