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Deutsche allgemeine Zeitung : 08.08.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184408087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18440808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18440808
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-08
- Tag1844-08-08
- Monat1844-08
- Jahr1844
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 08.08.1844
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ist dies ein Irrthum, dem jedoch wie gewöhnlich auch ein wenig Wahr heit zum Grunde liegt. Es wird nunmehr mit völliger Bestimmtheit ver- sichert, der Erzherzog Stephan sei auf einem kaiserl. Schlosse in der Um gebung Wiens plötzlich erschienen, habe sich jedoch nicht über 24 Stun den aufgchaltcn und sei sogleich auf seinen Posten wieder zurückgekehrt. Da die Reise so schnell als geheim ausgeführt wurde, mußten sich unbe stimmte Gerüchte im Publicum bilden, und bei der außerordentlichen Lust der Wiener, jede Neuigkeit ins Unendliche zu vergrößern, gewann denn auch die Nachricht von des Erzherzogs Aufenthalte sogleich an Umfang, und es wurden sogar Motive untergelegt, die nun freilich als unhaltbar gänzlich hinwcgfallen. Nebst dieser angeborenen Neigunadcs Wieners, jede noch so unwahrscheinlich klingende Mähr als bare Wahrheit weiter zu verbreiten, ist dem Bestreben eines noch so wahrheitliebenden Korre spondenten die Abgeschlossenheit Derjenigen, welche, grade über einen Ge genstand am besten unterrichtet sein dürsten, und ihre Scheu, etwas da von auszusagen, am meisten hinderlich. Dazu gesellt sich der Mangel an umfassenden, allgemeinen Kenntnissen, sodaß die Meisten nur über ihre nächste Sphäre einigermaßen unterrichtet erscheinen, während sie gar zu leicht in den Fehler fallen, alle in ein fremdes Gebiet gehörigen Neuig keiten zu verdrehen und beinahe unerkennbar zu machen. Daß alle diese bitterbösen Nachthcile durch den Mangel aller Publicität noch empfind licher gemacht werden, bedarf mol keiner Erläuterung. Es ist in der That auffallend, welche außerordentlichen Hindernisse man der Veröffent lichung von Thatsachen entgegenstellt. Kein Selbstmord, kein Raub- oder Mordanfall, kaum ein großartig angelegter Diebstahl darf von der Zei- tungspreffe bekannt gemacht werden. Weshalb diese Abnormität? Hat doch unlängst die unsern Zuständen sonst so freundlich zugcthane auqsburger Allgemeine Zeitung keinen Anstand genommen, einen prüfenden Blick auf die bei uns so überhandnehmcnde Zahl der Verbrechen zu werfen! Ge steht doch der Verfasser einer hier erscheinenden, zwar sehr trivialen und hin und wieder auch servilen Volksschrift „Hans Jörgel"— es ist in ge wisser Beziehung ein Meisterstück, eine solche Stelle durch die Ccnsur zu leiten—, daß man zur Nachtzeit kaum in der Stadt, geschweige in den Vorstädten und auf dem Glacis herumgehen könne. Er projectirt eine dalmatinische Insel als Verbannungs- und Besserungsort für die soge nannten Strichbuben. Da ich diesen Gegenstand zuerst in dieser Zeitung zur Sprache brachte, so widerlegen sich jetzt doppelt und dreifach alle spöt tischen und ungehaltenen Vorwürfe mancher Blätter über allzu romantische Phantasielaunen u. dergl. m. Daß jedoch diesem Uebel, sowie einem je den moralischen Auflösungsproccssc durch blos mechanische Mittel nimmer mehr gesteuert werden könne, ist so einleuchtend, daß wir nur bedauern, wenn man in dieser Hinsicht seine ganze Hoffnung auf das beliebte Ein sangen, Festsetzen und Abstrafen setzt. Man muß die Quelle des Uebels zu verstopfen suchen, und diese ist der moralisch, religiös und politisch indifferent gemachte wiener Geist. — Das Vorrathsmagazin des reichen Klostcrstifts Seitcnstctten, welches eben gefüllt worden war, ist gänzlich abgebrannt. Man vermuthet, daß Baucrnrache die veranlassende Ursache gewesen sei, da man die pflichtmäßigen Naturallieferungen mit übertriebener Strenge eingetrieben hatte. Ucberhaupt zeichnen sich die Klosterherrschaften nicht im mindesten durch christliche Milde und Verach tung des irdischen Reichthums vortheilhaft aus. Spanien. * 2. Aug. Die Verschwörung, deren Entdeckung die ge ¬ strigen madrider Blätter mit so gewaltigen Redensarten ankündigten, zeigt sich heute schon in weit weniger furchtbaren Verhältnissen. Die Organe der herrschenden Partei haben den Ton bedeutend herabgestimmt, in dem sie im ersten Augenblicke von der gräßlichen Gefahr sprachen, welche die Hauptstadt bedroht Hube, und die Oppositionsblättcr bringen eine That- sache bei, aus welcher man folgern muß, daß die Regierung selbst ein sieht, daß sic sich bei ihren Rcprcssionsmaßregeln übereilt hat. Die am 24. Zul. eingezogencn Personen nämlich sind, wenigstens zum Theil, viel leicht sogar alle, schon einige Stunden nach ihrer Verhaftung wieder in Freiheit gesetzt worben. So namentlich der Adoptivsohn des Hrn. Cor dero, eines steinreichen Galiciers, der sich von je her als leidenschaftlicher Anhänger Espartero s bewährt hat und dessen Name bei dieser Gelegen heit nicht ohne Erfolg zur Verdächtigung ker „Ayacuchos" ausgebcutet worden war. Das Eco del Comcrcio versichert, daß jene Verhaftungen nicht nur nicht aufBefehl, sondern sogar ohne Vorwissen der bürgerlichen Behörden, kraft militairischer Maßregel, vorgenommen worden seien. Der Oberst Gandara, Ler ehemalige Commandant der Leibwache, die Espar tero für sich unter dem Namen einer Escorte errichtet hatte, hat sich der gegen ihn verfügten Gefangcnnehmung durch die Flucht zu entziehen ge wußt. Es scheint, daß dieser Mann stärker compromittirt ist als die klebrigen, indem er mehre Unteroffiziere der Besatzung von Madrid durch Bestechung für die Plane der Gegner der Negierung zu gewinnen gesucht hat. Die Anzeige einiger dieser Unteroffiziere soll der Regierung den Fa den jener Umtriebe in die Hände gegeben haben. Der Bischof der Canarischen Inseln richtet in dem Hcraldo an Hrn. Thiers ein Schreiben, in welchem er eine Stelle in dessen Bericht über das Unterrichtsgeseh angrcift. Hr. Thiers sagt nämlich in dieser Ar beit Folgendes: „Die französische Kirche hat einen Ruhntz erworben, wel chen sie mit keiner andern thcilt; sie ist unabhängig geblieben, ohne mit der römischen Kirche zu brechen, ohne die Kraft derselben zu schwächen und ih ren Glanz zu verdunkeln. Während die deutsche und die englische Kirche sich, um zur Unabhängigkeit zu gelangen, von der großen katholischen Einheit lossagtcn, während die spanische Kirche, um die Trcünung zu ver meiden, in eine knechtische Abhängigkeit gerieth und alle Gräuel der In quisition über sich kommen ließ, ist die französische Kirche, Dank dem Talent ihres großen Gesetzgebers, Boffuet, und Dank dem Schutz eines großen Königs, Ludwia's XIV., ein Glied der katholischen Einheit ge blieben, ohne ihre Freiheit aufzuopfern." Diese Aeußerunaen haben dem UltramontaniSmus des spanischen Prälaten großes Aergerniß gegeben. Er behauptet, daß Hr. Thiers in seiner Charakterisirung des Verhältnisses der spanischen und der französischen Kirche zwei Mal geradezu das Gegen theil der Wahrheit ausgestellt habe. „Die spanische Kirche, sagt der Bi schof der Canarischcn Jnscsn, war jeder Zeit unabhängig von der welt lichen Gewalt, und sic besaß damit die wahre Freiheit, die gallikanischc Kirche dagegen hat von ihrem ersten Auftreten an das Joch der Regie rung auf ihren Nacken genommen, und sic ist damit der wahren Knecht schaft verfallen." Es wird für Hrn. Thiers schwer sein, sich mit seinem geistlichen Corrcspondenten in Madrid zu verständigen. Großbritannien. London, i. Aug. Die Vermählung der Königin von Spanien mit einem Sohne von Don Carlos wurde am 30. Jul. durch Borthwick im Unterhause abermals zur Sprache gebracht. Da Sir R. Peel sich indessen an diesem Abend bei der Königin in Windsor befand, so wurde der Antrag auf Vor legung aller darüber gepflogenen Korrespondenz nach einigen unbedeutenden Hin- und Herreden durch 33 gegen 2 Stimmen verworfen. — Die verlängerte und umgcstaltete Concession der Bank von Eng land ist unterm IS. Jul. als Gesetz veröffentlicht worden. — England und Belgien haben einen Postvertrag abgeschlossen, durch den das Porto zwischen beiden Ländern auf I Schill, bestimmt sein soll. — Die Admiralität hat ein Dampfschiff nach Antwerpen gesendet, wo cs den Prinzen von Preußen erwarten soll, der zunächst einen kür zer» Besuch in London abstatten und dann zur Jagd nach Schottland reisen will. — Die englischen Journale fahren fort, die Behandlung des Konsuls Pritchard in den grellsten Farben zu schildern. Die Times stellt das Verfahren der Franzosen auf Otaheiti der Verhaftung des Capitains El liot durch die Chinesen gleich, die bekanntlich die Veranlassung zum Kriege mit China gab. Zum Glück, sagt die Times, hatte die französische Re gierung sich bereits von der Machtvollkommenheit losgesagt, welche ihre Offiziere auf Otaheiti ergriffen und auf-diese Weise genusbraucht haben. Es ist aber dennoch eine Schande für Frankreich, Leute, die eines sol chen Benehmens fähig, als Beamte im Dienste zu haben und mit so wichtigen und schwierigen Geschäften zu beauftragen. ** London, 3l. Jul. In Nr. 188 dieser Zeitung wird ein Artikel aus der Times mitgetheilt, worin der Proceß des Barons v. Bode ge gen die englische Regierung nur oberflächlich besprochen ist, um den Schleier, der diese schmähliche Geschichte verhüllt, vor den Augen der Welt nicht zu lüften. Es ist nicht wahr, wie die Times sagt, daß einige Schwierig keiten beim Nachweise des englischen Bürgerrechts Ursache gewesen sind, warum der Kläger seines Vermögens bis auf diese Zeit beraubt wurde, sondern es war dies vielmehr nur einer der Gründe, welche die englische Regierung geltend zu maäwn suchte, um im Besitze der großen Summe zu. bleiben, welche Frankreich vertragsmäßig für ihn bezahlt hatte. Da aber zu diesem Schritte kein triftiger Vorwand zu finden war und den zur Berichtigung dieser Angelegenheit bestellten britischen Commissarcn die goldenen Sovereigns gar zu lockend in die Augen leuchteten, so wurde die Federung des Barons von diesen Herren abgewicsen, und zwar „wäh rend seiner Abwesenheit im Elsaß und als er die zur Geltendmachung seiner Ansprüche nöthigen Beweisstücke noch nicht in ihrem ganzen Um fange gesammelt hatte". Daraus nun entstand der merkwürdige Proceß, der schon seit 25 Jahren dauert und aller Entscheidung zweier Schwur gerichte ungeachtet von der Regierung immer noch weiter hinausgczogen wird. Es ist Thatsachc, daß von den durch Frankreich an England be zahlten 7 Mill. Pf. St. an 2 Mill, verschwunden sind, und lange'hat man sich gefragt, wo das Geld hingekommcn. Nach langem, vergeblichem Forschen stellte es sich aber am Ende heraus, daß das mangelnde Geld allerlei Abflüsse gefunden hatte, wovon man blos einige hcrvorzuhebcn braucht, um den ganzen Verlauf der Sache zu begreifen. Schon Lord Castlereagh nahm an 90,000 Pf. St. davon in Anspruch, um die Eigen thümer unrechtmäßigerweise gekaperter französischer Schiffe damit zu ent schädigen, und noch größere Summen wußte Georg IV. an sich zu zie hen, um seinen Gelüsten zu stöhnen und die Marchioneß v. Conyngham, seine Geliebte, mit Diamanten und andern Dingen auszustatten. Zu nächst wurde der Palast der britischen Könige, das weltberühmte Bu ckinghamhouse, wenigstens bis zum Belaufe von 250,000 Pf. St. damit gebaut, und einzelnen Anfodernden weit mehr ausbezahlt, als sie zu er warten berechtigt waren, wenn Privat- und Familienrücksichten sich gel tend zu machen wußten. Andere dagegen wurdcp bei allem Recht aus geschlossen, und find thcils vor Gram, theils Hungers gestorben, etwa auf dieselbe Weise wie die nordamcrikanischen Loyalisten rc. Die Fode- rung des Barons ist auch nicht, wie die Times es hinzuwcrfcn beliebt, st eine halbe Million, sondern mit Inbegriff der Zinsen über l Mill. Pf. St., und dies ist der Preis, um welchen gerungen wird. Die ge schicktesten Advocaten Englands, unter andern Loi^d Brougham, Sir Launcelot Shadwell, Sergeant Wilde, Fonblanque, O'Connell rc., haben längst in dieser Sache den Stab über den FiscuS gebrochen, und der An walt des Klagers hat im Jahr 1842 im versammelten Gcrichtßsaalc nicht angestanden, das Verfahren der Behörden als die ärgste Ungerechtigkeit zu bezeichnen, die je von der Verwaltung irgend eines Landes begangen worden.
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