Deutsche allgemeine Zeitung : 04.06.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-06-04
- Sprache
- Deutsch
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- SLUB Dresden
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- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184406047
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- Sammlungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-06
- Tag1844-06-04
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- Deutsche allgemeine Zeitung : 04.06.1844
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1273 Paris, 29. Mai. So unzufrieden sich die Opposition auch im All gemeinen mit dem Inhalte der gestrigen Rede des Hrn. Guizot zeigt, so schmeichelt eS ihr doch, den Minister der auswärtigen Angelegenheiten wenigstens in Einem Punkte mit ihren Wünschen und Federungen einver standen zu sehen, nämlich in der haitischen Angelegenheit. Hr. Guizot nahm in der That keinen Anstand, zu erklären, daß Frankreich-sich eine unbedingte Freiheit des Handelns gegen Haiti vorbehalte, für den Fall, daß diese Republik auf die ihr zugestandcne Selbständigkeit verzichten oder daß sie die gegen Frankreich übernommenen Gcldverbindlichkciten nicht er füllen sollte. Das ist also die amtliche Anerkennung des von einem mini steriellen Blatt auhestelltcn Satzes, daß Frankreich das Recht habe, seine alten Ansprüche aufHaiti von einem Augenblicke zum andern zu erneuern, denn eS ist eine bekannte Sache, daß die Negerrepublik mit ihren Zahlungen an Frankreich im Rückstand ist und daß sie mit dem besten Willen nicht im Stande wäre, dieselben regelmäßig und in den ausbcdungcnen Fristen zu lei sten, Gleichwol fürchten wir nicht, daß das Cabinet, der Tuilerien sich allzu sehr beeilen werde, den durch den Mund des Hrn. Guizot ausge sprochenen Grundsatz gegen Haiti zu bethätigen. Die französische Regie rung hat schon in der Erinnerung an die vom Consul Bonaparte nach Haiti geschickte Expedition Gründe genug, einige Langmuth gegen ihren säumigen Schuldner zu zeigen. Die Haitier ihrerseits vermeiden Alles, was den Franzosen eine Gelegenheit oder einen Vorwand der Einmischung in ihre gegenwärtigen inner» Händel geben könnte. So hat namentlich der General Herard die Vermittelung, welche ihm der Admiral Moges in dem Kampfe gegen die Bevölkerung des ehemals spanischen Theiles der Insel angeboten hatte, unbedingt von der Hand gewiesen. Es ist übrigens jetzt gewiß, daß der Bürgerkrieg auf Haiti keineswegs den unversöhnlichen und barbarischen Charakter hat, der ihm auf die ersten Aussagen der Flüchtlinge von Cayes beigelegt wurde, und es stellt sich namentlich heraus, daß von einem Plane der Neger, die Mulatten zu vertreiben, gar nicht die Rede ist.— Nachrichten aus Cuba zufolge hat der Generalcapitain dieser Insel an alle freien Neger den Befehl erlassen, diese spanische Colonie binnen einer gemessenen Frist zu räumen. Die Unsicherheit der weißen Bevölkerung auf Cuba ist so groß, daß man in manchen Familien nicht zu essen wagt, ehe der Koch durch sein Beispiel den Beweis gegeben, daß die Speisen nicht vergiftet sind. Schweiz. Die Sitzung des großen Raths in WalkiS am 24. Mai war wieder politischen Berathungen gewidmet. Das Ergebniß dieser Sitzung ist folgendes Decret: „Der große Rath des Cantons Wallis, auf Antrag des Staatsrathß. In Erwägung, daß das Unheil, wovon der, Canto» zum Schauplatze wurde, besonders dem Bestehen der bewaffneten Gesellschaft der äsuao Suisse zuzu schreiben ist, beschließt- Art. I. Die Gesellschaft der Guns Suisse ist auf gelöst. Art. 2. Es wird in allen Gemeinden, wo sich Mitglieder dieser Ge sellschaft vorfinden, unmittelbar eine Commission mcdergcsetzt, welche beladen ist, von einem jeden Mitglieds die Entsagung von besagter Gesellschaft, die Erklärung des Grades, den er bekleidete, und die Waffen, mit denen er ver sehen wäre, abzunehmcn- Art. 3. Die Mitglieder, welche diesen Befehlen zu gehorchen sich verweigern würden, sind als Rebellen des Staats anzusehen und anzuzeigen, um gemäß den Gesetzen gestraft zu werden. Art. 4. Instruc tionen sind den zur Vollziehung gegenwärtigen Decrets bezeichneten Commis- sarien zu ertheilen. Gegeben im großen Rathe zu Sitten am 24. Mai 1844. Der Präsident des großen Raths M- v. Co urten. Die Schreiber C. de Werra, Z. Amherdt." Italien. *UoM, 19. Mai. Mit Unrecht und ohne allen faktischen Grund ward von mehren Corrcspondenten gewisser Tagesblättcr der Nachricht ei ner nahe bevorstehenden Abberufung des bisher in Neapel stationirtcn päpst lichen Nuntius Monsignore dc Pietro widersprochen. Der Nuntius ver- «bschicdete sich am 12. Mai und begab sich nach Lissabon. Sein Nachfolger, Monsignore Garibaldi, überreichte Lem Könige beider Sicilien in vergan gener Woche seine Creditive. Cs dürfte manchen Ihrer Leser intcressiren, den Modus kennen zu lernen, wie ein solcher päpstlicher Legat im IS. Jahrhundert am neapolitanischen Hofe das erste Mal empfangen wird. Ich übersetze zu dem Behufe folgende Auskunft aus einem hiesigen offi- eiellen Blatte: „Der apostolische Nuntius Monsignore Garibaldi ward vom König also empfangen. Von der königl. Residenz begab sich der Oberceremonienmeister des Hofes und der Majordomus der dritten Guardia in einem sechsspännigen Hofgalawagen, inglcichen ein Hofstallmeister mit einer zweiten Galacarosse nach der Wohnung des Monsignore Nuntius. Der erste Wagen brachte den Nuntius, der andere dcn Uditore della Nun- ziatura und die Hofleute derselben (gvntiluomini) nach dem königl. Pa laste zuxück. Bei ihrer Ankunft trat die große Wache der Residenz un ter Gewehr und präsentirte. Am Fuße der Treppe des Audicnzsaales ward der Monsignore und feine Suite von zwei hohen Hofbcamten bewill kommnet, und unter ihrer Leitung ging er weiter. Der Majordomus du jour empfing ihn am Eingänge der Thür in die königl. Appartements und führte ,hn bis zum Vorzimmer des Thronsflals. Endlich durch den Obcrhofmeister dem Könige zugcführt, empfing ihn dieser stehend mit sei nem gejammten Hofstaate. Hinter dem Throne standen der Oberstmajor- domus und der Chef der königl. Leibgarden; zur Rechten der Staats minister mit sämmtlichcn andern Ministern, die höchsten Hofleutc, die Großkreuzritter di San Ferdinando und die Ritter di San Gennaro; zur Linken die dicnstthuenden Hofbcamten. Nach gegenseitigem Gruße sprach der Nuntius: „Ew. Mai. das Breve übergebend, kraft dessen der heil. Vater mich als apostolischen Botschafter accreditirt, soll ich auf Sr. Hei ligkeit speciellen Befehl Ew. Map der apostolischen Wohlgcwogenheit ver sichern. Ew. Maj. weiß, wie sehr das väterliche Herz des höchsten Prie ¬ sters und Statthalters Christi zugethan ist...." Darauf der König: „Ich bin überaus durch die Ausdrüwe deS väterlichen Wohlwollens Sr. Heiligkeit gerührt, die mir bei jeder Gelegenheit von seiner Seite zuge hen.... Ich bin des festen Glaubens, daß Sie, dessen Wahl mir sehr an genehm ist, Alles beitragen wollen, das gute Vernehmen beider Höfe und den allerheiligstcn katholifAcn Glauben und das Wohl der katholischen Kirche zu fördern." Mvßkav- und Mole«. Bekannt ist der harte Ukas, der Tausende russischer Grenzjuden zur Verzweiflung bringt; bekannt ist es, daß alle Versuche zu einer Zu rücknahme desselben gescheitert sind. In dieser trostlosen Lage nun haben hundert jüdische, ganz mittellose Familien einen Helfer an einem polni schen Edelmanne gefunden, der bereits im Jahre 1839, als man die Gü ter der unglücklichen Polen confiscirte und auch die Juden verwies, 18 Familien bleibendes Obdach und Nahrung verlieh. Er hat nämlich—der Frhr. v. Grzymala Culewitz, der in der Nähe von Odessa lebt — eine Reise von 36 Meilen an die Grenze eigens zu dem Zweck üntcrnommen, um 1V» Familien der Unglücklichen mit sich zu nehmen und ihnen Häuser bauen zu lassen. Wer so als Retter in der Noth erscheint, der exogit nwoumentuin »er« pervnnius. (Mannh. Abdz.) Donaufüvftenthvmev. *Aus den Donaukürstenthümern, 18.'Mai. Die Unruhen, von depen man während der landständischen Verhandlungen in der Mol dau und Walachei zu sprechen Gelegenheit hatte, scheinen wieder der gewöhnlichen Indolenz Raum gemacht zu haben, welche der Hauptcharaktcr der hiesigen Bevölkerung ist, die mehr Laster als Leidenschaften hat. In der Walachei hat sich gezeigt, daß die Opposition gegen den Fürsten auf keinem einzigen gegründeten Vorwurfe beruhte, sondern lediglich aus Familicnintrigue heroorgcgangen war, besonders deshalb, weil mehre von den Bojaren behaupteten, sie wären von ältcrm Adel als Fürst Bi besco. Man ist begierig, welche Entscheidung die beiden Höfe auf den Bericht, daß die Generalversammlung aufgelöst worden, geben werden. Nach dem organischen Reglement, welches seit dem Frieden von Adria- nopcl als Grundgesetz gilt, hängt die weitere Bestimmung lediglich von den beiden Höfen ab, die entweder dieselben Mitglieder wieder berufen, wenn sie sehen sollten, daß der Fürst Bibesco unrecht hat, oder eine neue Wahl veranlassen, wenn die Schuld an den AbgeordnetenHgelegen. Im vorliegenden Falle glaubt man, daß die Generalversammlung des nächsten Jahres wegfallen wird, damit sich die Gemüther mehr beruhigen. An dere fürchten, daß diese Gelegenheit benutzt werden wird, diese Constitu tion ganz aufzuheben. In der Moldau haben die Abgeordneten ein ganz entgegengesetztes Verfahren beobachtet, indem sie keine andere Mei nung als die des Fürsten hatten. Man ist mit der von demselben ge troffenen Wahl des Premierministers Ghika sehr zufrieden; sein Sohn, der Finanzminister, hat von dem Könige von Griechenland den Stern als Großcommandeur erhalten; der Staatssecretair Baltsch empfing das Com- mandeurkreuz; der Hofmarschall des Fürsten der Walachei, Vicomte de Grammont, hat eine sehr kostbare, mit Brillanten besetzte Dose von dem preußischen Prinzen Albrecht erhalten, nachdem der König von Preu- icn ihm bereits den rothen Adlerordcn für die dem Prinzen am walachi- chen Hofe gewährte freundliche Aufnahme gegeben hatte. Bereinigte Staaten von Nordamerika. * Loston, 29. April. Glauben Sic nicht, daß dic Republik in Ge ähr ist, wenn sich ein Paar Mitglieder des Congresses prügeln, und ein Lümmel aus Kentucky, der gar nicht einmal Mitglied ist, aus dem Saale geworfen wird und dabei einem Polizeiofficiantcn in die Beine schießt. Das sind die zarten Intermezzos amerikanischer Politik, der Parteien, Re ligiosität, Moralität, Ehrliebe, republikanischer Tugend und des hohen Pa triotismus. Hr. „Seatsfield", wie der Verfasser des Vierey und des „Lc- itimen und Republikaners" rc. genannt und jetzt erst dem amerikanischen )ublicum bekannt wird, hat uns, so viel ich mich erinnere, von dieser erha bnen Gesinnung der Amerikaner aus den höchsten Bildungsklasscn keinen Geschmack gegeben. Aber beruhigen Sie sich. Die ganze Republik hat etwas von dieser Prügel- und Pistolcnpoliteffe eingesogen. Seit den berühmten Self-mode-men der Revolution, seit dem letzten Kriege mit England, seit die alten Sklavenstaaten sich das Recht ertrotzt, Conccssio- nen, die ihnen bei der Abfassung der Constitution von den sklavenfreien Staaten gemacht wurden, auf die neuen südlichen Erwerbungen zu über tragen, und der Humanität mit geballten Fäusten tagtäglich ins Gesicht zu schlagen; seit das Lynchgesetz von ihnen erfunden und das Ducllircn mit Büchsen (das einst unser Freund von der Wartburg, Major v. Pleh- ncn, aus Scherz und Ironie vorschlug, um das Lächerliche der Pistolen- duclle darzuthun) an der Tagesordnung ist, hat man Schritt für Schritt neben Aufklärung den Hang zur Roheit, neben Einsicht vermehrte Grau samkeit, neben Reichthum sich vergrößernde Schande zu bemerken — Gut oommv chvs nous! Steigt nicht dgs Laster überall mit der Verfeine rung? Dic sogenannte Civilisation hat die größten Laster entwickelt, und kein Gesetz oder Mittel dagegen. Dafür hat sie dic echt rigoristischc alte Tugend der Freiheit erwürgt. Es gibt nur in der höchsten M Stufe der Cultur eines Volks Tyrannen, nicht in dessen Anfängen. Systema tische Tyrannei, selbst systematischer Despotismus und Absolutismus sind nicht denkbar ohne eine hohe Stufe sinnlicher und geistiger Cultur. Dies ist cs, was ich hjcr vorläufig aus der Geschichte als Weisheit des LcbenS der Menschheit anbringen will. Die üppigen asiatischen großen Reiche mit ihrer Verkörperung der Frcihcitsidce geben davon Zcugniß bis diesen Tag. Ich kann nicht umhin, den republikanischen Entwickelungen unter diesen Auspicien ein eben so schmähliches Ende zu prophezeien »als der
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