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Dresdner Tageblatt zur Vertretung örtlicher und vaterländischer Interessen : 18.03.1848
- Erscheinungsdatum
- 1848-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480673888-184803180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480673888-18480318
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480673888-18480318
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gekommen mit den Truppen, so hätten wir aus allen benachbarten Städten Zuzug an Menschen bekommen. Noch vorgestern sagte in dem Redeverein ein schlichter Geschäftsmann aus Glauchau: „Wenn Leipzig von den Truppen angegriffen wird, so schicken wir 20,000 Mann Hilfe." Kommt es aber einmal so weit, dann lenkt nicht mehr der Verstand und di« Intelligenz die Ereignisse, sondern, wie wir ja alle wissen, der Zufall und die Massen. Die Besonnenen wer den alsdann von dem Strome mit fortgerissen und die Kämpfe der Völker gegen die Regierungen sind in dieser Zeit von einem wunder baren Glücke und Erfolge begleitet. Den allerschmerzlichsten Eindruck hat es auf die ganze Stadt, auf alle Bewohner ohne Ausnahme gemacht, daß die ganze sächsische Grenze mit preußischen Truppen besetzt worden ist; man sagt, mit 20,000 Mann, die auf das erste Zeichen bereit ge wesen waren, in da- Land einzurücken. Schlimmer konnte wahrlich nicht verfahren werden, und wo man auch hinhört, überall nur Aus drücke deS Unwillens. Wer hat diese Maaßregel angeordnet? Wer hat die Preußen herbeigerufen? Wer wird die Kosten dieser Unge heuern TruppenaufsteUung tragen sollen? Hier spricht man ganz offen davon, unser Ministerium sei es gewesen, und eben so laut verlangt man, daß die Minister deshalb auf künftigem Landtage deS LandeSverraths angeklagt werden müßten *). In der heutigen Nummer deS „Generalanzeigers" ist der hierher gehörige Artikel deS Kriminalgesetzduchs abgedruckl. ES ist wohl möglich, daß man sich irrt; um so eher aber sollte in einem officiellen Artikel zur Beruhigung der Gemüther das wahre Sachverhältniß dargelegt werden. Unsere dresdner Mitbürger haben sich durch Schrift und. That zum Theil sehr bitter gegen uns und unser Unternehmen erklärt. Sie haben unS Unrecht getdan, und cS ist wohl als gewiß anzunehmen, daß sie jetzt schon eine andre Meinung hegen. Zum Theil bin ich, wie es mir geschienen hat, an dieser Erhebung der Dresdner gegen unS selbst mir Schuld, denn meine Berichte sind theils, wie auS den angeführ ten Thatsachen erhellt, zur Grundlage von Eingaben an die Behörden, IheilS zur Veranlassung von mißbilligenden Artikeln über unsre Ver- hältnisse gemacht worden, theilS Haden sie Schrecken verbreitet. Es möge mir daher vergönnt sein, nur einige Worte zur Verständigung anzufügen. Bei meinen Berichten stellte ich mir zur Aufgabe, ein möglichst treue- Bild der Bewegung zu geben und die bewegenden Punkte zu bezeichnen. Bloße Aktenstücke nützen hier wenig, man muß das Volk studircn, denn heut' zu Tage machen nun einmal die Völker die Politik. Ich war meines Erachtens der Erste, der die Versamm lungen im Schützenhause, und was von da auSging, hervorhob, denn eS blied mir keinen Augenblick verborgen, daß von hier aus möglicher weise bei verstärktem Gegensätze Seiten der Regierung Gefahr für den Staat erwachsen würde. Ich habe auch das Treiben und Thun im Schützenhause, das mir gegen die Besonnenheit zu verstoßen schien, getadelt und mich gegen die große Volksdemonstration nach Dresden entschieden genug ausgesprochen; allein ich habe nicht glauben können, daß man, wie es in einer Eingabe an die Behörden geschehen ist, Uni versität, Stadtrath, Stadtverordnete und Bürgerschaft mit jenem Treiben einverstanden halten würde. Nein, wir wollen ein kräftige- Königthum, Leipzig wird für seinen König Opfer bringen, wenn e- die Zeit verlangt, Leipzig kann nur vernünftig und edel handeln; aber Leipzig hat auch den Muth, dem Könige Wahrheit zu sagen. Jene halb Liberalen, die den Fortschritt nur immer wollen, aber nicht den *) Soviel wir wissen, ist diese ^Besetzung der preußischen Grenze nicht auf Veranlassung de« sächsischen Ministeriums erfolgt. ' - - - (Die Red.) Much haben, fortzuschreiten, wenn die Zeit da ist, die halten die gute Sache nur auf und erweisen weder dem Könige, noch dem Vaterlande einen Dienst. 45. Leipzig, den 16. März. Gerichtsdirektor Werner. Der RedeübungSverein. Disciplinarvexgehen in der Garnison. Unterstützung derBürgerbewaffnung. Vr. Gretschel. Früchte der Winkelpresse. Ehrenbezei gung an Robert Blum. Der allgemein geachtete Gerichts- direktor Werner, Vorsteher des Stadtverordnetenkollegiums, er hielt vor einigen Tagen zu seinen Geburtstage vom genannten Kollegium als Zeichen der Verehrung einen silbernen Becher. Professor Biedermann, als Sprecher der Korporation, welche nach der Wohnung Wern er's sich verfügte, um das Ehrengeschenk zu übergeben, richtete nur wenige, aber die Gesinnungen des Kolle giums im vollen Maße ausdrückende Worte an den Gefeierten, die dieser, überrascht und aufs Innigste gerührt, in seiner einfachen, aber herzlichen Weise ohngefähr mit folgenden Worten erwiderte: Den Eindruck, denJhr so zahlreiches Erscheinen und Ihr Geschenk auf mich hervorgebracht, können Worte nicht wiedergeben — nehmen Sie da für meinen warmen Händedruck — Sie wünschen, daß dieser Pokal als Andenken in meiner Familie bleibe — ja er soll es. — Die schönste Weihe, die ich ihm geben kann, ist, wenn er in diesemAugen- blicke gefüllt und auf das Wohl unserer guten Stadl geleert wird! — Am 13. wurden dieVorsteher desRedeübungsvereins imSchützen- Hause vor den Stadtrath beschieden, wo ihnen derselbe über die For derung des Ministers von Carlowitz „daß der Redeübungsverein im Schützenhause jeder politischen Agitation fern bleibe" — Mit- theilung machte. In humaner Ansprache bemerkte der Rath, daß Dies auf besondere Anordnung des Ministers geschehen sei, er (der Rath) habe dieUeberzeugung, daß dieVorsteher des Vereins, wie alle gute Bürger für die Ruhe der Stadt nach Kräften gesorgt und noch ferner sorgen würden. In der jüngsten Zeit sollen in unserer Garnison einige Dis- ciplinarvergehen bemerkbar gewesen und ein Feldwebel, welcher an einem öffentlichen Orte Aeußerungen gethan, die einem Soldaten nicht zukommen, mit Arrest bestraft worden sein. Die eingegangenen freiwilligen Beiträge zur Bewaffnung der neu ins Leben gerufenen provisorischen Kompagnien zur Unterstützung der Kommunalkarde erreichte bis gestern die Summe von 550 Thlr. 10 Ngr. Der schnelle Tod des vr. Gretschel hat seine Freunde, deren Aahlgroß ist, tieferschüttert, und wenn des Verstorbenen Handlungs weise nicht immer Allen gefallen, muß seine Stellung berücksichtigt werden. Daß unter seiner Redaktion die leipziger Zeitung auf eine höhere Stufe sich schwang, als unter Hasse's Leitung, müssen seine Feinde zugeben. Mit dem Verblichenen wird ein großer Schatz von historischen Kenntnissen, ein denkender Kopf, ein nie ruhender Geist und ein für daSWohl seiner Mitmenschen schlagendes Herz zu Grabe getragen. Ehre seinem Andenken! — Leider zeigen sich jetzt schön die Früchte einer Winkelpresse, denn seit zwei Tagen werden Zettelchen in Größe eines Oktavblattes gefun den, auf welchen der ungeschminkteste Kommunismus gepredigt wird. Wir sind fest überzeugt, daß derlei Beginnen durch Wort und Schrift aufs kräftigste bekämpft werden wird. Der hiesige Gesellenverein wird morgen anRobertBlum eine Adresse und einen silbernen Becher überreichen. Veranlassung hierzu gab größtentheilS der an B. gerichtete und in der Extrabeilage des Generalanzeigers Nr. 70 abgedruckte Drohbrief. 99.
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