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Erzgebirgischer Volksfreund : 17.04.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-190704179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19070417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19070417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-17
- Monat1907-04
- Jahr1907
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 17.04.1907
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> - - -- - ' ' ' ' . - - /. ' ^' - .4 . . - - - - - - - " ' . '. ' Deitage zum Krzgeö. ^olksfreund. Rr. 88. . Mittwoch, den 17. April 1907. vlenk zweier verren. Roma» vo» A. L. Lind««». - ißlachdruck derbsten.) (L Fortsetzung.) Dir rücksichtslose Ehrlichkeit seine- Wesen- brach ohne Besinnnen durch. „Seien Sie mir nicht böse, aber ich kann mir nicht helfen. Ja — ja, er ist mir unsympathisch. Wir Breken- fels haben nun einmal eine»« Widerwillen gegen die Oeffent- lichkeit in jeder Form für eine Frau. Und ganz besonders im berufsmäßigen Sängerinnentum liegt etwas, das unserer Auffassung von vornehmer Weiblichkeit direkt zuwiderläust. Ich wußte bisher nicht, daß Sie Sängerin wären, oder hätte es wenigstens nicht recht verstanden. So kam mir das heute abend sozusagen förmlich über den Hals. Als ich Sie da auf dem Podium sah — ich —" Er atmete hastig, suchte nach Worten und brach dann ab. „— kurz, es tat mir weh." Sie verzog unbewußt die Lippen. „Sehr wohl. Das war wenigsten» aufrichtig ge sprochen. Aber, bitte, verschwenden Sie nur ja kein Mitleid an mich. Mein Beruf, von dem Sie so gering denkdn, beglückt mich. Ich würde ihn mit keinem anderen, von Ihnen gebilligten vertauschen. Kein anderer böte mir so reiche Anregung." Sie sprach mit scharfem Nachdruck und ohne ihn an zusehen. Er beachtete den Einwurf nicht. „Aber wenn ich auch an meiner Ansicht nichts ändern kann, so war es, das sehe ich ein, taktlos von mir, dies vor einem großen Kreise auszusprechen, und Sie hatten da- Recht, gekränkt zu sein." Seine Augen suchten die ihren, und sein Blick wurde sehr sanft und sprechend. „Hätte eine Fremde an Ihrer Stelle gestanden, so hätte ich ja überhaupt kein Wort verloren, was ginge es mich denn an? Aber so — eine Dame, die ich — die mir — nun ja, die ich —" Eine ttefinnerliche Schamhaftigkeit, die einen Teil seine- spröden Wesens bildete, ließ ihn über die eigenen Motte stolpern. DaS Blut schoß ihm ins Gesicht. Ilse Egidy erschrak. Die befangene Leidenschaftlichkeit seine- Tone- war ganz unmißverständlich. Stand es so? Nein, das sollte nicht sein, daS ging nicht. Stur um Votteswillen keine Aussprache. Die paar Worte, die gefallen waren, ließen sich so eben noch Ignorieren. Sie versuchte, über ihre Bestürzung mit einem Lachen hinweg- zukommen. „All right. Sie haben mir auf Ihre Art Satis- faktion gegeben und ich bin zufrieden. Aber nun schnell hinein. Man stellt sich eben für den Lancier auf, und ich bi« engagiert." Weg war sie, und Brrkenfeld hatte an diesem Abend keine Gelegenheit mehr, mit ihr zu sprechen. Als der Tanz beendet war, suchte Ilse die Verwandte auf, mit der sie in Berlin »usammen lebte und die der vierundzwanzigjährigen al- Chaperonne diente. Frau von Tressow sah etwa- mißvergnügt drein. Sie war kaum ein Dutzend Jahre älter als ihre Schutzbesoblene, und fand eS nicht immer leicht, ihren Wünschen und Ansichten den rech- ten Nachdruck bet der jungen, eigenwilligen Cousine zu geben. „Wo warst Du nur so lange? Jedermann fragte nach Dir. Es war mir wahrhaft peinlich. Und ganz blaß siehst Du aus. Gewiß hast Du draußen gefroren- wirst Dich erkältet haben und wieder heiser werden." Ilse zuckte die Achseln. „Wenn das Kind in den Keller geht und wenn ihm die Kreuzhacke auf den Kops fällt, und wenn eS dann tot geschlagen wird —" zitierte sie aus der „Klugen Else". „Was Du immer alles zu fürchten hast, gute Lore." „ES ist auch nicht ohne Grund, Du weißt einen in Atem zu erhalten." „Ich war mit Herrn Brrkenfeld am Ende deS Gar tens. Der mondhelle Strand und die glitzernde Bucht sehen köstlich aus. Ich kann den Anblick jedem empfehlen", sagte sie ruhig. Aber Frau von Tressow blieb verstimmt und als sie später mit Ilse zur Ruhe ging, kam sie wieder auf die Sache zurück, die ihr den ganzen Abend im Sinn ge legen hatte. „Ich kann eS nicht billigen, daß Du mit diesem Brrkenfeld kokettierst, Ilse", begann sie beinahe heftig. „Ich kokettiere nicht mit ihm", sagte Fräulein Egidy zerstreut. „Nun, diese Mondscheinpromenadr war mindestens sehr überflüssig." Das junge Mädchen riß sich au» ihren Gedanken lo» Mh lachte. „Ich bitte Dich, Lor«, wa- ist Dir? Bekommt Dir die Seeluft nicht? Laß Dich mal anschauen, bist Du e» »irklich, Lore Tressow, oder die älteste alte Jungfer au» WÜAMßs» R-liWKEel?" Frau von Tressow schüttelte unmutig den Kopf. „Daß ich nicht spießbürgerlich denke, weißt Du, aber kein Mensch saßt doch mutwillig heißes Eisen an. «reten- seid zeichnet Dich sehr au». Hute Dich." „Was ist da weiter? Kann ich es hindern?" „Reize de« nicht ohne Not. Das Feuer schlägt ihm ja schon zu den Augen heraus, wenn er Dich ansieyt. Er ist ein gefährlicher Mensch." , „Gefährlich? Dieser halbe Puritaner?" „So meine ich e- nicht, aber ich verstehe mich auf Ge sichter. Laß e» nicht zu einxr Erklärung kommen. Leute seines Schlages sind gefährlich durch die Kraft ihres Eigen sinns und ihrer Leidenschaft. Du wärst nicht die erste, die sich zu einem „Ja" überrumpeln ließ." „Gegen meinen Willen? Sei nicht lächerlich, Lore." „Ich wollte Dich dennoch warnen. Er ist der letzte Mensch, an dessen Seite ich Dich sehen möchte." Jilse warf ungeduldig den Kopf zurück. „WaS redest Du nur. Ich denke nicht daran, meine Freiheit aufzugeben." Aber Frau von Tressow schien nun einmal ein ge wisses Mißtrauen gefaßt zu haben, und wollte sich alle ihre Bedenklichkeiten vom Herzen herunterreden. „Ich will ihm nicht Unrecht tun, er ist in vieler Hin sicht ein anziehender Mensch, aber ich weiß auch, daß Du mit ganzer Seele Künstlerin bist und ein schweres Dilemma wäre unvermeidlich." „In das ich mich nicht bringen werde." „Außerdem — das Studium, die teuere Ausbildung, laß die erst Früchte tragen, in realer und idealer Hinsicht. Du weißt, ich habe Dich lieb wie eine Schwester, Dir selbst kann Deine Karriere gar nicht mehr am Herzen liegen, als mir. Wenn ich denke, daß Du umkehren könntest, jetzt, wo der Zweck der endlosen Kosten uud Arbeiten eben erreicht ist —" „So sei doch unbesorgt. Ich habe nicht umsonst ange fangen vom Ruhm zu naschen und er hat sehr süß ge schmeckt. Durch Herrn Brrkenfeld will ich ihn nicht verlieren." Ilse hatte sich auf den Divan geworfen und die Arme als Kiffen unter dem Kopf verschränkt. Sie dachte an den alten Geheimrat uud sein Wort: „Sie haben noch eine große Zukunft vor sich," und sie wußte, daß es Wahrheit sei. Sie fühlte nicht nur Kraft und Begabung in sich, son- ^eksi^ciWp den heiligen-Funken vcr Begeisterung,"der erst den wahren Künstler macht. Und dies alles, wonach soviel? vergeblich rangen, während es ihr sozusagen als köstliches Geschenk in den Schoß geworfen war, wegwersen, ihr be vorzugtes Los ausgeben, als „Haus, rau" herabsteigen in die Alltäglichkeit? Wie ein Ruck ging e» ihr durch die Glieder. Sie sprang ungestüm auf. „Stein, nein," ries sie ganz laut. Frau von Tressow nickte. „So ists recht. Dein Vater nahm den Abschied/ um eine Bühnensängerin heiraten zu können. Du hast Künstlerblut in den Adern, so was verleugnet sich nicht. Vergiß das nie. In den begrenzten Verhältnissen eines Schulmeister-, und besäße er aller Weisheit höchste Fülle, könntest Du niemals glücklich werden." VS war 14 Tage später. Ilse saß tn einem der hoch- lehnigen Seegrassitze, die die Hauswirte für ihre Sommer gäste am Strande aufzurichten pflegten. Vor ihr lag im Bormittagssonnenschein die Bucht, von kaum merklichem Heben und Wallen bewegt. Wo die Sonnenstrahlen ein winzige» Wellchen trafen, blitzte e» hell auf und der licht blaue Himmel stand wie die Kuppel eines Feenpalastes über der funkelnden Fläche. Wie Frische und Freudigkeit lag es in der Luft. Vom Badestrand kam mit dem leichten Winde daS Lachen der jungen Mädchen und das Jauchzen d r Kinder herüber. Wie gut die Laute zu dem heiteren Bilde stimmten I Nichts anderes hätte es sein dürfen. Die Möven kreisten und tauchten, als freuten sie sich ihrer Schwingenkraft und von den Gärten hinter der Häuserreihe de» Dorfes kamen ver irrte Schmetterlinge tänzelnd herüber. Alles war gleichsam tn Lebenslust getaucht. Ilse hatte sich beute früh nicht dazu aufgelegt gefühlt, sich der Jugend anzuschließen, die da drüben laqend tollte, einander mit Sand und Muscheln bewarf und im Wasser tausend Torheiten trieb. Gestern noch hatte sie im vergnüglichen Gefühl des Jugendmutes kräftig mitgetan, heute wäre ihr das Lachen und Tollen unerträglich gewesen. Sie mußte allein sein. Auf Schleichwegen hatte sie sich gleich nach dem Früh stück an diese» entlegene Plätzchen geflüchtet. So leicht würde niemand sie hier finden uud sollten wirklich Bekannte de» Weges kommen, so bot die breite Seitenwaud der Seegrasbank Raum genug, um sich dahinter zu verstecken. Ilse sah blaß und verwacht au». Den Kopf hatte sie an die Rückwand der Bank geschmiegt, daß die rauhen, braunen Seegrashalme sich mit den aschblonden Nacken- lückchen mischten. So saß sie und sann und sann. Seit gestern abend war sie Roland Britenfelds Prout, und da» wollte besagen, daß sie ihr Leben-schtsschen gründ lich hatte au» seinem Kur» verschlaam lassen. Würde e» ihn ft wiederstnden? Wie war da» überhaupt alle» so ge« Fe«»»« ? Sie batte W »ar kau« 14 Tag« da»' »ach la eifrig dagegen verwahrt. Sie kam sich beinahe vor »w ein Mensch, der in der Hypnose Dinge getan hat, an oeren Tayächlichkeit nicht zu zweifeln ist und für die « fich doch keine Rechenschaft geben kann. Sie saß eben jetzt und wartet« auf Brekenfeld. Gr hatte ihr ein Billet geschickt des Inhalt», er habe gestern abend leider seinen Kneifer zerbrochen, ohne den er, der Kurzsichtige, sich ganz, hilflos vortomme. Gr sei daher in aller Frühe in die nächste Stadt gegangen, um den Scha- den reparieren zu lassen, werde sich aber nach Kräften be eilen, um spätestens zwischen 10 und 11 Uhr wieder zu rück zu sein. — Ilse freute sich des Aufschubs, ließ er ihr doch ein paar Stunden Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen und mit sich selbst ins Reine zu kommen. Noch immer stand sie mit einer Art von wirrem Staunen vor dem Er eignis. Sie war doch kein unerfahrenes, junges Ding, da durch Huldigungen leicht geblendet wird, war es vielmehr gewöhnt, mit Männern zu verkehren, und kannte deren ist allen Wesensschattierungen. Viele waren ihr in der guten Kameradschaft ernster Arbeit zugetan gewesen, wie der ungenierte Ton eines Kon servatoriums es wohl mit sich bringt. Viele hatten ihr ge huldigt und sie hatte das als Tribut ihrer Schönheit und Begabung hingenommen, ohne ein Gewicht darauf zu legen. Ihr Blick war so fest auf das Ziel ihrer Arbeit gerichtet geioesen, daß derartiges sie nicht zerstreuen konnte. Und als dann dieses Ziel endlich erreicht war, hatte sie ihr Leben erst recht überreich ausaefüllt gefunden. Son' derbar uud ihrem modernen Verständnis fast entfremdet schienen ihr die Frauen alten Stiles, die immer nur dl der Anlehnung an einen Mann ihr einziges Heil erblickten. Es war ja längst dargetan, daß das „Allein" und „Frei" einer Frau gerade so gut frommte wie dem Manne. Di« neue Zeit räumte gründlich auf mit der fatalen Abhängig keit und schuf ein ganz neues Gebiet, auf dem beide als Gleichgestellte, einander ergänzend, verkehren konnten, ohne Ziererei zu wechselseitiger Förderung. Der erste Winter in der Oeffentlichkeit war ihr wie ein Rausch vergangen. Sie bestand die Feuerprobe und von freundlichem Zufall begünstigt, reihte sich Erfolg an Erfolg. Die Kritik nahni in schmeichelhafter Weise von ihr Notiz, hier und da bezeichnete man sie als einen aus gehenden Stern, wie der technische Ausdruck lautet. Noch eine Saison oder zwei und sie würde „die Egidy" schlechtweg sein- eine Persönlichkeit, deren Nam« auch ohne Erläuterung für sich selbst sprach. Aber in ihrem begeisterungsvollen Eifer hatte sie ihre -' Studien übertrieben, eine gebieterische ärztliche Forderung mehrmonatiger Ruhe war die Folge aewesen. Während dieser gezwungenen Ferien machte sie Roland Breunfeld- Bekanntschaft. Da er ihr Stachbar an der Table d hote war, so ergaben sich lange und eingehende Gespräche ganz von selbst. Er gehörte zu den Menschen, mit denen man streitet, über die man sich gelegentlich geärgert und die man doch nicht einfach stehen lassen kann, um sich bequemeren Gesellschaften zuzuwenden. Sehr bald hatte es angefanaen, das Ringen des Mannes um seine Erwählte. Roland hätte es an jenem Konzert.bend sehr wohl gemerkt, daß sie ihm ausgewichen war, aber er war nicht der Mann, sich durch Derartiges entmutigen zu lassen. (Fortsetzung folgt.) vermiscittes. — Ein wertvoller Strauß. Bei einem Fest mahl, das im Westen Berlin» zu Ehren deS 21. Geburts tages einer jungen Dame gefeiert »ourde, überreichte «In Onkel seiner Nichte einen eigenartigen Strauß. Zwischen Rose» und anderen Blumen befanden sich 21 Funfmatt- scheine, deren jeder in der Form einer Blume zusammen gelegt war. Der Oheim versprach dazu noch, an jedem Geburtstag seiner holden Nichte einen Strauß zu senden, tn dem die Lebensjahre des „Geburtstagskindes" auf gleiche Weise angegeben sein würden. — Eine kühne Köpenickiade aus früherer Zeit erzählt der „N. Zür. Ztg." zufolge, die Gräfin von Boigne in ihren kürzlich verös e.nlichten Memoiren. Mein Groß- l Vater, so berichtet sie, war Seemann. Während des Krieges von 1746 kommandierte er, noch sehr jmm, eine Korvette, die einen Transport von Rochefort nach Brest zu bedecken hatte. Ein schrecklicher Sturm zerstreute.die Schiffe- da» seinige wurde bis nach Martinique verschlagen, wo es fast als Wrack ankam. Mein Großvater fand die Kolonie in großem Jubel, in Festen und Illuminationen- Sobald er ausschiffte, fragte man ihn, ob er Depeschen für Seine Hoheit bringe. „Welche Hoheit?" — „Den Herzog von Modena." — „Ich habe nie von einem solchen gehört." — Seine Hoheit ließ ihn zu sich führen - er fand in der Wohnung de» Gouverneurs eine« sehr schönen, reich mit Orden geschmückten Mann von imposanten. Eindruck. „Chevalier d'Osmond, wi, kommt «S, daß Sie keine Depe schen für mich haben ? Ist Ihr Schiff nicht da», da» man mir schicken soll?" Mem Großvater erklärt« ihm di« Um- stände seiner Fahrt. Darauf überhäuft ihn d« Klüft «tt SuuKbezeugunge» uod «pH ihm den Befehl, schert »tt
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