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Deutsche allgemeine Zeitung : 29.08.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184708291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18470829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18470829
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1847
- Monat1847-08
- Tag1847-08-29
- Monat1847-08
- Jahr1847
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 29.08.1847
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rer Meinung abweicht, der Halbheit zu beschuldigen. Männer, welche die Staatswissenschaft und die Ergründung der Mittel zur Emporhebung des BolkS zum Studium ihres Lebens gemacht haben, werden von unwis senden Schreiern wie Schulknaben gemeistert, ja, was das Merkwürdigste ist, Männer, welche die geistige Bewegung zurrst anregten, welche spra chen , als Alles schwieg, welche ihrer Ueberzeugung unter schweren Stür men und Drangsalen treu blieben, für sie darbten und litten, werden für Servile, Treulose, Abtrünnige und Ueberläufcr erklärt. Lächerliche Theo rien über sociale Einrichtungen gelten für StaatSweiSheit, Roheit des Ausdrucks für Kraft, Grobheit und gemeine Sitten für Patriotismus. Die vorlaute Jugend meistert das erfahrene Alter, der ungeschlachte HandwerkSbursche den gereiften Staatsmann, und so weit ist schon die Umdüsterung der Vernunft gekommen, daß man den Radikalismus für einen Talisman erklärt, welcher Bildung, Wissenschaft und Kenntniß ent behrlich macht." * Leipzig, 28. Aug. Heute Morgen gegen II Uhr langten der König und die Königin von Sachsen, auf einer Reise durch verschie dene Theile des Landes begriffen, auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn hier an und fuhren zwischen den Reihen der ausgestellten Communalgarde und Innungen in daß Hotel zum Großen Blumenberg. Oie öffent lichen Gebäude sind festlich geschmückt. Bon den Thürmen und einzelnen Privathäusern wehen Flaggen. Das Geläute der Glocken, Böllerschüsse und Lebehochs der versammelten Volksmenge begrüßten die hohen Gäste Leipzigs. — Der Staatsrath v. Linde in lvarmfltabt hat um seine Entlas sung gebeten. (A. Z.) —- Der Hamburger Correspondent meldet als Gerücht aus Glück- fltadt vom 24, Aug., daß Beseler sreigesprochen sei. * Aeimar, 26. Aug. Wie ganz Deutschland so hat sich auch Thü ringen einer sehr großen Fruchtbarkeit der Aernte zu erfreuen, und wenn auch einige Gegenden mit der Kartoffelkrankheit bedroht werden, so erregt dies doch keine große Besorgniß für die Zukunft, zumal die Kar- toffelärnte im Allgemeinen überaus reichlich ausfallen soll; man hat da her auch den Antrag einer benachbarten Regierung, das Verbot des Brannt weinbrennens noch um einen Monat zu verlängern, abgelehnt, weil dasselbe aus die Vichmast eine sehr nachtheilige Wirkung außüben würde, denn schon jetzt sind die Preise des Fleisches noch immer im Steigen. Ob dies und so auch der hohe Preis deö Weißbrotes, worüber hier sehr geklagt wird, in der mangelnden polizeilichen Nebcrwachunp der Fleischer und Bäcker seinen Grund habe, wollen wir jetzt noch nicht entscheiden, doch ist so viel gewiß, daß das Pfund Rindfleisch in Jena um einen ganzen Groschen billiger zu haben ist als hier. WreuHe«. * * Berlin, 27. Aug. In der heutigen Verhandlung des Polen- processes wurde zunächst der Angeklagte von SzoldrSki vernommen. Derselbe ist ZS Jahre alt, bewirthschaftete das seinem Vater gehörige Gut Deutsch-Poppen und war Mitglied der Easinogescllschaft zu Goflye und der agronomischen Vereine zu Kosten und Gnesen. Szoldrski wurde gegen Anfang des Jahres 1845 durch seinen Schwager Kosinski und den 0r. Matrcki in die Verschwörung ausgenommen. Bei Matecki, der ihm als Vermittler mit den Obern bezeichnet war, fand er sich jeden Moyat ein, um Befehle in Empfang zu nehmen, und berichtigte auch an ihn mit monatlich 16 Thlr. seinen Beitrag für die Verbindung. Im Deccm der 1845 eröffnete ihm Matecki, daß eine neue Organisation in der Ver bindung eingctrcten und der Sitz der Behörde in eine andere Provinz verlegt sei. Er selbst habe mit der Sache nichts mehr zu thun, und wenn Szoldrski etwas Näheres erfahren wolle, so müsse er sich an vr. Liebelt wenden. Ende Dccember 1845 traf Szoldrski zufällig auf dem Markl in Schmiege! mit Anastasius v. RadonSki zusammen , der ihm ebenfalls Mittheilungen über die neue Organisation der Verbindung machte und ihn zu einem außerordentlichen Geldbeiträge von 1606 Thlr. auffoderte. Am 15. Jan. zahlte Szoldrski, der mit dem Dekan KnölinSki nach Po sen gekommen war, an Radonski 50 Thlr. Radonski versprach ihm die Mittheilung einer Instruction. Diese MittheiluNg erfolgte durch Wol- niewicz, der am 5. Febr. in Szvldröki's und KnolinSki'S Gegenwart zu Deutsch-Poppen die Instructionen verlas und erläuterte. Dasselbe geschah am 6. Febr. in SzoldrSki'S Gegenwart in Kosten und ebenso am I I. Febr. wieder in Deutsch-Poppen, wobei SzozawinSki und SkarzynSki zugegen waren. 3« Betreff der letzten Zusammenkunft gab Szoldrski später, als bereits einzelne Verhaftungen vorgefallen waren, dem KnölinSki den Auf trag, an SzozawinSki und SkarzynSki zu bestellen, wenn sie nach dem Zweck ihrer Reise nach Poppen gefragt würden, anzugeben, sic seien zur Jagd geladen worden. Durch Wolniewicz hatte Szoldrski ferner erfah ren, von wem die verschiedenen JnsurgentencorpS angeführt werden wür den, und KosinSki hatte ihn mit den strategischen Planen des Aufstandes bekannt gemacht. Der Angeklagte suchte nun seine Dienstlcute für den Aufstand zu gewinnen und stellte ihnen vor, daß jeder Pole zur Erlan gung der Selbständigkeit des Vaterlandes thärig sein müsse. Bei feiner heutigen Vernehmung gesteht der Angeklagte ein, dass er einer Verbindung angehört habe, deren Wunsch die Wiederherstellung Po lens gewesen. Mit RadonSki sei er in Schmiege! zusammengetroffen und habe demselben später 50 Thlr. für die Familien der Verhafteten au-ge- zahlt. Haß KnölinSki der Verbindung qngehört habe, könne er nicht be- hauptcn. Die Instructionen feien ihm am 5. Febr. zu Deutsch-Poppen von Wolniewicz vorgelcsen worden; doch habe KnölinSki der Vorlesung nicht bcigewohnt. Am 6. Febr. sei er mit Wolniewicz nach Kosten ge fahren, um die Oertlichkeit wegen eines zu unterpehmenden Angriffs ken nen zu lernen. In der Versammlung in Kosten sei aus einem-Buche vor gelesen worden; störungshalber habe man die Instructionen nicht vorneh men können. Dagegen seim dieselben am II. Febr. in Deutsch - Poppm verlesen worden. Doch sei unwahr, daß er dem SzozawinSki und Skar- zynski Auftrag wegen Angabe eines falschen ReisezweckS habe zukommön lassen. Durch Wolniewicz habe er die Führer der Insurgenten erfahren, aber deren Ramen später vergessen. Mittheilungen über die strategischm Plane seien ihm durch Kosinski nicht zugekommen; richtig aber sei eS, daß er mit seinen Leuten über das Unternehmen gesprochen. Auf eiste Anfrage des Präsidenten verzichtet der Staatsanwalt auf die Abhörung der Dienstleute. Der Vettheidig« trägt auf Verlesung von Acten a», aus denen hervorgeht, daß der Angeklagte als Zweck der Verbindung die Aufrechterhaltung der polnischen Nationalität, aber nicht einen bewaffne ten Aufstand zum Umstürze der Verfassung betrachtet habe. Der Ange klagte äußert - es sei ihm stets eine ernste Aufgabe gewesen, unter seinen Dienstleuten das polnische Nationalgefühl wach zu erhalten, und er habe denselben deshalb öfter Mittheilungen aus der polnischen Geschichte ge macht, die Hoffnung ausgesprochen, daß Polen wiederhergestellt werde, und sic zugleich aufgefodcrt, sich bereit zu halten, wenn wieder etwas für diese Wiederherstellung geschehen sollte. Auf den Antrag des Vertheidt- gers wird noch ein umfassendes schriftliches Geständniß des Angeklagten verlesen, worin dieser seine ganze persönliche Betheiligung bei der Sache, aber ohne Nennung fremder Namen, darstellt und zugleich ausführliche Mittheilungen über die Operationsplane der Verschworenen gibt. Hier auf werden zwei Zeugen vernommen. Der erste derselben bekundet, der Angeklagte habe auf dem Transporte von Posen nach Grünberg geäußert, cr habe einen Theil seiner frühern Geständnisse widerrufen, um nicht Äst- dcrc bloßzustellen. Eben so habe er im Gefängnisse mit dem Dekan Smo linski communicirt, der ihm vom Fenster aus ein Zeichen des Schwei gens gegeben. Der zweite Zeuge erinnert sich nicht mehr genau des Vorgefallenen. Hierauf erfolgte die Vernehmung des Angeklagten Wladimir v. Wilczynöki. Derselbe ist 25 Jahre alt, Pachter des Gutes Krzizanowo, und war Mitglied VeS agronomischen Vereins in Schrimm. Schon zu Anfang deS Jahres 1844 wohnte der Angeklagte einer von Albin und Adolf v. MalczewSki zu Lowitz veranstalteten Jagd bei, zu welcher 500 Einladungen ergangen waren, und auf welcher mit Abgeordneten aus dem Königreiche Polen politische Verständigungen getroffen werden sollten. Die Lheilnehmer der Jagd beschäftigten sich mehre Tage hindurch mit Reiterübungen. Im Herbste 1845 wurde der Angeklagte zur Jagd nach Czewojewo eingeladen. Auf dem Wege dorthin erfuhr er von seinem Be gleiter Kowalski, daß Rciterübungen vorgenommen werden sollten. Nach seiner Ankunft wurde er Mitglied der Hetzjagdgcstllschaft und nahm an den militairischcn Exercitien Theil. In der Mitte Januar 1846 lernte er einen Menschen kennen, der den angenommenen Namen TrapezynSki führte, in der Thal aber Niemand anders war als der Mühlenwerkmei ster Eßmann aus Posen. Er war mit demselben mehr« Male in Nachywo zusammen. Anfang Februar ließ er ihn von Nachowo nach Krzyzanowo holen und erst nach mehren Tagen zurückbringen. Am 7. Fehr- kam zu dem Angeklagten ein Fremder, der sich Berieselungsmeister Müller nannte. Dieser verlangte den angeblichen Trapczynski zu sprechen, welcher auch herbcigeholt wurde. EßmaNn machte dem Angeklagten wiederholt auch in Müller s Gegenwart Eröffnungen über die Verschwörung. Er sagt« ihm, daß in allen ehemals polnischen Ländern ein Aufstand im Werke sei, und daß Waffen aus England geliefert würden. Inzwischen^Wnd der Angeklagte Wilczynski auch mit Wolniewicz in Verbindung, deLHn zu der Versammlung vom 6. Febr. nach Kosten berufen hatte. Bei seiner heutigen Vernehmung gesteht der Angeklagte ein^ daß et der Jagd bei Malczcwski im Jahr 1844 beigcwohnt habe. Reiterübungen seien angestellt worden ; jedoch von politischen Zwecken der Zusammenkunft habe er nichts bemerkt. Auch an der Jagd zu Czewojewo habe et Theil ge nommen und sei Mitglied der Hetzjagdgesellschaft geworden. Dcn Trap- czynßti habe er nur als Cousin des Oberförsters gleiches Namens ge kannt und habe nicht gewußt, daß derselbe einen falschen Namen führe, den ihm vorgestellten Eßmann kenne er nicht, und dieser sei nicht der ihm bekannte Trapczynski. Uebrr eine Verschwörung habe er von Trap- czynski nichts erfahren. Auf der Versammlung vom 6. Febr. in Kosten sei aus einem Buche vorgelcsen worden; von Instructionen, die verlesen sein sollten, wisse er nichts. — Nach Ablauf einer halbstündigen Pause, welch« inzwischen eintritt, wird zur Zeugenvernchmung geschritten. Der erste Zeuge, Schuhmacher Cielonacki, erinnert sich, daß der Angeklagte z»
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