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Deutsche allgemeine Zeitung : 18.03.1848
- Erscheinungsdatum
- 1848-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184803186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18480318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18480318
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1848
- Monat1848-03
- Tag1848-03-18
- Monat1848-03
- Jahr1848
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- Deutsche allgemeine Zeitung : 18.03.1848
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chM ähnlich. Die Wahlen der ju Eommiffaren für die Departements »an der provisorischen Regierung bestellten Persönlichkeiten haben auch in mehren Fällen keinen Beifall erhalten. In Bourges hat man ge gen die für das Departement du Cher bestimmten HH. Pyat und Du- plqn einen Protest abgefaßt, der mit 12—1500 Unterschriften und be gleitet von der Abdankung des Maire nach Paris eingesendet worden ist. — Die «Presse« bemerkt am Schluß eines Artikels über die Mög lichkeit des Krieges: Nur Ein Krieg würde möglich sein für Frankreich, ein ungerechter. Er würde ein Band abgeben, das noch ein Mal die Völker und Fürsten gegen uns verbände, und die Wiege einer Coalition und das Grab Frankreichs werden. Erklären wir keinen Krieg, so wird er uns nicht erklärt werden; fürchten wir uns nicht vor der Freiheit, so werden wir die Welt auf ihren Schwingen tragen. ES lebe die Freiheit! es lebe der Friede! und müßten wir für denselben untergehen. — Der Charivari macht sich über die Clubs mit Glück lustig. In dem der Sorbonne, erzählt er, verlangt ein Bürger mit sehr heiserer Stimme 3000 Köpfe. „Halt, halt! nur langsam voran! rief ein Ga min als Antwort; ich bin Hutmacher!" und das schallendste Gelächter erledigte die Frage. — Die Directoren des Theaters zu Bordeaux, dieHH. Cho l let und Paul, sind nach Paris gekommen, um Unterstützung von der Regie rung zu erbitten. Diese konnte ihnen nicht gewährt werden. Den in die Departements gesandten Kommissaren ist jedoch durch ein Rundschrei ben empfohlen worden, dafür zu sorgen, daß keins der größern Thea ter geschlossen werde. — Der wegen Nothzucht und Mord vor die Assisen der obern Ga ronne gestellte Bruder der christlichen Schulen Leotade, dessen Pro- ceß in Toulouse nur durch die Revolution unterbrochen worden ist, hatte eine Berufung und das Gesuch um eine Verweisung vor einen andern Assisenhof eingelegt, weil die feindselige Stimmung der Bevölkerung nachtheilig auf den Gang der Verhandlungen wirke. Der Cassations hof hat ihn jedoch damit abgewicsen, und am 16. März werden ver- muthlich die Verhandlungen dieser Sache in Toulouse fortgesetzt werden. 41 Paris, 11. März. Eß ist eine ganz vernünftige und den Zeit umständen angemessene Politik der provisorischen Regierung, daß sie große Staatsarbeitswerkstätten errichtet, welche eine Menge müssiger und dadurch schädlicher Hände beschäftigen. Die öffentliche Ruhe und der Fortgang der neuen Ordnung kann dabei nur gewinnen. Anderweitiger Nutzen wird freilich nicht dadurch gestiftet. Denn die Terrassenarbeiten, welche gegenwärtig an 6000 Ouvriers in der Nähe von Namart beschäftigen, fallen so schlecht aus, daß sie über kurz oder '"lang einer gründlichen Ausbesserung und fast gänzlichen Umarbeitung bedürfen werden. Die Aenderungen, die auf dem MarSfeldc vorgenom men werden und angeblich zum Zwecke haben, die Böschungen zu bei den Seiten gerade zu machen und in der Mitte eine gewölbte Chaussee aufzuführen, damit das Regenwasscr abfließen könne, sind ebenfalls nur ein Vorwand, um müssigen Händen zu thun zu geben. Zwischen 1 — 5000 Menschen arbeiten jetzt täglich auf dem Marsfelde, bringen aber kaum so viel zu Stand als ein paar Hundert; außer den Ruhe stunden sicht man ganze Haufen unthätig beisammen stehen und allerlei Allotria treiben und ganze Gruppen, um große Feuer herumgelagert, Karte spielen; daß den ganzen Tag über patriotische Lieder gesungen werden, versteht sich von selbst. An den Quais und Boulevards sind über 1000 Ouvriers beschäftigt, welche die Baumstämme ausroden, die Trottoirs ausbessern und die Leinpfade Herstellen; etliche Fünfzig bür sten mit Wasser die Brustwehren der Quais und Brücken ab, die jetzt alle Tage vom Regen abgewaschen werden. Diese Arbeiter erhalten die Erwachsenen 2 Fr., die Jüngern 1 Fr. Taglohn, welches eine täg liche Ausgabe von wenigstens 25,000 Fr. verursacht, eine Art Entschä digungsgelder, welche die Republik den Ouvriers auszahlt. Löblicher als diese ephemere Aushülfe ist die kluge Maßregel, die vielleicht allein Paris biß jetzt vor revolutionairen Excesscn geschützt hat: ich meine Vie Erweiterung der Nationalgarde. Dieselbe bestand seither nament lich aus allen häuslich niedergelassenen Einwohnern, ohne Unterschied des Vaterlandes und sonstiger Verhältnisse; je eins der zwölf Stadt- arrondissemcnts stellte eine Legion, alle zusammen die Reiterei als drei zehnte Legion. Die Legionen waren aber wirklich nie vollzählig, zumal in den letzten Jahren, weil, außer dem Zeitverluste mit Wachen, die Ausgaben für die unerläßliche Uniformirung das ökonomische Verhält- niß vieler kleinen Leute sehr hart bedrückten und dieselben abhicl- ten, sich in die Cadrcs der Nationalgardc cinschrcibcn zu lassen. Jetzt haben sie sich dazu gestellt und beziehen die Wachen ohne Uniform wie in der ersten Zeit nach der Julircvolution. Außerdem sind zu den 13 Legionen der alten fixen Bürgcrarmcc 21 Bataillone neuer mobiler Nationalgarde hinzugekommcn, die nach Truppcnart besol det und in öffentlichen Gebäuden cinquartiert sind, sodaß man siö im Nothfalle schnell vereinigen und überall hin beordern kann. Sic werden zum Fclddicnst eingerichtet und cingeübt; an vielen Orten sieht man welche, die ihre Kriegsübungen machen, und ich versichere Sie, daß sie es mit großem Erfolg thun und bereits besser manoeuvriren, als. man es erwarten sollte. Freilich haben Biele gedient, und ein ganz anderer Beweggrund als der Stock des Korporals belebt ihren gute« Willen und ihren Eifer. Indessen ist dieses Corps noch nicht ganz eingerichtet, was aber bei der schnellen Weise, mit welcher Alles sich in Paris organisirt, nicht so lange dauern dürfte. Die meisten dieser Leute haben noch keine Uniformen und verrichten ihre Nationalgarden- dicnste in Arbeitskleidern. Seit dem 21. Febr., wo sämmtlickes Linien militair vorläufig fortgeschickt wurde, ist nämlich die ganze Stadt von bewaffneten Bürgern gehütet und wird die öffentliche Ordnung allein von Bürgerwachen erhalten. Paris verdankt ihnen Alles, und ihrem Eifer sowol als ihrer Standhaftigkeit ist man die Ruhe schuldig, die hier seit der letzten Revolution geherrscht hat, welche sehr gefährlich hätte werden können, weil sie, wie alle Revolutionen, vorzüglich von Leuten der besitzlosen Klasse oder des niedrigsten Haufens durchgefochten wurde. In Paris gibt es jetzt beinahe an ^80,000 Nationalgarden, von denen etwa 30,000 bezahlt sind, eine Ausnahme, welche die Auf rechthaltung der Polizei in einer so großen Stadt und in einem so I kritischen Moment durchaus erfoderte; die andern sind Bürger von je dem Stande und Range, die ohne Sold fast alle drei Tage auf die Wache ziehen, alle militairischen Dienste verrichten und auf diese Weise für die öffentliche Ruhe und Ordnung, für ihren Herd und Laden, für ihre Weiber und Kinder wachen; eine schöne Einrichtung, die den Bürgern selbst zu bewachen und zu beschirmen übergibt, was ihnen das Thcuerstc ist, die aber in die Länge nicht festgehalten werden kaün, wie Alles, was die Nothwendigkcit oder die Begeisterung des Augen blicks hervorruft. Die pariser Bürger thun jetzt mit Eifcr diesen schwe ren Dienst, weil sie sich gegen das nicht mehr von der Polizei im Zaum gehaltene Gesindel zur Bewahrung ihrer Güter und Aufrechthaltung der Stadtordnung waffnen müssen, nachdem Frankreich beinahe in den primitiven Zustand jeder gesellschaftlichen Verfassung zurückgesunkcn ist. Sowie nach und nach die neue französische Regierung Bestand gewin nen wird, werden es auch die Bürger immer mehr und mehr überdrüssig werden, auf die Wache zu ziehen. Die Beschwerlichkeiten und Versäum nisse bei brotbringenden Geschäften erzeugen in jedem Staate mit der Zeit einen besondern Stand, der den Auftrag erhält, für die öffentliche Sicherheit zu wachen, und der dafür besoldet wird. In den alten Re publiken waren zwar alle Bürger auch Krieger; aber diese Bürger ließen ihr Feld und ihre Weinberge durch Sklaven bauen, ihre Tü cher und Zeuge von ihren Weibern, Töchtern und Sklavinnen ver fertigen. Sie lebten wie der polnische Edelmann vor Jahr und Tag. Die Nationalgarden haben allerdings Paris seither gerettet, d. h. sie haben solche Mord - und Gräuelscenen, wie sie zu Anfang der ersten französischen Revolution verfielen, in der Hauptstadt verhindert. Ob aber, wenn der «sichere Stand der Dinge lange anhält, diejenigen der fixen Nationalgarde, welche vom Tag zum Tage leben, nicht ge zwungen find, mit zu plündern, um nicht zu verhungern; ob die mobilen Nationalgardisten, wenn sie auch als Linicnsoldatcn gegen Emeuten oder auswärtige Feinde agiren sollen, nicht alle militüirischc Disciplin er schweren, mit der Bürger- oder Linienarmee in Streit gerathen, und so der neuen Staatseinrichtung eben so sehr schaden werden, als sic ihr anfänglich genützt haben, muß die Zukunft ausweisen. Einstweilen ist jedoch damit so viel gewonnen, daß eine ansehnliche Menge Menschen aus den niedern Klassen in Thätigkeit erhalten und an Disciplin ge wöhnt wird, die aus Mangel an Beschäftigung und bei einer erhitzten Einbildungskraft unstreitig sich Ausschweifungen überlassen haben wür den, die allemal traurige Folgen gehabt haben müßten, welcher Partei zum Besten sic auch .begangen worden wären. Die Errichtung der mo bilen Nationalgardc verwandelte eben dieselben Menschen vorläufig in nützliche Bürger für den Staat. Sic find alle auf ihren Posten für die Sache der Ordnung beschäftigt und sogar durch den Pa triotismus Derer angefcuert, die in jeder Stadt den bessern Theil der Einwohner ausmachen. Die Menschen aus der niedern Klasse, die sich vorher in einer gewissen Entfernung von den reichen Bürgern ge halten sehen, finden nun, daß sie ihnen jetzt näher sind; sic fühlen sich dadurch geschmeichelt, erheben sich über sich selbst und nehmen Gesin nungen an, dic eine bessere Erziehung den vornehmer» Volksklaffen beigebracht hat. Und Der, welcher, sich selbst überlassen, seinen Verlust nicht verschmerzt und sich zu dem unruhigen Haufen gestellt haben würde, macht jetzt Aufopferungen mit willigem Herzen, tröstet sich mit der Vorstel lung, zum allgemeinen Besten mitzuwirkcn, und vergißt bis auf einen ge wissen Grad dic schlimme Lage, in welche ihn die Revolution gebracht hat, die ihn am Ende für alles Dasjenige belohnen wird, was er anfänglich geduldet und gelitten. Ich bin weit entfernt zu glauben, daß ich Ih nen hier eine Schilderung aller Pariser mache (dies wäre sogar nicht in der menschlichen Natur und der Erfahrung aller Zeiten und aller Orte zu widcr); aber es ist das Gemälde des Ganzen; und so sind sie es, welche dic Uebelgcsinnten oder Diejenigen in Ordnung halten, die entweder aus Mangel an Beschäftigung oder aus bösen Absichten Un ruhen erregen würden. Sie versehen dic öffentliche Polizei mit großem Eifer und vielem Erfolge. Selbst diese letzten 11 Tage, wo alle Welt
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