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Deutsche allgemeine Zeitung : 18.03.1848
- Erscheinungsdatum
- 1848-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184803186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18480318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18480318
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1848
- Monat1848-03
- Tag1848-03-18
- Monat1848-03
- Jahr1848
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 18.03.1848
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85S Jemand in diesem Saale und außer demselben eS nur ahnen konnte. Wir sind wieder zusammengctreten unter Umständen, so völlig verändert, wie es Niemand in unserm Baterlande vor einigen Wochen nur entfernt denke und hoffen konnte. Daß in Deutschland überhaupt schnell wie ein Lau feuer alle Berhältnisse sich umwandeln werden, war nach den Ereignisse in einem Nachbarstaate nicht zu verwundern; denn nach der Weise, wie Alles sich gestaltet hatte, mußte es so kommen. Der politische Gedanke, der ganz Deutschland durchweht und von dem wir nun sehen, wie er Deutschland belebt, hat längst in unserm Vaterlande geschlummert und be durfte nur eines anregenden Moments, um, wenn er zur Entwickelung kam, sich so schnell und schneller zu entwickeln, als ein elektrischer Tele graph seine Kunde in die entferntesten Gegenden bringt. Ich begrüße diese Ereignisse mit Freuden. Ich glaube, es ist eine Sonne über unserm Deutschland aufgegangcn, bei der wir die Aussicht haben, daß wir uns endlich einmal als Nation werden fühlen können, und das drückende Ge fühl über unsere Verhältnisse, das jedem Deutschen seit mehr als 30 Zäh ren die Brust beengen mußte, endlich verschwinden wird, und wir freier athmen können und nicht mehr crröthen müssen, wenn wir Deutsche mit andern Rationen zusammcngestellt werden. Es wird aber auch eine Sonne über alle einzelnen deutschen Lande aufgehen, und manches Be dauern, daö wir für andere Brüder hatten, werden wir künftig nicht mehr auszusprcchen haben. Möchte diese Sonne eine belebende und wohlthucnde Wärme über uns verbreiten und eine Sonne sein, die nicht blos ein freies, sondern auch ein Volk bescheinen möchte, das in Recht, Ordnung und Sicherheit lebt. WaS unsere specicllcn Verhältnisse und gerade unsere Stellung hier in der Kammer betrifft, so ist bei dieser Stellung wohl zu beachten, daß wir, wie ich schon an einem andern Orte bemerkt habe, in den letzten acht Lagen mehr als acht Jahre, ja mehr als ein Vierteljahr hundert zurückgelegt haben, daß die Erfahrungen, die wir in dieser Zeit machten, wahrlich weder für uns noch irgend Jemand in diesem Lande verlorene Erfahrungen sein werden, und daß der Mann, wenn er zum Handeln berufen ist, den völlig veränderten Verhältnissen die gehörige Rech nung tragen wird. Es kommt darauf an, daß wir dem hochherzigen Sinne folgen, in dem unser König in der letzten Zeit handelte, bei dieser Veran lassung werde ich wol das Eine Mal jenen Namen aussprechen dürfen. Scharen wir uns fest um den Thron und den Bund, und geben wir rück haltlos, ehrlich, redlich und treu unsere volle Unterstützung den Rathgebern, die unser König gewählt hat. DaS ist meine ehrliche Ueberzeugung, welche ich offen auszusprechen mich gedrungen fühle." Nachschrift. Nachmittags 2 Uhr. In diesem Augenblicke wird die Sitzung geschlossen. Der Chef des Departements des Innern, Du- vernoy, legte einen Gesetzentwurf über die Bewaffnung des Volks vor. Es wird der Kammer mitgetheilt, daß ihre Auflösung in kurzem er folgen werde. Viele Abgeordnete, besonders Wiest, sprechen das Ver langen aus, daß noch vor der Auflösung eine Vorlage über Befreiung des Grund und Bodens gemacht werde. Morgen wird die Feudalcom mission hierüber berichten. (S. M.) Stuttgart, 13. März. Der Abg. Fetzer ist heute von Heidel berg zurückgekommcn, wo er gestern als Stellvertreter des Abg. Rö mer, dem seine neue Stellung die Theilnahme an diesem Werke nicht mehr gestattet, an einer Sitzung des vor acht Tagen gewählten, aus stöben Mitgliedern bestehenden Comite zur Abfassung eines Entwurfs für die Einrichtung des deutschen ParlamentsTheil genom men hat. Folgendes ist der Hauptinhalt Dessen, was er uns von den Bestimmungen des von dem Comitc genehmigten Entwurfs mitgetheilt hat: Das deutsche Parlament besteht aus zwei Kantmern, von denen die erste von der bisherigen Bundesversammlung gebildet wird; jedoch ist künftig zu keinem ihrer Beschlüsse mehr Stimmeneinheit nöthig, son dern einfache Majorität hinreichend. Die zweite Kammer besteht aus Abgeordneten, unmittelbar.vom Volke, nicht aus den Ständeversamm- lvngen gewählt, ungefähr 600 an der Zahl. Jede der beiden Kammern hat die Initiative der Gesetzgebung. Der Bund bekommt ein Bundes oberhaupt, aus der Reihe der deutschen Fürsten auf je drei Jahre zu wählen, mit blos executiver Gewalt ausgestattct, ohne allen Antheil an der Gesetzgebung, und mit Ministern umgeben, welche vor einem be sonders zu bestellenden deutschen Nationalgerichtshofe verantwortlich sind. Es soll nur Ein deutsches Heer, keine Heere der einzelnen Staaten mehr geben. Eine Erklärung der deutschen Staatsbürgerrechte wird ausspre chen, daß jeder Bürger eines deutschen Staats in allen übrigen das Recht des Aufenthalts, der Niederlassung, des Erwerbs liegender Gü ter habe. Einheit deSZoll-, Münz-, Maß- und Gewichtsystcms wird «ingeführt. (N. C.) Stuttgart, 11. März. Der Staatsregierung ist heute nachste hende Erklärung eines Theiles der in Stuttgart anwesenden ritter- schaftlichcn Mitglieder der Kammer der Abgeordneten mitgetheilt wor den: Das Land blickt vertrauensvoll auf das Ministerium, welches in die ser bewegten Zeit durch das Vertrauen des Königs an die Spitze der Staatsverwaltung berufen worden ist. Von demselben erwartet eS Abhülfe gegen MiSbräuche, Schaffung neuer zeitgemäßer Institutionen, kräftige Hin wirkung auf ein einiges volkSthümliches Deutschland und energische Erhal tung der Ordnung und öffentlichen Sicherheit. Auf diesem Wege muß eS unterstützt werden von jedem Deutschen, welcher der Freund seines Vater landes ist. Eine der ersten Maßregeln zur Beruhigung und Erleichterung dek Volks wird eine Ablösung der auf dem Grund und Boden ruhenden «asten und veränderte Gesetzgebung über das Jagdrecht sein. So wie wir schon^im Jahre 1845 die vollste Bereitwilligkeit ausgesprochen haben, in diesen Beziehungen den Wünschen des Volks entgegenzukommen, so erklä ren wir wiederholt unsere Bereitwilligkeit, Opfer zum Besten des Vater landes zu bringen. Wir glauben diesen Sinn und unser voller Vertrauen in daS neue Ministerium nicht entschiedener bethätigen zu können, als indem wir hiermit aussprechen, daß wir die Feststellung der Grundsätze in Bezie hung auf diese Maßregel vertrauensvoll dem Ministerium anheimstcllen. Die Abgeordneten der Ritterschaft: Frhr. v. Gültlingen, Frhr. W. v. König, Frhr. v. Cotta, Frhr. v. Wöllrath, Frhr. v. Linden, Frhr. Leo v. Reischach, Graf v. Degenfeld-Schomberg, Cajetan Graf Bissingen, Frhr. Karl v. Varn- büler, Frhr. Adolf Hofer v. Lobcnstein. (S. M.) "Karlsruhe, 13. März. Die Unruhen im odenwälder Bauland und im Jaxtgrunde haben an Bedeutung verloren, seitdem die Nach richt hier angekommen ist, daß der Hegau und die Baar in allem Ernste damit umgehen sollen, sich für die deutsche Republik zu erklä ren. Versammlung folgt auf Versammlung, das Volk wird nament lich von frühern Flüchtlingen, welche scharenweise aus der Schweiz her- überkamen, bearbeitet, und die Schmiede sind allerwärts beschäftigt, die Sensen in Angriffswaffen umzuarbcitcn. Ob es indessen zu einem förm lichen Aufruhre kommen werde, steht darum noch zu bezweifeln, weil der ganze Bürgerstand, an seiner Spitze der höchst chrcnwerthe Bür germeister von Konstanz, Advocat Huctlin, Alles aufbietet, um dem Strom.eju^gesetzliches Bett anzuweisen. Eine republikanische Schild- crhebung in Deutschland scheint uns übrigens mit Ausnahme solcher Districte, welche momentan von einer Menge von Brauseköpfen über schwemmt sind, eine Unmöglichkeit, und könnte höchstens dazu führen, daß solche Städte oder Gegenden „reichsunmittelbar" würden, denn an eine Losrcißung derselben von Deutschland denkt wol Niemand. Im Gegentheil sind in der Schweiz und selbst im Elsaß Sympathien rege geworden, welche einen Wiedcranschluß dieser alten Reichslande an das Gesammtvatcrland in mögliche Aussicht stellen. Der Gedanke an die Wiederherstellung des Reichs nach einem Interregnum von 42 Jahren ist innerhalb acht Tagen bei uns mit solcher Lebendigkeit er wacht und wird so sehr in allen Kreisen, selbst in den höchsten mit Vorliebe gehegt, daß man schon in nächster Zukunft dessen Verwirk lichung erwartet. Die Brandstiftungen dauern hier und in der Um gegend fort, haben aber bis jetzt wenig Schaden angerichtet. DaSMi- litair wurde heute auf die Verfassung beeidigt und die körperliche Züch tigung abgeschafft. Eine unter den jetzigen Verhältnissen sehr wichtige Schrift wurde vom Proffessor Zöpfl aus Heidelberg unserer Kammer übergeben; sie handelt von der Bundesreform, dem deutschen Parla ment und dem Bundesgerichte; Zöpfl war in Frankfurt a. M. und brachte die sichere Nachricht mit, daß der Bundestag sich von nun «n mit Energie der Sache Deutschlands annehmen werde, die Proclami- rung der alten Reichsfarben, die heute hier bekannt^wurde, scheint der erste Schritt hierzu zu sein. Karlsruhe, 13. März. Bei Beginn^der heutigen Sitzung der II. Kammer eröffnete Präsident Mittermaier, daß die körperliche Züch tigung bei dem Militair aufgehoben ist. Minister v. Dusch erklärte, daß die freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich nicht gestört seien, "ondern unverändert fortbestehen, und daß er eine weitere Erklärung >arüber später geben werde. Er und geh. Kriegsrath Vogelman» äußerten ferner, daß die Gerüchte über Verlegung der badischen und Herbeiziehung anderer Bundestruppcn durchaus falsch seien. Hinsicht lich der Besetzung der Rheingrenze seien noch keine Anordnungen ge troffen; vertragsmäßig müsse in Kriegszeiten und bei drohendemKriege die Besatzung von Rastatt zu einem Drittel aus Bundestruppen be stehen. Dagegen wurde bemerkt, daß diese aus dem achten Armeecorps genommen werden sollten. Eine sehr lebhafte Debatte entspann sich über die von Welcker ausgesprochenen Wünsche für Nationalvertretung beim Deutschen Bunde und über die Rückbcrufung des Hrn. v. BlittcrS- dorff. ' (D.Z.) — Die Karlsruher Zeitung enthält folgende amtliche Mittheilung: Obschon in der seit dem Jahr 1841 in Kraft getretenen „allgemei nen Dienstordnung für die großherzogl. badischen Truppen", welche ausführliche Vorschriften über die kleinen Disciplinarstrafen, die Art ihrer Anwendung und die Befugniß zu deren Verhängung enthält, von einer körperlichen Züchtigung überall nicht mehr die Rede ist, die selbe folglich seit dieser Zeit in Disciplinarfällen zu Recht nicht mehr bestand, haben Se. königl. Hoh. der Großherzog dennoch zur Beseiti gung jedes möglichen Mißverständnisses oder Misbrauchs in dieser Be ziehung durch höchste Ordrc vom 12. d. M. zu befehlen geruht, daß diese Strafart unter keiner Bedingung mehr in Anwendung gebracht werden dürfe. Karlsruhe, 14. März. Der Abgeordnete Welcker wird unser Bundestagsgesandter, und ist seine Ernennung jeden Augenblick zu er warten. Der Abg. Peter ist zum Regierungsdirector in Konstanz ernannt an die Stelle des bisherigen RegierungSdirectors v. Vogel, der seinen Posten verlassen hat und dessen Ernennung zu dieser Stelle gleich von Anfang als ein MiSgriff betrachtet wurde, da feine durch und durch aristokratische Natur weit mehr geeignet war, die Bürger der
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