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Sächsische Staatszeitung : 13.03.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-19150313017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-1915031301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-1915031301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1915
- Monat1915-03
- Tag1915-03-13
- Monat1915-03
- Jahr1915
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 13.03.1915
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3. Beilage zu Nr. 59 der SächfischtN StMszeitUNg Sonnabend. 13. März 1915. Zeichnet die Kriegsanleihe«! Mit Man« ««d Rotz ««d Wagen . . .*) Roman. Bon Hann» Re»ka. „Dat's man all fon vermanschtes Jejabber mit Ihrem Höhentranspariser oder wie dat Krät heißen tut!" Obgleich der kleine korpulente Mann beschwörend beide Lande hob, drehte sich der Hofvogt Steputat um, schob die Stummelpfeife in den andern Mundwinkel und ging zum Pferdestall hinüber. Denn die Mittagspause war vorüber und es wurde Zeit, daß die Knechte wieder auf schirrten. Mußte man sowieso immer auf den Hacken sitzen — dem fluddrigen Volk. Seitdem die unmöglichsten Ge rüchte in der Luft herumschwirrten, hatten die Kerls rein weg für garuischt mehr Sinn, als zusammenzustehen und zu jabbern. Herr Valentin Gurksam gönnte ihm nicht mal mehr einen verächtlichen Blick. Er lachte nur kurz und kluckernd und sagte mit großartiger Handbewegung: „yerr Entspekter — wenn der Steputat nich schon macht' sein ein Mairn im respektierlichen Alter, möcht' ich „dammlicher Lorbaß" auf ihm sagen. Aber ich befaß mir als gebildeter Mensch nicht mit die Schimpfwörter! Ich hab's ja auch gar nicht notwendig. Denn jede Maschin', wo ich vertret, kann ich auch vor mein Gewissen vertreten! Und wenn ich mein Pferdchen vor die Britschke gespannt hab' und bin von Bialla vierthalb Stunden Feldweg her- gefahren gekommen zum großen Rittergut Brakowitten und sag' zum Herrn Entspekter: — „der Höhentransporteur ,Richt euch'? ist eine neue und gewaltige Errungenschaft auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Maschineninvustrie!" ... wenn ich das dem Herrn Entspekter sag' und leg' noch ein sogenanntes Ehrenwort drauf und liefer' die ganze An lage rechtzeitig zum Ausdrusch kostenlos und unverbindlich auf zehn Tage Probe... — was sagen Sie nu, Herr Ent spekter?!" Hans Bressin klopfte mit der Reitpeitsche taktmäßig an seine langen Juchtenstiefel. „Ist ja alles sehr schön und grün, Gurksam — aber wer denkt bei dieser verflucht kritischen politischen Lage an neue Maschinen?! Und dann — selbst wenn, die Sache würde zu teuer werden!" „Teuer? !"... echote der kleine Herr verblüfft und verzog schmerzlich das Gesicht, wodurch seine runden Eulen augen noch runder wurden teuer — haben Sie wahr haftigen Gott, teuer' gesagt? Herr Entspekter, ich halt' Ihnen vor einem Herrn, wo doch genau weiß, wie grausam die Leutenot auf die ländlichen Gütern grassiert." „Bei uns nicht. Wir arbeiten auf Brakowitten bloß mit Jnstleuten und Sachsengängern, die jedes Jahr wieder kommen." „Auch wenn's Krieg gibt, Herr Entspekter, und die tapferen deutschen Soldaten jagen den Russen gleich bis zum Ural und liefern ihm da gefährliche Schlachten? Herr Entspekter — kommen dann auch Ihre Sachsengänger wieder?!" Dabei lächelte der kleine Mann gutmütig verschmitzt. Und dann legte er dem jungen Beamten bescheiden die Hand auf den Nrmel. Er reckte sich auf die Zehenspitzen und versetzte halblaut, als ginge es um unglaubliche Heimlich keiten: „Sehen Sie mir nicht so gefährlich an, Herr Entspekter — ich will Ihnen nicht den christlichen Frieden nehmen und von so blutige Sachen erzählen. Gibt ja auch gar keinen Krieg; wir hier an der Grenz' müssen das doch eigentlich schon wissen — wie die Herren Russen das immer so machen mit ihrer ,Probemobilisierung'. „Also der liebe Gott mög' uns noch manches Jahr Frieden geben. Und darum komm' ich wieder zurück jetzt auf den Höhentransporteur .Richt euch'. Unter uns gesagt, Herr Entspekter — haben Sic noch nischt gelesen von die ,Landflucht', wo doch die Zeitungen jede gesunde Woch' lange Spalten drum schreiben? Wer garantiert, daß die Jnstleut von Brokawitten nich eines schönen Tages ihre Kuh und die Ferkelchen und das Bett einpacken und ziehen nach Berlin oder Schippenbeil oder Insterburg oder sonst wohin in die große Stadt mit die gewaltige Industrie?! Tenn sitzen Sie da mit Ihrem geehrten dicken Kopp und können bei der Heuernte und beim Mietesetzen selber mit scharwerken und Prachern — sonst verfault Ihnen s' Heu und's Getreide wächst auf'm Halm aus und die Versiche rungsgesellschaft weigert sich zu bezahlen und schließlich kommt die große Herrschaft Brakowitten unter Subhasta. „Steht aber der Höhentransporteur ,Richt euch' da und cs macht ihm nischt, zwei Gang Erntewagen in schnell ster Arbeit zu bewältigen, und der Staaken wächst Ihnen sozusagen von selbst hoch und Sie sparen noch obendrein sechs bis zehn Leute ... nanu, Herr Entspekter — was lau fen Sie denn weg, wo ich erst will die Schlußfolgerung ziehen?" Aber da sah er schon, weshalb der Herr Inspektor sich im Augenblick für seinen Höhentransporteur nicht weiter interessierte. Pog den verschossenen grünen Filzhut und verbeugte sich nef und sagte mit seiner üblichen großartigen Handbewegung: „Hab' die Ehre, Herr Baron! Recht schön' guten Mor gen, gnädiges Fräulem!" Denn durch die Toreinfahrt war in scharfem Tempo ein Jagdwagen gekommen und hielt jetzt dicht vor den bei den Herren. Der alte Freiherr Albrecht von Krane war der erste, der trotz der Gicht im rechten Bein heruntersprang. „Die Russen sind in Profiten!" ... fchrie er. „Gott der Allmächtige!" ... stotterte Herr Valentin Gurksam und stülpte sich vor lauter Entsetzen den Hut ver kehrt auf, was aber in diesem Angenblickniemanden störte. Hans Bressin jedoch war schnell zu dem Wagen heran- getreten und half der Tochter seines Chefs beim Aus- Neigen. „Tatsache, gnädiges Fräulein?* *) Nachdruck verboten. Der Lutz nickte eifrig. Die blauen Augen waren noch ganz blank vor Erregung. „Tatsächlich, Herr Bressin." „Also dann ist es nichts mit der Berliner Reise?" „Schon, wenn ich es von Lyck oder meinetwegen noch weiter von Bialla aus versuchen würde. Aber stellen sie sich unsern Schreck vor, Herr Bressin — wir waren nicht Chaussee, sondem Waldweg gefahren. Und wie wir von rückwärts herankommen, da sehen wir mit einmal auf dem Bahnhof solch ein unwahrscheinliches Gewimmel. Papa hält gleich an; und da kommt auch schon einer der Grenzgendarmen angejagt und schreit uns zu, daß der Bahnhof von Prostken durch eine Kosakensotnie besetzt und die Beamtenwohn häuser unserer Zollaufseher in Brand gesteckt sind." Der Inspektor starrte sie aus ungläubigen Augen an. „Aber gnädiges Fräulem — wo wir mitten im Frieden sind — und wo doch der Zar dem Kaiser noch ausdrücklich telegraphisch versicherte, daß er nicht an Mobilmachung denke ..." Der Gutsherr hatte die letzten Worte gehört. Er trat zu den beiden heran und legte seinem Beamten die Hand auf die Schulter und sagte mit seiner lauten, durchdringen den Stimme: „Ob Frieden oder nicht, Bressin — daran kehren sich diese Himmelhunde verdeuwelt wenig? Wenn Sie's nicht stauben und Ihre Haut riskieren wollen, dann setzen Sie ich auf Ihren Wallach und sehen Sie sich die Geschichte löchst eigenhändig an. Aber ich fürchte, dann können Sie ich in zwei Droschken wieder nach Hause fahren lassen." Hans Bressin schüttelte den Kopf. „Das ist ja eine ungeheuerliche Geschichte? Tas ist ja schon mehr Buschkleppertum?" Der alte Valentin Gurksam hatte sich wieder bescheiden genähert, zog zum zweiten Male sein grünes Filzhütchen und erkundigte sich devot: „Entschuldigen Sie gütigst, Herr Baron — glauben der Herr Baron, daß ich vielleicht noch gesund nach Bialla komm'?" „Dann müssen Sie sich aber bannig ranhalten, Gurk sam !" „Daran soll's nich fehlen? Und die Herren und auch das gnädige Fräulein werden gütigst entschuldigen, wenn ich mir ein bißchen plötzlich verabschied'. Aber den Höhen- transpotteur ,Richt euch' kaufen mir der Herr Baron ja jetzt doch nicht ab; und wenn ich schon sterben muß, dann möcht' das wenigstens in Bialla sein?" Zwei Minuten später klapperte er in seiner kleinen Kalesche eilig und leichenblaß vom Hof herunter — nicht, ohne daß er vorher noch einmal höflich seinen Hut gezogen hatte. Der Gutsherr aber ging mit seiner Tochter zum Herren haus hinüber. „Haben Sie die Freundlichkeit, lieber Bressin, die bei den Koffer wieder auf das Zimmer meiner Tochter tragen zu lassen und kommen Sie dann bitte einmal herein. Wir müssen doch irgendwie die Sachlage besprechen und Ent schlüsse fassen." Das in strenger Einfachheit gehaltene große Arbeits zimmer des Brakowittener Gutsherrn lag im Dämmer grün des alten Parkes. Durch die geöffneten Flügeltüren, die zur Veranda an der Rückseite des Herrenhauses führten, kam der leise aufreizende Duft der abgeblühten Kastanien herein. Irgendwo bei den Haselbüschen oder in der kleinen Gruppe amerikanischer Eichen am Rande des Teiches saß ein Buntspecht und rief sein: — 'ück? 'ück! 'ück? herüber. Es lag ein so wundervoll verträumter Frieden über den weiten Rasenflächen unter dem alten Baumbestand, über dem ganzen Viereck der Wirtschaftsgebäude, die das Herrenhaus rechts und links flankierten und gegenüber abschlossen... aber der alte Albrecht von Krane hatte jetzt keinen Blick und keine Stimmung dafür. Einen Augenblick trat er auf die Veranda hinaus und horchte scharf nach Südosten hinüber, gleichsam, als erwarte er drüben von Prostken her schon unregelmäßig knatterndes Gewehrfeuer herüberwehen zu hören. Aber nichts regte sich; nur der Buntspecht rief unermüdlich. Da kehrte er in das Arbeitszimmer zurück, blieb dicht vor seiner Tochter stehen, die sich auf dem alten Ledersofa, davor der Ovaltisch stand, niedergelassen hatte. „Was sagst du nun, Lutz? Jetzt ist es für absehbare Zeit zu Ende mit den chemischenStudien an der landwirtschaft lichen Hochschule zu Berlin. Oder du mußt schleunigst ma chen, daß du wegkommst. Tenn ich übernehm' keine Ver pflichtung dafür, daß nicht schon achtundvierzig Stunden später die sämtlichen Bahnstrecken mit Militärtransportcn belegt sind. Und auf dem Kriegsministerium fragt man den Deuwel nach einem Keinen frechen Frauenzimmer, das sich partout in den Kopf gesetzt Hot, in Berlin auf der Hochschule landwirtschaftliche Studien zu treiben." Lieielott von Krane sah mit den hellblauen Augen zu ihrem Pater auf. Die augenblickliche Erregung von vorhin hatte sich schon gelegt. Ihr kühles Naturell veichand es, so fort zu allen Geschehnissen eine gewisse vorsichtige Tistanz zu schaffen. Auch ihre Stimme klang gelassen. „Sollte es wirklich ernst werden, Papa, dann fällt das Berliner Projekt natürlich ins Wasser. Oder nahmst du im Ernst an, ich würde dich hier allein in Brakowitten lassen, wo jeden Augenblick die Kosaken beim Herrenhaus vorreiten können ? Da müßt' ich ja nicht so sehr an meinem alten lieben Papa hängen." Der Freiherr nickte nur kurz, fast unwirsch. Wenn das Gespräch nur um Gotteswillen nicht sentimental wurde und man ihm auf die Herzgrube drückte — sowas konnte er in den Tod nicht leiden. Er brummte abwehrend: Bielen Dank für die kindlichen Gefühle. Aber so ein fach ist die Geschichte doch nicht, Lutz. Sieh mal — ich bin ein alter abgehalfterter Kerl mit der Gickt im rechten Bein. Mich nehmen sie nicht mehr als Kriegsfreiwilligen; und wenn die Russen mich hier so um meine Jauchgrube auf dem Wirtschastshof herumhumpeln sehen, dann tun sie mir gewiß nischt. Ist ja auch man bloß ein gütliches Vergnügen, sich mit einem so alten Kerl zu befassen. Du dagegen" ... er schüttelte tiefsinnig mit dem Kopf und angelte mit der Zunge solange, bis er die rechte Spitze seines langen Reiter schnurrbarles zu fassen kriegte; die zog er dann zwischen die Zähne und kaute an ihr herum, was er immer zu tun pflegte, wenn die Ereignisse irgendwie eine kritische Wendung nah men ... „hör mal zu, Kartosfelkopp — da müssen wir ernsthaft überlegen? Raus mit der Maus an die Frühlings luft — weg mußt du jetzt von Brakowitten? Möcht mir gefallen, wenn die russischen Kosakenoffiziere meinem Lutz schöne Augen machen und am Ende noch zärtlich werden! Tas gibt's nicht! Da setz' ich mich energisch auf die Hinter beine! Ta gehört ein Riegel vor! Ich bedank mich besten» für iolch' russische Verwandtschaft!" .Kartosfelkopp' — hatte er gesagt. Wenn der alte Albrecht vonKrane zu seinem Mädelchen,Kartosfelkopp'sagte, dann war ihm sehr zärtlich um's Herz. Ter Lutz wußte das und lächelte still vor sich hin und versetzte: „Tu hast schon wieder mal dein Heiratsvrojekt beim Wickel, Papa! Als ob du mich garnicht schnell genug los werden könntest. Aber sei versichert — wenn ich dem alten Okonomierat von Schönborn, der dich beim Skat um ein achtel Pfennig immer mit solch virtuoser Treuherzigkeit übers Ohr zu hauen versteht, einen glatten Korb gegeben habe ... solchem russischen blygharodjije (Stabsrittmeister) werde ich noch weniger um den Hals fallen!" „Na dann ist ja alles gut!" ... brummelte der alte Herr und ich denke mir, es wird so das beste sein, ich schick' dich schleunigst, eventuell Vierelang nach Königsberg in irgendeine anständige Tamenpension oder nach Ritter gut Lengowo zu Gronaus, dessen Frau dich ja schon ein halbes Tutzendmal eingeladen hat, sie auf ein paar Wochen oder Monate zu besuchen." „Mit dem Erfolge, daß ich aus Lengowo ebenso sicher wie aus Königsberg auskratzen würde." Ter Baron zog die Brauen zusammen und hob väter lich vennahnend den Zeigefinger. „Lutz — ich hab' dir schon hundertmal gesagt, du sollst dich einer feineren Ausdrucksweise bedienen! <Ane junge Baroneß darf das Wort auskratzen überhaupt nicht kennen! . . . und außerdem — zum Tonnerwetter, das wär' ja noch schöner, wenn du mich bei den Gronaus oder bei der Königsberger Pension in Ungelegenheiten brächtest! Ta telegraphieren sie nachher die halbe preußische Monarchie zusammen und suchen dich wie Gott 'ne gute Seele: und du schneist mir eines Morgens quietschvergnügt hier wieder in mein Arbeitszimmer rein! Tenk' ich ja gar nicht daran, mich auf solche unsichere Geschichten einzulassen und das teure Bahngeld zu bezahlen?" „Eben, Papa!" ... stellte Lieselott fest und lehnte sich befriedigt in das Sofa zurück. In diesem Augenblick betrat Hans Bressin das Zimmer. „Es ist alles erledigt, Herr Baron." „Schön' Tank, Bressin: und nun reden Sie mal einen Ton — was machen wir jetzt mit meinem Mädchen?" „Tas gnädige Fräulein muß unbedingt weg, Herr Baron." Ter Lutz legte die Hände im Schoß zusammen und lächelte den Inspektor friedfertig an. „Lieber Herr Bressin — dieselbe geistvolle Idee hatte mein Papa auch schon. Aber es nutzt euch beiden ja doch nichts — jetzt, wo ich schon einmal von der Bahn zurückge kommen bin, jetzt bleibe ich hier." Ter junge Beamte sah sie erschrocken an. „Tavon darf keine Rede sein, gnädiges Fräulein!" „Um so besser — lassen wir das Thema endgültig fallen." „Bedenken Sie, Baroneß — Brakowitten liegt nur dreioiettel Stunden hinter Prostken! Es würde mich gar nicht wundern, wenn wir binnen einer Stunde die Kosaken auf dem Hof hätten! Und das sind noch die Verhältnisse vor der Mobilmachung und der Kriegserklärung. Nun meine ick, es gehört verdammt wenig Phantasie dazu, sich die nächsten Wochen auszumaleu, wenn die Sachlage wirklich kritisch würde." „Blieben Sie denn im Fall einer Mobilmachung hier?" Er schüttelte den Kopf. Etwas von einem Lächeln un geduldiger Ermattung flog dabei um seine Lippen. „Ich, Baroneß? Ich bin dock Reserveoffizier bei den Altenburger l ü. Jägern zu Pferde." Tie bog sich interessiert vor. „Tavon hatte ich ja gar keine Ahnung, Herr Bressin?!" „Erklärlich, gnädiges Fräulein — weil ich meine letzte Übung beim Regiment vor meinem Antritt auf Braks witten absolviert habe. Und dann — es ist ja auch belanglos!" Ter alte Baron wollte gerade gegen solche unange brachte Bescheidenheit energisch Protest einlegen ... aber das Wort erstarb ihm aus den Lippen. Und im nächsten Au genblick standen die Trei und lauschten mit verhaltenem Atem zu der kiesbestreuten Auffahrtsrampe des Herren Hauses hinüber. Von dort her nämlich kam das wirre Durch einander streitender Männer, angstvoll aufkreischender Mäv chenstimmen: dazwischen fielen kurze hatte Befehlswotte. Hans Bressin war mit zwei mächtigen Sätzen auf der Veranda, blieb dort für ein halbes Dutzend Herzschläge reglos stehen und wandte dann den Kopf in das Zimmer zurück. „Ta haben wir die Kosaken schon, Herr Baron!" „Jungcken — Sie träumen!" „Aber nein — keine Idee. Ich höre doch, was der eine Kerl da zusammenweitert!" „Verstehen Sie denn russisch?" „Soviel wenigstens, um mich verständigen zu können. Und nun bitte ich Sie, Herr von Krane, und auch Sie, Baroneß, um eins: — gehen Sie in die oberen Zimmer hinauf und lassen Sie mich mit den Leuten verhandeln. Ich werde sie schon wieder vom Hof herunterbnngcn?" Tabei war er in das Zimmer zurückgetreten. Der alte Baron starrte ihn mit funkelnden Augen an. Sein jähzorniges Temperament, das keinerlei Zwang ver trug, trieb ihm sofort das Blut in die Stirn. (Fortsetzung soglt^
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