19 Rudolf Forberger Die Manufaktur in Dresden Die sächsische wie insbesondere die Dresdner Manufaktur war ein bevorzugtes Kind der sächsi schen und deutschen Frühaufklärung, verbunden mit den Namen Gottfried Wilhelm Leibniz, Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und deren Freund Johann Daniel Crafft 1 , der die Ratio im Bereich der Ökonomie konkret durch Manufakturgründungen verwirklichte. Aber ebenso bedeutsam war Craffts Wirksamkeit als Berater des Kurfürsten auf diesem Gebiete. Sachsen stellte ein Zentrum der deutschen Frühaufklärung - und dies nicht zufällig zugleich auch ein solches der Manufakturen in Deutschland dar. Betrachten wir die sächsische Manufakturentwicklung seit ihrem Beginn, so kommt den vierzig Jahren zwischen 1760 und 1800 besondere Bedeutung zu, denn in jener Zeitspanne liegt der Angel- und Kulminationspunkt für neue revolutionäre Entwicklungen, für Wandlungen in der Dimension eines Formationswechsels, der um 1800 konkrete Formen anzunehmen beginnt. Das letzte Drittel des 18. Jahrhunderts stellt in Sachsen zum einen den Höhepunkt der Manufakturpe riode dar, zum anderen verliert die Betriebsform Manufaktur ihren bis dahin ökonomisch und technisch-technologischen fortschrittlichen Charakter an die Fabrik. Zum ersten Mal überhaupt in der Produktionsgeschichte ist damit die Methode der Produktions- und Produktivitätssteige rung von einer solchen der Produktionsorganisation (Arbeitsteilung und Kooperation), die je doch weiter integriert bleibt, auf eine der Arbeitsmittel (in Gestalt der Werkzeugmaschine und neuer revolutionärer Verfahren) übergegangen. Zugleich steht die sogenannte zweite Kultur - die Arbeiterkultur - vor der Tür. Gleichzeitig differenzierte sich die wirtschaftliche Betätigung in diesem Zeitraum unwahrschein lich. Zweierlei ist deshalb notwendig: eine genaue qualitative und quantitative Analyse der Betriebsform jener Jahre nach Handwerk, Hausindustrie, Verlag, zentralisierter und zerstreuter Manufaktur sowie ersten Fabriken und eine ebenso genaue Beachtung der terminologischen Ver feinerungen in der letzten Zeit, die es uns erlauben dürften, mit mehr Aussicht auf Erfolg an die Durchleuchtung der mutmaßlichen Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Kultur heranzu gehen. So legt Henderson erstmalig eine Geschichte der Manufaktur in Deutschland vor, die einen Vergleich unserer Region mit anderen deutschen Territorien ermöglicht 2 . Neue große Er kenntnismöglichkeiten in allgemeiner theoretischer Hinsicht eröffnet für alle Beziehungen, an denen die Manufaktur genetisch beteiligt war, Zwahrs Publikation über die Konstituierung der Arbeiterklasse mit einer Typologie, welche unsere Einsichten von der Klassik bis zur Gegenwart vollgültig verarbeitet und nicht nur der Handwerksgeschichtsforschung sehr nützt, sondern auch der Revolutionsforschung eine solide exakte Grundlage und Einordnung verschafft 3 . Weiterhin sei, weil mit unserer hier zu erörternder Problematik in prinzipiellem auch zeitlichen Bezug stehender Hinsicht auf die Nützlichkeit einer gemeinsamen Publikation von L. Balet und