24 Ingelore Menzhausen Entwicklungen im Meißner Porzellan im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts Wenige Wochen nach Beendigung des Krieges richtete der König an seine Räte ein Schreiben über die katastrophale Situation der Porzellanmanufaktur in Meißen: „in denen nach einer so langen Dauer nunmehro endlich abgewichenen Kriegsläuffen ist Unser Porcellaine-Werck aus der Ge fahr des gänzlichen Verderbens, welche ihm oft und nahe bevorgestanden... Je grösser die Schul- den-Last womit es beladen, und die Zerrüttung worein es verfallen, desto nothwendiger ermeßen wir die Ordnung und Wirthschaft besonders bey der Manufaktur selbst wieder herzustellen. Denn Friedrich II. hatte sofort nach dem Einmarsch seiner Truppen in Sachsen die Manufaktur als sein Eigentum betrachtet, die Porzellan-Lager in Meissen, Dresden und Leipzig nach Berlin transportieren lassen, die Manufaktur selbst gegen die Summe von anfangs 2 000 Talern, später von 10 000 jährlich verpachtet. Obwohl die Arcanisten und der eigentliche künstlerische Leiter Höroldt sofort bei Ausbruch des Krieges in die Emigration nach Frankfurt am Main gesandt und Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, arbeitete das Werk weiter, vor allem an Aufträgen für den preußischen König, von Kändler betreut. Dem Schreiben des Königs liegt eine drastische Darstellung der Zustände in der Manufaktur aus dem gleichen Monat zu Grunde. Es heißt darin, „dass boshaftes Räsonnieren einiger unter den anderen so üblen Effect habe, dass dadurch ein je der um seine ungezähmte Freyheit zu suchen, dergestalt keck wird, dass er nicht mehr zu bändi gen ist. Es seien seit geraumer Zeit „Fractiones“ entstanden, die „bald diesen bald jenen zu ihren Führern im verborgenen gehabt, so daß „die ohnedies schon dann und wie notorisch zu Meute- reyen geneigten Officianten und Fabricanten bey diesen Troublen die beste Gelegenheit gefunden ihrem Geiste des Aufruhrs und ihrem Triebe zur Friede-Störung frey den Ziegel zu laßen.“ 2 Die Gründe dafür aber werden nicht genannt. Der Bericht schildert auch die Situation der Maler und Bildhauer in der Manufaktur, nämlich daß die Malerei besonders in den letzten drei Kriegsjahren „negligtret worden. Oder daß die Bildhauer nach eigenem Gutdünken und Fantasie Modelle fer tigten, die das Publikum nicht goutiert. Der König ordnete Verbesserungen an, vor allem auch „dass der Berg-Rath Höroldt hinzuzuzie hen sei“ - der aus Frankfurt zurückkehrte -“ zu welchem wir ein gleich zuverlässiges Vertrauen hegen.“ 3 Aber der König starb im Oktober 1763 und erst Anfang 1764 begann für die Meißner Manufaktur eine Zeit vor allem künstlerischer Reformen, energisch angeschoben von dem Prin zen Xaver. Er schreibt mit dem Datum des 7. 2. 64 an die Manufakturkommission, dass der „Ver fall der Malerey und der Bildhauerkunst ihm nicht entgangen. Beyden mag anders nicht als durch Herstellung des guthen Geschmacks und Beeiferung um neue Erfindungen“ aufgeholfen werden. Er will, daß ein „General-Directori der Künste“ denjenigen Teil der Manufaktur, der die Kunst betrifft, dirigiert. Vorgesehen ist für dieses Amt der Hofmaler und Professor an der neu gegrün deten Dresdener Kunstakademie Christian Wilhelm Ernst Dietrich. Er soll auch Direktor der