Sächsische Staatszeitung : 14.03.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-191603140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19160314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19160314
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1916
- Monat1916-03
- Tag1916-03-14
- Monat1916-03
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- Sächsische Staatszeitung : 14.03.1916
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Dienstag, 14. März 1916 — Der Planet MarS, der sich wieder von der Erde entfernt, ist in diesen Tagen in Hellem nörd- lichen Licht während der ganzen Nacht am Himmel zu sehen. Bei Einbruch der Dunkelheit steht er hoch im Süden. In der Nacht vom 15. zum 16. März begleitet ihn der wachsende Mond und bildet mit ihm eine schöne Konstellation. s JnMüncheu ist der ordentliche Professor der Rechte au der Münchener Universität vr. Friedrich Hellmann im Alter von 66 Jahren gestorben. Er gehörte seit seiner Habilitation 42 Jahre lang dem Lehrkörper der Hochschule an. Sein Fach war deutsches bürgerliches Recht, Zivilrecht und Zivilprozeß. Er war vor und neben seinem Lehrberufe auch Rechtsanwalt und hat als solcher eine Reihe bedeutender Prozesse geführt. Im Familien- und Erbrecht galt er als Autorität. Seme Borlesungen sammelten stets einen großen Hörerkreis um ihn. Literatur. Den Preis der Deutschen Shake speare-Gesellschaft für die beste Biographie Garricks, dessen 200. Geburtstag am 20. Februar ge feiert wurde, erhielt der hiesige Schriftsteller Christian Gaehde für sein Werk „Garrick und seine Zeit". — Ein unveröffentlichtes Versdrama Strind- bcrgs bewahrt der schwedische Schriftsteller Graf Birger Mörner in semer interessanten Handschriften sammlung auf dem Schloß Mauritzberg auf. Unter den 187 Handschriften August Strindsbergs ist das Original manuskript zum „Geheimnis der Gilde" und zu einem unveröffentlichten Versdrama „Das sinkende Hellas". Bildende Kunst. Aus Jena wird gemeldet: Bei dem Umbar: der Universitätsbibliothek sind die Schramm- schen Professorenbildnisse — 16 meisterhaft aus- gcführte Bleistiftzeichnungen — wieder zum Vorschein gekommen. Ter Maler Johann Heinrich Schramm (1809 in Teschen geboren, 1865 in Wien gestorben) kanr auf seinen Reisen, die er unternahm, um Bildnisse für das von ihm herausgegebene „Deutsche Album berühmter Zeitgenossen" zu zeichnen, auch nach Weimar, wo er zum Professor und Hofmaler ernannt wurde, und von da 1844 nach Jena. Er zeichnete hier 18 Professoren der Universität: die Theologen Hoffmann, Hase und Schwarz, die Juristen Schmid, Gnyet und Michelsen, die Mediziner Suckow, Kieser und Huschke, die Philologen Eichstädt, Hand und Göttling, die Philosophen Bachmann und Reinhold d. I., den Historiker Luden, die Physiker Döbereiner und Snell, sowie den Kameralisten Friedrich Gottlob Schulze. Tie Bilder verehrte er der Universität, indem er sich nur vorbehielt, sic für sein Album in Kupfer zu stechen, und indem er die Bitte aussprach, das; geeignete Rahmen dafür be schafft werden möchten. Ter Senat nahm das Geschenk an, und die Philosophische Fakultät verlieh Schramm zum Tank die Doktorwürde. Die Rahmung der Bilder verursachte einige Schwierigkeit, da eine Einigung über das zn wählende Muster nicht sogleich zu erzielen war, übrigens auch eine Zahl der abgcbildeten Professoren, die nicht alle von der Wiedergabe ihrer Züge befriedigt waren, die Zahlung des Rahmens (4 Taler) verweigerte. Nach dreimaliger Abstimmung schlug man den Ausweg ein, die Ra'men auf Kosten der Ehrenaufwandskasse zu beschaffen. Die Bilder, von denen leider diejenigen Eich städts und Ludens verloren gegangen zu sein scheinen, haben an den Wänden des Professorenzimmcrs der Bibliothek einen würdigen Platz gefunden. Musik. Aus Posen wird gemeldet: Im hiesigen Stadtthcater kam ein neuer Mann auf den: Gebiete der Operette, Georg Porepp, erstmalig zum Wort. Ter Komponist, der bisher nur auf dem seriösen Gebiete mit Kleinigkeiten hervorgetreten ist, hatte sich Karl Schüler als Tondichter für das Stück erkoren, das sich „Prinzen launen" betitelt und die lustigen Liebesabenteuer eines in Abbazia zum Kuraufenthalt weilenden jungen türkischen Prinzen Jussuf-Eddin behandelt. Während die textliche Ausgestaltung und der szenische Aufbau recht geschickt ge macht sind und es auch nach berühmten Mustern an einem gewissen sentimentalen Einschlag nicht fehlt, läßt die Musik doch die erforderliche Erfindungsgabe vermissen, wodurch die unverkennbare Anlehnung an bewährte Vor bilder aus neuerer und neuester Zeit um so sinnfälliger in die Erscheinung tritt. Es fehlt jedoch nicht an teilweise ganz guten Gesangs- und Tanzeinlagen, wobei u. a. ein „Schwarzwcißrot-Terzett" sehr ansprechend hervortritt. Der anwesende Komponist konnte nach dem zweiten Akt und am Schluß mehrfach vor der Rampe erscheinen. Theater. Am 19., 20. und 21. April findet im Künstlerhaus in Berlin die Delegiertenversamm- lung der Deutschen Bühnengenossenschaft statt. Auf der Tagesordnung stehen, wie in der neuesten Nummer des „Neuen Weg" mitgeteilt wird, Wahlen, Vorlegung der Jahresberichte und Rechnungsabschlüsse sowie Anträge des Vorstandes und der Ortsausschüsse. . — Zum Leiter des Krcuznacher Kurtheaters ist der frühere Intendant des Stadttheaters in Hagen, vr. plril. Oskar Kaiser, berufen worden. * Ten letzten der Vorträge zugunsten des Bulgarischen Roten Kreuzes hielt gestern im Festsaalc der Technischen Hochschule Hr. Prof. vr. Bruck über „Kunst und Krieg". Die Veranstaltung wurde ausgezeichnet durch den Besuch Sr. Majestät des Königs und Sr. König!. Hoheit des Prinzen Ernst Heinrich, Herzogs zu Sachsen. Der Hr. Redner, der in feldgrauer Offiziers uniform erschienen war, ging aus von der Darstellung der apokalyptischen Reiter von Dürer, welche die voll endetste Allegorie des Krieges ist. Von dieser Dar stellung hat sich kein späterer Maler freimachen können. Auch Cornelius und Böcklin folgen ihr. Eine weitere sinnbildliche Darstellung des Krieges sind die im 18. Jahr hundert entstandenen Totentänze, die vor allem den Gegensatz zwischen Jugend und Tod in Einzeldarstellungen zum Borwurfe haben. Beachtenswerter noch in künstlerischer Hinsicht als die Totentänze sind die satirischen Dar stellungen des Krieges in früherer Zeit. Besonders der Dreißigjährige Krieg bot hier Stoff. Aber es sind meis ausländische, vor allem französische Künstler, die sich seiner bemächtigen. In Deutschland, das von allen Ländern von seinen Schrecknissen am meisten Heimgesuch war, log die Kunst danieder. Die Malerei des 18. Jahr- Hunderts wollte dem Charakter der Zeit entsprechend licht viel von TodundSterben wissen. Auch der Siebenjährige Krieg fand nur einen geringen Niederschlag in der zeit- enössischen Kunst. Die Malerei war ganz abhängig on Frankreich und bevorzugte Stoffe, die wenig mit )em Kriege zu tun hatten. Erst Adolf Menzel hat den Blick für dos friderizianische Zeitalter geschärft. Nach >er Revolution und dem ersten Kaiserreich fand der krieg wieder Darsteller. Vom Kriege 1870/71 wurden owvhl auf französischer wie deutscher Seite die wich- igsten Ereignisse bildnerisch dargestellt. Ist nun über- ;aupt der Krieg an und für sich darstellbar? Nein. Aber die Kunst kann Einzeldarstellungen und Stimmuugs- ülder schaffen. Sie kann der Vaterlandsliebe und dem peld ntum einen Ausdruck geben, aber nicht dem eigent- ich Grausamen und Mörderischen des Krieges. Wir müssen daher alles als nicht künstlerisch verbannen, was innlich - erotisch wirkt oder Greuel und Ekel erweckt. Klinger und Stuck haben den Krieg in großem Sinne als Gottheit aufgefaßt und dargestellt. Machtvoll symbo- isiert hat ihn auch Schlüter in seinen Masken der ster benden Krieger am Zeughause in Berlin. Wereschtschagin wirkt wohl erschütternd, aber nicht innerlich erhebend und veredelnd. Beachtlich ist es, wie die großen Künstler )er italienischen Renaissance den Krieg aufgefaßt haben. Michelangelo benutzt den Aufbruch florentinischer Krieger zur Schlacht, um den nackten männlichen Körper in einer Bewegung darzustellen, Leonardo da Vinci, um >ie Entflammung der heftigsten Leidenschaften zn ver- innbildlichen. Tie großen Maler Hollands haben den Krieg fast gar nicht dargcstellt. Wo sie Schlachtenbilder leben, sind es Phantasiegebilde. Wo immer aber in rüherer oder moderner Zeck von den Künstlern versucht vird, das Grauenvolle des Krieges darzustellen, schaffen ie Werke, die kein tieferes Gefühl hervorbringen. Ter Hr. Redner zeigte dann in Bildern von Waffen aus dem Mittelalter, daß vieles, was in diesem Welt kriege als neu erscheint, in seinen Anfängen schon früher vorhanden war, so die Schutzschilder, die Handgranaten, )ic Brennschiffe, die Revolverkanonen, die Mörser mit Sprenggeschossen. Aufgabe der Kunst ist aber auch, die vielen Beschädigungen und Zerstörungen von Kunstwerken durch den Krieg zn heilen oder neue zu schaffen. Tenk- malpflcge und Heimatkunst werden ihr hier fördernd zur Seite stehen. Sie hat ferner dem Andenken der toten Helder: würdige Grab- und Erinnerungsstätten zu schaffen und wird hierbei Vorbilder, die aber nicht sklavisch nach zuahmen sind, bei der Kunst früherer Zeit finden. Schließlich erörterte der Hr. Redner noch die Bedeutung der Karikatur für den Krieg. Sie will namentlich Ein fluß auf die Massenpsyche gewinnen rind legt ein untrüg liches Zeugnis sür die Stimmung der Volksseele ab. Nichts gemein hat sie mit den Schmähbildern unserer Feinde. Bis zum Jahre 1870 71 ist sie gutmütig spottend, aber im jetzigen Kriege hat sich die Erbitterung bis zum .Haß gesteigert, was sich auch in ihr zeigt. So bietet der Krieg für die Kunst in mancher Beziehung ein Feld der Betätigung, aber wirklich entfalten kann sie sich nur im Frieden. Möge, wenn er wieder eintritt, unseres Kaisers Wort zur Wahrheit werden, daß sie erzieherisch auf das Volk eiuwirke und auch den unteren Ständen die Möglichkeit gebe, ail den Idealen sich wieder aufznrichten. Tas deutsche Volk, dem die Ideale zu dauernden Gütern ge worden siild, ist dazu berufen, sic fortzubilden. * Im grapischen Kabinett (III. Stock) von Emil Richters Kunsthandlung, Prager Straße, sind jetzt Radierungen: Landschaften und Exlibris des Dresdner Radierers Arthur Henne ausgestellt. * Frl. Else Zeidler (Sopran), eine junge Dresdnern!' die ihre Studien zuletzt bei Kammersängerin Margarete Siems und Hoskapellmeister Reiner machte, auch weiteren Kreisen schon durch Mitwirkung in größeren Konzerten bekannt geworden ist, wurde soeben an das Herzog!. Hof theater zn Dessau verpflichtet. Theater, Konzerte, Borträge. * Mitteilung aus der Kanzlei des Resideuztheaters. Morgen, Mittwoch, nachmittags 1^4 Uhr, gelangt zum letzten Male das Weihnachtsspiel„Unsere Blaujacken" zur Aufführung. Abends 8 Uhr wird die Operettcnneuhcit „Die Kaiserin" wiederholt. * Mitteilung aus der Kanzlei des Albert-Theaters. Trotzdem die letzten Aufführungen des Lustspiels „Die selige Exzellenz" vor nahezu ausverkaustenHäusern stattfanden, können nur noch wenige Vorstellungen hiervon gegeben werden, da das erfolgreiche Lustspiel bereits vor sämtlichen Abonnenten und Volks- bühnenmitglicderu gegeben ivorden ist. Vorläufig bleibt das Werk noch an Sonntagen auf dem Spielplan. * Volkswohltheater, Ostra-Allee. Morgen, Mittwoch, abends Z48 Uhr: „Marianne, ein Weib aus dem Volke", Pvllsstück von D'Ennery. Donnerstag, den 16. März, abends '49 Uhr: „Wohltätige Frauen", Lustspiel von A. L'Arronge. Eintrittskatten sind in der Geschäftsstelle des Vereins Volkswohl, Waisenhausstraße 27, I. und abends an der Kasse zu haben. * Morgen, Mittwoch, 8 Uhr im Palmengarteu Chopin- Abend von Ignaz Friedman. * Kriegs-Vesper in der Dreikönigskirche Mittwoch, den 15. März, abends U9 Uhr (Passionsandacht). Zu Grund liegt der doppelte Gedanke an unsre eigne Leidenszeit und an Jesu Leidenszeit. Sämtliche Tonstückc sind Werke von Otto Thomas (Dresden), geb. 5. Okt. 1857 zu Krippen i. Sa. 1. Orgel: Pathe tische Elegie ck-moU. 2. Einzelgesang mit Orgel: „Menschenloos". 3. Chor: „Gott ist getreu!" 4. Schriftwotte. 5. Chor: „Wie du mich führst". 6s. Orgel: Choralvorspiel über: „O Welt, ich muß dich lassen", b. Gemeinde: Lied Nr. 653 v. 4. 7. Gebet. 8. Einzelgesang: „Wenn ich Ihn nur habe". 9. Chor: „Gib Frieden, Herr!" Iva. Segensspruch, b. Gemeinde: Lied Nr. 77, v. 11. Mitwirkende: Hr. Georg Kuntze (Tenor), Konzertsänger; Hr. vr. Schnorr von Carolsfeld (Orgel): der Kirchenchor. Leitung: Kantor Wilhelm Borrmann. Eintritt frei; Programme (10 Pfg.), um deren Entnahme gebeten wird, an den Kirchtüren. u Spendet Geld für unser Patenkind !! Stadt und Kreis Darkehmen. Annahmestellen: » Stadthauptkaffe und hiesige Banken. «:.u::r:uuuuuunu«::»::uuu«uuu»»»«u»»»r»u:»uus I. G. Lotta'sche Buchhandlung Nachfolger Stuttgart und Berlin Soeben erschienen: Der Bismarcksche Reichseisenbahngedanke Reichsstelle für einheitliche Derkehrsleitnng als vorläufige wirtschaftliche Notwendigkeit Don vr. jur. b. c. Herman« Kirchhoff Wirklichem Geheimen Rat Geheftet 50 Pfennig 1191 Wenn die Sinne über den Wasgenwald steigt. Stimmungsbild von der Vogefenfront. Von OSkar Ulrich Volkert. Lk. Wenn die Sonne über den Wasgcnwald steigt, liegen die Heldengräber da oben im Morgenlichl. Es ruhen sechs nebeneinander unter gesonderten Hügeln — Jäger nnd Wehrleutc. Das Grab am Ende der Reihe ist noch ganz frisch mit Kränzen «nd Kreuzen der wild wachsenden Ilex bedeckt. Einen vom Ersatz-Regiment der Infanterie hat "es ereilt. Auch er wird seinen Stein oder fein Kreuz bekommen wie die andern. Unter den Tanne« nnd Fichicn harren sie der Ewigkeit. Turch die luftigen Zweige fallen die Strahlen des himmlifchen Lichtes und weilen feicrli h ans den Inschriften, die von Kammeradcnhand sorgsam gemeißelt wurde». Welch nncrsck öpflichcn Gedankcngang vermag nicht dieser gehei ligte Fleck Erde im Verein mit dem lebcnweckcnden Licht, das siegreich von Osten in den fränkischen Wald bricht, anszulösen?! Toch davon später einmal. Folgen wir den Sonnenstrahlen über die Schlucht hinüber zur französischen Stell ng! Friedlich liegt der jenseitige Wald im go denen Schein. Tas ist die Zeit, in der wir cinseycn können in vieles, was zu anderen Tagesstunden die Schatten da drüben verdecken. Ter Geg- cr weiß es und verbirgt sich, so gut er es vermag. Er fürchtet unsere spähenden Angcn. Aber er hat die Hoff nung, zn anderen Zeiten, wenn die Lonne im Westen steht, Veroclting übe» nnd in unseres Waldes Herz sehen zu können. Es kommt nur darauf au, wer von beiden die besten Augen, die besten Masken nnd tiefsten Schatten hat. Tort, wo der jenseitige Wald an der Bergwicse schräg hinaufsteigt, stehen einige Birken. Tie eine hat der Ltnm, nachdem nufere Kugeln ihren weißen Stamm durchlöcherten, geknickt. Sie ist uns ein Merkzeichen. Ticht dahinter geht der feindliche Graben durch de» Wald. Eben legt sich die Sonne an die Holzplankcn der feindlichen Wehr. Ter graubraune Schein — das ist Ne. Und die schmalen Lchattcnftrcifen darin sind die Lchieß- luken. Nnge chickt sind die <rünen Macken da drüben angebracht, deren Zweige Wehr und Luten verdecken fallen. Run blickt die Lonne in die holzumrahmte Luke hinter dem schrägliegcndcn Birkenstamm; verrät uns, was dahinter zn sehen ist. Wir stehen im Schatten eines ver deckten Punkte- unserer Stellung, wo der Posten seinen Stand hat. Nirgends die Stimme eines Menschen. Nur Axthiebe dringen von schräglints auS dem feindlicken Walde. Ter Posten sicht unvcrwand hinüber. Wir nehmen den Feldstecher und folgen mit nnscrcm Blick dem Strahl der Sonne durch die feindliche Luke. Was sehen wir? — Eine gelbliche Fläche, die Hintere Wand des Grabens. Wir warten ab, fünf, zehn, fünfzehn Minuten, indessen die Axthiebe drüben verstummen Nichts zeigt sich. Aber wir warten. Tenn der Posten späht, als müßte jeden Augenblick etwas an der gelb lichen Wand erscheinen. Jehl —! Ein Schatten hnscht vorbei. Ter Posten hat das Gewehr durch seine Lnke gesteckt nnd angelegt. Wir nehme» die Ferngläser vor die Angcn. Aber schon kracht der Schuß. Drüben hnscht es in einer Reihe von Gestalten an der Wand vorüber. Ein zweiter nnd dritter Lchuß des Pof ens, nnd ich erkenne deutlich, wie ein menschlicher Schatten mit hastiger Armbcwegung taumelt und nach unten verschwindet. Unser Poste» lacht. „Ich wußte, daß sie jetzt kommen", flüstert er rasch. „Sic sind jcden Morgen links drüben bei ihrer Arbeit. U d wenn die Äxte verstummen, dann kommen sie an der Lnke vorüber —" Wir gehen. Ter Posten lauert wie der Jäger auf dem A stand. Wenn das „Wild" vor den Schuß kommt, schießt er es ab — Nun stehen wir im Schalten einer Tmmc, wo »ns umfassende Einsicht nach der gegnerischen Stellung ge geben ist. Ter feindliche Nadelwald ist mit weißen Ti pfcn iibcrsät, die leuchtend in der Lonne hervortreten. Es sind die Tragsrhirme der nächtlichen Lenchtsonncn, die bei ihrem Niedergänge in den Z »eigen hängen blieben. Lie stiegen vereinzelt, wie ferne wcißcPnnktecrlennen la scn, bis in den winterlich braunen Laubwald, der sich durchsichtig über dem Kichtenbestande zum Rücken des Kammes hinanf- zieht. Ta oben dringt die Lonne frei bis ans den Wald boden nnd, obwohl die Höhen weiter znriicklicgcn, können wir doch mit bloßem Ange grüne Streifen erkennen, die sich wie Gurlband um dcn Leib des Berges legen. Ls sind die feindlichen Stellungen zweiter und dritter Linie. Tas Fernglas rückt sie uns näher: Grabenwehren mit Moos bedeckt. Ter Weg fuhrt uns aus dem Schützengraben vor eine Waldlichtung ans dem Kamme, wo der Feind «ns nicht vermutet und der Schalten einiger Tannen uns um- dnnkrlt. Wir sehen die Sonne in eine schmale Schlucht hincinlenchten, wo die Talwiese mit einem Zipfel ans- länft, der von unseren Gräben aus nicht einznsehcn ist. Ter Wiesenbach verschwindet dort im Dunkel des Waldes.
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