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01 Deutsche allgemeine Zeitung : 30.03.1851
- Titel
- 01
- Erscheinungsdatum
- 1851-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-18510330016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-1851033001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-1851033001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1851
- Monat1851-03
- Tag1851-03-30
- Monat1851-03
- Jahr1851
- Titel
- 01 Deutsche allgemeine Zeitung : 30.03.1851
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Sonntag. —Rr. 13. — 30. März L8S1. Literarisch artistisches Beiblatt <- i - s, - 7. i 1 .-u<. . zur DevW« AllMtim Zntvllg. . . . - . , .. - , . .. -1,' . ,,^'r ., ... ' D a'S M . - ' . -on R»be»s V»«tz. V i e M e' s- B u ch. ., ^ Die güten Werke.' " ' . A ch t e S C q p i t.e l. Slte Wtt-beit and jungeThorbeit. > ! Da- war denn nun also eine ziemlich gereizte, fast feindselige Unterhaltung gewesen. Dennoch, als die beiviest Herren bei der Tafel Meder zusammen, trafen, war ihnen nichts mehr davon anzumetken. Besonders der Justizrath war in der muntersten Laune. Angelika Hatto sich entschuldigen lassen; sie wäre unwohl. Der wahre Grund ihres Au-bleibens indessen war «in ganz anderer; sie konnte nach Allem, was sie feit dem gestrigen Abend erlebt und namentlich nachdem sie den Jüstizrath vorhin in scheinbar so traulicher Un- terhaltung mit Herrn Wolston gesehen hatte, nicht mehr zweifeln, daß auch der Justizrath auf die Seite ihrer! Gegner übergetreten, und fühlte sie sich unter diesen Umstanden nickt stark genüg, den Anblick de- bisher so auf- richtig verehrten Mannes zu ertragen. Auch Iulian war auf seinem Zim- mer geblieben. Um so ungenirtcr konnte der alte Herr seiner muchwilligeN Laune den Zügel schießen lassen; er erging sich in soviel spaßhaften Erinnerungen von cytdem, er erzählte soviel kleine komische Geschichten und trug auch das Derbe und Verfängliche mit soviel gutem Humor und soviel liebenswürdi ger Schalkheit vor, daß jede andere Frau als die Baronin Nachsicht mit ihm gehabt haben würb^. Böi" 'dieser jedoch war es, so zü sagen, ein ge sellschaftliches Princip)fichbrierst«n-B«kanntsch asten allemal möglichst streng und spröde zu zeigen. Auch saß ihr Herr Waller gegenüber) eine doppelte Veranlassung für sie, die Histörchen deS Jüssizraths richt abgeschmackt und unschicklich zu finden und diese ihre MeinMig ziemlich unverhohlen an den Tag zu legen. Aber auch da- erschütterte die übermüthige Laune des Ju- stizraths nicht im mindesten; je zurückhaltender und einsilbiger die Baronin wurde, je lauter und lustiger wurde er, je strengere Blick« sie auf ihn rkch- tete, je munterer hin und wieder biißt« er st« mit seinen klaren, feurigen Augen am - > - Besonders viele Roth' Mächte ihm Herb FloruS, der mit Gewalt au- ihm herauSpressen wollte, wie es mit der politischen Stimmung der Haupt- stadt stände und ob in DerThat, wie da-Gerücht behaupte, für die nächste Ztit irgend «in« Störung der öfftntlichen Ruhe zu fürchten sei. Woher die» politische Interesse des Poeten stammte, wissen wir längst; er war wirklich in den letzten Wochen mit seinem Roman einigermaßen vorgerückt und zitterte nun bei dem Gedanken, das Erscheinen seines Buchs könne Mit irgend tiner politischen Katastrophe zusammrnfalltn und ihm dadurch .der gehofft« Effect beeinträchtigt werde». Der Justizrath war eben im Begriff, ein Glas alten Rheinwein hinun terzuschlürfen.. Er setzte das Glas vom Munde, ließ es gegen das Licht scheinen, führte es dann wieder bedächtig an die Nase, den Duft zu prüfen. Ein vortreffliches Weinchen, nicht wahr? fragte er Herrn FloruS. Herr FloruS, der in Allem, wa- Keller und Küche betraf, nicht blos für einen au-gezeichNtten Kenner galt, sondern eS auch wirklich war, beeifertr sich sogleich mit großer Ernsthaftigkeit, die Geberden des Justizrath- nach- zuahmen. Vortreffliches Weinchen, wiederholt« er bekräftigend, indem er da- flüssige Gold langsam hinuntergleiten ließ. Auch der Justizrath hatte sein Gia- geleert; er setzte e- so hart auf, daß Teller und Flaschen klirrten und die Frau vom Hause aus den peinigenden Gedanken, die sie mitten unter den Frtuden der Tafel beschlichen hatten, bestürzt in die Höhe fuhr. Nun so soll Sie doch das Wetter regieren, brach der Justizrath in ko mischem Zorne los, Sie Verwünschtester aller Versemachrr, daß Sie mir solch rin gottgesegneteS Weinchen mit Ihrer vertrackten Politik' verderben wollen! der beste Wein wirb ja zu Essig, Geschmack, Blume, Alles ist weg, sowie mW Einer da- leidige Wort Politik in den Mund nimmt. Politik, ei jä doch! unsere heutige Politik! WaS fragen Sie mich denn danach? Da, den Schwarzrock da drüben, den fragen Sie (indem er auf Herrn Waller deutete), da- sind die wahren Politiker heutzutage, di« rühren den Brei — ich hoffe zu Gott, sie sollen ihn auch auSeffen, gelt, mein Herr Pastor? Herr Waller, wi« er sich so nnvermnthet in die Unterhaltung gezogen sah, haste unwillkürlich mit «rnem kurzen, flammenden Blick in die Höhe gesehen. Sogleich indessen, wie der Justizrath ihn unmittelbar anredete, schlug er da- Auge wieder nieder und begnügte sich, mit einem feinen höflichen Lächeln zu erkennen zu geben, wie allerliebst er den Scherz d«S alten Herrn findt und wie f«hr er der Mann sei, äuf dergleichen einzugrhtn. ' Der Justizrath aber, der nun einmal im Zuge war, fuhr fott: Die ganze Politik jetzt ist Spitzbüberei, und nicht einmal resdkutt, «hrlicht Spitzbüberei, sondern da behängen sie sich noch mit frommen Redensart«», und indem sie uns die Taschen leeren und die Rippen zerbrechen, stellen sie sich noch, als wollten sie unser Seelenheil retten. Mein Seelenheil, O ihr Hallunken! In diesem Glasc Wein ist ja mehr Seelenheil und mehr wahre- Christenthum als in eurer ganzen frommen Politik oder politischen Fröm migkeit) es kommt auf eins heraus. Wen» wir gute Freunde bleiben sol len, mein bester Herr FloruS, fragen Sie niich nie wieder ein Wort von Politik; von Falschmünzern, Mordbrennern und Straßenräubern wollen wir uns erzählen, heillose Geschichten, sage ich Ihnen, Geschichten, daß man blaß davon werden kann bei Hellem Tage — aber nur nichts von unserer jetzig«» Politik! Es kommen da zu Hause auch so ab und zu Menschen zu mir, neundrähtige, gkißnttische Schelme, die wollen mich auShorchen und schwatzen mir allerhand Dinge vor, von einer Partei bei Hofe, die der an dern Partei bei Hofe in den Haaren liegt, Serenissimus contra Erbprinz, Erbprinz contra Serenissimus, Pfaffen gegen Bureaukraten, Bureaukraten gegen Pfaffen — ich behandle diese Gesellen jedeSmal mit solcher unchrist- lichen Grobheit, daß sie sich eiligst davonmachen, weil ich nun ein für alle mal mit dieser ganzen miserablen Geschichte nichts zu thun haben will. Partei, ja freilich! Wenn ich Richter zwischen diesen Parteien wäre, auf mein Wort, ich würde sie nicht nur alle Beide abweisen, sondern alle Beide ließe ich sie Hcrr Florus dem, wie uns bekannt ist, die gesellschaftlichen DehorS über Alles gingen, saß wie auf Radeln t das Antlitz der Baronin war während der letzten Aeußcrungcn des Muyizraths immer ernster, immer vornehmer geworden. Mit währer VerzvMsning blickte der geängstigte Poet im Kreise umher, ob sich denn Nkmand erbarmen und das verhängnißvolle Gespräch, zu dem er so unschuldigerwcise Veranlassung gegeben, auf einen minder verfänglich«» Gegenstand lenken würde. Aber Herr Waller, den Kopf sittig vorn übtrgSnW, schien nur mit seinem Teller beschäftigt: während Herr Wolston, breit hintenübergelehnt, die Zähn« stochernd, sichtlich daS größt« Behagen an dem Zorn seiner Gemahlin wie an der Verlegenheit des Poe- ten hatte. ' "Endlich faßte sich Herr FloruS ein Herz. Die Cousine Seiner Exceüenz deS Herrn Ministers, sagte er dem Justizrath ins Ohr, doch laut genug daß Alle es hören konnten, indem er voll Ehrfurcht auf die Baronin hinwiek. Nun versteht sich, die Cousine des Ministers, erwiderte der Justizrath unerschültert mit ganz lauter, derber Stimme: wem sagen Sie daS, Männ chen? Als ob wir uns nicht kennten, gnädige Frau? Ei ja doch, SieVer- sifex, die gnädige Frau und ich haben uns gekannt, noch lange bevor Sie sich dio Finger an Ihren Versen beklecksten. Stoßen wir an, gnädige Frau: Die Vergangenheit soll leben! Mit süßsaurer Miene erhob Madame Wolston ihr Glas. Der Justiz- rath dagegen, als wäre nicht das mindeste Anstößige oder Bedenkliche vor gefallen, fuhr fort, sie nach seiner Weise zu unterhalten. Wissen Sie, sagte er, daß ich außer dem Vergnügen, Sie und Ihren Herrn Gemahl zu begrüßen, auch noch einen geschäftlichen Zweck bei dieser Reise habe? Das heißt nur eine Art von Geschäft; viel «intragen wird eS mir allerdings nicht Die Baronin horchte hoch auf, und selbst Herr Wolston konnte «ine ge wisse Spannung nicht verbergen. Es sind einundzwanzig Jahre her, vielleicht fünfundzwanzig, erläuterte der Justizrath, daß ich eine Vormundschaft zu führen hatte über einen jun- gen Mann, den Sohn eines alten Universitätsfreunder, eines Prediger-1 der Junge hatte ebenfalls Theologie studirt und war dazumal, wenn ich mich recht besinne, Hauslehrer bei Ihrer seligen Frau Tante, meine Gnä- digste, in deren Hause Sie damals lebten; ist's nicht so? Es wären viele Hauslehrer bei ihrer Tante gewesen, entgegnet« die Com- merzienräthin, sie könne sich auf die einzelnen Persönlichkeiten unmöglich mehr besinnen, zumal, da eS nicht ihre Lehrer gewesen. Aber auf diesen besinnen Sie sich doch, rief der Justizrath, ganz gewiß; besinnen Sie sich! Es war ein bildschöner Mensch und auch gescheit, nur leider zu gescheit für einen Theologen; der arme Tropf konnte das pfäsfi, sehe Leben nicht auShaltrn, wurde liederlich, verlor endlich den Verstand ... Herr Wolston schien u»g«meintS Interesse an der Erzählung des Justiz-
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