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Deutsche allgemeine Zeitung : 26.07.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185507262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18550726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18550726
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1855
- Monat1855-07
- Tag1855-07-26
- Monat1855-07
- Jahr1855
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 26.07.1855
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sert. Derselbe leidet an einer großen Schwache, welche zu heben die Aerzte bisjetzt nicht im Stande waren. Der Fürst mußte demnach auch infolge dieses Umstandes die für den 17. oder 18. Juli anbcraumt gewesene Jnspcctionsreise nach Modlin und Zamosc verschieben. — Der englische Bevollmächtigte, H. Eliot, hat vergangenen Sonnabend, am 21. Juli, eine Note des Grasen Clarendon zur weitern Mittheilung an den Grafen Buol aus London erhalten. — Au« Wien vom 20. Juli wird der Schlesischen Zeitung geschrieben: ,,Der interimistische Vertreter Preußens, Graf v. Flemming, hielt heute eine längere Besprechung mit dem Grafen Buol, deren Gegenstand die letzte nach Berlin abgegangcnc Note des österreichischen Cabinets vom 14. Juli war. Wie man vernimmt, hat Preußen nun im vertraulichen Wege einen Antrag in Betreff der vier Garantiepunkte stellen lassen. Preußen wäre nämlich gesonnen, die vier Garantiepunkte sich anzucignen, wen» Oesterreich mit einer denselben von preußischer Seite gegebenen Auslegung einverstanden wäre. Die Sache ist übrigens noch schwebend und noch nicht reif; möglich bleibt es aber immerhin, daß auf diesem Wege eine Einigung er zielt wird. Im Uebrigen kann man die Wahrnehmung macken, daß Oester reich eine Einigung mit Preußen in diesem Augenblick ernstlicher anstrcbt als je, und daß die Hoffnungen der Westmächte auf eine Allianz mit Oester- reich von Tag zu Tag mehr schwinden. Wenn auch der Notenwechsel zwi- schcn Oesterreich und Preußen gegenwärtig noch etwas gespannt ist, so wird sich doch bald eine geschmeidigere Form ermitteln lassen." — Die Proccssion bei der vorgestrigen Marienfeier war eine der glän zendsten, die Wien je gesehen. Außer dem Kaiser und der Kaiserin wohn ten derselben neun Erzherzoge bei. Der Zug dauerte zwei Stunden. Als der Mittelpunkt desselben an der Mariensäule angelangt war, kniete» der Kaiser, die Kaiserin und der Hof unter einem für dieselben bereiteten Zelte nieder, und es begann die Laurelanische Litanei, nach deren Schluß der Fürst-Erzbischof, neben dem man den Cardinal Viale Prela bemerkte, den Segen crtheilte. Als die Procession hierauf nach dem Stephansdom zu- rückkchrtc, begann es zu regnen; es folgte um 6 Uhr Nachmittags das Tcdeum im Dom. Die anwesende Menschenmenge war eine ungeheure. Abends war die Muricnsäule und der sie umgebende Stadttheil erleuchtet. — Die Wiener Zeitung enthält bereits die kaiserliche Verordnung, womit die Einberufung der Centralcongrcgationcn und der Wiederbeginn der Wirksamkeit derselben im Lombardisch.Vcnetianischen Königreich angeordnet wird. Es sind hiernach die Centralcongregationcn für die lom bardischen und vcnetianischen Provinzen einzubcrufen und haben für jene in Mailand, für diese in Venedig von dem Tage an, den der Ecneralgou- verncur bestimmen wird, ihre gesetzliche Wirksamkeit wiederzubeginncn. — Die ofsicielle Mailänder Zeitung schreibt: „Am 8. Juli haben mehre Landleute in einer Gemeinde der Provinz Brescia ungerechte Ansprüche auf ein Besitzthum der Familie M. V. in gewaltsamer Weise geltend zu machen versucht und damit begonnen, daß sie sich zusammenrottetcn, um die Abzugsgräben an dieser Besitzung zu zerstören. Der Verwalter rief die Gendarmerie zu Hülfe, deren gütlichen Vorstellungen kein Gehör gegeben wurde. Im Gegcntheil wurde mit Steinen »ach den Gendarmen gewor fen, die sich nun genöthigt sahen, von ihren Waffen Gebrauch zu machen; zwei Individuen blieben auf dem Platze, mehre wurden verwundet; die Rä delsführer, sieben an der Zahl, wurden verhaftet." *Von der österreichischen Grenze, 21. Juli. Die Stellung, welche die österreichische Armee jetzt nach ihrer theilweisen Reduktion und nach ihrem Rückzüge von den russischen Grenzen eingenommen hat, gibt zu man cherlei politischen Muthmaßungen Veranlassung. Die österreichischen Trup pen gruppircn sich nach ihrer Heimkehr besonders in zwei Massen. Die eine hat sich in Mähren und Böhmen, die andere in Steiermark aufge- stellt. Die erstere Stellung kann keine demonstrative sein; denn wenn auch Preußen und Oesterreich in ihren Ansichten über die orientalische Frage und deren Behandlung nicht einig sind, so ist diese Uneinigkeit doch mehr eine theoretische als eine solche, welche zur praktischen Folge den Krieg ha ben könnte. Die Aufstellung einer österreichischen Armee in Böhmen und Mähren bezeugt demnach, daß das Verhältniß zwischen Oesterreich und Rußland noch nicht ein ganz ungetrübtes ist, sondern daß man in Wien die Möglichkeit eines Kriegs mit Rußland immer noch in seine Berechnun gen zieht. Darum die Aufstellung einer Observationsarmee in Böhmen und Mähren. Uebrigens scheint diese Eventualität sich in immer größere Fer- ncn zurückzichen zu wollen. Denn auch die Occupationsarmce in den Do- uaufürstenthümern, welche hauptsächlich Rußland bedrohte, wird vermindert. Eher dagegen als die Aufstellung in Böhmen und Mähren scheint die in Steiermark eine demonstrative zu sein. Italien ist bereits von den Oesterrei chern stark besetzt; ein Beweis, daß man von dieser Seite her etwas fürchtet. Die Armee in Steiermark ist aber offenbar eine strategische Reserve der italienischen Armee. Droht eine Revolution in Italien auszubrechen? oder will Sardinien seine Allianz mit den Wcstmächten dazu ausbeutcn, daß cs seine alten Plane auf die Lombardei verwirklichen will? oder zettelt Frank reich in Italien Verwickelungen an, um sich für die Täuschungen zu rä chen, welche ihm die österreichische Politik jetzt bereitet hat? Wie dem auch sein mag, Oesterreich nimmt eine Stellung in Italien und gegen Italien ein, die unmöglich auf den Orient sich beziehen kann, während die Stel lung seiner Armeen in Mähren und Böhmen beweist, daß es noch immer zu einer Diversion gegen Rußland bereit ist. Schweiz. ^.Aus der Schweiz, 20. Juli. Die Berichte, welche dem Bundes- rath über die Werbungen seitens der CantonSbchörden zugcgangen, lau ten dahin, daß wenige Fälle zur Kenntniß der Behörden gelangt feien, sie aber strengstens darüber wachen, daß das Wcrbeverbot innegehalten werde. Dagegen berichtet Baselstadt, daß, „während römische und nea politanische Werber, deren Schlicke wir hier genau kenne» gelernt haben, wenigstens im Nordwester« der Schweiz außerhalb der Grenze bleiben, gehe diesmal das Ding fast als ob im Lande kein Verbot existirc. Von Ncueiieck aus ist unserm Kriegscommissar eine förmliche Werbeinstruction zugesandt worden, von der wir überzeugt sind, daß sie sehr vielen eidge nössischen und cantonalcn Kriegscommissaren zugckomnic» ist". Diese An gabe wird in den Berichten der übrigen Cantone bestätigt. „Man scheint es cnglischerseits namentlich auf eidgenössische und kantonale Jnstructions- Militärs abzuschm", heißt es ferner im baselcr Bericht. Die berner Ne gierung beschwert sich über den Misbrauch der Exterritorialität seitens der betreffenden Gesandtschaften. Im Bericht des Bundesraths, welcher sich auf die Berichte aus den Cantonen stützt, wird ebenfalls mit Bestimmt heit ausgesprochen, daß man fernerhin gewillt sei, das Wcrbeverbot in aller Kraft aufrechtzuerhalten. Principiell faßt der Bundcsrath das Werbeverbot so auf, daß keine schweizerische Behörde eine Capitulation mit einer frem den Macht eingchen und von Einzelnen keinerlei Verlockungen zum Frem- dendicnst vorgenommen werden dürfen. Visjctzt habe der eidgenössische Stab, heißt es im bunkesräthlichen Bericht, keine besonders zahlreichen Verluste erlitten, was wir freilich für sehr fraglich halten; doch ist das eidgenössische Militärdepartement vom Bundcsrath beauftragt, darauf zu sehen, daß nicht in der Folge eine Desorganisation oder Schwächung der eidgenössischen Armee cinlrctc, und, wenn iwthig, dafür die geeigneten Maßregel» anzuordtte». Drohender aber ist die Gefahr, welche aus der Nachlässigkeit in Betreff der Legitimationsschriften entsteht, wobei hinsicht lich der englische» Legion arger Unfug getrieben wird. Auch bloße Tauf scheine, ohne Legalisation, werden zugelassen; öfters sind sie falsch oder werden für Angehörige fremder Staaten benutzt ic. Alle derartigen Akten stücke erhalten von der französischen Gesandtschaft das Visa zum Eintritt bei Höningen, sie mögen falsch oder echt sein. Der Bundcsrath hat bei der französische» Gesandtschaft gegen ein solches Verfahren reclamirt und ihr sowie der englischen die bestimmte Erklärung zugehcn lasse», daß man bei der dereinstigcn Rückkehr der Angeworbene» Schriften der genannten Art nicht als genügenden Ausweis für die schweizerische Heimatgehörigkcit anerkenne«« werde. Die betreffende Commission in der Bundesversammlung hat die Motion gestellt, de» Bundcsrath zu beauftragen, daß er dem Werbe- vcrbot mit eidgenössische» Krastmittcln die Nachachtung verschaffe. — Oester reich theiltc dem Bundcsrath mit, daß die Auslandspässe auf unbestimmte Zeit in jenem Staate nur für die Dauer von drei Jahren gültig sind. Bern, 23. Juli. Die österreichische Negierung hat beschlossen, sich von nun an durch einen Ministerresidenten bei der schweizerischen Eidgenossenschaft vertreten zu lassen, welche neue Würde sie auf ihren bis herigen Geschäftsträger Frhrn. v. Kübeck übertrug. — Der österreichische Gesandte bei der Eidgenossenschaft hat dem Bundespräsidenten eine Verbal note mitgcthcilt, mit welcher die österreichische Negierung sich über die Bc- einträchligung der Rechte der Bischöfe vonMailand und Como durch das jüngst im Caiiton Tessin erlassene sogenannte politisch-kirchliche Gesetz beschwert, und zur Beseitigung aller und jeder Collision den Abschluß eines Concvrdats zwischen Tessin und dem päpstlichen Stuhle vorschlägt. (Bund.) Italien. Sardinien. Turin, 17. Juli. Ein lurincr Cocrespondent der Jn- dependance belge versichert, daß die französische Regierung in Nom mit großem Takte Schritte zu Gunsten Piemonts gcthan habe und daß das Re sultat davon sei, baß der römische Hof, vorläufig wenigstens, aller weitern Demonstrationen gegen Sardinien sich enthalten werde. Frankreich. Paris, 23. Juli. Als die alliirtcn Flotten vor einem Jahre Odessa bombardirten und sich vor einigen Strandbatterien zurückzogen, da mals hätte man Odessa mit Leichtigkeit nehmen können, und dann wäre, aller Wahrscheinlichkeit nach, heute auch Sewastopol genommen. Denn Odessa ist nicht nur einer der wichtigsten Zufuhrplatze für Sewastopols Ver» proviantirung, cs ist außerdem seit einem Jahre auch ein bedeutender Waf- fenplatz geworden. Odessa wie Sewastopol sind erst in der Stunde der Gefahr, gleichsam unter den Augen des Feindes, so stark befestigt worden. Was der Admiral Hamelin vor einem Jahre selbst auSzuführcn versäumte (vielleicht lag die Schuld an den unvollständigen Instructionen), das bc- fiehlt er heute, wo es viel schwerer gewordcn, als Marineminister seinem Nachfolger im Schwarzen Meere, seinem altcn Nivalen Bruat. Außer Odessa sind noch Pcrekop und das sogenannte Faule Meer die wesentlichen Zufuhrorte für Sewastopol, welche alle drei nach und nach abgeschnitten werden sollen. Indessen ist Kars ernsthaft bedroht, und die Türken, denen cs dort an den guten europäische» Führern fehlt, werden cs nur halten können, wenn der entsetzende Zuzug zeitig genug anlangt. Auf die Chri sten in der dortigen Umgegend können sic sich nicht verlassen, diese sind viel fach im russischen Interesse. — Der Kaiser hat dem bairischen Gesandten in Petersburg für die französischen Kriegsgefangenen 50,000 Fr. an gewiesen, und demselben überhaupt die Sorge für dieselben übertragen. Man hat sich im Allgemeinen über die Behandlung derselben gar nicht zu be klagen. Die russischen Kriegsgefangenen in Frankreich werden zum Theil auf Landgütern als Feldarbeitcr vcrmiethct und auch aus einigen Werften bei öffentlichen Baute» benutzt. — Hr. Sylvestre de Sacy bringt im Jour nal des Döbals einen merkwürdigen Artikel über die Wiener Confercn-
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