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Deutsche allgemeine Zeitung : 13.05.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185705131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18570513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18570513
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1857
- Monat1857-05
- Tag1857-05-13
- Monat1857-05
- Jahr1857
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 13.05.1857
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S74 stimmten Raum nur noch zu einigen allgemeinen Bemerkungen über die Anwesenheit des Prinzen. Sie ist erstlich ein unwiderleglicher Beweis da für, daß auch Preußen das ncufranzösische Kaiserthum anerkannt hat, und zwar nicht bloß formell, sondern aus innerster Ueberzeugung von der Noth wendigkeit desselben; sie soll zweitens eine bloße Erwiderung der Höflichkeit sein, welche unser König Ludwig Napoleon dadurch erwies, daß er den Sohn des Prinzen von Preußen an dessen Hof schickte. DaS Letztere, ob- wol es von allen officiellen Blättern behauptet wird, will jedoch Niemand glauben und zwar vorzüglich deshalb nicht, weil die Reise des Prinzen nach Berlin zu plötzlich erfolgt ist. Man wittert daher allgemein einen po litischen Zweck dahinter, Viele auch eine Heirath, da der Prinz unvcrhei- rathct und erst 34'/, Jahre alt ist (er wurde am 9. Sept. 1822 geboren). Die Abreise des Prinzen soll erst am 13. Mai und zwar nach Dresden erfolgen, sodaß Sie wahrscheinlich Gelegenheit haben werden, ihn ebenfalls von Angesicht zu Angesicht zu sehen. — Die Neue Preußische Zeitung sagt über die Ankunft des Prinzen Napoleon; „Die Reise des Prinzen Napoleon hat keinen politischen Zweck; sie ist aber ein neuer Beweis dafür, baß, wie die andern Großmächte, so auch Preußen das neufranzösische Kaiserthum nicht blos formell anerkannt hat. Der orientalische Krieg, das haben wir oft gesagt, hat die Stellung des Kaisers der Franzosen gewaltig verändert; das Ansehen, das er sich dadurch erobert unter den europäischen Souveränen, ist viel wichtiger für ihn als die Siege seines Heeres auf der Taurischcn Halbinsel, die er nur als Mittel zu jenem Zweck erstrebte. Man kann im Allgemeinen nicht sa gen, daß Ludwig Napoleon die neue Situation ohne Mäßigung ausgebeu tet hätte. Die Ereignisse haben ihm seitdem zum öftern eine Vermittler rolle zugeführt, die er gewiß sehr gern übernommen und im Interesse sei ner Stellung benutzt hat; aber er hat sich doch immer bemüht, die Gedan ken zurückzudrängen, die für Europa nun einmal an Napoleonische Arran gements geknüpft sind. Die auswärtige Politik des Kaisers der Franzosen hat bisher einen ganz andern Charakter als die seines Oheims, der an der Spitze seiner Heere die Völker zertrat, um, mit dem Fluch Europas bela den, im Exil zu enden. Zwar, was die Zukunft bringen wird, vermag Nie mand zu sagen; aber uns Preußen ist nur ein furchtloses Herz vonnöthen und klare, frische Augen, um getrost den künftigen Ereignissen cntgegenzu- sehen. Wir haben nicht nöthig, Allianzen zu suchen; aber wir brauchen auch keinen Gegner zu fürchten, solange wir ein gutes Gewissen haben und Herz und Hand auf dem rechten Flecke. Die innere Politik des jetzigen Frankreich hat Liebhaber genug gefunden unter den Staatsmännern Euro pas. Ihre Losung heißt: «olmrer vt stiriZer. Alles soll den Leuten von der Negierung zurechtgemacht werden, Alles haben sie vom Gouvernement zu erwarten, sie brauchen sich nur widerspruchslos regieren zu lassen. Es mag ja wol sein, daß, wie sich die französischen Zustände während der letz ten 70 Jahre nun einmal aufgelöst haben, solch eine straffe Centralisation dort absolut nöthig war, wenn nicht Alles auseinandergehen sollte in chao- tische Verwirrung; vielleicht auch, daß Ludwig Napoleon selbst mit der Zeit cs für möglich hält, hieran etwas zu ändern. Jedenfalls aber müssen wir unsererseits immer von neuem uns dagegen verwahren, daß das imperiali stische Regiment ein Ideal sei für die europäischen Völker. Es gibt zwar Leute genug, die, wenn auch nicht die Fähigkeit, doch hinlänglich Neigung haben, «Napoleon» zu spielen, und wenn sich auch das Genie nicht ablau- schen läßt, sie haben ihm doch die äußern Kunstgriffe des Gouvernirens glücklich abgeguckt und sind bereit, die Welt zu beglücken. 8uum ouiquo! Preußen wenigstens kann nur noch bestehen, wenn seine Fürsten bei star kem Regiment ihrem Volke doch die Freiheit gewähren, deren Quelle das Recht ist, und wenn die Unterthanen ihrem König die Treue halten, die ihre Wurzel hat in der freien Liebe. Wo Alles schweigt, herrscht zwar Stille, aber Friede nicht." —rBerlin, 11. Mai. Die dänische Angelegenheit will nicht von der Stelle. Hr. v. Bülow ist in Frankfurt a. M. wiedereingetroffen, ein Beweis, daß er keine Aussicht hatte, zu einem Ministerium beitragen zu könnens, wie er cs im Interesse seiner politischen Anschauung wünscht. Die Nachrichten, die hier von Kopenhagen eingelaufen sind, lauten sehr trübe. Gestern ist der preußische Gesandte am kopcnhagcner Hofe, Gras v. Oriola, hier eingetroffen, um mündlich über die Lage der Dinge in Ko penhagen zu berichten. Sollte Heinzelmann Stellvertreter des Hrn. v. Scheel werden, so bleibt Alles beim Alten. Für diesen Fall geht Preußen ohne weitern Aufenthalt mit den nöthigen Vorlagen an den Deutschen Bund. Das Einzige, was jetzt noch den Dingen in Dänemark eine für Deutsch land günstige Wendung geben kann, ist eine Abdankung des Königs; je doch ist die Aussicht darauf nicht groß, da die Demokratie Alles aufbietet, den König von solchem Schritte abzuhalten. Ich hoffe Ihnen bald Näheres über die Lage der Ministerfrage mittheilen zu können. — Man schreibt der Neuen Preußischen Zeitung aus Kopenhagen vom 8. Mai: „Man darf cs als ausgemacht betrachten, daß wenigstens formell der Federung der deutschen Großmächte, betreffend die Vorlegung der Ge- sammtstäatsverfassung an die holsteinischen Stände, genügt werden wird. Es bleibt dann immer noch die Frage, wieweit die materiellen Zu geständnisse gehen werden; freiwillig wird man aber sicherlich gar nichts thun, vielmehr immer darüber aus sein, mit Scheinconcessionen davonzu kommen. Hr. v. Scheele wollte auch nachgeben; er sagte: die Stände kön nen zusammenkommen; aber — in diesem Jahre noch nicht!" — Die preußische Circulardepesche vom 2. April, betreffend die hol- > stein-lauenburgische Verfassungsangelegenheit, lautet nach der Kölnischen Zeituug: ...Infolge Ker letzten ablehnenden Antwort aus Kopenhagen, die Holstein- lauenburgische Verfassungsangelegenheit betreffend, habe ich mich durch den Cir- cularcrlaß vom 10. v. M. bereits vorläufig über die Auffassungsweise des hiesigen königlichen Cabinets ausgesprochen. In gleichem Sinne traten wir mit dem wiener Hofe über die fernere Behandlung der Sache in Berathung. Ueber den Erfolg derselben glaube ich Ew. re. am vollständigsten und zweckmäßigsten dadurch zu un terrichten, daß ich Ihnen eine Depesche des wiener Hofs vom 18. v. M., welche Graf LrauttmanSdorff vertraulich zu unserer Kenntniß zu bringen die Güte gehabt hatte, und unsere Erwiderung darauf vom 25. ». M. in gleich vertraulicher Weise beifolgend in Abschrift mitzutheilcn mich beehre. Wie Sic aus diesen Schriftstücken entnehmen werden, lebte der kaiserliche Hof, bei voller Uebcreinstimmung mit un sern Ansichten, doch zugleich der Hoffnung, daß das kopcnhagcner Cabinet sich jetzt bereitfinden lassen werde, die Stände von Holstein und Laüenburg zu einer außer ordentlichen Diät einzuberufen und denselben Gelegenheit zu geben, sich über die dermaligcn VerfassungSzuständc des Landes insoweit zu äußern, als die früher» ständischen Rechte durch dieselben Modifikationen erfahren haben. Der kaiserliche Hof schlug deshalb vor, der dänischen Regierung zunächst noch zu einer Aeußerung in dieser Beziehung Veranlassung zu geben, bevor die Sache an den Bund ge bracht werde. Wir haben unter solchen Umständen diesem Vorschlag unsere Zu stimmung gegeben und nur in Betreff der dabei zu beobachtenden Form diejenigen Modalitäten befürwortet, welche mein Erlaß vom 25. v. M. enthält. Hiermit hat der kaiserliche Hof sich einverstanden bezeigt, und demgemäß ist unsererseits dem königlich dänischen Gesandten, Baron v. Brockdorf, die entsprechende mündliche Er öffnung gemacht worden, wonach die Höfe von Berlin und Wien in Erwartung einer eingehenden Erklärung der dänischen Regierung noch drei Wochen warten werden, bevor sie die Sache eventuell an den Bund bringen. Gleichzeitig haben wir uns jedoch von neuem nach Wien gewandt, um für den Fall, daß das kopen- hagcncr Cabinet den gehegten Erwartungen dennoch nicht entsprechen sollte, schon jetzt im voraus uns mit dem kaiserlichen Hofe über die alsdann dem Bundestage zu machende Mittheilung zu verständigen, damit diese nach fruchtlos verstrichener Frist ohne weitern Verzug nachfolgen kann. Von dem Wunsche geleitet, unsere Verbündeten fortlaufend von dem Stande der Sache in Kenntniß zu erhalten, er suche ich Ew. rc. crgebcnst, der Regierung, bei der Sie beglaubigt zu sein die Ehre haben, von dem Inhalt dieses Erlasses in vertraulicher Weise Kenntniß zu geben. Berlin, 2. April 1857. — Dem Frankfurter Journal schreibt man untcrm 7. Mai von der Saale: „Am 5. Nov. d. I. werden es 100 Jahre, daß die Franzosen unter Sou bise bei Roßbach von den Preußen aufs Haupt geschlagen wurden, und es werden schon mancherlei Vorbereitungen gemacht, um das Andenken jenes Ereignisses würdig zu begehen. Ob auch militärisch und ofsicicll? ist bei den freundlichen Beziehungen der preußischen Regierung zur französischen noch sehr fraglich. Trägt man sich doch in höher« Kreisen mit der Hoff nung, Napoleon werde im Herbst nach Berlin kommen und dem beabsich tigten großen Manöver in der Provinz Sachsen beiwohnen. Den betref fenden Gemeinden selbst wird man die Begehung einer Feier eines so denk würdigen, als für Preußen ruhmreichen Tages kaum versagen können. Hat sich doch schon in Weißenfels ein Comitö gebildet und eine Einladung zur Theilnahmc an einer Vorfeier des Jubeltags der Schlacht bei Roßbach erlassen, wozu die Bürger von Weißenfels insofern beigctragen, als sie die von den Franzosen zerstörte Saalbrücke geschlagen haben, über welche Fried rich der Große am 3. Nov. 1757 nach Noßbach marschirte, um den preu ßischen Waffen unsterblichen Ruhm und der Nation einen der herrlichsten Siege zu erkämpfen. Gleichzeitig soll mit dieser Feier ein Erinnerungsfest an den 21. Oct. 1813 verbunden werden, an welchem Tage Fürst Blücher die Stadt von den Franzosen säuberte und zur Flucht über die Saale nö- thigte, deren Brücke sie hinter sich niedcrbrannten. Wieder waren es Bür ger von Weißensels, welche in so kurzer Frist eine Brücke hcrstcllten, daß Blücher noch an demselben Tage dem Feinde folgen konnte. Das zusam- mcngetretene Festcomile' gedenkt daher eine Sammlung zu veranstalten in der Absicht, «daß es möglich wird, den Nachkommen die Stellen durch Denksteine zu bezeichnen, an welchen die Brücken geschlagen wurden, über welche im Jahre 1757 Friedrich der Große nach Roßbach, im Jahre 1813 das Blücher'sche Corps nach Freiburg a. d. U. ging; ingleichcn auf dem Klemmbcrge ein Denkmal zu errichten zur steten Erinnerung an die zwei malige Rettung der Stadt aus großer Gefahr, woran sich die Erinnerung an zwei ewig denkwürdige Wellbegebenheiten, die Schlachten bei Roßbach und bei Leipzig, knüpft, in welchen Preußens Krieger sich unvergänglichen Ruhm erworben haben»." — Die berliner Bank- und Handels-Zeitung berichtet aus Breölau: „Vor einigen Tagen hat sich hier der vormalige Regicrungsassessor vr. Schneer (bekannt als Schriftsteller und als Mitglied der frankfurter Na tionalversammlung 1818/49) das Leben genommen. Man spricht davon, daß er in schlesischen Eisenbahnactien speculirt und durch den Rückgang der Curse Alles eingebüßt habe. Das Andringen der Gläubiger mußte zur Concurseröffnung führen und diese Katastrophe glaubte Schneer, der all gemein als vermögend galt, nicht überleben zu können." Hannover. Göttingen, 6. Mai. In der Nacht vom 4. zum 5. Mai haben Studirende den Versuch gemacht, die vor dem Geismar- thore hiersclbst belegene Wohnung des Oberamtmanns Zachariae zu dcmo- lircn, und zwar, wie die Hannoverschen Nachrichten vernehmen, deshalb, weil derselbe einem Wirthe in der Nähe der Stadt es abgeschlagen hatte, Tanzmusik in seiner Schenke, woselbst Studirende fast allein verkehren, zu halten. Thüringische Staaten. Ä Weimar, 11. Mai. Nachdem im Jahre 1815 die Ortschaften Geisa und Dermbach von dem damaligen fuldaischen Gebiet abgetrennt und dem Großherzogthum Weimar ein verleibt worden waren, hatte sich die großherzogliche Staatsregierung die Frage gestellt: ob man nicht von Seiten Weimars Anspruch auf einen
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