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Deutsche allgemeine Zeitung : 29.09.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185709292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18570929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18570929
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1857
- Monat1857-09
- Tag1857-09-29
- Monat1857-09
- Jahr1857
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 29.09.1857
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1952 und für ein« ganz« Weile ein winterliche- Ansehen angenommen hatten. (Auch auS Wien wird berichtet: „Die nahen Alpen de- Schneeberg- ha ben seit 20. Sept, bereits frischen Schnee; die Gipfel des Schneebergs selbst leuchten glänzend weiß von diesem Schnee.") Baiern. Zweibrücken, 24. Sept. Eine skandalösere Verhandlung als die, welche seil vier Tagen die hiesig« Assisensitzung ausfüllte, ist wol noch nicht vor Gerichten gewesen. Soeben wurde der angeklagte katholische Pfar rer Seiler von Eschbach wegen Nokhzucht, Verführungen >c. zu lebens länglichen Zwangsarbeiten verurthcilt. Alle protestantischen Geschworenen sollen vom Angeklagten rccusirt worden sein. Zwei andere katholische Geist- liche aus unserer Nähe, wovon der eine durch sein zuchtloses Leben und Treiben eine sehr reiche Person von Bliescastel ins Irrenhaus lieferte, sollen auf der französischen oder badischen Grenze wieder entsprechend wohl- placirt sein. (Frkf. I.) Württemberg, ttStuttgart, 26. Sept. Vorgestern Nachmittag Uhr traf Kaiser Napoleon hier ein. Alles wollte ihn sehen, und stundenlang vor seiner Ankunft hatte eine ungeheure Volksmenge den Platz vor dem Bahnhofe, die Schloßtcrrasse und den Schloßplatz besetzt. Allein nur einem kleinen Theil war cs vergönnt, ihn flüchtig zu sehen. Aus dem Bahnhof vom König, den königlichen Prinzen rc. empfangen, stieg er schnell in die bereitgehaltene Hofequipagc und fuhr mit dem König in geschloffe nem Wagen durch ein Spalier blitzender Säbel in das Nesidcnzschloß. Am Hauptportal desselben wurde er von den obersten Hofbcamtcn und den kö niglichen Adjutanten empfangen und in die für demselben bestimmten Ge mächer geleitet. Die erste Begrüßung der beiden Kaiser fand im hiesigen Residenzschloß statt. Um 5 Uhr fuhr nämlich der Kaiser von Rußland, von der kronprinzlichcn Villa kommend, am Residenzschloß vor und machte dem Kaiser der Franzosen den ersten Besuch. Hierauf war in den Ge mächern der Königin Familientafel, welcher außer den beiden Kaisern, dem König und der Königin, sowie der Königin der Niederlande, sämmtlichc hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen beiwohnten. Inzwischen wogte eine große Volksmenge auf dem hellerleuchteten Schloßplatz hin und her; Zeder hoffte noch, den Kaiser der Franzosen auf seiner Fahrt nach der kronprinzlichcn Villa bei Berg sehen zu können. Endlich um 8 Uhr rollte der mit zwei prächtigen Schimmeln bespannte Staat-wagen auS dem Schloß hofe — aber cs war wiederum ein verschlossener Wagen und noch über dies mit Cavaleriebcdeckung umgeben. Fort ging es im Fackelschein den Schloßgarten hinunter, der aber heute Abend dem Publicum verschlossen blieb. In der kronprinzlichcn Villa bei Berg fand um 9 Uhr das zweite Zusammentreffen der beiden Kaiser statt. Außer dem Kaiser der Franzosen hatten sich sämmtlichc fürstliche Personen und die hohe Diplomatie dorlhinbege- ben. Die Villa selbst war prächtig beleuchtet und auch der Weg, der sich Sü den königlichen Anlagen nach der Villa hinaufschlängelt, mit Tausenden von farbigen Lampen erhellt. Ebenso war das neue Mineralbad bei Berg großartig illuminirt und wurde dort von einer renommirtcn hiesigen Mi litärmusik zu Gunsten des größern Publicum- eine Italienische Nacht ge feiert. Gestern hielten wieder ganze Scharen Neugieriger die Umgebungen des Königsschlosses und des kronprinzlichcn Palais (in Stuttgart) besetzt. Endlich sollte ihre Neugierde befriedigt werden. Vormittags um 10 Uhr fuhr der Kaiser der Franzosen im offenen Wagen auf die Villa, um dem Kaiser von Rußland seinen Besuch zu machen. Der Kaiser Alexander hatte sich sodann in Begleitung des Kronprinzen und des Prinzen Alexander von Hessen nach dem königlichen Wildpark Solitude begeben, und der Kaiser Napoleon in Begleitung des Königs eine Fahrt nach den königlichen Ge stüten unternommen. So hatte das Publicum hinreichende Gelegenheit, bei dem Vorbeifahren durch die Stadt den französischen Kaiser von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Abends 6 Uhr war große Tafel in der Wilhelm« (bei Cannstadt). Die Auffahrt vom hiesigen Königsschloß bi- dorthin bot ein nicgeschencs Schauspiel. Die prächtigen Galawagen des Hofes, die stattlichen Gespanne, worunter sich besonders die stolzen vier Rappen des Prinzen von Weimar mit ihrem silberbcschlagenen Geschirr auszcichneten; aber vor allem der strahlende Schmuck der Damen, die glänzenden, mit Orden übersäeten Galaanzüge der Herren, diese Kaiser und Könige, Köni ginnen, Prinzen und Prinzessinnen, Fürsten und Fürstinnen rc., Aehnlichcs hatte der hiesige Schloßgarten und die dort versammelte Volksmenge noch nie erlebt. Von der Begleitung des russischen Kaisers nennen wir den Für sten Gortschakow und den Prinzen Alexander von Hessen; die hervorragend sten Personen im Gefolge Ludwig Napoleon'- sind der Graf Walewski und der Prinz Joachim Murat. Gestern Abend wurde die Kaiserin von Rußland und die Königin von Griechenland hier erwartet. Abends um 8 Uhr, als am Vorabende des königlichen Geburtstags, war in unserer Residenz großer Zapfenstreich, während zu gleicher Zeit der Himmel über der Wilhelm« in allen Farben glühte von der Pracht des dort abgebrannten Feuerwerks. Heute wird Kaiser Napoleon hier dem katholischen Gottesdienst beiwohnen. Das Welter ist fortwährend prachtvoll. Morgen findet , das cannstadter Volksfest statt. — Die Neue Münchener Zeitung schreibt über den Kaisertag in Stutt gart: „Kaiser Ludwig Napoleon Ul. und Kaiser Alexander U. reichen sich auf deutschem Boden die Hand. WaS ist die Bedeutung dieses Ereignis ses? Die Stimmen sind darüber getheilt. Während die Einen an Tilsit und Erfurt erinnern, an die Zeiten der tiefsten Erniedrigung Deutschlands, und theils drohend, jenseit des Rhein, theils warnend, dieSscit des Rhein, ihre Stimme erheben, sehen die Andern in der Zusammenkunft nur eine neue Bürgschaft des Friedens, eine sichere Gewähr, daß von nun an auch die letzten Spuren der Spannung zwischen den mächtigen Herrschern an der Newa und an der Seine getilgt seien. Wir vermessen uns nicht, für die eine oder andere Meinung uns zu entscheiden, denn Gott ist e-, der die Herzen der Könige lenkt, und Niemand weiß, was der morgende Tag bringt. Wir unsererseits haben nur Wünsche. So wünschen wir denn, daß die beiden Kaiser, welche sich gegenwärtig auf neutralem Boden ins Auge blicken, dcö Wohls ihrer Völker eingedenk und der eigenen Neigung entsprechend, wie sie durch unumstößliche Thatsachen aller Welt kund ge- worden, nur Worte des Friedens wechseln. Der Friede besteht aber nur, wo das Recht nicht verletzt wird. Wir hoffen und wünschen denn weiter, daß das internationale Recht, wie es durch die heiligsten Vertrag« f«stg«setzt worden, von den Cäsaren unversehrt gelassen werde. Es wäre ein Verken nen der Weltlage, insbesondere eine MiSachtung des öffentlichen Geiste- in Deutschland ohne Gleichen, wenn Napoleon oder Alexander sich mit Ge- danken trügen, welche im entferntesten an die Tage von Tilsit oder Erfurt erinnerten. Diese Zeiten sind vorbei. Das deutsche Volk ist sich seiner Würde, seiner geistigen und politischen Mission bewußt. Es achtet die Rechte anderer Nationen, ist aber ebenso eifersüchtig in Wahrung der eigenen. Und es würde sic verlhcidigcn mit Macht und Erfolg, sei cs, daß sie von We sten oder von Osten her angegriffen würden. Das «Theile und herrsche« hat, wenn wir uns nicht völlig über den Geist des deutschen Volks täu schen, seine Zauberkraft verloren. Deutschland ist nach außen ein untrenn bares Ganze und kein deutscher Staat wird seine Bundespflichten, seine Pflichten gegen den Geist de- Volks treulos vergessen, wenn es gilt, die Ehre des Vaterlandes und die Rechte der Bundesgenossen zu vertreten. Das ist auch der Trost der kleinern Staaten, welche weit entfernt sind, «ihr Geschick einem blinden Ungefähr zu überantworten». Ihr Compaß und ihre Karte ist die deutsche Ehre und das deutsche Recht. Gegen Bei des müßten in erster Linie die deutschen Großstaaten sündigen, wenn die Mittel- und Kleinstaaten nicht mehr wissen sollten, «wo sie Anker werfen könnten». Deutsche Ehre und deutsches Recht haben aber ihre würdigsten Vertreter in dem Kaiser von Oesterreich und in dem König von Preußen. Und wo wir Hinblicken, sehen wir keinen deutschen Fürsten, keinen deutschen Staatsmann, der nicht für Deutschland, seine Ehre und sein Recht, sich freudigst zum Opfer brächte." Hannover. Hannover, 23. Sept. Die officiösen Hannoverschen Nachrichten berichten aus Neuhaus a. d. O. Folgendes: „Einem Einge sessenen des hiesigen Amtsbezirks, welcher kürzlich um die Vermittelung der königlichen Gesandtschaft zu Paris behufs Erlangung der Napoleonischen Helena-Medaille schriftlich nachsuchte, ist jetzt sein Gesuch vom hiesigen Amt im Auftrag des Ministers des Auswärtigen mit der Eröffnung zu rückgegeben, daß die königliche Regierung sich nicht veranlaßt finden könne, für ein derartige- Gesuch zu intercediren." Kurhessen. Hanau, 25. Sept. In der heutigen zweiten Sitzung de- Geschworenengerichts wurde das Verfahren gegen die nichterschie nenen Angeklagten, jedoch mit Aussetzung des Urtheils, zu Ende geführt. Die nicht uninteressanten Zwischenverhandlungen über Ladung der Abwe- senden und die eingegangcnc Entschuldigung des in London krankliegenden August Schärtncr tragen wir in einem ausführlichen Bericht nach. Das Zeugenvcrhör (15 an der Zahl) wird am 28. Sept, beginnen; einer ist wäh rend der Untersuchung gestorben, vier sind nicht erschienen; die Aussagen dieser werden den Geschworenen vorgelesen. Die Hauptvernchmung der Angeklagten hat bereits begönnen, jedoch ist von Erheblichkeit noch nichts vorgekommen. (Frkf. I.) Hanau, 26. Sept. In der dritten Sitzung des Geschworenengerichts im Hanauer Turncrproceß wurde mit der Hauptvernehmung der Ange klagten fortgefahren. Unterbrochen wurde diese dadurch, daß sich ein bisher nicht erschienener Angeklagter, der Schlosser Böschen, sistirtc. (Frkf. I.) Thüringische Staaten. LI Weimar, 26. Sept. Die Anzeige der hiesigen kaiserlichen französischen Gesandtschaft wegen der St.-Helena- Medaille hat hier eine große Aufregung hervorgcbracht. Die Weimarer Zeitung, welche gleich am folgenden Tage in einem geharnischten Leitartikel das Schmachvolle des Anerbietens und noch mehr der Annahme nachwies, ist seitdem gefüllt mit Privatanzeigen, in denen die Entrüstung der „alten Krieger", welche diese Schmach von sich abzuwälzcn suchen, sich in starken Worten Lust macht. Der Nedaction wird für die kräftige und patriotische Besprechung der Sache von allen Seiten öffentlicher Dank und Beifall gezollt, und privatim haben sich selbst hochstehende Militärs mit tiefempör tem patriotischen Gefühl dahin geäußert, daß ein alter Soldat, welcher die Medaille annähme, nicht wcrth sein würde, ferner als Kamerad behandelt zu werden. Schwerlich mag irgendwo das verletzte Nationalgefühl sich ge gen die allerdings enipörende Voraussetzung, als könnten Deutsche sich heute noch dafür belohnen lassen, daß sie einst gezwungen gegen Deutsche fochten, so einmüthig und so stark ausgesprochen haben, und es steht nicht zu ver- mulhen, daß unter diesen Umständen die wenigen Verblendeten, welche wirk lich Verlangen nach jenem Bändchen im Knopfloch trugen (man spricht von 11 Gesuchen, die aus ganz Thüringen eingegangen seien), den Muth ha ben, ihr kindisches Verlangen zu befriedigen. — Dem Frankfurter Journal schreibt man von der Bergstraße vom 23. Sept.: „Jene «patriotischen» Männer in Deutschland, welche nach der St.-Helena-Mcdaille sich sehnen, suchen sich selbst mit dem Vorgeben zu täuschen, daß sie in Gehorsam und Hingebung für ihre Fürsten auf Seiten Frankreichs tapfer gestritten hätten. DaS war gexade die Zeit der großen Schmach für Deutschland, als Deutsche nach dem ihren Fürsten
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