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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 03.12.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-193212030
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19321203
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- Saxonica
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1932
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2^ 3. Vellaoe des MoGenviattks Mr Lsidvpau und Lrr srsekd s.nn«b-«-. s Vcz mb«» ^52 3um siebenten Las Menkerleben Lm Reisebrief aus Palästina von Dr. Hans Walter Schmidt. Ich war von Jericho die steinige Bergstraße durch die Wüste Juda gen Jerusalem heraufgeritten. Gleichsam als Ehreneskorte begleiten mich drei Krieger des Scheichs von Abu Dis. Dort drüben zur linken Hand, wie ein Adlernest an das rötlichgelbgraue Gestein geklebt, erscheint das Dorf Abu Dis, mein vorläufiges Reiseziel, wo meine Begleiter ihre Heimat haben. Höhlenartige Bauten, in den Fels hinein- gemeißelt, über- und nebeneinander, fast armselig zu nennende Wohnstätten von Menschen. Und doch wohnen hier Beduinen, die sich Wohl fühlen, denn es ist ihre Heimat. Abu Dis ist erreicht und damit das Ende einer roman tischen Reise in Begleitung einiger derer, die einstmals das Land erobert hatten. Stolz erhobenen Hauptes, trotz der eng lischen Mandatsregierung als freie Söhne Arabiens, als Benat el Arab sich fühlend, sprengten meine Begleiter auf ihren kleinen beduinischen Wüstenhengsten neben niir her. Nun nehme ich von ihnen und dem freundlichen Scheich Abschied. „Allah akbar, Gott ist groß", tönten die Worte der Moslemin an mein Ohr. „Neharak said, möge Dein Tag glücklich werden. Salam aleikum, chatrak, auf Wiedersehen! Allah akbar, Allah ist groß!" Da wende ich mein Pferd, um gen Jerusalem zu reiten. Noch tönen mir die Worte des Korans in den Ohren: La illaha il-Allah, Muhammedun rasulullah! Aber plötzlich ist alles zugedeckt, wie man ein Buch zuklappt. Eine andere Seite liegt offen vor meinen Augen, da steht geschrieben: „Und da sie nahe zu Jerusalem kamen, gen Betphage und Bethanien an den Oelberg, sandte Jesus seiner Jünger zween und sprach zu ihnen: Gehet hin.in den Flecken, der vor euch liegt/ Als ich mich umwendc, versinkt in meinem Geiste das ärmliche Araberdorf Abu Dis; und der Flecken Betphage, der vor fast zweitausend Jahren hier gestanden, erscheint an seiner Stelle. Dort drüben jenseits der Straße grüßen Gärten von Mandeln, Oliven und Feigen zu mir herüber, altertümliche Steinbauten, viele Wohl noch aus älterer Zeit. Das ist Be thanien, die Heimat des Lazarus und von Maria und Martha. Langsam klappert der Huf meines im Schritt gehenden Pferdes über das rasselnde Gestein. Hinter mir Betphage, rechts drüben am Fuße des Oelberges Bethanien, vor mir das hochgebaute Jerusalem, ein Hausermeer, eingeschlossen durch eine gewaltige, zinnengekrönte Mauer. Dort ist auch der Heiland hinabgeritten am heiligen Advent. Advents sehnen kehrt in die Seele ein, die sich in das große Geschehen vergangener Zeit versenkt. Hier ritt einst der Köni^ der Könige, nicht prunkvoll auf feurigem Renner an der Spitze einer reisigen Schar, um kriegerische Eroberungen zu machen, wie es sich die Juden vorstellten, sondern schlicht und von Herzen demütig auf dem friedfertigen Grautier, das die Jünger aus Betphage ihm heraufgeholt. Die Männer, die ihn begleiteten, strebten ein höheres Ziel an als Krieg, als Eroberung von Land, als Unterwerfung von Völkern. Das Reich dieses Königs war anderer Gestalt als die Reiche dieser Welt. Er wollte Kostbareres erobern — Menschenseelen. Dazu sollte sein Advent dienen. Zur rechten Hand fällt sanft das steinige Bett des Kidron baches ab, das zu dieser Jahreszeit ausgetrocknet ist. Links vom schmalen Wege erhebt sich düster drohend die Stadtmauer von Jerusalem. Gewaltige Quadern, ineinandergefügt und übereinandergetürmt, oben auf der Krone mächtige Zacken bildend — der steinerne Ringwall um Jerusalem. Stammen vielleicht einige dieser Riesenblöcke aus der Zeit vergangener Jahrtausende? Hat auf ihnen vielleicht beim Advent das erbarmende Auge des Erlösers geruht? Tort das goldene Tor! Noch massiger die Bausteine, noch höher die Mauer, noch gewaltiger und imposanter der Anblick dieser einst offenen Pforte, die von Moslimhand zugemauert wurde aus Besorg, nis, cs möchte ein mächtiger Feind hier eindringen. Stammen jene besonders großen Quadern noch aus herodeanischer Zeit? Es mag Wohl sein, und wenn sie reden könnten, dann würden sie vielleicht erzählen, was uns die heiligen Evangelisten aus gezeichnet — vom Einzüge Jesu in Jerusalem, von dem Schreien und Rufen des Volkes, das hocherfreut seinen König willkommen hieß: „Hosianna, gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!" Wie mag das Tal des Kidron zwischen Jerusalem und dem Oelberge dort drüben widcrgehallt haben vom Jubel des Volkes! Es breitete seine Kleider auf deu Weg und hieb Zweige von den Palmen und streute sie vor die Hufe des Tieres, das den Messias trug. Und Jesus ritt durch das Goldene Tor auf den Tempel platz, hinein zu gehen in das Haus, das seines Vaters war. Dort drüben jenseits der Mauer hinter dem Goldenen Tore, da gähnt jetzt eine öde Leere dem Beschauer entgegen — der wüste Tempelvlatz, bedeckt mit Geröll. Nur einige Oliven strecken wie flehend ihre Aeste mit dem graugrünen, bestaubten Blättern zum blauen Himmel empor. Und weit hinten erheb! ! sich ein mächtiger Kuppelbau, der Felsendom, die Omar- ! moschee, ein Heiligtum der Moslims. Wieder berühren sich ! hier Christentum und Islam — Hosianna in der Höhe und ' Allah ist Allah! Neu beleben sich in der Erinnerung die Worte des Scheichs von Abu Dis: Allah akbar, Allah ist groß! Aber lauter tönten jubelnd in der Seele die Adventsworw: Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Als der Herr zu Jerusalem und in den Tempel ging, erhob sich noch der Prachtbau des herodeanischeu Jehovä- tempels an heute wüster Stätte. Aber schwer lastete schon auf ihm und auf Jerusalem Jesu Weissagung: Siehe, euer Haus soll euch wüste gelassen werden! Auch der Bau des Tempels sollte zerstört werden, daß kein Stein mehr auf dem anderen bliebe. Das hat sich furchtbar erfüllt, als Titus Jerusalem dem Erdboden gleich machte. Leise, wie um die Ruhe schlafender Jahrtausende nicht zu stören, knirscht mein Fuß über den steinernen Schotter des Tempelplatzes. Liegt yier unter mir, vielleicht viele, Stiele Meter tief unter Schutt und Asche jener große Tempel der Juden mit seinen Vor höfen, dem Heiligen und dem Allerheiligsten mit der Bundes- lade? Dort drüben an der Klagemauer neben dem Tcmpel- platz weinen die Juden über das einstige Schicksal Jerusalems and des Tempels und ihres Volkes. Es sollte alles öde bleiben bis zur Ankunft des Herrn. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn. Betphage ist nicht mehr. An seine Stelle trat Abu Dis. Jerusalem, die heilige Stadt der Juden, wurde zerstört und ;ank in Schutt und Trümmer. Der Riesenbau des Tempels des Alten Bundes fiel zusammen in ein Nichts. Aber jener Advent des Welterlösers ist auch heute noch eine Kraft in den Menschenseelen. Anstelle des alten Jerusalems tritt das Menschenherz. Jesus, der Messias, klopft auch heute noch an das Tor dieses Herzens — insonderheit zur vorweihnachtlichen Zeit des Advent. Und alle Bedrängnis und alle Nöte im geistlichen und im wirtschaftlichen Leben müssen Weichen, wenn oer Heiland siegreich seinen Einzug hält. Nur die Freude bleibt; die jubelnd Jesu entgegenruft: Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, Hosianna in der Höhe! — Der GW Ramses und seine Wnen Frauen Von Frida Schanz. Wir sehen ihn, wie ihn Forschungen, Ausgrabungen und glücklich entzifferte Hieroglyphentafeln jetzt zum Greifen deut lich vor uns hingestellt haben: einen Jüngling, fast einen Knaben, dem das ungeheure Selbstbewußtsein schon aus der überragenden Größe und sieghaften Haltung der wohl gebildeten Gestalt, dem bezaubernd leisen Lächeln des hoch mütigen Mundes, dem knappen Bug des aristokratisch schmalen Nasenrückens spricht. Er ist sechzehn oder siebzehn Jahre alt. Der Knabenzopf fiel kürzlich erst unter der Schere des Hoffriseurs. Der Knabe rst jetzt König von Aegypten, ist einer der glückhaftesten Erben der Welt. Wir sind etwa im Jahre 1300 vor unserer Zeit rechnung. Der glänzende Seti I., zweiter Nachfolger des unbedeuten den, durch die Entdeckung seiner Grabschätze uns nahe ge- rückten Tutanchamon, ist nach kurzer Regierung voll strahlender Siege über Syrien und diese Siege verherrlichender Tempelbauten jung gestorben. Er hat Ramses nach dem Tod eines älteren Sohnes in feierlichen Zeremonien zum Nach folger geweiht. Der Pharao ist Sohn der Götter, Nachkomme des Osiris und diesem höchsten Gott am Tage des Gerichts verantwortlich für sein Harmeln und Tun. Durch Wertgefühl, durch praktisches sowie mystisches Wissen und Können wurde dieser von Priestern, Feldherren und Staatsmännern erzogene Knabe schon allein ein halber Gott. Seine Krönungsfeiern, zuerst im heiteren, palmen- «mrauschten Memphis, dann, um den gefürchteten Gottfürsten Ilmmon nicht eifersüchtig zu machen, in der alten Tempelstadt Lheben, haben stattgefunden; er ist unter einem Aufwand unerhörter Pracht und Festlichkeit regelrecht in die Familie der Götter, nun seine Familie, ausgenommen worden. Der Jugendliche fühlt sich in ungeheurem Abstand von der übrigen Menschheit. Seine Antrittsbesuche und Gaben- darbietungen in den Haupttempeln des freundlichen Min und des schrecklichen Ammon folgen nicht viel später. Mit Frauen und Kindern schifft er sich auf dem goldenbunten königlichen Rilschiffe ein. Zwei Gattinnen werden erwähnt, eine namen lose neben der mit Namen genannten, großen, ersten, einzigen Königin: Nofretari, — d. h. Tari, die Schön«, die Wunder schöne, die in weitem Abstand alle anderen überragend« Hauptsrau, das rechte, eigentliche Weib des jungen Pharao. — Di« Ehen der ägyptischen Könige sind Polygamien. Ein« reiche Anzahl herrlicher Prinzen und Prinzessinnen ist Sinn ! -nid Zweck der Pharaonenchen. Priester und hohe Vcr- ! waltuugsbeamte sind Pharaoucusöhue. Aber wir dürfen uns ! las Verhältnis von König und Königin im Grunde genommen ; )och als eine Art von Monogamie, eine Verbindung von ve- i sonders tiefer menschlicher Innigkeit und Zueinandcrgchör.g- § leit, denken. Nur Prinzessinnen von reinstem Geblüt, Töchter ! aus allerersten Fürstenfamilien kommen als „große Kö- ! niginnen" in Betracht. Die Familie kann nicht vornehm und ungemischt genug ! jein. Im Notfall machen die Könige die eigene Schwester zur ! Fran. Schwestern und spätere Töchter des großen Pharao ! werden neben den nur nach ihrer Schönheit ausgewählten ! Frauen in den Urkunden häufig als Nebenfrauen genannt. Aber sie, die eine, ist doch die einzige, die Gefährtin, die ; Höchsiverehrte. Ihr Name erscheint in den Urkunden neben i vem des Königs. In ihrem Stirnreif trägt sie die sonst nur j oom König getragene Uräusschlange. Was wir vom Idyllischen - ves Königslebens wissen, ist uns durch Echnaton, den große!, ; beseelten Revolutionär, der auch in dieser Beziehung den Bann ! brach, einmal kurz entschleiert worden. Wir dürfen das Rührendinnige und Genicßerischfrohe der El-Almarna- Familienbilder getrost auch auf die Ehe des Großen Ramses übertragen. Glücklich und lebensselig genug sieht die in Schönheit prangende Nofretari uns von dem entzückenden Abbild, das wir von ihr kennen, an. Es ist ein Totenbild, ein Relief aus ' ihrer Grabkammer. Die holde Gestalt, welche die binsenschlanke Totengöttin Isis sanft an der Hand von hinnen führt, ist jung, um einen Hauch rundlicher und fraulicher, als die jetzt in der ganzen Welt sozusagen Mode gewordene Nofretete. Alles an Tari, »er Wunderschönen, scheint menschlich, scheint wirtlich neben Ser mystischen Unwirklichkeit der dunklen Führerin. Das langflatternde, weitärmellge Gewand, die unter der hohen Krone auf die mächtigen, durch Schminkstriche noch ver- zrößerten Augen niederfallenden Locken, die zierlich ab gestumpfte feine Nase, — nichts davon ist Schema, alles per sönliches Leben. Seidenzartes Linnen von blendendem Weiß haben wir uns als Gewandstoft zu denken, dazu fein ziselierten Goldschmuck, Ketten in prächtigen Farben, aus blaugrünem Lmail, Smaragden, Saphiren, Karneolen, wie sie unser heutiger Modegeschmack den alten Aegypterinnen nachmacht. Wie Nofretari inmitten all ihrer Pracht, im Kreise ihrer prinzen unv Prmzesimneu, woyl gleich der einfachsten Söldnerfrau Sorge trug und auf die Boten geharrt haben mag, als der große Pharao mit seiner Riesenarmee zum Kampf gegen die Hettiter gezogen war! Die Botschafter sprachen von mühseligen Märschen durch stützenden Wüstensand, von den grünen Paradiesen Syriens and Kanaans. Tie Macht Aegyptens, das Leben des großen Pharao stand aus der Messerschneide. In der schon halb- oerlvrenen Schlacht von Kadcsch brach er rasend wie ein verwundeter Löwe in die Reihen der Gegner ein und gewann eine verspielte Sache so weit, daß, wenn auch kein vollendeter Tieg, so doch ein Friedensvertrag zwischen dem Pharao und König Mouwattal folgte. Der erste schriftlich ausgezeichnete Friedeusvcrtrag der Weltgeschichte. Vom Hcttiterkönig, auf silberner Tafel ein- zeritzt, in babylonischer Sprache, der Tiplomatensprachc der )amaligcn Welt verfaßt, dem Großen Ramses geschickt! In Bruchstücken noch heute vorhanden ist der dem Friedensschluß folgende Briefwechsel unserer schönen Königin rnd der Gattin des Hcttiterfürsten. Tic beiden hohen Frauen nannten sich „Liebe Schwestern"; die Hcttitcrin gab ihrer Freude über den schöncu Frieden und „die liebe Brüderschaft" »er beiden Könige Ausdruck. Nofretari schrieb darauf ein- Epistel, in de/ sie sich für den Gruß bedankte. „Möge der Sonnengott" (der höchste Gott der Hettiter) „Tein Haupt er geben und Dich froh machen! Und möge der Sonnengott den Frieden schön werden lassen und die schöne Brüderschaft zwischen den beiden großen Königen ewig dauern lassen!" Arme Nofretari! Sic ahnte damals nicht, daß die Bcr- »indung zwischen den beiden Ländern später noch eine viel imigere werden sollte! Ter Große Ramses war 50 Jahre alt. Ta traf ihn und mit ihm sein ganzes Land die schmerzlichste Trauer. Nofretari chicd aus dem Leben, bezog als fürstlich geschmückte Mumie, von fabelhaften Schätzen umgeben, das ihr lange bereitete Tempeltotcnhaus. Ihr Gatte hat sic nie vergessen, er hat sie lange beweint. Eine Lücke, die keine seiner vielen Frauen ausfüllcn konnte, weder die schönsten noch die ihm am nächsten stehenden, die eigenen Töchter, klaffte in seinem Prachtstrotzenden Leben. Allmählich dachte er daran, die Lücke zu füllen. Nur die Tochter eines ihm ebenbürtigen, ganz großen Herrschers, konnte wieder erste Frau von Aegypten sein. In Betracht kam va als einziger der Großkönig, mit dessen Vater er sich einst wild gerauft und »dann großmütig versöhnt hatte, Chattusil, der Beherrscher der Hettiter. Schnell entschlosien gab man der Werbung des Großen Pharao nach. Ein Spezialgesandter brachte sie nach Chattusat, Ser damals neuen hettitischen Residenz, staunend über deren Raumweite und klobige Ringmauern. Von der Seeseite her tarn gleichzeitig die Unterstützung seiner Werbebotschaft; eine lehr verführerisch sprechende Werbegabe: auf ägyptischen Schiffen schönes, ägyptisches Getreide, zur Stillung einer durch Mißernten im Barbarenland ausgebrochenen Hungersnot. Und nun wurde bie blutjunge Prinzesiin, die älteste Tochter des Königspaares, unter heißen Abschiedswünschen »on ihren so zärtlich liebenden Eltern ins ferne Aeghptenland reschickt. Ohne langen Aufschub; die Reise ist hart; die schlechte Jahreszeit steht bevor. Mau zeigt, was man kann und daß man wohl zu lebe» weiß: Großwürdenträgcr des Reiches und viele Hunderte vor Fußsoldaten begleiten das schöne Kind, Vierräderige Wagen mit herrlichen Pferden bespannt, mit kostbaren Tingcn be laden, folgen ihrem vornehmen Brauttvagcn. Gold- un! Silbergeräte reisen mit ihr über die schaurigen Berge; zarie wollene Stoffe, Kupferbarreu, kunstvolle Waffen und Haus geräte wandern mit; Herden erlesener Milchkühe, Ziegen und Schafe folgen. Die Reise ist lang und geht langsam vor sich, im Hirtcmempv, der laugen Piehkarawanc wegen. Nässe und Kälte treten ein. Tie kleine Schönheit, die so mir nichts dcr nichts aus dem warmen Nest gehoben und ins ferne, fremde Land verschickt wurde, hat beim Zug über die verschneiten, taurischen Hochpässe die Sache wahrscheinlich gründlich satt. Aber der kindliche Kummer wandelt sich in strahlendes Er staunen. Tie vornehmsten ägyptischen Würdenträger, Fußvolk und Kriegswagen harren in Syrien an Ser ägyptischen Landes- grenzc, um sie weiter zu geleiten. Laut und frohgelaunt be grüßen sich Aegypter und Hettiter, die Kriegswut von einst ist vergessen, Freund und Feind weiden sich in Erinnerung au einstige beiderseitige Tapferkeit. Ankunft in der ncuerstandenen Hauptstadt — RamseS- stadt! — Jubelndes Volk in allen Straßen, augcnblendende Pracht, vornehmer Glanz. Der große Ramses war ein Bau herr ohnegleichen. Die neue Hauptstadt, die er ins östliche Nil belta zum Schutze der Landcsgrenze hingcstellt, stand breit hingegossen, weiß nnd golden, von seidigblauem Himmel über spannt. Was waren die rohen asiatischen Städte gegen diese Pracht! Die kleine Prinzessin war Wohl schon sehr froh und sehr gehoben, als sie dem mächtigen Bewerber in seinem be rauschenden Königspalast zugeführt wurde. Ramses, die höchste Majestät mit dem Nimbus eines Gottes, der freundlich lächelnde, hochkultivierte, vornehme Mann, — nicht der blendendste aller jugendlichen Freier wäre gegen ihn aufgekommen. Unb der Große, Gewaltige sicht voll aufjubclndem Wohlgefallen ans die junge, liebliche Hcttiterin. Beglückt, ihre Jugenb und Schönheit für sich gewonnen zu haben, gibt er ihr den Namen Morgenröte. Eine Tempelinschrift von Jpsamboul und zwei von Karnak, aus dreitausendjährigem Schweigen zum Reden er- weckt, sind voll von ihrem Lobe. „Sic war dem Herzen dcS Pharao angenehm. Ueber alles liebte er sie." Ob bis zuletzt? Wir wollen annehmen, daß sie dem auf rechten Neunzigjährigen noch zur Seite stand und daß er ihre warme Hand noch fühlen konnte, statt ihre Mumie wie die der unvergessenen Nofretari und ber vielen vor ihm „in di« Sonne gegangenen" Frauen, Prinzen und Prinzessinnen im Totentempel besuchen zu müssen. Einhundcrtundzchu Söhne und siebzig Töchter halten ihm seine Frauen und Nebeufraueu geschenkt. Immer Rundschaft interessieren! Ntso: „fleißig inserieren"
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