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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 22.03.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-193503223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19350322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19350322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1935
- Monat1935-03
- Tag1935-03-22
- Monat1935-03
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Rr. k» Wochenblatt für Zschopau uud Umgegeub, Zschopauer Lageblat« uub Anzeiger Freitag, de« SS. März 19SS. ZfGopauer Hausfrau Mein Wirtschaftsgeld. Pater geht zu seiner Frau in die Küche. „Diese Woche kann ich dir nur 15 Mart geben, Mütterchen", sagt er, und er hat ein paar Sorgcnfalten mehr als sonst im Besicht „Ich muh die Schusterrechnung bezahlen,' der Mann sann nicht mehr warten." Der Mutter stockt der Atem. Einen Augenblick lang steigen Sorgen riesengroß vor ihr auf. 15 Mark? Es war schon mit 20 Mark knapp für 6 Personen! Natlos sieht sie dem Gatten ins Gesicht. Und da bemerkt sie, wie müde es ist, wie traurig die einst so strahlenden Augen sind. Er lei det, daß er den Seinen nicht meHr geben kann. UNd ist sie nicht sein guter Wanderkamerad, der ihm tragen helfen soll? Sie hat es ihm doch am Altar versprochen, daß sie mit ihm durch dick und dünn gehen will! So faßt sie sich. Zwingt sich ein tapferes Lächeln ab und sagt: „Na, mein Pati, dann hilft es nichts. So mutz cs eben mit 15 Mark gehen." Ein erleichterter Seufzer entschlüpft dem Hausherrn. Zufrieden begibt er sich in das Wohn zimmer, nimmt seine Zeitung und weitz nnnmchr alles in besten Händen... Mutter aber rechnet. Vier Mark für Brot. Fünf Mark für Butter, Margarine, Schmalz, Speck. Es gilt, jeden Morgen 34 Schnitten Brot zu bestreichen für den Vater und die Schulkinder. Dann sind unbedingt notwendig: X- Pfnnd Mischkaffee 5» Pfg., 1 Pfund Persil 76 Pfg., 2 Pfund Zucker 78 Pfg., 2 Pfund Haferflocken 88 Pfg. sdenn die Kinder essen jeden Tag, bevor sie in die Schule gehen, Haferflvckenbrei als erstes Frühstück». Was kocht die Mutter in dieser Woche? Eine Kardinalsfrage! Denn 3,68 Mark hat sie nur. Kar toffeln sind noch da — fein! Auch Salz ist noch vorhanden. Und Brotpapier. Für den Nähkorb darf in dieser Woche nichts angeschafft werden. Sonntag: Würstchen mit Kartoffelsalat 00 Pfg. und 5 Pfg. Essig. Montag: Bohnensuppe (Eintopf. 2 Pfund Bohnen sind noch da, fein!). Dienstag: Hackbraten mit Kartoffeln (60 Pfg. Hack, 10 Pfg. altes Brot». Mittwoch: Muskartoffelu mit Spccktunke. Donnerstag: Weißkohl mit Speck (Kohl 30 Pfg.». Freitag: Bratkartoffeln, Rührei (Eier 48 Pfg.). Sonnabend: Kartoffelsuppe mit viel Möhren und Zwie beln (Möhren 15 Pfg.). Es bleibt ein Nest von 50 Pfg.,- davon wird fünf Mal Liter Milch geholt. Wenn es gut geht, nichts dazwischen kommt, dann wird es klappen! Es ist gut, wenn man für solche schmalen Wochen einige Vorräte hat uud wenn es nur etwas Gewürz ist. Essig, Zwiebeln, Pfeffer. Mutter freut -sich, daß sic davon etwas hat und nimmt sich vor, stets dafür zu sorgen, wenn sie etwas mehr Wirtschaftsgeld haben wird. Ein Glück, daß die monatliche Lichtrechnung vergangene Woche bezahlt wurde und daß noch Briketts da sind! Aber das Kino, auf das die Kinder sich so freuten? ^^Loman yoa Eümunü Sadott 2 t. Fortsetzung. Der Weg führt durch die Gartenanlagen, die sich hinter dem Hause befinden, dem Walde zu. Von dem rückwärtigen Hauseingang gehen Laubengänge facher- j förmig nach allen Seiten aus. An einer übermannshohen Hagebuttenhecke nehmen sie ein Ende. Dicht dahinter be- zinnt der Wald. Als Herr von Dessow und Marleen aus dem Lauben- «ang heraustreten, sehen sie Georg. Er schlendert mutter seelenallein auf einem schmalen Fußweg durch das dichte Gestrüpp des Unterholzes und möchte sich nun anscheinend rasch vor den Augen der andern in Sicherheit bringen. Aber dazu ist es zu spät. Der alte Herr ruft ihn an: „Was treiben Sie sich hier herum, Oderoth? Suchen Sie Erdbeeren? Noch ein bißchen zu früh in dieser Jahres zeit!" Georg bleibt stehen. Er gibt keine Antwort, kommt zeit!" Georg bleibt stehen. Er gibt keine Antwort, kommt Sber langsam auf den Hauptweg zurück, der zu dem Schießstand führt. Von seiner ausgelassenen Heiterkeit, die bei Tisch ihn fetbst und seine Nachbarn mit fortriß, ist nichts übrig- äeblieben als ein mattes Lächeln, das Marleen mit Er barmen erfüllt. Die andern freilich lassen sich von diesem Lächeln tauschen und ahnen nichts Böses. „Er .spinnt!" sagt Stobbe. „Vielleicht macht er heimlich Gedichte über Waldesraunen und Waldeslust? Deklamier uns mal eins, Oderoth! Los! Wir singen dann den Kehrreim!" Georg lacht nur über Stobbes Worte, aber dieses Lachen hat einen gläsernen Klang. Dann marschiert er neben Marleen und Herrn von Dessow all der Spitze des Zuges mit. Herr von Dessow hat in einer Länge von etwa hundertfünfzig Meter eine schmale Schneise in den Wald roden lassen. An dem einen Ende befindet sich der nach vorn offene Schuppen mit dem Schiebstand, am andern der Scheibenstand, mit dem Kugelfang dahinter und dem „bombensichern Unterstand" für den Ansager. Dieses Amt übernimmt Baldrians Neffe, der schon Übung darin hat. Er legt seine Waffenlast ans den Tisch im Schuppen nieder. Baldrian ist inzwischen mit der Mnnitionskiste ein getroffen. „Nur er darf die Waffen laden!" ordnet Herr von Dessow an. „Ich werde ein höllisch scharfes Auge auf euch haben, daß ihr euch untereinander nicht umbringt. Und wer sich auf einer Unvorsichtigkeit ertappen läßt, fliegt 'raus aus dem Verein! Wer will anfangen?" Offenbar erwartet er, Marleen werde sich melden. Aber sie wendet sich gar nicht um, sondern spricht lei,e nm Georg. Als erste meldet sich Inge Schenck. Alle brechen in Gelächter aus. Sie hat sich selber eine Masse mitgebracht, ein niedliches, zierliches Ding, das wie ein hübsches Spiel- zeug aussieht. Der Griff ist mit Perlmutter verschalt; der kurze Lauf blinkt wie Silber. . . _ Nein, das geht nun nicht. Schade, es wäre eine feine Sache gewesen; „Durch Deutschlands Gaue", hieß der Filin. DaS hilft nun nichts. Dafür wird Mutter mit ihren Kindern einen Spaziergang in Wald nnd Feld und Heide machen. Erst sind die Kinder einsilbig. Das Kino spukt ihnen noch im Kvpfe. Aber dann sieht inan so viel Interessantes! Pst! Ganz leise... Seht ihr da auf der Waldwiese die drei Nehe? Oh, welch entzückender Anblick; wie sie erschreckt die zierlichen Köpfe heben und dann in hohen Fluchten davon setzen! Und dort ein HäSlein... Ganz gemächlich hoppelt Meister Mümmelmann dem bergenden Dickicht zu... Horch, da ist ein Specht. Hört ihr ihn klopfen? Die Sonne versinkt hinter den Tannen. Im Heim wärtsgehen ersinnt Mutter noch schnell ein Märlcin von den Waldvögeln; da ist das Kino vergessen. Sie selbst aber denkt abends beim Einschlafen, ehe sie die Hände zum Ge bet faltet: Wenn es bloß gut geht diese Woche — keines krank wird oder dergleichen! Nächste Woche wird cs hof fentlich wieder besser... * Warum Arbeitsdienst für unser Mädel? Der Deutsche Fraucnarbeitsdienst ist geschaffen, das deutsche Mädel auf den eigentlichen Beruf der Frau vorzu- berciten. In ihm bietet sich der Weg zur bewußten Erfül lung einer Pflicht gegenüber Volk und Vaterland. Das Mädel im Arbeitsdienst arbeitet im Sinne des Führers an dem Aufbau der Nation mit: In städtischen Arbeitsdienstlagern (für Hauswirtschaft und soziale Hilfsarbeit) haben die Dienstwilligen Gelegen heit, praktische Arbeit in der Hauswirtschaft und Hilfsarbei ten für die bedürftigen Volksgenossen zu leisten. In ländlichen Arbeitsdienstlagern bereiten sich die hier für geeigneten Mädel auf eine spätere Tätigkeit in der Land wirtschaft oder als ländliche Hausfrau vor. In Arbeitsdienstlagern für Siedlungshilfe bringen die Mädchen landwirtschaftlichen Siedlern Hilfe bei jeder Arbeit in Haus, Stall, Garten und Feld. Jede Arbeitsdienstwillige verpflichtet sich durch Eintritt in den Arbeitsdienst: während ihrer Dienstzeit ihre ganze Kraft einzusehen, um an der ihr zugewiesencn Stelle am Aufbau des national sozialistischen Staates mitzuarbcitcn; den Anweisungen ihrer Führerinnen zu gehorchen und die ihr übertragenden Aufgaben gewissenhaft und nach besten Kräften auszuftthren; allen Angehörigen des Deutschen Frauenarbeitsdienstes, die mit ihr im gleichen Ehrendienst für Volk und Vaterland arbeiten, eine treue Kameradin zu sein; durch gesittetes Betragen und tadellose Führung in und außer Dienst sich der Ehre würdig zu erweisen, dem Deut schen Frauenarbeitsdienst anzugehören und seine Tracht als Ehrenkleid zn tragen. » Grundsätze für die Berufsarbeit der Frau. Für die Praxis der Berufsberatung hat die Reichs- '„Na gut!" sagt Herr von Dessow. „Lade, Baldrian!" Sein Neffe schiebt eine riesengroße Scheibe aus dem Unterstand, und das allgemeine Gelächter wiederholt sich- Stobbe gibt Inge ernsthafte Anweisungen: „Am besten, Jngclein, du legst dich auf den Bauch, steckst den Kopf in den Sand — dann kann dir nichts geschehen — und knallst los! Irgend was trifft man immer!" Noch nie in ihrem Leben hat Inge geschossen. Auf geregt sieht sic zu, wie Baldrian den Streifen mit den sechs Patronen in die Kammer des Knaufes schiebt. Herr von Dessow nimmt ihm die Pistole ab uud faßt Inge unter den Arm. Sic gehen bis auf einige fünfzig Meter an die Scheibe heran. „Noch näher!" schreit Stobbe hinter ihnen her „Nan an den Feind, Inge! Setz ihm die Pistole auf die Brust!" Baldrian lädt noch einige Gewehre. Eins nimmt Stobbe, das andere Ml, das dritte Marleen. Sie ver stehen damit umzugchcn. Baldrian händigt sic ihnen un besorgt aus. Inzwischen erläutert Herr von Dessow der kleinen Inge, wie und wohin sie schießen müsse. Er entsichert die Pistole, gibt sie ihr und bleibt aus dem Sprunge neben ihr stehen. Stobbe ist hcrbeigekommen, um dc.s Ereignis aus der Nähe zu betrachten. .... Inge hebt den Arm, zielt, ur.d knallt mit scsi Zu- sammcngepreßtcn Augen los. Alles hinter ihr lacht. „Das Ding stößt ja!" ruft sie empört und betrachtet ihren rechten Handballen, der den Rückstoß zu spüren be kommen hat. „Habe ich getroffen?" Ja, sie hat getroffen! Baldrians Neffe meldet, daß er rechts oben in der Scheibe ein Loch entdeckt habe. Alle klatschen Beifall. „Noch einmal?" fragt Herr von Dessow. Tapfer schießt Inge zum zweitenmal. Aber jetzt trifst sie nicht einmal mehr die Scheibe, nnd, umheult von dem Hohngelächter der andern, gibt sie ihre Schießvcrsnche auf. Herr von Dessow sichert die Waffe. „Geben Sie das Ding Baldrian! Er soll's verwahren!" i Inge hebt den Arm, zielt, und knallt los. anstalt über die Berufsarbeit der Frau Leitsätze aufgestellt, über die im „Jungen Deutschland" berichtet wird. Neben der wirtschaftlichen Notwendigkeit, so heißt es dort, habe man den Eintritt der Fran in die Berufsarbeit sehr bald als eine Auswirkung ihrer persönlichen Freihcitsrechtc be trachtet. Unter diesem Schlagwort sei hauptsächlich die Er schließung der Berufe für die bürgerliche Frau erfolgt. Die voreheliche Berufstätigkeit der Frau sei zu bejahen, denn sie sei wirtschaftlich notwendig und als Schule von Zucht uud Ordnung charakterlich für die Frau wertvoll. Dabei feie» Leistungen anzustrcben, die sich als berufliche Ausge staltung der sonst von Frauen in der Familie vollbrachten Arbeiten darstellen. In dieser Hinsicht sei das Heraus kristallisieren von Berufen für die Frau noch nicht abge schlossen. Die Wirtschaft könne die Frauenleistung nicht ent behren, sic müsse sich aber mehr darauf einstellen, daß die Frau zunächst ihrer biologischen Aufgabe verpflichtet ist. Vor allem würden sich in der Landwirtschaft der Frauen berufsarbeit im ländlichen Schulungswesen und in der Volkspflege noch neue Möglichkeiten erschließen lassen. Eine Auslese von Frauen werde nach wie vor zum Hochschul studium zugclasien sein. Diese Frauen hätten sich bann aber besonders der Aufgabe der Mitarbeit an der Förderung der Entwicklung des völkischen Geisteslebens durch die Frau auf fraulichen Gebieten verpflichtet zu fühlen. Für die Frauen, die nicht heiraten können, werde Berufsarbeit stets als Lebensaufgabe in Frage kommen. Ebenso werde sic für viele ihres Ernährers Beraubte nach der Ehe wieder ent setzen müssen. Die Zahl der letztgenannten Frauen sei in folge des Krieges noch besonders groß. Sie werde sich aber allmählich vermindern, und da auch die nachrückcnden Jahr gänge solcher Anwärter schwach sein werden, würde der jetzt von der Frauenarbeit eingenommene Bereich wahrscheinlich groß genug sein, um auch den Beruf und das Bedürfnis nach solcher ein Leben füllender Arbeit zu befriedigen. Die praktische Hausfrau. D i c A u fb c w a h r u n g d e r W i n t c r k l e i d c r. Für die Aufbewahrung der Winterkleider ist nun wieder der Zeitpunkt gekommen. Eine Hauptsache ist dabei, daß man die zurückgelegten Sachen vor Ungeziefer, besonders Motten und vor Nässe schützt. Häufig wird empfohlen, die Klei dungsstücke in (frisches!) Zeitungspapier cinzufchlagen, wo durch Insekten, denen der Geruch von Druckerschwärze kein angenehmer Duft ist, ferngchalten werden. Vor Feuchtig keit hat man besonders peinlich Pelz- und Lederwaren zu schützen, von den letzteren hauptsächlich Glacehandschuhe. — Empfindlichen Naturen ist zu raten, nicht ohne weiteres die Wintcrsachcn mit den dünnen Sommersachen zn vertauschen und lieber sich noch ein Wollkleid zurückzubehalten. Denn so lieblich anch die Sonike lächelt und lockt, können doch noch kalte stürmische Tage eintreten, die ein warmes Winterhabit schätzenswert machen. Die „Eismänner" sind noch lauge nicht vorüber. Aber Baldrian hat gerade alle Hände voll zu tun, und Inge ist so erfüllt von ihren Taten, daß sie die Pistow einfach irgendwohin auf den Tisch legt. Jetzt treten Ml, Marleen uud Stobbe an; Stobbe als erster. Jeder hat drei Schüsse; Stobbe knallt sic rasch hintereinander ab und erzielt sogar ein recht gutes Er gebnis. Marleen folgt, schießt genau ebenso wie ihr Vor gänger — was alle für einen Zufall halten. Daun folgen ÜL und die andern. Den Preis in diesem ersten Vang erringt Herr von Dessow. Georg steht im Hintergrund des Schuppens. Nie mand blickt sich nach ihm um. Sogar Marleen hat ihn in ihrem Eifer vergessen. Lonia und Hanisch stehen neben den Schützen, verfolgen die Ereignisse. Hanisch notiert die Zahlen der Ringe. Georg sieht nur diese beiden: Lonia und Hanisch! Keinen sonst! Das kurze, scharfe Aufknalleu der Schüsse, das verhallend aus dem Walde zurückkommt, erregt sein Blut, peitscht ihn auf und läßt ihn doch sonderbar er starren. Er versinkt wie in einem Halbschlaf, und was er wahrnimmt, hat die gespenstisch übertriebene Unwirklich keit eines Traumes . . . Eins indessen gewinnt allmäh lich Deutlichkeit in diesem Traum: die kleine, zierliche Pistole, die Inge Schenck vorhin unachtsam auf den Tisch pelegt hat. Der Silberglanz des Laufes sticht schmerzlich in Georgs Augen. Währenddes knallen unaufhörlich immer wieder die Schüsse, hallt es unablässig im Echo aus dem Walde zurück. Niemand achtet auf die Waffe . . . Georg steht neben dem Tisch. Seine rechte Hand schiebt sich vor, Zoll um Zoll. Er blickt nicht hin; seine Augen starren unverwandt Lonia an nnd Hanisch. Seine Finger tasten über das splittrige Holz des Tisches, stoßen endlich an den Pistolcnknauf, umfassen ihn; sein Zeige finger sucht den Abzugshahn, der Daumen den Siche- rungsflllgel ... In dieser Sekunde wendet Lonia sich um. Ihre Augen sind groß aufgeschlagen, sind furchtlos und ruhig. In ihrem unbewegten Gesicht steht eine verwunderte Frage. Georg starrt sie an. Er Hai die Pistole mit seiner Hand bedeckt und zieht sie unauffällig näher. Entsetzt taucht er aus der abgründigen Tiefe seines Traum- Wieder empor. Da kommt Lonia um den Tisch herum auf ihn zu, langsam und gelassen. Sie spricht etwas, aber er versteh! cs nicht. Als sie nur noch zwei Schritte von ihm ent fernt ist, hält sie inne und lächelt. Der Anblick dieses Lächelns reißt ihn ins Erwachen Er dreht sich um und stürzt davon, läuft in den Wald, ver folgt von den aufknallenden Schüssen. Als er sich auf einer Bank im Garten des Herrenhauses wiederfindet, den Kopf zwischen den Händen, fühlt er unter den aufgestützten Ellenbogen in seiner Rocktasche etwas Hartes: die kleine, zwrlichc Perlmuiterpistole . . . Nach dem Schießen gibt es in dem großen Speise zimmer, dessen dunkle Wände mit Geweihen und alter tümlichem Jagdgerät geschmückt sind, ein Gelage. (Fortsetzung folgt.) ,
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